14. April 2018
Bevor die Hexen in der Nacht zum 1. Mai durch die Wälder fliegen und dem dann welkenden Bärlauch die Kraft nehmen, schnell noch in den Schimmerwald von Stapelburg! Dort entdeckte ich nach meinem Bergwaldprojekt nicht nur den Bärlauch, sondern auch den “Jungborn”. Bepackt wie ein Harzer Kiepenweiblein war ich von Sankt Andreasberg hinunter gewandert zum Bahnhof Ilsenburg.
Hexerei und Heilsversprechen locken schon wieder in den Harzer HEX!
Stapelburg

Der Frühling platzt aus allen Knospen. Geradewegs vom Bahnhof Stapelburg geht es diesmal zur weithin sichtbaren Burgruine. Den kleinen Kegel weit umrundend, ist der reguläre Weg trotzdem schneller als gezerrt und gezogen von einigen Kilo Löss.
Auf der → Stapelburg sind die Vorbereitungen für die Saison der Ritter und Biertrinker im Gange. Ich schwöre: die Reise lohnt bereits!










Alles Getränk verschmähend, wird mir jenseits der offiziellen Kellereröffnung → ritterlich ersatz- und ausnahmsweise eine historische (Vorsicht Waffengesetz!) Niederwildfalle vorgeführt. Der Begriff “Totschlagfalle” wird freundlichst vermieden. Vom unvorstellbaren Effekt am Beispiel eines Schaufelstiels bin ich höchst beeindruckt und → eingedenk anderer Fuchs-Tode (z.B. Betonrohrfalle? – die hatte ich ahnungslos ignoriert) nachträglich umfassend informiert. Die alten Geschichten von Wilderer- oder Förstertoden bekommen eine andere Dimension.


Der Grenzweg bis Jungborn und der heilende Bärlauch

Ein großes, gelbes G
Hinter Stapelburg und Denkmal zur Maueröffnung liegt unmittelbar vor der Straßenbrücke der Zugang zum „Grünen Band“, Grenzweg einst zwischen zwei deutschen Staaten, jetzt im Harz zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Als Pfad quert er an der Bahnbrücke über die Ecker die seit 1955 stillgelegte Strecke Bad Harzburg – Stapelburg – Ilsenburg – sogar noch mit Schienen, nach einer Info von W. Pagel, WSV Rotation Berlin mit Eisenschwellen – was es alles gab…!!!
Flächendeckend begleiten Bärlauch und Buschwindröschen.






Taufrischer → Bärlauch jetzt zwischen meinem Knäcke: die Gifte strömen aus dem Leib; mir wachsen Bärenkräfte. Gestärkt lasse ich den verrufenen “Schimmerwald” mit seinen Menschenfresser-Räubern* und der später noch schlimmeren Luftmunitionsanstalt aus. Der Weg biegt auch gleich zum “Jungborn”, dem heiteren Areal der berühmten, einstigen Kur-und Heilanstalt des → Adolf Just. Nicht den obigen Link zum “Bärlauch” vergessen – es gibt in einem früheren Beitrag Weiterführendes!




Beidseitig das Eckertal und vergeblich ins Große Zwießeltal

Bis wohin darf ich mich von der knappen Zeit zwischen den beiden einzigen Zügen des HEX treiben lassen?
Fluss aufwärts und linksseitig schreckt der geradlinige Posten- und jetzt Radweg.
Richtung Bad Harzburg: dieser Weg zur Rabenklippe zweigt zu weit entfernt in den Bergen ab.
Aber es ist Wochenende. Nichts fährt im Eckertal zur Papierfabrik, sogar der Planwagen vom “Waldcafé Eckernkrug” biegt ab. Irgendein alter Wanderweg muss sich doch an der Westseite der Ecker finden lassen! Muss nicht. Steinschlagwarnung und steiler Hang mit bindfadendünnen Quellbächlein rechtsseitig. Linksseitig das tiefe Tal der Ecker bis zum Tor der Papierfabrik. Schluss und aus. Es bleibt nur eine steinige, abschüssige Kletterpartie längs, dann in einem trockenen Bett steil hinauf zum still gelegten Wehr im künstlichen Lauf vom Stöttertalbach. Auch der liegt – zurückumgebaut – hier trocken. Das Brauchwasser wird weniger auffällig abgezapft und der Dammweg ist vergessen. Irgendwann wird der wilde Abgang hinunter zur Ecker geradezu erholsam. Das hat Zeit gekostet. Rabenklippe und Luchsgehege dürften bereits überlaufen und überradrennt sein.




Ich entscheide für den im Vorfeld auf der Karte ausgespähten Wanderweg durchs Große Zwießeltal. Läppische 6 km bis Ilsenburg. Der Wegweiser ist zwar tütenverschnürt, doch solche Forst-Vorsichtsmaßnahmen sind üblich. Es ist windstill und sonnig, anfangs etwas “grenzwertig”. Romantisch schlängelt der Weg am Bächlein – allerdings aufwärts.
Plötzlich auch baumauf. Endlos. End-end-endlos dicht an dicht die Stämme bis zum Taleinschnitt zwischen den Bergen am Horizont…








Auf dem Besenbinderstieg nach Ilsenburg
Gescheiterter Versuch, mit wenigstens 3km/h weiter zu kommen. Hier wird es auf Jahre hinaus keinen Weg mehr geben. Also doch den Postenweg zurück Richtung Jungborn, vorbei am Rest einer mittelalterlichen Erzschlackenhalde. Ihrer Giftigkeit sind nur schwermetalltolerante Krustenflechten, Strauchflechten und Moose gewachsen. Früher auf natürlichen Erzlagerstätten, muss jetzt der geschützte Haldenbereich frei gehalten werden für diese Seltenheiten.




Kurz dahinter zweigt der Besenbinderstieg Richtung Ilsenburg ab – unbedingt dem breiten, langweiligen Ilsenburger Stieg vorzuziehen!
Durch den frühlingshaften Buchenwald plätschern die Bächlein derzeit gern auch im Weg. Kaum zu glauben, wenn von einer sommerlichen Hitze 1845 erzählt wird als alle Quellen versiegten und Tiere und Menschen verschmachteten.
Nach 2,5 Kilometern liegt Ilsenburg zwischen saftigen Weiden im Tal.

Es war ein wunderbarer Frühlingstag. Aber das Wandern blieb mir beim Aufstehen eigentlich im Hals stecken. Nachts um 3 wurde Damaskus völkerrechtswidrig bombardiert. Gibt es keine Frühlingsblumen, keine Baumblüten in den Regierungsgärten dieser Welt?
*Leider ist → diese gruslige, aber glaubhafte Sage (als wahrscheinlich neues Fenster – popup funzt nicht!) in voller Länge nur gedruckt zu finden.
Die Bilder sind mit Klick zu vergößern.