21. April 2018
Solo zum Anbaden im Liepnitz- oder Hellsee – mal sehn…
Die Drei Heiligen Pfühle
Am denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude Wandlitzsee, an Villen ebenfalls der zwanziger Jahre und diversen Schnuckelhäusern vorbei. Wer hier wohnt und lebte vor – und vor – Joseph Goebbels Landsitz „Bogensee“ würde mich interessieren. Das alte Wirtshaus „Versunkene Glocke“ blinkt so privat neu, dass ich es kaum identifizieren kann. Erst wo die Straße in den Buchenwald abbiegt, geht es dicht entlang an zumindest zwei der Pfühle. Abseits ein Graben und Brückenbrett zu Anglerparadies, eingezäuntem Besitz, Feld und dahinter ganz verborgen ein paar kleine, bewaldete Kuppeln. Ein Reh springt vor mir auf – so nah und riesig – mit drei, vier Sprüngen Richtung Moor und Sumpf. Dort ist alles heiliger Zauber.
Fixiert an Zeichen gelingen Naturerlebnis und Freiheit selten.
Regenbogensee und Liepnitzsee
Zivilisiert beschuht geht für mich nichts quer hinüber. Zurück übers Brett und auf leisen Sohlen jenseits der blauen 66-Seenwander-Punkte zum Regenbogensee. Das schallende Froschkonzert und mein Lauern auf die springende Spezies finden ein jähes Ende – Wandergruppe in Sicht. Die Entscheidung fällt leicht: einsam hoch zum Steilufer Liepnitzsee. Die wenigen Badestellen sind bereits belegt. Die Fähre kommt, ach was – das Stück Straße nach Ützdorf überrenne ich, ebenso den trockenen Kiefernwald Richtung Lanke, unter der rauschenden Autobahn hinweg und am textilgesitteten Oberseeufer im Eilschritt vorbei.
Manchmal schimmert die Wandergruppe durchs Laub und schwatzt krake-elend übers Wasser. Aufklärung über das Verhältnis von Schallintensität und Leitfähigkeit auf dem ebenen Wasserweg täte Not – als Kajakfahrerin weiß ich davon ohne Wissenschaften.
Im Falle von Konflikten nehmen Nomaden einfach andere Wege.
Anbaden im Hellsee
Der von unbändiger Natur zurück eroberte Landschaftspark von Schloss Lanke mit blütenreichem Kraut und der frühlingslichte Uferweg am nördlichen Hellsee entschädigen. Badepause mit ausgiebigem Schwimmen. Absolut kein eiskaltes Wasser! Unter brutzelnder Mittagssonne sogar Schnelltrocknung ohne Handtuch.
Trotzdem: bis hierher lohnen eher das südliche Badeufer vom Liepnitzsee, das Durchqueren des Buchenwaldes Richtung Schönower Berge und dann am Ufer vom Hellsee ein Stück zurück nach Lanke. Wer weiter gehend noch das Upstallfließ zu überqueren versucht, muss den Hellsee bis → Spörgelhof oder Lobetal großzügig umrunden.
Wenn dem Ungläubigen etwas heilig sein sollte, dann das Wasser.
Am Hellmühler Fließ nach Biesenthal
Zu den schönsten Wanderwegen in Berlinnähe gehört jedoch vom nördlichen Hellsee ausgehend das tief eingeschnittene und flott plätschernde Hellmühler Fließ bis zu einer kleinen Brücke mit Wanderbriefkasten vom Naturfreundehaus: natürlich hab ich mich eingetragen, getragen von allen sportlichen Trainingstouren des WSV Rotation Berlin ;)))
Nach den üppigen Buschwindröschen am Fließ noch eine sonnige Wiesenpause, ein Plausch mit einer ordinierten Intensivpilgerin aus Lobetal bis ich die ätzende Biesenthaler Bahnhofsstraße hinunter hetze. Rüdnitz wäre die bessere Alternative – falls man den Fahrplan kennt, es halten dort weniger Züge.
Da kommt auch die Wandergruppe angejappst – samt Hund Lisa. Nett wird zum gemeinsamen Wandern animiert, aber da ich vereinstreu zu breit grinsend ablehne, ist ein Ärgernis spürbar. Ach, ich kenne doch die Heiligkeit der Karnickelställe und Schrebergärtner in Zeiten der Globalisierung und fehlender Wanderleiter – mein Humor ist nicht jedem verständlich…
Nur äußerlich gesehen gehen der einsame Wanderer und eine Gruppe die gleichen Wege.
Ab und zu lohnt es, Bilder mit Klick in einem neuen Fenster vergrößert anzusehen.