3. Februar 2019 im Nationalpark Unteres Odertal zwischen Criewen und Criewen.
Wie sieht es denn im Polder aus? Ein Winter-Highlight unter Führung von Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin
Nur für Vögel
Das Begehen des Unteren Odertales ist abhängig von Wasser und Eis. Es könnte möglich sein. Die Polder wurden in diesem Jahr wegen der großen Trockenheit nicht mal geflutet.
Ab Criewen erst einmal Richtung Polen einige Versuche durch Wasser. Das ist das Faszinierende an der Oder: ehe der Fluss zu sehen ist, gibt es immer riesige Wasserflächen so weit der Blick reicht.
In diesem Jahr haben Fließe, Rinnen, Ströme und Seen, die alle ihre eigenen Namen haben und dennoch irgendwie zur Oder gehören, kein Eis, höchstens eine weiche, schneeige Oberfläche. Schneewasser steht auf den Wegen. Leise plätschert das Wasser meterbreit von einer Überschwemmungsfläche zur andern.
Auf dem Deich Richtung Stützkow
Je nach Qualität der Schuhe nun mit nassen, halbnassen, zehnassen oder gar nicht nassen Füssen geht es mehrfach rückwärts, schließlich notwendig weiter auf dem Deich Richtung Stützkow. Grenzübertritt nach Polen: leider gestrichen.
Das Odertal mit der schiffbaren alten Oder und dann kanalisiert auf deutscher Seite und der Strom-Oder auf polnischer Seite, das ist mit Dämmen, Deichen, Pumpwerken, Sperrwerken eine riesige Kulturlandschaft. Dennoch eigenwillig wild – auch ohne eines der schrecklichen Hochwasser.
Eintönig und zäh sich ziehend empfinde ich Deiche im Sommer. Im Winter hat der sonst grüne Blick in die wirre Natur wunderbare Struktur. Nicht nur die gebauten Wege und Wasserstraßen, alles fügt sich zu wahrscheinlich sogar mathematisch berechenbaren Kurven, Linien, Fraktalen.
Die stillen Oberflächen lassen die plötzlichen Tiefen ahnen. Uferlose Ränder. Vom Wasser umspülte Bauminseln, ringsum ist es grundlos.
Ein Schal von Schnee umschlingt die grauen Flächen. Dieses Weiß verleiht der weiten Landschaft die ganz besondere grafische Qualität, vollkommen wie ein Jugendstilornament.
Die Überraschung
An der Brücke Stützkow eine sperrige “Unterhaltungsmaßnahme” zur Unterhaltung von Touristen und Wanderern: chancenlos sogar der einfallsreichste Wanderleiter der Welt – wir schaffen das nicht…
Es gibt nur wieder den Damm als Rückweg nach Criewen. Nachdenken sollte man über Deutschland hier lieber nicht. Wenigstens soll 2021 in Höhe Wriezen (Bienenwerder) die ehemalige Eisenbahnbrücke Berlin-Jädickendorf (Godkow) für den Oder-Neisse-Radweg geöffnet werden. Das schaffte eine polnische Initiative, nicht wir.
Ein letzter Blick Richtung Grenzfluss und Polen. Zur Ergänzung der nun fehlenden Wanderkilometer ein Schlossparkrundgang in Criewen: knapp 14 km geschafft.