26.8.2017: Hangelsberg und Trebuser See
Nach zwei Stunden vom Alex bis Hangelsberg unterbreche ich genervt die Zugfahrt. Mein spontanes Vorhaben: Fürstenwalde mit Badepause in Trebus.
Für 45 ha Friedwald fehlt mir die Lust. Ich beginne oberhalb im rechtwinkligen Zickzack durch ein schnurgerades Wegenetz zu schlendern. Muss nur oft genug abbiegen, um die Vielfalt dieses Waldes genießen zu können. Maiglöckchen und Farne als seine Besonderheiten sind schon welkend. Auf allen Nebenwegen wuchert das Grün. Meine Schuhe waren für blühende Heide ausgewählt, im Nu bekomme ich nasse Füße. Wenn nur wenigstens der Weg weiter führen würde… Trotz „Friedwald“ (wieso, weshalb, warum plötzlich hier?) stehe ich vor undurchdringlicher Natur, schlage mich nach links durch dichtes Gebüsch.
Hinter einer feuchten Senke wäre wieder ein Parallelweg zu erwarten. Die Senke stellt sich als lang gezogener, einstiger Bachlauf (einst der Trebuser Graben?) heraus, durch genau einen Lebensraum von Wild. Ich schleiche parallel auf trockenen, deutlichen Pässen entlang. Es ist vorwärts zu kommen. Der Fuchs scheint hier Rehwild vom Luderplatz verspeist zu haben, die gebleichten Knochen haben eine zu stattliche Größe, um eigene Beute zu sein. Wie erwartet: ich kreuze einen der perfekten Hänsel-und Gretel-Wege aus Kies und weißem Staub. Nein, weder solchen, noch einen von den maschinengemähten zu den Ansitzen – verlockend in natürlichen Biegungen, doch man läuft im Kreis.
Also weiter auf tief gefurchten, überwachsenen Wegen und voller Brombeerschlingen. Die Gegend wird auffallend hügelig. HIER bin ich noch nie gewesen, obwohl ich schon häufig den Trebuser See aus dieser Richtung angesteuert habe. In feuchten Senken steckt mit Sicherheit Wild drin, zum Glück keine Anzeichen von Wildschweinen. Nur Wechsel von Rehen und Ausstiege vom Fuchs. Die Fäzes auf dem Weg dampfen fast noch: das war Beerenschmaus. Stehenbleiben ist unmöglich: Mit jedem Schritt störe ich Schwärme winzigster, durchsichtiger Insekten auf. Sirrende Gnitzenweibchen: die brauchen mein Blut für die Entwicklung ihrer Eier.
Ich bin in einen Kessel jetzt ausgetrockneter Gewässer geraten, vielleicht verbirgt sich noch ein Restgewässer. Ich schleiche umher und suche den Weg. Ein Hochsitz und einer der von mir ungeliebten Unterstände mit weit offener und trotzdem keinesfalls einladender Tür.
Das mache ich ungern und selten: Umkehr. Über einen völlig trockenen Bachlauf, dort endlich führt ein dammartiger Weg geradeaus. Bin knülle vom vielen Vor und Zurück, den Brombeeranken und dem tiefen, feuchten Gras: jetzt will ich nur noch den Waldrand erreichen.
Die Gnitzen verschwinden. Ich komme weit hinter Jännickendorf aus dem Wald, muss zurück, hügelig über Trockenrasen, nach rechts zum Kopfsteinpflasterweg 4 km bis Trebus, zum See etwas mehr. Der Name des fischreichen Sees (altslawisch zu Trebiti = Roden) ist erstmals 1285 nachgewiesen. Über einen Kilometer lang erstrecken sich einige kaum besuchte, kleine Badestellen.
Am Ende fließt ein kleiner Bach aus dem See, der in alten Forstakten „Hangel“ genannte „Trebuser Graben“. Dieses Hangelfließ ist Zufluss und Abfluss und mündete einst in die Müggelspree.
Wahrscheinlich bin ich anfangs durch genau den Graben trockenen Fußes gegangen.
Zuletzt noch einmal etwa 5km bis zum Bahnhof Fürstenwalde. Ich springe nach wahrscheinlich mehr als 25 km gerade noch in den Zug kurz vor 16 Uhr.
Zu Haus, auf der Karte sehe ich: mitten zwischen Löckmitztal und Trebuser Graben liegt das Forsthaus Plaat und ein Höhenzug, der Hangel, 1217 erstmals erwähnt als „hangende Berge“. Von einstigem Gewässer ist nichts zu erkennen. Ob das Haus noch steht, weiß ich nun nicht. Ruinen gibt es in diesem Forst und auch Wasser führende Gräben an denen urplötzlich die Wege enden, das weiß ich von früheren Wanderungen. Man muss alles nur wiederfinden…