15.4.2018, Wanderung des WSV Rotation Berlin mit Eckhard Knauer
Lange Anfahrt mit der DB/S-Bahn (nicht anders zu erwarten) plus sehr freundliches Sightseeing mit dem Linien-Bus 727 ab Königs Wusterhausen durch das Dahme-Spreewaldgebiet bis Märkisch Buchholz. Der größere Wandertrupp kurvt anders, aber zusammen kommt was zusammen gehört.
Wanderung durch Bürgerheide, Birkholz, knapp vorbei am Hirsch-Berg (von der Höhe eines Rotwildarsches) und durch das NSG Laie-Langes Luch nach Wutscherogge, einer Verlandungszone des Neuendorfer Sees zum ehemaligen Forsthaus Tschinka, abschließend zum Bus nach Alt-Schadow und von dort nach Lübben zum Zug – wieder ganz und gar nicht zügig…
Unterwegs: grüner Frühling mit Hochsommerwetter, einiges Getier in allen Größen und ein ganz klein wenig feuchte Aufregung an der Moorsenke vom Langen Luch.
Das Preiselbeerkompott aus der freien Natur wird am Forsthaus Tschinka – nördlich am Kessel vom Neuendorfer See – ergänzt mit ausgiebigem Essen aus der Gulaschkanone plus selbstgebackenem Stachelbeer- und Kirsch-Hefekuchen. Sogar nach Kaffee schmeckender Kaffee wird dort gekocht! Von all dem Letzteren kein Foto, aber auf beste Empfehlung von Wolfgang Pagel und nun auch mit bester Empfehlung von ca. 20 Wandersleuten hier die Telefonnummer: 0354 7381822
Die Namen Tschinka und Wutscherogge haben längst verraten: wir sind nicht nur im Unterspreewald, sondern vor allem im Lande der Sorben. Auch der Neuendorfer See heißt sorbisch weitaus klangvoller als deutsch “Nowa Wjas pśi jazoru” – ich fühle mich zu Hause → jenseits der abgebaggerten Lausitz.
Alles in allem eine kleine, entspannte Genießertour…
25. März 2018
Von Pillgram aus zu den Biegener Hellen, durch Feld und Wald zum Helenesee, am Durchstich “Kongo” bis Katjasee und nach Finkenheerd: eine 25 km-Wanderung des WSV Rotation Berlin mit Eckhard Knauer
Richtung Süd in der Sonne
Erster Höhepunkt: ein Ende des 16. Jahrhunderts erbautes Vorlaubenhaus, das den Dreißigjährigen Krieg angeblich schadlos überstanden hat. Einst bäuerliches Wohnhaus, war es zugleich Herberge, Dorfkrug sowie Umspann- und Postkutschenstation. Auch wenn es jetzt so einzigartig aussieht: trotz Tagebau-Industrie findet sich allerorts noch sorbischer Holzhausbau bis hin zu den verwandten Umgebindehäusern. Wer Dürers Dorfansichten in Erinnerung ruft, wird eingedenk unserer Restaurierungs- und Wiedergeburtsmanien all zu viel Authentizität mit Vorsicht genießen.
In der weiteren Umgebung Relikte “modernen” Bauens. Das Wozu des martialisch abwehrenden L-Platten-Schutzwalles ist an diesem Ort nicht auszumachen. Wir stolpern über zerfurchte Flächen in den Wald.
Gesichtet werden zwei Rehe und zum Greifen nahe eine Horde Borstenvieh. Dem Hund ist es anzusehen: eine wildreiche Gegend. Nicht nur Wölfe, sogar Elche ziehen in der Lausitz gern ihre Fährten.
Und zur Belebung meines Berichtes diesmal nicht nur datenschutzgerecht die Gruppe von hinten, sondern genehmigt und fotogen ein Beweis für fröhlich begeistertes Wandern entlang der himmelsblau leuchtenden Seen – die eigentlichen Ziele der Wanderung.
Die Biegener Hellen
Biegener Hellen wird eine schmale Senke südlich von Pillgram bezeichnet, in der sich sieben eiszeitliche Wasserlöcher bis hin zur Größe eines lang gezogenen Sees wie Perlen aneinander reihen. Diese „Höllen“ im Höllengrund verdanken der Überlieferung nach ihre Entstehung dem Teufel. Umgangssprachlich setzte sich „Helle“ durch – eine kleine Lautverschiebung, mit der vielleicht allzu konkrete Schrecknisse gebannt wurden? Es blieb ausreichend Grusel für die badenden Kinder aus den umliegenden Dörfern: Blutegel en masse und fesselnde Stängel von Seerosen – so jedenfalls der Bericht einer hier gebürtigen Mitwanderin.
Der Helenesee
An sieben Höllen musst du geh’n,
sieben dunkle Seen übersteh’n,
siebenmal wirst du ganz knülle sein,
aber dann kommt der Helene Schein ;)))
Wird mir → Karat das verzeihen??? Wem mehr oder besseres dazu einfällt – bitte. Zusammengefasst: der Blick auf den See – schööön in dieser Jahreszeit. Der Blick nach rückwärts in die Monokultur des Waldes – lieber nicht.
Offenes Ende
Die wenigsten unterscheiden hier und heute noch zwischen den eiszeitlichen Seen und den künstlich entstandenen Tagebau-Seen. Doch an den hohen Ufern von Helene- und Katjasee wird noch immer vor Rutschungsgefährdung gewarnt. Fast völlig frei gelegte Baumwurzeln halten wie durch ein Wunder an steil abfallenden Rinnen dürre Kiefern. Wer kurz einmal nur in Farbe denkt, könnte sich vielleicht vom Schwarz der Schatten auf meinem Foto an das zurück liegende Braunkohlen-Desaster erinnert fühlen. Ob die → Umgestaltung der Lausitzer Landschaft in unzählige Badeparadiese wirklich folgenlos für die Umwelt insgesamt und das Land zwischen Oder und Spree endet, ist noch nicht erwiesen. Unsere Tour jedenfalls endet wahlweise mit Fisch aus dem Wasser, mit hefigen Zusatzstoffen im Wasser – hoffentlich folgenlos – oder gleich unter dem unendlichen Flachlandhimmel am Bahnhof.
Die Bilder sind für bessere Qualität mit Klick zu vergößern.
24. Februar 2018
33 km mit Wolfgang Pagel/WSV Rotation Berlin von Warnitz, westlich entlang der Bahnstrecke ins wegearme NSG Fauler Ort, bei Pfingstberg Straße überwinden und etwas rückwärts zum Jakobsdorfer See. Durch den Wilmersdorfer Forst zum Narrenbruch und zum bronzezeitlichen Bodendenkmal. Durch die anschließende Hügellandschaft – gespickt mit kleinen Pfühlen – zur Burgruine Greiffenberg, über Bruchhagen der Welse folgend in den Görlsdorfer Lenné-Park, dann die Blumberger Teiche und (un-)endlich in Angermünde zum Bahnhof…
Sportliche Wanderung, vereinsintern angekündigt mit Schlamm, Schienen und „wegearmen“ Abschnitten. Da ist es ein kleines Häufchen bei zu erwartendem eisigen Wind und unter flotter Führung. Aber was heißt schon Führung? Der Verführer lauert auch. Und wo der Fuß versackt oder wo er hängen bleibt, lenkt das eigene Schicksal.
Der Faule Ort
Ein beeindruckender Buchenwald reckt sich im Melzower Forst in die Höhe. Doch der alleeähnliche Weg endet, das Gelände erweist sich sogar auf den Hangstufen als sumpfig. Wir sind nicht aus auf das unbefugte Betreten des Waldes in diesem NSG. Aber alle Wege beginnen und enden irgendwo wüst. Kleine Bäche durchziehen den Wald. Unter den schützenden Blättern verbirgt sich Morast, nichts ist vereist, nur kleine Wässerchen kristallisieren an den Rändern. Die Tümpel allerdings sind fest gefroren.
Das Bodendenkmal
An der Waldkante des Wilmersdorfer Forstes ein bronzezeitliches Gräberfeld. Die Steine wirken zerstreut, nur einige Blöcke bilden deutlich die Umrisse von Grabkammern. Seit jeher hat man sich solcher Grabanlagen bedient; stolz präsentieren auf dem späteren Weg einige kleine Höfe am Tor einen mächtigen Wächterstein, der mit Sicherheit nicht dort gelegen hat.
Ein sanfter Hügel am anderen, mit unendlichen Feldern, schließt bis Greiffenberg an. Das scharfe Auge macht Rotwildrudel aus, kaum flüchtig. Es braucht nicht viel Phantasie, um sich dieses einstige Siedlungsgebiet der jungsteinzeitlichen Ackerbauern in alter Gestalt vorzustellen.
Die Uckermark: geheimnisvoll und heiter verbindet sie unsere vergessenen Kindermärchen mit der Vorgeschichte.
Burgruine Greiffenberg
Am schnellsten führt die Straße von Günterberg nach Greiffenberg. Die Burgruine ist bereits ein Ziegelbau, trotz geringer Höhe des Standortes kaum zu bezwingen. Ein argloser Schritt: die Schuhe stecken im Lehm. Von dieser Masse bewegt, rutscht der ganze Mensch abwärts. Ein Aufstieg ist jedoch in Arbeit; die Maschinen stehen bereit.
Der Lenné-Park in Görlsdorf
Immer weiter zwischen Hügelkuppen und nun dem Tal der Welse geht es nach Görlsdorf mit seinem wenig bekannten Lenné-Park**. Der hat in den Stürmen 2017 sichtlich Schaden gelitten. Der Abzweig zum Aussichtspavillon ist gesperrt, aber das Auge braucht wohl keine Beihilfe in dieser sich beeindruckend weit ausbreitenden Parklandschaft.
Das Schloss selbst brannte 1945 ab.
Der Wandertrupp teilt sich in eilig Hungrige und gehetzt Fotografierende: Einkehr und Wirtin im “Kroghus” locken.
NSG Fischteiche Blumberger Mühle
Dass sich der Landschaftspark mit seinem seit 1883 existierenden Gestüt für Vollblutpferde unmittelbar dem Vogelparadies Blumberger Teiche anschließt, entgeht in der Regel deren Besuchern. An diesem Nachmittag kreisen die Kraniche bereits laut rufend über Görlsdorf und irgendwo zogen auch Schwäne. Aus den Fischteichen erheben sich riesige Entenschwärme. Die Welse begegnet uns ein letztes Mal – sie schlängelt sich aus dem Wolletzsee kommend durch die Teiche der einstigen Zisterzienser.
Hinter dem Wald säumen Bäume nur noch die Wege. Misteln begrünen schön und erschreckend dicht ihre Kronen. Am Horizont werden Industrie und Neubauten von Angermünde sichtbar. Eindeutig tut der Name Fischersteig kund: auf dem geraden Weg nach Angermünde sitzt Arbeitsanstrengung im Nacken – auch dem Wanderer.
Dringend werden Baumpaten gesucht. Unterstützt wurde der Erhalt des Parkes bisher vom → Görlsdorfer Lenné-Park-Lauf, 13 km, 2018 vorgesehen für den 12. 5., höchst empfehlenswert für Genuss-Läufer.
Bilder bitte mit Klick in neuem Fenster vergrößern.
22.Februar 2018 mit der S5 nach Strausberg Nord, ab Prötzel mit Bus zurück In vier Stunden knappe 15 km pur Natur und drei Hunderter bergauf und bergab mit Eckhard Knauer vom WSV Rotation Berlin: Roter Hof – Fließtal, Nordseite – Petersilien-Berg (101 m) – Stubben-Berg (105 m) – Bienen-Berge (110 m) – Prötzel
Das Wegenetz auf den Plänen der “S5-Region” von Berlin verspricht einen Irrgarten, der daher wohl selten betreten wird. Die üblichen Wanderrouten verlaufen längs der Seen Süd – Nord. Seitliche Wege sind kaum kenntlich, falls sie überhaupt jemals seit dem Untergang von Blumenthal* existiert haben. Die Flurnamen sind in Vergessenheit geraten. Die “enormen” Höhen der Berge sind ebenso wie deren Namen nur noch selten auf Karten verzeichnet. Mit dem Wandel der Dörfer in grüne Fluchtoasen und touristische Ziele verliert sich jegliche authentische Kultur. Golfer brauchen keine Bezeichnung für einen platten Platz mit ein paar Mauselöchern.
Wir alle erwandern also für uns Neuland, meistensteils notwendig wegelos, manchmal auch nur, um die Natur mit ihren Überraschungen auszukosten.
Das Beste: viel Schwein gehabt mit strahlendem Himmel, bei knackiger Kälte ohne Matsch durch Sumpf und Morast, trotz halsbrecherischer Streckenabschnitte gesund, wenn auch nicht mehr ganz munter…
*Die Sage, von Ludwig Bechstein aufgeschrieben, ist HIER nachzulesen.
Und ich kann es mir einfach nicht verkneifen, immer wieder gegen das Märchen vom friedlichen Wölflein in unseren Wäldern zu zitieren: “In der Franzosenzeit nahm die Wolfsplage so zu, dass die Regierung in Potsdam im Jahre 1817 Prämien für erlegte Wölfe aussetzte. Am 23. Januar 1823 gelang es dem Bürgermeister Fubel aus Strausberg, den letzten Wolf auf einer Treibjagd zu erlegen. Ein Findling mit einer Bronzetafel zeigt heute noch im Jagen 67 die Stelle an, wo der letzte dieser gefährlichen Räuber verendete.”
Aber momentan geht es ja mehr gegen das afrikanische Schweinepestwildschwein, was den süßen Wollschweinchen in Prötzel wohl auch bald die Freiheit kosten und die Wölfe noch hungriger machen dürfte.
8. Februar 2018 im Nationalpark Unteres Odertal zwischen Schwedt und Criewen.
Wie sieht es denn im Polder aus?
Ein Winter-Highlight unter Führung von Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin
Polder sind eingedeichtes Gelände, um den Wasserstand – hier der Oder – bei Hochwasser zu regulieren. Bei anhaltendem Frost bildet sich eine relativ einbruchsichere Eisdecke. Ursprüngliche, kleine Fließe können allerdings gefährlich werden, ebenso tiefe Senken. Auf eigene Gefahr in jedem Fall und nur mit restlosem Vertrauen kann dem Wanderführer gefolgt werden. Dass noch weitere Kenner dieser Gangbarkeit leben, bezweifle ich.
Liegt der Wasserspiegel der Oder unter dem der Polder, wird Wasser wieder in den Fluss abgelassen. Dann bleibt über dem entstehenden Hohlraum die Eisdecke erhalten. Von was aber gehalten???
Unter den Füßen knackt, zerbirst oder bricht es. Das Adrenalin steigt rasant.
Geschieht das Vereisen schnell, bildet das abfließende Wasser um vorher überschwemmte Bäume riesige Kristall-Lüster. Cristian Andersen wusste nur zu gut, wie Eis in solch zauberhafter Gestalt nicht nur den Blick fesselt. Sogar die Seele verliert sich in solcher Landschaft – von den sich direkt auf dem Fluss auftürmenden Eisschollen à la Caspar David Friedrich ganz zu schweigen.
Die Situation in diesem Jahr entspricht jedoch dem Regen in unseren Landen. Die Polder sind geflutet. So weit das Auge reicht: ausgedehnte Wasserflächen. Das Abfließen dürfte noch ein, zwei Wochen dauern. Anhaltender Frost ist nicht in Sicht. Entsprechend wandern wir dieses Jahr nicht kreuz und quer, sondern auf schnurgeradem Damm zwischen Oder und Polder von Schwedt über Zützen nach Criewen. Manchmal zweigen alte, wesentlich niedrigere Deiche ab. Genau wie der Wiesenweg unterhalb am Wasser enden sie auf dünnem Eis oder trügerischem Gras, das unter den Schuhen versinkt.
Alles Weiß gleißt in der Sonne. Nur wer ganz genau schaut, entdeckt in den hoch gewachsenen Kristallen en miniature das eisige Reich der Schneekönigin.
Im Schlosspark Criewen (das ist aber schon eine andere Geschichte) laufe ich allein noch ein Stündchen unter Sonne, ganz ohne Wind in knackiger Luft. Der „Weg der Auenblicke“ ist gesperrt, hier ist noch nicht offiziell frei geschnitten. Dafür wird im Park gekappt, gesägt und melioriert.
Am Himmel ziehen in hohen Tönen rufende Gänse. Kommt jetzt der Winter? Auf den Storchennestern liegt Schnee als duckten sich darin die Vögel. In Brandenburg wurde der erste Storch bereits gesichtet. Was mag ihn getrieben haben?
Kurz noch in der „Linde“ in Criewen. Dort weiß man sogar, wie Soljanka mit Zitrone und saurer Sahne zubereitet wird. Alles andere hinterlässt ebenfalls zufriedene Gäste bis der Bus von Criewen nach Bahnhof Angermünde bringt.
In Berlin glaubt niemand an den so nahen, echten Winter unter strahlender Sonne.
21. Januar 2018 von Melchow nach Finowfurt
Eine 20 km Winterwanderung mit dem Wandersportverein Rotation Berlin und Eckhard Knauer
Melchow – Buxpfuhl,, Nordseite und namenloser Pfuhl, Südseite – Wehrmühl-Berg – Finow: Ostseite, Westseite, Ostseite – Stein-Berge – ehemalige Hubertus-Mühle – ehemalige Bahntrasse – Dammweg – Schleuse Schöpfurt – Finowfurt
Unvorbereitet und etwas gehetzt in der Fülle der Tage zum Bahnhof Lichtenberg. Aber Wanderungen mit Eckhard Knauer sind ein Erlebnis, auf das nicht nur ich ungern verzichte: wir treffen uns überraschend in lang nicht gesehener Zusammensetzung. Wohlfühlatmosphäre von Anbeginn.
Westlich von der Bahnstrecke Melchow – Eberswalde wird selten gewandert, in der Regel am Nonnenfließ. Zweimal war ich bisher Richtung Großer Samithsee, von dort rückwärts und an undurchdringlichen Feuchtgebieten vorbei laviert nach Biesenthal bzw. Richtung NO durch trockneren Wald, unerfreulich lang(-weilig) gezerrt bis Eberswalde.
Keine Ahnung wie heut gelaufen wird. Zunächst strikt Richtung Westen, gar nicht erst in den hügeligen Wald, der als ehemaliges Militärgelände sowieso nicht jenseits der Wege betreten werden darf. Wobei für Wildwanderer nie genug Schilder stehen, um nicht irgendwann doch hinein zu geraten. Diesmal also nicht.
Stellenweise hat der Schnee überzuckert. Der Winter ist so erholsam wie keine andere Jahreszeit.
Erster Halt an einem Wasserlauf, schnurgerade durch Weideland gestochen, sumpfig umgeben. Steil geht es am Hang hoch zum ersten Frühstück. Unter einer Eiche die erste Wanderleiche – keine Sorge: global erfahren, findet die sich zur Rückfahrt im Bus wieder.
Bald danach noch einmal ein oder DAS Flüsschen, diesmal gewunden. Wie heißt es?
Alter Schwede!!! Da hätte ich fast das Thema der Wanderung verfehlt:
Die Finow abwärts
Eine Beschreibung der Finow gibt es bei Wikipedia. Für Normalo existiert die Finow in ihrem Ursprungsgebiet als namenloses Fließ zwischen anderen und als Strecke zur Mündung in die Oder als Finowkanal. Der Ortsname Finowfurt hätte mich auf die Idee bringen können, dass noch heute etwas anderes als pures Menschenwerk zu finden sein könnte.
Natürlich sind alle bis auf meine Wenigkeit informiert. Aber jetzt ist es für den letzten Dummdill zu merken: es geht dicht am Ufer eines sich schlängelnden Flüsschens entlang, manchmal in kleinem Bogen allzu sumpfiges Gebiet umgehend. Einen Wanderweg bekommen wir nicht zu – und ich die Fotofunktion des Handys nicht mehr vom Gesicht: DAS möchte ich doch festhalten!!!
An einem mäandernden Flüsschen über 10 km entlang, dafür fehlen schnell die Worte. Die Bilder füllen den Speicher und das Auge trinkt sich satt. Die sportliche Gruppe entschwindet leider und gefährlich schnellen Schrittes. Dann muss ein Adlerauge irgendwo in der Ferne kurz noch einmal einen Rucksack zwischen den Bäumen erspähen und: mit Hasenbeinen quer hinterher. Selbst zu wandern, hätte ich mir diese Strecke nicht zugetraut, nicht einmal nun zum Nachwandern.
Den lt. Wiki sehr gut ausgebauten Radweg (Treidelweg) haben wir nicht unter die Füße bekommen. Eine Sommertour dürfte unsere Wanderung auch nicht sein – wahrscheinlich liegt dann der Fluss versteckt hinter Schilf und Grün.
In Finowfurt bei raren Busverbindungen notgedrungen der „Spieß-Burger“: lustige, nette Bedienung, kalter Kaffee und Burger – genau so wie sich deutsch kochende Menschen original amerikanisches Essen vorstellen. Allerdings gewichtig tuendes Ambiente mit Marilyn und Burroughs (sollten die beiden Burger gegessen haben???) und als unterhaltsam technisches Rätsel die Beheizung im Umbau dieser ehemaligen Schleckerfiliale… nur deswegen aber bitte nicht noch einmal!
Die Vorschaubilder sind mit Mausklick in einem neuen Fenster in voller Schönheit zu sehen!
11. Januar 2017 von Saarmund nach Wildenbruch mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin Besteigung des Eichberges (95 m), des Saarmunder Berges (97 m), der Mädeberge, des Ziebchenberges (81 m) und des Backofenberges (91 m)
Der Bahnhof Saarmund liegt außerhalb. Parallel zur Landstraße führt neuerdings ein Weg unfallsicher ins Dorf. Über die Nuthe müssten wir gehen. Aber so kanalisiert eingebettet in die Wiesen wie sie hier lt. Karte fließt, fließt sie am Auge vorbei. Vom Nuthe-Urstromtal ist nichts mehr zu erleben. Relativ flott strömt noch ein Stückchen Saare durch den Ort = “Saarmund”. Ein metallenes Wasserrad-Gerippe bezeichnet die schon 1845 nicht mehr betriebene Wassermühle (erstmals 1375 erwähnt). Auf den Steinen ist der Tisch gedeckt mit leeren Flussmuscheln: Otter oder Bisam, ein anderer Täter kommt nicht in Frage. Die bei uns bräunliche bis schwarze Flussmuschel ist in vielen Regionen bereits ausgestorben. Überdüngung und Schwebstoffeintrag, unsachgemäße Entschlammung wirken tödlich. Aber auch ihre komplizierte Fortpflanzung mit einer parasitären Phase in den Kiemen eines Fisches verringert die Überlebenschancen. Der Otter macht geringen Schaden.
Aber wir wollen ja Bergsteigen. → In Saarmund forschte Theodor Fontane bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg vergeblich nach Überlieferungen zu den bereits um 1870 legendären Nutheburgen. Angelangt am Fuß vom Saarmunder Endmoränenbogen wirken der Untergrund und die jungen Robinien auch für uns ganz und gar jenseits von etwas geologisch Besonderem und jenseits von Historie. Könnten einige Hügel doch eher überwachsene Müllberge sein? Oder gehören sie wirklich zu dieser Formation, die sich über Brauhausberg und Telegrafenberg in Potsdam, über Kleinen und Großen Ravensberg, die Schönen Berge bei Wilhelmshorst, den Galgenberg bei Langerwisch bis hierher erstreckt und weiter führt über Saarmunder Berg, Ziebchenberg, Backofenberg und – wohin wir heute nicht mehr wandern – bis in die Grämitzberge und den Hohen Berg bei Stücken. Wenigstens die legendären sieben Berge sind also während einer Tageswanderung gut zu schaffen und lohnen sich wegen ihrer Seltenheit in der Mark Brandenburg – falls man sie auch als Berge erkennt… Eine Einkehr in Stücken lohnt ebenfalls: ab und an kommt dort Saumagen oder Wildfleisch auf den Tisch und die Erinnerung an Kohl (egal welchen) erfährt eine Revision.
Der erster Gipfel – eher der Rand einer Sandgrube: der Eichberg.
Auf Wikipedia sehen → Eichberg und Saarmunder Berg ziemlich anders aus, beide Male mit etwa 90 Metern aber lächerlich. Immerhin geht es so direkt gerade hinauf, dass Reißverschlüsse aufgezippt werden und Klamotten im Rucksack verschwinden.
Wegelos sowieso aus Prinzip – weniger über Stein als Stock oder versinkend in weichem Moosgrund von neongrüner Farbe.
Unter einem Schirm wird stärkerer Regen registriert: klack klack… Es ist aber nur leiser Nieselregen.
Hügelig auf und ab durch die Mädeberge zum Ziebchenberg und steil hoch zum Backofenberg. Den zumindest erkenne ich von früheren Wanderungen her wieder: der gefühlt 90° Anstieg bleibt in Erinnerung.
Der Regen wird stärker. Nach diesmal nur fünf Bergen kneifen mehrheitlich die Höhenmeter in den Waden. Es geht zurück.
Einkehr in Wildenbruch, einem Dorf an der Landenge zwischen Kähnsdorfer und Seddiner See. Die Häuser und die wuchtige Feldsteinkirche zeugen noch von der im Mittelalter wichtigen strategischen Funktion zum Schutz der Heer- und Handels- und späteren Poststraße Leipzig–Berlin. Was ist heute anders? Geld bringt der nahe gelegene Golf- und Countryclub. Und so viele Straßen und Gleise und die Autobahn durchkreuzen die Gegend, dass Dankbarkeit einer Wanderleitung sicher ist.
1.Weihnachtsfeiertag 2017
Ab Zehdenick zwischen Havel und Tonstichen entlang, durch die Schorfheide bis Vogelsang:
das traditionelle Klostergeflüster mit Wolfgang Pagel / WSV Rotation Berlin
Längst hat sich die über 100 Jahre lang boomende Ziegeleindustrie um Zehdenick wieder zu ländlichem Charakter gemausert. Unter griesegrauem Himmel ist der Charme der entstandenen Wasserlandschaften allerdings nur zu erahnen – in anderer Weise in der Bade-, Angel- und Sportboot-Hochsaison auch…
Einiges aber macht sogar diesen tristen Dezembertag grün: das Gras unter winterlich hohem Wasserstand, noch giftig grüner die Algen auf einer Tramete (im Internet werden gelungene Farbfotos dieser Spezies vermarktet) und: die saftig dunklen Kugeln der immergrünen Mistel. Doch ihr ringsum starker Befall dürfte das Absterben der Bäume ankündigen. Eigenartig wurden der Mistel dagegen seit der Antike geheimnisvolle Heilkräfte zugesprochen; für den Menschen sind sie → belegt.
Nach 14 wanderlosen, deprimierenden Tagen genieße ich und GEHE einfach nur in dem befriedigenden und glücklichen Gefühl:
Natur ist ein Lebenselixier!!!
Und ein gutes Essen → “Fährkrug”, Burgwall* ist eine Gottesgabe – manchmal von Heiden… DANKE!
Auf dem Rückweg durch die Zehdenicker Heide dunkelt es. Fotos gelingen nicht mehr, obwohl der Wald angenehm licht wirkt, dazwischen einzelne, uralte Bäume. Nördlicher und tiefer gelegen breitet sich anderer Wald aus: als unbetretbar deklariert. Dort verfällt wohl die neben Wünsdorf größte russische, militärische Liegenschaft. Wild und verwilderte Tiere sollen das Terrain erobert haben, wo bis 1988 Nuklearraketen lagerten.
Ich wünschte sehr, Menschen mit politischen Ambitionen, Workaholiker, Konsumabhängige, Geringverdiener und anders Unglückliche gingen auch öfter einige Stunden nur und nur in die Natur.
*Vorsicht am Steg! Hier wohnen im Sommer gern Wespen!
2. Dezember 2017
Wanderung zur Jahresendfeier des WSV Rotation Berlin (es war insgesamt und für einige wenige die 40.)
Mit körperlicher und vor allem geistig guter Verfassung sind 25 km ab Hermsdorf zu wandern. Sagen wir mal zur Wahrung eines positiven Selbstbildes: die Störfelder der ständigen Maulwurfs-Ersatzfahrpläne schränken das Reaktionsvermögen ein. Ich fahre viele, viele (falsche) Kilometer, kann daher nur 16 km wandern… Dieses Mal mit 10 Wanderleitern im Team geht es von Schönfließ am Toten See vorbei, am Waldrand und über die schmale Autobahnbrücke (vielleicht ein letztes Mal, die Autobahn wird sechsspurig und die Brücke verschwindet) zum Tegeler Fließ (ja, auch hier heißt das noch so) und zum Mühlenbecker See über Rennebruch und Bahrenbruch bis in den „Heidekrug“ in Zühlsdorf.
Zu dieser thematisch speziellen und internen Jahresendfeier-Wanderung wollte ich keinen Beitrag liefern. Aber: plötzlich bleibe ich wie Buridans Esel zwischen den von mir favorisierten Wanderleitern im Laub stecken. Der Anblick einer gemeinsamen! Wanderung zweier FÜHRENDER Wanderleiter mit grundverschiedenen “wanderphilosophischen” Ansätzen muss einfach unserer sportlichen Nachwelt erhalten bleiben: rechts der Wild-Wanderer mit Fans, links der exakte Mathematiker-Wanderer mit seinen Anhängern zur gleichen Zeit mit gleichem Ziel… Solches ist bisher nur getrennt dokumentiert!
Ergänzend nun auch Bild-Erinnerungen an die dieses Mal ungewöhnlich gehäuften, aber sichtlich gewohnt sportlichen Einsätze beim Übersteigen, Überklettern und “Überfallen” diverser Bäume, beim Überqueren schlammiger Gründe und dem Balancieren am Rande zerfahrener Waldwege – in hilfsbereiter Gemeinsamkeit. Zu schön, um nicht eine ganze Folge zu zeigen (tut mir leid, mir gelingt hier keine Slideshow): bedächtig |verzittert|olympisch geturnt|Balance suchend|stürmisch|abgesichert
Gesund sind wir angekommen, sowohl beim netten Wirt im “Heidekrug”* als auch bei fast Vollmond später in den Betten. Mag sein, dass die “ganz alten” Vereinsmitglieder ihren großen Zeiten und eng verbundenen Sportsfreunden im Stillen nachtrauern, irgendwie sind wir doch auch wieder eine ziemlich gute Gesellschaft geworden!!!
*Gaststätte Heidekrug: nur für Veranstaltungen und Catering.
Vergrößerung der Fotos in neuem Fenster: Klick auf ein Bild!
23.11.2017 Liebenthal – Heiligengrabe – Bölzke (südlich von Hoheheide) mit E.Knauer, WSV Rotation Berlin und als Single von Bölzke nach Heiligengrabe (nördlich von Hoheheide), 20 km
Beginne ich doch einfach einmal rückwärts: also in der Pfanne liegen gebraten zwei kleine Parasol, ein Tintling (danke für die Spende – auf dem Hinweg hab ich unangemessen und peinlich viel geschwatzt ohne Blick für die Natur) und zwei spätherbstliche Versuchsobjekte, die zumindest keine Knollenblätterpilze sind. Das Internet spuckt so schnell wie die Pilze braten keine passende Bestimmung aus. Für Frostschneckling fehlt der kleine Buckel, der ist konkav wie bei Trichterlingen*. Geschmack lecker mild. Fundort zwischen Kiefern am Nadelbach. Zwei fast durchsichtige Mini-Pilze zerbröseln mir schon im Wald in der Hand (trotzdem gerettet, aber wegen fragwürdig bitterem Geschmack liegen sie nun unverbraucht) – keine Zeit mehr für vorsichtiges Verstauen im Rucksack: der Zug fährt lt. Wanderfreundinfo stündlich 54. Mit 5,5km/h ist das zu schaffen, ab Heiligengrabe manchmal etwas zulegen. An der Biegung zum Pfad durch den Klosterwald blökt eine schwarze Kuh wie ein Zugsignal (inwieweit wirklich ein Zusammenhang besteht, könnte verhaltensbiologisch untersucht werden).
Vor mir rast ein durchtrainierter Sportsmann. Auch Zug? Ich rase vorbei. 42, 44, 45? tönt es von hinten, nicht 54… Der Pfad führt erst einmal durch Wiese oder besser gesagt eine Art Wiesenentwässerung. Im Fall der Zug fährt 42, werde ich noch einmal überholt – Sportsmann will den Zug anhalten – haha. Letztes Aufgebot. Wir schaffen es – es muss wirklich erst einmal jemand am Bahnhof sichtbar stehen, nur Hineinspringen funktioniert bei Bedarfshalten nicht. Wieder was gelernt…
24.11.2017. Dritter Tag ohne Heizung bei “Deutsche Wohnen” (aufregen sinnlos, etwas unternehmen auch), draußen Regen. Adios Borgsdorfer Nelke.
Erst demnächst mehr!
Langsam mehrt sich jetzt der Text trotz allem, wenn auch anspruchslos ohne Fakten: “…suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.” (Bibel, Lukas 11,9 oder Matthäus 7,7). Für Kloster- und Architekturgeschichte suchet im Internet oder im Dehio-Denkmälerhandbuch oder lasset euch führen, wie es die Bibel mehrfach empfiehlt: Das Zisterzienserinnenkloster Heiligengrabe (1287 gegründet) ist bis heute fast vollständig erhalten und nicht nur für Konzerte ein lebendiger Ort.
Wir pilgern ab Liebenthal hierher, eine keinesfalls empfehlenswerte Route auf Asphalt, neben Industriehallen und wummernden Lastwagen. Allerdings alle, die das Kloster längst kennen, sehen wohl zum ersten Mal die zum Dorf gehörende lange Straße.
In Bölzke trenne ich mich von der zum Knieperkohlessen strebenden Wandergruppe. An der kleinen Fachwerkkirche erinnere ich mich: den Annenpfad, einen Pilgerweg (22km jährlich am Gründonnerstag) damals noch ohne Wegweisersteine, bin ich schon einmal in Gänze gegangen. Die Telefonzelle mit den kostenlos “ausleihbaren” oder doch besser einzutauschenden Büchern ist sogar noch funktionstüchtig. Der Wert von Buchinhalten ist eben keiner mehr…
Ich nähere mich einem Hof, um den Protest gegen Windkraft im Wald zu fotografieren. Ein Fenster wird aufgerissen, was ich wolle – nur das Plakat fotografieren. Wortlos schließt sich das Fenster. Also bitte weder Windräder noch Menschen. Früher guckte man im Dorf gar nicht oder hinter der Gardine. Wie und wonach sehe ich eigentlich aus? Ich verziehe mich grübelnd gen Wald. Ein einziges Mal höre ich noch eine Krähe, sonst völlige Ruhe.
Gefunden habe ich speziell zu diesen Steinen am Weg keine Information (hinter der Autobahn nördlich von Heiligengrabe ist eine Hügelgräberkette erhalten). Dass sie zu einem frühgeschichtlichen Gräberfeld gehört haben, dürfte auf Grund von relativ gleicher Größe und Form sicher sein. Solche Steinpackungen wurden als Hindernis für die bäuerliche Wirtschaft immer abgeräumt und unwiederbringlich als Geschichtsquelle zerstört – in Nähe des christlichen Klosters unbedingt.
Nicht erst jetzt, wo die Sonne den Stein warm zum Leuchten bringt, ist mir beim wilden Wandern diese weit zurückliegende Zeit mit ihren Menschen so viel näher als die vermutlich höchst Gott gefällige der Stiftsdamen.
Der Wald am Nadelbach war gesperrt an den abzweigenden Wegen Nähe Kneippanlage. Aber wegen dieses mäandernden Bachlaufes wollte ich schon immer hierher. Aus Richtung der zweispurig gepflasterten Straße – bis auf wenige Meter ist das alte Kopfsteinpflaster nicht mehr erhalten – ist der Bach nicht einmal zu ahnen. Am Forsthaus Hoheheide fließt er mit viel Wasser unter der kleinen Holzbrücke. Es geht kein Weg entlang. Ich versuche nach den drei oder vier Häusern von Hoheheide nach unten zu krauchen – unmöglich. Einige Meter weiter scheint aber ein Pfad gewesen zu sein. Die Oktoberstürme haben gewütet und Bäume wahrscheinlich das Bachbett gestaut. Ich stolpere und rutsche über zur Seite geräumtes Astholz. Der Nadelbach präsentiert sich als Kleinod.
Hinter der Weide mit den schwarzen Kühen geht gerade die Sonne unter. Schon nach Liebenthal beginnt der ganze unendliche Horizont zu glühen. Der Zug fährt durch ein goldenes Zaubermeer mit den Silhouetten von verwunschenen Inseln, riesigen Felsen und unüberwindlichen Gebirgszügen. Hoch darüber leuchtet ein scharf umrissener Halbmond. Meine Fotos geben von dieser Reise in die Welt der Träume nichts, wirklich nichts wieder.
Erst in der Nähe von Berlin wird es wirklich dunkel.
20 km Wanderung am 19.11.2017 mit Wandersportverein Rotation Berlin / Eckhard Knauer ab Wilmersdorf – über die Brücke A11 – Stegelitz – Birkbusch – Haus-See, Ostseite – Suckow – Fergitzer Kirche mit Turmbesteigung – Großer Potzlow-See, Westseite – Potzlow mit Roland auf dem Marktplatz – Seehausen
Viel zu früh bin ich auf dem gewohnt zugigen Bahnhof Lichtenberg. Zur Auswahl stehen Werneuchen, Schwedt, Bad Freienwalde, Nonnenfließ, Angermünde und Umgebung. Nur kein früher Zug nach Wilmersdorf.
Regen ist angesagt, der Himmel in und um Berlin bedeckt und düster.
Am Zugfenster gleitet eintöniger Wald vorbei, für meine augenblickliche Verfassung bis zum Abwinken bekannt. Also zurück – wieder mit vielfältigen Ausstiegs- und Wandermöglichkeiten, sogar mit der Alternative häuslicher Wärme… In Bernau dann doch mit Hoffnung auf heitere Gruppenstimmung noch einmal ein akzeptables Warten auf den wanderplanmäßigen Zug und – Erschrecken: Kopf an Kopf ragen über alle Sitze Wandersleut. Egal…
Der Ziel-Bahnhof Wilmersdorf liegt wie die Mehrzahl aller deutschen Land-Bahnhöfe verlassen. Und wie die Wurst hat die Bahnbrücke zwei Enden, eines allerdings für ausschließlich Schienenbetrieb. Auch egal: allesamt rüber, Graben runter, allesamt Graben hoch, buschige Wildnis, Felder. Ein alter Pflasterweg führt zwischen tiefen Senken über die schmale Autobahnbrücke unerwartet urwüchsig weiter bis Stegelitz.
Die Holzschuppen neben der Kirche von Stegelitz bieten Unterschlupf während des plötzlich heftigen Regens. Die Gruppe ist auffällig geschrumpft. Aber das “Prinzip Knauer” kennen doch die Fehlenden…???
Nach dem Regen noch einmal durch Feld und Wald, vorbei an kleinen Gewässern bis über dem Haus-See Schloss Suckow in Sicht ist. Später ist auch der wichtige Fahrkartenträgerrest am rückwärtigen Horizont zu ahnen und trifft auf die nun Wartenden.
So vielfältige Landschaft in diesem Biosphärenreservat der Uckermark! Die Sonne überstrahlt mit ihren Spots zwischen den dahin rasenden Wolken mal diesen, mal jenen Flecken.
Atemlos geht es weiter über die Endmoränen nach Fergitz und Potzlow: stehenbleiben, staunen, rundum blicken, für den Anschluss powerwalken.
Den Regen, noch einmal vor Potzlow, tragen dunkle Wolkenmassen heran. Vom Wind gejagt über diese weite Endmoränen-Landschaft dauert es nicht lange bis das Wolkenschauspiel sekundenschnell zwischen blau, grau und weißen Ballen oder Fetzen, Schatten und Sonne wechselt: ein herrliches Licht bis zum Abend. Und bevor die Straße an der Kanalbrücke über die Ucker nach Seehausen abbiegt, tritt aus den Wolken plötzlich noch einmal die Sonne als gleißend weißer Ball hervor.
Letzter Unterschlupf vor der Zugabfahrt (wehe, wer Richtung Stralsund möchte: V I E L Verspätung): das Seehotel Huberhof in Seehausen. Ach, was macht doch eine nette Bedienung wieder wett, wenn das Essen teuer und das Getränk erbärmlich minderwertig… Jedenfalls dürften die berühmten, gezählten Zuckerstückchen in einer Cola nur halb so hoch geschichtet sein wie beim Inhalt von “Große Tasse Schokolade / ohne Sahne”. Hallo Uckermark! Nach 20 Jahren doch auch westlicher Ess-Kultur: Trinkschokolade ist mehr als Kakao und Kakao mehr als ein Färbemittel! Billigster Pulvermix im Seehotel Huber. Achtung: echt BÄÄÄÄH für fast 4 Euro! Aber es war zu ahnen: Schokolade wird nie in großen Tassen serviert…
Ankunft 17:24h im dunklen und nassen Berlin: undenkbar ist hier solch ein Tag, solch ein Himmel!
Kurzer Beitrag zu einer langen Wanderung im Braunkohleabbaugebiet der Lausitz
Wandersportverein Rotation mit Wolfgang Pagel, 30 km von Schleife nach Weißwasser am 18.11.2017
HIER → der offizielle Beitrag von Vattenfall zum Tagebau Nochten
Dass die hochgelobte Erzeugung von Biomasse sehr endlich ist, wird nicht gesagt. Das ist schließlich auf dem Wanderweg im Braunkohleabbaugebiet zu sehen für die, die sehen wollen. Dass Spreeverockerung und Sulfatbelastung grenzwertig sind, muss Berlinern auch nicht extra mitgeteilt werden. Wer alle Auslassungen mitdenkt, Fragen stellt, hat einen informativen Film gesehen… Immerhin: Langsam werden wir kältestarren Wanderer nach etwa der Hälfte unserer wenig das Herz erfreuenden 30 Kilometerstrecke vom Boxberger Braunkohlekraftwerk im Bistro Aussichtsturm “Schwerer Berg” (d.h. früher schwer mit Fuhrwerken zu erklimmen) erwärmt.
Tröstlich im Vergleich zum Blick über das inzwischen vollständig überbaggerte Naturschutzgebiet “Urwald Weißwasser” (→ Video von 2011) klingt zunächst das Zitat von der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie : “Die Stromversorgung in Deutschland wird Jahr für Jahr grüner.” Passend glaubt man mit der Saubermanns-Zukunftsvision des Internetauftritts 2017 zu bebildern:
Alle Karten von den vorhandenen und den geplanten Trassenverläufen für die angepriesenen, ökologischeren Stromvarianten zeigen: dieses Bild ist kein Wunschbild, sondern wird länderübergreifend nach Bundesbedarfsplan durch Gesetz von der Bundesnetzagentur verwirklicht. Die wohnortnahen Angebote zum regionalen Bürgerdialog verhindern groß gedachte, nachhaltige Ansätze und Lösungen des Gesamtproblems.
Für Akzeptanz der städtischen Bevölkerung gemäß ihrer Struktur (zumindest der gegenwärtigen und zukünftigen Berliner) braucht es nicht einmal eine Anreizregulierungsverordnung. Wie auf dem Bild soll es aussehen für Scater, Jogger, Biker, Segwayfahrer etc.; nur nicht in Berührung mit Spinnen, Käfern, Brennnesseln, Fuchsbandwurm etc. kommen. Insofern zeigt das Bild vorgreifend verkehrs- und menschenfreie Landschaft, die zum Schutz der verbliebenen Natur nur noch virtuell erlebt werden soll/kann/wird.
Das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert aktuell DEN Wald. Weiß die Hand was die andere tut? Gibt es zwei Hände, damit eine immer vorzeigbar sauber scheint?
Nicht Braunkohle vs. Windkraft und Deutschland umgeben von AKW, sondern eine Möglichkeit nicht nur für den Einzelnen:
ANDERS LEBEN!
Und die blühenden Landschaften?
Am Morgen des 18.11. hat der erste Raureif die herbstliche Landschaft überzuckert.
Am Waldrand leuchten überreife rote Preiselbeeren direkt neben ihren noch weißen, kleinen Blüten.
Wie im Märchen drücken schneeweiße Damhirsche ihre Schnauzen vertraulich durch das Gitter.
Wie im Märchen…
und fest gefrostet wie im Tiefkühlfach von diesen Waldrändern hinter Schleife: 7 große Röhrlinge, die ich nicht genau bestimmen konnte. Für eine Art Rotkappe waren sie zu gelbbraun, dem Stiel fehlten die schwarzen Schüppchen. Erst am 21.11. morgens mit Appetit als Pilzpfanne verzehrt! (Nachtrag vom 21.11.2017)
Das sorbische Miłoraz zeigt sich von der friedlichsten, gepflegtesten und gartengrünsten Seite, die man sich denken kann. Doch schaut genau auf die Art der Gärten, auf die Art der Häuser!
Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. 50 Jahre, 40 Jahre, 20 Jahre? Für wen? Für was? Wie lange? Manche behaupten, zweifelsfrei zu sein. Es geht um Klimawandel, unsere Erde, die einzigartige Kultur (jenseits von exclusiver Seenlandschaft) dieser und nicht nur dieser nationalen Minderheit. Ein weites Feld.