Den großen, weißen Brief, handschriftlich die Adresse, ohne Absender, hatte ich müde gestern Abend beiseite gelegt. Wahrscheinlich die Einladung zu einem Klassentreffen.
Auf dem Rhin hatte ich mir so viele Gedanken gemacht, was ein guter Titel sein könnte zu diesem Flüsschen und der Herbstsonne, die das Wasser kalt und farblos weiß glitzern lässt, dass mir nur wenige Fotos gelingen.
Auf der Spur der dahin fließenden Blätter… Das Leben ist ein Fluss, ja, wie dieser naturbelassene Rhin. Ich gleite, hänge fest, irgendjemand hat mir den Weg freigeschnitten. Schattig ist es oder sonnig, still vor allem. Herbstlich schon. Im Sommer, Anfang Juli zur Zeit der starken Regenfälle war der Rhin wild.
Die Fotos von diesen in der Strömung treibenden Gräsern und von den vor mir dahin fließenden Blättern waren mir am wichtigsten: Rheinsberger Rhin I.
Danach öffnete ich den Umschlag. Das war so unerwartet, so schockierend, so unbegreiflich wie es eben nur der Tod sein kann. Plötzlich sind meine Gedanken auf diesem Fluss wie eine Ahnung, niemals jedoch diese.
Und wie das Wasser mein Boot an den schönsten Stellen einfach weitergetrieben hat, so habe ich völlig unvorbereitet jemanden ganz Seltenes in meinem Leben verloren, eine wunderbare, unersetzliche Brücke zu meiner Vergangenheit. Ich verstehe es nicht. Es tut unendlich weh.
Nach dem Rhin ging es von Zippelsförde nach Lindow (Mark), vorbei an Gudelack- und Wutzsee; auf dieser Wanderung machte ich keine Fotos. 30.9.2017: nur für dieses ging ich noch einmal ein paar Schritte zurück, irgendwie mit ungeordneten Gedanken.
1.Oktober 2017