Solo, ca. 14 km. Niederfinow, Bahnhof – am Mühlbach zum Karlswerk. Weiter durch „einzigartige Kulturlandschaft“. Das weiträumige Biosphärenreservat Schorfheide Chorin reicht bis Eberswalde.
Gesichte
Im Nebel sehen. Räume verdunkeln. Im Licht der banal realistische Ausblick.
Das Schicksal bin nicht ich selbst. Verdrehte Zitatfetzen als Trost. Aber weder das noch anderes ist verständlich für andere.
Einsam(er) nie
Im Nebel die goldenen Brände: November. Gottfried-Benn-Melancholie. Vergänglichkeit. Schönheit.
Läppchenweg
Tornow umgehen. Bitte nur Wald, Feld.
Der „Läppchenweg“ führt zum Galgenberg, der diesen Namen nicht hat, aber steil ins hoffnungslose Nirgendwo stürzt wie hier wohl gewöhnlich ein verwundetes Wild.
Ein Teil der Läppchen dort als Installation. ;)) Weidmannsheil!
In der anderen Richtung: weit vor einer lagernden Rinderherde zwei breite Sandwege. Langsam steige ich ab, drücke mich am Weidezaun entlang, notgedrungen dann innerhalb des Zaunes und gedeckt von Stachelgebüsch und hohem Gras.
Gedeckt? Welch ein Irrtum! Martialisches Brüllen. Hinter mir setzt sich die Herde in Bewegung. Sie rennt nicht, trotzdem: die Tiere sind unglaublich schnell. Fest und zielsicher ihre Blicke in meine Richtung, ganz egal wie sehr ich mich verstecke.
Das Brüllen in Tonlagen wie von vierbeinigen Zyklopen: näher, immer näher, lauter. Sie jagen ohne zu jagen. Mich. Trittsiegel im Gebüsch und im Wald – eindeutig nicht mein Reich. Verflucht – die tief gestampften Pfade nehmen kein Ende. Ich hetze längst, springe – irgendwo über den Elektrozaun. Sicher fühle ich mich keineswegs. Schluchten, die wieder in Richtung der ewig lang gestreckten Weide enden. Bergan, in die Tiefe – um Himmels willen nur jetzt kein Sumpf…
Ein Ansitz. Undurchdringlich umrankt. Der nächste Ansitz zerstört. Aber: ein Weg. DER Weg.
Warum mich die nächste, andere Herde, auf der nächsten Weide wiederum beobachtet und bösartig beblökt – ich weiß es nicht: perfekte Kommunikation über Kilometer hinweg. Gleiche Tonlagen, gleiche Absicht.
Die Zone
Wieder eintauchen in den Wald. Wahrscheinlich sind Wandersleut nur ganz selten auf diesen Wegen. Absolute Stille. Irgendwann der 25 km Rundweg Eberswalde zur Schleuse Ragöse. Baustelle. Die Stahlplatten vibrieren bei jedem Schritt. Kein Durchkommen.
Der Erklärung aus dem dritten Auto muss ich wohl glauben. Wo entlang dann? Schulterzucken. Viel Glück.
An den Schienen entlang: verrottete Einzäunung und Warnungen: Altlasten Militär.
An der wegelosen Wiese gibt es nur das Zurück.
Am Hang entlang, auf einen Waldweg. Es muss gelingen! Bitte kein Ende in Militärruinen.
Neben dem Weg hohe Terrassen in eine dicht verwachsene Schlucht. Kriegsspielhügel wie Hünengräber.
Der Schönheit des Waldes haben diese einstigen Gräben und Grabungen um teilweise alte Baumbestände keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Vielleicht sogar eine Badestelle?
Zivile Last
Ostender Höhen. Recylinghof und Müllhalde. Grenzweg – warum Grenzweg?
Am Eichwerder: Asphalt zwischen unendlichem Sumpf und Klärwerk. Es müsste am Finowkanal entlang gehen. Zugänge sind nicht erkennbar. Unverhofft schnell lande ich von Osten her am Eberswalder Markt.
Was noch
Der Regio bis Bernau. Die S-Bahn bis Pankow. Polizeieinsatz. Alles unbestimmt.
Bestimmt: Tintlinge in diversen Stadien, allerlei Mini, Kremplinge, Baumpilze nicht essbar, spitzschuppiger Schirmling…
Ein kleiner Parasol und eine große Marone. Mein Abendmahl. Mit Vogelmiere.
Nicht im Muscarin-Nebel, nur im Dunst. Danach traumlos.