Lychen – Küstriner Bach – Templin

Samstag, 07.07.2018, Wanderung mit Wolfgang Pagel, Wandersportverein Rotation Berlin

Flösse - einst schipperten auf diese Weise Baumstämme aus der Uckermark Richtung Berlin oder Hamburg
Flösse – einst schipperten auf diese Weise Baumstämme aus der Uckermark Richtung Berlin oder Hamburg: wir laufen!

Von Lychen aus vorbei am Oberpfuhl, entlang Küstrinchen-Bach über Fegefeuer nach Gandenitz, Richtung Fienen-See und Schulzen-See bis zum Kirchlein im Grünen, Alt Placht, geradeaus nach Templin, am Templiner Ka­nal zum Bahnhof Templin.
Auf die Streckenlänge von 31 km bezogen: 1/6 und zeitlich 27 % (Angabe des mathematisch versierten Wanderleiters) wegeloses Naturerlebnis!

Von Lychen aus entlang am Küstrinchen-Bach

Lychen - die Stadt, in der die Reißzwecke erfunden wurde
Lychen – die Stadt, in der von einem Uhrmacher die Reißzwecke erfunden wurde
Lychen
Lychen – rundum Wasser

Belebender “Coffee to run” am Markt von Lychen, dann los Richtung Küstriner Bach, der abschnittsweise auch Küstrinchen- oder Küstrinchener Bach genannt wird, aber immer derselbe ist. Als beliebtes, wenn auch wegen des Wasserstandes selten befahrbares Kajak-Gewässerchen sinkt die BeGEHbarkeit der Ufer jedoch ins Reich des Vergessens. Zu sehr ist die Menschheit inzwischen auf Körper-Ersatz- und Ergänzungsteile gepolt.

Der Küstrinchen-Bach, an manchen Stellen bis zu 4m breit, befahrbar ab 30cm Pegelstand
Der Küstrinchen-Bach, an manchen Stellen bis zu 4 m breit, befahrbar ab 30 cm Pegelstand – den gibt es meist grad nicht
Fegefeuer - Brücke und Wehr am Küstriner Bach
Fegefeuer – Brücke, Wehr, Biwakplatz und Umtragestelle für Boote am Küstrinchen-Bach

Erst einmal linksseitig bachaufwärts bis zum Wehr und dem “Brennpunkt” Fegefeuer mit Infotafel, einige Meter weiter ein Biwakplatz und dann die Wohnstelle. Bisher immer nur aus Richtung Küstrinchen bzw. Kolbatzer Mühle kommend, fehlen nicht nur meinem Gedächtnis sichere Leitlinien. Aber wir haben einen perfekten Wanderleiter: ab Fegefeuer die rechtsseitige Ufer-Variante – kenne ich nicht. Erkennt der perfekte Wanderleiter ziemlich plötzlich auch nicht mehr. Zu spät – die große Freiheit lockt: jetzt dringt alles mit Lust vorwärts, wenn auch ab und zu individuell und verstreut. Meterweise könnte auch einmal ein Weg gewesen sein…

Sonnige Hoffnung auf Weg
Sonnige Hoffnung
Plötzlich wegelos am Küstriner Bach
Diverse Möglichkeiten von Auf- und Abstiegen, durchaus auch Unmögliches je weiter wir vordringen
Eine alte Kulturtechnik: Wandern. K. E. Biermann, Wetterhorn, 1830, Öl auf Leinwand, Ausschnitt. Derzeit in der Ausstellung "Wanderlust" in der NG Berlin zu sehen!
Eine alte Kulturtechnik*

 

Ob einer der großen, vergangenen Stürme Ursache der Wildnis wurde, ist nicht zu sagen. Aufgegeben ist der Weg für alle Zeiten. Wir kommen zum Schluss auf nur noch Tierpfaden ein letztes Mal in den ungestraften Genuß eines nun schon höchst natürlichen Naturschutzgebietes.

Abgeräumt. ©Wolfgang Pagel
Abgeräumt. © Wolfgang Pagel
Aufgegebener Weg im Naturschutzgebiet Küstriner Bach
Für alle Zeiten: aufgegebener Weg im Naturschutzgebiet Küstriner Bach

Über Gandenitz zum “Kirchlein im Grünen”

Das Abzweigen quer Richtung Gandenitz wird fast zur Enttäuschung: geradeaus auf Sand, aber mit festem Ziel im Kopf und über den Köpfen, jenseits vom Wald wenigstens der seltene Anblick eines hier brütenden Fischadlers.  Gandenitz mit nettem Kirchlein und als Ort autogerecht geglättet – letzteres wolln Wanderer nicht und daher stehen die südlichen Ufer von Fienen- und Schulzen-See auf dem genauen Kartenplan. Im weitaus differenzierteren Wald als ihn die Karte zeigt, stehen allerdings etliche Bäume nicht, zumindest nicht vertikal. Undurchdringlich bis in den Sumpf verwachsen, gibt es nur noch Rückzug. Das minutengenaue Timing des Wanderleiters gerät in Gefahr. Wir schaffen das (entsprechend Merkel-Motto) trotzdem zum Konzert im → “Kirchlein im Grünen” von Alt Placht – als Ort verbunden mit der Familie der Bundeskanzlerin.

Alt Placht, "Kirchlein im Grünen" (Gutskapelle)
Alt Placht, “Kirchlein im Grünen” (Gutskapelle)
Angebot der Landfrauen Uckermark
Angebot der “Landfrauen” der Uckermark

Nur das Baden im Glambecksee hab ich aufgegeben, meditiere etwas sehnsüchtig über Wasser und Bach, die meisten anderen mit “b a c h” im Kirchlein. Gedanken an Merkel versuche ich zu verdrängen, nur jetzt nicht das Thema Humanität, Ökonomie oder gar noch Krieg in Syrien, AfD etc. Es erfreut zum Wochenende, wenn hier das selbst gebackene, leckere Kuchenstück nur einen Euro kostet.

Sportlich bis Bahnhof Templin und heimwärts

Radweg aus Richtung Neu Pracht nach Templin
Radweg aus Richtung Neu Placht nach Templin
Kirschen plündern. © Wolfgang Pagel
Massenhaft Wild-Kirschen: Durchmesser unter 1 cm, aber sonnenreif geschmacksintensiv. © Wolfgang Pagel

In der Nachmittagssonne geht es noch einmal sportlich (man könnte auch sagen “langweilig”) bis Templin, immerhin die blaue Heidelbeerschnute mit herben Minikirschen aufgefärbt und verklebt. Aronia ist es nicht, aber ein Unterschied zu den Beeren ist auch nicht zu schmecken – was soll’s: beides Rosengewächse.

Blaubeeren - Himbeeren - Kirschen - nicht nur für Kinder
Ergebnis von Blaubeeren und Kirschen – das Omma-Selfie
Schwanenblume am Templiner Kanal
Schwanenblume am Templiner Kanal und ich wasch mich wieder weiß

Vom Templiner Kanal aus sind wir zack zack am Bahnhof Templin. Klappt zügig bis Bahnhof Löwenberg, dort die Gedenktafel:

  “Infrastruktur der Bundesschienenwege. Streckenertüchtigung Rostock – Berlin. Erneuerung der Bahnanlagen und Verkehrsstation Löwenberg. Operationelles Programm Verkehr EFRE Bund 2007 – 2013. Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union kofinanziert. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft”.

Das Bahnsteigsübergangshindernis spricht eine andere Sprache, die mündlichen und schriftlichen Anzeigen ebenfalls und so viel Zukunft wie das Datum auf dem Handydisplay schon zeigt, gibt der Herr im Himmel nicht jedem. Zumindest der gänzlich ausfallende Zug (diesmal wegen polizeilicher Ermittlungen) betrifft nicht unsere Richtung.

Bahnhof Templin, © Wolfgang Pagel
Es war einmal ein mehrgleisiger Bahnhof Templin, © Wolfgang Pagel
Bahnhof Löwenberg
Bahnhof Löwenberg

*Karl Eduard Biermann, Wetterhorn, 1830, Öl auf Leinwand, Ausschnitt.
Staatliche Museen zu Berlin, NG, dort bis 16.9.2018 in der Ausstellung “Wanderlust” zu sehen.

1 Kommentar zu “Lychen – Küstriner Bach – Templin

  1. Danke für die schönen Bilder. Es gab viel Abwechslung. Wenn ich wieder da bin (ich bringe die Weltmeisterschaft nach Frankreich), möchte ich einen Reiseblogg machen. Herzlichen Gruß und einen schönen Sommer!

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