Nicht nur im Umland, sogar in Berlin war bis vor vier, fünf Jahren noch “wildes”, naturnahes Wandern möglich.
In der Nähe meines Hochhauses: der geografische Mittelpunkt von Berlin, nicht weit der ehemalige Mauerstreifen. Von hier nach Nord, Süd, Ost, West immer ca. 20 km. Seit dem Fall der Mauer waren in alle Richtungen immer naturnahe, sogar wilde Pfade zu finden.
20 Jahre danach: Bauboom, Suburbanisierung (Elisabeth-Aue), angeblich attraktive, aber nur phantasielose Flaniermeilen, Spielplätze, Aktivparks, Freizeit- und Sportanlagen “werten auf”. Letztlich bleibt Nullachtfünfzehn, Biodiversität zerstörend. Totgepflegt oder dreckig.
Auf dem Mauerstreifen zwischen Alter Jakobsstraße und Moritzplatz in Berlin (Fotos von 2006) lebten für eine Metropole untypisch Karnickel und im hohen Gras Schnepfen. Füchse sorgten neben den Igeln für das Dezimieren der Ratten. Gegen die sind Kammerjäger inzwischen machtlos.
Bin ich nostalgisch oder noch schlimmer?
Nicht nur der wilde Berliner Mauerstreifen ist verschwunden. Anderes hat Priorität. Sehnsucht nach Natur ist auf Augenhöhe nicht mehr zu stillen, also nur noch per Bahn in die Mark Brandenburg…
Auch dort enorme Veränderungen im Speckgürtel: selten nur noch ein verfallenes, verfallendes einsames Grundstück, mit Streuobstwiese schon gar nicht mehr. Leben mit Natur hat seinen Preis und die Natur hat ihn oft genug auch entrichtet.