30. September 2018: ca. 12 km Solo geschlendert von Fangschleuse durchs Löcknitztal nach Klein-Wall und Mönchwinkel, von dort zwischen Straße und Spree ein Wildwegversuch nach Hangelsberg
Durch das Naturschutzgebiet Löcknitztal führt einer der schönsten Wanderwege in Berlin-Nähe. An Wochenenden keinesfalls einsam, geht es Richtung Anglerparadies Klein-Wall – eine Forellenanlage mit Fischrestaurant. Die Masse der sich dort tummelnden Fischliebhaber reist aber doch lieber per Auto oder Fahrrad an.
Pilzsuche in diesem Jahr ist keine Option. Aber siehe da: nach einem jungen Rotfussröhrling lässt sich ein echtes Rotkäppchen finden.
Später als Augenschmaus eine mir unbekannte Spezies, dem ungenießbaren, sparrigen Schüppling ähnlich. Nicht gesammelt, aber gegoogelt hab ich nun diese: Goldfell-Schüpplinge (Pholiota aurivella, syn. Ph. cerifera). Parasiten oder Saprobionten (von totem Material lebend) an lebenden und frisch gefällten Stämmen. Nicht sehr schmackhaft, aber als Mischpilze zu verwenden – das wär was gewesen…
Zwei echt große, sandbraune Röhrenpilze sind aber hinzu gekommen, für mich nicht genau bestimmbar. Leider nicht fotografiert, dafür sahen sie zu gewöhnlich aus. Google weiß es: der Parasitische Röhrling, eine seltene Pilzart, die ausschließlich an Kartoffelbovisten wächst und in manchen Gebieten in den Roten Listen gefährdeter Großpilze geführt wird. Genau! Den schon dunkel vergammelten, auch riesigen Kartoffelbovist hatte ich zuerst entdeckt.
Insgesamt: kein Wunder, wenn mein Abendessen nicht nach Pilz geschmeckt hat. Aber hinterher gab’s drei Tassen leckerste Birkenporling-“Fleischbrühe”!
Ab Klein-Wall Richtung Mönchwinkel und Hangelsberg wird es für mich eine Entdeckungstour. Zur Sprunggelenkschonung verdammt, verzichte ich sehr schnell auf die Gestrüppmöglichkeiten in Nähe der Löcknitz. Nun gibt es allerdings nichts anderes als den mit rotem Strich markierten Forstweg, zum Wandern eine Zumutung. Erst nach Überqueren der Bahnlinie und Straße wird es landschaftlich reizvoll mit Blick in eine längst trocken gelegte Schleife der Spree. Wegelose Möglichkeiten, das Tal jenseits der einzigen Straße und durch den Wald bis Hangelsberg zu durchqueren, gibt es. Ich ziehe zur Orientierung dies Mal nur kleine, straßennahe Bögen. In jedem Fall ist es gesünder, sich streckenweise durchzuschlagen als den Straßenrand dieser Landautobahn zu nutzen.
Vor Hangelsberg wechsle ich zur Spreeseite. Suchet, so werdet ihr finden. Die Wandersleut können sich anstelle auf einem Radweg wahrhaftig auf dem Berg entlang hangeln. Steil (für den echten Märker) fällt es hier zur Spree hin ab und zur Straße hin ebenfalls.
Auf diese Art und Wanderweise ist freilich kein im Voraus berechneter Zug zu erwischen. Mich entschädigt das Gefühl des Abenteuers. Ungesehen von der Straße aus geht es zum Schluss auf einer Art Trampelpfad sogar noch vom ersten Haus am Berg bis ans Ufer der Spree. → Unvollendete Privatisierung.
Das Enteignete, das Verlassene, das Verfallene, das Gekaufte, das Gerettete, das Versperrte. Das Verfeinerte und das Gewöhnliche. Die Gleichgültiglkeit und die Achtsamkeit. Das Volkseigentum, das Privateigentum. Das Eigene und das Fremde. Die Gerechten und die Ungerechten oder umgekehrt. Die Nostalgie hat viele Facetten in sehr weitreichenden Dimensionen.