Berlin, 15. September 2019: 14.00 Uhr Start einer Schafsdemonstration am Haus der Kulturen der Welt. Ich: in Art eines jappsenden Hütehundes begleitend vor und zurück mit Schafsherde zum Hansaplatz, Kundgebung. 18.00 Uhr Heimkehr: mit Hin- und Rückweg ca. 14 flotte Wander-Kilometer.
ACHTUNG: dieser Text ist unabhängig MEINE Schilderung MEINES Erlebnisses und mit MEINEN Gedanken zum Thema!
In Erinnerung an meine Kindheit, in der Wanderschäfer in Thüringen und im Harz selbstverständlich waren; mit Schafwollsocken an den Füßen von Prignitz-Elbeschafen, gesponnen und gestrickt in Bengerstorf bei Boizenburg.
Die Wanderroute
Zumindest mit Blick Richtung Carillon und Haus der Kulturen der Welt zeigen die Schafe Interesse an Berliner Kultur.
Dann endlich ab auf die Wiesen im Großen Tiergarten
Hier ist alles irgendwie Regierung und Schafe hat Berlin sogar eigene. Zusätzlich demonstrieren vom 15. Sept. bis 15. Okt. 2019 fünf Schafe auf der Wiese neben der Hansabibliothek für ihre Art.
Erinnert an viel Geschichte, wenn die Herde am Großen Stern und den Militärpuppen vorüber getrieben wird.
Falls jemand glaubt, Schafe hüten wäre eine besinnliche Arbeit…
…im Laufschritt ist die ganze Herde plus Hirten und Hunde veschwunden…
…zumindest dort, wo kein Gras wächst.
Achtsam, aber wenigstens einmal dagegen pissen… Die intelligenten Schafe wissen, dass E-Scooter nur “grün” angemalt sind.
Hoppla: gut gemästet und am Ende des Tages und der Tour immer noch höchst beweglich!
Der Schafstag: für und nicht gegen
Die Demo „Schafstag “ thematisiert die prekäre Situation der Wanderschäfer, die fatale Situation, wo dem Auto mehr Platz gegeben wird als dem Menschen, geschweige denn dem Tier. Demo für Lebensraum – auch mit Wolf – sofern sein Schutz nicht in total verkehrter Welt endet. Es geht um Biodiversität und um nichts weniger als den Erhalt unserer Erde.
Nur mit Schafen, Ziegen, Hund
bleibt das Grünland artenreich bunt.
Stehn keine Schafe auf den Deichen
wird das Land im Wasser weichen.
(so etwa …)
Weideprämie für Schafe und Ziegen!
Es braucht keine hoch kochenden Wolfs-Angriffe – weder auf das Tier, noch auf differenziertes Rundumdenken. Wolfsbissig empfehle ich theoretisch das, was mit Erfolg bereits im Land Brandenburg getan wird: → Herdenschutz. Nur die Kosten sind enorm und viel zu hoch, um nicht nur ziemlich schwarze Schafe zu züchten, sondern auch mit schwarzen Zahlen wirtschaften zu können. Diese Situtation ist Anlass der Demo! Und nicht etwa der Wolf!
Im Bild ist nur der Hütehund und nicht die Lerche zu sehn.
…so vielfältig gemeint wie Artenvielfalt erwünscht: die Karla im Schafspelz
Stecken und Stab
„Und müsst’ ich auch wandern in finsterem Tal, ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stab und dein Stecken, die sind mein Trost.“ (Psalm 23, Vers 4)
Die schon biblische Tradition der Wanderschäferei zeigt sich nicht zuletzt an Stock und Stab, beidseitig nützlich und zweifelsfrei Eigentum des jeweiligen Schäfers. Die untere Metallschippe multifunktional zur Abwehr oder zum Ausstechen von Disteln.
Staffelstab als Erinnerungsstück vom Europäischen Hirtenzug, eine Initiative des europäischen Hirten-Netzwerkes, dem „European Shepherd Network“.
Beeindruckende Stöcke sind selbst geschnitzt, aus einem einzigen Stück Haselnusskloben mit langem Stock.
Der Haken, um die Hammelbeine lang zu ziehen – d.h. um zu lenken oder aufzurichten.
Notfalls funktionieren dünne Stöckchen mit Wedelchen.
Schäfer Kucznik aus Altlandsberg: an diesem Tag zum Schutz der Schafe als Dirigent vor allem des Publikums.
Schäfchen zählen
Sieht nicht einfach aus, die massigen, schwarzköpfigen Fleischschafe in den dreistöckigen Transporter zu bugsieren. Muskelkraft plus wirklich alle Stäbe und Stöcke mit allen Enden sind gefragt.
Die Auskunft nach Art und Herkunft des Transporters wird etwas zögerlich beantwortet. Diesmal nicht Ziel – na ja, es soll friedlich ablaufen. Und Berlin als Hochburg der jungen Vegetarier fühlt sich natürlich sehr verbunden mit Herbivoren.
Gerade vor einigen Tagen hatte ich es wieder auf diesem Blog versucht zu thematisieren: blumige Wiesen und Bio-vegan allein werden das Insektensterben nicht stoppen. Artenvielfalt retten: ohne Schafe, ohne Kühe auf der Weide? Ökosysteme funktionieren in komplexen Wechselbeziehungen.
P. Correctness bringt uns dazu, die Übernutzung unserer Erde immer nur in Teilaspekten und unsäglich konträr zu diskutieren. Mit einer Sache ist nicht alles gesagt.
Müssen und Machen
In meiner Kindheit ließen Schafe nur runde, trockene Köttel fallen. Im Tiergarten entstanden Mini-Kuhfladen. ???
Ebenso wie dem Wanderer mit brennenden Füßen bereiten der Wanderschäferei kilometerlange Asphaltstraßen ohne Feldwegalternative natürlich mit solchem Abfallprodukt nicht nur EINEN “Haufen” Probleme.
Aber die im gegenwärtigen Antitütenrausch ausgesparte Plastikentsorgung täglich von 16 Millionen Hunde-Haufen (acht Millionen registrierte Hunde) in Deutschland dürfte mehr Abfall produzieren als der Dung(!) der bei uns noch existierenden Schafherden.
Hoffen wir trotzallem, dass keine Wanderschäfer→innen (Bergwaldprojekt-Erinnerung mit Bild) mehr den Beutel abgeben, sondern dass sich im Gegenteil wieder viele Menschen zumindest unterstützend für diesen Beruf begeistern.
Dafür gab es nicht nur Schafslosung und Schäfchenwolken nach dem Tierparkgrasen, sondern begleitend auch Transparentlosungen, deren Überzeugung ich mich fromm und frei anschließe:
Wir schafen das!