Bergwaldprojekt Jasmund

4. – 10. August 2019, Moorwiedervernässung durch das Bergwaldprojekt in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Jasmund.
Liebe Wandersleut, versucht euch einmal! Mehr und alles genau zu erfahren im → Bergwaldprojekt

Jagdhütte Forsthaus Werder
Mitten im Nationalpark Jasmund, abgeschnitten von der digitalen Welt, leben wir in unseren Zelten rings um eine einfache Jagdhütte. Längst schuften wir im Wald, wenn die Autokarawanen vorbei brausen.

Projekteinstieg Moor­wieder­vernässung

Arbeit gegen den Klimawandel: Moorböden können zehnmal mehr Kohlenstoff speichern als Wälder. Aber mit Zahlen kann hin und her geschoben werden. Fakt ist: Moore sind unwiederbringliche, besondere Lebensräume. Nichts belebt ein über Jahrhunderte gewachsenes, gänzlich trocken gelegtes Moor wieder. Aktuell geht es um den Erhalt unserer letzten Moore und die Biodiversität unserer Landschaften.

Einstieg in die Moorwiedervernässung mit dem voran gegangenen Bergwaldprojekt
Letzte Arbeiten an einer Moorwiedervernässung noch von der voran gegangenen Projektwoche: die Mühsal des gesamten Ablaufes ist kaum zu ahnen. Locker, locker feste fest treten…
Wer großes Glück hat, findet sogar ein tief schwarzes Knochenstück. Weder dieses noch der frischere Knochen stammen von einem Menschenopfer. Immerhin: ein Stück Schulterblatt eines Rothirsches. Das Alter ist unklar.

Moor­wiedervernässung I

Eine Moorwiedervernässung von Anfang bis Ende miterlebt, sorgt für ungefähre Kenntnis des Ablaufes. Der stellt an jedem Standort immer und immer wieder bisher so noch nicht gelöste Probleme.***

Moorwiedervernässung
Die Werderwiese Richtung Süd. Hinter dem Wald liegt die einstige Oberförsterei, ein repräsentativer Backsteinbau vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Moorwiedervernässung
Steine im Boden mit späten Bohrungen: also wohl ein früheres Brücklein über den Entwässerungsgraben. Und noch früher? Die ausgewiesenen slawischen und germanischen Bodendenkmale auf Rügen stellen einen Bruchteil des einst Vorhandenen dar.

Copyright Udo Steinert
Foto: Udo Steinert

Am Vortag cm-genau abgestochen, ausgehoben und ausgeschöpft: der Graben zieht unendlich Wasser – das Trockenlegen einst war sichtlich erfolgreich.

Moorwiedervernässung
Wassereimerkette zu Sisyphos… und dann zerstoßenes, wasserundurchlässiges, reines Kreidegestein als Grundmasse.

Moorwiedervernässung
Im denkbar schmalsten Arbeitsschacht entsteht das Holzbauwerk mit Präzision: eine Nut-Feder-Verbindung.

Moorwiedervernässung
Die Sperre steht: jetzt das Mixen eines aus Sägespäne, Aushub und Wasser bestehenden, künstlichen Moorbodens.

Moorwiedervernässung, Foto: Titus Selzer
Foto: Titus Selzer

Moor­wiedervernässung I, Endphase

Letztendlich das Bepflanzen mit Binsen. Eine nette Arbeit, wär da nicht im Vorfeld die Schufterei des Ausstechens in einer auf immer ausgetrockneten Fläche. Dumpfer Ton: der Wiedehopfhacke stellt sich das alte Nadelholzgewurzel quer und störrisch entgegen.

Moorwiedervernässung, das Feld der Binsen
Moorwiedervernässung, Bepflanzen mit Binsen
Moorwiedervernässung, der einstige Grabenlauf
Moorwiedervernässung
Hoffen wir das Beste für die Werderwiese. Besorgnis erregend tragen die Buchen ringsum schwer an ihren Früchten. Da sprachen die Bauern früher von einem kommenden, harten Winter. Ich denke an das Phänomen “Notblüte”: verzweifelter Versuch des Überlebens durch Nachkommenschaft.

Moor­wiedervernässung II

Moorwiedervernässung
Moorwiedervernässung
Moorwiedervernässung

Regengüsse – Zeitverzug

Augustnässe 2019
Ach ja – “einfache Jagdhütte”. In etwas mehr als Bodenhöhe in der feuchtnassen Atmosphäre mag “einfach” sogar übertrieben sein.

viel nasser Dreck, August 2019
Aber: mit beheiztem Holzofen und Blick in den reichhaltig bestückten Trophäenwald fühlt sich der Fluchtort eher exklusiv herrschaftlich an.

gehörnt gegen die Nässe

Moor­wiedervernässung II – fast der Endzustand

Moorwiedervernässung
Wenn ich selbständig höchstens noch mein Bein ohne Stiefel aus dem Schlamm retten kann und vor Schwäche nur noch wackelnd fotografiere, da springen andere fast (aber nur fast) mühelos ihre Stampfrunden. Bitte diese Kunst mit Klick ins Bild (in neuem Fenster) so gut wie live genießen!

Moorwiedervernässung

Frischer Schwung zur Exkursion

Yoga oder Wäschetrocknen
Yoga oder Wäsche trocknen? Beides eine empfehlenswerte Art, die Glieder zu lockern. Meist stellt sich erst zum Ende einer Projektwoche heraus, dass alle Teilnehmer/innen zusammen durchaus ein meditativ ausgerichtetes Kampfsportteam bilden könnten.

Durch den Nationalpark Jasmund

Eine frische Brise gibt es glücklicher Weise nicht zur Exkursion mit Dr. Ingolf Stodian vom NP Jasmund. Ansonsten lauert wohl ständig der Tod, wenn nicht der eigene, dann doch der aller besonders prächtigen “Mutterbäume” – deutlich umringt von ihren wesentlich jüngeren Nachkommen.

MEGABAUMGEFAHR

Megabaumgefahr

Weißfäule
Die Weißfäule ist sichtbar, die Braunfäule wächst eher versteckt im Holzkern.

Schadbilder

Schadbild Brandkrustenpilz

Schadbild Brandkrustenpilz
Viel Halt haben die auf der undurchlässigen Kreide notgedrungen flach wurzelnden Riesenbäume ohnehin nicht. Vom Wassermangel ganz zu schweigen. Mit ständigem Knacks und Krach in die Waldesstille bohren die Bäume ihre vertrockneten Äste wie Speere (hoffentlich) neben die ahnungslosen Wanderer.

Direkt auf der Kreide kaum Humus, also flacher Wurzelballen

Bodendenkmale

Etwa 550 Bodendenkmale sollen auf Rügen noch erhalten sein. Die ausgewiesenen sind bis auf die Highlights nur mit kundigem Auge zu entdecken: eine alte Köhlerstelle mit spärlich entstehender Terra Preta zwischen der dünnen Humusschicht, ein Mahlstein, ein Opferstein mit schalenartiger Vertiefung und Näpfchen, der experimentell archäologische Versuch einer Bestattung.

NP Jasmund, Köhlerstelle

NP Jasmund, Mahlstein

Opferstein, NP Jasmund

Bestattung

Schluss und Aus

Strand am Kieler Bach
In der Ostsee ein letztes Bad. Zum Abschlussessen hat ausnahmsweise nicht der Bergwaldprojekt-Koch den “Vogel” abgeschossen.

Wildschwein am Spieß

Glücklich isst,
wer vergisst,
dass er Vegetarier ist…

 

***Nein: ich werde das weder beschreiben noch besingen. Für ersteres zeichnet Lutz Rohland im Bergwaldprojekt verantwortlich, lesenswert im “bergwaldjournal” 2016, Ausgabe 15 – ein bestgestaltetes Heftchen für Fördermitglieder. Hier nur Bilder – keineswegs von allen Arbeitsgängen: Hände und Kopf sind selten frei zum Fotografieren.
Singend: → Ernst Busch, die authentischste Version des von Hans Eisler vertonten Moorsoldaten-Liedes.

→ Im Einsatz für den Moorschutz, Nationalpark Jasmund

 

Dreadlocks
Nachtrag: Teilnehmer ziemlich naturwissenschaftlich geprägt. Mit Ausnahmen.

Im Isergebirgsvorland

22.04.2019, Ostern in Tschechien mit dem WSV Rotation Berlin, Leitung Wolfgang Pagel.  Am Montag, dem nach altem Brauch eigentlich gefeierten, tschechischen Osterfest und zum Ausklang nun wirklich nur relaxed durch das liebliche Isergebirgsvorland.

Zwischen den Gebirgswiesen, entlang der Bäche, ducken sich die niedrigen Häuschen, umgeben von zauberhaften, kleinen Gärten.

Isergebirgsvorland
Ob es die harten, schneereichen Winter sind, die eine Erneuerung im internationalen Baumarktgeschmack bisher verhindert haben oder doch das seit Generationen gewachsene Gefühl für die Landschaft?

Haus im Isergebirgsvorland
Einst Zeichen für Armut und Härte des Lebens im Isergebirge, beeindrucken die Bauweisen mit heute nur noch seltener, ästhetischer Einfachheit.

Haus im Isergebirgsvorland

Wiesen im Isergebirgsvorland
Am Straßenrand vor einem prägnanten Hügel wieder ein Flur- oder Wegkreuz. Doch der Hügel inmitten der ebenen Weidewiesen verweist eher auf eine heidnische Kultstätte oder frühgeschichtliche Anlage, eine sogenannte “Motte”.

Hügel im Isergebirgsvorland, vielleicht einst eine Motte

Raspenava / Raspenau an der Wittig

Mühlenensemble
Von der Getreidemühle aus über die Wittig im Schlenderschritt zur Kirche Mariä Himmelfahrt.

Kirche Raspenau
Ein Grabstein aus dem 19. Jahrhundert. Schade: nicht “Gottfried” Menzel (1798–1879), den hatte ich von meinen Vorbereitungen in Erinnerung. Er beschäftigte sich als Priester und Naturwissenschaftler mit Maulbeerpflanzen, Astronomie und Naturheilkunde. Aber war es in Raspenau?
In meinem Gedächtnis haben sich aktuell und deutlicher die bisher frequentierten Eisverkaufsorte und -sorten verankert.

Grabstein Menzel
Einszweidrei im Sauseschritt vergeht die Zeit, wir laufen mit…


Lang kann es hier nicht her sein. Die Schüssel empfängt mit Sicherheit noch jedes Signal. Vielleicht geizt die EU, wenn da wer nicht so will wie sie möchte. Der traurige Verfall ist erst wieder mit privatem Geld aufzuhalten – woher auch immer. Im Hintergrund die billigen Neubauten.
Aber erst einmal wird nach altem, tschechischem Brauch den Frauen neues Leben mit den Osterruten eingebleut. Dafür gibt Frau gern ein Schokoei.

 

Wehr
Am gegenüber liegenden Ufer der glasklaren Wittig – trotz rostroter Farbe – wahrscheinlich die alte, riesige Kammgarnspinnerei von Raspenau, die Uferbefestigung schon antik anmutend.

Noch einmal Kloster und Wallfahrtskirche von Hejnice

Die Nepomokbrücke in Hejnice, Haindorf

Wallfahrtskirche in Hejnice, Haindorf

Wallfahrtskirche in Hejnice, Haindorf

Letzte Wiese, letztes Osterei


Nein, so weit war es noch nicht, aber so weit:

DANKE, wir waren ein tolles Team!

→ zurück zur Karfreitags-Wanderung 2019
→ zurück zu Isergebirgssteinen und Wasserfall / Ostersonnabend
→ zurück zum Smrk am Ostersonntag / 1050 m auf- und 1050 m absteigend

Aufstieg zum Smrk

21.04.2019, Ostersonntag mit Heidrun und Wolfgang Pagel, nicht zu vergessen Evi, alle vom WSV Rotation Berlin:  dritte Wanderung mit Ausgangspunkt Lázně Libverda,  heute auf den Smrk, die “Tafelfichte” auf der Grenze zwischen Tschechien und Polen

Nach steilem Treppenaufstieg ein erholsamer Wiesen- und Waldweg. Das Restaurant “Riesenfass”: geschlossen. Es gibt keinen Anlass, das am Vortag höchst beanspruchte Skelett zu schonen.

Uralte Buche

Wir kreuzen den “singletrack pod smrkem”, das erste tschechische Singletrack-Netz für maximale radtouristische Erlebnisse.

Singletrack unterhalb vom Smrk
Weiter, immer weiter bis zum Hang des Kupferberges mit Brunnenhäuschen. Abkühlung mit höchst erfrischendem Sauerbrunnen erfordert weniger akrobatische Künste als auf diese Weise.


Und wer ein echtes Osterfoto von der dort zelebrierten, echten Ostertradition erwartet (oder Austausch verlangt), wird um Zusendung und Erlaubnis zur Veröffentlichung eines solchen Fotos gebeten.

Aber mal ehrlich: echtes Ostereiersuchfoto würde diese halb-echte Inszenierung gar nicht übertreffen!!!

Steil bergan zum Smrk

Erste Hälfte des Aufstiegs zum Smrt
Die einen schleppen nun Ostereier, die andern sich selbst bei brennender Sonne hoch auf 1122 Meter, den Smrk auf der Grenze zwischen Tschechien und Polen. Fast 800 m sind bereits abgehakt.

Weitblick
Überraschend ist der Schnee nun nicht mehr, anstrengend aber doch.

Aufstieg zum Smrt
Hier weilte im August 1809 (vor den Umweltproblemen unserer Zeit mit Bäumen bestanden) der Dichter und Freiheitskämpfer, Mitglied des Lützower Freikorps, Theodor Körner (1791 – 1813).
Die Langläufer stehen sicher am Gedenkstein. Zur nächsten Loipe dürfte es ein Jahr lang dauern.

Körner-Denkmal auf der Tafelfichte, dem Berg Smrt
Eine für mich unglaubliche, zufällige Entdeckung: der blendend weiße Sonnenball vom Stahlgerüst des Aussichtsturmes augenschonend weitgehend verdeckt, ist umgeben von Ringen in Regenbogenfarben. Google klärt unter dem Begriff “Korona” auf: eine Aureole. Mein Foto lässt das Phänomen nur ahnen.

2019: Ostersonntag an der Tafelfichte, Isergebirge auf der Grenze zwischen Tschechien und Polen

Abstieg vom Smrk

Blick vom Smrk Richtung Riesengebirge
Der Sehnsuchtsblick geht weit ins Land, greifbar nahe das schneebedeckte Riesengebirge.

Auf Holzstegen am Smrk
Holzstege über normaler Weise triefnasses, zumindest feuchtes Hochmoor. Trotz Schneeschmelze beängstigende Trockenheit.

Steinstufen am Smrk
Noch einmal ein kurzes Steintreppen-Stück als Training für die Oberschenkel…

Eine kleine Quelle direkt unter den Wurzeln einer Fichte, diese sicher aus einem Samen der namensgebenden, längst entwurzelten “Tafelfichte” – einladend zu einem frugalen Mahl mit kostenlos Wasser.


Die Unermüdlichen klettern schnell noch einmal in einer dieser kleinen, natürlichen Felsenburgen.

Kleine Felsenburg
Dort wieder das typische Gestein des Isergebirges:  der grobkörnige Granodiorit, hier in seinem natürlichen Grau

Hubertusbaude

 

Dann bietet das erhoffte Ziel “Hubertusbaude” alles Leckere von Kaffee und selbst gebackenenen Hefekuchen, von Suppe bis Schmalzstulle.
Die österliche, abendliche Einkehr in Lázně Libverda ist ebenfalls schon gebont.
Zum Abspecken war das also nix. Aber: wir sind stolz auf ca. 20 Kilometer mit ca. 1000 Höhenmetern.

→ zurück zur Karfreitags-Wanderung 2019
→ zurück zu Isergebirgssteinen und Wasserfall

→ österliche Abschluss-Wanderung 2019 im Isergebirgsvorland

Isergebirgsstein und Wasserfall

20.04.2019, Ostern mit Heidrun und Wolfgang Pagel, nicht zu vergessen Evi, alle vom WSV Rotation Berlin. Die zweite Wanderung im Isergebirge: Ořešník, Stolpichfall und parallel zum Schwarzbach-Wasserfall steil und steinig ins Tal

Landschaft mit Steinen

Hejnice
Blick zurück zur Wallfahrtskirche in Hejnice

Pausenplatz
Zwanzig Wandersleut erstürmen am frühen Morgen die nahen Felsen – ein einzelner Rucksack am Weg zurückgelassen.

Isergebirgsstein
Zahlenmäßig kehrt sich das bald und mit den gesammelten Höhenmetern um…

morbid
Das über die Bäume ragende, faszinierende Gestein überzieht eine schwarze, morbide Kruste, dicht von Flechten besiedelt: industrielle Gesteinsschädigung.

Isergebirgsstein
Wo die Felsbrocken geschützter liegen: großes Staunen über große rötliche Kristalle. Wikipedia löst jedes Rätsel: das typische Gestein an den Nordhängen des Isergebirges ist der porphyr-biotitische → Granodiorit. Die Kristalle sind ganz gewöhnlicher Feldspat. Trotzdem: oooohhhhh!

Granodiorit
Bis zu 10 cm können diese Feldspatkristalle gewachsen sein. Mit Klick ins Bild ist ein größeres Gesteinsstück in neuem Fenster zu sehen!

Der Ořešník / Nußstein

Ořešník
800 Meter über dem Meeresspiegel – na ja… Aber das Klettern hat es in sich.

Trotz Stufen, Leiter und Geländer: schwindelfrei sollte man sein. Einige waren es. Dank an Evi für den Foto-Beweis!

Blick vom Ořešník

Zum Stolpichfall

Stolpichfall

Stolpichfall
Der erste Wasserfall meines Lebens! …abgesehen vom Amselfall in der Sächsischen Schweiz, für den der Strick gezogen werden muss…

Stolpichfall

HÖRT IHR MICH?

Stolpich-Wasserfall

Es rauscht, braust und tost!

Stolpich-Wasserfall

Weißer Schnee und schwarze Wasser

Gänsemarsch im Schnee
Erst einmal weiter aufwärts durch den Schnee. Dann auf Asphalt durch das Moor.

Hochmoor
Links und rechts kleine schwarze Moortümpel…

Moortümpel
…und eisenrote Moorbäche, in denen sich Fischlein tummeln.

Moorbach

Parallel zum Schwarzbach-Wasserfall

Hals und Beinbruch!
Upps, was kommt jetzt?

parallel zum Schwarzbach-Wasserfall
Das Rauschen jetzt des Schwarzbach-Wasserfalls,
dann das seines kaum weniger lauten, stürzenden Baches,
begleitet den ewig,
ewig langen Abstieg.

Schwarzbach
Gezähmt plätschert es in Bílý Potok pod Smrkem.

Schwarzbach gezähmt
Nein, auf diesen Felszacken links waren wir nicht mehr, obwohl doch sichtlich noch höchst kräftig ausgeschritten werden kann.

Blick zurück

Das leckere Eis kurz vor Hejnice lockt mehr. Und in Lázně Libverda dann wieder als tägliche Kur das Wasser vom Christiansbrunnen. Ende des 16. Jahrhunderts wurde in Liebwerda diese Heilquelle entdeckt. Der sächsische Kurfürst August I. von Sachsen sowie Herzog, Fürst und Feldherr Wallenstein ließen sich das Mineralwasser extra zusenden.

 

 

→ zurück zur Karfreitags-Wanderung 2019

→ Aufstieg zum Smrk, Isergebirge
→ österliche Abschluss-Wanderung 2019 im Isergebirgsvorland

Lieblicher Jizerskohorské bučiny

18.04. – 22.04.2019, Ostern mit Heidrun und Wolfgang Pagel, nicht zu vergessen Evi, alle vom WSV Rotation Berlin: vier Wanderungen mit Ausgangspunkt Lázně Libverda im NSG Jizerskohorské bučiny / Tschechien

Oh Hahn, warum raubst du mir den Schlummer?

Kräht der Hahn zum Ort hinaus, so zieht nach altem Glauben das Unglück hinterher. So präsentiert er sich hier in Tschechien auf möglichst jedem Pfeiler, jeder Säule, jedem Brunnen.

Lázně Libverda, der krähende Hahn
Mit Hahnenschrei befreit von den Dämonen der Nacht ziehen wir 20 Wanderer ausgehend von Lázně Libverda vier Tage lang morgens 7 Uhr zum Frühstück und – der österlichen Tradition des WSV Rotation Berlin folgend – in jeweils eine andere Himmelsrichtung.
Lázně Libverda
Als “liebliches Vorgebirge des Isergebirges” wird die Gegend um den Kurort Lázně Libverda / Bad Liebwerda angepriesen.

Frühling bei Bad Liebenwerda, Tschechien
Die Wiesen, das schon kräftige Blattgrün, die Gärten sowieso, künden vom Frühling. Dennoch lassen die obligatorischen Wegekreuze in Tschechien mit Blick in die Berge nicht nur zum Karfreitag an diverse Leiden denken.

Karfreitag im Isergebirge, Wegekreuz
Mitten im Wald ein Gedenkstein an die Zeit der tschechischen Unabhängigkeit von 1918 bis 1938.

Isergebirge, Unabhägigkeits-Gedenkstein 1918 - 1938
In dem kleinen Vielvölkerstaat Tschechien hatte sich zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg die parlamentarische Demokratie als Regierungsform durchgesetzt.

Isergebirge, Felsbrocken
Es gibt eben Gründe für unterschiedliche Reaktionen innerhalb des von allen gewünschten, friedlichen Europas.** Nicht jeder Frühstückssitz ist dann ein romantischer Felsen. Auf der Verteidigungslinie gegen Truppeneinmärsche in das kleine Tschechien entpuppt sich mancher als Kleinkampfbunker, inzwischen historisch und militärtechnische Attraktion.

Isergebirge, Kleinkampfbunker
Ringsum herrlichster Buchenwald in allen Stadien des Wachstums. Silbern vor dem (hier überstrahlten) Königsblau des Himmels.

Isergebirge, junge Buchen
Der steinige Pfad schlängelt sich unter oder über umgestürztes Nadelholz den Berg hinauf.

Isergebirge

Abwege in die kleinen Felsgruppen, immer wie uralte, verwinkelte Burgruinen, kantig und ineinander verkeilt oder kugelrund – ein Kletterparadies für erwachsene Kinder.

Isergebirge

Unverhofft gibt es auch Wackelsteine.

Isergebirge

Isergebirge

Das Gipfelproblem

Isergebirge
Mit GPS-Koordinaten plus Wanderleiter ist in jedem Fall DER GIPFEL erreicht.

Isergebirge
Ein anderer bietet sich an als Felsplateau mit Höhle. Im Hintergrund eine Mini-Barbarine – dazwischen geht es wahrhaftig tief, tief!

Isergebirge
Das eigentliche Gipfelzeichen steht am Wegesrand – eher Trost für müde Füße als maximale Höhe. Bitte auch das Verhältnis Mensch : Baumhöhe registrieren!

Isergebirge
Abwärts, wieder herrlichster Buchenwald in dieser frühlingshaften Durchsichtigkeit.

Isergebirge

Schnee und rauschende Bäche

Isergebirge, Schneerest
Überraschung! Zumindest ich hatte den Schnee nicht erwartet an diesem späten Ostern. Wir stapfen wirklich auf den Wegen eines kleinen “Schneegebirges”.

Isergebirge
Es tröpfeln, sprudeln, gluckern, rauschen überall Bächlein und Bäche mit Schmelzwasser, nicht nur hier am Riegelweg.

Isergebirge
Das Rätsel eines Regionalproduktes: Schmiedehandwerk – aber für was? Der beeindruckende Wegebau über das Felsgestein hinweg erinnert ständig: auch der schönste mitteleuropäische Wald ist stets Kulturlandschaft und Menschenwerk.

Isergebirge, Schmiedehandwerk
Von den Höhen aus ist im lieblichen Tal längst die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung von Hejnice / Haindorf zu entdecken. Die Berge allerdings: das Isergebirge entpuppt sich als anspruchsvoll urig.

Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung, Hejnice

Können die folgenden Wanderungen noch schöner werden?

** Die von M. Gorbatschow ausgelöste “Dekolonisation” zwischen 1985 und 1991 wurde in dem gemeinsamen “europäischen Haus” als Nationalitätenfrage und oft als ethnische Frage in unterschiedlicher Weise gelöst. Zu selten wird heute an entscheidende Vorläufer wie den “Prager Frühling” 1968 erinnert. Ohne deren, mit unser aller Gewalt niedergekämpfte, aber lebendig gebliebene Ideen hätte es eine “friedliche Revolution” in der DDR sicher nicht gegeben. Oft genug schäme zumindest ich mich dann der Selbstverständlichkeit meines inzwischen höchst günstigen Aufenthalts.

→ Isergebirgssteine und Wasserfall
→ Aufstieg zum Smrk
→ österliche Abschluss-Wanderung 2019 im Isergebirgsvorland

An der Zanze in Polen

23.02.2019, mit Eckart Böhringer, WSV Rotation Berlin. Wanderung in die Neumark/Polen von Górki Noteckie/Gurkow entlang an der Santoczna/Zanze nach Zdroisko/Zanzthal, Santoczno/Zanzhausen und Łośno/Lotzen

 

Zdroiskie Buki – die Buchen von Zanzthal

Warnung im Voraus: von Berlin aus zum Bahnhof Górki Noteckie (Gurkow) zu gelangen, ist eine logistische Herausforderung.
Vom Halt Górki Noteckie aus ist das Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki dann aber zu Fuß schnell erreicht. Der Buchenwald zieht sich von den bergigen Höhen bis in das tiefe Tal der Santoczna/Zanze. Die Santoczna/Zanze schlängelt sich hier in ihrem natürlichen Lauf, durchfließt oberhalb von Santoczno/Zanzhausen – unserem nördlichen Ziel – mehrere Seen und mündet bei Górki Noteckie im ehemaligen Sumpfland des Netzebruchs kanalisiert.

Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki (Buchen von Zanzthal)
Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki (Buchen von Zanzthal)
An der Zanze entlang
An der Zanze auf einem alten Wanderweg für die Ausflügler einst aus Landsberg an der Warthe
Die mäandernde Santoczna/Zanze
Tief im Tal begleitet die mäandernde Santoczna/Zanze

Zeitgemäß zwischen Zdroisko und Santoczno

Zdroisko/Zanzthal erstreckt sich mit neuen Feriensiedlungen bis ans Ufer der Santoczna/Zanze. Ob sich dort wenigstens ein Trampelpfad Richtung Santoczno/Zanzhausen entlang windet, erkunden wir nicht. Aus Zeitgründen sicherer ist die wenig befahrene Straße, wenn auch nicht zu jeglicher Zeit…

Nutzwald oder Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki??
Nutzwald oder Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki?
Strasse nach Santoczno
Wanderwege sind zwischen der Feriensiedlung Zdroisko/Zanzthal und der kanalisierten Zanze bei Santoczno rar
Strasse nach Santoczno - zum Rasen geeignet
An der Strasse nach Santoczno: Erinnerung und Mahnung

Die Zähmung der Santoczna/Zanze

Wir erwischen einen Abzweig geradewegs ins Sumpfland. Trotzdem Glück gehabt mit leicht gefrosteter Tiefe und noch der Trockenheit des vergangenen Jahres: es geht über den tückischen Boden gefahrlos. Noch etwas wegeloses Gestrüpp und dann weiter am jetzt kanalisierten Zanzeufer – gebaut für den Betrieb des einstigen Hammer- und Hüttenwerkes in Santoczno/Zanzhausen.

Santoczna/Zanze: kanalisiert für das ehemalige Hüttenwerk
Santoczna/Zanze: kanalisiert für das ehemalige Hüttenwerk
Wanderwege sind im Abschnitt der kanalisierten Zanze rar
Ein Schlupfloch hat die Zanze gefunden. Aber nicht erst von uns ist sie ausgetrickst für eine Abkürzung

Polnisch – europäisch – global

Santoczno/Zanzhausen punktet mit Laden und integrierter Gaststätte, gegenüber der quietschbunte Spielplatz im sogenannten Park. Und undenkbar ist Polen ohne die überall in diversen Bauzuständen befindlichen Einfamilienhäusle. Schade, kaum ein Haus in Zdroisko oder Santoczno hat Charakter. Ganz “nach eigenem Geschmack”: zusammengestellt aus dem globalen Deko- und Hobby-Baumarkt. Das kennen wir.

Santoczno/Zanzhausen: es wird urbar gemacht für den Erholungsort
Santoczno/Zanzhausen: es wird urbar gemacht für noch mehr Erholungsort
Santoczno/Zanzhausen: Bauboom
Santoczno/Zanzhausen: Bauboom Urlaubsdorf – es herrscht bereits Einheitseuropa

Santoczno – Zanzhausen: das Hüttenwerk

Vom einstigen, wohl riesigen Hüttenwerk Zanzhausen ist wenig erhalten: die besagte Kanalisierung der Zanze sowie die Fachwerkkirche, die als Umbau eines Lagerraumes mit einem ungewöhnlich breiten Mittelschiff und den wenigen, schmückenden Details die ehemalige Hütte erinnert. Eine gusseiserne Platte zeigt das Modell der ersten deutschen Dampfmaschine, für die in Zanzhausen Teile hergestellt wurden.

Santoczno/Zanzhausen, Kirche
Santoczno/Zanzhausen, Kirche
Erinnerungstafel an das Huettenwerk Zanzhausen/Santoczno
Erinnerungstafel an das Hüttenwerk Zanzhausen/Santoczno
Brücke am "Wasserfall" der kanalisierten Zanze/Santoczna
Brücke am “Wasserfall” der kanalisierten Zanze/Santoczna, ganz neu gemauert, leider ohne Fischtreppe

In memoriam

Das Lapidarium am Fuß des einstigen deutschen, evangelischen Friedhofs aus dem 19. Jahrhundert wurde “2006 durch die Bürger von Santoczno in ehrenamtlicher Arbeit gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Landsberg (Warthe) Stadt und Land e. V. errichtet.” So der Gedenkstein.

Lapidarium in Santoczno
Lapidarium in Santoczno
Ehemaliger evangelischer Friedhof Zanzhausen in Santoczno
Ehemaliger evangelischer Friedhof Zanzhausen in Santoczno

Das ist Geschichtsaufarbeitung wie sie seit mehreren Jahren überall in Polen stattfindet.
Am Ortsausgang eine Fahrzeugsammlung der polnischen Armee, die hier während des 2. Weltkrieges und seit 1945 konzentriert war. Das eine sollte wohl nicht ohne das andere gedacht werden.

Militärfahrzeuge der 2. Polnischen Armee
Militärfahrzeuge der 2. Polnischen Armee

Von Łośno und Gorzow-Wielkopolski ziemlich direkt nach Hause

Noch einmal durch Mischwald und Buchenwald. Ein Sandweg wie mit dem Lineal gezogen; in der endlich herrlich wärmenden Sonne ist die Marschroute aber vergessen.
Łośno/Lotzen lässt als Ortschaft noch ganz die Struktur der frühen Kolonisation der Neumark erkennen: verstreute, einzelne Gehöfte. Die Kirche auf der einzigen Erhebung in dieser weiten Ebene dürfte ein künstlicher Hügel sein, wahrscheinlich eine verfallene Glashütte wie sie durch intensive Holznutzung die Bewirtschaftung als Ackerboden erst ermöglichte, gleichzeitig aber die Grundlage der eigenen Arbeit vernichtete.

Łośno/Lotzen
Łośno/Lotzen

Es braucht einige Geschichtsbesessenheit, um von der Neumark begeistert zu sein – sogar wenn sie sich so naturschön wie im Zanzetal gibt. Ansonsten erinnern zumindest mich der preußische Fleiß, die preußischen Tugenden und der entsprechende wirtschaftliche Aufschwung ständig an eine Ostexpansion, die mit Blut- und Bodenargumenten gar kein Ende mehr nehmen wollte und der das schrecklichste Ende folgte.

Gorzow-Wielkopolski / Landsberg an der Warthe
Gorzow-Wielkopolski / Landsberg an der Warthe in der Nachmittagssonne

Waldumbau im Forstbezirk Eibenstock

7. – 13. Oktober 2018 ein BERGWALDPROJEKT im Forstbezirk Eibenstock, Staatsbetrieb Sachsenforst
Einzelschutz für die Weißtanne

Ankunft in Johanngeorgenstadt: feuchter Nebel. Ein letztes Mal am frühen Morgen, danach Sonne, Sonne und klarer Sternenhimmel
Ankunft in Johanngeorgenstadt: feuchter Nebel. Ein letztes Mal am frühen Morgen, danach Sonne, Sonne und klarer Sternenhimmel

Auf der Suche nach dem dunklen Smaragd

Meine Bahn schlängelt an der Zwickauer Mulde entlang, durch das Tal des Schwarzwassers nach Johanngeorgenstadt. Ab Aue nur noch Wald, Wald – zumeist tiefgrüner Fichtenwald. In Zeiten des Klimawandels drängt der Waldumbau. Für Pflanzungen in die Fichtenreinbestände ist in diesem Jahr der Boden zu trocken. Das Bergwaldprojekt wird eingesetzt zum Einzelschutz junger Weißtannen. Deren Knospen sind lecker für das Wild: der Trieb weich wie Butter im Vergleich zu den kratzigen jungen Fichten.

Mehrfach über den Bach
Mehrfach über den Bach
Arbeit am Hang
Arbeit am Hang

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Die schönste Mittagswiese
Die schönste Mittagswiese
Mit Puscheln sicher
Mit Puscheln sicher

Alles Biologische und Forstwirtschaftliche ist im Internet nachzulesen oder mit einer Waldführung zu erfahren. Während der Arbeit kommt es eher darauf an, die oft Minipflänzchen und versteckten Bäumchen unter Farn, zwischen Brombeeren und Fichten, in tiefen Löchern und jenseits gerader Reihen zu finden. Und es ist allerhand anderes dabei zu entdecken von Orchideen bis zu Steinen.

Goldsucher
Goldsucher oder was?
Feldspat,Quarz, Glimmer mit schwarzem Turmalin
Feldspat,Quarz, Glimmer mit schwarzem Turmalin

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Waldkoralle
“Waldkoralle”
Minifichten und Flechten am Stein
Minifichten und Flechten am Stein

Unbewusst oder gezielt gehen nach Farbe. Keine andere Pflanze hat dieses glänzende, leicht blau wirkende, dunkle Grün: Malachit und Smaragd, grünes Gold. Dieser Farbklecks ist inmitten der tausenderlei  Grün- und Erdfarben zu entdecken, ehe dann zur Sicherheit die flache Nadel untersucht werden kann. Der Farbton sagt das meiste aus. Ganz selten drehe ich einmal ein Zweiglein junge Fichte (oder Douglasie?) durch die Finger. Das Licht hat mich dann einen kurzen Moment zum Narren gehalten: Licht, das den Wald und seine Farben ständig verändert oder blendet oder alles zum Lodern bringt.
Die Computeraugen erholen sich.

Versteckt oder sichtbar - das ist die Frage
Futter oder hier gerade nicht? Wie denkt das Wild?
Flachwurzler Fichte: wenig Halt, kaum Humusbildung
Flachwurzler Fichte: ohne H2O, wenig Halt, kaum Humusbildung,

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Wie das Rotwild dem Nutzwald schadet
Wie das Rotwild dem Nutzwald schadet
Teil des Ökosystems: Bodendüngung und Nahrung
Paradebeispiel Ökosystem: Bodendüngung + Nahrung für Nager

Wieviele Kilometer wir gelaufen und geklettert sind, weiß ich nicht.  Manchmal eine Herausforderung – sonst wäre es kein Bergwaldprojekt. Manchmal ist das Wild zuvor gekommen. Irgendeine Knospe eines solchen Bäumchens wird es trotzdem schaffen – hoffen wir.

19.10.2016 5 Uhr morgens, alles was ich wissen wollte und gerade gefunden habe:
Das Verbissprozent – eine Kontrollgrösse im Wildmanagement:
mit weiterführenden Links und Kommentaren eine supergute Ergänzung zu unserer Arbeit!!!

Puscheln als Technik

Störend für das übersättigte Auge finde ich seit jeher den eigenartigen Schmuck von jungen Bäumchen im Wald. Aus meinem Gedächtnis hab ich mehr zu bieten als aus meinem Fotofundus:
1. Pink, Neongrün, Zinnober, BASF-Blau oder Weiß aus der Spraydose oder mit Pinsel aufgetragen
2. Plasteklammern ebenfalls in diesen Farben
3. Die sogenannte Drahthose – ab und zu liegt solches Drahtnetz am Wegesrand.

Tschechien: Plasteklemme orange
Plasteklemme orange, Tschechien Februar 2018
Plasteklemme blau, Tschechien Februar 2018

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Gepinselt weiß
Gepinselt? Februar 2018
Gesprüht orange und giftgrün
Gesprüht? Februar 2018

4. Zart aquagrün schimmernde Plasterohre (Fachbegriff Terminaltriebschutzmanschetten?) bilden ganze Wäldchen und umhüllen junge Laubbäume. Irgendwann splittert die harte Plastik und verteilt sich in Stücken am Boden. Angeblich verrottet das Zeug. Das war wohl eine Behauptung vor dem Entsetzen über Mikroplastik in der Umwelt.

Manschetten
Manschetten, Erzgebirge Februar 2018
Die Öko-Spender
Die Öko-Spender (hier im Fläming)

5. Die Variante Schafwolle – verwendet vom Bergwaldprojekt – wird als zu dezent leicht übersehen. Da hat halt ein Tier ein Stück Fell im Nadelwald verloren – manchmal schwarz, manchmal weiß. Manchmal rötlich. Färbt die stark fettende Wolle, dann kann auf Blut oder Kacke getippt werden. Auch Hanffaser soll funktionieren, obwohl sie nicht zusätzlich mit Geruch abschreckt. In jedem Fall ökologisch und der Natur gemäß.
Doch die Terminaltriebknospe, die nach oben das gerade Wachstum des Baumes ermöglicht, braucht nur ein Jahr, bis im Frühjahr ein neuer Trieb mit Knospe manchmal viele Zentimeter hoch schießt. Keine Schutzmaßnahme wächst mit. Das Wild beißt wieder zu.

Bergwaldprojekt Eibenstock, die Gier nach Schaf
Die Gier nach Schaf
Bergwaldprojekt, Arbeitsanleitung
Arbeitsanleitung

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Bergwaldprojekt Eibenstock, weiße Puschel
Weiße Puschel
Bergwaldprojekt Eibenstock, schwarze Puschel
Schwarze Puschel

Jahr für Jahr müsste der Einzelschutz erneuert oder höher versetzt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Waldumbaus zu garantieren. Ein Forstwirt wird dafür aus Kostengründen ungern in den Wald beordert. Auch fühlt sich das starke männliche Wesen in der Regel unterfordert, gelangweilt, beschämt.
Bei Widerspruch verweise ich auf die Arbeit der Gartenämter. Frauen rechen. Männer pusten mit viel Benzin und Kraft die Blätter samt den letzten Insekten der Welt mit Freuden und stolz geschwellter Brust ins Nirwana. Da ist man wer.
Vergleichbar schließe ich: zumindest der Verbiss-Schutz aus der Sprühdose garantiert ein höheres Maß an abgeführtem Testosteron als ein Schafwollpuschel.

Oder jagen. Aber das ist ein anderes → Thema.
Arbeiten wir für natürliche Waldverjüngung, die eines Tages massenhaft und ohne Ende produzieren wird!

Ausflüge ins Hochmoor “Kleiner Kranichsee” und auf den Auersberg

Zwei After-Work-Ausflüge: Das Hochmoor „Kleiner Kranichsee“ gilt als eines der am besten erhaltenen Moore in Sachsen. Der Moorkiefernwald bereits von erheblicher Höhe, dicht und ohne Birken. Die nassen, aus vorwiegend Niederschlägen gespeisten Flächen kleinteilig überschaubar – ein sehr nordisches Märchenbild, dessen feuchtes Dickicht Mumins und Trolle im Dämmerlicht durchstreifen. Bei uns ist es noch sonnig.

Hochmoor Kleiner Kranichsee
“Gefressen” vom Hochmoor
Märchenhafter Kleiner Kranichsee
Märchenhafter Kleiner Kranichsee

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Die Beeren des Moores: schwarzblau und rot
Die Beeren des Moores: schwarzblau und rot
Wollgras - fast mit Einzelschutz zu verwechseln
Wollgras – fast mit Einzelschutz zu verwechseln

Den 1019 m hohen Auersberg mit Aussichtsturm und Radarstation erreichen wir ebenfalls mit kurzem Abzweig. Den Asphalt hinauf, bis zum Horizont wie mit dem Lineal gezogen. Oben also vor allem Autos, denn so möchte niemand laufen, auch nicht für die schönste Aussicht. Die ist es nicht. Angepriesen wird der Kammweg Erzgebirge – Vogtland. Ich entscheide mich für Heimfahrt ohne Wandern. Erzgebirge bedeutet wohl doch eher Weihnachten und Schnee.

Blick vom Auersberg
Blick vom Auersberg
Radarstation Auersberg
Auerhuhn längst tot, Radarstation dreht

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Faszination Bergwerk. Im “Glöckl” Johanngeorgenstadt

Eine Führung durch das → Schaubergwerk möchte ich sehr, sehr empfehlen – genehmigt ab 5 Jahren. Auch für Menschen, die schon viele Bergwerke kennen: die “Wismut” ist besonders.

Das Fahrzeug in die Grube
“Einfahren” in die Grube geht auch laufend
Hunte
Moderne Hunte

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Erzkiste
Erzkiste
Kumpel
Kumpel

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Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.

Für alle, die für alte Männer, die Bergbautradition und das Erzgebirge keine Sympathie empfinden können: wenigstens für den musikalischen Spaß hier eine → Version mit Angelika Niescier, Saxophon (gibt’s auch militärisch 🙁 oder mit dem → Kumpelverein Aue und → FC Schalke 04).
Bergleute waren die ersten, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu gemeinnützigen und auf gegenseitige Unterstützung orientierte Bruderschaften unter dem Namen Knappschaft zusammenschlossen – historisch bedeutsam und seither mit der Muttermilch aufgesogen. Da musiziert man auch gern z’samm.

Ergänzend meine Vorab-Gedanken plus zeitnaher Nachtrag (öffnet in neuem Fenster).

Alter Schacht
Alter Schacht
Bohrungen
Nach der Versuchsbohrung Zitterhändchen?

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Maschinenraum und Mettensaal
Maschinenraum, heute Mettensaal
Die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute
Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute

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Wer jemals als Kind vor einem sich mechanisch bewegenden, vielstöckigen Miniaturbergwerk gestanden hat, in dem die Hunte rollen und kleine Bergmänner hämmern, wird sein Leben lang immer wieder einfahren wollen – wenigstens ein bisschen. In diesem Bergwaldprojekt habe ich sehr gespürt, wie eine Landschaft, ihre Tradition prägen – das Zentrum Freiberg, Sachsen, der Harz, das Mansfelder Land, Thüringen: fließende Übergänge seit Jahrhunderten.

s’ is Feieromd

Die Abendmahlzeit. Drei Gänge Überraschung: in jedem Fall vegetarisch, auf Wunsch vegan in extra Töpfchen.
(…nee, nich Vesper, das is in Mittel-Ost-Deutschland der Gang zum kirchlichen Abendmahl mit einem einzigen Schluck Wein…)

Bergwaldprojekt Lukullus
Bergwaldprojekt Lukullus
Bergwaldprojekt Zauberkunst
Bergwaldprojekt Zauberkunst

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Radieschenmäuse gab's auch
Nach den Radieschenmäusen die Kerfe am Blatt
Kunst im Alltag
Kunst im Alltag

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De Sonn steigt hinnerm Wald drübn nei
Besaamt de Wolken rut
A jeder legt sei Warkzeig hi
Un schwenkt zem Gruß sann Hut

´s is Feieromd, ´s is Feieromd
Es Togwerk is vollbracht
´s gieht alles seiner Haamit zu
ganz sachte schleicht de Nacht

Un übern Wald a Vögela
Fliegt noch sann Nastel zu
Von Dörfel drübn a Glöckel klingt
Dos mahnt: Legt eich zur Ruh
´s is Feieromd, ´s is Feieromd

Text und Musik: Anton Günther (1909)
Geht gar nicht heutzutage? → geht vielleicht doch… ***

Zum Feieromd Spiele, das funzt schon seit der römischen Kaiserzeit. Nix gewinnen außer Lachen. Und kuscheln – manche immer, manche manchmal.

kuscheln
Haselmausersatz
daddeln
´s is Feieromd. Danke für den Tipp: gehört bereits mir!

*** Problematische “Volkskunst”: manches verboten in der DDR, wieder problematisch wie der Text der deutschen Nationalhymne von A.H.H. von Fallersleben – der historische Kontext kann nicht mitgesungen werden. Kommentare sind für entsprechendes Liedgut im Internet deaktiviert. Lieber auch nicht wissen, was da zu lesen war… → Sachsen 1933- 1945: der historische Reiseführer. Ch.Links Verlag, Berlin, siehe auch Heimatwerk Sachsen, Wikipedia.

Medial aufbereitet (immer etwas zu gefühlig gesäuselt) trifft nicht jedermanns Geschmack, → hier ein Erzgebirgsüberblick. Das, was das Erzgebirge heute ausmacht, wird angesprochen; mit kurzem Filmausschnitt “Sonnensucher”.

 

Die Bilder sind vergrößert mit Klick in neuem Fenster zu öffnen.

Vorab zwischen A und B

Unterwegs in Berlin bis ich mich vom 7. – 13. Oktober im BERGWALDPROJEKT in Eibenstock / Erzgebirge körperlich und  geistig von Abraum bis Berg mit Aufbäumen ABarbeiten werde

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Seit jeher: sie wissen und sie tuen nichts
Briefmarke, Ausgabetag 23.4.1969. Seit jeher: Wasser predigen und Wein trinken

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6. 10. 2018 Demo im Hambacher Wald ABgesagt. Polizei Ach-en verbietet Großdemo.

STOP RODUNG – VERBOT AUFGEHOBEN – STOP RODUNG – VERBOT

Freiheit und Demokratie, die ich meine: Globalisiert denken anstelle Globalisierung.
Aber (das berüchtigte ABER) niemand sollte glauben, dass Stromnetz- und Trassenausbau von N nach S in Kürze nicht ebenfalls ausschließlich gewinnbringend und wachstumsorientiert durchgepeitscht werden.

Anders denken? Im Martin Gropius-Bau Berlin wird in der Ausstellung “Bewegte Zeiten” bis 6. Januar 2019 gezeigt, was für Entdeckungen gemacht werden, bevor alles Land versiegelt wird für Straßen- und Wohnungsbau, Energiegewinnung und die unersättlichen Bedürfnisse einer wachsenden Welt-Bevölkerung. Hab sogar unter dem Titel Berggeschrey eine Haspel, eine Fahrt (Leiter), Pochsteine und Geleucht aus dem Erzgebirge entdeckt – nicht so spektakulär wie die Himmelsscheibe von Nebra – eins der wenigen Fundstücke nicht aus einer Siedlung, sondern direkt (leider illegal) und ohne Baumfällung aus dem Waldboden gewühlt.

Und noch eins: ohne vorherige ABholzung und Bergbau – von Archaeopteris und Archaeopteryx hätten wir keine Ahnung!
Das is doch ein – aeh – Aequivalent für Bäume?

Bewegte Zeiten - eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin, bis 6. Januar 2019
Bewegte Zeiten – eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin, bis 6. 1. 2019, erstmal Stillstand: der Zug fällt aus… also doch B-ewegung mit A?

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Von A nach B im unendlich Problematischen gelandet

Die nahe gelegene Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin zeigt ebenso passend zu meiner Fahrt ins Erzgebirge ein unterhaltsames “ABC des Reisens”. Das Ende der Kunst ist noch nicht gekommen, wird am Ende des Ausstellungssaales behauptet. Könnte sein: Berlin zwischen Kunstforum, Philharmonie und Staatsbibliothek präsentiert sich rechts und links und mittig christoverpackt und experimentell. Clean oder chaotisch, das ist die Frage nach unserer städtebaulichen Zukunft. Aktuell fliehe ich beides mit geklautem Ausstellungstitel für ein “ABC des Wanderns” (AB und WANDERN!).

Kulturforum Berlin 2018 - clean
Clean: Kulturforum Berlin 2018, mit Bildklick Blick ins lokale Chaos

A

wie Album.  Aufstieg und Abstieg. AtomAusstieg fließt noch glatter von den Lippen. Ab Montag: Aufbäumen. Alternative gibt es nicht.

B

wie Bericht, bei mir als gespannter Bogen Richtung Bergwaldprojekt.
Weiter komme ich nicht. Meine ABC-Wandergedanken verheddern sich: Atomausstieg – ABraumhalde – ABdeckung. Ich bleibe mit Auto in diesem Erzgebirge stecken, denn: gegenwärtig herrscht dort wieder „Berggeschrey“ mit Bohrungen von internationalen Bergbauunternehmen. Lithium und Kobalt sind unverzichtbar geworden beim Bau von Batterien für E-Autos und plötzlich heiß begehrt.

Kobalt
Die späteren, synthetischen Farben haben nicht die dunkle Leuchtkraft wie hier das Porzellan oder das Glas

Kindheits-Erinnerung Blau: festlich gedeckte Tische, kobaltblauer Porzellanzauber, streng geometrisch geschliffenes Kristall,  der schönste Römer glitzerte rubinrot, zwei in dunklem Blau. “Strahlendes” Annagrün war auch dabei.
Kobalt wurde seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge abgebaut. Wenn im Gestein das Silber weniger wurde, narrte dieses ähnlich aussehende „Silberräuber-Scheißerz“ – der „Kobolt“. Als entdeckt wurde, dass sich daraus Farbe gewinnen ließ, wurde der Abbau eine „Goldgrube“ für sächsisches Kobalt- und Blaufarbwesen.

Nach 1945 gab es im atomaren Wettlauf der Großmächte den Run auf Uran, die bis dahin weitgehend nutzlose „Pechblende“.
Als chemisches Element mit dem Namen Bismut ist es mit W geschrieben ein Albtraum geworden. Der gesundheitsschädliche Uranbergbau wurde im Herbst 1989 bei der “Wismut” eingestellt.

 

Ein sinnloses Stück Asphalt oder Abdeckung?
Johanngeorgenstadt
Wiesenweg-Asphalt. →Warum???

Noch immer sind diese Umweltzerstörungen nicht vollständig saniert, auch wenn nun seit langem renaturiert wurde. Reicht die Abdeckung von Abraum und Schlämmen gegen die Strahlung? Bäche und Flüsschen sind mit Arsen und Salz belastet.
Die seltenen Erden haben noch keinen so schlechten Ruf wie die Braunkohle. Wird das so bleiben?
Wird es wieder einen Boom geben in den erzgebirgischen Orten? Was wird aus dem Wald? Wieder eine Haldenlandschaft? Aufbäumen gegen die Montanindustrie und das E-Auto?
Bin gespannt.
Bis bald!
Psalm 96.12.:

Lasset rühmen alle Bäume im Walde

Demo, Berlin, 20.1.2018
Demo gegen Insektensterben, Massentierhaltung, Umweltzerstörung…, Berlin, 20.1.2018

Nach erfolgreichem Bergwaldprojekt und einer spannenden Führung im Schaubergwerk von Johanngeorgenstadt:
Kein Uran ohne Kobalt und kein Kobalt ohne Uran. So knallehart auf den Punkt gebracht, ist das sonst nirgends geschrieben.
Und die hier noch lebenden Nachfahren der Bergleute? Einmal Bergmann, immer Bergmann.
Ich kann den Kitzel nachfühlen. Erzgebirge, Mansfelder Land, Harz, Thüringen – nirgends ein Ort ohne Sagen aus dem Berg. Feengrotte, Baumannshöhle, Frau Venus, die Zwerge, die glitzernden Schätze, die blaue Blume und das heilige Licht in der Dunkelheit… Von der Geologie, der Formen- und Farbvielfalt des Gesteins und der Mineralien ganz zu schweigen.

Man bricht Stollen durch die Felsen, und alles, was kostbar ist, sieht das Auge. Man wehrt dem Tröpfeln des Wassers und bringt, was verborgen ist, ans Licht. Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht?

Hiob 28,1-28

Von Tann nach Vacha

24.6.2018
Ca. 30 km Fortsetzung der Wanderung von Hillenberg nach Tann – Abschied von Rhön und Bergwaldprojekt

Was wäre die Rhön ohne Rhönschafe...
Was wäre die Rhön ohne Rhönschafe…

Also auch die Kategorie Weitwanderweg „Hochröhner“ kreist – auf die Idee wär ich nie gekommen. Ich will vorwärts. Den nächsten Ort lasse ich links liegen, komme nach Sinswinden.
Eine Weggabelung. Irgendwo läuten die Glocken. Im Stall ist Arbeitsleben. Ich frage. Die Frau: mein Jahrgang, ihr Mann dann wohl älter, ein jüngerer auch. Ich schäme mich so tralitrala mit Rucksack durch die Welt. Wahrscheinlich ist Urlaub hier unbekannt, der Hof lässt so etwas nicht zu.
„Wenn’s man so bleibt.“ Ich höre die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft aus den wenigen Worten. Der Mann schweigt auf mich bedrückende Weise.

Langwinden, mit Klick ins Bild zu einer Vergrößerung
Dorfstelle Langwinden mit aufmerksamer Mutterkuh, mit Klick ins Bild zu einer Vergrößerung

Kaum einen Kilometer entfernt ein wüster Ort: Dorfstelle Langwinden.
Mir wird zum ersten Mal bewusst: hier gab es ihn – den Unrechtsstaat. In Berlin lief es ja wohl auf beiden Seiten relativ lustig und mitten drin im Land gar nicht so schlecht, vor allem nicht für die LPG*.
Sinswinden – Langwinden werde ich nicht vergessen.

Glasklare Ulster bei Motzlar
Glasklare Ulster bei Motzlar

Motzlar möchte ich auslassen, aber alle ausgeschriebenen Ziele sind böhmische Dörfer für mich. Ich tänzle zwischen Kranlucken, Point Alpha, Kohlhof vor und zurück, um dann doch die Sicherheit zurück nach Motzlar zu wählen. Das waren 2 km, jetzt sind es 2 Stunden. Nee, trotzdem jetzt nicht den Radweg an der Straße. Die Ulster fließt glasklar, im Dorf rührt sich nichts. Ich jappse 400m hoch Richtung Apfelbach / Rockenstuhl. Das hatte ich nicht erwartet – Apfelbäche fließen in meiner Vorstellung unten. Meine Verpflegung ist schon seit gestern alle. Ein Busch voller Himbeeren – lecker. Für die Walderdbeeren reicht die Kraft nicht: ich müsste den Rucksack absetzen und ohne erhöhte Möglichkeit wieder schultern.

Die Himbeeren
Die Himbeeren

Geht in diesem katholischen Land keiner sonntags in die Kneipe? Doch, aber Kneipen sind nur mit Rad erreichbar. Biker rasen unzählige an mir vorbei (wollte ich eigentlich meiden…). Wortfetzen sind zu erhaschen: „hechel hechel – das müssen alles Profis sein…“ Heulender Sohn rasend auf Kleinrad: „Wann sind wir da?“ Vater genervt nach hinten: „Das ist eine Rundfahrt!“
Hätt ich mir denken können. Genau, ich bin in der falschen Richtung auf dem Rundweg, bekomme grad so noch die Kurve gen Nord zum Geiserämter Kreuz.

Das Geiserämter Kreuz - zum Gedenken an die geschleiften Höfe möge es unter Fürsprache der Heiligen Elisabeth von Thüringenund des Heiligen Bonifatius für alle Zeiten die Bewohner vor Leid und Zwietracht bewahren...
Das Geiserämter Kreuz (zum Gedenken an die geschleiften Höfe) – möge es “unter Fürsprache der Heiligen Elisabeth von Thüringen und des Heiligen Bonifatius für alle Zeiten die Bewohner vor Leid und Zwietracht bewahren.”

Die Radfahrer strampeln nur noch vereinzelt und grüßen jetzt. Ich kann zwischen Geismar und Geisa entscheiden. Letzteres geht nur über Schleid (zumindest auf dem Rhönklubwegweiser). Zum Mittag möchte ich in Geisa das Besteck vom Wegweiser erreicht haben, also verlass ich blöde Kuh mich wieder auf den Rhönklub.
Runter bis Schleid, dort die berühmte Barockkirche greifbar nahe. Keine Erdbeeren, dann auch jetzt kein Gott…

...und die Walderdbeeren
…die Walderdbeeren ohne Bücken von oben fotografiert

Ich kurve auf Beton in riesigem Bogen um Schleid drum herum und lande kaum weiter entfernt als vorhin an der Kirche von der anderen Seite. Vor mir endlos gerade Straße bis Geisa. Ärgerlich, egal. Nur weiter, weiter die Durststrecke zum Besteck. An der Biege mit Schild zur Geisschänke werden gerade die Pferde ausgespannt: aha, kürzer ist es zur Pizzeria. Vor meinen Augen flimmern fettige, rot-graue Salamischeiben mit darüber fließendem Käsepapp. Aber Kaffee soll es auch geben.
Es gibt. Köstlichen Kaffee und köstlichen Salat beim echten und integrierten Italiener (Blumen werden mit Marktbrunnenwasser gegossen; man kennt sich offensichtlich in weitem Umkreis). Alles bestens: die Pizzeria Zur Krone ist das, was Wanderer und Biker lieben.

Geisa, St. Philippus u. Jakobus
Geisa, St. Philippus u. Jakobus (sieht in meinen Augen irgendwie italienisch aus, aber dort war ich noch nicht)

Am Schloss bin ich schon vorbei. Total gestärkt und erfrischt drehe ich eine freiwillige! Runde um die Kirche. Siehe da: Geisa ist der Geburtsort von Athanasius Kircher, Universalgelehrter, heute eher als Phantast und Ästhet den Künstlern bekannt, sogar mit Ansätzen zu Musiktherapie und Computertheorie. Dieses Geisa! Früher dachte ich bei dem Ortsnamen, dass es irgendwo in Italien liegt.
Geisa hat mich ausgesöhnt mit den Verwirrungen und Verirrungen auf den Rhönklub-Wegen: die Rhön ist die Rhön ist die Rhön und ist eben rund.

Irgendwo hier waren die Kelten
Irgendwo hier waren die Kelten

Und jetzt gezielt nach Vacha, Ende des Pilgerweges ab Görlitz – Bautzen, das weiß ich zum Glück. Ich bin so gut wie zu Hause und alles andere irgendwann anders: die Rhön ist extra.
BorschButtlar, das klappt schon mal. Die Kelten waren hier und Märchenland ist auch. Insgesamt drei prächtige Pippi-Langstrumpf-Pferde vor zwei zweirädrigen Wagen wie sie schon die Kelten kannten, traben an mir vorbei, biegen ab wo ich besser auch hätt abbiegen sollen. Nun gut, ich ärgere mich nicht mehr über die Wegeführung. Richtung Vacha bleibt dann allerdings nur die stark befahrene Straße, wenn ich nicht über die Berge steigen will, die ich grad von hinten gesehen hab.

Das Ziel vor Augen, die Spur im Boden gefühlt
Das Ziel vor Augen, die Spur (dunkelgrün) im Boden gefühlt

Ab und zu finde ich gemähte Streifen, Traktorenspuren und zum Schluss einen abzweigenden Weg, sinke auf eine Bank. Kinder umringen mich. Ach, die Oma hat 78. Geburtstag und hier ist Hüttenroda. Da kommen auch schon zwei leckere Kuchenstücke aus dem Haus – die Straße füllt sich, das Jüngste krabbelt. Den Weg bekomme ich genauestens von den Kindern – zu Besuch aus Erfurt (alles schon Heimat) – beschrieben. Ich wandere relaxed nach Sünna und komme zum Sonntag etwas spät in Vacha an. Aber alles wird gut, weil die Menschen hier gut sind und freundlich.

Vacha am Montagmorgen
Vacha am Montagmorgen

„Wenn’s man so bleibt.“

* Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft

Von der Langen Rhön bis Tann, Wanderung nach Abschluss des Bergwaldprojektes 2018
Heimwärts-Exkurs Vacha – Eisenach – Berlin, Regiobus nach Eisenach,  Flixbus bis Berlin

In der Rhön blüht es blau, so blau…, Bergwaldprojekt 2018 in der Bayrischen Rhön
Das Schwarze Moor in der Rhön, Exkursion zum Bergwaldprojekt 2018
Bergwaldprojekt Bayrische Rhön 2018, rund um Hillenberg

Von der Langen Rhön bis Tann

23.6.2018
Hillenberg Richtung Nord, ca. 35 km (blöd gelaufen)

Von Hillenberg, Lange Rhön, dem Ausgangspunkt des diesjährigen Bergwaldprojektes, Richtung Hausen – mit Nummernsystem brav noch einmal an Frauenhöhle und Eisgraben entlang: 3,8 km. Eigentlich 2,3 km auf der Schloßbergstraße, die ist an der Schloßbergschänke Hillenberg zu einer kläglichen Nr. 2 mutiert und die Straße bricht hinter der Schänke ab. Ein Uralt-Wegweiser zeigt ins Leere.

Na ja, muss vielleicht bitte nicht hier sein...
Hausen. Na ja, muss vielleicht nicht hier sein…

Solche Irritationen begleiten mich von nun an ständig. Oberfladungen wäre fast Luftlinie Richtung N gewesen, aber Fladungen sieht höher gelegen aus. Ich möchte nicht sinnlos zurück bergauf – Maria wird es schon richten.

Grotte an der Gerolfkapelle bei Fladungen. Wer jetzt glaubt, ich ungläubiger Preuße hätt das mit irgendeinem Opferaltar aus Yorubaland verwechselt, der klicke bitte auf das Bild zu einer vollständigen Ansicht
Grotte an der Gerolfkapelle bei Fladungen. Wer jetzt glaubt, ich ungläubiger Preuße hätt das mit irgendeinem Opferaltar aus Yorubaland verwechselt, der klicke bitte auf das Bild zu einer vollständigen Ansicht

Fladungen ist wunderschön historisch, aber ein Tal der Ahnungslosen. Das Internet lädt nicht, auch nicht bei freundlich jungen Menschen. Die Wanderkarten haben in der Rhön prinzipiell Fahrradmaßstab mit viel ausgelassenen, kleinen Ortschaften.
In Oberfladungen verblieb in den Köpfen der „Eiserne Vorhang“: „…fragen Sie in Melpers, die wissen mehr Richtung N.“

Von Fladungen Richtung Melpers: Grenzerinnerung
Von Fladungen Richtung Melpers: Grenzerinnerung

Melpers – ehemalig Ost: Man(n) berät sich. Man(n) geht hier nicht in den Wald: Minen. Also Erbenhausen: alte Dorfstraße, geradeaus, im Wald links. Es war wohl lange niemand dort oder kam nicht auf die Idee, wirklich links auf einem wunderschönen Waldweg zu wandern. Nur wann wieder nach rechts? Ich ahne, kann es mir aber nicht vorstellen: meilenweit an Erbenhausen vorbei. Und vom Johann Wolfgang von Goethe Weg erfahre ich erst zu Haus mit google maps. Rhönkopf Streufelsberg sagt maps vor Ort – auf dem Display nach allen Seiten Grün. Stark befahrene Landstraße: sowohl nach rechts als auch nach links brausende Autos. Zurück über gemähte Wiesen. Ich bin ja in Thüringen, da kommen immer Weg und Dorf. Richtig, ein guter, schöner Weg, neben mir ein Bachtal.  Bis ein Baum quer liegt. Das kennen Brandenburger…

Zonengrenze als grünes, wegeloses Band
Hinter den Steinen eines trockenen Bachbettes die Zonengrenze als grünes, wegeloses Band

Nee, kennen wir nicht: dahinter noch ein kurzer Fußtapfenpfad, dann ein unüberwindlich verwachsenes, sich quer ziehendes Ende. Es gehört nicht viel Phantasie dazu: Zonengrenze. Nein Danke, ich weiß zwar nicht wie groß der Unterschied zwischen Mine und Bombe ist, aber mein Gewicht + Rucksack könnte durchaus auslösen. Dann also das Dorf in der anderen Richtung. Gibt es nicht, nur eine Kurve. Ich weiß jetzt: die Rhön kreiselt.

Da war ich schon einmal :(
Da war ich schon einmal 🙁

Juhu – aus dem tiefen Wald  (dort liegt Melpers) ein Auto. Ich glücklich, zwei Männer misstrauisch – hä? Aha, das Paar hat sich verfahren, den Förster getroffen und weiß nun wo die Straße ist. Das weiß ich auch (und in Berlin ist schwul normal). Mehr weiß keiner, sie setzen mich an einer Kreuzung ab. Von Rhön Kreuzungen hab ich die Nase voll, da hilft auch kein Kompass: es geht rund. Also fragen – die Rhöner und Thüringer sind gesprächig. „Lupinen!!! … sicher der Torsten… wir sind gute Freunde…“ Schock: schließlich wandere ich schon stundenlang und wähne mich weit entfernt von der bayrischen Rhön.

Rundum die Rhön

Noahs Segel
Noahs Segel

Noahs Segel ist leider bereits oder überhaupt geschlossen. Das Eisenacher Haus umrunde ich schon wieder hilflos nach „Rhönklub“-Art. Ich entscheide mich frisch gemäht querfeldein, Kaltenwestheim (warum nicht auch -nordheim?), Arche Rhön (was is’n dite), Tann taucht als Name auf, dann nie wieder.

Richtung Tal und hoffentlich Tann
Richtung Tal und hoffentlich Tann

Also das Tal mit den Dörfern: an den Bergen vorbei werden einst unsere Vorfahren neue Wohnstätten gesucht haben. Wegweisern traue ich nicht mehr. Die Wege kurven trotzdem wie sie wollen. Irgendwann im Wald Mutter, Tochter, Hund: “Zur Eiche?” Ich schreie auf: Neieieieiein! Kein einzelner Baum, kein Kohl- Kuh- oder sonstiges Gehöft, kein Basaltsee, sondern ein ORT Richtung Nord! Tann wär schon gut – so sollte es ursprünglich sein und ich schon längst dort. Die beiden wissen unterschiedlichen Bescheid, sind sich aber einig: die Wegemarkierung IST unverständlich und das abendsonnige Tal oben entlang ist richtig.

Irgendwo auf einem Berg im Gedenken an Christian Schenk ein Stein: Auf gute Freunde verlorene Liebe, auf alte Götter und auf das, was einmal war. Darum steh ich hier, als Symbol dafür, was war, was ist und was sein wird.
Irgendwo hinter mir im Gedenken an Christian Schenk ein Stein: “Auf gute Freunde, verlorene Liebe, auf alte Götter und auf das, was einmal war. Darum steh ich hier, als Symbol dafür, was war, was ist und was sein wird.” Christian ist nicht zu finden mit Googel. Einen Weg gibt es hier oben nicht, erst unten am Hang.

Über Hundsbach nach Tann

Jenseits des gewiesenen Weges laufe ich in hohem Gras wohl schon wieder ein Stück über Grenze und Minen, zumindest hab ich dem Jäger den nächsten Schuss verdorben. Ich hänge zwischen Thüringen und Hessen. Im Tal liegt ein Bilderbuchdorf, am Hang eine Bank unter einem nicht geplünderten Wildkirschbaum (weit und breit kein Fahrradweg). Im ersten/letzten Gehöft bekomme ich das schmackhafteste Quellwasser der Welt nachgefüllt; das ganze Dorf Hundsbach kann von diesem Quellwasser leben. Es lüge mich niemand mehr an mit der Wasserqualität in Berlin…! Ich bekomme den Kompostbehälter aus nie rostendem Grenzstahlzaun vorgeführt und bewundere Hühner mit edelstem Porzellangeschirr-Muster: Andalusier, eine europaweit bekannte Zucht.

Blaue Andalusier - das Foto kann es nicht: die Hühner gehören in die Glasvitrine, so schön sind sie!
Blaue Andalusier – das Foto kann es nicht: die Hühner gehören in die Glasvitrine, so schön sind sie!

Und du meine bunte Kuh, was sagst du dazu?
Am Weg die buntesten und schönsten Kühe, die ich je gesehen habe – ich wage es kaum auf meinem Blog zu verbreiten: in Brandenburg verschwanden gerade wieder 3 von der Weide… (Id al Fidr, das Ende des Ramadan fiel dies Jahr auf den 14. Juni; Achtung: hier steckt nur mein ganz eigenes, weiterführendes, christlich geprägtes Schuld- und Sühne-Gedankengut dahinter… bei den Christen ging es oft genug nicht nur um Kühe).

...und du, schöne, bunte Kuh...
…und du, schöne, bunte Kuh…

Angeblich kann ich es noch bis Theobaldshof schaffen. Aber was wäre das? Bin direkt in und hinter Tann gelandet, am Mühlberg. Am Hang fließt eine Quelle in ein künftiges Wellnessbecken. Die Rhön ist Wasserschutzgebiet – ist das der Anfang vom Ende? Noch gibt es keine endgültige Umzäunung. Ich wasche mich mit einiger Verrenkung am Rohr, klappe wenig später zusammen, ohne Zeltaufbau. Blick in die Weite – es ist nach Zehn, 3 Tage nach Sonnenwende.

Zum Waschen reicht es - zum Baden reizt es sowieso nicht
Zum Waschen reicht es – zum Baden reizt es sowieso nicht
Nachtlager bei Tann
Nachtlager bei Tann

12 Stunden war ich unterwegs, den Rucksack nur wenige Minuten abgesetzt…
Ohne Zelt schlafe ich fest – niemand schnuppert, niemand versucht unter mir hervor zu krabbeln: ich bin für die Natur verständlich. Morgens hinterlasse ich nicht einmal einen Abdruck.

Sterne? Ich weiß nicht - die dunkle Nacht ist zu kurz
Sterne? Ich weiß nicht – die dunkle Nacht ist zu kurz

Natürlich gibt es “echte” Infos weitaus besser von Wikipedia! Nur eins kann ich sicher sagen: die überaus vielfältige Landschaft der Rhön kann zum Sehnsuchtsziel für Wanderer werden, allerdings nicht zum Fernwandern. Etwas wie eine Fortsetzung des HET-Weges auf dem Hochrhöner gibt es nicht. Das hatte ich nicht glauben wollen.

 

→ Fortsetzung von Tann nach Vacha
→ Heimwärts-Exkurs Vacha – Eisenach – Berlin, Regiobus nach Eisenach und Flixbus bis Berlin

→ In der Rhön blüht es blau, so blau…, Bergwaldprojekt 2018 in der Bayrischen Rhön
→ Das Schwarze Moor in der Rhön, Exkursion zum Bergwaldprojekt 2018
→ Bergwaldprojekt Bayrische Rhön 2018, rund um Hillenberg

Von Tann nach Vacha

Das Schwarze Moor in der Rhön

23.6.2018, EXKURSION
Bergwaldprojekt im Biosphärenreservat bayrische Rhön vom 17.6. bis 23.6.2018

eisekalt und regnerisch
In den waldfreien Plateaulagen herrschen häufig niedrige Temperaturen mit relativ hohen Niederschlägen. Können wir bestätigen!!!

Das Biosphärenreservat Hohe Rhön ist bekannt für seine raue Witterung. Trotz Kälte und Regen: Gebietsbetreuer Torsten Kirchner (Mitarbeiter der → Bayerischen Wildlandgesellschaft mit Hauptaufgabe Naturschutz) führt unser Team vom Bergwaldprojekt durch das → “Schwarze Moor” (unsere Führung war zu informativ, um hier nur Bruchstücke wiederzugeben).

Lagereingang Arbeitsdienst
Lagereingang Arbeitsdienst – da darf der Jagdhund vor dem Anleinen auch einmal pinkeln

Seit 1934 richtete die Reichsleitung des Arbeitsdienstes Barackenlager für den Rhön-Aufbau ein, davon eins zur Entwässerung des Schwarzen Moores. Seit 1935 galt eine Arbeitsdienstpflicht von einem halben Jahr für alle 18- bis 25-jährigen Männer und Frauen. Mit Kriegsbeginn wurden die Pläne zum Aufbau der Rhön unwichtig. Das Schwarze Moor ist dadurch als naturnahes und größtes Moor der Rhön erhalten geblieben. Torfabbau hat nie stattgefunden.

Die auf der Welt verbliebenen Moore speichern im Torf mehr Kohlenstoff als die Wälder unserer Erde.
Beeindruckende Weite! Die auf der Welt verbliebenen Moore speichern im Torf mehr Kohlenstoff als die Wälder der Erde: effektiv gegen den Klimawandel.
Das Moorauge
Moorauge inmitten von Torfmoos, Besenheide, Sonnentau, Krähenbeere, Moosbeere, Rauschbeere und ab und zu ein Wollgrasflöckchen im Wind
Schwingrasen - eine lebensgefährliche Falle: die Torfmoose wachsen direkt auf dem Wasser. Es ist kein Unterschied zu festem Boden zu sehen.
Schwingrasen – eine lebensgefährliche Falle: die Torfmoose wachsen direkt auf dem Wasser. Es gibt keinen sichtbaren Unterschied zu festem Boden.
Sicht vom Turm. Das Schwarze Moor: eine besonders faszinierende Erinnerung an die landschaftliche Vielfalt der Rhön!

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→ Wandern von der Langen Rhön nach Tann
→ Fortsetzung von Tann nach Vacha
→ Heimwärts-Exkurs Vacha – Eisenach – Berlin, Regiobus nach Eisenach und Flixbus bis Berlin

 

In der Rhön blüht es blau, so blau…

BERGWALDPROJEKT

17.6. – 23.6.2018 in der Bayrischen Rhön

Das <strong>BERGWALD</strong>PROJEKT, Kulturlandschaft Bayrische Rhön
Kulturlandschaft Bayrische Rhön

Nur rund ein Drittel der Rhön ist mit Wald bedeckt, das ist weit weniger als in anderen Mittelgebirgen.
Das Bergwaldprojekt trägt durch Entnahme der Lupinenstaude zum Schutz der bunten Wiesenmatten und zum Erhalt der überlieferten, kleinteiligen Landschaftsstruktur der “Langen Rhön” bei. Notwendig ist der Arbeitseinsatz über drei bis fünf Jahre. Nach sieben Jahren stirbt die Pflanze. Aber jede Staude entwickelt eben auch ca. 2.000 Samenkapseln, die sich im Umkreis von 3 – 4 Metern ausstreuen…

Ursprünglich stammt die Lupine aus Nordwestamerika und ist erst im 19. Jahrhundert nach Europa gelangt.
Die Lupine ist erst im 19. Jahrhundert aus Nordwestamerika nach Europa gelangt.
Die Lupine droht die einheimische Vegetation zu vernichten.
Die oft schon flächendeckende, blaue Lupine begeistert die Touristen, droht aber die ganz seltene, einheimische Natur gänzlich zu vernichten.

In der Rhön wurde die Lupine im Rahmen von Industriealisierung, Fremdenverkehrs- und Landwirtschaftsförderung nach 1933 durch den Reichsarbeitsdienst als Untersaat in Fichten-Aufforstungen (auch die sind hier nicht heimisch, sondern in Thüringen!) eingeführt. Das Großvorhaben gehörte zu den Aufbauplänen für Notstandsgebiete, denn die Stickstoff liebende Pflanze hat bodenverbessernde Eigenschaften, die rasch “fette” Wiesen entstehen lassen. Lupine verdirbt allerdings das Heu und nur Schafe können unentbitterte Lupinen vertragen.
Für genaue Informationen zu dieser → Pflanze und → zur Geschichte verweise ich alle Rhön-Interessierten auf das detailreiche Online-Lexikon www.rhoen.info/lexikon/.

In der "Langen Rhön" wurde die Lupine durch den Reichsarbeitsdienst eingeführt und als Untersaat in Fichten-Aufforstungen verwendet, um ihre bodenverbessernden Eigenschaften zu nutzen.
Spontan-Pose für die Daheimgebliebenen: das kollektive Gedächtnis lässt grüßen… (RAD Werbeplakat. Quelle: http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/posters/rad.jpg + a bissel Text geklaut von TAZ/Antifa)
Mit Mäh-Aktionen und per Hand werden die Lupinen noch vor dem Samenwurf entfernt, um die offene Wiesenlandschaft der Langen Rhön zu erhalten.
Mit Mäh-Aktionen werden die Lupinen noch vor dem Samenwurf auf größeren Flächen entfernt.
Fast Gartenarbeit, wären nicht die Flächen riesig und die halsbrecherischen Steinriegel stark verwachsen
Fast Gartenarbeit, wären nicht die Flächen riesig, die halsbrecherischen Steinriegel verwachsen und Samenschoten plus Staude als Masse von beträchtlichem Gewicht
Die starken Krautmassen müssen stehen bleiben - in diesem jahr haben die frühreifen Samenstände und Blüten den Vorrang
Das Kraut muss in diesem Jahr zwischen den Steinriegeln und in seinen “Nestern” stehen bleiben.  Die frühreifen Samenstände und Blüten haben absoluten Vorrang. Sicheln und Häulein bleiben im Auto. Kraftvolle Handarbeit ist gefordert.
Freigeschnitten beeindruckt vor allem der Türkenbund mit oft reichen Blütenständen
Freigeschnitten beeindruckt vor allem die Türkenbundlilie mit oft reichen Blütenständen
Bergflockenblume
Bergflockenblume. Berg-Mähwiesen und Trockenrasen sind besonders artenreich und natürlich voller Insekten.
Schlangenknöterich
Schlangenknöterich – mit Dank für täglich blumige Vorführungen der Projektleiterin,  Naturschutz- und Landschaftsgärtnerin Katja 🙂
Großer Wiesenknopf
Großer Wiesenknopf, Wirtspflanze für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling, *lohnender Link unten – falls Katjas Schilderung doch einmal vergessen wird!!!
Im Kampf gegen die Lupinen: Safari durch die Rhön
Jeden Morgen die Lupinen-Safari auf die Bergwiesen der “Langen Rhön”
Am Ende leuchten die Wiesen als Flecken mit unterschiedlichem Gelb und hellem Grün in der Ferne
Das bedeutende Wiesenbrütergebiet in der bayerischen Rhön kann erst ab Ende Juni bearbeitet werden. In der Ferne der Thüringer Wald; die gemähten Wiesen leuchten in der Sonne malerisch als geometrisches Fleckenmuster in unterschiedlichsten Gelb- und Grüntönen
Der Wetterumbruch kommt rasant und heftig
Weiße, unruhige Wolken flattern hier ständig am Himmel. Der Wetterumbruch kommt rasant und heftig mit peitschendem Wind
Was nun? Weiter - ohne Pause...
Was nun? Weiter, immer weiter – wir entscheiden: ohne Pause…
Im Sonnenschein sah das anders aus...
Im Sonnenschein sah der Mittag anders aus…

Gerissen, gezupft, gemäht, geschleppt, zu Haufen und Reihen geschichtet, haben wir die prachtvolle, vitale Pflanze von morgens 8 bis abends 17 Uhr.  Direkt gewandert sind wir in dieser Zeit nicht. Warum also hier im Wander-Blog? Ohne Frage dürften wir täglich etliche Kilometer mit “Lupinengepäck” im Biosphärenreservat geschafft haben!

Hab's gefunden unter Wikipedia: Zwitscherschrecke oder Zwitscherheupferd
Wikipedia weiß es, Klick vergrößert: Zwitscherschrecke oder Zwitscherheupferd

* Der Wiesenknopf und der Wiesenknopf-Ameisenbläuling – eine seltene Fortpflanzung und Symbiose

Nach der Arbeit sieht es so aus → im BERGWALDPROJEKT in Hillenberg
→ HIER ein Kurzbericht von der Exkursion ins “Schwarze Moor”

→ Wandern von der Langen Rhön nach Tann
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