Etwas Geschichte, etwas Gegenwart

objet nomades, high tech
objet nomades, mit Klick zum Bild © 2016

Die Ausrüstung der Handwerkergesellen einst auf der „Walz“ war schlicht: Stiefel, der übliche Alltagsanzug oder die Zunfttracht, Hut, Knotenstock, Wäsche zum Wechseln, einige Papiere zum Ausweisen, in jüngerer Zeit ist es das Wanderbuch für Stempel und Einträge. Messer, Löffel, Becher – Geld fürs Essen und Schlafen darf nicht ausgegeben werden, das ist Regel. Die wenigen Habseligkeiten wurden im „Ränzel“, Reisesack oder einem Schnürbeutel verstaut.
Ab und zu gibt es noch diese Tippelei im ursprünglichen Sinn der Handwerkszünfte. Ein Gruß daher in die weite Welt an die Schäferin Sarah + Biene und mit großem Dank für das Foto!

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objet nomades
objet nomades

Vieles für “Outdoor” wurde und wird aus dem Militärischen übernommen.
Bis in die siebziger Jahre hinein waren echte Berliner an ihren grünen Rucksäcken mit Lederschlaufen zu erkennen. Unweigerlich war der erste Gedanke: ja, der kennt noch die schlechte Zeiten von Hamsterfahrten und Kohlenklau. Heutzutage gibt es Internetseiten wie „Mundraub“. Und sehr östliche Neubürger fahren alte, längst zu Wanderwegen umfunktionierte Landstraßen mit Auto entlang, um mit Leitern und Teleskopstangen die Bäume radikal zu leeren.

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objet nomades, high tech
objet nomades, high tech – funzt aber nicht in Sonne

Ohne Multifunktionsgerät Smartphone ist heutzutage auch niemand mehr unterwegs. Sofern das Handy während des Wanderns eher in der Tasche bleibt, ist es sinnvoll. Für mich zähle ich zu diesen neuen „objets nomades“ das 65+ Ticket, ein Abo für so gut wie alle öffentlichen Verkehrsmittel in der Mark Brandenburg, denn ein offiziell genehmigtes Nachtlager ist auch im kleinsten Zelt teuer. Anheimelnde, wilde Gärten und Grundstücke sind inzwischen nicht nur in festen Händen. Das neue castle-home wird zu allererst auch mit festen Zäunen und Bewegungsmelder umgeben. Man hat mehr als ein Ränzel zu verlieren.

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objet nomades, tech
objets nomades, tech
Danke an Wandersportverein Rotation für viele Fotodoks!

Sichtlich unorganisiertes Wandern macht dem Häuslebauer wahrscheinlich nicht nur in Brandenburg Angst. Was mich traurig und bedenklich stimmt: die neuen Völkerwanderungen haben in der Mehrzahl das Ziel „Primarkt“ und „Mediamarkt“. Die Marken wechseln mit den Jahren. Die eine, schreckliche Wanderung bleibt wie die Kriegszüge in Mitteleuropa für mehrere Generationen das größte „Outdoor-Ereignis“ des eigenen Lebens, oft auch nur das aus den Erzählungen der Großeltern.

Frühjahr 2020


Outdoor-Mode in Zeiten von Coronavirus COVID-19

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