22. Mai 2018
12 km von Groß Kreutz nach Deetz, auf Mühlenbergweg und Ziegeleiweg in das Labyrinth der Deetzer Erdlöcher, hinauf zum Götzer Aussichtsturm und von dort 3,2 km abwärts zum Bahnhof Götz in knapp 20 Minuten: ich bin geschafft und der Zug auch!
Bummeln und genießen
Bahnhof Groß Kreutz: ein Weg, der an die Sommerferienträume meiner Kindheit erinnert – Hohlwege durch Wiesen und Wald mit blühenden Heckenrosen. Das war frühestens ab Juli. Jetzt summt Ende Mai bereits hochsommerliche Mittagshitze in den Ohren.
Und abends kann ich 2 kleine Gläschen Rosenblütenkonfitüre in den Schrank stellen!
In anderen Jahreszeiten gehe ich hier eher quer Feld ein*. Heute möchte ich irgendwo schwimmen – also geradeaus zur Havel.
Von der Straße her ein Posthorn klingt.
Was hat es, dass es so hoch aufspringt,
mein Herz?
Das Posthorn ist ein Postauto, wenig romantisch, wenn nicht eine reizende junge Frau fahren würde, die mir so herzlich zuwinkt sowohl hin als auch bei ihrer Rückfahrt: zwei kurze, glückliche Augenblicke.
Mir fällt ein: amerikanische Psychologen kamen zu der Schlussfolgerung, dass Menschen, die an Orten mit einer geringen Bevölkerungsdichte leben, sich glücklicher fühlen. STIMMT! Aktuelle Gedanken dazu verdränge ich.
Die Ortschaft Deetz möchte ich umgehen, biege in den Mühlenberg-Rundweg ein – so gut wie frisch gemäht. Das Heu duftet. Eine Eidechse flitzt ins Gebüsch. Durch den Wald hinunter zum See ohne Namen, am Park immer weiter Richtung Havel – das muss doch gehen, auf Googel maps entdecke ich später auch mehrere Wege. Falsch: „Wo kommen Sie her? Das sind keine Wege!“**. Hier geht es nur noch von nagelneuen Wegweisern gelenkt durch die Ortschaft: auf dem Mühlenbergweg, dem Ziegeleiweg und zum Havelradweg. Zwei Störche schaffen es quer – wenn ich ein Vöglein wär… Der Jungstorch im Nest an der Kirche kann es offensichtlich auch noch nicht.
Schwimmen und rennen
Irgendwann komme ich zwar nicht zur Havel, aber zu den Deetzer Erdlöchern. Ich spüre im Labyrinth der ehemaligen Tongruben sechs gute Feen auf – textil im Wasser. Eigentlich komisch, auf den versteckten Pfaden gibt es niemanden sonst bis auf ein auch verstecktes Pärchen – und dichter könnten die Ufer nicht bewachsen sein. Aber ich kann es also wagen, hier zu schwimmen, sogar FKK.
Nachträglich gruselt mich: dieses Eldorado vor allem für Angler beinhaltet Raubfische. Und Hechte besitzen einen Schnappreflex, egal was da schwimmt… vor allem müssen die größten als Seltenheiten wieder ins Wasser entlassen werden. Irgendwas war um meine Beine – oh Gott und Petri Heil als gegenteiliges Bitten!
Finger und Zehen sind noch dran. Bin nach ausgiebigem Schwimmen die Götzer Berge hoch zum Aussichtsturm. Oben der Blick auf die Uhr: 5 nach 3. Gegen halb müsste mein Zug fahren. Ich weiß: der Bahnhof Götz liegt jwd. Ich renne abwärts. Ich schweiße die Asphaltstraßen durch den Ort. Ich sacke 15:25 auf die Bank am Bahnhof. Der Zug fährt in 7 Minuten.
**
Wegerechte vs. Straßenausbaugebühren:
STOP von Straßenausbaubeiträgen in Deutschland!
Aber auch:
Für den Erhalt nicht asphaltierter Wanderwege!
Mehr sehen beim Gehen!
So ein schöner Beitrag! Ich war auch versucht in den Deetzer Erdelöchern zu schwimmen. Hab aber auch der Raubfische wegen lieber das klitzekleine Strandbad an der Havel in Deetz vorgezogen.
Viele Grüsse
Sandra
Danke! Ich freu mich!
Sicher wären die Erdlöcher zur Zeit schon etwas wärmer gewesen. Aber: zur Zeit… da weiß man ja gar nicht. Einsam war es wohl auch 😉