27. August 2018 von Angermünde über Augustenfelde, Herzsprung, Bölkendorf, Parstein, Pehlitz, Rundblick vom Drumlin Kleiner Rummelsberg, nach Brodowin und Chorin.
Ohne Abwege 8 Stunden unterwegs abzüglich kurzes Schwimmen im Parsteiner See, Falläpfel sammeln und eine ¾ Stunde am Bahnhof Chorin auf den Zug warten. Bin zu langsam mit einem seit Tagen schmerzenden Knöchel jetzt trotz oder wegen vorwiegend Asphalt, von der Belastung Mönchspflaster zwischen Brodowin und Chorin ganz zu schweigen.
Von Angermünde nach Herzsprung
Nee, nicht erst Futter kaufen, es wird Äpfel und Pflaumen geben. In Angermünde knurrt doch der Magen. Also ein Stadtgang mit Bockwurst. Ich flaniere richtungsfühlend am Markt vorbei – Bäcker wäre die bessere Wahl gewesen. Die Richtung ist auch falsch: Stolpe. Kehrtwende bei den stelzenden Steinkunstwerken zwischen Ober- und Unterwall. Durch die Kleingärten wird es verzwickt. Zurück und mit den Autos raus. Links biegt der Bärbel-Wachholz-Weg aus dem Nichts ins Nichts. Google maps kennt den Weg nicht. Aber ich war schon einmal hier, erinnere mich neu an mein erstes „Open-Air-Konzert“ Ende der 50er Jahre. Schlager live! – in Thüringen. Ansonsten sind wir mit dem Ohr ins „Radio Luxemburg“ gekrochen.
Der Weg nach Herzsprung wird zum perfekten Flachland-Fahrradweg. Sumpfig ist das Land zwischen Bahndamm und Straße, mit nur einer Möglichkeit in westlicher Richtung zu queren. Äpfel purzeln vom Wind geschüttelt von den Bäumen – auch in meinen Rucksack. Die Schlepperei hätte ich mir sparen können, die Straßenränder geizen nirgends mit Äpfeln oder Pflaumen.
Je näher ich Herzsprung komme, desto mehr häufen sich am Straßenrand die Steine zerstörter Großsteingräber. Alles Herz hinterlässt Sprünge. Die Reste der Reste der Großsteingräber sind auf dem Anger noch einmal zwar nicht behauen, aber ameisenfleißig verarbeitet. Einen Nachfahren Ehm Welks “M. Grambauer” hat es nach Herzsprung verschlagen. Und jetzt schon sprengt und später springt die Fontäne…
Zum → FKK-Baden in Herzsprung geht es über einen Betonplattenweg made in GDR. Das Wasser des Parsteiner Sees ist eine Wohltat, bei stürmischem Wind ein Highlight meiner Wanderung.
Zeitlich wird es knapp. Die Hälfte der geplanten Zeit für 30 km insgesamt ist bereits rum. An die 20 km sind es noch.
Vom Parsteiner See geradewegs nach Bölkendorf, Parstein und Pehlitz
Ein kurzer Blick in die Senken am Paddenpfuhl – weder Padden (niederdeutsch: Kröten, Frösche) noch Wasser sind zu entdecken. Hier soll eine eisenzeitliche Siedlung gelegen haben. Jetzt gibt es eine Kleingartenanlage – nix mit Permakultur oder Unkraut.
Geradewegs bedeutet Straße nutzen. Die abgeernteten Felder sind schwierig zu betreten: die Schuhe versinken in staubigem Lehm. Es gibt immer nur ein einziges Feld in alle Richtungen bis zum Horizont, dazwischen gestreut kleine Sölle – Restlöcher der Eiszeit. Zwar begegnen mir auf der Straße kaum Autos, aber irgendein Pfad an dem freilich höchst unregelmäßig verlaufenden Ufer des Parsteiner Sees wäre spannender.
Am Krummen See vor Bölkendorf bestätigt ein Einheimischer: es gibt eine Möglichkeit jenseits der Straße. Auch ab Bölkendorf geht es mit der Radmarkierung nach Parstein durch Feld und Wald. Ich entscheide mich noch einmal für 3 km Straße.
DAS sollte niemand machen. Es würde sogar lohnen, Parstein ganz zu umgehen. Schwere Laster brettern durch den Ort Richtung Oderberg. Zwei Kinder stehen am Straßenrand vor einem halbtot zuckenden Kätzchen. Ich will nicht nachdenken: Hätte ihnen selbst oder mir passieren können.
Auch am Parsteiner See zwischen Krötenzaun und Straße gequetscht zu gehen, kann man sich sparen. Der See ist wegen des Parsteiner Campings nicht zu sehen. Umwege durch den Wald lohnen bis man auf Höhe von Pehlitz Werder auf einen perfekten Fahrradweg stößt.
Kleiner Rummelsberg rundum
Am Waldrand Höhe Pehlitz Werder sind bereits die Drumlins der Weichseleiszeit zu sehen – bei dem trüben Wetter mit grauen Schleiern. Der Weg führt ganz nahe vorbei und ich werde ab heute im Streit immer der Drumlin-Fraktion folgen: diese kleinen Moränenbuckel entsprechen äußerlich ganz der → Definition. Die Drumlins und der Rundumblick vom Kleinen Rummelsberg sind der zweite Höhepunkt meiner Wanderung.
Jetzt so schnell es mein schmerzender Knöchel erlaubt zum Bahnhof Chorin. Geradeaus, geradeaus… Amtssee rechts herum. Doch, ich hätte es geschafft, noch einmal zu schwimmen. Ich hetze umsonst. Aber dieses Minuten-Risiko gibt es immer Richtung Chorin historischer Bahnhof.
Diese Wanderung gehört als eine Art Fortsetzung zu Bericht und Wanderung → Wege in die Nacht.