25. Mai 2019, Wanderung zur Orchideenwiese Hegensteinbach / NSG Thymen: Org. WSV Rotation Berlin, W.Pagel; Führung Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und Anke Schneider, Revierförsterin.
28 km als Solo verkürzt auf insgesamt 12 km im NSG. Ich glaub es nicht: in sechs (6) Stunden!!!???
Zur Orchideenwiese Hegensteinbach
Zum Schutz eines besetzten Seeadlerhorstes ein kleiner Umweg. Ohne Störungen gibt es die große Hoffnung, dass drei junge Seeadler aufgezogen werden.
An der Hegemeisterbrücke teilen sich die Wege. Unter Führung von Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und Anke Schneider, Revierförsterin, geht es zu einer der in Brandenburg berühmten Orchideenwiesen.
Dank aufwändiger Wiesenpflege leuchten die violettroten Blüten des gefleckten Knabenkrautes bis zum Gehölzrand.
Den alten Griechen galt die Orchidee wegen ihrer zwei baumelnden, knollenförmigen und wohl auch knabenhaften “Hoden-“Wurzeln als Aphrodisiakum.
Auf das gebraute Liebesgetränk – ohne nachgewiesene Wirkung – muss verzichtet werden: die bei uns seltene Pflanze ist streng geschützt.
Habe ich im Bild ein breitblättriges und auch ein steifblättriges Knabenkraut erwischt?
Die gefleckten Blätter, unverkennbar auch mit ihren parallelen Adern: jedes anders, ganz individuell! Wilde Schönheit!
Zum Naturentwicklungsgebiet NSG Thymen
Wenn der Wasserstand in diesem Jahr nicht wieder absinkt wie im Extremwetter-Sommer 2018, haben die Orchideen, die Brandenburger Natur, der Waldumbau und das Naturentwicklungsgebiet am Thymen eine Chance.
Meine weitere Wanderung nun ab Hegemeisterbrücke ein verkürztes Solo.
Die Kraniche haben wir leider aufgeschreckt von der Orchideenwiese. Die Otter hat reichlich Muscheln hinterlassen, auch tiefe Einstiege ins Wasser. Der Graureiher entschwindet in den Baumwipfeln. Ein Reh, dann schon in der Nähe der Pferdeweiden. Über die Wiesen zum Ende meiner Wanderung fliegt mit schwerem Flügelschlag der Seeadler.
Meine menschlichen Sinne sind wahrhaftig rudimentär: mehr als Spuren erwische ich trotz meines leisen Trittes nicht.
Den Blick direkt auf den Flachsee gestattet das Naturschutzgebiet Thymen mit den breiten Schilfgürteln, Feuchtwiesen und Gebüschen seiner Verlandungsmoore kaum.
Wie in jedem NSG ist es verboten, außerhalb von “Wegen, die von zwei- oder mehrspurigen Fahrzeugen befahren werden können,” die Flächen zu betreten.
Der öffentliche Rundweg Hegensteinbach besitzt diesbezüglich einige wenige, meist undeutliche Abzweige.
Als Stichwege enden sie vor einem Ansitz. Wer zeitlich gebunden ist, sollte diese Wege meiden.
Dieser Gedanke kommt wohl nur einem Insider des Forstes beim Anblick der unendlich den Boden bedeckenden Blaubeeren: sie verdrängen alle anderen Pflanzen. Trotzdem ist die neue Vielfalt im Wald unübersehbar.
Unsichtbar hinter all dem Frosch-, Flaschen-, Apfel-, Birken-, Lind-, Knall-, Quietsch- und Dunkel-Grün liegt wieder der Thymensee.
Letztendlich kehre ich mit Blick in einen eintönigen Kiefernwald mit dem eintönigen Grün von Blaubeerkraut um: “Geschütztes Waldgebiet. In diesem Naturwald entsteht der Urwald von morgen.” Hoffentlich.
Wer nicht in den Genuss einer fachkundigen Führung durch das NSG Thymen kommt, kann sich über folgende Links informieren:
→ Naturpark Uckermärkische Seen
→ NSG Thymen, Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg
In Fließrichtung am Hegensteinbach
Der Rundweg Hegensteinbach steigt hinter der Hegemeisterbrücke bergan. Früher unzugänglich für die Bevölkerung: Fürstenberg-Ravensbrück und später die Präsenz sowjetischer Truppen wiesen im Gebiet reichlich “besetzte Orte” aus. Ich gebe meine Internetrecherche auf. Genaues wird nicht gemocht im Zeitalter des hoffentlich wachsenden Tourismus.
Die Geschichte ist auch sofort vergessen: jeder Meter des schmalen Pfades, jeder Blick in die Tiefe ist nichts als ein Erlebnis fürs Auge.
Der am südlichen Zipfel aus dem Thymensee fließende Hegensteinbach breitet sich hinter der einzwängenden Brücke wo er nur kann sofort wieder aus.
“Thymen” bezeichnet in altpolabischer Sprache Sumpf, Morast = “tyme”. Schwarzmoorig an den Bachrändern, verweist der mittig helle Strömungstreifen auf sichtlich saubere Wasserqualität.
Von den Fischen, die den gesichteten Graureiher ernähren, ist an den mit wenigen Schritten zugänglichen Stellen nichts zu entdecken.
Anderes lässt erahnen, was vielleicht eines Tages aus dem gewachsenen Urwald des Naturentwicklungsgebietes Thymen stapfen und kriechen könnte.
Wo am unzugänglichen, gegenüber liegenden Ufer weite, moorige Flächen schimmern, versackt auch der Hegensteinbach in tot und stumpf trocknendem Schwarz.
Es geht bergauf und bergab. Alter Buchenbestand auf den Hängen, Erlenbruchwald an den Innenkurven des Gewässers.
Kleine Holzbrücken retten zu Regenzeiten über morastige Stellen des Hegensteinbach-Rundweges. Der Brückenzustand ist etwas abenteuerlich. Aber nur etwas.
Trauriger muten die ersten Siedlungsspuren aus Richtung Fürstenberg an – mit deutlichen Einträgen im Hegensteinbach.
Doch ich schwöre: am Ende der schlappen 12 km in 6 Stunden, nach 4 Stunden Hin- und Rückreise liege (nicht nur) ich höchst zufrieden gekuschelt jenseits irgendeines aktuellen, weiteren Interesses. Das NSG Thymen lohnt unbedingt eine genießende Umrundung – vielleicht zur Blaubeerzeit noch einmal.
Für die detailreichen Informationen und ebenso für die aufopfernde, täglich so nachhaltige Arbeit im Vorfeld, ganz besonderen Dank von allen Naturbegeisterten an die Biologin und Limnologin Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und die Revierförsterin Anke Schneider!