BERGWALDPROJEKT
15. – 21. Oktober 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz
Schocktherapie für Fleischesser?
Achtung: das Bergwaldprojekt ernährt seine Teilnehmer vegetarisch (Käse und Milch erlaubt) bis vegan!
Was für ein Stilleben! Das ist quasi holländische Malerei des 17. Jahrhunderts: der Tierkadaver als Vanitas-Motiv (gedenke der Sterblichkeit allen irdischen Lebens). Ich denke an die Billig-Fleischtheken unserer Supermärkte: ohne Ehrfurcht; Schlachten und schlachten – was für ein Unterschied kann das sein!
Und ein Blick hinter die Kulissen – die drei (plus Hirsch, zwei Rehe, mehr nicht!) Borstentierfleischpakete sahen einfach nur SEHR gesund aus. Und noch dezimiert der Wolf nicht das Wild in diesen Sachsenforsten. Die Entnahme geschieht gezielt zum Erhalt des Waldes – versuche ich zu glauben…
Hier bei der Jagdgenossenschaft wird täglich das Trink- und Kochwasser geholt: etliche sau-schwere (nomen est omen / vorstellbar, auch wenn das Schwein auf dem Bild ein Eber ist) Kanister; das Abwasser wird später in einem Tank gesammelt.
Das Bergwaldprojekt stellt für jeden Einsatz eine Köchin/einen Koch bereit. Trotz Ankündigung bedeutet eine Woche vegetarisch essen für manche Teilnehmer einen Schock. Der vergeht. Um den exquisiten Luxusvegetarier-Speiseplan während dieses Bergwaldprojektes exakt aufzuzeichnen, würde ich Nachhilfe brauchen. Stets alles farblich und geschmacklich aufs Feinste abgestimmt… der speisen-zaubernde Edoardo*** ist allerdings auch im richtigen Leben Komponist…
1. Raffinierter Blattsalat, Oliven dazwischen; Bulgur und Linsen (syrisch); als Nachspeise???
2. Bunter Gemüsesalat; grüner, runder Kürbis + Käse in Reis; Schokoladenpudding
3. Leuchtend hellgrüner Hütchenblumenkohl (Romanesco), Fenchelgemüse, Gemüse-Couscous; Eierkuchen mit Apfelmus, sattdunkle Schokosoße mit Zitrone abgeschmeckt
4. Salat; rote Linsen und Reis, dunkelorange gebackene Kürbisscheiben; weiße, leckerste Schlabberkonsistenz?
5. Salat; dunkle, dicke Gemüsesuppe; Birne mit Schokolade überzogen
6. mein Gott, das war soooo lecker wie ein Geschenk des Himmels zum 20.10.
Mittags wird auf offenem Feuer eine Suppe gerührt.
Um Irrtümern vorzubeugen: zum Abnehmen ist ein Bergwaldprojekt NICHT geeignet. Die Arbeit macht hungrig. Im besten Fall wandelt sich einiges Fett in schwereres Muskelfleisch um.
Und bei obiger, abendlicher Speisekarte mit dem mehrgängigen Überraschungseffekt isst jeder sowieso mehr als gewöhnlich…
Zu erfahren war in diesem BERGWALDPROJEKT (→ Fortsetzung) darüber hinaus alles über Bienen, einschließlich Honig und – mit überzeugender Verkostung wohlweislich am letzten Abend – über den hochprozentigen, seltenen Honigschnaps. Nun genieße ich und heile mich seit Sonntag auch hier in Berlin jeden Morgen mit diesem Sommersonnenprodukt. Honig, nicht Schnaps!!!
***The last 273 seconds (2010, John Cage in memoriam)
und Esercizio di Levitazione (2012)