24.8.2019, ca. 22 km. Frankfurt (O) – NSG Eichwald – Oderaue, Viehtrift – Lossow Burgwallstraße – Seufzerschlucht – Lossower Burgwall – Lossow, Güldendorfer Weg –Tzschetzschnower Schweiz oberhalb des Hospitalmühlenfließes am Hang entlang – fast wieder in Lossow, Waldrand oberhalb der Lindenstraße, Abhang – Buschmühlenweg – Ziegenwerder
Im Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet der Oder (Natura 2000): leider an Bahn und Autobahn der Naturschutz ohne Lärmschutz. Aber neulich wurde erzählt: Wiesenbrüter sind Nutznießer der unerreichbaren Ecken in der Verkehrsödnis. Vielleicht kleben daher an den Autoscheiben keine Insekten mehr: alles Futter.
Hier allerdings gibt es in der Wanderkartenundurchsichtigkeit nur undurchsichtigen Wald und genutzte (für was? – Vieh nicht vorhanden) Wiesen.
Beim Schreiben des Blogs meldet das Radio Demos gegen den Weiterbau der A 49 in Hessen***. Weit weg: ja. Ich lese zeitgleich die Geschichte von Tzschetzschnow / Güldendorf. Sehr speziell, doch in mancher Sache dürfte es kalt den Rücken runterrieseln: die Diktatur des Autos, der Gesellschaft, des Staates, der Bürokraten, der Technokraten – sucht euch aus, was passt.
Meinerseits daher wenig Worte zur Natur dieser Wanderung – nur schöne Wanderwege verkleistern auch das Gehirn.
NSG Eichwald
Alles Weg
…weg oder was?
Zauber, zauber: ein rettendes Band hinter Brennnesseln und Kletten. Rechts müsste Höhe Güldendorf der Buschmühlenweg zu finden sein. Nee, da hängt das gelbe E-Zaunschild. der Meliorationsgraben führt sogar Wasser und die Wiesen sehn nach echtem Sumpf aus. Also kehrt und links.
Wohin und wen führt so eine unendlich weiß-rote E-Absperrung mitten im Wald? Ohne Anfang und ohne Ende!
Einer hat schon aufgegeben. Die Wildschweine hab nur ich kurz gestört.
Dieser herrliche Fluss!
Endlich. Vor mir liegt die Oder. Weiter Blick: deutlich hebt sich die “Steile Wand” am Horizont von der bewaldeten Umgebung ab. Einen Uferweg allerdings gibt es nirgends.
Schwarzsehen mit Seufzern
Absperrung hin, Absperrung her: von Weidebetrieb keine Spur, auch nicht von der Brendelquelle. Neben der Röhre deutet sich ein inoffizieller Weg Richtung “Steile Wand” an.
Aber die Leitschnüre führen auf dem Triftweg nach Lossow, parallel zum Burgwallweg – zu Recht als von Obst gesäumt angepriesen. Den also wieder hoch, in die Seufzerschlucht hinunter, auf fußbreitem – sagen wir mal “Pfad” – lt. Beschreibung zu einem Tunnel – wiedermal. Die Weidenquelle: ein paar rund gelegte Steine. Mein smartes Phone kocht, hat den Geist aufgegeben. Ein Wiesel quert. Duster schwarz öffnet sich ein völlig verwachsenes Loch. Gruslig, SEHR gruslig. Nein danke. Ich krauche den Hang hoch. Weder von Steiler Wand noch von Oder irgendwas zu sehn… aber steil wie die Opferschächte vom einstigen Burgwall dürfte es sein.
Wegelos auf dem Acker zurück. Jetzt den Burgwall. Mehr als eine halbe Runde um eine beeindruckend große Fläche geht nicht. Ich hab’s satt und bin satt. Die Spillinge rumoren. Im Dorf meldet sich das Foto-Phone wieder.
Oberhalb Tzschetzschnower Schluchten
Aus Richtung Lossow führt nur der Name, nicht der Weg nach Güldendorf. Zeitlich hab ich mich verrechnet. Um die tiefen Schluchten der “Tzschetzschnower Schweiz” zu erkunden, eventuell wieder nach oben zu müssen, fehlt mir die Kraft. Im Nachhinein weiß ich: es wäre richtiger gewesen. So grüßt nach dem Stolpern am Waldrand und auf unendlich sonnenheißem Schlängelweg zwischen Abhängen und Maisfeld wieder Lossow in nächster Nähe.
Versteckt präsentiert sich endlich der Buschmühlenweg östlich der Bahn. Alles richtig. Ich kam allerdings westlich den Hang der Lossower Berge (wahrscheinlich noch zur “Schweiz” zu zählen) gerutscht. Die Radroutenserpentinen sind noch lebensgefährlicher zum Wandern – hab sie manchmal von oben gesehen und gehört.
Richtung Frankfurt (O)
Im zerklüfteten Gebiet der Tzschetzschnower Schweiz sollen mehrere Quellen sprudeln. Die Wassermengen reichten bis ins 20. Jahrhundert für mehrere Mühlen. Von solchen Quellen war auch an den Oderhängen von Lossow die Rede. Ich hab nach mancher Suche nicht mehr daran geglaubt. Aber hier plätschert ein Wiesenbächlein. Wohin es verschwindet, ist nicht zu ergründen. Ich lasse die Richtung Mühlenweg aus.
Gerade durch geht es auf dem Rad-Wanderweg bis Frankfurt. Pausenbrotpünktlich erwarte ich auf dem Ziegenwerder die Vorführung gefährdeter Artenvielfalt. Aber sie steht wohl eher auf den Buchseiten von Ernst Paul Dörflers “Nestwärme” als zu diesem Zeitpunkt dort. Im NSG Eichwald stachen mich wenigstens die Mücken. Eher nützlich als theoretisch habe ich also meinem in den Ohren tönendem Geschlecht geopfert und wenigstens zwei, drei neuen Mückengenerationen zum Leben verholfen.
Adios Oder! Ich habe südlich von Frankfurt eine ausgesprochen schöne Landschaft für mich entdeckt: jenseits der allgemeinen, skeptisch-pessimistischen Nachdenklichkeit absolut zu empfehlen. Wie ursprünglich von mir geplant, auch mit “Steiler Wand” und Mühlental gut zu bewältigen.
*** Trotz aller Vernetzung: wir kennen unsere Erde nur vom Papier her. Ausschnittweise.
Denkt jemand auf den grün abgeschirmten und bequem schnellen Autobahnen an Hessen (oder googelt irgendein anderes, verborgenes Biotop)? Wer hat Recht und wer bekommt es? Verkehrswende JETZT!
etc.etc.