Streesee und Rabenluch

13.07.2019, Natur von Menschenhand: Wiesenpflege / Heuernte im NSG Biesenthaler Becken mit dem Wandersportverein Rotation Berlin, Leitung Wolfgang Pagel, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Barnim

Die zweite Mahd

Eine Sage erzählt vom untergegangenen Dorf Stresow an der Stelle des Streesees.

am Streesee 2014
Und sagenhaft lange schon (oben im Bild und mehr dazu ganz unten) wird die Wiese des dortigen Quell- und Durchströmungsmoores in Zusammenarbeit von Wandersportverein Rotation Berlin und →  Naturpark Barnim gepflegt.

Streesee, Sensenprobe. Copyright W.Pagel
Untergehen war in jedem Jahr aufs Neue in der mit Gräben trocken gelegten Wiese angesagt. Verbliebene Untiefen waren berüchtigt, aber dann auch bekannt.

Streesee, ein Bein gerettet. Copyright K.G.Brandler
Erfolgreiches Wiedervernässen macht häufiger und überraschend akrobatisches Können unumgänglich.**

Streesee, Durchströmungsmoor
Egal ob Mensch, Plane oder Baum: unser Arbeitgeber ist beim Ziehen Spitze!***

Streesee, Quellmoor
Leichtfüßig schwebt der Europäer eben selten. Erstaunlich sind solche kulturellen Unterschiede manchmal sogar am Schuhwerk abzulesen.

Streesee mit chinesischen Füßchen. Copyright K.G.Brandler
Dem Arbeitsziel zuträglich: Forken-Akrobatik in Vollkommenheit.

Streesee, Arbeit mit der Forke

Abtransport in den Erlenwald. Bis vor ein, zwei Jahren wurde das Schilf noch zum Verfüllen der Gräben gebraucht. In den nächsten Jahren könnte es vielleicht zur Materialquelle werden.


So gut wie geschafft und “geschafft”.

Streesee, Naturpark Barnim. Copyright K.G.Brandler

Sahne extra

Die süße Kaffee- und Kuchenpause
Zum Abschluss: süße Spende für alle.

Vorschau Rabenluch

Die Zeit reicht für einen Abstecher ins Kesselmoor Rabenluch. Weithin Verbuschung. Das soll sich ändern. Kiefern und Birken geht es an die Wurzel.

Rabenluch, Biesenthaler Becken. Copyright K.G.Brandler
Erst einmal bezieht sich der Himmel. Dann prasseln kurz dichte, warme Tropfen cm-groß auf uns nieder.


In vergangenen, weniger heißen Jahren, verottete das Holz schnell auf der Moorfläche.

Rabenluch, Totholz. Copyright K.G.Brandler
Dazwischen der ungeliebte Faulbaum, der sich mit den stärksten Widerständen verwurzelt. Nicht einmal vom Wild wird er verbissen: also raus!

Rabenluch, Faulbaum. Copyright K.G.Brandler

Von gezupften Handsträußen bis zu gedrungenen, dickstämmigen Birken reicht der Einsatz: hacken und ziehen.

Rabenluch, hacken und ziehen. Copyright W.Pagel

Die braune, lockere Masse des Torfbodens liegt bis zu dem Meter, den wir mit den größten Birken aushebeln, trocken. Rückstoß und Versinken erlauben mehr Heiterkeit als im Quellmoor Streesee.

Rabenluch, gehackt und gezogen. Copyright W.Pagel
Eine Mooreidechse, aufgestöbert an ihrem Baumwurzelversteck, verschwindet – ohne Foto – noch flinker im Gras.

Rabenluch, Bonsai-Verbiss einer Birke. Copyright K.G.Brandler
Problem Wildverbiss. Es könnte eine Mär sein, dass Reh- und Rotwild allen Jungwuchs schändend durch die Wälder streifen. Die Tiere haben ihr 5-Sterne-Lieblingslokal zur Bonsai-Kugel gezüchtet. Im Umkreis darf alles wachsen wie es möchte.

Die Frage nach dem Sinn

Nicht alles gelingt, vor allem den Moorprojekten. Gegen die Nährstoffbelastung durch landwirtschaftliche Einträge oberhalb des Streesees ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht hätte der einstige Quergraben entlastet. Warum nicht die Verursacher zum Umdenken zwingen? Im Zeitalter des Klimawandels gibt es das “Naturgeschrey”. Aber politisch geschieht alles ohne Haftung und im reichsten Land der EU das meiste oder besser das wenige für die Natur ehrenamtlich.

Streesee, Wiesenblumen im Juli nach einer ersten Frühjahrsmahd. Copyright K.G.Brandler

Beispielhaft vor der zweiten Mahd: im Verlandungsbereich am Streesee ein üppiger Wiesenwuchs als Insektenparadies: Blutweiderich, der gelb blühende Sumpf-Hornklee, rechts die vertrocknete Blütentraube einer Binse.

Rote Sumpfschrecke, Streesee. Copyright K.G.Brandler
Ringsum die wiedererweckte Moorwiese. Was für Argumente gäbe es gegen das Wiederbeleben solcher Artenvielfalt?

Streesee, Moorlöcher

…und die Frage nach dem Nutzen

Das Rabenluch als Kesselmoor mit völlig anderer Flora und Fauna.
Verblühtes Wollgras: schwarz verklumpt, kaum erahnbar die weiße Flockenpracht im Frühling.

Rabenluch, welkes Wollgras
Auffällig der buschartige Sumpfporst, manchmal als große Fläche, hier im Bild neben Pfeifengras.

Rabenluch, Pfeifengras und Sumpfporst. Copyright K.G.Brandler
Sumpfporst: eine wunderschöne Pflanze mit einem angenehm herben Duft, an Lavendel erinnernd, daher vielleicht früher ein Mottenmittel.

Rabenluch, Sumpfporst. Copyright K.G.Brandler

In den Tiefen zwischen den Bulten die Polster von Sumpftorfmoos in braunen, gelben, roten Farbtönen. Sonnentau ist seit Jahren verschwunden, obwohl gerade solche Flecken verdammt nach seinem Vorkommen aussehen.

Rabenluch, Sumpftorfmoos. Copyright K.G.Brandler
Aktuell reifen die Moosbeeren.

Copyright K.G.Brandler

Die Moore Streesee und Rabenluch sind klein mit kaum mehr als 10 ha. Während über die Ursache des Klimawandels immer wieder sinnlos gestritten wird – hier ist es augenfällig: die ringsum reinen Kiefernnutzwälder sind menschengemachte Umweltsünde. Nichts tun, alles der Natur überlassen? Dem ist verantwortungsbewusst alles nur irgend mögliche entgegen zu setzen.

Bedingungsloser Einsatz
…fast um jeden Preis unser Einsatz für das Moor

**Dank an unseren Wanderleiter Wolfgang Pagel, der jede Gefahr ignorierend, eine wunderbare Dokumentation zur Verfügung gestellt hat. Daraus 3x “ego” mit seinem copyright.

***Für die fachlich kompetente Begleitung in jeder Lage und Situation herzlichsten Dank von uns allen an den unermüdlichen Volker vom Naturpark Barnim!

Quellmoor Streesee seit 2008

Streesee 2008, erster Wiesenstreifen, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2008, erster Wiesenstreifen
Streesee freischneiden, copyright Wolfgang Pagel
Streesee, freischneiden – seit 2008
Streesee, Jahr für Jahr fällt etwas Erlenwuchs, copyright Wolfgang Pagel
Streesee, Jahr für Jahr fällt etwas Erlenwuchs
Streesee 2009, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2009, Wiesenstreifen hinter der Birke
copyright Wolfgang Pagel
Wiedereinbringen natürlicher Pflanzenarten
Streesee 2013, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2013, mit Birke und Schuppen
13. Juli 20119: Quell- und Durchströmungsmoor am Streesee, Wiesenpflege
Standort etwa wie das Foto 2014: Juli 2019
Streesee 2014, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2014 usw.

Diese Bilder sind mit Klick zu vergrößern! Kaum mehr wiederzuerkennen, stimmt’s!?

 

3 Kommentare zu “Streesee und Rabenluch

  1. Hach, welch Überraschung für mich, daß Ihr die zweite Mahd am Streesee übernommen habt 🙂
    Wir (NABU Barnim) hatten dort unseren Einsatz am 8. Juni. Uns zog es auch schonmal die Stiefel aus, jedoch nicht mit solcher Akrobatik, da es wohl insgesamt trockener war. Unser zusammengeharktes Schilf verbrachten wir ebenfalls an die Ränder, jedoch auch in die künstlichen Gräben – mit dem Ziel, daß sie irgendwann wieder geschlossen sind und das Moor wachsen kann.
    Und am 13. Juli harkten wir das Heu auf einer Orchideenwiese in der Nähe. Der warme Regen war eine wohltuende Krönung.

  2. Diese Wiese wird seit 2008 vom Wandersportverein Rotation Berlin regelmäßig einmal jährlich gepflegt, d.h. sie ist als Durchströmungsmoor erst dadurch wiedererstanden. Dazu mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Pagel ergänzende Bilddokumente.

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