Spiegelwelt Spree II

29. Dezember 2017: zwei Stunden Rundkurs im Spreewald
ab Lübbenau Südumfluter, Freiheitskanal II, Bancerova, Hauptspree, Quodda, Moorige Tschummi, Tschummi (Eschenfließ), Lehder Graben, ein Ministück Hauptspree, Südumfluter

Lübbenau, Kajaksport Richter
Lübbenau, Kajaksport Richter
Am Ufer geschichtet
Am Ufer geschichtet

Die letzte Sonne des Jahres ist angesagt. Wo wäre sie am ehesten zu genießen? Auf dem Wasser!
Punkt 10 bei Bootsverleih Richter, Lübbenau brennt bereits ein wärmendes Feuer für eine Kanu-Winter-Erlebnistour. Solo im Einerkajak bin ich aber schon in wenigen Minuten auf dem Wasser entfleucht. Das Winterhochwasser steht über den Stufen der Stege. Das Paddel zieht wie durch Blei. Angeblich gibt es aber wegen des hohen Wasserstandes sogar weniger Strömung als sonst. Bin ich so schwach? Manchmal jedoch wirklich auch ein leichter Gegenwind!

Die Morgensonne durch die Bäume
Morgensonne durch die Bäume

An den Ufern liegt das Geäst der von Orkan Xavier umgebrochenen Bäume gestapelt.
Tief am Horizont leuchten in hellem Gold die Wolken. Ich schrubbe den Südumfluter vorwärts, möchte diesem Gold näher kommen. Aber es ändert sich wenig. Die Sonne selbst zeigt sich erst während meiner Zug-Rückfahrt an azurblauem Himmel. In Berlin blitzt sie ab und zu zwischen den Betonklötzen hervor: die einst berühmten, von Bäumen bestandenen Berliner Straßen mutieren im rasanten Takt von Baumaschinen zu Schattenschluchten.

Morgenhimmel
Sonne unter Land

Was für ein Unterschied zu diesem Spreewalderlebnis – selbst unter bedecktem Himmel!
Bin ich meilenweit, bin ich Jahrhunderte von diesem Hauptstadtmoloch entfernt?

Überschwemmte Wiesen
Überschwemmte Wiesen
Brücke
Die zeitweilige Brücke
Winterhochwasser
Winterhochwasser
Sturmschaden
Sturmschaden

Auf dem zweiten “Freiheitskanal” komme ich mir vor wie auf einer Erstbefahrung. Bin heilfroh, die Strecke gut zu kennen. Frühestens einen Meter vor einer Biegung – aha, hier entlang… Eigentlich rechts und links, ringsum nur Wasser und Stille. Mein Boot gleitet leise durch diesen gar nicht gezähmt wirkenden Spreewald. Obwohl hier im Sommer die Wiesen fürs Heu sind, für Schafe und Kühe, jetzt denke ich nur an früheste Zeiten: wo die wilden Wenden wohnen… Und nichts könnte besser daran erinnern als die sorbischen Namen.

Spiegelwelt
Spiegelwelt
Am Freiheitskanal II
Ockerfarben im Sumpf
Wasserwiesen
Trügerische Flächen
Baumgewirr
Alles zwischen Tod und Leben
Vermoost
Vermoost
Wurzelballen
vgl. Karlas Wanderwahn, Oktober

Quodda – das Geräusch der Füße, wenn man einen nach dem anderen schwer aus blubberndem, schwarzem Schlamm zieht. Die Moorige oder dann die Eschenfließ-Tschummi – leichten Fußes wie ein fliehendes Reh durch das Wasser gesprungen und geschwommen – tschub tschub tschub – könnte man hier vielleicht doch zum anderen Ufer kommen. Die Bancerova – schnörkellose Dame, der alte Semisch – wer möchte so einen nicht zum Großvater haben, die gute Dobrola, Huschepusch – dort, wo der wuschelwuslige Kobold haust… Der Spreewald ist ein Wald zum Märchen spinnen.

Das feuerrote Holz der Erle
Das feuerrote Hexenholz der Erle
Mittagsruhe
Zur Zeit der Mittagsfrau
Baumpilz
Das Zu-Hause vom Bludnik
Baumpilz an einem alten Quittenstamm
Kleine Irrwische an Richters ehemaliger Quitte

Ein Specht hämmert, ein Schwarzspecht fliegt von Baum zu Baum, ein Bussard, ein Reiher und über mir eine spitz gewinkelte Schar Gänse. Die Enten haben die Weihnachtsbratenjagd überstanden und heben nur selten einmal den Kopf aus dem Gefieder. Die in anderen Jahreszeiten überfüllten Gaststätten sind geschlossen, auch viele Häuser sind nichts als Ferienhäuser – winterfest unbewohnt. Auf wenigen Gehöften wird gearbeitet – die das Jahr über noch bäuerlich wirtschaftenden Höfe sind wahrscheinlich an einer Hand abzuzählen.

Fischkasten, Lehde
Fischkasten, Lehde
Heuschober
Heuschober
Wirklich glückliche Hühner!
Wirklich glückliche Hühner!
Dieeinst prachtvollen Hortensien des Sommers
Die einst blauen Hortensien des Sommers

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→ Spiegelwelt Spree I, Juli 2017

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