Großer Streit auf großer Wanderung. Lebensgefahr 2017 in der Sächsischen Schweiz? Aber am Osterfest dürfte sicher sein, dass Jäger nicht jagen, sondern essen, anderen Lüsten frönen und diese Warnung einfach nur vergessen haben. Oder? Als Gruppe verzichten wir auf den Waldweg und latschen Straße. Waidmannsheil!
Erinnerung an das Abitur-Aufsatzthema 1961 in der DDR: „Das Gewehr ist eine gute Sache, wenn es für eine gute Sache ist“, Bertolt Brecht. Angsthitze macht sich bei den gestellten Themen breit. Verzweifelt entscheide ich mich für den „guten Jäger“ und die kranken Waldtiere. An den Häuserwänden war noch zu lesen „Nie wieder Krieg“. Der 13. August 1961 kam erst in den Ferien (Erich hatte die Margot wohl frühzeitig instruiert).
Zwar gab es nach meiner unbedarften Fehlentscheidung Bewährung in der Produktion und nach vier Jahren gehörte ich zur „Arbeiterklasse“, aber weder für die Staats- und Militärforstwirtschaft der DDR noch für einen Jagdschein war das ausreichend, allerdings für adäquat Attraktives.
Im jetzigen Leben hole ich Natur und eine abgespeckte Forstwirtschaft nach. Dass allerdings ausgerechnet die Brunftzeit die beliebteste Jagdzeit ist, habe ich erst spät erfahren. Und es ist absolut nicht so, dass der schönste, der kräftigste, der potenteste Platzhirsch geschont wird: 17.9.2018 zur Situation im Staatsbetrieb Sachsenforst bei Eibenstock, Ziel meines herbstlichen Bergwaldprojektes 2018***. Den Tatbeständen wurde dort aus Sicht der “naturgemäßen Jagd” nicht widersprochen, sie wurden nur positiv interpretiert. Da möchte ich als Frau nicht weiter bohren. Könnte sein, dass die Brunft gleich bedeutend mit einem Orgasmus gefühlt wird. Dann nicht nur ein klein wenig, sondern ganz zu sterben haben sich wohl schon immer sogar die besten unserer Spezies gewünscht. Alles gut. Denkbar wäre auch: dieses Fleisch schmeckt hammergeil. Ich kann es nicht prüfen: zur Zeit – Okt.2018 – kostet der Hirschgulasch z.B. in der Niederlausitzer Waldschänke “Am Forsthaus” runde 18 Euro :(( Wiederum als Frau sage ich mir: billig, billig für ein markantes Stück…
Dazu passend der Roman von Olga Tokarczuk: „Der Gesang der Fledermäuse“, aus dem Polnischen von Doreen Daume, Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2011 und ab 2018 im Kino unter dem Titel “Die Spur” von der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland.
***Nachtrag vom 15.10.2018: Dass der Waldumbau mit Weißtanne und Buche im Forstbezirk Eibenstock ohne Zaun, d.h. kostengünstig, geschehen kann, ist ein “Erfolg der konsequenten Jagdpolitik im Forstbezirk”. So weit so gut. Wieso wird solche kostengünstige Möglichkeit dem Landwirt bei der sich rasant vermehrenden Wolfspopulation nicht zugestanden? Der soll sich sowohl teure Zäune als auch teure Pyrenäenhunde leisten. Wer in seinem Revier oder in seiner angestammten Landschaft bisher keine drei Rudel auf der Fläche und nur einmal ein Einzeltier gesehen hat, sollte abwägender diskutieren. In der Mark Brandenburg wurde mit einigen “wolfsfreien Zonen” bereits umgedacht. Aber das wird sich auch noch herumsprechen.
Nachtrag vom 21.12.2018, pünktlich zum weihnachtlichen Wildbraten und der besten Hirschsalami der Welt (nur auf dem Weihnachtsmarkt Berlin, Alex – direkt vor Galeria) ein Nachtrag aus der Rhein-Neckar-Zeitung, 19.12.2018, Drückjagd in Südhessen auf Wildschweine (ich erinnere: Schweine sind uns so ähnlich, dass sie als menschlicher Organersatz dienen): “…unbekannt ist, wie viele Tiere bereits mit dem ersten Schuss erlegt worden sind oder sich schwer verletzt durch den Wald schleppen…” etc. etc.
Ab und zu erreichen mich Kommentare nicht mit dieser eingebundenen Funktion. Hier mit Klick anzusehen eine rechtmäßig erworbene und mir zugestellte Postkarte des Gerhard Haderer. Und es gibt bei Haderer noch mehr Aktuelles zu den Lüsten der Jäger.