14.11.2018, Erlebnishunger treibt mich noch einmal nach Treuenbrietzen: Findlinge finden.
Muss es unbedingt der Bischofstein sein? Ja, es muss. Absolutes Ziel der Wanderung in Begleitung mit gleichem Interesse.
Funde und Fundstellen
Der Weg von Treuenbrietzen nach Rietz oberhalb des Mühlbaches an einem sonnigen Novembertag durch Felder, Wiesen und Wald.
Zunächst finden wir anderes als Steine: Achtlosigkeit, Ignoranz, Unverantwortlichkeit – ursächlich menschengemacht.
Ansonsten präsentiert sich Rietz pikobello und gepflegt mit viel Kulturangebot, wahrscheinlich gibt es aktuell grad keines und wir werden ungewollt und unerwünschte Zeugen vom Alltag jenseits des eigenen Vorgartens.
Später im Wald ein Feuerlöschteich mit offenem, nachlässig nicht wieder eingehängtem Tor. Der blaue Himmel im Wasser verlockt – und ein Stein… Genauer sollte man nicht hinsehen. Das Tor einzuhängen schaffen wir nicht, wenigstens lehnen wir es schräg an.
Findlinge
Eine saaleeiszeitlich geformte Landschaft, der Wald mit hauptsächlich Kiefernmonokultur selten naturnah, einzelne Flecken oder Waldränder erinnern mit alten Eichen an die ursprüngliche Waldgesellschaft. Überdauert haben die riesigen → Findlinge. Ein geologischer Lehrpfad müsste uns sicher führen: die Steintour 2 (Nr. 1 ist im westlichen Teil des Hohen Flämings zu finden) – vorbei an etwa 8 in den Landkarten* eingetragenen Findlingen.
Uns führt der Weg vor allem “vorbei”: etliche Male verlieren wir ihn, einige Male finden wir ihn wieder, lustlos, nun wieder nach rückwärts zu gehen. Namenlose Findlinge geraten in unser Blickfeld. Nur nicht der Bischofstein. Aber: wir wollen, wollen, wollen ihn finden.
Überrascht stehen wir am Heerweg (aha!) an den Schwedensteinen, die nach anderen Quellen angeblich auch (mit der Elle gespaltener) Schneiderstein heißen und daher von uns mehrfach gesucht werden, aber eben nur so gefunden.
Ein Wegweiser zum Bischofstein führt zunächst zum Oken – was immer das sein könnte. Vom Stein ist dort nicht mehr die Rede. Hinter Neu-Rietz im Wald drehen wir einige Kreise. Endlich der inneren Stimme folgend, haben wir ihn – also wohl doch ein Stein mit geheimen Kräften…
Grau verschmutzt sieht er aus, vom Granit ist unter der Kruste nicht viel zu sehen. Mehrere christliche → Zeichen, sogar noch ein heidnisches und die Jahreszahl 1590 sollen zu erkennen sein. Die Kreuze wirken nachgekratzt, die beiden Näpfchen auf der oberen Kante – nun ja, Kerzenhalter?
Vor lauter Begeisterung – mehr über unser Finden als über den Stein – vergessen wir den Quittenlikör “frutta de la jutta” zu opfern.**
…nichts mehr zu suchen, das war unser Sinn
An einem der nächsten Wegweiser sollen es noch 22 km auf der Steintour bis Treuenbrietzen sein. Wir sind umsonst tapfer mit insgesamt drei Taschenlampen im Gepäck. Schlussendlich landen wir an der Gasleitung – irgendso einem Verdichterhäuschen, was mich auf der vorherigen Wandergruppentour (ohne Bericht) die Bohne interessiert hatte, jetzt aber meine Warnlampen aktiviert: keinesfalls nach rechts! Denn in schlechtester Erinnerung: rücksichtslos zerfahrene Waldwege parallel zu Rietz, Rietz-Bucht und Rietz-Ausbau – absolut unmöglich zu gehen.
Also schrammen wir wieder einmal 500 m am Luisenstein vorbei mit Blick auf die vermaledeite Landwirtschaft von Rietz, erreichen querfeldein den romantischen Mühlenweg und landen verführt von der verschmusesten Katze, die ich in meinem ziemlich langen Katzenverehrungsleben kennen gelernt habe…
…auf dem riesigen Gutsgelände der alten Buschmühle: Teiche und Gräben noch von einer früheren Forellenzucht, zwei alte Mühlsteine.
Eine herzliche Bekanntschaft mit nicht nur 9 Katzen endet mit einem Erntegeschenk. Etwas querfeldein geht es weiter bald auf bekanntem Weg. Einen struppigen Rassehund mit seinem Frauchen begrüßen wir auch zum zweiten Mal. Und der Zug kommt wie gerufen: adios Treuenbrietzen.
*In Rietz gibt es eine von Wein überwucherte Lageskizze als Wandmalerei.
Wir sind unterwegs mit 2 unterschiedlichen Wanderkarten, einer dem Internet entlockten Beschreibung, einem Kompass. Es wird trotzdem eine Menge Schlauberger geben, die uns als wandernde Greenhornes belächeln. Bittschön, → hier ist noch eines.
**Ich würze mit dem Teufelszeug jetzt das Schreiben dieses Berichtes – höchst animierend zu später Stunde…
Welch schöner und verhext interessanter Tag das war – danke, Karla 🙂
Betrifft die “Kuhweide” in Rietz bei Treuenbrietzen
Zeitnah reagiert:
Die amtliche Tierärztin vom Landkreis Potsdam-Mittelmark, Fachdienst Veterinärwesen, wird am 19.11.2018 vor Ort sein und sofort Abhilfe schaffen lassen.
Danke!