Ein kleines Stück Oder und Odra

Erinnerungstest. 6. Februar 2019, insgesamt 18 km von Oderberg im Solo zu zweit auf sicherer und sauberer Variante an der Alten Wriezener Oder bis zum ausgeschilderten, rechtwinkligen Abzweig Hohenwutzen. Über die Grenzbrücke mit sinnlos verbautem Zugang zum Oderufer und zum westlichsten geografischen Punkt Polens, an der Odra bis Stary Kostrzynek (Alt Küstrinchen), durch die Felder zum Góra Czcibora mit Denkmal für die Schlacht bei Zehden im Jahre 972.

 

Alte Eisenbahnbrücke bei Hohensaaten

Wikingerlandnahme

Erinnerungen: an weite, unvergessliche Strecken mit dem Wandersportverein Rotation Berlin, an verfallende Häuser meiner Sehnsucht – inzwischen Refugien von Naturliebhabern. Erinnerung hier an der Oder wie westlicher nirgends mit so sichtbaren Spuren an nicht den letzten, aber den im Gedächtnis haftenden Krieg und die Nachkriegszeit.

Blick nach Polen

Von der Oder zur Odra

Die Oder oder Odra. Mit weiblichem Vorzeichen und friedlich fließt der gewaltige Strom inzwischen als Grenze zwischen Deutschland und Polen. Ich fühle mich sicher als Fremde in der Begegnung mit den Menschen, die mir in dieser Gegend nicht fremd vorkommen.

Westlichster geografischer Punkt von Polen

Krieg oder Sozialismusverfall, das ist hier die Frage

Ja, das ist die Odra und nicht die Oder. Oder beides. Nur selten und mit Mühe künstlich eingezwängt und ohne sich in die Auen auszubreiten. Pures Silber in der Sonne.

Oder / Odra: Silberwasser

Letzte Schneereste an der Odra

Farblich höchst lebendig grüsst das Kirchlein von Alt-Küstrinchen vom Berg. In meiner Erinnerung geistert ein Bericht vom Wiederaufstellen alter deutscher Grabsteine in diesem Stary Kostrzynek auf Grund einer katholischen Initiative – aktuell von mir in Verbindung gedacht zur geplanten Entwidmung von Friedhöfen durch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Von einem Friedhof ist im Umkreis nichts zu entdecken – vielleicht was verwechselt…*

Kirchberg Stary Kostrzynek (Alt Küstrinchen)

Hochfläche Richtung Calluna-Sandheide Zehden

Sehr viel besser als Namen malt meine Erinnerung die Landschaft. Von GPS sollte ich mich hier nicht verunsichern lassen, von der tickenden Uhr bin ich es. Die einst wohl beackerte Hochfläche hat bereits ganz den Charakter der dahinter liegenden Calluna-Sandheide. Nun gut, auf den treppensteilen Góra Czcibora jappsen wir noch, damit der westlichste geografische Punkt von Polen auch historisch erklärt und geehrt ist.

Himmel über der Oder / Odra

Denkmal der Schlacht bei Zehden, Polen

Die Zeit des Wanderns und die Zeit des Fahrens mit öffentlichen Verkehrsmitteln von meinem geografischen Mittelpunkt Berlins zum geografischen, westlichsten Punkt Polens halten sich leider die Waage: Berliner U-Bahn bis Gesundbrunnen (Rückfahrt mit unregelmäßigem Verkehr wegen Ausfall alter Wagen…), Bahn bis Angermünde, Bus bis Oderberg. Mit Dank an meine Begleitung für die smarte App-Führung zu einer zeitnahen Rückfahrt von Hohenwutzen nach Bad Freienwalde, Werneuchen etc.

Eine direkte Verbindung von Berlin Rhinstraße bis Hohenwutzen ist einem Sonderbus vorbehalten – freilich nur direkt zum “Polenmarkt” am Ufer der Odra. Voll besetzt braust er in Hohenwutzen an uns vorüber.

Und: irritierend derzeit parallel zur Oder auf deutscher Seite ein Trassenbau Pipeline.
Zu queren ist das auf wilden Wegen nicht.

*nein, nix verwechselt, auch die aktuelle Pflege des Friedhofs dürfte irgendwo zu finden sein.

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