25. März 2018
Von Pillgram aus zu den Biegener Hellen, durch Feld und Wald zum Helenesee, am Durchstich “Kongo” bis Katjasee und nach Finkenheerd: eine 25 km-Wanderung des WSV Rotation Berlin mit Eckhard Knauer
Richtung Süd in der Sonne
Erster Höhepunkt: ein Ende des 16. Jahrhunderts erbautes Vorlaubenhaus, das den Dreißigjährigen Krieg angeblich schadlos überstanden hat. Einst bäuerliches Wohnhaus, war es zugleich Herberge, Dorfkrug sowie Umspann- und Postkutschenstation. Auch wenn es jetzt so einzigartig aussieht: trotz Tagebau-Industrie findet sich allerorts noch sorbischer Holzhausbau bis hin zu den verwandten Umgebindehäusern. Wer Dürers Dorfansichten in Erinnerung ruft, wird eingedenk unserer Restaurierungs- und Wiedergeburtsmanien all zu viel Authentizität mit Vorsicht genießen.
In der weiteren Umgebung Relikte “modernen” Bauens. Das Wozu des martialisch abwehrenden L-Platten-Schutzwalles ist an diesem Ort nicht auszumachen. Wir stolpern über zerfurchte Flächen in den Wald.
Gesichtet werden zwei Rehe und zum Greifen nahe eine Horde Borstenvieh. Dem Hund ist es anzusehen: eine wildreiche Gegend. Nicht nur Wölfe, sogar Elche ziehen in der Lausitz gern ihre Fährten.
Und zur Belebung meines Berichtes diesmal nicht nur datenschutzgerecht die Gruppe von hinten, sondern genehmigt und fotogen ein Beweis für fröhlich begeistertes Wandern entlang der himmelsblau leuchtenden Seen – die eigentlichen Ziele der Wanderung.
Die Biegener Hellen
Biegener Hellen wird eine schmale Senke südlich von Pillgram bezeichnet, in der sich sieben eiszeitliche Wasserlöcher bis hin zur Größe eines lang gezogenen Sees wie Perlen aneinander reihen. Diese „Höllen“ im Höllengrund verdanken der Überlieferung nach ihre Entstehung dem Teufel. Umgangssprachlich setzte sich „Helle“ durch – eine kleine Lautverschiebung, mit der vielleicht allzu konkrete Schrecknisse gebannt wurden? Es blieb ausreichend Grusel für die badenden Kinder aus den umliegenden Dörfern: Blutegel en masse und fesselnde Stängel von Seerosen – so jedenfalls der Bericht einer hier gebürtigen Mitwanderin.
Der Helenesee
An sieben Höllen musst du geh’n,
sieben dunkle Seen übersteh’n,
siebenmal wirst du ganz knülle sein,
aber dann kommt der Helene Schein ;)))
Wird mir → Karat das verzeihen??? Wem mehr oder besseres dazu einfällt – bitte. Zusammengefasst: der Blick auf den See – schööön in dieser Jahreszeit. Der Blick nach rückwärts in die Monokultur des Waldes – lieber nicht.
Offenes Ende
Die wenigsten unterscheiden hier und heute noch zwischen den eiszeitlichen Seen und den künstlich entstandenen Tagebau-Seen. Doch an den hohen Ufern von Helene- und Katjasee wird noch immer vor Rutschungsgefährdung gewarnt. Fast völlig frei gelegte Baumwurzeln halten wie durch ein Wunder an steil abfallenden Rinnen dürre Kiefern. Wer kurz einmal nur in Farbe denkt, könnte sich vielleicht vom Schwarz der Schatten auf meinem Foto an das zurück liegende Braunkohlen-Desaster erinnert fühlen. Ob die → Umgestaltung der Lausitzer Landschaft in unzählige Badeparadiese wirklich folgenlos für die Umwelt insgesamt und das Land zwischen Oder und Spree endet, ist noch nicht erwiesen. Unsere Tour jedenfalls endet wahlweise mit Fisch aus dem Wasser, mit hefigen Zusatzstoffen im Wasser – hoffentlich folgenlos – oder gleich unter dem unendlichen Flachlandhimmel am Bahnhof.
Die Bilder sind für bessere Qualität mit Klick zu vergößern.
Danke für die tolle Beschreibung der Biegener Hellen. Dieser Begriff begleitet mich seit Kindertagen. Von 1946 – 1956 habe ich westberliner Stadtkind meine großen Ferien in Biegen bei den Großeltern verbracht. Es war immer wunderschön. Nun werde ich endlich auch die Biegener Hellen besuchen.
Nochmals danke.