NSG Briesener Bach und Polsbach

8. Juni 2018 im Fläming: ca. 12 km in 4 Stunden von Ragösen Richtung Klein-Briesen, entlang am Briesener Bach, mit einem Abstecher zum Quellgebiet Polsbach

Wer den Fläming kennt, wird ihn bei 30° meiden. Der Naturpark besitzt jedoch einige kühle Quellwunder, das komfortabelste mit Kneipp-Tretbecken am Springbach in Bad Belzig. Über das “Dippmannsdorfer Paradies”, die Quelle der Plane und Bullenberger Bach / Klein Briesener Bach hält der Naturschutz seine Hände. Wahrscheinlich jeweils über ein viel zu kleines Gebiet, denn längst wissen wir: sauberes, natürliches Wasser ist endlich.

Wo sich Bäche vereinen küssen sich auch die Bäume
Wo sich Bäche vereinen küssen sich auch die Bäume

Nach den ersten, heißen 1,7 Kilometern ab Bushalt Ragösen blinkt der Mühlteich hoffnungsvoll durch das Grün. Blinkte nicht gleichzeitig ein buntes Plastestück mit Anglerleine quer über den Teich, könnte hier am Zusammenfluss von Briesener und Bullenberger Bach ins Wasser gehüpft werden. Vergesst es, das Schild „Baden auf eigene Gefahr“ winkt in ausgehebelter Form als deutlicher Zaunpfahl. Minibadewannen sollten in einem NSG sowieso ein Heimatrecht bleiben.

Viele Wege, viele Ziele
Ein Weg, viele Ziele

Markierungen hat der verlaufssichere Briesener-Bach-Damm gleich vier: Burgenwanderweg, blau quer (E 11), grün quer, grün-diagonal. Wegweiser informieren: Ziesar 33,1; Klein Briesen 4,1; Golzow 13,6; Belzig 21,7; Ragösen zurück 1 km.
Beim ersten Umgehungsanstieg vom mäandernden Briesener Bach hoch auf einen Hügelzug, versuche ich den nirgends markierten Polsbach zu erreichen.
Berg hoch, Berg runter, Berg hoch, runter – auf der Suche. Der Mischwald verliert sich bis auf Reste in Nadelholz-Monokultur. Etwas alter Baumbestand in vielleicht ehemaligen Wassersenken, kleine Aufforstungen. Endlich hab ich ihn, den Polsbach. Ohne Sicht auf den Bach endet der einzige Weg entlang des überaus sauberen, schnell fließenden Gewässers absolut unwegsam.

Wie ein unberührtes Paradies

Polsbach 1
Der Polsbach entwässert das Gebiet gen Norden
Polsbach 6
Meist sind es Buchen, die hier am Rand wurzeln, auf diesem Bild dürften es die Brettwurzeln einer Ulme sein.
Polsbach 2
Der Polsbach sprudelt und plätschert an vielen Stellen laut wie ein Gebirgsbächlein
Polsbach 4
Kurz vor dem Ende des Weges: der Polsbach nimmt mehrere Zuflüsse eines Quellkessels auf
Polsbach 7
… zuletzt ist er zum schmalen Wiesenbächlein geworden, flott fließend

Ein dahinter liegendes Getreidefeld geht unmittelbar über zur summenden Insektenvielfalt und Vegetation des jetzt nur noch schmalen Bächleins. Eine letzte, tief mit Wasser gefüllte Autospur zum Ansitz, dann ist Sense – oder eben keine. Sehe jeder selbst, wie zwischen Ragösen und Dippmannsdorf doch ein Blick auf das Sickergebiet des Polsbaches geworfen werden könnte.

Lass ich den Rehbock also springen, die Rotmilane auf ihrem Starkstrommast brüten… die Zeit vergeht mit Tasten und Schleichen.

Wo der Rehbock sein Lager hat
Das Lager eines stattlichen Rehbockes, kühl und schattig – da war mein Besuch zu leise, zu nah und zu ungewöhnlich

Jenseits des verwirkten Rechtes

Gegen einiges verstoße ich im Naturschutzparadies. Und nicht nur die Vögel verfolgen mich spähenden Auges.
Gottes zornige Warnung trifft mich zeitverzögert: ein Knacken. Noch ein aufgestörtes Wild? Noch ein Knacken. Vor mir beugt sich zeitlupenartig eine junge Birke. Scheisshandy – gerade verpackt für einen unspektakulären Rückweg; es versagt. Der junge Baum löst sich aus dem Verbund – kracht vor mir ins Gras am Schilfufer. Ohne Wind. Ich hätte so nah an der sandigen Höhe nicht mehr an „BirkenBRUCHwald“ gedacht. Wahrscheinlich sind es Restbestände, die das Gebiet auch hier in der Randzone noch als schützenswert auszeichnen würden.

Ich peile Klein Briesen an, gerate unerwartet zwischen Betonruinen, Streichholzwald und zerfahrene Sandwege*. Mache kehrt. Weiß der Geier was hier war, ist und was weiter unten am Berg andere, verblichene Schilder besagen.

Der Briesener Bach entpuppt sich  ohne den von Süden kommenden Polsbach als ein im Schlamm versackendes Stillgewässer, bleibt meist in seinen Mäandern stecken. Und der Polsbach fließt an seiner Mündung unspektakulär und schon gezähmt gerade in den nun wieder lebendigen Briesener Bach.

An der Polsbachmündung
An der Polsbachmündung

Egal, der Weg ist schön und den Karten-NSG-Stiefel nach Süden hin hab ich halbwegs erforscht. Die angepriesene 4km-Wanderroute „Bachflohkrebs“ ab Klein-Briesen erkunde ich später einmal. In Ragösen fahren die Busse stündlich nach Brandenburg. Das passt mir zeitgenau: so muss es sein!

Blaubeeren, reif, aber in der zu frühzeitigen Hitze meist zu klein geraten
Blaubeeren, so gut wie reif, aber ohne Regen in der zu frühzeitigen Hitzeperiode meist zu klein geraten

 

NSG Klein Briesener-, Bullenberger- und Polsbach
NSG Klein Briesener-, Bullenberger- und Polsbach

Auf alten Karten ist der Polsbach als Polzbach bezeichnet. Die wendisch-slawische Herkunft des Namens ist sicher, die Bedeutung vielleicht von “pole” abgeleitet: Feld, Feldflur – woher das Fließ auch kommt. Auch “Ragösen” zu rogoz = Rohrkolben, Schilf verweist auf die ursprünglich slawische Besiedlung der Gegend.
P.s. Meine Bezeichnung Briesener Bach ist falsch, es muss unbedingt Klein Briesener Bach heißen!

* Wer diese Schrecklichkeiten dokumentiert sehen möchte: geoview.info.

HIER der Bericht vom 13.6.2018: Lehnin – Golzow auf dem E11 und etwas abseits davon bis Ragösen.

 

Zwischen Fohrde, Radewege und Görden

1. Juni 2018
Gute 30 km von Bahnhof Fohrde nach Hohenferchesar, zu den Erdelöchern bei Radewege, auf ungewöhnlichen Wegen zum Bohnenländer- und Gördensee

Storchennest Fohrde
Storchennest Fohrde

Von Fohrde nach Hohenferchesar

Um die Wiesenbrüter nicht zu stören, ist es bis 31. Mai untersagt, von Fohrde nach Hohenferchesar durch die Bruchwiesen zu gehen. Der obere Feldweg wird trotzdem selten genutzt – es gibt eine Absperrung vor den Viehweiden. Von der Ziegelstraße aus entdecke ich das Nest mit der sich kurz aufrichtenden, brütenden Störchin.  Direkt daneben das Milchvieh in jämmerlichem Zustand – nach Weidetrieb sieht keins der Tiere aus.

Weiter auf breitem Wirtschaftsweg bis ein Findling verkündet: 2,5 km nach Ferchesar.  Mit Blick über die Niederungen lasse ich das Erklimmen der Sandwege zum Gallberg aus. Im weiten Bogen führt der Weg nach Hohenferchesar – offensichtlich ohne Storchennest. Auf den Wiesen gehet auch nichts. Trockenheit, Glyphosat, die aus Mangel an billigen Arbeitskräften schon reduzierten, riesigen Spargelfeldwüsten… In ihren Gärten rackern wenige und dann alte Menschen. Wir kaufen alle im Supermarkt.

Milchkuh-Qualen
Milchkuh-Qualen: rote Euter, Haut und Knochen… Ich bin sicher: mir Städter würde das ökologisch erklärt werden…
Dunkler Himmel und leises Donnern
Dunkler Himmel und leises, beständiges Donnern – ich entwische gegen den Wind
Havelland bei Hohenferchesar
Havelland bei Hohenferchesar

Richtung Radewege

Eigentlich wollte ich die alte Heerstraße testen vor ihrer Asphaltierung zwischen Hohenferchesar und Brielow*, aber die Gewitterwolken ziehen einen Kreis. Ich entlaufe unter weißen Sommerwolken Richtung Radewege zwischen schattigen Futterhecken für die Vögel.
Wieso, warum, weshalb dieser Wiesen-Feldweg auf der stark befahrenen L98 endet, weiß wohl niemand. Ohne mich: ich schlage mich zum Waldhang durch und breche fast die Knöchel auf den letzten Metern Steinschüttung, die endlich zum Übergang durchs Feld nach Radewege führt. Immerhin: ich ende nicht an den Banden zerquetscht und angefahren.
Auch die Rundwege Bohnenländer- und Gördensee verbindet eine Gefahrenstelle ungebremster Raserei.

Heckenweg nach Radewege
Allerlei für den Schnabel auf dem Heckenweg
Das ist Sommer: Feldrain
Sommer am Feldrain

An Radewege mit seiner Badestelle am Beetzsee und dem pefekten Fahrradweg* finde ich als Durchgangsgast kein Gefallen. Die erstbeste Gelegenheit zwischen die Radeweger Erdelöchern zu entfleuchen, kommt mir trotz Brennesseln recht. Die wegelosen Wiesen sind gemäht, der Bulle zum Glück nur ein Warnschild. In richtungsgenauem Zickzack geht es von hier aus bis Brielow um die Äcker. Durst und Hunger stille ich mit hellen, bereits reifen, sauren oder Sauer-Kirschen. Ende Mai kommt einfach noch niemand auf die Idee zu pflücken.

Nur weg vom Asphalt! Auf dem Anglerpfad der Radewegener Erdlöcher durch die Brennesseln
Nur weg vom Asphalt! Aber die Radeweger Erdelöcher entpuppen sich als pure Angelgewässer
Kleine Paradiese
Ein verstecktes, kleines Refugium an  den Radeweger Erdelöchern, sogar mit Bienenkiste am Türchen.

Bohnenländer- und Gördensee

Die Plauer Straße von Brielow endet am südlichen Zipfel vom Bohnenländer See. Ein einziger Fotoklick. Mein Blick wechselt in Sekundenschnelle vom See auf meine halbnackten Beine: ich hab schwarze Mückenstrümpfe an – renne den Uferpfad entlang, werfe alles Textile von mir.  Es krabbelt auf dünnen Beinchen aus allen Stoffritzen. Ich hüpfe ins schlammige Randwasser und schwimme, schwimme, schwimme…
An die Schwedenwälle denke ich nicht mehr – das Bodendenkmal wollte ich suchen.
Dann in Eile um den See, aber es ist mir zu zeitig für den Gördensee. Die Wegmarkierung zeigt auch eine 12 km Route. In jedem Fall heißt es jetzt wild über die Schienen der Strecke Brandenburg – Rathenow.

Eine Sec Bohnenländer Seeufer
Bohnenländer See – der Augenblick für Mückenschwärme
Vor dem Tod kommt der Kampf und die Verzweiflung
Kampf und Verzweiflung. Am Ende ist sogar der Tod ein einziges Lachen.

Ich marschiere zuversichtlich. Ich mag diese landwirtschaftlich geprägte Feld-Wald-Wiesenlandschaft. Nur an Wegen fehlt es im Revier. Straße nehm ich nicht. Auf der Karte sehe ich später: Kolonie Tieckow gequert, Ende mittig „An der Havel“. Nein danke. Ein nur noch von Wildschweinen genutzter Weg führt schräg zurück ins völlig Wegelose am Stellwehr Eisengraben. Ich erwische die richtige Seite. Drei Brücken stehen sonst zur Verfügung.

Brücke 1 über den Eisengraben
Brücke 1 über den Eisengraben
Brücke 2 über den Eisengraben
Brücke 2 über den Eisengraben
Brücke 3 über den Eisengraben
Brücke 3 über den Eisengraben

Reh, Hasen und ich biegen Richtung Süd noch vor den Häusern ab.
Wieder im Zickzack. Längst ist nichts mehr und aus keiner Richtung zu hören. Weit vor mir öffnet sich endlich der Wald: eine graugrüne, niedrige Mauer. WAS IST DAS? Photovoltaik so weit das Auge reicht. Rechts und links allerdürrester Kiefernwald – endlos alles militärisch angehaucht.

Vergebliche Taktik des Hasenpaares: Was nun?
Vergebliche Partner-Taktik: der Eisengraben ist eine Grenze und ich renne nicht hinter einem Hasen her.  Patt: wir starren uns unschlüssig im Dreieck an.
Nie wieder
Der ehemalige Fliegerhorst Briest nennt sich auf der Karte SOLARPARK (ein Foto auch noch von den Platten muss wirklich nicht sein…)
Preußische Schulbildung
Nutzbringende preußische Schulbildung

Irgendwann lande ich am Gördensee und einer glitschigen Betonrampe. Hinein ins Wasser mit mir und den Schuhen voller Schlamm.
Gegenüber die offizielle Badestelle, also ca. 3km bis zur Straßenbahn.
17:15 sitze ich an der Haltestelle. 18h steige ich in Brandenburg in den Regio nach Berlin.
Natürlich kann solche Wanderung exakt geplant absolviert werden – ohne Adrenalinschub. Die Wanderkarte steckt im Rucksack und in den Häusern der Kolonie Tieckow hätte sich trotz Bulldoggen und anderer Gefahren (hoffentlich haben alle Vorbeikommenden preußische Bildung genossen und nachts ein Lichtlein bei sich) jemanden zum Fragen gefunden. Aber das wäre nicht ICH gewesen ;)))

Badestelle Gördensee,Westseite
Badestelle Gördensee,Westseite

*zitiert nach Frank Bürstenbinder “maz-online”: „Ein Vorhaben, das der Landwirtschaft und dem Radtourismus in der Region dient“ (nicht mehr abrufbar, dafür auch ähnliche Thematik  → HIER zitiert
Nicht mehr lange, dann hechten wir Fusswanderer vor radelnden Senioren (Hauptkäufergruppe von E-Bikes; 25 km/h) ins seitliche Gebüsch. AAAACHTUNG!

Im Bogen um den Burgwall Riewendsee

24. 5. 2018 im Westhavelland
5 km von Bagow auf dem Mühlenweg und am „Strang“ entlang zum Burgwall Riewend
4 km auf dem Hochwasserschutzdamm und einem Staubweg nach Wachow
6,5 km auf der alten Straße von Wachow bis Gutenpaaren gerade durch

 

Der Mühlenberg von Bagow

Aussicht vom Mühlenberg Bagow mit Rotmilan
Blick Richtung NW vom Mühlenberg Bagow mit Rotmilan. Rechts mittig mit einzelnem, weiß leuchtendem Holunderbusch “mein” Graben als dunkler Streifen zur Straße

Der Götzer Berg mit seinem Aussichtsturm ist vom Bus aus und fast überall zu sehen. Da komme ich schnell ins Gespräch mit heimatliebenden Alteingesessenen. Perfekt an der kleinen Jugendstilkirche in Bagow abgesetzt, kann ich sofort einbiegen Richtung Riewend. Die Straße zieht sich. Irgendwie werde ich auch auf dem verlockenden Weg zum Mühlenberg mein Ziel erreichen. 59,9 m beträgt diese höchste Erhebung im Beetzseeraum. Der Blitz hat die einstige Bockwindmühle vernichtet und nun ist der Blick frei nach allen Seiten.

Weit unter mir kreist und segelt ein Rotmilan. Der helle Schwanz und das Weiß unter den Schwingen blitzen auf, wenn er sich auf seinem schnittigen Suchflug nähert und dreht: sicher das Männchen, während das Weibchen jetzt brütet.
Rotmilane stehen ganz oben auf der Liste der Totfunde von Windrädern – die sehe ich auch Richtung NO am Horizont.

Schilfgürtel zwischen Bagow und Riewend
Schilfgürtel am Strang bei Bagow

Eine Reiterin galoppiert durchs Feld. Vielleicht geht es am Schilfgürtel entlang. Das Schilf ist teilweise gemäht, der Boden butterweich. Aber am Graben rechtwinklig zum Strang nur noch eine Wildspur: Schritt für Schritt taste ich mich durch meterhohes Kraut. Ein falscher Tritt – es quietscht feucht zwischen den Zehen. Ich schaffe das. Zeitaufwändig um einen kleinen Sumpf und am Graben entlang – noch ein falscher Tritt: aus der Perspektive eines Rotwildes liegt es sich heimelig komfortabel.
Die Hälfte der 3 km langen Straße bis Riewend konnte ich umgehen.

Der Burgwall Riewendsee

Rekonstruktion nach Grabungsergebnissen
Grabungsergebnisse, Collage auf Grundlage der Infotafel. Höhe des Walles bis zu 5 m.

Riewend gehört neben Götz, Deetz und Gutenpaaren (=Parne) zur Gruppe der ältesten slawischen Siedlungen im Havelland. Am Nordufer des Riewendsees ist ein slawischer Burgwall aus dem 9./10. Jahrhundert erhalten, mit einem Durchmesser der Hauptburg bis zu 80 m und einer Fläche von 0,4 ha. Grabungen ermittelten: diese Rundburg  eines Hevellerfürsten endete niedergebrannt, wahrscheinlich durch die germanischen Askanier, die um 1157 die slawische Urbevölkerung besiegten und Dörfer nach deutschem Recht gründeten.

Slawischer Burgwall am Riewendsee
Slawischer Burgwall am Riewendsee

Ich reiße mich nur schwer los von den wogenden Gräsern und dem Schilf, alles vom Wind wie ein Meer bewegt.
Auf dem Hochwasserschutzdeich führt der Weg um den Burgwall, biegt ab Richtung Wachau oder Päwesin.
Die Sonne brennt mich jetzt aus Richtung West nieder.

Woher wir kommen und wohin wir gehen

Havelniederung zwischen Wachow und Gutenpaaren
Havelniederung zwischen Wachow und Gutenpaaren

Die periodisch von der Havel überflutete Niederung mit ihrem Feuchtgrünland ähnelt dem Unstruttal. Ich habe in beiden kein Heimatrecht. Man erwarb es sich nach der preußischen Reform der Niederlassungsbedingungen von 1842 über den Unterstützungswohnsitz. Schon damals führte migrierende Armut zum Konfliktpotential zwischen alteingesessenen Einwohnern und sozioökonomisch entwurzelten, aber nun regulären Zuwanderern. Nicht anders heute, allerdings durch Immobilienkauf geadelt. Nur ist über die engen Grenzen von Eigentum und Garage hinaus Heimat als solche kein Verlangen mehr.

Formgehölz
Formgehölz

Vor Wachow eine Baumschule für Formgehölze. Kegel, Kugel, Pyramiden – zur regionalen Landschaft ohne Bezug, es sei denn zu den Gärten von Potsdam. Dafür sind es zu viele Bäume und nicht Fürst oder König regieren, sondern die Marktwirtschaft mit dem Tagesgeschäft.

Aus dem Dunkel alter Erzählungen erinnere ich: väterlicherseits kam die Familie Protz aus dem Havelland nach Sömmerda in Thüringen. Die Familie sprach „vornehm“, aber es war der niederdeutsche Dialekt.
Was mag so weit getrieben haben? Die Ziegelei – längst nicht so traditionsreich wie im Havelland. Eine bäuerliche Einheirat? Die flache, weite Landschaft jedenfalls ähnelt zum Verwechseln. Die Schwalben fliegen ums Gemäuer. Es ist möglich, zu Hause zu sein.

Schicksal – dagegen aufbegehren. Vom Westhavelland nach Thüringen.
Schicksal – dagegen aufbegehren. Vom Westhavelland nach Thüringen.

In Wachow ist nichts historisch Aufschlussreiches zu finden. Also nach kurzer Kartenorientierung weiter nach Gutenpaaren auf mit sauber in Reihen gelegten, gelb gebrannten Klinkern. Vorsicht! Straßenschäden! Die → Klinker gucken unbeschädigt wie vor 200 Jahren unter dem krümligen, schwarzen Asphalt hervor.

Klinker - über 6 km von Wachow nach Gutenpaaren
Klinker – über 6 km von Wachow nach Gutenpaaren

An den Wegrändern schon seit Bagow Heckenrosen, Weiden, uralte Pappeln – angeblich kurzlebig, aber die urigen Stämme treiben neu aus.
Überall verbreiten die weißen, großen Teller der Fliederblumen ihren Duft. Auf Norddeutsch heißt der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) seit Urzeiten Fliederbaum. Und eine Suppe aus Fliederbeeren heilt jede Krankheit – zumindest die einer sich sehnenden Seele… Jedes Gehöft hielt früher seinen Fliederbusch heilig. Das wissen die „Neuen“ auch nicht – sie denken an das wuchernde Ölbaumgewächs, das als Zierstrauch aus Südosteuropa oder Asien gebracht bei uns verwilderte.

Klatschmohn im Getreide
Klatschmohn im Getreide

Der einstige Rittersitz Gutenpaaren hat endlich alles was ich erhoffte: einen alten Friedhof, sanierte Gebäude aus Ziegel und verfallene. Ein Storchennest mit Frau Adebare auf den Eiern.

Die Busse kommen zur Auswahl – Potsdam oder Brandenburg. Ich erinnere das Gespräch am Morgen. Ja, mein Busnachbar hat Recht: hier leben dürfen und bis in die Nacht hinein in den Sternenhimmel schauen können…
Wenigstens Aldi und Edeka erspare ich mir in Berlin. Es gibt Wildgemüse und süße Rosen-Fliederblütenküchlein.

Gutenpaaren
Das einst reiche Gutenpaaren – Träumerei

Biene

In Zukunft werde ich wohl auf meine Rosengelüste verzichten:
Im Staubgefäß der Blüte taumelt eine Biene. Aber weder diese Biene noch ein anderes Insekt nimmt meine blattlosen Blüten an, nicht einmal mit nur einigen fehlenden Blütenblättern. Betäubt von der süßen Nahrung brauchen sie offensichtlich deren Halt.

Erdelöcher Deetz und Götzer Berge

22. Mai 2018
12 km von Groß Kreutz nach Deetz, auf Mühlenbergweg und Ziegeleiweg in das Labyrinth der Deetzer Erdlöcher, hinauf zum Götzer Aussichtsturm und von dort 3,2 km abwärts zum Bahnhof Götz in knapp 20 Minuten: ich bin geschafft und der Zug auch!

Bummeln und genießen

Die Götzer Berge
Sommerwölkchen im Havelland über den Götzer Bergen

Bahnhof Groß Kreutz: ein Weg, der an die Sommerferienträume meiner Kindheit erinnert – Hohlwege durch Wiesen und Wald mit blühenden Heckenrosen. Das war frühestens ab Juli. Jetzt summt Ende Mai bereits hochsommerliche Mittagshitze in den Ohren.
Und abends kann ich 2 kleine Gläschen Rosenblütenkonfitüre in den Schrank stellen!

In anderen Jahreszeiten gehe ich hier eher quer Feld ein*. Heute möchte ich irgendwo schwimmen – also geradeaus zur Havel.

Spargelfelder bis zum Horizont, weitgehend abgeerntet
Zum Glück meist von Hecken verdeckt: Spargelfelder, bis auf die weißen Flächen am Horizont abgeerntet – nicht ein Halm Spontanvegetation…
Zu farbigen Mustern verlegtes Pflaster aus Ziegeln erinnert an die einstige Spezialität der Region
Zu farbigen Mustern verlegtes Pflaster: Ziegel – die einstige Spezialität der Region

Von der Straße her ein Posthorn klingt.
Was hat es, dass es so hoch aufspringt,
mein Herz?

Das Posthorn ist ein Postauto, wenig romantisch, wenn nicht eine reizende junge Frau fahren würde, die mir so herzlich zuwinkt sowohl hin als auch bei ihrer Rückfahrt: zwei kurze, glückliche Augenblicke.
Mir fällt ein: amerikanische Psychologen kamen zu der Schlussfolgerung, dass Menschen, die an Orten mit einer geringen Bevölkerungsdichte leben, sich glücklicher fühlen. STIMMT! Aktuelle Gedanken dazu verdränge ich.

Duftendes Heu auf dem Aussichtsplatz Mühlenberg von Deetz
Duftendes Heu auf dem Aussichtsplatz Mühlenberg von Deetz, am Hang Trockenrasen, dazwischen versprengte Spargelbäumchen…

Die Ortschaft Deetz möchte ich umgehen, biege in den Mühlenberg-Rundweg ein – so gut wie frisch gemäht. Das Heu duftet. Eine Eidechse flitzt ins Gebüsch. Durch den Wald hinunter zum See ohne Namen, am Park immer weiter Richtung Havel – das muss doch gehen, auf Googel maps entdecke ich später auch mehrere Wege. Falsch: „Wo kommen Sie her? Das sind keine Wege!“**. Hier geht es nur noch von nagelneuen Wegweisern gelenkt durch die Ortschaft: auf dem Mühlenbergweg, dem Ziegeleiweg und zum Havelradweg. Zwei Störche schaffen es quer – wenn ich ein Vöglein wär… Der Jungstorch im Nest an der Kirche kann es offensichtlich auch noch nicht.

Schwimmen und rennen

Irgendwann komme ich zwar nicht zur Havel, aber zu den Deetzer Erdlöchern. Ich spüre im Labyrinth der ehemaligen  Tongruben sechs gute Feen auf – textil im Wasser. Eigentlich komisch, auf den versteckten Pfaden gibt es niemanden sonst bis auf ein auch verstecktes Pärchen – und dichter könnten die Ufer nicht bewachsen sein. Aber ich kann es also wagen, hier zu schwimmen, sogar FKK.

Die Deetzer Erdelöcher
Die Erdelöcher Deetz sind die  einstigen Tongruben der Ziegeleien
Die einstigen Tongruben der Ziegeleien sind jetzt Raubfischgewässer
Die Idylle trügt: Raubfischgewässer! Es hat wohl seinen Grund, dass Frösche und Unken nur an den unverbundenen Löchern konzertieren…

Nachträglich gruselt mich: dieses Eldorado vor allem für Angler beinhaltet Raubfische. Und Hechte besitzen einen Schnappreflex, egal was da schwimmt… vor allem müssen die größten als Seltenheiten wieder ins Wasser entlassen werden. Irgendwas war um meine Beine oh Gott und Petri Heil als gegenteiliges Bitten!

Finger und Zehen sind noch dran. Bin nach ausgiebigem Schwimmen die Götzer Berge hoch zum Aussichtsturm. Oben der Blick auf die Uhr: 5 nach 3.  Gegen halb müsste mein Zug fahren. Ich weiß: der Bahnhof Götz liegt jwd. Ich renne abwärts. Ich schweiße die Asphaltstraßen durch den Ort. Ich sacke 15:25 auf die Bank am Bahnhof. Der Zug fährt in 7 Minuten.

Abstieg vom Aussichtsturm und dann etwa 108m abwärts vom Götzer Berg
Abstieg vom Aussichtsturm und dann abwärts vom Götzer Berg (108m) rennen, rennen, rennen…
Es geht auch anders – klick das Bild vom März 2017  – das Geburtstagsgeschenk für einen 70jährigen:
Aussichtsturm Goetz: Das Geburtstagsgeschenk für einen 70jährigen
März 2017

**
Wegerechte vs. Straßenausbaugebühren:
STOP von Straßenausbaubeiträgen in Deutschland!
Aber auch:
Für den Erhalt nicht asphaltierter Wanderwege!
Mehr sehen beim Gehen!

* HIER als Ergänzung die genannte, weglose Route – “einfach” (Vorsicht!) nur 1x von Groß Kreutz nach Groß Kreutz!

Kleine Fluchtversuche

…das sind ungeplante Wege ohne Karte, diktiert von Signalstörungen und anderen Unwägbarkeiten im Berlin-Brandenburger Verkehr.

Weiße Robinie und Heckenröslein

14. Mai 2018, kleine Runde vor der Stadt, 6 km

Vom Zug aus leuchten die Robinien in strahlend weißer Pracht.
Die süß schmeckenden Blüten lassen sich leicht von den Trauben streifen. Für das Essen sollte der kleine Stiel entfernt werden. Bis auf die Blüten gilt die Robinie als giftig. Aber ich möchte diese Leckerei ohne viel Federlesen: ein paar Löffel Mehl mit Wasser zu Pampe gerührt, die Blüten mit Stumpf und Stiel hinzu gegeben…
Die jetzt schon verblühten Heckenrosen reichen keinesfalls für Konfitüre – also rein in den Teig…
Im Nu braten die kleinen Kleckse in der Pfanne knusprig.

Robinienblüten
Robinienblüten
Pfannküchlein
Pampe und Pfannküchlein

Das Golmer Luch

17. Mai 2018, 6 km von Werder bis Golm

Zwei Tage später: flächendeckend sind die Robinienblüten welk. Die Bäume versinken schmutzig gelbgrau im übrigen Grün. Gelbgrau sieht auch bereits das “Hühnchen des Waldes” an den sterbenden Weiden aus, der Schwefelporling.

Vom Bahnhof Werder führt ein Radweg über die Eisenbahnbrücke und den Großen Zernsee, dann breit zwischen zwei urwaldartig bewachsenen Abzugsgräben hindurch. Von den Wiesen ist daher wenig zu sehen. Naturinteresse hegt sowieso niemand außer mir: es wird gejoggt, geradrennt, ab und zu fährt ein Auto.

Großer Zernsee
Großer Zernsee – mitten hindurch fließt die Havel
Golmer Luch
Golmer Luch. Hinter Gut Golm  grüsst dann schon der begrünte Damm zur ehemaligen Deponie – die Landschaft tut nur gesund…
Pestwurz
Pestwurz, links darunter Labkraut und  das gelb blühende Schöllkraut. Häufig am Graben Töpapier, einmal flattert sogar grün gefärbtes umher – ökologisch gedacht…

Am Gut Schloss Golm eine alte Auseinandersetzung: private Inanspruchnahme des Ufers. Außer kurz aufs Wasser schauen, ist nichts gestattet. Ich habe Glück: unter bezogenem Himmel und bei ziemlich frischer Brise lässt mich alles abschreckende Bemühen kalt.
Vielleicht wäre fürs Baden der hinter der Eisenbahnbrücke nicht markierte Weg günstig gewesen. Aber es gibt Schöneres in Brandenburg.

Badestelle
Badestelle seitlich vom Gut Schloss Golm. Die Bohlen im Wasser sind von Kormoranen besetzt
Bussard über dem Luch
Bussard über dem Luch und der Kuckuck ruft laut von weither…

Jetzt geht es nur zurück vom Gut. Der drecksgrau staubige Weg Richtung Marquardt verleidet mir die Idee, in Bornim und Neumanns Erntegarten die ersten Erdbeeren zu pflücken.
Also Golm*. Bis dahin wäre die Fahrradstrecke auch für Kinder geeignet – wenn Golm außer der Uni und dem Bahnhof noch irgendein anderes, nettes Ziel zu bieten hätte. Aber die Eigenheimbebauung boomt an allen Ecken und nimmt die Landschaft in Beschlag. Die Sehnsucht nach Berlin packt mich. Der Bus fährt nahtlos bis Potsdam Hauptbahnhof durch den Häusle-Speck.

*Fundort eines Kultwagens der Lausitzer Bronzezeit und eines Silberschatzes.
Wer sich so etwas im Brandenburger Museum ansieht, den interessiert die Herkunft nur selten im Sinn regionaler Besonderheit.
Sowieso hat sich → Golm (pdf, mit topograf. Karten!) brachial verändert; die dort neue Studentengeneration
sieht in solchem Umfeld die später eigene Vermarktung inklusive Eigenheime wohl in trockenen Tüchern –
in Berlin gibt es dagegen aktuell Hausbesetzungen: Bezahlbarer Wohnraum für alle!

Stoppt die zerstörende Flucht in die Natur! Natur ist Kultur!

Zum “Männertag” im Plagefenn

Etwa 20 km und 6 Stunden Solo ins Plagefenn und zu den Plageseen zwischen Chorin und Liepe 

Warum die Mönche Kutten mit Kapuzen tragen und ich 2x im Amtssee bade

Der Amtsseee in Chorin
Der Amtsseee in Chorin
Noch Mücken verjagen oder schon Haare trocknen?
Noch Mücken verjagen oder schon Haare trocknen? Bis jetzt ist FKK hier keine Sünde – den beiden Unbekannten danke für die Einladung!

Dass Chorin seine Existenz und seinen Ruf dem Zisterzienserkloster verdankt, muss ich nicht ausführen. Inwieweit Mönchskutte und Kapuze – in meinem Fall eine zu abgespeckte, moderne Variante – nichts als einen noch nie und von niemandem in Erwägung gezogenen Schutz vor teuflischem Getier haben, wäre eine Überlegung jenseits aller christlichen Interpretationen wert…

sssssssss klatsch sssssssssss klatsch ssssssss sssssss klatschklatsch sssss klatschkratz ssssssssssssssss sssss ssssssss sssssssssssss ssssssss klatsch klatsch ssssssssssssss ssssssssssssssss egal…

Muecke
Wenigstens gewährt der Amtssee wohltuende Kühlung nach dem ersten Begrüßungsstechen und zuletzt eine schlussendliche Entledigung fast* aller versteckten Blutsauger zwischen Hemd und Hose.
Welcher Waldwinkel im gesamten Amt der fleißigen Mönche aber genau den Namen “Mückenwinkel” verdient, habe ich nicht herausgefunden. Wehe, der Fuß gerät an den Rand der breiten, splittigen Wanderwege oder den der schmalen, alten Straßen mit ihrem Kopfsteinpflaster. Es könnte sich jenseits aller Moorleichenangst bewahrheiten:

Wer sich in die Natur begibt, kommt darin um.

Sumpfwald
Sumpfwald
Ideale Kleidung: Mönchskutte mit Kapuze
Es war einmal: Mönchskutte (Hände unter den Ärmeln) mit tief gezogener Kapuze

Vom Plagefenn zum Großen und Kleinen Plagesee und mehr dergleichen

An den Sümpfen und Wasserstellen selbst sind die Mücken rar. Und auch wenn mir die Idee zu dieser Wanderung der Herrentag eingab: die Plagen haben ursächlich nichts mit dem männlichen Geschlecht zu tun. Plage bedeutet vom slawischen plaviti abgeleitet alles mögliche um die Begriffe schwimmen, flößen, Ufer etc.

Plagefenn
Irgendwo im Plagefenn
Irgendwo im Plagefenn
Schattenspiele

Als Fenn wird im Brandenburgischen ein versumpfter oder vertorfter Binnensee, auch ein Teich – immer ohne festen Boden – bezeichnet. Nix mit Füße rein und planschen… Schon in Ufernähe versteckt sich unter den Blättern manch tiefes Schlammloch. Das Naturschutzgebiet verbietet das Betreten außerhalb der Wege ohnehin. Die Vorschrift hat eine glückliche Ausnahme: jenseits der mit Wanderzeichen geführten Route sind Wege kaum mehr kenntlich und haben natürlich kein ausdrückliches Ziel, schon gar kein von Mannsleuten ersehntes. Ich bin naturnah einsam. Total einsam bis auf flüchtige Begegnungen an drei Wegkreuzungen. Und eine Begegnung der schlimmsten Art: Richtung Liepe ein Bier- Schnaps- und Tütenrestetisch – ohne Menschen.

Am Wanderweg
Am Pflaster- und Wanderweg
Mitten im NSG - ehe es im Sumpf landet, nehme ich es mit
So süüüß… mitten im NSG – ehe es ganz im Sumpf schwimmt, nehme ich es mit; die andernorts demonstrativ platzierte Flaschenbar übersteigt meine Kapazitäten.

Meine Wanderstrecke kann ich nicht beschreiben. Wo zwischen Chorin und Brodowin oder aus Richtung Nettelgraben die Wege an den “Plagen” vorbei führen, da ist nicht mehr als “vorbei”. Jetzt aber bin ich wie mittendrin gefangen zwischen unzähligen kleinen Waldsümpfen, Brüchen, Hoch- und Tiefmooren, Wasserlöchern oder tiefen Kuten (Gruben) – ununterbrochen sich aneinander reihend. Irgendwann gerate ich auf eine Halbinsel. Doch: es geht ein schmaler Erdsteg weiter! Keine Karte scheint diese Wege zu verzeichnen. Nicht einmal die von kaum mehr lesbaren Wegweisern – Wurzelweg, Fennweg.  Mich reizt sowieso nur das unbekannte Dazwischen.
Es gibt allerdings Führungen durch das Plagefenn.

Plagefenn
Das Wasser: zu dieser Zeit wohl überall weitflächiger und tiefer als sonst
Fließ zwischen Seen
Künstliches Fließ zwischen sonst abflusslosen Seen

Jedes feuchte Biotop hat seine ganz eigene Oberfläche: Farbigkeit, Bewuchs und Ausstreckung – alles unterschiedlich. Wer das Revier mehrmals begeht, hat wohl keine Schwierigkeit, sich zu orientieren. Wahrscheinlich sind sogar manche meiner Fotos topografisch zu identifizieren. Aktuell weiß ich nur: mein Weg führt unablässig und immer an, meist sogar zwischen diesen Wasserflächen hindurch – eine erstaunliche Erfahrung in diesem trotz allem ringsum hügeligen Gebiet, geologisch als eine Mulde vom Lieper Endmoränenbogen beschrieben.

Inselbildung
Schwimmende Inseln
Wasserlinsen
Wasserlinsen

Außer Mückengesumm, Vogelgezwitscher und vereinzelten Kranichrufen: → Stille. Erst im Sumpf bei Liepe gibt es ein Froschkonzert, das wie unablässig pumpende Maschinen klingt. Quaken kombiniert mit dem Platsch unzähliger, kleiner Sprünge?
Einmal fliegt erschreckt ein Stockentenpaar auf. Die Blumenbinse trägt bereits ihre kugligen Wuschel und die weißen Blüten der Wasserfeder leuchten unerreichbar für ein gutes Foto.

Ein seltener Farbtupfer zwischen unendlich vielen Grüntönen
Ein seltener Farbtupfer zwischen unendlich vielen Grüntönen
Wurzelkadaver
Wurzelkadaver oder die Qual des Sterbens

Trotz der Stille – als sich der Himmel bewölkt und die Zeit reichlich fortgeschritten ist: o schaurig ist’s, in Gedanken an Annette von Droste-Hülshoff weit entfernt von sicheren Wegen durchs Moor zu gehn… weh, weh, meine arme Seele…

Der geflügelte Mooralb
Ist es der gespenstische Gräberknecht? Die gebannte Spinnlenor? Wo saugt dieser  geflügelte Mooralb?
Frische Wurzelwunde
Tiefe Wunde, frisch fließendes, rotes Wurzelblut – der Anblick wirkt unmittelbar als ureigener, brennend körperlicher Schmerz

und konkret bei mir selbst vom 11. bis 12. Mai schmerzlich juck kratz juck kratz kratzkratzkratz
*…die Zecke hat weiter gebissen…

MueckeWas wäre noch anzumerken? Wie üblich eine Wochenendausnahme: S-Bahn-Schienenersatzverkehr zwischen Buch und Bernau. Nicht verbreitet wird, dass auch die Regionalbahnen in Bernau einsetzen bzw. enden. Wer die versteckte Busabfahrtsstelle in Buch nicht schnell findet oder Platzangst in dem nur einen Bus bekommt, hat 20 Minuten zu warten.

 

Buntes Blumen-Schachbrett­muster

Blumen-Schachbrett
.

30. April 2018: im Bus Richtung Ziesar ein ununterbrochen small-talkendes Damenpaar. Aha: so funzt das. Kann ich nicht. Dafür trällere ich nachher den Kühen ein Lied.

Aber zuerst flitze ich zur  Schachbrett­blumen­wiese.
Die möchte ich erst einmal für mich allein haben. Gut so, auch wenn mich das Ganze nicht so wie eine Schlüsselblumenwiese begeistert. Unnatürlich von Weizen eingekesselt lässt mich die alljährlich akribisch gezählte Menge der Schachbrettblumen* kalt. Nur mit entsprechender Sonneneinstrahlung heben sich die Blüten farbig hervor.

Schachbrettblumenwiese Ziesar
Schachbrettblumenwiese Ziesar
Schachbrettblume im Sonnenlicht
Schachbrettblume im Sonnenlicht

Die Damen knien bereits vor den ersten Blumen. Ich entschwinde hinter den Bäumen und in den breiten Furchen eines Feldes Richtung Autobahn. Ein Reh erhebt sich, springt vor, lauscht, läuft zurück und verschwindet wie weggezaubert in dem grünen, kniehohen Getreide.

Weizenfeld mit "meinem" Reh
Weizenfeld mit “meinem” Reh

Der Burgen­wanderweg über Köpernitz nach Görzke

Hintergrund Burger King Raststätte Buckautal
30.4.2018: Teufelei im Hintergrund von Burger King Raststätte Buckautal und an der Autobahn insgesamt

Bald schon stoße ich auf einen der Burgen-Rundwanderwege, um ihn auf einem wilden Schlaf-Parkplatz für Fernfahrer gleich wieder zu verlieren.
Aber die Burger King Raststätte Buckautal müsste einen Übergang haben. Unerfahren mit fahrenden Objekten stolpere ich im Staub an Einzäunungen entlang. Über unsäglichen → Abfall.
Zurück. Nach Köpernitz führt der Weg ganz einfach unter einer Straßenbrücke hindurch. Bis zur Ziegelei Buckautal laufe ich glücklich durch Blumenwiesen und Kuhweiden – sehe zu wie die goldgelb leuchtenden Löwenzahnblüten in rasender Geschwindigkeit weggekaut werden.

Wiesen im Fläming
Wiesen und Felder bis zum Horizont
Stille, Wiesen und Felder bis zum Horizont
Ganze Teppiche mit dem kleinen, weiß blühenden Ackerhornkraut
Der Wind braust in den Ohren, Regenwolken ziehen heran
Der Wind braust in den Ohren, Regenwolken ziehen heran

Der Raps leuchtet gelb und weithin der magentarote Rhododendron an der „Ziegelei“. Ein Wegweiser zeigt nach Grebs oder Görzke. Meine Karte liegt bei meinem → Tuch… Schade, ich laufe an Buckau vorbei und ebenso an Abzweigungen Richtung Gräben und Verlorenwasser.
Der Burgenwanderweg aber führt stur und langweilig auf zerfahrenen Sandwegen durch Nutzwald. Der Wind knackt die Ästchen und Äste von der dürren Monokultur. Ab und zu ein alter Laubbaum oder junger Forst, eigenartig auch mit Lärchen, die in dieser Landschaft nichts zu suchen haben. Endlich der Abzweig Dahlen mit altem Mischwald und über die Straße hinweg mit Kaffee und Kuchen. Ich hab für mich bereits eine Tüte Grünfutter gesammelt. Also tourismusgelenkt und wieder sandig weiter zur → Wüstung Dangelsdorf. Wahrscheinlich kenne ich doch nur die Kirchenruine von Schleesen/Stackelitz. Hier fehlt mir der in Erinnerung gebliebene Brunnen. Und die Stabilisierung der Feldsteine mit Ziegel mag zwar für die Denkmalpflege eindeutige Datierung bedeuten – fürs Auge sticht das Ziegelrot zu heftig in das dunkle Grün des Waldes.

Wüstung Dangelsdorf, Ruine der Kirche
Wüstung Dangelsdorf, Ruine der Kirche

Mit Sturm von vorn kämpfe ich mich letztendlich auf dem Nonnenheider Weg nach Görzke, dem Töpferdorf. Die Felder scheinen beidseitig gedüngt mit braun glasierten Scherben.
In der Ferne fahren Busse. Fahrpläne gibt es trotz Haltestellen erst in der Mitte von Görzke. Schon am Halt Abzweig Dahlen grüßte ein Bus nur rückwärts mit mehrmaligem Blinken – was immer das bedeuten sollte.
Zur Not wandere ich noch 14 Kilometer bis Wiesenburg. Aber ich bin schon lange lustlos – die Sinnfrage beantwortet sich nicht.
Da kommt er: der Bus nach Bad Belzig.

Von Ziesar bis Görzke waren es gute 20 km in 6 Stunden minus eine Stunde Schachbrettblumenwiese, Wüstung Dangelsdorf und diverses Fotografieren = 5 Stunden. 4 km/h: bin ich sooo langsam?

 

*Schachblume (Fritillaria meleagris), auch Schachbrettblume, Kiebitzei, Perlhuhntulpe oder Kuckuckstulpe genannt

Verloren und verlieren

26. April 2018: gute 25 km ziemlich wegelos am Unterlauf von Verlorenwasser bis Friesdorf, außerplanmäßig nach Grebs, Steinberg, Bücknitz, Eulenmühle, Glienecke – eine Singlewanderung durch die Ausläufer “Hoher Fläming”, manchmal zu Dritt.

Auf den Spuren von Verlorenwasser - im Unterlauf insgesamt absolut kein verlorenes Wasser
Auf den Spuren von Verlorenwasser – im Unterlauf eigentlich reichlich fließend

Das verlorene Wasser

Den Zugang zu Verlorenwasser sollte man kennen: Dank an Herrn Augustin mit dem Hund*! Das schmale Bächlein hätte ich nie als den Fluss identifiziert, der höchstens vier schlängelnde und nasse Wiesenkilometer weiter in die Bücknitz mündet. Verlorenwasser scheint zwischen Grüningen und Wenzlow als wertvolles Gut früherer Ansiedlung vielfach nutzbringend verändert.

Der Damm vom Verlorenwasser in Wenzlow
Der Damm vom Verlorenwasser in Wenzlow

Auf einem künstlichen Damm führt flussaufwärts ein Pfad – wahrscheinlich ein Streitweg zwischen Freizeitanglern und einem Reiher um den Fischgrund. Von Biegung zu Biegung fühlen sich Reiher und ein einsamer Erpel gejagt bis es nur kraxelnd am Ufer unter der Brücke der L93 und unter der Autobahn hindurch weiter geht zu Puffs Mühle: ein abgeschnittener und weitgehend aufgegebener, traurig schöner Ort.

Die einstige Allee zu Puffs Mühle
Die einstige Allee zu Puffs Mühle

Wollen wir nicht schnurgerade und langweilig vorwärts hetzen, geht es noch mühseliger als bisher auf dem überwucherten Damm von Verlorenwasser bis zum verbarrikadierten Anwesen Grüne Aue, einer kleinen, offensichtlich alternativen Landwirtschaft. Hinter einer sumpfigen Wiese, voll mit blühendem Wiesenschaumkraut, verabschiedet sich der Damm in mooriges Gelände. Wir versinken im Unwegsamen.

Verlorenwasser wird völlig unwegsam
Verlorenwasser wird völlig unwegsam

Vielleicht hätte uns eine Pause regeneriert. Aber im rettenden Friesdorf, wo der Burgenwanderweg Hoher Fläming ohne Ortsbezeichnung  mit zwei Richtungen irritiert und sich im Regen keinerlei Sitzgelegenheit für Schirm, Cape, ausgebreitete Karte und Möhrenverzehr bietet, treibt es uns uneinig weiter.
WO geht es zum „Blauen Stein“?
Ich bin im Unrecht: Autobahnlärm braust unerwartet durch die Lüfte. Noch ist eine unbeliebte Streckenänderung nicht beschlossen. Schweigsam durchqueren wir die offene, jetzt sonnige Fläminglandschaft. Nicht konsequent rückwärts krebsend landen wir in Grebs.

Getrennte Wege
Getrennte Wege

Mich ärgert das Malheur nicht. Der weitere Verlorenwasserlauf sieht bereits auf der Karte abenteuerlich aus. Das braucht Zeit. Ich muss gar nichts. Quellgebiet und  Mittelpunkt der DDR habe ich bereits einmal unvergesslich auf einer → Knauer-Wanderung erlebt. Mich locken Bücknitz und Eulenmühle ebenso. Unser Dreiergespann verliert sich auf unterschiedlichen Wegen: Chaussee vs. niemals freiwillig Straße; zielsicher vs. Neugier.
Und der „Blaue Stein“? Das ist wie mit der Blauen Blume und dem Blau des Himmels – die sind schnell verloren.

Auf dem Burgenwanderweg nach Steinberg und mit grünem Punkt nach Bücknitz

...und weiter kommt man ohne ihr... Das passt!
Zweisamkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr… Passt!

Zwischen Wiesen und Wald gehe ich nach Steinberg und noch einmal durch eine grüne Wiesenlandschaft rechts nach Bücknitz oder über Köpernitz nach Ziesar? Nein, ich möchte jetzt auch nicht die kleinste Stadt. Die Wiesen stehen voll Löwenzahn, voller Kräuter jeder Art – für Kühe und Rehe und mich.

Der Burgenweg
Auf dem Burgenwanderweg – hier in den Ausläufern vom Hohen Fläming

Kultur und Natur blühen bunt durcheinander. Sogar ein Tulipan, die türkische Lale, hat sich in die Wiesen verirrt, wenn auch mit verblichener Zuchtfarbe. An das diverse jahreszeitliche Zusammen von Buschwindröschen und rotem Mohn habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Vielleicht gab es das doch schon vor dem Klimawandel. Zumindest Paul Gerhard mixt bedenkenlos Frühling und Sommer: → „Geh aus mein Herz…“.

Autobahnbrücke Richtung Bücknitz
Autobahnbrücke Richtung Bücknitz

Ein pfeifender und heulender Wind wirbelt in meine Ohren und übertönt das Rauschen der Autobahn. Einen Regenguss trägt der Wind auch herbei. Mensch mit Regencape wirkt als Pferdescheuche, aber meine Stimme beruhigt. Wir teilen uns die Möhren.

Pferde im Regen
Pferde im Regen – daher der trübe Schleier über dem Foto

Da ist schon Bücknitz mit dem Industriedenkmal Wassermühle an der Buckau, eine liebe Erinnerung an meine Kindheit und das Mehlmahlen in der  → Dreyse-Mühle von Sömmerda, getrieben von der weitaus mächtigeren Unstrut.

Wassermühle in Bücknitz
Wassermühle in Bücknitz

Die Eulenmühle

In Bücknitz werde ich aufgespürt. Also wieder zu Dritt zur Eulenmühle. Der mittelalterlichen Kirche hätte ich einen längeren Blick schenken sollen – aber drum herum strahlt es so klinisch, alles nur das Bild eines Bildes. Mich zieht es in den fliederbuschigen Weg Richtung Buckau und die lichte Bücknitzer Heide.

An der Buckau - hoffnungsvoll ohne Regen
Über einem echt verlorenen Wasser  zur Buckau – wer weiß, wann hier überhaupt etwas fließt

Vor der Eulenmühle bereits Schafe, Pferde, Esel. Im Wald scharren Hähnchen und Hühnchen. Alle Märchen bekommen wieder einen Sinn jenseits von graslosen Hühnerställen oder gar Legebatterien. Wild springen Ziegen über Wege und Wagen.

Hunde und ein Schaf als Wachhund
Ein Schaf gegen Hunde, der dritte ist bereits kräftig gezielt verstoßen

Die Mühle mit ihrem riesigen, klappernden Wasserrad mahlte wahrscheinlich schon vor dem dreißigjährigen Krieg Korn, obwohl erst 1771 hier die Dörfer von Friedrich II. mit Mahlzwang belegt wurden. Heute wird die Wasserkraft ab und zu zum Sägen von Holz genutzt. Aber vor allem lädt die → Eulenmühle zu einem längeren Aufenthalt ein – lecker, lecker, leider geschlossen.

Das Riesenrad der Eulenmühle
Das Riesenrad der Eulenmühle

Die Entscheidung fällt für die kurze Straße(!) nach Glienecke, nicht den doppelt langen Burgenwanderweg durch Wald und Feld.
Glück gehabt: der Bus kommt so gut wie sofort, sogar das verlorene Wasser kommt – nur jetzt von oben. In Brandenburg kommen die Bahnen. Der Hund ist bei Herrn Augustin richtig einsortiert – leider. Ansonsten haben wir noch alles, wenn auch ich das Hundefutter und Herr Augustin mein Tuch als Handschuh. „Es ist schon vertrackt…

*Mit Spaß assoziiert: Ingo Schulze „Der Herr Augustin“, Berlin Verlag 2008

Heilig, heilig, heilig

21. April 2018
Solo zum Anbaden im Liepnitz- oder Hellsee – mal sehn…

Heilige Wildnis an den drei heiligen Pfühlen
Heilige Wildnis an den Drei Heiligen Pfühlen

Die Drei Heiligen Pfühle

Am denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude Wandlitzsee, an Villen ebenfalls der zwanziger Jahre und diversen Schnuckelhäusern vorbei.  Wer hier wohnt und lebte vor – und vor – Joseph Goebbels Landsitz „Bogensee“ würde mich interessieren. Das alte Wirtshaus „Versunkene Glocke“ blinkt so privat neu, dass ich es kaum identifizieren kann. Erst wo die Straße in den Buchenwald abbiegt, geht es dicht entlang an zumindest zwei der Pfühle. Abseits ein Graben und Brückenbrett zu Anglerparadies, eingezäuntem Besitz, Feld und dahinter ganz verborgen ein paar kleine, bewaldete Kuppeln. Ein Reh springt vor mir auf – so nah und riesig – mit  drei, vier Sprüngen Richtung Moor und Sumpf. Dort ist alles heiliger Zauber.

Fixiert an Zeichen gelingen Naturerlebnis und Freiheit selten.

Maiglöckchen - nicht verwechseln mit Bärlauch!
Maiglöckchen – nicht verwechseln mit Bärlauch!
Wahrscheinlich Hellgrüner Samtläufer – liebt feuchte Orte
Wahrscheinlich “Hellgrüner Samtläufer”
Trocken vortasten zwischen den heiligen Pfühlen
Trocken vortasten zwischen den Pfühlen
Vielversprechend und sicher
Vielversprechend und sicher
Möglich ist vieles, letztendlich nichts
Möglich ist vieles, letztendlich nichts
Versinken und versunken
Versinken und versunken
Hell und lieblich zum Abschied
Hell und lieblich die Grenze
Im Heiligtum der Teufelskreis
Im Heiligtum der Teufelskreis

Regenbogensee und Liepnitzsee

Zivilisiert beschuht geht für mich nichts quer hinüber. Zurück übers Brett und auf leisen Sohlen jenseits der blauen 66-Seenwander-Punkte zum Regenbogensee. Das schallende Froschkonzert und mein Lauern auf die springende Spezies finden ein jähes Ende – Wandergruppe in Sicht.  Die Entscheidung fällt leicht: einsam hoch zum Steilufer Liepnitzsee. Die wenigen Badestellen sind bereits belegt. Die Fähre kommt, ach was – das Stück Straße nach Ützdorf überrenne ich, ebenso den trockenen Kiefernwald Richtung Lanke, unter der rauschenden Autobahn  hinweg und am textilgesitteten Oberseeufer im Eilschritt vorbei.
Manchmal  schimmert die Wandergruppe durchs Laub und schwatzt krake-elend übers Wasser. Aufklärung über das Verhältnis von Schallintensität und Leitfähigkeit auf dem ebenen Wasserweg täte Not – als Kajakfahrerin weiß ich davon ohne Wissenschaften.

Im Falle von Konflikten nehmen Nomaden einfach andere Wege.

Unsere nordischen Birken: heilend und heilig
Unsere nordischen Birken: heilend und heilig
Frühlingsgrüner Buchenwald am Regenbogensee
Frühlingsgrüner Buchenwald
Das Schweigen der Frösche im Bild
Das Schweigen der Frösche im Bild (Videostill)
Die wilde Seite vom Regenbogensee
Die wilde Seite vom Regenbogensee
Im dunklen Wasser ein heller Zauber
Im dunklen Wasser ein heller Zauber
Nicht im Himmel, nicht auf Erden
Nicht im Himmel, nicht auf Erden

Anbaden im Hellsee

Der von unbändiger Natur zurück eroberte Landschaftspark von Schloss Lanke mit blütenreichem Kraut und der frühlingslichte Uferweg am nördlichen Hellsee entschädigen. Badepause mit ausgiebigem Schwimmen. Absolut kein eiskaltes Wasser! Unter brutzelnder Mittagssonne sogar Schnelltrocknung ohne Handtuch.
Trotzdem: bis hierher lohnen eher das südliche Badeufer vom Liepnitzsee, das Durchqueren des Buchenwaldes Richtung Schönower Berge und dann am Ufer vom Hellsee ein Stück zurück nach Lanke. Wer weiter gehend noch das Upstallfließ zu überqueren versucht, muss den Hellsee bis → Spörgelhof oder Lobetal großzügig umrunden.

Wenn dem Ungläubigen etwas heilig sein sollte, dann das Wasser.

Gleich steil in die Tiefe
Gleich steil in die Tiefe
Anbaden – Klamottenbeweis
Anbaden – Klamottenbeweis
Der Hellsee in voller Schönheit
Der Hellsee in voller Schönheit
Kunstwerk Natur im Schlosspark Lanke
Kunstwerk Natur im Schlosspark Lanke

Am Hellmühler Fließ nach Biesenthal

Zu den schönsten Wanderwegen in  Berlinnähe gehört jedoch vom nördlichen Hellsee  ausgehend das tief eingeschnittene und flott plätschernde Hellmühler Fließ bis zu einer kleinen Brücke mit  Wanderbriefkasten vom Naturfreundehaus: natürlich hab ich mich eingetragen, getragen von allen sportlichen Trainingstouren des WSV Rotation Berlin ;)))
Nach den üppigen Buschwindröschen am Fließ noch eine sonnige Wiesenpause, ein Plausch mit einer ordinierten Intensivpilgerin aus Lobetal bis ich die ätzende Biesenthaler Bahnhofsstraße hinunter hetze. Rüdnitz wäre die bessere Alternative – falls man den Fahrplan kennt, es halten dort weniger Züge.
Da kommt auch die Wandergruppe angejappst – samt Hund Lisa. Nett wird zum gemeinsamen Wandern animiert, aber da ich vereinstreu zu breit grinsend ablehne, ist ein Ärgernis spürbar. Ach, ich kenne doch die Heiligkeit der Karnickelställe und Schrebergärtner in Zeiten der Globalisierung und fehlender Wanderleiter – mein Humor ist nicht jedem verständlich…

Nur äußerlich gesehen gehen der einsame Wanderer und eine Gruppe die gleichen Wege.

Hellmühlenweg
Hellmühlenweg
Mäander
Mäanderndes Hellmühlenfließ
Die Farben des Fließes
Die Farben des Fließes
Hellmühlenfließ
Ein Eisvogel jagt vorbei – nur live fürs Auge
Wiesenrast
Wiesenrast
Wie die Bäche enden
Wo die Bäche in Moor und Sumpf übergehen

Ab und zu lohnt es, Bilder mit Klick in einem neuen Fenster vergrößert anzusehen.

Harzer Grenzweg: Eckertal

14. April 2018
Bevor die Hexen in der Nacht zum 1. Mai durch die Wälder fliegen und dem dann welkenden Bärlauch die Kraft nehmen, schnell noch in den Schimmerwald von Stapelburg! Dort entdeckte ich nach meinem Bergwaldprojekt nicht nur den Bärlauch, sondern auch den “Jungborn”. Bepackt wie ein Harzer Kiepenweiblein war ich von Sankt Andreasberg hinunter gewandert zum Bahnhof Ilsenburg.
Hexerei und Heilsversprechen locken schon wieder in den Harzer HEX!

Stapelburg

Ruine Stapelburg
Ruine Stapelburg

Der Frühling platzt aus allen Knospen. Geradewegs vom Bahnhof Stapelburg geht es diesmal zur weithin sichtbaren Burgruine. Den kleinen Kegel weit umrundend, ist der reguläre Weg trotzdem schneller als gezerrt und gezogen von einigen Kilo Löss.
Auf der → Stapelburg sind die Vorbereitungen für die Saison der Ritter und Biertrinker im Gange. Ich schwöre: die Reise lohnt bereits!

14. April: Geburtstags-Veilchen
14. April: Veilchen zur Erinnerung
Guter Boden: Löß
Mehr Schluff als Lehm – also Löss
Löwenzahn
Saftiger Löwenzahn
Wilde Primel
Bergfrühling: Wilde Primel
Innerer Wall
Innerer Wall
Äußerer Wall
Äußerer Wall
Burghof
Burghof
Burgkeller
Viel versprechend: der Burgkeller in Arbeit
Gehöft in Stapelburg
Gehöft in Stapelburg
Blick in die Ferne mit blühenden Schlehen
Blick in die Ferne mit Schlehenbüschen

Alles Getränk verschmähend, wird mir jenseits der offiziellen Kellereröffnung → ritterlich ersatz- und ausnahmsweise eine historische (Vorsicht Waffengesetz!) Niederwildfalle vorgeführt. Der Begriff “Totschlagfalle” wird freundlichst vermieden. Vom unvorstellbaren Effekt am Beispiel eines Schaufelstiels bin ich höchst beeindruckt und → eingedenk anderer Fuchs-Tode (z.B. Betonrohrfalle? – die hatte ich ahnungslos ignoriert) nachträglich umfassend informiert. Die alten Geschichten von Wilderer- oder Förstertoden bekommen eine andere Dimension.

Die Kraft eines Stück Eisens...
Was ein Eisen bewirkt, war mir so nicht klar
Na ja, denkt der moderne Mensch erst einmal...
Na ja, denkt der moderne Mensch erst einmal…

Der Grenzweg bis Jungborn und der heilende Bärlauch

Flächendeckend Bärlauch
Flächendeckend Bärlauch

Ein großes, gelbes G
Hinter Stapelburg und Denkmal zur Maueröffnung liegt unmittelbar vor der Straßenbrücke der Zugang zum „Grünen Band“Grenzweg einst zwischen zwei deutschen Staaten, jetzt im Harz zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Als Pfad quert er an der Bahnbrücke über die Ecker die seit 1955 stillgelegte Strecke Bad Harzburg – Stapelburg – Ilsenburg – sogar noch mit Schienen, nach einer Info von W. Pagel, WSV Rotation Berlin mit Eisenschwellen – was es alles gab…!!!
Flächendeckend begleiten Bärlauch und Buschwindröschen.

Wehr im Eckertal bei Stapelburg
Wehr bei Stapelburg
Denkmal - demokratisch klein gedacht
Kleine Figürchen – das nenne ich weise…
Schimmerwald mit Grenzstein von 1848
Grenzstein von 1848
Grenzpfahl
Grenzpfahl
Das Ende
Schienenende aus Richtung Bad Harzburg
Brücke ohne Bahn über die Ecker
Bahnbrücke über die Ecker

Taufrischer → Bärlauch jetzt zwischen meinem Knäcke: die Gifte strömen aus dem Leib; mir wachsen Bärenkräfte. Gestärkt lasse ich den verrufenen “Schimmerwald” mit seinen Menschenfresser-Räubern* und der später noch schlimmeren Luftmunitionsanstalt aus. Der Weg biegt auch gleich zum “Jungborn”, dem heiteren Areal der berühmten, einstigen Kur-und Heilanstalt des → Adolf Just. Nicht den obigen Link zum “Bärlauch” vergessen – es gibt in einem früheren Beitrag Weiterführendes!

Licht-Luft-Lehm-Wasser
Licht-Luft-Lehm-Wasser
Keller vom ehemaligen Eckerkrug
Keller vom ehemaligen Eckerkrug
Jungborn Damenpark
Jungborn Damenpark
Paula und Undine
Kur-Lufthäuschen “Paula und Undine”

Beidseitig das Eckertal und vergeblich ins Große Zwießeltal

Die Ecker
Die Ecker

Bis wohin darf ich mich von der knappen Zeit zwischen den beiden einzigen Zügen des HEX treiben lassen?
Fluss aufwärts und linksseitig schreckt der geradlinige Posten- und jetzt Radweg.
Richtung Bad Harzburg: dieser Weg zur Rabenklippe zweigt zu weit entfernt in den Bergen ab.
Aber es ist Wochenende. Nichts fährt im Eckertal zur Papierfabrik, sogar der Planwagen vom “Waldcafé Eckernkrug” biegt ab. Irgendein alter Wanderweg muss sich doch an der Westseite der Ecker finden lassen! Muss nicht. Steinschlagwarnung und steiler Hang mit bindfadendünnen Quellbächlein rechtsseitig. Linksseitig das tiefe Tal der Ecker bis zum Tor der Papierfabrik. Schluss und aus. Es bleibt nur eine steinige, abschüssige Kletterpartie längs, dann in einem trockenen Bett steil hinauf zum still gelegten Wehr im künstlichen Lauf vom Stöttertalbach. Auch der liegt – zurückumgebaut – hier trocken. Das Brauchwasser wird weniger auffällig abgezapft und der Dammweg ist vergessen. Irgendwann wird der wilde Abgang hinunter zur Ecker geradezu erholsam. Das hat Zeit gekostet. Rabenklippe und Luchsgehege dürften bereits überlaufen und überradrennt sein.

Kaum zu beschädigen
Kaum zu beschädigen
Raser auf versiegelten Wegen
Tod auf versiegelten Wegen
Berghang am Grenzweg Eckertal
Berghang am Grenzweg Eckertal
Wehr für das einstige Brauchwasser
Für das einstige Brauchwasser der Papierfabrik

Ich entscheide für den im Vorfeld auf der Karte ausgespähten Wanderweg durchs Große Zwießeltal. Läppische 6 km bis Ilsenburg. Der Wegweiser ist zwar tütenverschnürt, doch solche Forst-Vorsichtsmaßnahmen sind üblich. Es ist windstill und sonnig, anfangs etwas “grenzwertig”. Romantisch schlängelt der Weg am Bächlein – allerdings aufwärts.
Plötzlich auch baumauf. Endlos. End-end-endlos dicht an dicht die Stämme bis zum Taleinschnitt zwischen den Bergen am Horizont…

Der Wegweiser ohne das Große Zwießeltal
Der Wegweiser ohne das Große Zwießeltal
Brücke zum Zwießeltal
Brücke zum Zwießeltal
Beton im Zwießeltalbach
Beton im Zwießeltalbach
Elektrik zur einstigen Grenze
Elektrik zur einstigen Grenze
Zwießeltalweg April 2018
Zwießeltalweg April 2018
Zwieseltalhang
Zwießeltalhang ohne Ende
Das war wohl der Borkenkäfer
Hier war es wohl der Borkenkäfer
Mitgerissen
von allen Seiten mitgerissen

Auf dem Besenbinderstieg nach Ilsenburg

Gescheiterter Versuch, mit wenigstens 3km/h weiter zu kommen. Hier wird es auf Jahre hinaus keinen Weg mehr geben. Also doch den Postenweg zurück Richtung Jungborn, vorbei am Rest einer mittelalterlichen Erzschlackenhalde. Ihrer Giftigkeit sind nur schwermetalltolerante Krustenflechten, Strauchflechten und Moose gewachsen. Früher auf natürlichen Erzlagerstätten, muss jetzt der geschützte Haldenbereich frei gehalten werden für diese Seltenheiten.

Scharlach-Becherflechte
Scharlach-Becherflechte
Becherflechten
Becherflechten zwischen grauen Strauchflechten
Buchenwurzeln am Waldümpel
Buchenwurzeln am Waldtümpel
Gesunde Buchen und zerstörte Kiefern
Gesunde Buchen und zerstörte Kiefern

Kurz dahinter zweigt der Besenbinderstieg Richtung Ilsenburg ab – unbedingt dem breiten, langweiligen Ilsenburger Stieg vorzuziehen!
Durch den frühlingshaften Buchenwald plätschern die Bächlein derzeit gern auch im Weg. Kaum zu glauben, wenn von einer sommerlichen Hitze 1845 erzählt wird als alle Quellen versiegten und Tiere und Menschen verschmachteten.
Nach 2,5 Kilometern liegt Ilsenburg zwischen saftigen Weiden im Tal.

Ilsenburg im Tal
Ilsenburg im Tal

Es war ein wunderbarer Frühlingstag. Aber das Wandern blieb mir beim Aufstehen eigentlich im Hals stecken. Nachts um 3 wurde Damaskus völkerrechtswidrig bombardiert. Gibt es keine Frühlingsblumen, keine Baumblüten in den Regierungsgärten dieser Welt?

*Leider ist → diese gruslige, aber glaubhafte Sage (als wahrscheinlich neues Fenster – popup funzt nicht!) in voller Länge nur gedruckt zu finden.

Die Bilder sind mit Klick zu vergößern.

Zweites Ostern am Gräninger Spring

8. April 2018, das frühlingshafte, orthodoxe Osterfest!
Gelockt vom Gräninger Spring – ca. 25 km von Rathenow aus wild über und durch Wasser, Wald, Wiesen und Felder.

Als Naturdenkmal und artesischer Brunnen angepriesen, kocht der Gräninger Spring auf einem undatierten Foto eindrucksvoll aus dem Sand. Das möchte ich sehen! Google maps verspricht pur Landschaft und verlaufssichere Strecke entlang von Waldrändern. Das schaffe ich! Auf wilden Wegen nach meinem Gusto ohne Karte!

Bestes Wetter, am relativ frühen Morgen eine Hand voll Menschen bis zum Blockhaus am Wolzensee. Dann gehört die Welt mir.

Bank am Wolzensee
Bank am Wolzensee
Wolzensee
Wolzensee
Laich - der Frühling regt sich
Laich – der Frühling regt sich
Die ersten Buschwindröschen
Die ersten Buschwindröschen

Bamme lasse ich aus. Die Bockwindmühle gehört ins Spezial vom WSV Rotation. Der Gräninger Spring dagegen stand zu meinen Zeiten noch nie auf einem Plan.
Nach dem See also gleich Südost. Hoch und runter geht es im preußischen Brandenburg oft, militärisch oder dämmend oder beides, man weiß es nicht immer. Hier kommt nach den künstlichen Höhen und Tiefen Niederung, Bach und viel Wasser – so viel, dass es nicht weiter geht. Meine ersten Buschwindröschen in diesem Jahr: Knipps. Das Handy streikt. Und gerade jetzt ist alles urwüchsig und wild! Nichts passiert – kein gänzliches Aus, absolut nichts. Das Teil wird heiß, ich laufe heiß ohne Foto.

Irgendwie schon wieder zwischen zwei Bächen gefangen – zurück, immerhin zu einem slawischen Burgwall, dann Richtung jenseitiger Waldrand über offenes Feld und Wiese. In der Ferne ein Traktor: die Gräben sind also zu überwinden. Das Handy meldet sich endlich ab und ich neu an – der Tag und dieser Beitrag sind gerettet.

Gelbstern
Gelbstern
Summende Oase
Summende Oase
Graben am Feld, sauber melioriert
Sauber melioriert am Feld
Slawischer Burgwall bei Bamme
Slawischer Burgwall bei Bamme

Quer geht es übers Feld, halb um den “Großen Berg” – dort müsste der Spring quellen. Es wird sommerlich warm und trocken sandig hier am Kiefernwald, keine Gegend für Quellen. Am Hang unten ein Hügel und immerhin ein Wasserreservoir mit Echo. Mauerreste und junge Brennnesseln – bald wird hier nichts mehr begehbar sein.
Mein Versuch, von neuer Höhe aus tiefer zu schauen, bringt neue Verwirrung: besser noch weiter unten entlang und Hals und Beinbruch bis sich ein Tal öffnet mit Blick auf zwei ellenlange Stallzeilen in der Ferne. Höchst rätselhaft. Google maps verrät später: Nennhof, das Karten-Waldstück davor ist real weggesäbelt. Klar ist: wieder West, um unterhalb des “Großen Berges” das zweite Laubwaldstück anzusteuern – die einzige, verbliebene Möglichkeit für den Spring.

Bunker oder Reservoir
Bunker oder Reservoir
Echo
Echo
Fundort: Spring und Hopps
Fundort: Spring und Hopps
Wegweiser ohne Weisung
Wegweiser ohne Weisung

Hat geklappt! Und für alle, die an Engel und egal welchen Osterhasen glauben: am Bänkchen hat wahrhaftig einer etwas vergessen!
Der artesische Brunnen allerdings hat sich als pure Sprudelei unter einer Wurzel hervor verabschiedet, immerhin mit so reichlich Wasser, dass sich ein munteres Bächlein in der kleinen Schlucht bildet. Breit versickert es als Bachschwinde irgendwo im Gebüsch. Oberhalb das Wasser zum Quellteich gestaut: das zauberhafte Reich der Waldnixe.

Es war einmal ein Spring
Es war einmal ein Spring
Die Theorie
Gefährdete Natur – nur Bild scheint von Dauer
Zum Quelltümpel
Zum Quelltümpel
Bachschwinde
Bachschwinde
Das Reich der Waldnixe
Das Reich der Waldnixe
Verzaubert
Verzaubert

Zurück nach Rathenow: die verpasste Foto-Strecke findet sich nicht wieder. Mit einer Biege wird es trotzdem abwechslungsreich – plus feucht unter den Füßen. Vorwärts und zurück. Vorwärts und zurück. Im Blick ein kleiner Damm. Geschafft. Allerdings fließt oder besser steht davor ein unergründlicher Bach. Endlich, endlich ohne Gruppenverweigerung eine Überquerung! Iyengar-Yoga: Beine hoch, Arsch hoch und auf den Armen vorwärts stemmen und schweben! Funzt. Und das morsche Stück hält! Das war mittig meine größte Angst – oder gepfählt von den Asthaken…

Grabensystem
Grabensystem
Märkische Heide
Märkische Heide
Bis zum Horizont
Bis zum Horizont
Geht nicht
Geht nicht
Hangelstamm
Hangelstamm
Damm in Sicht
Damm in Sicht
Die Knochen
Die Knochen (Lineal beachten!) – ich spüre meine!
Letzte Gefahr, nicht etwa Armlänge!
Nicht etwa Armlänge und nicht flach!

Noch etwas urig bis das Ufer vom Wolzensee erreicht ist, dann – nach 9 (neun!) Stunden steige ich mit gesunden plus riesigen, fremden Knochen in den Zug gen Berlin… Es war supi!!!

Iyengar-Yoga: Üben lohnt sich!
Iyengar-Yoga lohnt  sich auch weniger perfekt!

Die Bilder sind mit Klick zu vergrößern, die Knochen gibt es größer höchstens aus dem Mesozoikum 😉

Von heut auf morgen

20. / 21. März 2018 zwischen Schneegestöber und Tauwetter und am 22. März ein Mix aus beiden
Zwei superkurze Brandenburger Wanderungen zum kalendarischen Frühlingsbeginn plus an die 20 km geborgte Landschaft

Noch einmal das Glück!
20. März: Noch einmal winterliches Glück!
Hohlweg
Hohlweg

Eine Stunde im Neuschnee. Rings um mich ein griesegrauer Schneevorhang. Etwa 10 Zentimeter hoch liegt der Schnee. Totenstille. Nirgends eine Spur. Die Tiere halten sich versteckt. Wer weiß, wie nah ich an ihnen vorbei gehe. Zum Aufspringen oder zum Auffliegen gibt es keinen Anlass – all das würde mehr verraten als das stille Ausharren. Meine Schuhe sind durchweicht (es braucht wohl neue…). Ich drehe um und fahre heim.

 

21. März

Zwei Stunden laufe ich über jämmerliche Schneereste von gestern. Doch, DAS ist schon Frühlingsluft. Noch ist der Boden gefroren. Es läuft sich überall gut, trotz der Pfützen. Auf den Wegen könnte es so nah an der Stadt Potsdam sogar ab und zu Begegnungen geben. Aber rings um den Brauhausberg und auf dem Telegrafenberg schlängeln sich zahlreiche kleine Pfade. Es ist zwischen dem kleinteiligen Hoch und Runter und so vielem Holz nicht schwierig, unsichtbar zu bleiben.

Einsteinturm Potsdam
Einsteinturm Potsdam, 1919- 22 erbaut als Observatorium, Architekt: Erich Mendelsohn
Brauhausberg
Berg und Tal in Miniformat
Abenteuer Wald
Abenteuer Wald

Dann plötzlich eine Plattform auf Baumstämmen – wie ein indianisches Holzgerüst, um am Ende des Lebens das letzte Ritual in der Stille der Natur zu vollziehen. Auch wenn dieses Lager nur dafür da wäre, um an einigen Stunden des Tages der Sonne näher zu sein: da oben auf den Holzplanken trägt mit Sicherheit das Gefühl einer unmittelbaren Zugehörigkeit zu mehr als der alltäglichen Virulenz und Hektik über alle Gedanken und auch über den Tod hinweg. Und eigenartig endet meine Wanderung an der sich unendlich lang ziehenden Mauer vom Neuen Potsdamer Friedhof. Vor dem Tor eine sich versammelnde Trauergemeinde in kleinen Grüppchen. Die Straßenbahnen brausen vorbei. Dies und das, Wege, Grabkreuze. Ich schaue hoch in Immergrün und durch knorrige Äste in das Himmelslicht. Mit Sicherheit sterben wir in der Gegenwart viel zu beiläufig. Die Friedhofsgasse aus Richtung Bahnhof führt ganz folgerichtig vorbei am Alten zum Neuen Friedhof direkt zum Kletterwald und Abenteuerpark Potsdam.

Rettung, Schlaf, Tod
Rettung, Schlaf, Tod
Ewigkeit Grün
Hoffnung Ewigkeit

 

22. März

Für mich fließen diese drei Tage und meine Wanderungen ineinander (zum heutigen → world water day, wenn schon kein Gewässer, so doch das richtige Verb :))). Schneegestöber, Sonne und tauender Schnee, Überschwemmungen auf den Feldern. Schon wieder fliegt ein grauweißes, nasses Schneegegriesel über alles hinweg. Es ist als würden mir die Hände abfallen im eisigen Wind. Ich fotografiere nichts als die Schwäne.
Von der Eigentümerin eines in neuem Glanz erstrahlenden Herrenhauses ist zu erfahren: alles was zu sehen ist vom eigenen Haus aus, aber nicht zum Grundstück gehört, wird “geborgte Landschaft” genannt.
Ich gehe über geborgtes Land.
Ich schaue in geborgten Wald.
Ich kaue geborgte, → goldgelbe Zitterlinge, ziemlich geschrumpft auf geborgtem Totholz.
Und Gott schaut wohl verwundert über seine, ihm nur noch geborgte Welt (falls überhaupt – wenigstens ab und zu – ihm das Borgen gestattet wird).

Die Schwäne über dem Feld
Die Schwäne über dem geborgten Feld