2. September 2018: die Mark Brandenburg und Kyritz-Ruppiner Heide ganz anders als gedacht und bekannt
22 km mit dem Wandersportverein Rotation e.V. unter Leitung von Wolfgang Pagel von Fretzdorf aus durch das „Bombodrom“ Freie Kyritz-Ruppiner Heide. Auf den Sielmann-Hügel zum außergewöhnlichen Konzert mit dem außergewöhnlichen Landesjugend Jazz & Pop Chor YOUNG VOICES BRANDENBURG. Zurück über Pfalzheim, Temnitzquell, Rägelin nach Netzeband.
Fretzdorf punktet mit 5 Denkmalen – falls ich richtig gezählt habe: darunter ein Einheitsdenkmal und ein Freie-Heide-Engel zur Erinnerung an das Aus vom militärischen “Bombodrom” am 9. Juli 2009. Also längst haben sich die Akteure aller Befreiungsbewegungen ihre Denkmale gesetzt. Auch hier wartet wohl niemand auf eine Berliner Einheitswippe.
Die Dosse wird derzeit im Zusammenhang mit der “Landesgartenschau 2019 Wittstock/Dosse” renaturiert. Altarme werden wieder angeschlossen. Interessant für unser kleines, am Kajaksport interessiertes Team: die touristische Nutzung wird diskutiert. Wie schön, wenn es ähnlich wie beim Rhin zwischen Rheinsberg und Zippelsförde für ein oder zwei Anbieter und Unterstützer genehmigt würde.
Mit Wasser ist die Gegend ansonsten nicht so gesegnet wie das östlichere Ruppin-Stechliner Land. Kein Wunder daher: leicht übertrieben werden die Sandhaufen zu „Bergen“ und ein Kies-See als „Karibik“ angepriesen.
Zum Erlebnis und zur Geschichte der Kyritz-Ruppiner Heide können zahlreiche, informative Webseiten aufgerufen werden. Ergänzend hier: nein, das Bombodrom sollte keinesfalls todesmutig auf Abwege verführen – trotz seltener Pilze sogar in Trockenzeiten und trotz noch seltenerer Wolfsspuren. Es sind keine riesigen Detonationen zu erwarten, aber sehr viel gefährlicher mit großem, räumlichem Wirkungsradius: Streumunition, die eine langzeitige Bedrohung darstellt. Erst seit 2008 gibt es diesbezüglich eine völkerrechtliche Ächtung. Die Realität ist weit davon entfernt und hier lange noch von einer flächendeckenden, sicheren Beräumung.
Wenn es die knallig violettrosa blühende Besenheide Calluna in diesem trockenen Jahr 2018 auch nicht gibt, die Farbe ersetzt ein T-Shirt. Orange erinnert an den erst im Frühjahr wieder ab und zu sichtbaren Wiedehopf und der Himmel strahlt genau mit Beginn des Konzertes barock über dem Sielmann-Hügel in der Kyritz-Ruppiner Heide.
Jazz & Pop YOUNG VOICES BRANDENBURG
Der Jazz & Pop Chor Brandenburg YOUNG VOICES BRANDENBURG gibt ein außergewöhnliches open-air-Konzert. Was für hinreißende Solos, was für eine Intensität der Präsenz! Total aufgeladen mit Groove, bewegt jazzend, den Körper packend – es würde durchaus ohne Zuhörerbänke gehen! Als Chor sperrig dissonant wie diese Heide – nicht zu vergessen Nikolai Thärichen mit seiner Miniband. Das bleibt im Bauch und im Gedächtnis. Das ist Brandenburg von einer ungewöhnlichen Seite erlebt, die Einheimische und Kenner schätzen und lieben: höchst qualitätvoll, ein weltoffener Gegenentwurf zu so vielen anderen, alltäglichen Medienberichten.
Natur plus Musik sind nicht zu beschreiben.
Muss man erlebt haben!
Trotz der weitgehend unbekannten Kleinode dieser Gegend derzeit leider nur empfehlenswert für erfahrene, hart gesottene Regionalreisende: Schienenersatzverkehr mit den üblichen Info-Hindernissen.
Aber, eine Empfehlung von dem unsere Wanderung inspirierenden Dr. Mario Schrumpf, Leiter des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land: Netzebander Theatersommer 2019 in der Temnitzkirche vormerken, unbedingt eine Besichtigung der mittelalterlichen Fresken in der Rossower Kirche anmelden und dann auch die vielleicht blühende Kyritz-Ruppiner Heide sowie die Landesgartenschau 2019 Wittstock/Dosse genießen!
Boah!
Die Kyritzer Heide ist ja wunderbar. Muss eine tolle Wanderung gewesen sein. Freue mich für Euch alle.