Gezielt wild zur Silberquelle

23. Januar 2018 von Kirchmöser nach Wilhelmsdorf
Fünf Stunden um und im Gränert herum

Auf rot markiertem Wanderweg in den Gränert. So erfolgsversprechend hätte ich mich nicht noch einmal auf die Suche nach der Silberquelle gemacht, man schrammt an der wilden Natur des Gränerts vorbei. Diesmal aber mit Wanderführer, Karte, Kompass und Hund. Das passt.

Der Gränert – nun zum dritten Mal in kurzer Zeit* – scheint als Wandergebiet unerschöpflich. Der Faule See zeigt sich von der Seite einer Knüppeldammbrücke in nebliger Schönheit. Zahllose Stämme ragen aus dem Wasser, zumindest in Teilen verursacht vom Biber. Seine Burg steht weit vom Ufer entfernt.

Führung mit Karte und Kompass
Mit Karte und Kompass
Im Gränert: der Faule See hinter Schilf
Der Faule See hinter Schilf
12 Jahre monogam auf dem Faulen See
12 Jahre schon monogam auf dem Faulen See
Biberburg im See
Biberburg im See
Fast trockenen Fußes (aber nur fast!)
…fast trockenen Schuhes (aber nur fast!)
Zur anderen Seite
Zur anderen Seite
und das Rückwärtskrakenkarussell
und das Rückwärtskrakenkarussell
Hechtgraben
Hechtgraben

Der Kompass weist auf die gegenüberliegende Seeseite. Ich versuche das erste Abenteuer bildlich festzuhalten und mich gleichzeitig über ein Wässerchen zu bringen. Die Mütze hängt in der Heckenrose. Affenartig hocke ich auf einem Stamm, langarmig an ein handbreites Aststück geklammert. Ich fühle genau wie ich aussehe. Ein weiterer Ast entpuppt sich als lose Wippe. Meine akrobatischen Fähigkeiten sind am Ende. Man(n) könnte mich ja mal von Handy und Mütze befreien… Der ist schon durchs Wasser. Ein Versuch des Erbarmens schlägt fehl. Man(n) rutscht ins nasse Holz und entfernt sich (dann ist das eben so – diese Weiber – und ich werde die Wanderung unter Single ordnen ;))). Ich fummle Handy und Mütze einhändig in die Jackentasche, weiterhin hockend und anderarmigeinhändig hängend. Schwung aufwärts verdreht (die Heckenrose!): nun gut, ein Schuh im Wasser. Gelohnt hat die Prozedur nicht: wir sind eingekesselt. Die entfesselten Gräben haben wahrscheinlich auf immer der Karte einige moorige Striche beschert. Die Kraniche rufen umsonst. Noch einmal die Prozedur plätschernder Bach. Ein paar Äste ins Wasser und diesmal trockenen Fußes zurück.

und ein unbekannter Riese
und ein unbekannter Riese
Zunder - üppig
Zunder – üppig
...nicht in die Suhle!
…nicht in die Suhle!
...da lang...
…da lang…
...dann bricht alles zusammen
…dann bricht alles zusammen
Es geht grad noch so über die Grütze...
Es geht grad noch so über die Grütze…
...hinter all den Spuren von Donner und Doria
…hinter all den Spuren von Donner und Doria
Ziel in Sicht
Der Kundige weiß jetzt das Ziel

Westwärts, nordwärts, ostwärts, südwärts, einen mir schon bekannten Weg kurz ins Tal hinein. Ich verliere die Orientierung. Der Wanderführer hat sie wegeverwachsen vage. Sumpfige Taleinschnitte, Berg oder Hügel – für Hügel geht es zu steil bergan, die Gesamthöhe wiederum dürfte 50 m nicht übersteigen. Der Hund wetzt umher. Wildschweine, Rehwild – es gibt keinen Meter Moos oder Erde in denen nicht die Spuren zu sehen wären.
Ein Stück des offiziellen Wanderweges hat seinen Reiz entlang eines moorigen Tales. Eine lange, von den Wettern zertrümmerte Knüppeldammbrücke führt quer darüber, im Knick weiter zum Diebesgrund. Von hier oben wäre sie schon zu erspähen, wenn man es wissen würde (sonst wandert man weiß/rot vorbei):

DIE SILBERQUELLE

Die versiegte Silberquelle im Gränert, 1905

Romantisch aus Feldsteinen gemauert und bezeichnet: Silberquelle 1905. Das von Buchenblättern bedeckte Wasser dürfte Schneeschmelze sein. Anstatt Silber wachsen mir im Spalt einer Buche kleine Judasohren** entgegen (die knuspere ich jetzt beim Schreiben knackig frisch und roh).

Die Silberquelle am Berg
…wie einst die Quelle
...abwärts
Abwärts
Vitalpilz Judasohr
Vitalpilz, das Leben aus der Buche saugend
In voller Kraft der frühe Tod
In voller Kraft oft der frühe Tod
in Richters Grund
in Richters Grund
Der alte Weg
Der alte Weg
Halali sautot
Halali sautot
Mit dem Schwarzwild wieder ins Wasser
Mit dem Schwarzwild wieder übers Wasser

Wir gehen zurück durch Richters Tal, das sich weit und reich an allen möglichen Gewässern durch den Gränert zieht. Einst führte hier nicht nur der Wanderweg, sogar ein Fuhrweg entlang. Die Zeit hat ganze Arbeit geleistet. Ein Kilometerstein und ein verblasstes Zeichen am Baum – auf dem Hang der neue Weg: breit und gerade als Schutz gegen Stolpern, Umknicken, Lahmen und Absaufen. Aber so oder so: Nordost endet an der Buckaubrücke.

Zur Neuen Mühle
Zur Neuen Mühle
Über Entfernung hin leuchtend
Über Entfernung hin leuchtend
Fischtreppe an der Neuen Mühle
und Fischtreppe an der Neuen Mühle
Neues Wehr vor der Neuen Mühle
Neues Wehr

Mit gelber Markierung geht es weiter an der Buckau entlang bis Nobelrestaurant Neue Mühle.
Der Hund trottet desinteressiert hinter uns. Bis auf einen leuchtend orangegelben Pilz*** kaum sehenswert Naturbelassenes. Vor der Neuen Mühle Orkanchaos – zum Restaurant kommen die mit Geldsäckel und die fahren auf der anderen Straßenseite Auto…

Noch 2 ½ km Wanderweg bis Wilhelmsdorf. Der Hund trottet weiterhin ohne Witterung aufzunehmen. Pilzwald ja, ansonsten herrscht hier wahrscheinlich sogar Insektentod.
Das Timing aber ist perfekt. Punkt 14h an der alten Magdeburger Heerstraße – von dieser Historie ist nichts zu spüren. Ab Wilhelmsdorf mit dem Bus bis Brandenburg jeder Quadratmeter öde zersiedelt – der blanke Horror, ganz ohne einen Witz mit Scherenhänden. Meine geliebte Plane überqueren wir – trostlos wie hier ihre Umgebung…

Aber der Gränert: das war eine Wanderung der Extraklasse! Danke an Karte mit Kompass!

…und wie immer: mit Klick die Fotos bitte ansehnlich vergrößern!

*→ Im Gränert I
und → Im Gränert II

**→ Judasohr

***→ Goldgelber Zitterling, immunstimulierend – aber zu schön, um ihn zu essen!!!