Seddiner Heidemoore

24. April 2020, ca. 15 km. Eine Wanderung entsprechend der Managementplanung Natura 2000 für das → FFH-Gebiet „Seddiner Heidemoore und Düne“ – ein perfekter Wissenspool!

Rings um den Teufelsee bei Seddin

Kaum 4 Wochen hier nach meiner ersten Wanderung. Der Dünenkomplex und die Kames-Hügellandschaft: knisternd trocken. Staubtrocken. Kein Graswuchs, Moose und Flechten in vertrockenem Zustand. Schmetterlinge: bis auf wenige Zitronenfalter Fehlanzeige. Vereinzelte Hummeln wild brummend und unstet suchend, ohne Nahrungsquelle.

Dünensand, Bereich der Binnendüne, Seddiner Feuchtgebietskette

Binnendüne Seddin, Westseite

Binnendüne Seddin, aus Richtung Südost

Kames-Hügellandschaft
Ansitze auf den Kames, diesen typisch rundlichen Kuppen der Grundmoränenlandschaft. Und siehe da, das Geheimnis des neulich gemähten Waldes lüftet sich: “Wildacker. Nahrung für unser Wild. Lebensgrundlage für Insekten. Futterwiese für die Singvögel. Steigerung der Artenvielfalt. Landschaftsästhetischer Baustein … Bitte nicht betreten…”. Märchenland mit nigelnagelneuer Jagdkanzel.

Jagdkanzel, Seddin

Wildschaden, Seddin

Keine Frage: das Wild schadet massiv. Unmittelbar im sensiblen Bereich des Teufelsees allerdings: Angler und Spaziergänger schaden in unvorstellbar schlimmerer Weise. Ich verzichte auf Fotos. → Klopapier-Coronakrisennotstand hat es hier keinesfalls gegeben – im Gegenteil. Vielleicht eine Cholera-Ruhr-Epidemie.

Teufelsee und westlich liegendes Moor

Teufelsee bei Seddin

Teufelsee, Nordseite
Meine Suche nach Resten des neulich gesichteten vertrockneten Rundblättrigen Sonnentaus: umsonst. Die tiefen Wasserlöcher am Ufer: ausgetrocknet. Ich sammle Angler-Plastikreste. Die Verantwortungslosigkeit ist unverständlich.

Ufer am Teufelsee, Weidenkätzchen
Vorsichtig greife ich nach wuschligen Puscheln. Schleimig? Zuckend zwischen den Fingern. Hirnleistung und Ekel falsch: nichts als wunderweiche Ballen riesiger Weidenkätzchen.

Seddiner Heidemoore, westlich vom Teufelsee

Teufelsfenn

Für Zuzügler: Fenn, im niederdeutschen Raum eine morastig-sumpfige Niederung oder ein Moor.

Seddiner Heidemoore, Teufelsfenn mit geringelten Birken

Der Augenschein täuscht. Solch abgestorbene Birkenstämme bedeuteten für mich lange Zeit die Anzeiger für ein gesundes, nasses und vielleicht sogar noch wachsendes Moor. Nein, diese Birken wurden künstlich geringelt, also die Wasserleitung unterbrochen. Erst dadurch wurde der hohe Wasserverbrauch der jetzt absterbenden Bäume gestoppt. Trotz allem: nirgends ragt ein grünes Hälmchen aus den Bulten und die Trompetenflechte (Cladonia) ist ausgebleicht und spröde.

Teufelsfenn, Cladonia

Seddiner Heidemoore, Teufelsfenn, Ostseite
Oberflächlich sind die Seddiner Heidemoore jetzt im Frühjahr gut auszumachen. Schon aus der Ferne heben sich die lindgrün leuchtenden Birken von den umgebenden Kiefernwäldern ab. Die Wasser gefüllten Kolke glitzern als silberne Streifen.

Seddiner Heidemoore, Teufelsfenn, Westseite

Seddiner Heidemoore, aufgewühlter Torf

Seddiner Heidemoore dazwischen

Nicht mehr zu retten. In früheren Zeiten gezogene Gräben, Verfüllungen. Überwachsen.

Seddiner Heidemoore, Moor e, gestört von Gräben

Seddiner Heidemoore, Moor f, gestört von Gräben

Seddiner Heidemoore, Moor f
Versteckt am Ende eines endenden Weges eine der Senken, die Verbindungsglied der wie Perlen aneinander gereihten Seenkette der Seddiner Heidemoore sind.

Seddiner Heidemoore, Senke mit Ansitz

Dasenfenn

Neben dem Teufelsfenn gehört das Dasenfenn ebenfalls zu den längst selten gewordenen Mooren mit (einst?) guter Qualität der Vegetation. Der undeutliche Stichweg endet an einer inzwischen auseinander gefallenen Müll-Sammlung. Mitten im Kolk ein Autoreifen. Vor der Trockenheit? Nach der Trockenheit? Vor oder nach dem Managementplan?
Die Sonne brennt hoffnungslos: Wasser-Krise.

Seddiner Heidemoore, Dasenfenn mit Kolk und Autoreifen

Teufelsee am 27. März 2020

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