Kleine Tiere

Wenn das Wandern schief geht, wenn ich nur genießend unterwegs bin, dann gilt das Augenmerk allem was da kreucht und fleucht, der “kleinen Welt am Wegesrand”*.

Kleine Tiere, also Insekten, Spinnen, Fliegen, Schmetterlinge müssten immer zu finden sein. So denkt der Mensch. Aber sie verstecken sich und fliehen ganz ähnlich wie die großen. Auch gehört zu solcher Fotojagd eigentlich mehr als ein Smartphone. Na ja… in Zeiten der schwindenden Artenvielfalt reicht mir das Entdecken als solches. Ab und zu. Und daher wird dieser Beitrag erst mit der Zeit wachsen. Bunt durcheinander.

*Buchtitel des ostdeutschen Tierfotografen Helmut Drechsler

Bisher in diversen Beiträgen:

Sandohrwurm

Rote Heidelibelle

Polygonia, Edelfalter

Grüne Huschspinne

Gemeine Keiljungfer

Gomphus vulgatissimus, male
4.6.2020, Gemeine Keiljungfer, männlich
Lauernde Gemeine Keiljungfer

4. Juni 2020, an der Dahme vor Freidorf.
Als geschlechtsreife, adulte Tiere sitzen diese Großlibellen an fließenden Gewässern scheinbar träge, aber in Lauerstellung nach Weibchen. Und nicht allzu weit voneinander entfernt. Wer weiß, was es auch bei Libellen für Kämpfe geben mag. Die ebenfalls hier fliegende Blauflügel-Prachtlibelle jedenfalls wirkt ziemlich konkurrenzgestresst, bis sie sich irgendwo als schmales Blatt niederlässt.
Die femalen Keiljungfern kommen nur zur Paarung und Eiablage ans Gewässer und sind entsprechend selten zu beobachten. Sie sind gänzlich gelb gemustert im Gegensatz zu den bis auf die gelben, letzten Segmente graugrün gefärbten Männchen. Auffällig die auseinanderstehenden Augen, denn die sitzen bei Libellen gewöhnlich ganz dicht aneinander.

Feldgrille

Gryllus campestris, female
4. Juno 2020, Feldgrille, weiblich
4. Juno 2020, Feldgrille in Verteidigungsstellung
4. Juni 2020, zwischen Oderin und Freidorf auf dem Abzweig nach Briesen, direkt auf der breiten Radstraße krabbelnd. Fast geschafft bis zum Kiefernwald. Von irgendwoher von den Windböen getrieben? Ziemlich gefährlich diese Strecke. Ich versuche rettend zu schieben. Die Feldgrille hebt den Hinterleib, hebt die Flügel an – angeblich kann sie aber nicht fliegen. Die lange Legeröhre – also ein Weibchen – wirkt wie ein Stachel: ich bin zu feige, das kleine Tier anzufassen.

Auf den Dahmewiesen jenseits der Landstraße wird gemäht. Ein Milan kreist über dem Traktor, ein einsamer Storch stakst hinter der Maschine.
Die Grillen sind bereits knapp geworden in deutschen Landen und die Störche ebenfalls.

→ Nabu, die Feldgrille im Porträt

Mausetot

7. Juni 2020, 2x während einer Choriner Bergwanderung

Haselmaus. Totfund
Haselmaus? Oder was Geschecktes aus der Zoohandlung? Doch, FAST hätt ich einmal lebendige Haselmäuse aus der Nähe beobachten dürfen… Zählen aber zu Bilchen und nicht zu Mäusen. Daher der kuschlig wirkende Tod? Zusätzlich irritierend die weißen Flecken. Noch meine Zahnpasta auf der Linse? Auf der Nase gaaanz kleine, lebendige Tiere!

Waldspitzmaus
Tod ist offensichtlich immer anders. Schwierig zu sagen, welcher schöner war. Oder eine Charakterfrage? Eine Waldspitzmaus: steif gestreckt. Das weiß ich (aus der Literatur): die schmecken nicht, werden daher verschmäht. Irgendwer scheint das schon beim ersten Griff an den Hals gemerkt zu haben.

Ergänzend geliebt: die Shakespeare-Mäuse

Steine und Mineralien

6. Oktober 2019. Bad Freienwalde, Tongrube (Süd)

6.10.2019 Magisches Leuchten von Gips-Kristall
6.10.2019 Kristall-Abenteuer. Das magische Leuchten.
Kristalliner Gips, Bad Freienwalde
Kristalliner Gips. 6 x 3 x 5 cm. Tongrube (Süd), Bad Freienwalde
Gipskristall, Hammertal
Kristalliner Gips, Tannenbäume (H 4 cm) und  Aggregat. Tongrube (Süd), Bad Freienwalde
Kristalliner Gips. Schwalbenschwanz, Hammertal
Schwalbenschwanz. 7 x 5 x 2 cm. Tongrube (Süd), Bad Freienwalde
Gipsrose, Tongrube Süd, Bad Freienwalde
Gipsrose. 5 x 5 x 5 cm. Tongrube (Süd), Bad Freienwalde
Kristalliner Gips, Bad Freienwalde
Kristalliner Gips-Splitter. 4 x 2 cm. Tongrube (Süd), Bad Freienwalde

Das Fotografieren der Kristalle ist schwierig.
Bestes Ergebnis hat die Sonne auf dem Marktbrunnen von Bad Freienwalde gebracht,
siehe dazu meine → Wanderung am 6.10.2019
und die → Wanderung zu den Sperenberger Gipsbrüchen.
Wer etwas genau wissen möchte: → Mineralienatlas, Bad Freienwalde

Wunderkammer

In Erinnerung an die Naturaliensammlung der Heidecksburg Rudolstadt: Sammelleidenschaft seit Kindheit
In Erinnerung an die Naturaliensammlung der Heidecksburg Rudolstadt: Sammelleidenschaft seit meiner Kindheit

Landschaft zum Wandern: Keilhau in Thüringen. 6 km bis Rudolstadt, 8 km bis zum Barockschloss Heidecksburg, hin und zurück also 16. Eine Selbstverständlichkeit in den fünfziger/sechziger Jahren in der DDR. Von damals blieb die Erinnerung an die Naturaliensammlung der Heidecksburg, jenseits von steril-museal designter und belehrender Übersichtlichkeit, geschweige denn medialer Zweidimensionalität mit Klick oder Touch.

Vage erinnere mich an noch zwei oder drei ähnliche Wunderkammern oder Naturalienkabinette. Die Orte habe ich vergessen. Vielleicht waren es auch nur “Wundervitrinen” aus gemasertem, alten Holz in nicht einmal Schlössern, sondern Pfarrhäusern, Lehrerwohnungen oder von Hobbywissenschaftlern. In den fünfziger Jahren führten solche Häuser in Thüringen und Sachsen mit ihrem Inventar noch eine nie unterbrochene Linie seit der Reformation fort.
Diese Linie gibt es nicht mehr, nicht einmal mehr die meisten Häuser in altem Besitz. Das 500. Reformationsjahr 2017 mit seinen Events weiß von keinen Verlusten. Ich kenne meine und andere.
 

Kálmán Várady, Installation Wunderkammer I in der Galerie Kai Dikhas, Berlin 2017
Kálmán Várady, Kleinodienschrank aus der Installation „Wunderkammer I“ in der Galerie Kai Dikhas, Berlin 2017

Im September 2017 entdeckte ich noch einmal eine Kunst- und Wunderkammer fast in der geographischen Mitte von Berlin: die Installation „Wunderkammer I“ von Kálmán Várady in der Galerie Kai Dikhas. Der 1958 geborene Künstler Kálmán Várady stammt von armenischen und ungarischen Roma ab. Artefakte, Naturalien, Objekte unterschiedlichster Herkunft und Bestimmung dicht gedrängt und mit individuellen Schöpfungen von Kálmán Várady zu einer Einheit verschmolzen.

Weit bin ich gereist und gewandert. Weit.
Beiß dich durch bis an die Sterne. Zuletzt.
sehr frei nach Zeilen aus Versdichtungen der Roma

 

5.10. – 8.10.2017:
an dem Wochenende als mit Sturmtief “Xavier” der Ausnahmezustand in Berlin ausgerufen wurde,
der Orkan mit über 100 km/h über Brandenburg hinweg fegte,
die Bahnen nicht oder nur unregelmäßig fuhren
und vor dem Wandern im Wald gewarnt wurde.

Artefakt I

Kleine Funde: Feuerstein oder Flint Datum: Pfingsten 2017 (3.06. – 5.06.2017)
Wanderung “Grenzüberschreitungen zu Wasser und Land: Slawenburg und Steintanz” unter Leitung von Wolfgang Pagel, Wanderverein Rotation e.V.

Fundort: Feldweg in Nähe von Warnow und Nebel (Ausgangsort Weitendorf)
Beschreibung: Artefakt. Feuerstein. Farbe des Materials eher weiß als grau, glatte Rinde. Länge: 6 cm.
 

Tierisches

August 2017, Objekt meiner Begierde „Zahn“, genau gesagt „Hauer“ , herausgelöst aus relativ kleinem Unterkiefer eines Keilers. Länge des Hauers 12 cm (gebogen 14 cm). Fundort: bei Fürstenwalde/Spree Richtung Rauen auf einem Feld am Plantagenweg.
 

 

 

Gehoern Gehörn an skelettiertem Schädel (Suchbild, für großes Bild bitte anklicken)
Datum: 19.01.2017
Fundort: an der Bahnstrecke zwischen Bad Belzig und Borne

Im Herbst bis Spätherbst des Jahres bildet sich beim Rehbock zwischen Gehörn und Rosenstock eine Trennfuge, an der das Geweih abbricht. Die bräunliche Verfärbung der knöchernen Substanz entsteht durch Pflanzensäfte, die in die Knochensubstanz eindringen, während der Rehbock wiederholt sein Gehörn in Büsche und Bäume schlägt.
Aus der Steinzeit sind Gerätschaften (Hämmer, Klingen, Spitzen, Nadeln usw.) aus Splitterstücken von Geweihen bekannt. Geweihstangen von Hirschen wurden im Neolithikum zum Hacken und Wühlen eingesetzt, sogar im Bergbau.

Das Bundesnaturschutzgesetz

Zum Advent ein Handstrauß ©  W.Pagel 2015
Die Quarzsandfelsen der Buckschen Schweiz und kratzige Handsträuße im Rucksack, © W.Pagel, 2015

Weit getragen: diese Adventssträuße stammen von einer mehr als 30km langen Wanderung im renaturierten Bergbaugebiet der Lausitz. Die vielen, seitlich des Weges entnommenen und bereits welkenden Kiefern waren eindeutig weder Windschutz gegen Schneewehen noch als Winterfutter für Tiere gefällte Bäume wie sie manchmal in den Wäldern zu finden sind!

Ansonsten umfasst das Wandern im Wald nicht das Recht, sich dort Dinge anzueignen und diese mitzunehmen. Der Eigentümer hat das alleinige Verfügungs- und Aneignungsrecht in seinem Wald. Das gilt auch für das Mitnehmen von Schmuckreisig, Brennholz, Steinen, aber auch von Tierteilen wie Geweihen oder von Federn jagbarer Vögel. Zu letzteren zählt sogar der Eichelhäher.

Habichtfeder im Wald
Habichtfeder im Wald

Federn können ein Hinweis auf ein Nest oder einen Horst sein. Viele unterschiedliche Federn, also Brustgefieder zusammen mit Schwanzfedern oder Federn von Armschwingen sind der Hinweis auf eine Rupfung durch einen Raubvogel oder den Riss eines Raubtieres. Der Unterschied zwischen Riss (Biss) und Rupfung ist an den Kielenden zu erkennen.

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) gestattet aber mit der so genannten Handstraußregelung Ausnahmen. Für den eigenen Bedarf können ein Blumenstrauß gepflückt, Beeren, Pilze und Kräuter in geringen Mengen und natürlich auch eine Feder gesammelt werden. Nicht beschädigt oder mitgenommen werden dürfen Pflanzen, die unter Naturschutz stehen.

Adonisröschen in der Priesterschlucht, Oderbruch bei Podelzig
Unter Naturschutz: Adonisröschen in der Priesterschlucht bei Podelzig / Oderbruch

Nicht erlaubt ist es, forstlich kultivierte Pflanzen, also Bäume, ihre Äste oder junge Setzlinge, mitzunehmen oder zu beschädigen.
Für das gewerbliche Sammeln von Walderzeugnissen muss eine Genehmigung der Naturschutzbehörden vorliegen.