13.07.2019, Natur von Menschenhand: Wiesenpflege / Heuernte im NSG Biesenthaler Becken mit dem Wandersportverein Rotation Berlin, Leitung Wolfgang Pagel, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Barnim
Die zweite Mahd
Eine Sage erzählt vom untergegangenen Dorf Stresow an der Stelle des Streesees.
Und sagenhaft lange schon (oben im Bild und mehr dazu ganz unten) wird die Wiese des dortigen Quell- und Durchströmungsmoores in Zusammenarbeit von Wandersportverein Rotation Berlin und → Naturpark Barnim gepflegt.
Untergehen war in jedem Jahr aufs Neue in der mit Gräben trocken gelegten Wiese angesagt. Verbliebene Untiefen waren berüchtigt, aber dann auch bekannt.
Erfolgreiches Wiedervernässen macht häufiger und überraschend akrobatisches Können unumgänglich.**
Egal ob Mensch, Plane oder Baum: unser Arbeitgeber ist beim Ziehen Spitze!***
Leichtfüßig schwebt der Europäer eben selten. Erstaunlich sind solche kulturellen Unterschiede manchmal sogar am Schuhwerk abzulesen.
Dem Arbeitsziel zuträglich: Forken-Akrobatik in Vollkommenheit.
Abtransport in den Erlenwald. Bis vor ein, zwei Jahren wurde das Schilf noch zum Verfüllen der Gräben gebraucht. In den nächsten Jahren könnte es vielleicht zur Materialquelle werden.
So gut wie geschafft und “geschafft”.
Sahne extra
Zum Abschluss: süße Spende für alle.
Vorschau Rabenluch
Die Zeit reicht für einen Abstecher ins Kesselmoor Rabenluch. Weithin Verbuschung. Das soll sich ändern. Kiefern und Birken geht es an die Wurzel.
Erst einmal bezieht sich der Himmel. Dann prasseln kurz dichte, warme Tropfen cm-groß auf uns nieder.
In vergangenen, weniger heißen Jahren, verottete das Holz schnell auf der Moorfläche.
Dazwischen der ungeliebte Faulbaum, der sich mit den stärksten Widerständen verwurzelt. Nicht einmal vom Wild wird er verbissen: also raus!
Von gezupften Handsträußen bis zu gedrungenen, dickstämmigen Birken reicht der Einsatz: hacken und ziehen.
Die braune, lockere Masse des Torfbodens liegt bis zu dem Meter, den wir mit den größten Birken aushebeln, trocken. Rückstoß und Versinken erlauben mehr Heiterkeit als im Quellmoor Streesee.
Eine Mooreidechse, aufgestöbert an ihrem Baumwurzelversteck, verschwindet – ohne Foto – noch flinker im Gras.
Problem Wildverbiss. Es könnte eine Mär sein, dass Reh- und Rotwild allen Jungwuchs schändend durch die Wälder streifen. Die Tiere haben ihr 5-Sterne-Lieblingslokal zur Bonsai-Kugel gezüchtet. Im Umkreis darf alles wachsen wie es möchte.
Die Frage nach dem Sinn
Nicht alles gelingt, vor allem den Moorprojekten. Gegen die Nährstoffbelastung durch landwirtschaftliche Einträge oberhalb des Streesees ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht hätte der einstige Quergraben entlastet. Warum nicht die Verursacher zum Umdenken zwingen? Im Zeitalter des Klimawandels gibt es das “Naturgeschrey”. Aber politisch geschieht alles ohne Haftung und im reichsten Land der EU das meiste oder besser das wenige für die Natur ehrenamtlich.
Beispielhaft vor der zweiten Mahd: im Verlandungsbereich am Streesee ein üppiger Wiesenwuchs als Insektenparadies: Blutweiderich, der gelb blühende Sumpf-Hornklee, rechts die vertrocknete Blütentraube einer Binse.
Ringsum die wiedererweckte Moorwiese. Was für Argumente gäbe es gegen das Wiederbeleben solcher Artenvielfalt?
…und die Frage nach dem Nutzen
Das Rabenluch als Kesselmoor mit völlig anderer Flora und Fauna.
Verblühtes Wollgras: schwarz verklumpt, kaum erahnbar die weiße Flockenpracht im Frühling.
Auffällig der buschartige Sumpfporst, manchmal als große Fläche, hier im Bild neben Pfeifengras.
Sumpfporst: eine wunderschöne Pflanze mit einem angenehm herben Duft, an Lavendel erinnernd, daher vielleicht früher ein Mottenmittel.
In den Tiefen zwischen den Bulten die Polster von Sumpftorfmoos in braunen, gelben, roten Farbtönen. Sonnentau ist seit Jahren verschwunden, obwohl gerade solche Flecken verdammt nach seinem Vorkommen aussehen.
Aktuell reifen die Moosbeeren.
Die Moore Streesee und Rabenluch sind klein mit kaum mehr als 10 ha. Während über die Ursache des Klimawandels immer wieder sinnlos gestritten wird – hier ist es augenfällig: die ringsum reinen Kiefernnutzwälder sind menschengemachte Umweltsünde. Nichts tun, alles der Natur überlassen? Dem ist verantwortungsbewusst alles nur irgend mögliche entgegen zu setzen.
**Dank an unseren Wanderleiter Wolfgang Pagel, der jede Gefahr ignorierend, eine wunderbare Dokumentation zur Verfügung gestellt hat. Daraus 3x “ego” mit seinem copyright.
***Für die fachlich kompetente Begleitung in jeder Lage und Situation herzlichsten Dank von uns allen an den unermüdlichen Volker vom Naturpark Barnim!
Quellmoor Streesee seit 2008
Diese Bilder sind mit Klick zu vergrößern! Kaum mehr wiederzuerkennen, stimmt’s!?
Danke!
Hach, welch Überraschung für mich, daß Ihr die zweite Mahd am Streesee übernommen habt 🙂
Wir (NABU Barnim) hatten dort unseren Einsatz am 8. Juni. Uns zog es auch schonmal die Stiefel aus, jedoch nicht mit solcher Akrobatik, da es wohl insgesamt trockener war. Unser zusammengeharktes Schilf verbrachten wir ebenfalls an die Ränder, jedoch auch in die künstlichen Gräben – mit dem Ziel, daß sie irgendwann wieder geschlossen sind und das Moor wachsen kann.
Und am 13. Juli harkten wir das Heu auf einer Orchideenwiese in der Nähe. Der warme Regen war eine wohltuende Krönung.
Diese Wiese wird seit 2008 vom Wandersportverein Rotation Berlin regelmäßig einmal jährlich gepflegt, d.h. sie ist als Durchströmungsmoor erst dadurch wiedererstanden. Dazu mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Pagel ergänzende Bilddokumente.