21. – 23. Mai 2020. Zweieinhalb Tage auf den schönsten Zufallswegen – daher Verzicht auf genaue Ortsangaben. Mit Lust auf Aben(d)teuer grob geplant von Fürstenwalde aus in die Region Märkisch Oderland.
Tag 1, ca. 20 km
Pferde, Hunde…
und das Froschkonzert hörbar
Schleifen gehen, historischen Stacheldraht durchkriechen, moorige Gebiete umgehen, Himmelfahrtsausflügler auf den guten Radwegen meiden…
Die Biber
Irgendwo am Fluss unsere Minizelte möglichst unsichtbar parken. Da: ein Biber. Er bleibt. Erstaunlich. Plötzlich: eine Schar hellfelliger Biberkinder schwimmen unter der Baumwurzel hervor. Sehen aus wie eben geschlüpft. Ein einmaliges Erlebnis, nur unsere nächtliche Bleibe: adé…
Kuckucksland
Cuculus canorus nervt mit ununterbrochenem Rufen von frühmorgens bis abends. Um dem Weibchen den Freiraum an fremden Nestern zu verschaffen? Anders ist sein kreisrundes Fliegen von Baum zu Baum nicht denkbar.
Unerwartet vom Waldsaum her: der Kuckuck gejagt von einem Pirol, leuchtend gelb wie die Wasserlilie. Kuckuck und Pirol: beide geschützt. Tja.
Nacht 1 mit Zelten im Test
Himmelfahrt mit Auto auf die Spreewiesen. Breite Spuren. Corona ist vergessen. Wir können uns glücklich schätzen, dass sich die Mehrzahl noch an “Bleib zu Haus” hält. Ein Traumplätzchen zum Testen:
Eureka Solitaire. Mein Gott: dieses von vorn Hineinkriechen… Sitzen unmöglich, noch unmöglicher als in meinem Gelert Solo. Die Sterne sind am Abend wirklich perfekt zu sehen. Ansonsten hat man die A-Karte. Hopphopp wird das in Wetternot nicht funzen.
Oder Trek Santiago, ohne Gestänge auch mit Trekkingstöcken aufzustellen. Probeersatz mit gesuchten Stöcken: nicht überall zu finden, schnell plus stabil schon gar nicht.
Packmaß, Gewicht und Preis relativ gleich. Beide Zelte nur mit viel Abspannen für Starkregen und Wind geeignet. Ob überhaupt, kann erst einmal nicht getestet werden. In den letzten Sonnenstrahlen: alles paletti
Tag 2, ca. 32 km
Der exquisite Ausnahme-Morgenkaffee
Wer tief aus dem Walde kommt, wird nicht von rotweißem Sperrband gewarnt. Die Frage nach zwei kleinen Kaffees geschieht daher ganz naiv. Und oh Wunder: liebevoll kommt der denkbar beste Kaffee und mehr. Ein Wanderhöhepunkt, von dem ich noch zu Haus zehre mit meinem Single-Instantgebräu. Danke, danke!
Muscheln ohne Baden
Brandenburger Badeseen: hier nicht. Jeder Einstieg steckt voll spitzer Muscheln. Leckerbissen für Nutrias.
Nicht jedes Band bedeutet Corona
Mittags Städtchen. Wir sind nicht die einzigen, die diesen Friedhof vor dem Coronavirus gesichert glauben. Aber es ist eine Maßnahme gegen Rehe, die hier über den Zaun springen. Die richtigen Fragen an die richtigen Menschen stellen, ist wichtig.
Mit flatternder Sohle
So: meine Schuhe sind hin. Zwei Tage sind noch zu schaffen, ganz gleich was für wilde Hänge wir bewältigen.
Wild, wilder, am wildesten mit dem Vorhaben anhänglicher Erinnerung. Mein Dremel dreht zu Haus ins Leere. Wie haben das unsere frühen Vorfahren geschafft? Ich stochere an gegenwärtiger Zivilisation zweifelnd in meinen letzten Zähnen.
Baden ohne Muscheln
Anbaden – endlich – bevor das Aufheben von Corona-Lockdown* wieder die Viel-Sterne-Hotels füllt.
Mückenlos moorig
Weitwandern kein Problem. Trotzdem zieht sich die Suche nach einem Plätzchen für die zweite Nacht.
Einmal um alle Seen drumherum. Privat, bevölkert oder verschlossen. Auch hör- und autosichtbar bejagt.
Allerletzte, sehr späte Chance: morastig. Trotzdem nicht mehr als eine einzige Mücke, die ob ihrer Seltenheit leben darf. Ein Zelt auf Lattenrosten, eins in Gottvertrauen als Plane ohne Gestänge über dem Kahn.
Nacht 2, Tag 3 nach dem Regen
Mit Blick durch Blättersilhouetten leichtes Nachtgeniesel. Erlkönig wirft mit Zapfen.
Es plätschert. Ohne Voraussage. Einen Liter geschätzt kippe ich mir bei nächtlichem Aufstockgefummel über den Kopf. Alles egal. Schwache Blase sollte man nicht haben.
Wenn zusätzlich die Uhrzeit mit Handy-Neustart verrückt spielt, gewinnt morgens der Drang nach gemütlichem Zuhause.
Richtung digitale Anzeige oder nach Nase in gleichberechtigter Abwechslung.
Schlappe 15 km. Viel zu früh am Ziel: die Wildblume “Großer Bocksbart” schließt bereits mittags wieder ihre Blüten – davon ist noch rein gar nichts zu sehen.
Aber: sehr, sehr viel unterhaltsamer als alle Fotos es zeigen, war es!
*sag es deutsch: AUSGANGSSPERRE
Etliche Bilder mit Dank an Solo 2, Copyright in der Grafikinfo.