Weihnachten 2018

25.12.2018, mit dem Wandersportverein Rotation Berlin und Wolfgang Pagel am Rande der Märkischen Schweiz entlang, sehr zentral über die Stobber an der Eichendorfer Mühle, durch grüne Waldweihnacht zum einstigen Kloster Altfriedland und durch das windige Oderbruch zum Bahnhof Neutrebbin in einen warmen, leeren Zug bis Eberswalde. Wie die Gänse zu Weihnachten gestopft bis Berlin.

Die Wanderer und die Nomaden

Verzeiht, wenn ich zunächst jenseits dieser Wanderung und nach einer unruhig verbrachten Nacht nicht sofort von der traumhaft schönen Landschaft der Märkischen Schweiz berichte und nicht von meinem diesjährig letzten Wandern mit unserer Wanderleiterfamilie Pagel: wie immer auf überraschenden Wegen minutengenau berechnet für insgesamt 26 Kilometer. Heute, in der Stille eines grauen Morgens, der wieder in die Federn drückt (obwohl auch heute der Wanderplan eine Fluchtmöglichkeit anzeigt) erst einmal das, was mir im Kopf herum schwirrt nach den Bildern vom frühen Morgen des 25.12.2018.

25.12.2018, 6:30h Moritzplatz Berlin
Der 25. Dezember, als Tag der Geburt Jesu Christi ein Hauptfest des Kirchenjahres seit dem Jahre 354: kein Platz in der Herberge.

Woher der Wind weht: vielleicht wäre ihnen der Datenschutz schnurzegal, doch ich fotografiere nicht die gegenüber liegende, dichte Reihe der bereits aufgewachten oder nie zu Schlaf gekommenen Menschen.
Direkt auf dem Bahnsteig virulenter Drogenkonsum. Auf anderen Bahnhöfen wohl eher die Einzelgänger.

Weihnachten 2018 U-Bahnhof Berlin

Zu früh gekommen, umkreisen ich und bald darauf wir Wanderer das kalte Lichtgefunkel in Berlin Lichtenberg mit Weihnachtserzählungen von anderswo.
In der großen Leere sitzen Menschen unauffällig auf den Bänken, unauffällig im Schatten der Treppen. Nicht Reisende, Nomaden.

Bahnhof Lichtenberg 25.12.2018, 7h
Sieben Stunden später:
Wir Wanderer haben als Gruppe, die einen langen Tisch belegt, nicht ausreichend verzehrt, um der Geschäfts-“Philosophie“ unserer Zeit zu genügen. Nein, nicht nur auf dem Boden des einstigen Zisterzienserinnenklosters Altfriedland: solche Art Weihnachten gibt es das Jahr über an immer mehr Orten. Einfach ist einfach zu einfach. Genügend ist nicht genügend.

Abseits von der Jagd nach großem Profit: vielleicht wäre es in Zeiten der sozialen Spaltung wieder Zeit für die einst tragfähige Geschäftsidee ganz nebenher: → „Hier können Familien Kaffee kochen“, Besinnlichkeit inklusive.

Genug ist nicht genug
Du musst nicht über Meere reisen, musst keine Wolken durchstoßen und musst nicht die Alpen überqueren. Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst manchmal nur Deinem Nachbarn entgegengehen.
Bernhard von Clairvaux – leicht abgewandelt eingedenk mancherlei Unverständnis in der besten aller Welten.

Weihnachten mit Wind, Wasser und Wald

Wind und Regen beo Obersdorf, Märkische Schweiz
Der Wind bläst über die Felder von Obersdorf, wir wehen trotzdem nicht davon, aber nass  – nass ist es.

Entlang vom Obersdorfer Voder- und Hintersee

Am Obersdorfer Vorder- und Hintersee gehen wir entlang einer imaginären Grenze zwischen Märkischer Schweiz und Märkisch Oderland: zwischen Bergen und dem einstigen Binnendelta der Oder, das Friedrich II. in der Mitte des 18. Jahrhunderts zumindest von unten her trocken legen ließ.

Buchenteppich

Dann geht es bergauf, bergab direkt in die Berge und durch die Täler im Naturpark Märkische Schweiz: landschaftlich von immer wieder überraschender Vielfalt auf so kleinem Raum.

Hermersdorfer Forst

Die Eichendorfer Mühle im Stobbertal

An der Fischtreppe von der Eichendorfer Mühle

…und staunend hört das Publikum: mit dem Namen Stobber oder Stöbber ist es so eine Sache und der Fluss hat noch mehr komplizierte Eigenheiten mit zwei Fließrichtungen auf der Nordsee-Ostsee-Wasserscheide. Am besten noch einmal → nachlesen.

Ein Namensdurcheinander: Stobber oder Stöbber
Nach 1990 wurden Fischtreppen in dem hier naturnahen Stobber angelegt – die Stauanlagen der Mühlen hatten lange den Durchlass für wandernde Fischarten verhindert.

Vom Biber gestaut

Der gegenwärtige Stau ist allerdings kein Mühlenstau: Meister Bockert, der geschützte Biber nagt und nagt erschreckend überall auf unserer Wanderung.

Brücke an der Eichendorfer Mühle
Romantisch einsam und von Gegenwart unberührt wirkt → die Eichendorfer Mühle bis heute: auf den ersten Blick ein Sehnsuchtsort für Naturliebhaber.

Wehr an der Eichendorfer Mühle

Die Mühle soll häufig von Joseph Freiherr von Eichendorff, dem Wanderer und Dichter der Romantik, einem Nachfahre des Mühlenerbauers Peter von Eykendorff (1343), besucht worden sein.

Gemäuer an der Eichendorfer Mühle, Märkische Schweiz

Erhalt und Zugänglichkeit garantiert heute ein Verein mit zeitweiliger Betreuung  von Menschen mit Suchterkrankungen. Süchtig nach Natur gebe ich zu: mit dem Blick auf das alte Gemäuer und beim Rauschen des Wassers schwappt stets etwas Neid auf mich über.

Dachsberge und Dolgensee

Naturpark Märkische Schweiz

Nicht immer sind die Wege noch gut gangbar. Das Auge hat voll zu tun, um zwischen Boden und Blick in manchmal bizarre Natur ab und zu auch noch eine Ansicht fürs Bild zu finden. Und obwohl sich bis zum Dolgensee neben uns ein Feuchtgebiet als kleine Seenkette hinzieht – der heiße Sommer 2018 hat ein vernichtendes Werk getan.

Unendliche Trockenheit

Das Memento mori der Natur – die unendliche Geschichte von verzweifeltem Vergehen und glücklicher Wiedergeburt…

Naturpark Märkische Schweiz

Wurzelungetüm in der Märkischen Schweiz

Ja. Und höchstwahrscheinlich entspricht unser Alltagsgehirn ganz genau der Größe von dem des Bibers.

Dolgensee mit Biberfraß

Dolgensee mit jungem Biberfraß

Von der Seenkette hoch nach Karlsdorf

Karlsdorf und Altfriedland

Backofen Napoleonseiche und Lampendeko

In Karlsdorf zu sehen sind ein alter Backofen, rechts eine der außergewöhnlichen Leuchten entlang der Dorfstraße und mittig die kugelrunde Krone der monumentalen Eiche von Karlsdorf. Napoleon Bonaparte (1769–1821) soll 1812 auf seinem Feldzug gegen Russland unter dem Baum gerastet haben. Was soll’s. Diese Napoleonseiche wird auch Franzoseneiche genannt. Ich will sie Franzoseneiche nennen, denn dieser Kraftbaum hat mit Sicherheit mehr zu tun mit der französischen Revolution von 1789 und den gerade für Preußen so entscheidenden napoleonischen Befreiungskriegen.

Gehöft ind Karlsdorf
Es ist zu sehen, dass Karlsdorf und Altfriedland alte preußische Koloniedörfer am Rande des Oderbruchs sind.

Wehende Gardinen in Karlsdorf

…und erst kürzlich auch eine andere Zeit zu Ende ging und der Wind gerade heftig ins Haus weht.

Klostersee Altfriedland
Am Klostersee liegt das ehemalige Zisterzienser-Nonnenkloster von Altfriedland. Die Kirche ein sichtbar stark veränderter, frühgotischer Granitquaderbau, gegenwärtig teilweise eingerüstet…

Gemäuer der Klosterkirche Altfriedland

…das Refektorium des Klosters mit Sternengewölbe aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Sterngewölbe im Zisterzienserinnenkloster Altfriedland

Überlebenskampf

Die Klosterschänke freilich ist heutzutage nicht mehr für jedermann. Etwas schwächlich versucht hinterrücks der Igel von Haut, Knochen und Federn einer längst toten Meise wieder auf die Beine zu kommen. Und auch ich versage mit meiner Gier nach Foto anstatt an das Äpfelchen in meiner Tasche zu denke.

Ich sag’s ja: Bibergehirn.

An Stobber und Barschgraben

Totale Langeweile im Oderbruch

Unser Rückweg durch das Oderbruch geizt mit Landschaftserlebnis. Einer anderen Jahreszeit oder Witterung ist vielleicht mehr abzugewinnen. Manchmal allerdings Katastrophe: die Geschichte eines plötzlich aus dem Schilf heraus angreifenden Stechfliegenschwarmes dürfte früheren Mitwanderern unvergesslich sein.

Am Stobber Richtung Neutrebbin

Zu anderer Jahreszeit bildet das Altfriedländer Teich- und Seengebiet das Zentrum eines Europäischen Vogelschutzgebietes, jetzt und hier nur großes Schweigen auf dem Wasser und in der Luft.

Urgewalt

Zum Erlebnis werden an den Ufern des Barschgrabens die von Urgewalten geformten Monster und Gespenster, ineinander verkeilt, sperrig wehrhaft, verzweifelt sich reckend und streckend dem Untergang geweiht.

Weidengespenster

Ab und zu eine Erinnerung an das einstige Niedermoorgebiet und das versumpfte Gebiet von Stobber und Alter Oder bis der Weg endgültig hinter dem breit strömendem Stobber trist und grau bis Neutrebbin verläuft, am weihnachtlichen Nachmittag glücklicher Weise bereits in der Dämmerung mit dunkler und dunkler werdendem Himmel…

Wie der Ursprung: Sumpfland

…in die Weihnachts-Nacht

Neutrebbin am Weihnachtsabend
Neutrebbin: ein heller Stern strahlt in die Nacht. Und das soll als Zeichen dienen, ein Kind zu finden, das in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt, denn es gab keinen Raum in der Herberge.
Ein Weihnachtsmärchen für Kinder, das mit einer Bescherung endet. Doch die Geschichte setzt sich unabweisbar fort bis zur Kreuzigung, erinnert an das, was Menschen von Menschen angetan wird. So sehe ich in denen, die mir heut morgen begegnet sind dieses Kind und mehr noch die Mütter, die Besseres hoffen und nichts besser machen konnten.

Biblia pauperum in Raum und Zeit : das Christkind in der Krippe
Mit ganz besonderem Dank an Antje Fricke-Steenbock, die wie wir alle tastend in völliger Dunkelheit, mir nun dieses gelungene Foto zur Verfügung gestellt hat

Mit der christlichen Weihnacht wird wohl doch etwas mehr von jedem von uns erwartet als es im heidnischen Ursprung des Weihnachtsfestes angelegt ist.
So schließt sich der Kreis vom heutigen Morgen, über diesen Tag hinweg zu diesem Abend. Eine Frage nach dem Glauben eines jeden erübrigt sich.

Die Königstour

8.12.2018, Folge 9 der Wanderungen “Perlen der Prignitz”, Königsgrab und Opferstein. 28 km mit dem WSV Rotation Berlin, geführt von Wolfgang Pagel und Werner Schulz.
Es war die Königstour dieses Jahres, eine Reise im düsteren Zauber der spätherbstlichen Natur, in weit zurück liegende Vergangenheit, mit lebendig gewordener Mythologie: mit küssenden Pferden, wärmender Totenkammer und himmelsdunklem Abendtrunk aus der Opferschale. Wie soll ich DAS beschreiben!?

 

Prignitz: Karpfenteich bei Horst
Prignitz: Karpfenteich bei Horst

Von Groß Pankow “Am Karpfenteich” zum Karpfenteich – unbedingt. Skeptische Frage von rückwärts aus dem Wegelosen: “Is da Wasser?”, müsste heißen “Is da Weg?” Das Wasser liegt inmitten von Sumpf.

Alles Kulturland oder was?
Aber eigentlich ist alles erschlossen
Natürlich gibt es viel lustigere Fotos, aber: die Welt sieht mit...
…wie man sieht. Natürlich gibt es lustigere Fotos, aber dann recherchiert eines Tages der Arbeitgeber etc. etc…

Das Abweichen vom Wege führt trotz allem nach Horst, wenn auch direkt durch ein einstmals herrschaftliches Gehöft anstatt daran vorbei.

Die himmlische Begegnung

Bote der Götter
Bote uralter Götter – nur in alten Zeiten ? – ein dem Menschen ebenbürtiges oder sogar überlegenes Wesen, eng mit der Geisterwelt verbunden

Gesegnet seien die Geister und die Abweichung: dem weißen Pferd, einst Opfertier und zutiefst verehrt als Bote aus der Anderswelt wären wir nie begegnet, niemals hätte mich ein Pferd geküßt, dann als die “Wanderwelt” bereits verschwunden war hinter den verfallenen Ställen.

Erste Boten der Vor- Früh- und anderer Geschichte(n)

Ungeklärt
Ungeklärt: Steine, Wall und Weiher.  Praktische Nutzung durch die Steinschläger für den Chausseebau?

Durch die Felder, vorbei geeilt an dieser wohl einst vor- und frühgeschichtlichen Anlage Richtung Dömnitztal…

Die Dömnitz
Die Dömnitz, kurz vor echter Strömung ausufernd in Sumpfland

Vor Mündung der nun flott fließenden Dömnitz in die Stepenitz ganz in der Nähe der sagenumwobene Teufelsberg und die “Schwedenschanze”. Aber so erschröckliche Geschichten wie vom Geräderten nahe Bahnhof Groß-Pankow sollen erst einmal vergessen sein: es drängelt zum Frühstück unterm Rad am neuen Radweg.

Frisch gestärkt auf geradem Weg nach Wolfshagen: das Barockschloß und einiges Gut gut saniert. Die Mühle verharrt im Zustand der Umwandlung. Es fehlt der gestiefelte Kater.

Umwandlungsbüro mit Bitte um Spenden für den Erhalt der Wassermühle
Umwandlungsbüro mit Bitte um Spenden für den Erhalt der Wassermühle

Die Spannung wächst Richtung Seddiner Königsgrab – aber bitte keinesfalls straight! Überall ist Grabesland! Überpflügt, überwachsen, vergessen liegen die Gebeine aus der ewig langen Menschheitsgeschichte: 40 Hügelgräber wurden einmal im nahen Wald des Dorfes registriert. Elf Gräber sind erhalten.

Hügelgrabfeld, verborgen in einem kleinen, relativ jungen Wald
Verborgen in einem kleinen, relativ jungen Wald

Einige der Hügelgräber sind schnell entdeckt, entweder entblösst bis zur oberen Steinpackung oder überdeckt von Erde, immer mehrschichtig beides. Bäume wurzeln, wo damals weit übers Land geblickt werden konnte. Es ist anzunehmen, dass diese Ritualorte immer auch Landmarken gewesen sind.

Blick durch den Regen Richtung Königsgrab Seddin
Blick durch den Regen Richtung Königsgrab Seddin, auch als bewaldeter Hügel heute noch weithin sichtbar

Das Königsgrab von Seddin ist längst zu sehen über die Felder hinweg. Neue, einen Gasleitungsbau begleitende Grabungen legten hier nicht nur bronzezeitliche Funde, sondern auch Steinzeitliches frei.

Archäologie praxisnah
Archäologie praxisnah

Die “Perlen der Prignitz” schlummern in geheimnisumwobenem Land, in das die mittlerweile 10. Wanderung des Wandersportvereins Rotation führt. Nur wenige “Perlen” sind in dieser Abgelegenheit unter 30 Kilometern und manches nur per pedes zu finden.

Das Königsgrab von Seddin

Die Hügel vom Königsgrab
Königsgrab von Seddin, mit 10 m Höhe und ca. 75 m Durchmesser das größte bronzezeitliche Bauwerk Nordeuropas
Eingang zur Grabkammer Herrschergrab Seddin
Eingang, Rekonstruktion – original sind die Wandsteine der neuneckigen Grabkammer

Hier am Herrscher-Grab in der Prignitz bei Seddin möchte ich mich zurückhalten mit meinen Träumereien in der Steinkammer. Bis zur Entdeckung 1899 wurde bereits viel geträumt von den Schätzen eines Königs namens Hinz. Das sind die Märchen. Die Wirklichkeit dürfte regional so schrecklich gewesen sein wie unsere Gegenwart global: Kriege, Verwüstungen, Tod – offensichtlich aber unter “Hinz” eine Blütezeit.

Lebendig zu dritt, copyright Wolfgang Pagel
Passt. Keine drei Urnen, sondern lebendig zu dritt in Hockstellung, copyright Wolfgang Pagel

Perlschnurartig ziehen sich ca. 150 Gruben aus hitzerissigen Steinen in Ost-Westrichtung etwa 50 m vor dem Königsgrab durch das Feld. Nach Radiocarbondatierungen erfolgte ihr Bau kurz vor oder gleichzeitig mit dem Monumentalbau des Grabes um 900 v. Chr. – alles spricht für eine rituelle Deutung.

Rekonstruktion der Grubenreihe
Rekonstruktion von 80 Gruben aus der ca. 250 m langen Grubenreihe

Gegenwärtig erstrecken sich archäologische Forschungen auf die gesamte, das Grabmal umgebende “Rituallandschaft”. Wir wurden aus erster Hand bestens informiert (unser aller Dank an Werner). Von diesen Untersuchungen ist mit etwas Rechercheaufwand ebenso ausgiebig zu lesen, aber seht vor allem selbst!

Rituallandschaft Seddiner Königsgrab
Rituallandschaft, links das Seddiner Königsgrab

Der lange Weg zum Opferstein

Kein Hügel mehr, aber eine Steinsetzung
Der Blick ist geschärft: kein Hügel, aber eine Steinsetzung

Quer an den abgeernteten Ackerkanten entlang geht es zur einsamen Straße und knappe 10 km** weiter zum Opferstein. Nein, die breite, einst flößbare Stepenitz ist nicht zu überqueren – erst in Kreuzburg.

Prignitz: Erdachse Kreuzburg
In der Prignitz die Erdachse in Kreuzburg
Tal der Stepenitz von der Brücke Kreuzburg aus gesehen
Tal der Stepenitz von der Brücke Kreuzburg aus gesehen

Dort noch einmal hinunter zur Stepenitz, dann parallel zu ihrem Lauf durch viel herrlichen Wald.  Der graue Tag geht in frühe Nacht über. Das Gefühl, im Kreis gelaufen zu sein, trügt nicht. Scharfe Biege an der Mündung der Panke. Natürlich nicht die Berliner, sondern ein kleines Nebenflüsschen der Stepenitz – alles Wasser allerdings nur auf der Karte sichtbar. Wir laufen im bewaldeten Tal entlang bis schon niemand mehr an die Existenz des Opfersteines glaubt.

Opferstein Wolfshagen, copyright Wolfgang Pagel
Opferstein Wolfshagen, copyright Wolfgang Pagel
Opferstein: Zauberspiegel, Zaubertrank
Opferstein: Zauberspiegel, Zaubertrank

Da steht er, südöstlich von Wolfshagen, wenige Meter entfernt von einer kleinen Brücke (nach der großen) über die Panke: jetzt im Dunkeln schwarz, ungewöhnlich exakt kantig behauen, mit großer, fast kreisrunder Vertiefung, ein “Blutstein”. Leicht schräg gestellt, auch die obere Fläche leicht angeschrägt. Hier kann alles fließen, was immer auch hier fließt.

Möge mir der Trank aus der Schale des Steines zum Guten gereichen. Das Laub vorsorglich entfernt… vielleicht wäre es am Morgen zum unverdaulichen Gold geronnen, denn ein Zauber liegt hier über allem.

 

** Wanderweisheit: Das Wandern trägt zu einem Gefühl des Wohlbefindens bei, nur auf den letzten Kilometern kommen Zweifel.

Sehr herzlichen Dank unserem Wanderleiter Wolfgang Pagel für die immer begleitende Dokumentation all seiner Wanderungen! Dieses Mal hier zwei “Perlen” eingefügt, die bei mir schwarz wie die Nacht geraten sind.

 

 

 

Etwas Märkisch Oderland

06.12.2018 , 15 km im Märkisch Oderland mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin
Auf unserem endlichen Planeten gibt es unendlich viele Wege, sogar zwischen Alt-Rosenthal und Heinersdorf.

Zum westlichen Ufer am Wermelinsee
Ohne Umschweife rein in den Wald und zum westlichen Ufer am Wermelinsee

Was am See nicht vor den Zähnen des Bibers geschützt wurde, fällt. Nichts steht ihm hoch genug. Die dicksten Bäume scheinen am leckersten.

Biberschutz am Wermelinsee Manche Wandersleut wundern sich: hier war ich schon, aber hier bin ich noch nicht gegangen. Wenige gehen wohl überhaupt: die Woriner Mühle ist geschlossen, sogar das Gartentor zu den Bänken. Also weiter, immer weiter.

Mini-Naturschutzgebiet
Mini-Naturschutzgebiet

1945 gehörten die Dörfer hier alle zum Schlachtfeld im Endkampf um Berlin. Wieder einmal frage ich nicht nach dem Alter mancher Steinhäufungen und nicht, was sich unter diesen Steinen verbirgt.
Bilder der Orte Alt Rosenthal, Marxdorf und Heinersdorf wird es auch nicht geben. Es wäre mit mehr Zeit aber Lohnendes aufzufinden. Unser eigentliches Nikolaus-Nasch-Ziel, die Marxdorfer Likörmanufaktur, lässt durch die Fenster die einstige Produktion mit letzten Paketen nur noch ahnen. Ohne Nachfolger – aufgegeben. Mehr oder weniger seit heute oder gestern. Unser Bedauern ist gering; die eigentlich demografischen und andere Veränderungen dürften schwerwiegender sein.  Ganz im Trend: einer der Vierseitenhöfe des Dorfes wird gerade ausgebaut zu lukrativer Herberge mit Reitstall.

Unzählige Weidengespenster
Uralte Weidengespenster
Feldflur jenseits vom Wald am Krummen See
Feldflur jenseits vom Wald am Krummen See.

Immer wieder säumen Weiden die Wege seit unzählig vielen Jahren mit Sicherheit. Die Satellitbilder von Google Maps zeigen das jetzt unter trockenen Flächen Verborgene –  alles einst den unterschiedlichsten Gewässern und Wässerchen abgetrotzt.

Richtung Heinersdorf
Richtung Heinersdorf
Heinersdorfer See
Heinersdorfer See, wo die Seele der Bäume wirkt
Lebenszeiten
Der Moloch Zeit
Badestelle Heinersdorfer See
Badestelle Heinersdorfer See: könnte man sich bis zum Sommer merken
Gedenkstätte Heinersdorf
Gedenkstätte Heinersdorf, eine von mehreren an alle Kriege

Heinersdorf ist wohl gediehen in unseren langen Friedenszeiten. Aber manches ersetzt manches allzu kurzschlüssig und speiseschüsslig dem ahnungslosen Reisenden, dem hungrigen Wanderer, dem Verirrten. Sie fällt kaum ins Auge: die alte Dorfgaststätte “Zum Teufelsstein” ist nicht nur geschlossen, sondern an der Biege der Frankfurter Chaussee auch dem Verfall preisgegeben. Ja, aber der → Teufelsstein! Der liegt nicht weit, allerdings ungewiss weit und den letzten Bus möchte niemand verpassen.

Zum Teufelsstein
Zum Teufelsstein

So bleibt diese Wanderung als eine pur naturnahe und somit wunderschöne Wegemöglichkeit im Märkisch Oderland im Gedächtnis. Wiederholung und Varianten lohnen, auch wenn mit Blick auf die Karte der Unternehmungsgeist müde abwinkt, ach, da war ich schon mehrmals.

Heinersdorf Promenade (Hauptstraße)
Heinersdorf Promenade (Hauptstraße)

Flämingliebe

25.11. 2018 mit Eckhard Knauer und dem WSV Rotation Berlin etwas mehr als 25 km Bundesland überschreitend von Zahna aus durch den einst sächsischen Fläming nach Schloss Kropstädt, auf Grenzwegen in flämischer Landschaft ins Brandenburgische, durch die Lobbeser Rummel bis Garrey und durch die Neuendorfer Rummel nach Rädigke.

Kurzer Weg
In der “Blauen Stunde” der Morgendämmerung, wenn die Nerven noch nicht abgebaut haben, läuft es sich ganz ungeniert

Die Eingebung versammelt letztendlich 12 Reisende im RE3 pünktlich 6:31 h ab Hauptbahnhof Richtung Lutherstadt Wittenberg – zeitweise wiedermal eine Ausnahme ohne Anschluss ab Gesundbrunnen. Den Ausstieg Zahna verlassen wir über gewohnt knaurig-schaurigem Weg günstig. Nicht nur an diesem frühen Morgen sehen wir von der Stadt genug mit an einer Hand abzählbaren Industriebauten längs der Bahn.

Novembermorgen im Fläming
Ein November mit zarter Morgenröte

Ringsum leichter Novembernebel, der begleitet ganztägig den Blick in die Ferne. Die Sonne drängelt ebenfalls seit dem frühen Morgen genau über unseren Köpfen durch die Wolken. Gesegnet sei der Fläming von den Wanderern, mehr Regen für das Land bitte an mehr anderen Tagen.

Der Zahnabach im Friedenthaler Grund
Der Zahnabach im Friedenthaler Grund – sehr auserwählt: vielleicht war es dem Biber doch insgesamt zu trocken im Fläming

Selten von Berlin aus begangene Wege durch dieses Stück Naturpark Fläming – heute zu Sachsen-Anhalt gehörend: eine vielfältige Landschaft. Nach Durchqueren einiger ausgetrockneter Zuflüsse in den Wiesen gibt es sogar die in nicht jeder Karte verzeichnete Brücke über den Zahnabach.

Und ein anderer Grund in diesem immer wieder überraschenden, oft zerklüfteten Fläming
Und ein anderer Bachgrund in diesem hügeligen, oft überraschend zerklüfteten Fläming

Vom Sozialismus in die feudale Gegenwart

Richtung Kropstädt
Richtung Kropstädt

Allmählich geht die Landschaft in den Park von Schloss Kropstädt über. Ich erinnere mich: ein Tulpenbaum, Zimtsträucher, ein Ginkgo. So entlaubt fehlen nicht nur mir die Kenntnisse, um irgendetwas zu bestimmen.

Im Schlosspark Kropstädt
Im Schlosspark Kropstädt

Wir kommen aus Richtung Osten, ergeben uns den neuen feudalen Zuständen: uneinnehmbar wie hier einst im 12. Jahrhundert die erste Burg der Raubritter jetzt das neugotische Schloss – privatisiert, unbewohnt. Schwarzes Wasser umfliesst die Insel, die drei Brücken gesperrt in trauter Gemeinsamkeit von Oberbürgermeister der Lutherstadt Wittenberg und Privatbesitzer. Wem gehört der Verfall?

Schloss Kropstädt - uneinnehmbar
Schloss Kropstädt – uneinnehmbar

Schloss Kropstädt etwa seit 1950 komfortables Mütter- und Säuglingsheim, nach der Wende im gemachten Nest war das Hotel mit Restaurant sogar zu besichtigen. Die wenigen Menschen, die im dazu gehörigen Gutshof zu befragen wären, sind kurz angebunden. Was soll man auch sagen.

Zwiespältig alles - sogar die Natur
Zwiespältig alles – die Vergangenheit, die Gegenwart, die Erinnerung und sogar die Natur

Durch die Lobbeser Rummeln bis Garrey

Wandern im Fläming
Bunt
Steiniger Weg und bunte Steine
…auf bunten Steinen (links: eine Art rosarotweißer Karneol?)
Durch den Lärchenwald
…durch den Lärchenwald
...vorbei am bunten Herbst
…vorbei am bunten Herbst – sonnig warm trotz Kälte (ein solches Paradoxon verstehn aber nur die Wandersleut)
...dem Wanderleiter folgend
…dem Wanderleiter folgend
Zur Lobbeser Rummel
…in die Lobbeser Rummeltiefen – hier letzter Blick rückwärts
die Rummel von Lobbese, ein Ausgang zum Acker
…und mit Mühe wieder am kurzen von zwei Hohlwegen raus

Mit einem regelmäßig breit gemähten Weg sind die Lobbeser Rummeln bequem zu gehen. Richtig. Und am Ausgang der Trockentäler, wo das Wasser aus den Äckern in die Mulde  “rummeln” würde, schützt in der Regel vermehrt Pflanzenwuchs vor der mitreißenden Gewalt solch eventueller Wassereinbrüche. Unser Abzweig steigt an in ein Gewirr von Zweigen, Ästen und Stämmen – wer weiß, wann hier welche Naturkraft wieder eine Veränderung des Tales schaffen wollte.

Nebelgraue Schönheit
Nebelgraue Schönheit

Durch die Äcker des Flämings sind die wenigen verbliebenen Wege immer von Obstpflanzungen gesäumt. Freilich nur vereinzelte Bäume jetzt noch mit Äpfelchen kleinster, aber schönster, dunkelroter Sorte für den Nikolausteller. Aber schon oft auch baumlos und schutzlos jagen Blicke und Wind über die hügeligen Flächen: die Zeiten der Kolonisation sind zu Geschichte geraten. Die alten Bäume überleben so Gott will und die EU ausreichend langen Atem hat, um das Aussterben der letzten, nicht normierten Sorte abzuwarten.

Garrey - der Ort wo Luther schon einkehrte und wir aus dem Rucksack die Äpfel von den Bäumen speisen
Garrey – der Ort wo schon Luther einkehrte und wir aus dem Rucksack unsere gesammelten, rotbäckigen Äpfelchen speisen

Die Neuendorfer Rummeln

Was die Fläminger Rummel(n – wie man möchte) aus geologischer Sicht darstellen, ist → im Internet mehrfach zu finden. Als Erfahrung des Phänomens dürfte die tiefe Neuendorfer Rummel mit ihren vielen Verästelungen am besten geeignet sein. Der direkte Weg von Garrey zur Neuendorfer Rummel ist allerdings nicht ausgeschildert, da wäre ortsunkundig lange zu suchen.

die Rummel von Neuendorf
Neuendorfer Rummel mit den Wanderern vom Wandersportverein Rotation Berlin
die Schollensteine der Neuendorfer Rummel
Mit kurzem Abstecher zu erreichen: die Schollensteine

Am östlichen Hang der mittleren Rummel liegen als Besonderheit die Schollensteine: Geschiebeblöcke, eine junge Felsbildung als Mischgestein aus kalkhaltigem Sickerwasser entstanden.

Keglig geformte Berge bilden die Neuendorfer Rummel
Unzählige keglig geformte Berge, um die einst das Wasser geflossen ist

Geradewegs, nicht ganz vier Kilometer (abgekürzt) geht es von der Rummel nach Rädigke, hinter dem Dorf entlang durch den Friedhof genauso geradewegs in die Gaststätte Moritz zum Regenerieren von Leib und Seele. Diesmal mit dörflicher Tanzmusik zu einem 80. Geburtstag: hier lebt Heimat. Das Tanzbein zuckt, der Kaffee ist stark, der Burgenbus kommt pünktlich, der Zug steht in Belzig bereits auf dem Bahnsteig. Mehr kann niemand wünschen.

Gasthof Moritz in Rädigke
Gasthof Moritz in Rädigke

Vom Forsthaus Spring bis Medewitz und Setzsteig erstreckt sich die wahrscheinlich urwüchsigste, große alte “Springer Rummel”, tief eingeschnitten und von einem Bach durchflossen. In diesem NSG führt ein Wanderweg nicht sehr nah an die eigentliche Rummel heran – zum Schutze nicht nur der Natur, sondern auch vor etlichen Unwägbarkeiten, nicht zuletzt des Versinkens im Unergründlichen. Aber das ist eine vergangene, unwiederholbare Geschichte. Kürzlich jedoch → durch die Krähenrummel ebenfalls nach Rädigke.

Durch das Booßener Gehege

25.10.2018, mit Eckhard Knauer und dem Wandersportverein Rotation Berlin von Wüste Kunersdorf aus durch den Frankfurter Stadtwald, das Booßener Gehege: Erlebnisdichte auf 15 Kilometern.

Ausgangspunkt Wüste Kunersdorf

um Wüste Kunersdorf

Tja, bei diesen speziellen Wanderungen von Eckhard Knauer bleibt erst einmal alles Geheimnis, abgesehen von Ziel und Zwischenzielen. Wie und wo die Wandersleut laufen: mal sehn, wo es geht.
Aus Richtung Frankfurt/Oder bis Wüste Kunersdorf liegt der bisher so noch nicht angesteuerte Ausgangspunkt ins “Booßener Gehege”. Rechts vom Bushalt der Linie 968 schon die Lebuser Berge. Die Oder auch längs in dieser Richtung. Dahinter gab es 1759 im “Siebenjährigen Krieg” die berühmte, verlorene Schlacht von Kunersdorf und das “Mirakel” des Hauses Brandenburg: die Habsburger ließen Berlin “links” liegen.

Sumpf um Wüste Kunersdorf

Mit dem Gelände hatte der olle Friedrich damals auch zu kämpfen. “Ungangbares Weideland” verzeichnet eine historische Karte. Das gibt es auch westlich, wo wir nun sehr geradewegs wandern und daher erst einmal nur für’s Auge unglaublich wild. Nach dem zweiten Kreuzen einer alten, preußischen Ostbahntrasse eine dammartige Straße Richtung Wulkow. Überraschend naß rechts und links nach diesem Sommer: der Mühlbach – vom fleißigen Meister Bocker als Domizil erkoren?

die Landschaft der Biber

Nach alter Mühlenkultur sieht es nicht mehr aus. Die flächendeckenden, spitzen Stammreste, alle in der gleichen Höhe, können fast nicht anders als vom Biber genagt sein.

Wulkow auf dem Weg nach Booßen

Alzheimer setzt bei unserer Spezies insbesondere an den politischen und militärischen Meßtischen früh und unbemerkt ein: ein Soldatenfriedhof in Wulkow. Nicht von 1759.  Dieser Friedhof von 1945 war aber sicher ebenso schnell belegt – die Marken (in Kriegen ist der Mensch nicht mehr wert als ein Hund, das vergessen die Begeisterten) waren damals wie neu. Die hier vor allem deutschen Namen entsprechend einfach zu ermitteln. Die Gedenktafeln ebenfalls fast neu: die vorherigen, kleinen, individuellen Täfelchen waren eines Tages verschwunden. Metall als Wertstoff – wird live berichtet; der Friedhof wird aktuell gepflegt.

Soldatenfriedhof, Welzow bei Lebus

Der unmittelbar anschließende Gutspark wegen mangelnder “Verkehrssicherheit” gesperrt. Selbst die Absperrungen präsentieren sich in diesem Zustand der eindringlichen Warnung. Hinter dem kleinen Guts-Kirchhof: oh Gott – wendet sich die Büste mit vergeblicher Flucht- oder Bittbewegung zwischen hohen Abfallbergen gen Himmel. Vielleicht hätte ich die nicht auf dem Foto ausblenden sollen. Aber die Verwahrlosung reicht auch so.

Welzow bei Lebus, oh Gott

Das Grufthaus ist dagegen perfekt saniert – in zarten Pastelltönen. Da sind Gelder geflossen. Echt zarte Gefühle erstarren ohne solchen Strom offensichtlich schneller als Farbe hält. Das Schloss steht bereits im Zustand der unsanierbaren Immobilie, alles andere als romantisch.

Welzow bei Lebus, Schloss

Das Konzept der ökologischen Dorferneuerung mit einem gemeinnützigen Ökospeicher und viel Kultur wurde 1994 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Nur am trüben Herbsttag und dem geschlossenen Kulturspeicher kann es nicht liegen, dass Wulkow über 20 Jahre danach einen trostlosen Eindruck hinterlässt.
Die Lust ist mir vergangen, die angepriesenen Internetseite zu inspizieren: www.oekospeicher.de, www.lebendige-doerfer.de

Welzow bei Lebus, Gutspark

Mit Romantik dienen der überwucherte Kräutergarten und der Weg durch den Gutspark, wohl auch vom geschützten Biber unter Wasser gesetzt. Dann das Niedrigenergiehaus als Ferienhaus zwischen meterhohem Gras – an dieses Ufo wird sich jeder Besucher erinnern, auch nach noch so langer Zeit. Nur merken sollte man sich: Wulkow bei Lebus. Es gibt in Brandenburg viele Wulkows…

Mit Klick ins Bild kann das Ufo-Haus in neuem Fenster aus der Nähe gesehen werden.
Mit Klick ins Bild kann das Ufo-Haus in neuem Fenster aus gepflegter Nähe gesehen werden.

Steine im Booßener Gehege

Ja, es ist Herbst. Ein feuchter, griesegrauer Oktobertag. Wind, dunkle Wolken: Richtung Booßen feinster, aber dichter Regen. Endlich einmal “Wetter” nach Monaten bewegungsloser Hitze.

Richtung Booßen, Regen

Im Wald gibt es Schutz, an den Rändern stäubt die Nässe in grauen Schwaden aus allen Richtungen.
Die blaue Tüte im Regenwind – ich hab nur meinen kleinen Rucksack, aber noch einen Ersatzrucksack für Pilze (danke, danke für alle verzichtenden Spender) und ein Vogelnest. Vielleicht kann ich diese Umweltverschmutzung doch beseitigen, obwohl blöd: durch den ganzen, riesigen Wald ist das noch zu tragen. Ich greife zu. Meine Hand ist augenblicklich übersät mit Miniflocken blauer Plasteteilchen, die an mir wie magnetisch und giftig kleben. Nein – unter diesen Umständen will ich die Welt jetzt nicht retten. Ich wedle, wische, schmiere im nassen Gras ab, bin entsetzt. Diesen Zustand der Auflösung hatte ich bisher noch nie zu spüren bekommen.
Die Gruppe ist dem Blick schon entschwunden.

noch nicht ganz Mikroplastik, aber fast schon

Die Hügellandschaft erinnert mich an die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung dieser Gegend. Hier auf einem Feld fand ich schon einmal unzählige Feuersteinknollen und Abschläge. Jetzt fallen Riesensteine ins Auge – keine Lesesteine. Zerstörte Gräberfelder? Oder wurde gezielt nach Stein als Baumaterial gegraben?

Granit Turmalin bei Booßen

Ja, diese sind eindeutig bergbaumäßig aus der Erde geholt: links noch mit deutlich sichtbaren Spuren der spaltenden Bearbeitung, rechts davon – ich kann es kaum glauben: der Zwilling meiner gerade erst → erzgebirgischen Entdeckung: rosa Feldspat, Quarz, Glimmer und schwarzer Turmalin. Hier aber mit Sicherheit einst vom Eis aus Skandinavien hergeschoben.

Steine bei Booßen

Dann direkt im Booßener Gehege einem der schönsten, von Berlin aus schnell erreichbaren Waldgebiete: eine äußerst vielfältige Gesellschaft von Bäumen – einheimische Baumarten durchmischt mit  fremdartigem Gehölz, das seinen Platz wie natürlich gewachsen einnimmt. Davon erzähle ich diesmal nicht. Eine andere Besonderheit: einige einzeln stehende, riesige Findlinge – alle nicht leicht zu finden. Vergeblich war während einer der letzten Begehungen die Suche nach dem “Näpfchenstein”. Den haben wir dies Mal bewundern können. Wild durch den Wald heißt nie nicht völlig irrend ;))

Schalenstein, Näpfchenstein, Booßener Gehege

Infotafel: Grauroter mittel- grobkörniger Migmatit (Gneisgranit). Komponenten: Quarz, Plagioklas, Orthoklas, Biotit, flaserig = Korngefüge gelängt, eingeregelt = parallel. Heimat: Skandinavien. 2.80 x 2.00 x 1.45 Meter. Gewicht ca. 11 Tonnen
Dieser Näppchenstein ist zu akkurat technisch bearbeitet, um auch nur einen Hauch von Opferstein auszustrahlen. Es handelt sich um ausgearbeitete Vertiefungen zum Zerlegen des Steines mit Hilfe von Holzkeilen. In die riesigen Vertiefungen getriebene Hartholzkeile wurden mit Wasser getränkt und sprengten aufgequollen den Stein. Auf diese Art und Weise wurde Baumaterial gewonnen, Steinblöcke, wie sie an den alten Dorfkirchen der Umgebung zu sehen sind.

Pilzstein im Booßener Gehege

Direkt dran vorbei – am Pilzstein: dunkelrotgrauer, mittel- bis grobkörniger Granit aus den Komponenten Quarz, Plagioklas, Orthoklas – ein Feldspat, Biotit = Glimmer und Hornblende. Heimat: Skandinavien. 2.10 x 1.80 x 1.80 Meter, Gewicht ca. 9 Tonnen. Der geologische Begriff “Wollsackverwitterung” dürfte auch passen.

Die Katzen von Wupis Tränke

Wupis Tränke – seit Jahrzehnten beliebtes Ausflugsziel im Frankfurter Stadtwald, beliebter Imbiss, beliebter Spielplatz, heute sogar mit Kindergeburtstag. Ausreichend Platz findet sich immer irgendwie zwischen etwas Chaos.

Wupis Tränke
Wupis Tränke – von der Bauaufsicht zur Zeit eingeschränkt, aber nach wie vor mit provisorischem Charme

Und hier hab ich sie endlich: die Nachfahren der Falbkatzen (Felis silvestris lybica), die sowohl aus dem alten Ägypten als auch aus dem Gebiet der heutigen Türkei stammen und sich seit der römischen Kaiserzeit auch in unserem Gebiet verbreiteten. Anhand von DNA-Proben analysierten Forscher die Überreste von Katzen aus steinzeitlichen Fundstätten, Mumien aus dem alten Ägypten und Überreste aus Wikingergräbern.***

Die Hauskatzen von Wupis Tränke

Der Fund einer rechten Katzen-Beckenhälfte in einer germanischen Siedlung bei Wüste Kunersdorf (1968) hat bewiesen: die Hauskatze wurde auch bereits um 300 u. Z. ziemlich genau hier gehalten. Sie wurde in dem altslawischen Burgwall bei Fichtenberg, Kreis Liebenwerda (8. bis 9. Jh.), nachgewiesen, ebenso in Berlin-Köpenick und Tornow, Kreis Calau.

Die stolzen Minitiger von Wupis Tränke scheinen von ihrer Abstammung zu wissen. Hund wird ignoriert und reagiert seinerseits allerhöchst irritiert. In jeder Beziehung chancenlos gegen das Dreiergespann.

Im Hundeblick drei Hauskatzen

Ein gepolsterter Stuhl ist nur mit roher Gewalt frei zu machen. Katze ist beleidigt und lässt ihre Kräfte eingedenk der erst einmal schwächeren Position demonstrativ am Baumstamm aus. Als Wärmekissen von oben her kann solcher faux pas der Gäste zum gegenseitigen Nutzen allerdings gut gemacht werden.

Wupis Tränke mit Katze

*** der ursprüngliche Link http://public.bibliothek.uni-halle.de/index.php/hercynia/article/viewFile/1222/1297 funktioniert leider nicht mehr (Nov. 2019).
Vielleicht klappt es auf längere Dauer mit → Zur Geschichte der Wild- und Hauskatzen, ansonsten bitte zu “Katze in der frühen Neuzeit” googeln.

Ein sehr, sehr großes Dankeschön an den wagemutigen und immer waage-ausgeglichenen Eckard Knauer zum 26.10.2018

Buchheide und Weißacker Moor

14.10.2018, mit Eckhard Knauer und dem Wandersportverein Rotation Berlin in die Niederlausitz: eine ca. 25 Kilometer lange Wanderung zwischen Gahrower Buchheide und Weißacker Moor.

14.10.2018, das Weißacker-Hochmoor in der Niederlausitz: der extrem eisenhaltige Moorkörper total ausgetrocknet
14.10.2018, das Weißacker-Moor in der Niederlausitz: ausgetrocknet und extrem verockert (mit Schatten-Selfie)

Zum NSG Gahrower Buchheide

5 Uhr: Weckerklingeln für den RE5 ab 7:12 Hauptbahnhof Berlin. 10 Wandersleute reisen in Walddrehna an. Mit und ohne Fahrkarten. Wir schaffen das!
Walddrehna westlich vom “Lausitzer Grenzwall”, mittig Niederlausitzer Landrücken: Ausgangspunkt zu den Naturschutzgebieten Gahroer Buchheide und Bergen-Weißacker Moor.

Blindschleiche
Im Wald lebt man länger…
Toter, noch warmer Vogel am Bahnhof Walddrehna
Zugverkehr Walddrehna – der Körper ist noch warm

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Der erste Waldbach zeigt an: die Niederlausitz ist nicht die öde Streusandbüchse der Braunkohletagebaugegenden. Die alten Wenden liebten es feucht.
Erst etwas höher auf den “Bergen” stehen sie: Kiefern, Kiefern, Kiefern. Forstfahrzeugrinnen als gerade gezogene Dreckswege. Wegelos quer ginge es zumindest staubfrei über staubtrocken knackendes Gehölz. Noch hat der Wanderleiter demokratische Anwandlungen: die Mehrheit möchte nicht den allerersten „Berg“ von ca. 50 Metern erklimmen.

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Kiefernwald
Blauer Sommerhimmel im Oktober
Richtung Berg und Moor
Richtung Moor, Berg und Bergbau: der Bach massiv verockert

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Waldboden im Kiefernwald
Staubtrocken im Kiefernwald
Totholz
Totholz mit 6 mm ovalen Ausfluglöchern des Scheibenbocks

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Das Wetter ist herrlich, die Aussichten lieblich. Nun aber endlich hinein in die kleine Wildnis von Feld- und Zaunrändern, von Wald- und Weiderändern…
Elf Kilometer bis die Buchheide erreicht ist.

Wegelos
Wegelos und sogar trockenen Fußes
Niederlausitzer Landrücken bei Weißack
Niederlausitzer Endmoränenlandschaft

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Sumpfwald
Sumpfwald neben den meliorierten Viehweiden
Maisfeld
Der Mais abgeerntet

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Nach der Eiszeit abgelagertes toniges Material bildet den Boden für das natürliche Vorkommen von Rotbuchen. In Wechselwirkung folglich mit dem kühl-feuchten Lokalklima am Nordhang des Niederlausitzer Landrückens ist der hier im Gebiet sonst seltene Bestand gewachsen. Wege sind vom dichten Laubfall bereits unkenntlich.
Nach etlichen Parasol von den Wiesen fasse ich im angestammten Lebensraum einen prächtigen Steinpilz. Lag es an den aufgesammelten, auch im Beutel liegenden Äpfeln oder der Wärme des Tages: zum ersten Mal in meinem Pilzleben traue ich zu Haus dem Zustand meines weiß-grünlich schimmernden Fundes nicht mehr.

Buchheide historisch
Buchheide historisch
schön oder essbar
Schön oder essbar, selten beides

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Buchheide bei Weißack
Und wo ist der Weg?
Buchheide bei Weißack
Buchheide aktuell Okt. 2018

 

Das Weißacker Moor

Am westlichen Rand des Moores entlang: Kiefern und Moorbirken, ein typischer Moorwald. Der Boden nährstoffarm und sauer. Trocken nicht nur von der gespeicherten Sonnenenergie, der entwickelten Hitze. In diesem Jahr gab es seit April bis heute in ganz Brandenburg so gut wie keinen Niederschlag. Morgens keinen Tau, keine Verdunstung, keine Luftfeuchtigkeit. Mit der Jahres-Niederschlagsmenge in L pro m2 liegt Brandenburg statistisch ohnehin vor Sachsen-Anhalt an vorletzter Stelle in Deutschland.

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Im jungen Moorwald Unmengen von Fliegenpilze
Im Baum-Jungwuchs Unmengen Fliegenpilze
Gras-Horste, dazwischen einst Wasser
Gras-Horste, dazwischen einst Wasser

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Moorbirken
Moorbirken
Im Schilf
Vertrocknetes Schilf und schon verkrautet

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Nein, nicht immer versinkt der Mensch, nicht überall strecken gruselige Moorleichen ihre verdorrten Finger aus dem Grund. Aber wenigstens kleinflächige Wasserstellen müssten zu finden sein. Fehlanzeige. Ein früher genutztes, kleines Torfloch sieht verlandet aus. Das Schilf steht steif vertrocknet.
Im gesamten Uferbereich kein Morast, keine Torfmoose. Tröstlich schreien Kraniche in der Ferne. Es muss Wasser geben. Die Entwässerungsgräben aus Zeiten der Torfstiche wurden verschlossen. Wasser wurde zur Durchströmung, Wiedervernässung und Renaturierung aus dem Tagebau von Osten her zugeleitet. Das dort Wasser abziehende Grubenloch wurde verfüllt.
Unsere Pause ist zu kurz, um doch noch in der Folge kleiner Geländesenken ein “Moorauge” zu finden.

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Ausgefälltes Eisen - hier war vor langer Zeit der Boden feucht
Ausgefälltes Eisen – der Boden war einmal feucht
Typischer Moorwald
Typischer Moorwald: Birke und Kiefer

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Kein Grashalm, keine Flechte, kein Moos
Kein Grashalm, keine Flechte, kein Moos
Harter Eisenockerschlamm
Harter Eisenockerschlamm, nichts Pflanzliches

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Goldgelb sticht eine großflächige Senke ins Auge. Sonnengefärbte Torfmoose? Der Untergrund aus der Nähe und bis in die Mitte: eine unergründliche Schicht purer, fest getrockneter Eisenockerschlamm.  Nicht eine einzige Trittspur ist geblieben.
Wie sich das Weißacker Moor insgesamt entwickelt, weiß niemand. Eine Lösung für die durch den Braunkohletagebau überall verursachten massiven Verockerungen bis in die Spree hinein, ist nicht in Sicht.

Ausführliche Infos zu den zahlreichen Brandenburger Mooren sind → hier nachzulesen.

Im Gewirr der Namen zum Waldhaus an der Papiermühle

Zurück in die Niederung mit Wiesen und Weiden. Alte Eichen säumen alleenartige Wege. Ein Findling mit unleserlicher Inschrift. Die Computervergrößerung macht es möglich: …v. Stephen, 1896. Für Heinrich von Stephan, den Begründer des Weltpostvereins und des Deutschen Postmuseums in Berlin, den Initiator des deutschen Telefonnetzes, war es also nicht. Leute, Leute: denkt an die Nachfahren. Spät, aber sie werden irgendwann neugierig! Infos gibt es ebenfalls nicht am Trassenbau zwischen Weißack und Weißacker Pechhüttenweg.

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Herbst
Herbst
Abgefischt
Teiche in der Niederung: abgefischt und abgelassen

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Überhaupt die unentbehrlichen Infos! In unterschiedlicher Schreibweise gab es vier Dörfer mit gleich lautendem Namen in der Niederlausitz. Ein Wei… oder Wei… ist abgebaggert. Die Lausitzer Buchweizenplinsen sind eine Spezialität von Weissag im Lukaitztal, wo auch noch der Buchweizen kleinflächig angebaut und gemahlen wird und ein schwarzdunkler Buchweizenhonig produziert wird. Weißack mit seinem Hochmoor liegt dagegen nordwestlich von Crinitz und wartet mit urigem Waldhaus und Pension auf. Muss man wissen, wenn man die regionalen Buchweizenplinsen essen oder die alte Mühle vorgeführt bekommen möchte. Wir möchten diesmal nicht. Einige erkennen trotzdem mit freudigem Grinsen das Waldhaus mit dem fehlenden Plinsenangebot. Ja, da warn wir schon einmal und in Weissag mussten die Wirtsleute ihre Plinsen allein essen.

Herbst im Waldhaus
Herbst im Waldhaus
Trassenbau: woher, wohin?
Trassenbau: woher, wohin?

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Zurück
Zurück
Schussgerade aus der Nähe
Schussgerade aus der Nähe

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Richtung Walddrehna steht der Wald wieder auf Sand, Sand, Sand. Die Hügel sind als oberste Stufe des Waldes mit ausschließlich Kiefern bewachsen, die Ansitze gezielt in die Senken mit ihrem krautigen Grün gerichtet. Ab und zu eine blaue Info-Tafel: “Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete. Vorhaben zur Vorbeugung von Waldschäden gem. EU-MLUL-Forst Richtlinie vom 14.10.2015” – wir haben einen Jahrestag erwischt.
Den “Mosesberg” von geschätzten 60 Meter Höhe möchte niemand mehr erklimmen.
Vor Walddrehna noch einmal über die Wiesen und über schlammtrockene Gräben in der ehemals vernässten Niederung.

Der nagelneue DB Regio-Zug
Nicht im – aber irgendwie doch im nigelnagelneuen DB Regio-Zug
Letzte Rast im Nutzwald Monokultur, © M.Kanitz
Letzte Rast im Nutzwald Monokultur, © M.Kanitz

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In Erinnerung bleibt von einer der immer sehr speziell geführten Wanderungen wieder ein kleines Abenteuer mehr.

Die Bilder sind mit Mausklick in einem neuen Fenster vergrößert zu öffnen.

Entlang der Łužiska Nysa

15.9.2018: rund 20 km mit den Cöpenicker Wanderfreunden und Hans-Jürgen Deutschland von Krzewina zum Kloster Marienthal, entlang der polnisch-deutschen Łužiska Nysa – der Oberlausitzer Neiße – bis Hirschfelde

Einmal um Krzewina nach Ostritz

Mit den Cöpenicker Wanderfreunden von Krzewina Zgorzelecka nach Ostritz
Mit den Cöpenicker Wanderfreunden auf der polnischen Seite bei Krzewina

Die Bahnstrecke Cottbus – Zittau führt vom Bahnhof Krzewina Zgorzelecka bis Hirschfelde über polnisches Territorium. Die Neiße als Grenzfluss erzwingt seit der Westverschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg ein kurioses Miteinander.

Krzewina: ein Dörfchen mit einem typisch polnischen Lebensmitteladen (alles Notwendige vorhanden), einigen Oberlausitzer Umgebindehäusern, wenigen noch-Bauernhöfen – wie überall auf der Welt nicht von Reichtum gesegnet.
Auf dem Feldweg Richtung Neiße: die Hagebutten riesig, die Bäume knackevoll mit Birnen und überreifen Äpfeln jeglicher Sorte. Berlin ist zu weit, um Länder überspringend am Öko-Lifestyle der Großstadtmenschen zu partizipieren.

Das Traumhaus in Krzewina Zgorzelecka
Das Traumhaus in Krzewina
Kropka - Punkt
Kropka – “Punkt” für gute Ware für gutes Essen

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Obstschwemme am Wege
Zu kleine Rucksäcke für die Obstschwemme
Sortenprüfung
Sortenprüfung – sauer ist gut, nur nicht unterwegs

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Stehe still mein lieber Wandersmann..., Grunau, © K.G.Brandler
Stehe still mein lieber Wandersmann…
Spätsommer östlich der Neiße
Spätsommer östlich der Neiße

Stehe still mein lieber Wandersmann,
Betracht, was ich für dich gethan;
Siehe an meinen blutgen Schweiß,
Alsdann verrichte deine Reis’,
Im Namen unseres Herrn.

Errichtet von Franz Eisler, Gutsbesitzer in Grunau, 1837

Ostritz, auch ein Traumhaus
Ostritz, auch ein Traum(a)?
Nichts ist mehr wie es war...
Nichts ist mehr wie es war…

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Ostritz, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Ostritz, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Zum Erntedankfest in Ostritz, © K.G.Brandler
Zum Erntedankfest

Ostritz – normaler Weise interesselos durchfahren – überrascht mit einem versammelten Häuflein Polizei. Ach ja, da war doch was bei den liebenswürdigen, gemütlichen Sachsen, die sich ihre Heimat nicht kaputt machen lassen wollen von Rechts. Unmissverständlich und riesig zum Empfang an die Hauswand gesprüht: “…Nationalisten ertränken”. Als Ortsfremde lese ich langsam und brauche einige Zeit vom einsamen, polnischen Feldweg auf deutsche Kleinstadtidylle umzuschalten. Für ein Foto zu spät.
Nicht selten künden auf dem Weg nun die Wasserstandsanzeigen von 2010: Mittelmeer ist vorstellbar. Zwischen ertrinken und ertränken gibt es einen einzigen Buchstabenwechsel. Lechts und rinks sind schnell velwechsert. Über das kreisrunde Loch im Fensterglas am Markt mache ich mir nun doch Gedanken.
Aber: es gibt schnucklige Häuser in Ostritz.*

Von Ostritz zum Kloster St. Marienthal

Collage: Zisterzienserkloster Marienthal, Bild aus der Kirche (Bernhard von Clairveaux) und Inschrift nach der Überschwemmung 2013 über einem Portal, © K.G.Brandler
Collage: Bildnis Bernhard von Clairveaux aus der Klosterkirche plus Bittschrift über dem Portal der ehemaligen Wagenremise

Das um 1230 gegründete Kloster St. Marienthal ist das älteste, ununterbrochen existierende Nonnenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. In der Niederung in unmittelbarer Nähe zur Neiße angelegt, wurden die Gebäude 1683 durch einen wütenden Brand niedergelegt, später von den Hussiten und 2010 vom Hochwasser zerstört. Inzwischen vollständig saniert, beeindruckt das Architekturensemble mit seinem schweren, böhmischen Barock.

Papst Johannes und der wiederbelebte Kontakt nach Polen
Geliebt: Papst Johannes Paul II – Karol Józef Wojtyła
Kloster Marienthal hinter der Mauer
Kloster St. Marienthal hinter der Mauer

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Mitgliedsbetrieb beim ADFC und Oberlausitz per Bus
Radwander-Paradies
Stille, Andacht, Festlichkeiten und auf facebook ist das Kloster auch
Stille, Andacht, Festlichkeiten

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Klosterkatze - sie hat den Sinn verinnerlicht
Ohne Zweifel: der Sinn eines Klosters ist verinnerlicht
Der Weinberg
Der Früchte tragende Weinberg Gottes…

Das Leben aber scheint für das Kloster auch ohne Flut und Eroberungen höchst virulent. Es gibt vieles zu kaufen. Man kann und darf vieles – vom Gast-Wohnen bis zum Schlemmen und natürlich heiraten. Es gibt ein Schau-Sägewerk, einen Garten der Bibelpflanzen, einen Wein-(Bibelpflanz-)Berg, einen Kalvarienberg und zu allem Führungen, Seminare, Workshops. Kloster St. Marienthal – Mitgliedsbetrieb beim ADFC und bei Oberlausitz per Bus. Auf facebook ist das Kloster auch. Nur die Pflaumen vor der Mauer fallen ungenutzt von den Bäumen.

Entlang der Łužiska Nysa – der Oberlausitzer Neiße

Das derzeit "zahme" Wildwasser der Neiße - für Schlauchbootfahrten eine Herausforderung, © K.G.Brandler
Das derzeit “zahme” Wildwasser der Neiße

Zu Fuß das Neißetal entlang bis Hirschfelde ist nach der Flut und Freigabe des neuen Radweges kein uneingeschränktes Vergnügen. Dass die Orte vor neuem Wasser geschützt sind durch Spundwände, ist in Zeiten des Klimawandels notwendig. Die durchgehende Versiegelung des Talweges aber hat nichts als den Kloster-Touri im Blick: Wachstum um jeden Preis – das wildromantische Tal von einst ist zur Parklandschaft mutiert. Der noch heimische Feuersalamander wird erFAHRungsgemäß bald den rasenden Radlern auf dem glatten Asphaltgeschlängel zum Opfer fallen.

Hinweistafel
Hinweistafel. Suchet so werdet ihr finden
Die Entdeckung des Wunderbaren, St.Marienthal, © K.G.Brandler
Die Entdeckung des Wunderbaren

Die betagten Ordensfrauen freilich werden unbeschwerlicher als über blank geschliffene Basaltsteine oder schlichte Waldwege den Felsen am Höllbach mit dem “verlassenen Kreuz” erreichen. 1774 errichtet, durfte dorthin mit 1870 verschärften Klausurregeln einige Zeit lang nicht gepilgert werden. Vor wenigen Jahren hat der Gekreuzigte den legendären Ort noch endgültiger “verlassen”: das blecherne Kleinod wurde ganz gottlos geklaut.

Das Neiße-Wehr am Kloster Marienthal
Das Neiße-Wehr am Kloster Marienthal
Polnisches Ufer der Neiße vor Marienthal
Rest der Neiße-Brücke vor Marienthal

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Zum Andenken an König Albert von Sachsen, Kaiser Friedrich III und Wilhelm I
Gedenktafel für König und Kaiser
Heilquelle-Rastplatz am Neiße-Radweg, © K.G.Brandler
Heilquelle-Rastplatz am Neiße-Radweg

Nur wenige Flusswindungen hinter dem Höllenbach fließt ein Bächlein den meist steilen, durchgehend bewaldeten, westlichen Hang hinab – wahrscheinlich das Rinnbörnel – hier als „Heilquelle“ bezeichnet. Zusätzlich kleine “Bommeln” bergauf zu laufen, könnte zur lohnenden Entdeckertour werden – so wie die Gedenktafel “Zum Andenken an König Albert von Sachsen, Kaiser Friedrich III und Wilhelm I” eigentlich nur auffällige Markierung ist für das dahinter liegende Felsgebilde aus Rumburger Granit – eine geologische Besonderheit.
Kurz vor Rosenthal ein “Wolfsgraben”. Die neuen Wölfe haben sich glücklicher Weise und gottgefällig aus dem Klosterwald in die weitläufigeren Wälder der Niederlausitz verzogen.

Tunnel - geheimnisvolle Wegeführung am östlichen Ufer
Tunnel-Suchbild, geheimnisvoller Weg am östlichen Ufer
Geschützter Hangwald
Klosterwald: geschützter Hangwald

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Mauer am Steilhang des östlichen Ufers der Neiße, unterhalb ist der blühende Knöterich zu sehen
Befestigungsmauer des östlichen Ufers, unterhalb ein blühendes Knöterichdickicht
Durch den Staudenknöterich hindurch kaum noch zu sehen: die Brücke über die Neißeschleife, © K.G.Brandler
Durch den Staudenknöterich hindurch ist diese Brücke über die Neißeschleife kaum zu sehen

Anderes beunruhigt im Landschaftsschutzgebiet “Neißetal und Klosterwald”: auffällig überwuchern urwaldartige Bestände des Staudenknöterichs die Ufer der Neiße. Der über zwei Meter hohe Neophyt hat flächendeckend beidseitig, weit ins Wasser ragend alle einheimische Pflanzen verdrängt. Stellenweise sieht das östliche Ufer nicht mehr begehbar aus.

Bahnbrücke über die Neißeschleife, © K.G.Brandler
Bahnbrücke
Angst-Brücke über die Neiße, © K.G.Brandler
Angst-Brücke

Schon die Zerstörung der einstigen Brücken Richtung Kloster hat der Durchgängigkeit ein Ende bereitet. Zwischen der Fußgängerbrücke am Bahnhof Ostritz und einer Brücke in Zittau gibt es wahrhaftig nur die Möglichkeit, die enge Schlucht der Neiße mit dem Zug zu queren. Wieder habe ich auf der Rückfahrt verpasst: queren wir eine oder zwei Brücken? Der Radweg schlängelt sich unter zweien entlang. Hilf, Maria hilf: von unten bestens sichtbar – wirkt zumindest eine der Brücken erschreckend verbogen und instabil.
Mir war das Überfahren mit dem Blick nach unten nie geheuer.

Wir opfern uns als Vergleichsmaßstab
Wir opfern uns als Vergleichsmaßstab
Die Neiße verblockt
Die Neiße verblockt

Zwei voll besetzte Schlauchboote juchzen heran.  Ja, es kann von Hirschfelde nach Marienthal gepaddelt werden. Nach mehr als einer Stunde hängen die Boote – vom Zug aus zu beobachten – immer noch zwischen den Steinen der durchaus auch tückisch strömenden Neiße. Das sieht weniger lustig aus…

Oberlausitzer Umgebindehäuser und Industriekultur

Umgebindehäuser in Hirschfelde, © K.G.Brandler

Nie hätte ich gedacht, noch einmal einen Ort mit so vielen, aneinander gereihten, unverfälschten Umgebindehäusern zu entdecken. Die Traumhäuser meiner Kindheit! Lebensgefühl: Geborgenheit.
Wahrscheinlich liegt die Ästhetik dieser Häuser im Reiz des unterschiedlichen Naturmaterials und der nachvollziehbaren Funktionalität einer Kombination von Block-, Fachwerk- und Steinbau.

Rosenthal - Industriebauten II
Rosenthal – palastartig
Rosenthal - Industriebauten 1
Geheimnisvolle Industriebauten mit Patina

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Straße in Rosenthal
…mit südländischem Flair
Rosenthal bei Hirschfelde, © K.G.Brandler
Sächsische Lebensqualität – einst

Ähnlich begeistert der erste, heute nur flüchtige Blick auf die Bauten des “Historischen Hirschfelder Industriepfades”.
Erstaunlicher Weise gibt es in diesen Grenzorten im Dreiländereck noch viel, viel zu entdecken, bevor die seltenen Überbleibsel hinter perfektionistischer Restaurierung und angepasst an unsere gehobenen Bedürfnisse verschwinden werden. Vielleicht gehen sie auch endgültig verloren, weil weder Landschaft noch Bauten tätig und langsam wachsend, wieder belebt werden können. Klaro – orientalisch und südländisch liebten es die Sachsen schon immer. Hier und heute wäre manches zu schaffen. Mit rasanter Globalisierung ist allerdings nichts zu haben außer teure Billigkeit mit Austauschbarkeit und Charakterlosigkeit aller Dinge.

Hirschfelde: Bahnhof in Sicht! © K.G.Brandler
Hirschfelde: Bahnhof in Sicht!
Bienenweide oder die Geschichte vom verlorenen Schlüsselchen
Bienenweide oder die Geschichte vom verlorenen Glück

Sehnsüchtig und nostalgisch, voll mit unerwarteten Eindrücken: icke.
*→ Energie autark, ein anderer Blick auf Ostritz

Die Bilder sind mit Klick scharf zu vergrößern.
Sehr Danke für zusätzliche “Menschenfotos”!

…what a wonderful world

2. September 2018: die Mark Brandenburg und Kyritz-Ruppiner Heide ganz anders als gedacht und bekannt

Vertrocknete, braune Heide so weit das Auge reicht
2018: vertrocknete, braune Heide so weit das Auge reicht, hell das Silbergras und manchmal goldgelb durstender Kiefernnachwuchs

22 km mit dem Wandersportverein Rotation e.V. unter Leitung von Wolfgang Pagel von Fretzdorf aus durch das „Bombodrom“ Freie Kyritz-Ruppiner Heide. Auf den Sielmann-Hügel zum außergewöhnlichen Konzert mit dem außergewöhnlichen Landesjugend Jazz & Pop Chor YOUNG VOICES BRANDENBURG. Zurück über Pfalzheim, Temnitzquell, Rägelin nach Netzeband.

Fretzdorf Kirche
Fretzdorf Kirche
Der Moses in der Fretzdorfer Kirche
Moses als “Atlas” unter der qualitätvollen Barock-Kanzel in der Fretzdorfer Kirche – der Künstler dürfte bis Rom gekommen sein!

Fretzdorf punktet mit 5 Denkmalen – falls ich richtig gezählt habe: darunter ein Einheitsdenkmal und ein Freie-Heide-Engel zur Erinnerung an das Aus vom militärischen “Bombodrom” am 9. Juli 2009. Also längst haben sich die Akteure aller Befreiungsbewegungen ihre Denkmale gesetzt. Auch hier wartet wohl niemand auf eine Berliner Einheitswippe.

Die Dosse rechts (oben) und links (unten) von der Brücke am Wehr hinter Fretzdorf
Die Dosse rechts (oben) und links (unten) von der Brücke am Wehr hinter Fretzdorf Richtung Rossow
An der "Karibik": unwegsam und trotzdem ein Pfad!
An der “Karibik”: unwegsam und trotzdem mit kenntnisreichen Führern ein NICHT lebensgefährlicher Pfad

Die Dosse wird derzeit im Zusammenhang mit der “Landesgartenschau 2019 Wittstock/Dosse” renaturiert. Altarme werden wieder angeschlossen. Interessant für unser kleines, am Kajaksport interessiertes Team: die touristische Nutzung wird diskutiert. Wie schön, wenn es ähnlich wie beim Rhin zwischen Rheinsberg und Zippelsförde für ein oder zwei Anbieter und Unterstützer genehmigt würde.
Mit Wasser ist die Gegend ansonsten nicht so gesegnet wie das östlichere Ruppin-Stechliner Land. Kein Wunder daher: leicht übertrieben werden die Sandhaufen zu „Bergen“ und ein Kies-See als „Karibik“ angepriesen.

Staunend steht das Publikum: Fat-Bikes in der Kyritz-Ruppiner Heide zum Ausleihen
Staunend steht das Publikum: Fat-Bikes zum Ausleihen für die Kyritz-Ruppiner Heide
2. September 2018, Kyritz-Ruppiner Heide einmal ganz anders erlebt
Der Tod des Eichelhähers
Das Besondere in der Kyritz-Ruppiner Heide ist eher sehr, sehr klein
Das Besondere in der Kyritz-Ruppiner Heide ist gewöhnlich eher sehr, sehr klein

Zum Erlebnis und zur Geschichte der Kyritz-Ruppiner Heide können zahlreiche, informative Webseiten aufgerufen werden. Ergänzend hier: nein, das Bombodrom sollte keinesfalls todesmutig auf Abwege verführen – trotz seltener Pilze sogar in Trockenzeiten und trotz noch seltenerer Wolfsspuren. Es sind keine riesigen Detonationen zu erwarten, aber sehr viel gefährlicher mit großem, räumlichem Wirkungsradius: Streumunition, die eine langzeitige Bedrohung darstellt. Erst seit 2008 gibt es diesbezüglich eine völkerrechtliche Ächtung. Die Realität ist weit davon entfernt und hier lange noch von einer flächendeckenden, sicheren Beräumung.

 

Wenn die Heide sich verweigert: millimeterkleine, versteckte Farbtupfer der Scharlach-Becherflechten
Wenn die Heide sich verweigert: millimeterkleine, versteckte Farbtupfer der Scharlach-Becherflechten
Drei Profis für die Kyritz-Ruppiner Heide zum Konzert auf dem Sielmann-Hügel
Drei Profis für die Kyritz-Ruppiner Heide vor dem Konzert auf dem Sielmann-Hügel

Wenn es die knallig violettrosa blühende Besenheide Calluna in diesem trockenen Jahr 2018 auch nicht gibt, die Farbe ersetzt ein T-Shirt. Orange erinnert an den erst im Frühjahr wieder ab und zu sichtbaren Wiedehopf und der Himmel strahlt genau mit Beginn des Konzertes barock über dem Sielmann-Hügel in der Kyritz-Ruppiner Heide.

Jazz & Pop YOUNG VOICES BRANDENBURG

young voices brandenburg
YOUNG VOICES BRANDENBURG unter den Strahlenbündeln des weit geöffneten Himmels, Kyritz-Ruppiner Heide
YOUNG VOICES BRANDENBURG auf dem Sielmann-Hügel in der Kyritz-Ruppiner Heide © Wolfgang Pagel
open-air YOUNG VOICES BRANDENBURG  © Wolfgang Pagel

Der Jazz & Pop Chor Brandenburg YOUNG VOICES BRANDENBURG gibt ein außergewöhnliches open-air-Konzert. Was für hinreißende Solos, was für eine Intensität der Präsenz! Total aufgeladen mit Groove, bewegt jazzend, den Körper packend – es würde durchaus ohne Zuhörerbänke gehen! Als Chor sperrig dissonant wie diese Heide – nicht zu vergessen Nikolai Thärichen mit seiner Miniband. Das bleibt im Bauch und im Gedächtnis. Das ist Brandenburg von einer ungewöhnlichen Seite erlebt, die Einheimische und Kenner schätzen und lieben: höchst qualitätvoll, ein weltoffener Gegenentwurf zu so vielen anderen, alltäglichen Medienberichten.

Natur plus Musik sind nicht zu beschreiben.
Muss man erlebt haben!

Heimwärts vom Sielmann-Hügel und vom Konzert
Heimwärts vom Konzert
Landschaft vor Rägelin
Landschaft vor Rägelin

Trotz der weitgehend unbekannten Kleinode dieser Gegend derzeit leider nur empfehlenswert für erfahrene, hart gesottene Regionalreisende: Schienenersatzverkehr mit den üblichen Info-Hindernissen.
Aber, eine Empfehlung von dem unsere Wanderung inspirierenden Dr. Mario Schrumpf, Leiter des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land: Netzebander Theatersommer 2019 in der Temnitzkirche vormerken, unbedingt eine Besichtigung der mittelalterlichen Fresken in der Rossower Kirche anmelden und dann auch die vielleicht blühende Kyritz-Ruppiner Heide sowie die Landesgartenschau 2019 Wittstock/Dosse genießen!

see you again
see you again

 

Das Vier-Seen-Glück

Sonntag, 15.07.2018 bei herrlichstem, verträglichem Sommerwetter:
21 km, vier Seen und ausgedehntes Schwimmen in dreien.
Ein vielseitiges und total erholsames Wandererlebnis mit Eckhard Knauer und dem WanderSPORTverein Rotation Berlin
von Gransee an der Stadtmauer entlang (eine seltene Route) direkt ins Grüne hinein, zum Großen (Bade-) und zum Kleinen Dölchsee, auf dem Uferpfad vom Huwenowsee zur zweiten Badestelle, am Verbindungsfließ zum kühlenden Abschlussbad im Wutzsee und nach Lindow mit Klosterkirche und Eis, Eis, Eis…

Gransee, Pulverturm
Gransee, Pulverturm
Blick zum Geronsee - der nicht gezählte See unserer Wanderung
Blick aus Richtung Kriegerdenkmal Gransee (1901) zum Geronsee – der natürlich nicht gezählte See in weiter Ferne
Badestelle Großer Dölchsee
Badestelle Großer Dölchsee (See 1)
Mit den Augen der weit im See geretteten Hummel - zur richtigen zeit am rechten Ort: sie labt sich schon wieder
Mit den unscharfen Augen einer weit im See geretteten Hummel – zur richtigen Zeit war ich am rechten Ort: sie labt sich schon wieder
Blick zum Kleinen Dölchsee
Blick zum Kleinen Dölchsee (See 2)
Schmetterlingsglück
Schmetterlingsglück unterwegs
Höchst unbestimmt - ist es nun Wanderweg oder nicht? Und wer kann bei so viel Unbestimmtheit nur die Herrin des herrschaftlichen Domizils sein???
Ist es nun Wanderweg oder nicht? Wer wohl kann bei so viel Unbestimmtheit nur die Herrin des herrschaftlichen Domizils sein???
Nee, das Schloss zeig ich nicht in meinem Blog, nur den See - und man darf sogar drumrum und begegnet höchst unterschiedlichen Spaziergängern
Nee, das Schloss zeig ich nicht, nur den See (See 3) – man darf sogar drumrum
Und dann frönen wir sogar ostdeutschen Leidenschaften - hoffentlich laufen die einschlägigen Gäste in ihren weißen Tüllgarderobe langsam, sie könnten es als Laster werten...
Dann frönen wir auch hier ostdeutschen Leidenschaften. In der Hoffnung, dass die einschlägigen Gäste des Hauses in ihrer weißen Tüllgarderobe à la englischer Landhaus- oder Rennbahnstil weiterhin langsam laufen… sie könnten es als Laster werten…
Der Wutzsee animiert als letzte Badestelle nun auch bisher Zögerliche
Der Wutzsee (See 4) animiert als letzte Badestelle bisher Zögerliche
Und zum Schluss für alle, die sich auf meinen Seite mit zu viel Nur-Landschaft langweilen: Icke
Zum Schluss für alle, die sich auf meinen Seiten mit zu viel Nur-Landschaft langweilen: endlich mal Mensch aus der Nähe…

Mehr ist zu diesem Tag nicht zu sagen (auch wenn zu manchen Orten einiges bemerkenswert Historisches gesagt wurde):

Glücksgefühl und sommerliches Wohlbefinden!

 

Sommermärchen Lindow - Frankreich
Sommermärchen Lindow : Frankreich

Mit sehr herzlichem Dank an die mit meinem Handy Dokumentierenden!

Lychen – Küstriner Bach – Templin

Samstag, 07.07.2018, Wanderung mit Wolfgang Pagel, Wandersportverein Rotation Berlin

Flösse - einst schipperten auf diese Weise Baumstämme aus der Uckermark Richtung Berlin oder Hamburg
Flösse – einst schipperten auf diese Weise Baumstämme aus der Uckermark Richtung Berlin oder Hamburg: wir laufen!

Von Lychen aus vorbei am Oberpfuhl, entlang Küstrinchen-Bach über Fegefeuer nach Gandenitz, Richtung Fienen-See und Schulzen-See bis zum Kirchlein im Grünen, Alt Placht, geradeaus nach Templin, am Templiner Ka­nal zum Bahnhof Templin.
Auf die Streckenlänge von 31 km bezogen: 1/6 und zeitlich 27 % (Angabe des mathematisch versierten Wanderleiters) wegeloses Naturerlebnis!

Von Lychen aus entlang am Küstrinchen-Bach

Lychen - die Stadt, in der die Reißzwecke erfunden wurde
Lychen – die Stadt, in der von einem Uhrmacher die Reißzwecke erfunden wurde
Lychen
Lychen – rundum Wasser

Belebender “Coffee to run” am Markt von Lychen, dann los Richtung Küstriner Bach, der abschnittsweise auch Küstrinchen- oder Küstrinchener Bach genannt wird, aber immer derselbe ist. Als beliebtes, wenn auch wegen des Wasserstandes selten befahrbares Kajak-Gewässerchen sinkt die BeGEHbarkeit der Ufer jedoch ins Reich des Vergessens. Zu sehr ist die Menschheit inzwischen auf Körper-Ersatz- und Ergänzungsteile gepolt.

Der Küstrinchen-Bach, an manchen Stellen bis zu 4m breit, befahrbar ab 30cm Pegelstand
Der Küstrinchen-Bach, an manchen Stellen bis zu 4 m breit, befahrbar ab 30 cm Pegelstand – den gibt es meist grad nicht
Fegefeuer - Brücke und Wehr am Küstriner Bach
Fegefeuer – Brücke, Wehr, Biwakplatz und Umtragestelle für Boote am Küstrinchen-Bach

Erst einmal linksseitig bachaufwärts bis zum Wehr und dem “Brennpunkt” Fegefeuer mit Infotafel, einige Meter weiter ein Biwakplatz und dann die Wohnstelle. Bisher immer nur aus Richtung Küstrinchen bzw. Kolbatzer Mühle kommend, fehlen nicht nur meinem Gedächtnis sichere Leitlinien. Aber wir haben einen perfekten Wanderleiter: ab Fegefeuer die rechtsseitige Ufer-Variante – kenne ich nicht. Erkennt der perfekte Wanderleiter ziemlich plötzlich auch nicht mehr. Zu spät – die große Freiheit lockt: jetzt dringt alles mit Lust vorwärts, wenn auch ab und zu individuell und verstreut. Meterweise könnte auch einmal ein Weg gewesen sein…

Sonnige Hoffnung auf Weg
Sonnige Hoffnung
Plötzlich wegelos am Küstriner Bach
Diverse Möglichkeiten von Auf- und Abstiegen, durchaus auch Unmögliches je weiter wir vordringen
Eine alte Kulturtechnik: Wandern. K. E. Biermann, Wetterhorn, 1830, Öl auf Leinwand, Ausschnitt. Derzeit in der Ausstellung "Wanderlust" in der NG Berlin zu sehen!
Eine alte Kulturtechnik*

 

Ob einer der großen, vergangenen Stürme Ursache der Wildnis wurde, ist nicht zu sagen. Aufgegeben ist der Weg für alle Zeiten. Wir kommen zum Schluss auf nur noch Tierpfaden ein letztes Mal in den ungestraften Genuß eines nun schon höchst natürlichen Naturschutzgebietes.

Abgeräumt. ©Wolfgang Pagel
Abgeräumt. © Wolfgang Pagel
Aufgegebener Weg im Naturschutzgebiet Küstriner Bach
Für alle Zeiten: aufgegebener Weg im Naturschutzgebiet Küstriner Bach

Über Gandenitz zum “Kirchlein im Grünen”

Das Abzweigen quer Richtung Gandenitz wird fast zur Enttäuschung: geradeaus auf Sand, aber mit festem Ziel im Kopf und über den Köpfen, jenseits vom Wald wenigstens der seltene Anblick eines hier brütenden Fischadlers.  Gandenitz mit nettem Kirchlein und als Ort autogerecht geglättet – letzteres wolln Wanderer nicht und daher stehen die südlichen Ufer von Fienen- und Schulzen-See auf dem genauen Kartenplan. Im weitaus differenzierteren Wald als ihn die Karte zeigt, stehen allerdings etliche Bäume nicht, zumindest nicht vertikal. Undurchdringlich bis in den Sumpf verwachsen, gibt es nur noch Rückzug. Das minutengenaue Timing des Wanderleiters gerät in Gefahr. Wir schaffen das (entsprechend Merkel-Motto) trotzdem zum Konzert im → “Kirchlein im Grünen” von Alt Placht – als Ort verbunden mit der Familie der Bundeskanzlerin.

Alt Placht, "Kirchlein im Grünen" (Gutskapelle)
Alt Placht, “Kirchlein im Grünen” (Gutskapelle)
Angebot der Landfrauen Uckermark
Angebot der “Landfrauen” der Uckermark

Nur das Baden im Glambecksee hab ich aufgegeben, meditiere etwas sehnsüchtig über Wasser und Bach, die meisten anderen mit “b a c h” im Kirchlein. Gedanken an Merkel versuche ich zu verdrängen, nur jetzt nicht das Thema Humanität, Ökonomie oder gar noch Krieg in Syrien, AfD etc. Es erfreut zum Wochenende, wenn hier das selbst gebackene, leckere Kuchenstück nur einen Euro kostet.

Sportlich bis Bahnhof Templin und heimwärts

Radweg aus Richtung Neu Pracht nach Templin
Radweg aus Richtung Neu Placht nach Templin
Kirschen plündern. © Wolfgang Pagel
Massenhaft Wild-Kirschen: Durchmesser unter 1 cm, aber sonnenreif geschmacksintensiv. © Wolfgang Pagel

In der Nachmittagssonne geht es noch einmal sportlich (man könnte auch sagen “langweilig”) bis Templin, immerhin die blaue Heidelbeerschnute mit herben Minikirschen aufgefärbt und verklebt. Aronia ist es nicht, aber ein Unterschied zu den Beeren ist auch nicht zu schmecken – was soll’s: beides Rosengewächse.

Blaubeeren - Himbeeren - Kirschen - nicht nur für Kinder
Ergebnis von Blaubeeren und Kirschen – das Omma-Selfie
Schwanenblume am Templiner Kanal
Schwanenblume am Templiner Kanal und ich wasch mich wieder weiß

Vom Templiner Kanal aus sind wir zack zack am Bahnhof Templin. Klappt zügig bis Bahnhof Löwenberg, dort die Gedenktafel:

  “Infrastruktur der Bundesschienenwege. Streckenertüchtigung Rostock – Berlin. Erneuerung der Bahnanlagen und Verkehrsstation Löwenberg. Operationelles Programm Verkehr EFRE Bund 2007 – 2013. Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union kofinanziert. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft”.

Das Bahnsteigsübergangshindernis spricht eine andere Sprache, die mündlichen und schriftlichen Anzeigen ebenfalls und so viel Zukunft wie das Datum auf dem Handydisplay schon zeigt, gibt der Herr im Himmel nicht jedem. Zumindest der gänzlich ausfallende Zug (diesmal wegen polizeilicher Ermittlungen) betrifft nicht unsere Richtung.

Bahnhof Templin, © Wolfgang Pagel
Es war einmal ein mehrgleisiger Bahnhof Templin, © Wolfgang Pagel
Bahnhof Löwenberg
Bahnhof Löwenberg

*Karl Eduard Biermann, Wetterhorn, 1830, Öl auf Leinwand, Ausschnitt.
Staatliche Museen zu Berlin, NG, dort bis 16.9.2018 in der Ausstellung “Wanderlust” zu sehen.

Zur Hochwaldbaude

20 km Wanderung mit Hans-Jürgen Deutschland und den Cöpenicker Wanderfreunden ins Zittauer Gebirge.
Rundum schauen – genießen – zügig wandern – mehr ist eigentlich nicht zu sagen.

Das erste Ziel in der Ferne: die Napoleonslinde
Von Zittau aus das erste Ziel in der Ferne: die prächtige Napoleonslinde
Weitblick
Weitblick bis ins Böhmische zum Jeschken
Kletterfelsen
Kletterfelsen (ohne uns)
Schnell oder langsam, es ist egal
Schnell oder langsam, es ist egal

Am Fuß der Berge angekommen kurz den Geldsteinweg, dann noch etwas höher aufwärts – an Kletterfelsen vorbei – Felsengasse bis Aussichtspunkt Lubisch-Höhe – von der Zweigstelle Kammloch zwischen den Grenzsteinen C und D steinig und steil zur Hochwaldbaude.

Das coole Ziel
Das coole Ziel
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude

Fernsehnsucht entwickeln, al Gusto Einkehr oder → Kräuter (nur als Popupfenster!) sammeln und geradewegs auf sicherem Weg zum Bahnhof Oybin.
Die Dampflok kommt fauchend und pfeifend – die Kinderherzen hüpfen und die alten auch: es geht wie in früheren Zeiten mit dem Bähnle zurück nach Zittau.

Bahnhof Oybin
Bahnhof Oybin – seit 1890
Zufriedener Wanderleiter
Hat alles nahtlos geklappt: ein zufriedener Wanderleiter

Bergsichten und Konditionstest: wieder einmal völlig anders als Brandenburg mit insgesamt ca. 14 Stunden (für mich allein von Bett zu Bett) unterwegs  – mit geradezu fliegenden Anschlüssen allerorts (manchmal reagiert die Bahn flexibler als ihr Fahrplan – danke an die ODEG). Das hat gelohnt – für die Wiederholungstäter und für die Neulinge!
Außerdem Sonne satt mit strahlend blauem Himmel und kühlendem Wind – ein kräftiges Schattenspiel nicht nur im Wald:

Zugkopplung
Wagenkupplung der Zittauer Dampf- und Schmalspurbahn
Die Straße
Wußtet ihr, was euer Kniegelenkknorpel kann und können muss? Das war Straßenrennen, -springen und -hüpfen von der Hochwaldbaude abwärts nach Oybin

 

Nicht nur auf dem Turmwander­weg

28. April 2018, mit Bob und einem Team von EarnYourBacon 27 km nicht nur auf dem Turmwanderweg Bad Freienwalde

Bad Freienwalde von oben
Bad Freienwalde von oben

Vier Türme mitten im Brandenburger Bergwald

Zwölf Kilometer lang ist die offizielle Turm-Wanderung. Internet und netter Tourismus-Point vor der Stadtkirche informieren genau. Von irgendwann hab ich die Turm-Diplom-Stempel bereits in der Tasche und sitze gern bei dominanten Hunden und Rucksäcken sowie flottem Wandertempo – für ein 100-Kilometer-wollen-wir-Team eine ganz kleine Trainingswanderung…
Also ohne die überall verbreiteten Beschreibungen einige Höhepunkte der Bergwald-Strecke:

Die Aussicht - mal ohne den Gedanken an Fressen
Die Aussicht vom Aussichtsturm – mal ohne den Gedanken an Fressen
Kurstadtschanze-Helmut-Recknagel
Kurstadtschanze-Helmut-Recknagel – aber das ist wie mit Täve: Recknagel kennen nur noch sportliche Insider
Thüringer Blick in Brandenburg
Thüringer Blick in Brandenburg
Bergauf
Bergauf: für die einen ein Schritt, für die andern drei und bulgarisch so gut wie gejoggt (übrigens ein Waldmeister-Buchenwald!)

Von Höhepunkt zu Höhepunkt – mit geschätzten 500 Höhenmetern insgesamt – anfangs vor allem Treppen über Treppen: einatmen… tief ausatmen… einatmen. Es sind nicht nur die Hunde, die schnaufen und tröstlich auch nicht nur ich.
Bergwandern: mehr als 19 km, vielleicht mit Gepäck und ohne Turm-Zwangspausen – da ginge es für mich ohne Training langsamer hoch (runter problemlos, egal: mit dem Testwandern → Forststeig Sächsische Schweiz wird es wohl nichts, also bleibt es flach für mich).
Der letzte Höhepunkt: die Carlsburg mit Türmen aus Eis und Sahne. In diesem Team bin ich richtig.

Sichtlich Tempo kurz vor dem vierten Turm
Sichtlich Tempo kurz vor dem vierten Turm und weiter so
Der Schwarzblaue Ölwurm oder Maiwurm erweist sich als flink - wird aber als langsam beschrieben
Der Maiwurm erweist sich ebenfalls als flink – wird aber als sich plump bewegend beschrieben – 3,5 cm lang!!!*
Wirklich flink: Kaulquappen im Teufelssee
Wirklich flink: Kaulquappen im Teufelssee

Die Bahn

Bergwandern könnte viel öfter auf den Berliner Wanderplänen stehen, wenn da nicht die Bahn wäre…
Früh genug kann man gar nicht aus dem Haus, um den öffentlichen Verkehr zu bewältigen. In Bernau kippen einige Fahrradfahrer wieder aus dem Zug, sonst gingen die Türen der NEB Richtung Eberswalde nicht zu. Wer es nicht glaubt: Peter Bott (WSV Rotation Berlin, Alleinwanderer auf anderen Wegen) ist Zeuge. Danke für die Kaffee-Erholungspause!

Was aber bringen Zugausfälle, abgespeckte Fahrpläne an den Wochenenden und eingleisige Strecken (seit 1866 – und es war einmal verzweigt) über Wartezeiten und Überfüllung hinaus?

Unscharf - das ist aber wenigstens kein Beweis für die Ordnungshüter
Von mir leider unscharf dokumentiert – wenigstens kein Beweis für die Ordnungshüter (sehr schön alles von anderen auf fb zu sehen)

Erlebnisse der besonderen Art! Die allgemein unbeliebten Gleisüberquerungen getoppt vom neuen Wanderweg am Fuße der Berge im Odertal:  schienenstolprig, aber naturnah zwischen zwei Gräben und moorigem Gelände geht es kurz und gerade wie Bahn und ätzende Bundesstraße 167 in Richtung Bad Freienwalde.
Der pfeifende Zug hat uns nicht überrollt, sondern erst auf regulärem Wiesenweg überholt. Schlag 18 Uhr stehe ich auf dem Bahnhof und etwa 21 Uhr am Alex. Angeblich prächtige Verbindung – die Fahrzeit dürfte der des 19. Jahrhunderts entsprechen.

Wiesenlabkraut mit Tomate und Paprika kurz gedünstet
Wiesenlabkraut mit Tomate und Paprika kurz gedünstet – keine Gewürze notwendig!

Nicht zu vergessen brachten zwei schnelle Griffe an der Bahnstrecke heute einen köstlichen Wiesenlabkrautspinat!
Ach ja: einige wollten heute „sauber machen“, einige wurden schon gestern sauber. Ich blinzle brillenlos in meine Wohnung und genieße immer noch den gestrigen Tag.

Geschafft und gebadet
Geschafft und gebadet

*Schwarzblauer Ölkäfer, wird auch Violetter Ölkäfer oder Maiwurm genannt.
Besonderheit: komplizierte Hypermetamorphose, von Solitärbienen abhängig, daher bereits selten!