…das sind ungeplante Wege ohne Karte, diktiert von Signalstörungen und anderen Unwägbarkeiten im Berlin-Brandenburger Verkehr.
Weiße Robinie und Heckenröslein
14. Mai 2018, kleine Runde vor der Stadt, 6 km
Vom Zug aus leuchten die Robinien in strahlend weißer Pracht.
Die süß schmeckenden Blüten lassen sich leicht von den Trauben streifen. Für das Essen sollte der kleine Stiel entfernt werden. Bis auf die Blüten gilt die Robinie als giftig. Aber ich möchte diese Leckerei ohne viel Federlesen: ein paar Löffel Mehl mit Wasser zu Pampe gerührt, die Blüten mit Stumpf und Stiel hinzu gegeben…
Die jetzt schon verblühten Heckenrosen reichen keinesfalls für Konfitüre – also rein in den Teig…
Im Nu braten die kleinen Kleckse in der Pfanne knusprig.
Das Golmer Luch
17. Mai 2018, 6 km von Werder bis Golm
Zwei Tage später: flächendeckend sind die Robinienblüten welk. Die Bäume versinken schmutzig gelbgrau im übrigen Grün. Gelbgrau sieht auch bereits das “Hühnchen des Waldes” an den sterbenden Weiden aus, der Schwefelporling.
Vom Bahnhof Werder führt ein Radweg über die Eisenbahnbrücke und den Großen Zernsee, dann breit zwischen zwei urwaldartig bewachsenen Abzugsgräben hindurch. Von den Wiesen ist daher wenig zu sehen. Naturinteresse hegt sowieso niemand außer mir: es wird gejoggt, geradrennt, ab und zu fährt ein Auto.
Am Gut Schloss Golm eine alte Auseinandersetzung: private Inanspruchnahme des Ufers. Außer kurz aufs Wasser schauen, ist nichts gestattet. Ich habe Glück: unter bezogenem Himmel und bei ziemlich frischer Brise lässt mich alles abschreckende Bemühen kalt.
Vielleicht wäre fürs Baden der hinter der Eisenbahnbrücke nicht markierte Weg günstig gewesen. Aber es gibt Schöneres in Brandenburg.
Jetzt geht es nur zurück vom Gut. Der drecksgrau staubige Weg Richtung Marquardt verleidet mir die Idee, in Bornim und Neumanns Erntegarten die ersten Erdbeeren zu pflücken.
Also Golm*. Bis dahin wäre die Fahrradstrecke auch für Kinder geeignet – wenn Golm außer der Uni und dem Bahnhof noch irgendein anderes, nettes Ziel zu bieten hätte. Aber die Eigenheimbebauung boomt an allen Ecken und nimmt die Landschaft in Beschlag. Die Sehnsucht nach Berlin packt mich. Der Bus fährt nahtlos bis Potsdam Hauptbahnhof durch den Häusle-Speck.
*Fundort eines Kultwagens der Lausitzer Bronzezeit und eines Silberschatzes.
Wer sich so etwas im Brandenburger Museum ansieht, den interessiert die Herkunft nur selten im Sinn regionaler Besonderheit.
Sowieso hat sich → Golm (pdf, mit topograf. Karten!) brachial verändert; die dort neue Studentengeneration
sieht in solchem Umfeld die später eigene Vermarktung inklusive Eigenheime wohl in trockenen Tüchern –
in Berlin gibt es dagegen aktuell Hausbesetzungen: Bezahlbarer Wohnraum für alle!