…das sind ungeplante Wege ohne Karte, diktiert von Signalstörungen und anderen Unwägbarkeiten im Berlin-Brandenburger Verkehr.
Weiße Robinie und Heckenröslein
14. Mai 2018, kleine Runde vor der Stadt, 6 km
Vom Zug aus leuchten die Robinien in strahlend weißer Pracht.
Die süß schmeckenden Blüten lassen sich leicht von den Trauben streifen. Für das Essen sollte der kleine Stiel entfernt werden. Bis auf die Blüten gilt die Robinie als giftig. Aber ich möchte diese Leckerei ohne viel Federlesen: ein paar Löffel Mehl mit Wasser zu Pampe gerührt, die Blüten mit Stumpf und Stiel hinzu gegeben…
Die jetzt schon verblühten Heckenrosen reichen keinesfalls für Konfitüre – also rein in den Teig…
Im Nu braten die kleinen Kleckse in der Pfanne knusprig.
RobinienblütenPampe und Pfannküchlein
Das Golmer Luch
17. Mai 2018, 6 km von Werder bis Golm
Zwei Tage später: flächendeckend sind die Robinienblüten welk. Die Bäume versinken schmutzig gelbgrau im übrigen Grün. Gelbgrau sieht auch bereits das “Hühnchen des Waldes” an den sterbenden Weiden aus, der Schwefelporling.
Vom Bahnhof Werder führt ein Radweg über die Eisenbahnbrücke und den Großen Zernsee, dann breit zwischen zwei urwaldartig bewachsenen Abzugsgräben hindurch. Von den Wiesen ist daher wenig zu sehen. Naturinteresse hegt sowieso niemand außer mir: es wird gejoggt, geradrennt, ab und zu fährt ein Auto.
Großer Zernsee – mitten hindurch fließt die HavelGolmer Luch. Hinter Gut Golm grüsst dann schon der begrünte Damm zur ehemaligen Deponie – die Landschaft tut nur gesund…Pestwurz, links darunter Labkraut und das gelb blühende Schöllkraut. Häufig am Graben Töpapier, einmal flattert sogar grün gefärbtes umher – ökologisch gedacht…
Am Gut Schloss Golm eine alte Auseinandersetzung: private Inanspruchnahme des Ufers. Außer kurz aufs Wasser schauen, ist nichts gestattet. Ich habe Glück: unter bezogenem Himmel und bei ziemlich frischer Brise lässt mich alles abschreckende Bemühen kalt.
Vielleicht wäre fürs Baden der hinter der Eisenbahnbrücke nicht markierte Weg günstig gewesen. Aber es gibt Schöneres in Brandenburg.
Badestelle seitlich vom Gut Schloss Golm. Die Bohlen im Wasser sind von Kormoranen besetztBussard über dem Luch und der Kuckuck ruft laut von weither…
Jetzt geht es nur zurück vom Gut. Der drecksgrau staubige Weg Richtung Marquardt verleidet mir die Idee, in Bornim und Neumanns Erntegarten die ersten Erdbeeren zu pflücken.
Also Golm*. Bis dahin wäre die Fahrradstrecke auch für Kinder geeignet – wenn Golm außer der Uni und dem Bahnhof noch irgendein anderes, nettes Ziel zu bieten hätte. Aber die Eigenheimbebauung boomt an allen Ecken und nimmt die Landschaft in Beschlag. Die Sehnsucht nach Berlin packt mich. Der Bus fährt nahtlos bis Potsdam Hauptbahnhof durch den Häusle-Speck.
*Fundort eines Kultwagens der Lausitzer Bronzezeit und eines Silberschatzes.
Wer sich so etwas im Brandenburger Museum ansieht, den interessiert die Herkunft nur selten im Sinn regionaler Besonderheit.
Sowieso hat sich → Golm (pdf, mit topograf. Karten!) brachial verändert; die dort neue Studentengeneration
sieht in solchem Umfeld die später eigene Vermarktung inklusive Eigenheime wohl in trockenen Tüchern –
in Berlin gibt es dagegen aktuell Hausbesetzungen: Bezahlbarer Wohnraum für alle!
Stoppt die zerstörende Flucht in die Natur! Natur ist Kultur!
Etwa 20 km und 6 Stunden Solo ins Plagefenn und zu den Plageseen zwischen Chorin und Liepe
Warum die Mönche Kutten mit Kapuzen tragen und ich 2x im Amtssee bade
Der Amtsseee in ChorinNoch Mücken verjagen oder schon Haare trocknen? Bis jetzt ist FKK hier keine Sünde – den beiden Unbekannten danke für die Einladung!
Dass Chorin seine Existenz und seinen Ruf dem Zisterzienserkloster verdankt, muss ich nicht ausführen. Inwieweit Mönchskutte und Kapuze – in meinem Fall eine zu abgespeckte, moderne Variante – nichts als einen noch nie und von niemandem in Erwägung gezogenen Schutz vor teuflischem Getier haben, wäre eine Überlegung jenseits aller christlichen Interpretationen wert…
Wenigstens gewährt der Amtssee wohltuende Kühlung nach dem ersten Begrüßungsstechen und zuletzt eine schlussendliche Entledigung fast* aller versteckten Blutsauger zwischen Hemd und Hose.
Welcher Waldwinkel im gesamten Amt der fleißigen Mönche aber genau den Namen “Mückenwinkel” verdient, habe ich nicht herausgefunden. Wehe, der Fuß gerät an den Rand der breiten, splittigen Wanderwege oder den der schmalen, alten Straßen mit ihrem Kopfsteinpflaster. Es könnte sich jenseits aller Moorleichenangst bewahrheiten:
Wer sich in die Natur begibt, kommt darin um.
SumpfwaldEs war einmal: Mönchskutte (Hände unter den Ärmeln) mit tief gezogener Kapuze
Vom Plagefenn zum Großen und Kleinen Plagesee und mehr dergleichen
An den Sümpfen und Wasserstellen selbst sind die Mücken rar. Und auch wenn mir die Idee zu dieser Wanderung der Herrentag eingab: die Plagen haben ursächlich nichts mit dem männlichen Geschlecht zu tun. Plage bedeutet vom slawischen plaviti abgeleitet alles mögliche um die Begriffe schwimmen, flößen, Ufer etc.
Irgendwo im PlagefennSchattenspiele
Als Fenn wird im Brandenburgischen ein versumpfter oder vertorfter Binnensee, auch ein Teich – immer ohne festen Boden – bezeichnet. Nix mit Füße rein und planschen… Schon in Ufernähe versteckt sich unter den Blättern manch tiefes Schlammloch. Das Naturschutzgebiet verbietet das Betreten außerhalb der Wege ohnehin. Die Vorschrift hat eine glückliche Ausnahme: jenseits der mit Wanderzeichen geführten Route sind Wege kaum mehr kenntlich und haben natürlich kein ausdrückliches Ziel, schon gar kein von Mannsleuten ersehntes. Ich bin naturnah einsam. Total einsam bis auf flüchtige Begegnungen an drei Wegkreuzungen. Und eine Begegnung der schlimmsten Art: Richtung Liepe ein Bier- Schnaps- und Tütenrestetisch – ohne Menschen.
Am Pflaster- und WanderwegSo süüüß… mitten im NSG – ehe es ganz im Sumpf schwimmt, nehme ich es mit; die andernorts demonstrativ platzierte Flaschenbar übersteigt meine Kapazitäten.
Meine Wanderstrecke kann ich nicht beschreiben. Wo zwischen Chorin und Brodowin oder aus Richtung Nettelgraben die Wege an den “Plagen” vorbei führen, da ist nicht mehr als “vorbei”. Jetzt aber bin ich wie mittendrin gefangen zwischen unzähligen kleinen Waldsümpfen, Brüchen, Hoch- und Tiefmooren, Wasserlöchern oder tiefen Kuten (Gruben) – ununterbrochen sich aneinander reihend. Irgendwann gerate ich auf eine Halbinsel. Doch: es geht ein schmaler Erdsteg weiter! Keine Karte scheint diese Wege zu verzeichnen. Nicht einmal die von kaum mehr lesbaren Wegweisern – Wurzelweg, Fennweg. Mich reizt sowieso nur das unbekannte Dazwischen.
Es gibt allerdings Führungen durch das Plagefenn.
Das Wasser: zu dieser Zeit wohl überall weitflächiger und tiefer als sonstKünstliches Fließ zwischen sonst abflusslosen Seen
Jedes feuchte Biotop hat seine ganz eigene Oberfläche: Farbigkeit, Bewuchs und Ausstreckung – alles unterschiedlich. Wer das Revier mehrmals begeht, hat wohl keine Schwierigkeit, sich zu orientieren. Wahrscheinlich sind sogar manche meiner Fotos topografisch zu identifizieren. Aktuell weiß ich nur: mein Weg führt unablässig und immer an, meist sogar zwischen diesen Wasserflächen hindurch – eine erstaunliche Erfahrung in diesem trotz allem ringsum hügeligen Gebiet, geologisch als eine Mulde vom Lieper Endmoränenbogen beschrieben.
Schwimmende InselnWasserlinsen
Außer Mückengesumm, Vogelgezwitscher und vereinzelten Kranichrufen: → Stille. Erst im Sumpf bei Liepe gibt es ein Froschkonzert, das wie unablässig pumpende Maschinen klingt. Quaken kombiniert mit dem Platsch unzähliger, kleiner Sprünge?
Einmal fliegt erschreckt ein Stockentenpaar auf. Die Blumenbinse trägt bereits ihre kugligen Wuschel und die weißen Blüten der Wasserfeder leuchten unerreichbar für ein gutes Foto.
Ein seltener Farbtupfer zwischen unendlich vielen GrüntönenWurzelkadaver oder die Qual des Sterbens
Trotz der Stille – als sich der Himmel bewölkt und die Zeit reichlich fortgeschritten ist: o schaurig ist’s, in Gedanken an Annette von Droste-Hülshoff weit entfernt von sicheren Wegen durchs Moor zu gehn… weh, weh, meine arme Seele…
Ist es der gespenstische Gräberknecht? Die gebannte Spinnlenor? Wo saugt dieser geflügelte Mooralb?Tiefe Wunde, frisch fließendes, rotes Wurzelblut – der Anblick wirkt unmittelbar als ureigener, brennend körperlicher Schmerz
und konkret bei mir selbst vom 11. bis 12. Mai schmerzlich juck kratz juck kratz kratzkratzkratz
*…die Zecke hat weiter gebissen…
Was wäre noch anzumerken? Wie üblich eine Wochenendausnahme: S-Bahn-Schienenersatzverkehr zwischen Buch und Bernau. Nicht verbreitet wird, dass auch die Regionalbahnen in Bernau einsetzen bzw. enden. Wer die versteckte Busabfahrtsstelle in Buch nicht schnell findet oder Platzangst in dem nur einen Bus bekommt, hat 20 Minuten zu warten.
20 km Wanderung mit Hans-Jürgen Deutschland und den Cöpenicker Wanderfreunden ins Zittauer Gebirge.
Rundum schauen – genießen – zügig wandern – mehr ist eigentlich nicht zu sagen.
Von Zittau aus das erste Ziel in der Ferne: die prächtige NapoleonslindeWeitblick bis ins Böhmische zum JeschkenKletterfelsen (ohne uns)Schnell oder langsam, es ist egal
Am Fuß der Berge angekommen kurz den Geldsteinweg, dann noch etwas höher aufwärts – an Kletterfelsen vorbei – Felsengasse bis Aussichtspunkt Lubisch-Höhe – von der Zweigstelle Kammloch zwischen den Grenzsteinen C und D steinig und steil zur Hochwaldbaude.
Das coole ZielAuf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude
Fernsehnsucht entwickeln, al Gusto Einkehr oder → Kräuter (nur als Popupfenster!) sammeln und geradewegs auf sicherem Weg zum Bahnhof Oybin.
Die Dampflok kommt fauchend und pfeifend – die Kinderherzen hüpfen und die alten auch: es geht wie in früheren Zeiten mit dem Bähnle zurück nach Zittau.
Bahnhof Oybin – seit 1890Hat alles nahtlos geklappt: ein zufriedener Wanderleiter
Bergsichten und Konditionstest: wieder einmal völlig anders als Brandenburg mit insgesamt ca. 14 Stunden (für mich allein von Bett zu Bett) unterwegs – mit geradezu fliegenden Anschlüssen allerorts (manchmal reagiert die Bahn flexibler als ihr Fahrplan – danke an die ODEG). Das hat gelohnt – für die Wiederholungstäter und für die Neulinge!
Außerdem Sonne satt mit strahlend blauem Himmel und kühlendem Wind – ein kräftiges Schattenspiel nicht nur im Wald:
Wagenkupplung der Zittauer Dampf- und SchmalspurbahnWußtet ihr, was euer Kniegelenkknorpel kann und können muss? Das war Straßenrennen, -springen und -hüpfen von der Hochwaldbaude abwärts nach Oybin
Der slawische Burgwall bei Riewend
mit Sonnenbrand
ca. 16
Spargelabdeckung bei Krielow im Oktober
2. Mai 2018: Deutscher Erdüberlastungstag
Gesund ernährt mit → Spargel?
Spargelabdeckung bei Groß Kreutz (Havel) im Oktober 2017 – den ganzen Waldrand entlang…
Der → Erdüberlastungstag zeigt, wann wir rein rechnerisch jährlich und national die Menge an natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die sich im gleichen Zeitraum bezogen auf unsere Größe wieder regeneriert. Ökologisch gesehen nutzen wir ab heute bis zum Rest des Jahres natürliche Ressourcen, die den kommenden Generationen fehlen werden.
30. April 2018: im Bus Richtung Ziesar ein ununterbrochen small-talkendes Damenpaar. Aha: so funzt das. Kann ich nicht. Dafür trällere ich nachher den Kühen ein Lied.
Aber zuerst flitze ich zur Schachbrettblumenwiese.
Die möchte ich erst einmal für mich allein haben. Gut so, auch wenn mich das Ganze nicht so wie eine Schlüsselblumenwiese begeistert. Unnatürlich von Weizen eingekesselt lässt mich die alljährlich akribisch gezählte Menge der Schachbrettblumen* kalt. Nur mit entsprechender Sonneneinstrahlung heben sich die Blüten farbig hervor.
Schachbrettblumenwiese ZiesarSchachbrettblume im Sonnenlicht
Die Damen knien bereits vor den ersten Blumen. Ich entschwinde hinter den Bäumen und in den breiten Furchen eines Feldes Richtung Autobahn. Ein Reh erhebt sich, springt vor, lauscht, läuft zurück und verschwindet wie weggezaubert in dem grünen, kniehohen Getreide.
Weizenfeld mit “meinem” Reh
Der Burgenwanderweg über Köpernitz nach Görzke
30.4.2018: Teufelei im Hintergrund von Burger King Raststätte Buckautal und an der Autobahn insgesamt
Bald schon stoße ich auf einen der Burgen-Rundwanderwege, um ihn auf einem wilden Schlaf-Parkplatz für Fernfahrer gleich wieder zu verlieren.
Aber die Burger King Raststätte Buckautal müsste einen Übergang haben. Unerfahren mit fahrenden Objekten stolpere ich im Staub an Einzäunungen entlang. Über unsäglichen → Abfall.
Zurück. Nach Köpernitz führt der Weg ganz einfach unter einer Straßenbrücke hindurch. Bis zur Ziegelei Buckautal laufe ich glücklich durch Blumenwiesen und Kuhweiden – sehe zu wie die goldgelb leuchtenden Löwenzahnblüten in rasender Geschwindigkeit weggekaut werden.
Wiesen und Felder bis zum HorizontGanze Teppiche mit dem kleinen, weiß blühenden AckerhornkrautDer Wind braust in den Ohren, Regenwolken ziehen heran
Der Raps leuchtet gelb und weithin der magentarote Rhododendron an der „Ziegelei“. Ein Wegweiser zeigt nach Grebs oder Görzke. Meine Karte liegt bei meinem → Tuch… Schade, ich laufe an Buckau vorbei und ebenso an Abzweigungen Richtung Gräben und Verlorenwasser.
Der Burgenwanderweg aber führt stur und langweilig auf zerfahrenen Sandwegen durch Nutzwald. Der Wind knackt die Ästchen und Äste von der dürren Monokultur. Ab und zu ein alter Laubbaum oder junger Forst, eigenartig auch mit Lärchen, die in dieser Landschaft nichts zu suchen haben. Endlich der Abzweig Dahlen mit altem Mischwald und über die Straße hinweg mit Kaffee und Kuchen. Ich hab für mich bereits eine Tüte Grünfutter gesammelt. Also tourismusgelenkt und wieder sandig weiter zur → Wüstung Dangelsdorf. Wahrscheinlich kenne ich doch nur die Kirchenruine von Schleesen/Stackelitz. Hier fehlt mir der in Erinnerung gebliebene Brunnen. Und die Stabilisierung der Feldsteine mit Ziegel mag zwar für die Denkmalpflege eindeutige Datierung bedeuten – fürs Auge sticht das Ziegelrot zu heftig in das dunkle Grün des Waldes.
Wüstung Dangelsdorf, Ruine der Kirche
Mit Sturm von vorn kämpfe ich mich letztendlich auf dem Nonnenheider Weg nach Görzke, dem Töpferdorf. Die Felder scheinen beidseitig gedüngt mit braun glasierten Scherben.
In der Ferne fahren Busse. Fahrpläne gibt es trotz Haltestellen erst in der Mitte von Görzke. Schon am Halt Abzweig Dahlen grüßte ein Bus nur rückwärts mit mehrmaligem Blinken – was immer das bedeuten sollte.
Zur Not wandere ich noch 14 Kilometer bis Wiesenburg. Aber ich bin schon lange lustlos – die Sinnfrage beantwortet sich nicht.
Da kommt er: der Bus nach Bad Belzig.
Von Ziesar bis Görzke waren es gute 20 km in 6 Stunden minus eine Stunde Schachbrettblumenwiese, Wüstung Dangelsdorf und diverses Fotografieren = 5 Stunden. 4 km/h: bin ich sooo langsam?
*Schachblume (Fritillaria meleagris), auch Schachbrettblume,Kiebitzei, Perlhuhntulpe oder Kuckuckstulpe genannt
28. April 2018, mit Bob und einem Team von EarnYourBacon 27 km nicht nur auf dem Turmwanderweg Bad Freienwalde
Bad Freienwalde von oben
Vier Türme mitten im Brandenburger Bergwald
Zwölf Kilometer lang ist die offizielle Turm-Wanderung. Internet und netter Tourismus-Point vor der Stadtkirche informieren genau. Von irgendwann hab ich die Turm-Diplom-Stempel bereits in der Tasche und sitze gern bei dominanten Hunden und Rucksäcken sowie flottem Wandertempo – für ein 100-Kilometer-wollen-wir-Team eine ganz kleine Trainingswanderung…
Also ohne die überall verbreiteten Beschreibungen einige Höhepunkte der Bergwald-Strecke:
Die Aussicht vom Aussichtsturm – mal ohne den Gedanken an FressenKurstadtschanze-Helmut-Recknagel – aber das ist wie mit Täve: Recknagel kennen nur noch sportliche InsiderThüringer Blick in BrandenburgBergauf: für die einen ein Schritt, für die andern drei und bulgarisch so gut wie gejoggt (übrigens ein Waldmeister-Buchenwald!)
Von Höhepunkt zu Höhepunkt – mit geschätzten 500 Höhenmetern insgesamt – anfangs vor allem Treppen über Treppen: einatmen… tief ausatmen… einatmen. Es sind nicht nur die Hunde, die schnaufen und tröstlich auch nicht nur ich.
Bergwandern: mehr als 19 km, vielleicht mit Gepäck und ohne Turm-Zwangspausen – da ginge es für mich ohne Training langsamer hoch (runter problemlos, egal: mit dem Testwandern → Forststeig Sächsische Schweiz wird es wohl nichts, also bleibt es flach für mich).
Der letzte Höhepunkt: die Carlsburg mit Türmen aus Eis und Sahne. In diesem Team bin ich richtig.
Sichtlich Tempo kurz vor dem vierten Turm und weiter soDer Maiwurm erweist sich ebenfalls als flink – wird aber als sich plump bewegend beschrieben – 3,5 cm lang!!!*Wirklich flink: Kaulquappen im Teufelssee
Die Bahn
Bergwandern könnte viel öfter auf den Berliner Wanderplänen stehen, wenn da nicht die Bahn wäre…
Früh genug kann man gar nicht aus dem Haus, um den öffentlichen Verkehr zu bewältigen. In Bernau kippen einige Fahrradfahrer wieder aus dem Zug, sonst gingen die Türen der NEB Richtung Eberswalde nicht zu. Wer es nicht glaubt: Peter Bott (WSV Rotation Berlin, Alleinwanderer auf anderen Wegen) ist Zeuge. Danke für die Kaffee-Erholungspause!
Was aber bringen Zugausfälle, abgespeckte Fahrpläne an den Wochenenden und eingleisige Strecken (seit 1866 – und es war einmal verzweigt) über Wartezeiten und Überfüllung hinaus?
Von mir leider unscharf dokumentiert – wenigstens kein Beweis für die Ordnungshüter (sehr schön alles von anderen auf fb zu sehen)
Erlebnisse der besonderen Art! Die allgemein unbeliebten Gleisüberquerungen getoppt vom neuen Wanderweg am Fuße der Berge im Odertal: schienenstolprig, aber naturnah zwischen zwei Gräben und moorigem Gelände geht es kurz und gerade wie Bahn und ätzende Bundesstraße 167 in Richtung Bad Freienwalde.
Der pfeifende Zug hat uns nicht überrollt, sondern erst auf regulärem Wiesenweg überholt. Schlag 18 Uhr stehe ich auf dem Bahnhof und etwa 21 Uhr am Alex. Angeblich prächtige Verbindung – die Fahrzeit dürfte der des 19. Jahrhunderts entsprechen.
Wiesenlabkraut mit Tomate und Paprika kurz gedünstet – keine Gewürze notwendig!
Nicht zu vergessen brachten zwei schnelle Griffe an der Bahnstrecke heute einen köstlichen Wiesenlabkrautspinat!
Ach ja: einige wollten heute „sauber machen“, einige wurden schon gestern sauber. Ich blinzle brillenlos in meine Wohnung und genieße immer noch den gestrigen Tag.
Geschafft und gebadet
*→ Schwarzblauer Ölkäfer, wird auch Violetter Ölkäfer oder Maiwurm genannt.
Besonderheit: komplizierte Hypermetamorphose, von Solitärbienen abhängig, daher bereits selten!
26. April 2018: gute 25 km ziemlich wegelos am Unterlauf von Verlorenwasser bis Friesdorf, außerplanmäßig nach Grebs, Steinberg, Bücknitz, Eulenmühle, Glienecke – eine Singlewanderung durch die Ausläufer “Hoher Fläming”, manchmal zu Dritt.
Auf den Spuren von Verlorenwasser – im Unterlauf eigentlich reichlich fließend
Das verlorene Wasser
Den Zugang zu Verlorenwasser sollte man kennen: Dank an Herrn Augustin mit dem Hund*! Das schmale Bächlein hätte ich nie als den Fluss identifiziert, der höchstens vier schlängelnde und nasse Wiesenkilometer weiter in die Bücknitz mündet. Verlorenwasser scheint zwischen Grüningen und Wenzlow als wertvolles Gut früherer Ansiedlung vielfach nutzbringend verändert.
Der Damm vom Verlorenwasser in Wenzlow
Auf einem künstlichen Damm führt flussaufwärts ein Pfad – wahrscheinlich ein Streitweg zwischen Freizeitanglern und einem Reiher um den Fischgrund. Von Biegung zu Biegung fühlen sich Reiher und ein einsamer Erpel gejagt bis es nur kraxelnd am Ufer unter der Brücke der L93 und unter der Autobahn hindurch weiter geht zu Puffs Mühle: ein abgeschnittener und weitgehend aufgegebener, traurig schöner Ort.
Die einstige Allee zu Puffs Mühle
Wollen wir nicht schnurgerade und langweilig vorwärts hetzen, geht es noch mühseliger als bisher auf dem überwucherten Damm von Verlorenwasser bis zum verbarrikadierten Anwesen Grüne Aue, einer kleinen, offensichtlich alternativen Landwirtschaft. Hinter einer sumpfigen Wiese, voll mit blühendem Wiesenschaumkraut, verabschiedet sich der Damm in mooriges Gelände. Wir versinken im Unwegsamen.
Verlorenwasser wird völlig unwegsam
Vielleicht hätte uns eine Pause regeneriert. Aber im rettenden Friesdorf, wo der Burgenwanderweg Hoher Fläming ohne Ortsbezeichnung mit zwei Richtungen irritiert und sich im Regen keinerlei Sitzgelegenheit für Schirm, Cape, ausgebreitete Karte und Möhrenverzehr bietet, treibt es uns uneinig weiter.
WO geht es zum „Blauen Stein“?
Ich bin im Unrecht: Autobahnlärm braust unerwartet durch die Lüfte. Noch ist eine unbeliebte Streckenänderung nicht beschlossen. Schweigsam durchqueren wir die offene, jetzt sonnige Fläminglandschaft. Nicht konsequent rückwärts krebsend landen wir in Grebs.
Getrennte Wege
Mich ärgert das Malheur nicht. Der weitere Verlorenwasserlauf sieht bereits auf der Karte abenteuerlich aus. Das braucht Zeit. Ich muss gar nichts. Quellgebiet und Mittelpunkt der DDR habe ich bereits einmal unvergesslich auf einer → Knauer-Wanderung erlebt. Mich locken Bücknitz und Eulenmühle ebenso. Unser Dreiergespann verliert sich auf unterschiedlichen Wegen: Chaussee vs. niemals freiwillig Straße; zielsicher vs. Neugier.
Und der „Blaue Stein“? Das ist wie mit der Blauen Blume und dem Blau des Himmels – die sind schnell verloren.
Auf dem Burgenwanderweg nach Steinberg und mit grünem Punkt nach Bücknitz
Zweisamkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr… Passt!
Zwischen Wiesen und Wald gehe ich nach Steinberg und noch einmal durch eine grüne Wiesenlandschaft rechts nach Bücknitz oder über Köpernitz nach Ziesar? Nein, ich möchte jetzt auch nicht die kleinste Stadt. Die Wiesen stehen voll Löwenzahn, voller Kräuter jeder Art – für Kühe und Rehe und mich.
Auf dem Burgenwanderweg – hier in den Ausläufern vom Hohen Fläming
Kultur und Natur blühen bunt durcheinander. Sogar ein Tulipan, die türkische Lale, hat sich in die Wiesen verirrt, wenn auch mit verblichener Zuchtfarbe. An das diverse jahreszeitliche Zusammen von Buschwindröschen und rotem Mohn habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Vielleicht gab es das doch schon vor dem Klimawandel. Zumindest Paul Gerhard mixt bedenkenlos Frühling und Sommer: → „Geh aus mein Herz…“.
Autobahnbrücke Richtung Bücknitz
Ein pfeifender und heulender Wind wirbelt in meine Ohren und übertönt das Rauschen der Autobahn. Einen Regenguss trägt der Wind auch herbei. Mensch mit Regencape wirkt als Pferdescheuche, aber meine Stimme beruhigt. Wir teilen uns die Möhren.
Pferde im Regen – daher der trübe Schleier über dem Foto
Da ist schon Bücknitz mit dem Industriedenkmal Wassermühle an der Buckau, eine liebe Erinnerung an meine Kindheit und das Mehlmahlen in der → Dreyse-Mühle von Sömmerda, getrieben von der weitaus mächtigeren Unstrut.
Wassermühle in Bücknitz
Die Eulenmühle
In Bücknitz werde ich aufgespürt. Also wieder zu Dritt zur Eulenmühle. Der mittelalterlichen Kirche hätte ich einen längeren Blick schenken sollen – aber drum herum strahlt es so klinisch, alles nur das Bild eines Bildes. Mich zieht es in den fliederbuschigen Weg Richtung Buckau und die lichte Bücknitzer Heide.
Über einem echt verlorenen Wasser zur Buckau – wer weiß, wann hier überhaupt etwas fließt
Vor der Eulenmühle bereits Schafe, Pferde, Esel. Im Wald scharren Hähnchen und Hühnchen. Alle Märchen bekommen wieder einen Sinn jenseits von graslosen Hühnerställen oder gar Legebatterien. Wild springen Ziegen über Wege und Wagen.
Ein Schaf gegen Hunde, der dritte ist bereits kräftig gezielt verstoßen
Die Mühle mit ihrem riesigen, klappernden Wasserrad mahlte wahrscheinlich schon vor dem dreißigjährigen Krieg Korn, obwohl erst 1771 hier die Dörfer von Friedrich II. mit Mahlzwang belegt wurden. Heute wird die Wasserkraft ab und zu zum Sägen von Holz genutzt. Aber vor allem lädt die → Eulenmühle zu einem längeren Aufenthalt ein – lecker, lecker, leider geschlossen.
Das Riesenrad der Eulenmühle
Die Entscheidung fällt für die kurze Straße(!) nach Glienecke, nicht den doppelt langen Burgenwanderweg durch Wald und Feld.
Glück gehabt: der Bus kommt so gut wie sofort, sogar das verlorene Wasser kommt – nur jetzt von oben. In Brandenburg kommen die Bahnen. Der Hund ist bei Herrn Augustin richtig einsortiert – leider. Ansonsten haben wir noch alles, wenn auch ich das Hundefutter und Herr Augustin mein Tuch als Handschuh. „Es ist schon vertrackt…“
21. April 2018
Solo zum Anbaden im Liepnitz- oder Hellsee – mal sehn…
Heilige Wildnis an den Drei Heiligen Pfühlen
Die Drei Heiligen Pfühle
Am denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude Wandlitzsee, an Villen ebenfalls der zwanziger Jahre und diversen Schnuckelhäusern vorbei. Wer hier wohnt und lebte vor – und vor – Joseph Goebbels Landsitz „Bogensee“ würde mich interessieren. Das alte Wirtshaus „Versunkene Glocke“ blinkt so privat neu, dass ich es kaum identifizieren kann. Erst wo die Straße in den Buchenwald abbiegt, geht es dicht entlang an zumindest zwei der Pfühle. Abseits ein Graben und Brückenbrett zu Anglerparadies, eingezäuntem Besitz, Feld und dahinter ganz verborgen ein paar kleine, bewaldete Kuppeln. Ein Reh springt vor mir auf – so nah und riesig – mit drei, vier Sprüngen Richtung Moor und Sumpf. Dort ist alles heiliger Zauber.
Fixiert an Zeichen gelingen Naturerlebnis und Freiheit selten.
Maiglöckchen – nicht verwechseln mit Bärlauch!Wahrscheinlich “Hellgrüner Samtläufer”Trocken vortasten zwischen den PfühlenVielversprechend und sicherMöglich ist vieles, letztendlich nichtsVersinken und versunkenHell und lieblich die GrenzeIm Heiligtum der Teufelskreis
Regenbogensee und Liepnitzsee
Zivilisiert beschuht geht für mich nichts quer hinüber. Zurück übers Brett und auf leisen Sohlen jenseits der blauen 66-Seenwander-Punkte zum Regenbogensee. Das schallende Froschkonzert und mein Lauern auf die springende Spezies finden ein jähes Ende – Wandergruppe in Sicht. Die Entscheidung fällt leicht: einsam hoch zum Steilufer Liepnitzsee. Die wenigen Badestellen sind bereits belegt. Die Fähre kommt, ach was – das Stück Straße nach Ützdorf überrenne ich, ebenso den trockenen Kiefernwald Richtung Lanke, unter der rauschenden Autobahn hinweg und am textilgesitteten Oberseeufer im Eilschritt vorbei.
Manchmal schimmert die Wandergruppe durchs Laub und schwatzt krake-elend übers Wasser. Aufklärung über das Verhältnis von Schallintensität und Leitfähigkeit auf dem ebenen Wasserweg täte Not – als Kajakfahrerin weiß ich davon ohne Wissenschaften.
Im Falle von Konflikten nehmen Nomaden einfach andere Wege.
Unsere nordischen Birken: heilend und heiligFrühlingsgrüner BuchenwaldDas Schweigen der Frösche im Bild (Videostill)Die wilde Seite vom RegenbogenseeIm dunklen Wasser ein heller ZauberNicht im Himmel, nicht auf Erden
Anbaden im Hellsee
Der von unbändiger Natur zurück eroberte Landschaftspark von Schloss Lanke mit blütenreichem Kraut und der frühlingslichte Uferweg am nördlichen Hellsee entschädigen. Badepause mit ausgiebigem Schwimmen. Absolut kein eiskaltes Wasser! Unter brutzelnder Mittagssonne sogar Schnelltrocknung ohne Handtuch.
Trotzdem: bis hierher lohnen eher das südliche Badeufer vom Liepnitzsee, das Durchqueren des Buchenwaldes Richtung Schönower Berge und dann am Ufer vom Hellsee ein Stück zurück nach Lanke. Wer weiter gehend noch das Upstallfließ zu überqueren versucht, muss den Hellsee bis → Spörgelhof oder Lobetal großzügig umrunden.
Wenn dem Ungläubigen etwas heilig sein sollte, dann das Wasser.
Gleich steil in die TiefeAnbaden – KlamottenbeweisDer Hellsee in voller SchönheitKunstwerk Natur im Schlosspark Lanke
Am Hellmühler Fließ nach Biesenthal
Zu den schönsten Wanderwegen in Berlinnähe gehört jedoch vom nördlichen Hellsee ausgehend das tief eingeschnittene und flott plätschernde Hellmühler Fließ bis zu einer kleinen Brücke mit Wanderbriefkasten vom Naturfreundehaus: natürlich hab ich mich eingetragen, getragen von allen sportlichen Trainingstouren des WSV Rotation Berlin ;)))
Nach den üppigen Buschwindröschen am Fließ noch eine sonnige Wiesenpause, ein Plausch mit einer ordinierten Intensivpilgerin aus Lobetal bis ich die ätzende Biesenthaler Bahnhofsstraße hinunter hetze. Rüdnitz wäre die bessere Alternative – falls man den Fahrplan kennt, es halten dort weniger Züge.
Da kommt auch die Wandergruppe angejappst – samt Hund Lisa. Nett wird zum gemeinsamen Wandern animiert, aber da ich vereinstreu zu breit grinsend ablehne, ist ein Ärgernis spürbar. Ach, ich kenne doch die Heiligkeit der Karnickelställe und Schrebergärtner in Zeiten der Globalisierung und fehlender Wanderleiter – mein Humor ist nicht jedem verständlich…
Nur äußerlich gesehen gehen der einsame Wanderer und eine Gruppe die gleichen Wege.
HellmühlenwegMäanderndes HellmühlenfließDie Farben des FließesEin Eisvogel jagt vorbei – nur live fürs AugeWiesenrastWo die Bäche in Moor und Sumpf übergehen
Ab und zu lohnt es, Bilder mit Klick in einem neuen Fenster vergrößert anzusehen.
15.4.2018, Wanderung des WSV Rotation Berlin mit Eckhard Knauer
Lange Anfahrt mit der DB/S-Bahn (nicht anders zu erwarten) plus sehr freundliches Sightseeing mit dem Linien-Bus 727 ab Königs Wusterhausen durch das Dahme-Spreewaldgebiet bis Märkisch Buchholz. Der größere Wandertrupp kurvt anders, aber zusammen kommt was zusammen gehört.
Da fährt mehr oder weniger nichts ins Grüne…
Wanderung durch Bürgerheide, Birkholz, knapp vorbei am Hirsch-Berg (von der Höhe eines Rotwildarsches) und durch das NSG Laie-Langes Luch nach Wutscherogge, einer Verlandungszone des Neuendorfer Sees zum ehemaligen Forsthaus Tschinka, abschließend zum Bus nach Alt-Schadow und von dort nach Lübben zum Zug – wieder ganz und gar nicht zügig…
Pure “Schmuckschiene” und trotzdem als Ganzes sehr viel zuverlässiger als die DB
Unterwegs: grüner Frühling mit Hochsommerwetter, einiges Getier in allen Größen und ein ganz klein wenig feuchte Aufregung an der Moorsenke vom Langen Luch.
Geliebter Menschen-Herdenhund Lisa / selbstverständlich bei Fuß im NSGDas prächtige Exemplar einer WaldeidechseWiedermal eine Blindschleiche nur mit abgeworfenem SchwanzWer hätte das gedacht: Reichlich Überlebens- und Notnahrung aus dem vorigen Herbst
Das Preiselbeerkompott aus der freien Natur wird am Forsthaus Tschinka – nördlich am Kessel vom Neuendorfer See – ergänzt mit ausgiebigem Essen aus der Gulaschkanone plus selbstgebackenem Stachelbeer- und Kirsch-Hefekuchen. Sogar nach Kaffee schmeckender Kaffee wird dort gekocht! Von all dem Letzteren kein Foto, aber auf beste Empfehlung von Wolfgang Pagel und nun auch mit bester Empfehlung von ca. 20 Wandersleuten hier die Telefonnummer: 0354 7381822
Die Namen Tschinka und Wutscherogge haben längst verraten: wir sind nicht nur im Unterspreewald, sondern vor allem im Lande der Sorben. Auch der Neuendorfer See heißt sorbisch weitaus klangvoller als deutsch “Nowa Wjas pśi jazoru” – ich fühle mich zu Hause → jenseits der abgebaggerten Lausitz.
Alles in allem eine kleine, entspannte Genießertour…
14. April 2018
Bevor die Hexen in der Nacht zum 1. Mai durch die Wälder fliegen und dem dann welkenden Bärlauch die Kraft nehmen, schnell noch in den Schimmerwald von Stapelburg! Dort entdeckte ich nach meinem Bergwaldprojekt nicht nur den Bärlauch, sondern auch den “Jungborn”. Bepackt wie ein Harzer Kiepenweiblein war ich von Sankt Andreasberg hinunter gewandert zum Bahnhof Ilsenburg.
Hexerei und Heilsversprechen locken schon wieder in den Harzer HEX!
Stapelburg
Ruine Stapelburg
Der Frühling platzt aus allen Knospen. Geradewegs vom Bahnhof Stapelburg geht es diesmal zur weithin sichtbaren Burgruine. Den kleinen Kegel weit umrundend, ist der reguläre Weg trotzdem schneller als gezerrt und gezogen von einigen Kilo Löss.
Auf der → Stapelburg sind die Vorbereitungen für die Saison der Ritter und Biertrinker im Gange. Ich schwöre: die Reise lohnt bereits!
14. April: Veilchen zur ErinnerungMehr Schluff als Lehm – also LössSaftiger LöwenzahnBergfrühling: Wilde PrimelInnerer WallÄußerer WallBurghofViel versprechend: der Burgkeller in ArbeitGehöft in StapelburgBlick in die Ferne mit Schlehenbüschen
Alles Getränk verschmähend, wird mir jenseits der offiziellen Kellereröffnung → ritterlich ersatz- und ausnahmsweise eine historische (Vorsicht Waffengesetz!) Niederwildfalle vorgeführt. Der Begriff “Totschlagfalle” wird freundlichst vermieden. Vom unvorstellbaren Effekt am Beispiel eines Schaufelstiels bin ich höchst beeindruckt und → eingedenk anderer Fuchs-Tode (z.B. Betonrohrfalle? – die hatte ich ahnungslos ignoriert) nachträglich umfassend informiert. Die alten Geschichten von Wilderer- oder Förstertoden bekommen eine andere Dimension.
Was ein Eisen bewirkt, war mir so nicht klarNa ja, denkt der moderne Mensch erst einmal…
Der Grenzweg bis Jungborn und der heilende Bärlauch
Flächendeckend Bärlauch
Ein großes, gelbes G
Hinter Stapelburg und Denkmal zur Maueröffnung liegt unmittelbar vor der Straßenbrücke der Zugang zum „Grünen Band“, Grenzweg einst zwischen zwei deutschen Staaten, jetzt im Harz zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Als Pfad quert er an der Bahnbrücke über die Ecker die seit 1955 stillgelegte Strecke Bad Harzburg – Stapelburg – Ilsenburg – sogar noch mit Schienen, nach einer Info von W. Pagel, WSV Rotation Berlin mit Eisenschwellen – was es alles gab…!!!
Flächendeckend begleiten Bärlauch und Buschwindröschen.
Wehr bei StapelburgKleine Figürchen – das nenne ich weise…Grenzstein von 1848GrenzpfahlSchienenende aus Richtung Bad HarzburgBahnbrücke über die Ecker
Taufrischer → Bärlauch jetzt zwischen meinem Knäcke: die Gifte strömen aus dem Leib; mir wachsen Bärenkräfte. Gestärkt lasse ich den verrufenen “Schimmerwald” mit seinen Menschenfresser-Räubern* und der später noch schlimmeren Luftmunitionsanstalt aus. Der Weg biegt auch gleich zum “Jungborn”, dem heiteren Areal der berühmten, einstigen Kur-und Heilanstalt des → Adolf Just. Nicht den obigen Link zum “Bärlauch” vergessen – es gibt in einem früheren Beitrag Weiterführendes!
Licht-Luft-Lehm-WasserKeller vom ehemaligen EckerkrugJungborn DamenparkKur-Lufthäuschen “Paula und Undine”
Beidseitig das Eckertal und vergeblich ins Große Zwießeltal
Die Ecker
Bis wohin darf ich mich von der knappen Zeit zwischen den beiden einzigen Zügen des HEX treiben lassen?
Fluss aufwärts und linksseitig schreckt der geradlinige Posten- und jetzt Radweg.
Richtung Bad Harzburg: dieser Weg zur Rabenklippe zweigt zu weit entfernt in den Bergen ab.
Aber es ist Wochenende. Nichts fährt im Eckertal zur Papierfabrik, sogar der Planwagen vom “Waldcafé Eckernkrug” biegt ab. Irgendein alter Wanderweg muss sich doch an der Westseite der Ecker finden lassen! Muss nicht. Steinschlagwarnung und steiler Hang mit bindfadendünnen Quellbächlein rechtsseitig. Linksseitig das tiefe Tal der Ecker bis zum Tor der Papierfabrik. Schluss und aus. Es bleibt nur eine steinige, abschüssige Kletterpartie längs, dann in einem trockenen Bett steil hinauf zum still gelegten Wehr im künstlichen Lauf vom Stöttertalbach. Auch der liegt – zurückumgebaut – hier trocken. Das Brauchwasser wird weniger auffällig abgezapft und der Dammweg ist vergessen. Irgendwann wird der wilde Abgang hinunter zur Ecker geradezu erholsam. Das hat Zeit gekostet. Rabenklippe und Luchsgehege dürften bereits überlaufen und überradrennt sein.
Kaum zu beschädigenTod auf versiegelten WegenBerghang am Grenzweg EckertalFür das einstige Brauchwasser der Papierfabrik
Ich entscheide für den im Vorfeld auf der Karte ausgespähten Wanderweg durchs Große Zwießeltal. Läppische 6 km bis Ilsenburg. Der Wegweiser ist zwar tütenverschnürt, doch solche Forst-Vorsichtsmaßnahmen sind üblich. Es ist windstill und sonnig, anfangs etwas “grenzwertig”. Romantisch schlängelt der Weg am Bächlein – allerdings aufwärts.
Plötzlich auch baumauf. Endlos. End-end-endlos dicht an dicht die Stämme bis zum Taleinschnitt zwischen den Bergen am Horizont…
Der Wegweiser ohne das Große ZwießeltalBrücke zum ZwießeltalBeton im ZwießeltalbachElektrik zur einstigen GrenzeZwießeltalweg April 2018Zwießeltalhang ohne EndeHier war es wohl der Borkenkäfervon allen Seiten mitgerissen
Auf dem Besenbinderstieg nach Ilsenburg
Gescheiterter Versuch, mit wenigstens 3km/h weiter zu kommen. Hier wird es auf Jahre hinaus keinen Weg mehr geben. Also doch den Postenweg zurück Richtung Jungborn, vorbei am Rest einer mittelalterlichen Erzschlackenhalde. Ihrer Giftigkeit sind nur schwermetalltolerante Krustenflechten, Strauchflechten und Moose gewachsen. Früher auf natürlichen Erzlagerstätten, muss jetzt der geschützte Haldenbereich frei gehalten werden für diese Seltenheiten.
Scharlach-BecherflechteBecherflechten zwischen grauen StrauchflechtenBuchenwurzeln am WaldtümpelGesunde Buchen und zerstörte Kiefern
Kurz dahinter zweigt der Besenbinderstieg Richtung Ilsenburg ab – unbedingt dem breiten, langweiligen Ilsenburger Stieg vorzuziehen!
Durch den frühlingshaften Buchenwald plätschern die Bächlein derzeit gern auch im Weg. Kaum zu glauben, wenn von einer sommerlichen Hitze 1845 erzählt wird als alle Quellen versiegten und Tiere und Menschen verschmachteten.
Nach 2,5 Kilometern liegt Ilsenburg zwischen saftigen Weiden im Tal.
Ilsenburg im Tal
Es war ein wunderbarer Frühlingstag. Aber das Wandern blieb mir beim Aufstehen eigentlich im Hals stecken. Nachts um 3 wurde Damaskus völkerrechtswidrig bombardiert. Gibt es keine Frühlingsblumen, keine Baumblüten in den Regierungsgärten dieser Welt?
8. April 2018, das frühlingshafte, orthodoxe Osterfest! Gelockt vom Gräninger Spring – ca. 25 km von Rathenow aus wild über und durch Wasser, Wald, Wiesen und Felder.
Als Naturdenkmal und artesischer Brunnen angepriesen, kocht der Gräninger Spring auf einem undatierten Foto eindrucksvoll aus dem Sand. Das möchte ich sehen! Google maps verspricht pur Landschaft und verlaufssichere Strecke entlang von Waldrändern. Das schaffe ich! Auf wilden Wegen nach meinem Gusto ohne Karte!
Bestes Wetter, am relativ frühen Morgen eine Hand voll Menschen bis zum Blockhaus am Wolzensee. Dann gehört die Welt mir.
Bank am WolzenseeWolzenseeLaich – der Frühling regt sichDie ersten Buschwindröschen
Bamme lasse ich aus. Die Bockwindmühle gehört ins Spezial vom WSV Rotation. Der Gräninger Spring dagegen stand zu meinen Zeiten noch nie auf einem Plan.
Nach dem See also gleich Südost. Hoch und runter geht es im preußischen Brandenburg oft, militärisch oder dämmend oder beides, man weiß es nicht immer. Hier kommt nach den künstlichen Höhen und Tiefen Niederung, Bach und viel Wasser – so viel, dass es nicht weiter geht. Meine ersten Buschwindröschen in diesem Jahr: Knipps. Das Handy streikt. Und gerade jetzt ist alles urwüchsig und wild! Nichts passiert – kein gänzliches Aus, absolut nichts. Das Teil wird heiß, ich laufe heiß ohne Foto.
Irgendwie schon wieder zwischen zwei Bächen gefangen – zurück, immerhin zu einem slawischen Burgwall, dann Richtung jenseitiger Waldrand über offenes Feld und Wiese. In der Ferne ein Traktor: die Gräben sind also zu überwinden. Das Handy meldet sich endlich ab und ich neu an – der Tag und dieser Beitrag sind gerettet.
GelbsternSummende OaseSauber melioriert am FeldSlawischer Burgwall bei Bamme
Quer geht es übers Feld, halb um den “Großen Berg” – dort müsste der Spring quellen. Es wird sommerlich warm und trocken sandig hier am Kiefernwald, keine Gegend für Quellen. Am Hang unten ein Hügel und immerhin ein Wasserreservoir mit Echo. Mauerreste und junge Brennnesseln – bald wird hier nichts mehr begehbar sein.
Mein Versuch, von neuer Höhe aus tiefer zu schauen, bringt neue Verwirrung: besser noch weiter unten entlang und Hals und Beinbruch bis sich ein Tal öffnet mit Blick auf zwei ellenlange Stallzeilen in der Ferne. Höchst rätselhaft. Google maps verrät später: Nennhof, das Karten-Waldstück davor ist real weggesäbelt. Klar ist: wieder West, um unterhalb des “Großen Berges” das zweite Laubwaldstück anzusteuern – die einzige, verbliebene Möglichkeit für den Spring.
Bunker oder ReservoirEchoFundort: Spring und HoppsWegweiser ohne Weisung
Hat geklappt! Und für alle, die an Engel und egal welchen Osterhasen glauben: am Bänkchen hat wahrhaftig einer etwas vergessen! Der artesische Brunnen allerdings hat sich als pure Sprudelei unter einer Wurzel hervor verabschiedet, immerhin mit so reichlich Wasser, dass sich ein munteres Bächlein in der kleinen Schlucht bildet. Breit versickert es als Bachschwinde irgendwo im Gebüsch. Oberhalb das Wasser zum Quellteich gestaut: das zauberhafte Reich der Waldnixe.
Es war einmal ein SpringGefährdete Natur – nur Bild scheint von DauerZum QuelltümpelBachschwindeDas Reich der WaldnixeVerzaubert
Zurück nach Rathenow: die verpasste Foto-Strecke findet sich nicht wieder. Mit einer Biege wird es trotzdem abwechslungsreich – plus feucht unter den Füßen. Vorwärts und zurück. Vorwärts und zurück. Im Blick ein kleiner Damm. Geschafft. Allerdings fließt oder besser steht davor ein unergründlicher Bach. Endlich, endlich ohne Gruppenverweigerung eine Überquerung! Iyengar-Yoga: Beine hoch, Arsch hoch und auf den Armen vorwärts stemmen und schweben! Funzt. Und das morsche Stück hält! Das war mittig meine größte Angst – oder gepfählt von den Asthaken…
GrabensystemMärkische HeideBis zum HorizontGeht nichtHangelstammDamm in SichtDie Knochen (Lineal beachten!) – ich spüre meine!Nicht etwa Armlänge und nicht flach!
Noch etwas urig bis das Ufer vom Wolzensee erreicht ist, dann – nach 9 (neun!) Stunden steige ich mit gesunden plus riesigen, fremden Knochen in den Zug gen Berlin… Es war supi!!!
Iyengar-Yoga lohnt sich auch weniger perfekt!
Die Bilder sind mit Klick zu vergrößern, die Knochen gibt es größer höchstens aus dem Mesozoikum 😉
Anreise 29.3.2018, Wanderungen bis 2. April im Dreiländereck Tschechien, Sachsen, Bayern
Die Tradition österlicher Mehrtageswanderung mit Wolfgang Pagel, WSV Rotation Berlin
Drei Kreuze
Schwefel, Schlamm und Schlemmen plus drei Sühnekreuze zum Karfreitag
Wandern zur Burg Seeberg
Die Höhenburg Seeberg: eine der ältesten Wehranlagen im Egerland. Vom Bergsporn aus geht es über einen schroffen Taleinschnitt zur Kirche St.Wolfgang. Der gemächlichere Weg entpuppt sich als Umweg (so ist der Teufel), immerhin vorbei an einem kleinen Mühlen-Wasserfall und passend zum Karfreitag: das hoch aufragende Kreuz mit den Initialen INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – Majestätsbeleidigung nach dem Gesetz der Römer und mit Kreuzigung zu ahnden.
SeebergWehranlage Burg SeebergBrücke zu St. WolfgangINRI
Durch mooriges Land
Wanderung streckenweise auf der Via Porta Richtung Abtei Waldsassen: Ziel Franzensbad – zum Karfreitag eher ein Bruch abendländischer Tradition. Die Fleisches- und Süßgelüste werden denn auch im Voraus vom Teufel gefeiert mit schlammigen Fahrrinnen, moorigen Gründen und blubbernd, vielleicht direkt aus der Hölle (Magmatismus im böhmischen Cheb-Becken!!!).
Im Vogelparadies kreischen die Möwen und verhacken mit Angriffsflügen Silberreiher, Gänse und Schwäne – auch Hitchcock lässt grüßen.
FolgsamSollte es das sein?TeuflischBodenlosReservat Vogelschutz – am ehesten hörbarHier gast wer sporadisch aus der Tiefe
Filmkulisse Franzensbad
Kurz vor Franzensbad ein Gesundbrunnen, mit was wohl? Schwefel und Gestank. Uns ist sowieso nicht mehr zu helfen. Franzensbad lockt die Mehrheit mit seinem pieknoblen Versprechen und weniger mit Goethe und Faust, Beethoven und Mozart oder gar → Božena Němcová, für die tschechische Sprache so bedeutend wie Luther, Goethe und die Grimms zusammen.
Sonnengelber Fassadenspaziergang – die geschmückten Menschen zur Osterzeit allerdings rar – vielleicht auch nur zum Karfreitag noch in Sack und Asche.
Von außen eher FilmkulisseFranzensbad, Františkovy LázněSelten: Franzensbad mit PatinaDie Straße für Faust und Goethe, aber ohne beideKur ist andersBožena Němcová
Hoffnung stirbt zuletzt und erscheint am Ende aller Wege mit drei Sühnekreuzen.
Ach ja: das Erleben einer Wanderung kann höchst verschieden ausfallen…
Samstag: Kapellenberg rundum
Ein Wiesenbachtal entlang der früheren Staatsgrenze – urig bis zum Schönberger “Säuerling”, einer eisenhaltigen Waldquelle mit Kohlensäure: lecker, lecker, lecker! Dem Grenzgebiet sei Dank: noch ist alles Natur. Doch Mineralquellen sind endlich und → das Begehren kennt ohne Grenze keine Grenzen.
Die höchst gelegene Quelle am Kapellenberg, der “Schwarze Teich”, bildet bereits ein Hochmoor: Huminsäure tötet alles Leben.
Und bevor wir die “Rommersreuther Schweiz” längs ihrer (lt. Internetgeologie) Quarzfelsen durchqueren, gibt es das Quellgeplätscher der Weißen Elster – vor 50 Jahren etwa bin ich auf ihr von irgendwo bis Leipzig gepaddelt: was für unvorstellbare Mengen von Wasser (und Zeit…).
Woher kommen wir…Wohin gehen wir in schrecklichem Eimerrot?Schönberger Säuerling mit RadongehaltDas WiesentalGrenzwald… und deutlich eisenhaltigAber wo Wasser, da SchlammManchmal fast eine AlmBäume im WasserWir am WasserReich sprudelnde Quelle der Weißen ElsterDer Schwarze TeichWeitsicht vom KapellenbergGradmessungsäuleBunte Steine aus allen RichtungenNSG Rommersreuther-Schweiz
Ostermärsche am Ostersonntag
Ungeplante Ostermärsche* auf dem quälenden Beton der unendlichen Grenzwege, vorbei an den Resten von Panzersperren, dem Beton für Pflichterfüllung und trotz EU mit zeitlich begrenztem Übertritt der Staatsgrenze. Das alles ist kaum zu umgehen in dem “Ascher Ländchen”, das den zipfligen Verlauf der deutsch-tschechischen Grenze bildet.
*die jährliche, pazifistische Demo in Deutschland: Stopp von Rüstungsexporten, Abschaffung der Atomwaffen und dringend Abrüstung!
Zur LandesgrenzePanzersperreBlick nach der anderen deutschen Seite: Hohenberg an der EgerBlick nach OberfrankenBrücke über die EgerStaatsgrenze ÜbergangOsterfrühling an der EgerWildwasser Eger (tschechisch Ohře)
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In den hohlen, finstern Löchern,
stecken Ostereier noch und öchern…
Zufrieden jauchzen alle nett,
vor allem Schokoei macht fett.
Das schwarze Schaf von H., W. und G. inspiriert
und mit Foto von Kirsten
Frohe Ostern in alle Lande!Suchet so werdet ihr findenPflicht ohne SinnUnterwegs: Tinker – einmal nicht von SchleichUnendlich und schmerzhaft heimwärtsGrenzkapelle
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Ein Montag der etwas abenteuerlichen Überraschungen
Zaghaft führt unser Gastwirt an dem eigentlichen, tschechischen Osterfeiertag den Peitschenbrauch vor. Gejagt werden wir mit den jungen Weidenzweigen nicht. Unsere sichtlich schwindende Lebenskraft lohnt die Liebesmüh nicht. Das köstliche Osterwasser aller Quellen des Egerlandes haben wir zu früh und schnöde zerredet. An Slivovic hat keiner gedacht und der bulgarische Selbstgebrannte ist jenseits hiesiger Tradition bereits geleert. Uns ist nicht zu helfen und junges Blut braucht für die letzte Wanderung keine zusätzliche Kraft.
Irgendwann rutschen wir bereits abkürzend, aber abenteuerlich entlang eines Abbruches → Richtung aufgegebene Ortschaft Markhausen/Pomezná – versinkend in glitschigem Kalkmergel. Von ehemaliger Sandgrube keine Spur. Um die Schuhe legt sich eine weiße Hülle – Erinnerung bis Berlin. Wegelos über kleine Wassergräben mit steilen Ufern, unterhalb ein Staudamm als für den Blick undurchdringliche Vegetation. Der einzige Anwohner ist auskunftsfähig: die westliche Hälfte des Stausees durchfließen nur noch einzelne Wasserarme, ausgehend von der einstigen Mühle Pomezná.
Es wird sogar sonnigHinter Morgendunst die Ahnung von gutem WetterSelbst ist die FrauDer Kalkmergel-HangFestungsruine MarkhausenRutschig hohe GräbenuferVolksheilkunde: Lungenkraut zur WundheilungOhne Kenntnis: 10m höher wächst Lungenkraut!
Das Rundum-Erklimmen der mächtigen Burg Liebenstein wird nur von einer rasenden Minderheit versucht. Die Burg wird gegenwärtig restauriert. Umgeben von Bauzaun und Schutt ist der gewaltige Eindruck am ehesten mit einem alten Stich einzufangen.
Die angepeilte Gastwirtschaft in Libá hat merklich die Nase voll von allen deutschen Grenzgängern. Wir wandern von Zeit und Unruhe gepeitscht zurück in bekannter Gegend (nicht jeder erinnert sich) nach Hazlov. St. Wolfgang ade. Heiden glauben nicht an gute Fügung. So ist das mit Glaube, Hoffnung und Zuversicht.
Der Legende nach warf der Regensburger Bischof Wolfgang 975 auf der Flucht vor politischen Wirren durstig seinen Stab ins Tal. Eine Quelle wurde in Nähe des heutigen Ortes St. Wolfgang erweckt. Im quellreichen Egerland war St.Wolfgang ebenfalls der Dank gewiss.
Vor Libá: zu schnelle Wanderin aus falscher RichtungEinstige Mühle von MarkhausenBurg Liebenstein restauriertLiebenstein – inzwischen von Betonstraße umgebenLetzter Blick Richtung Burg SeebergRichtung Hazlov
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Farm in besten Händen und bester Erinnerung
Farma v nejlepších rukou a v nejlepší paměti
Im Dreiländereck, am Rande des nordwestlichen Zipfels des böhmischen Beckens: die sehr herzliche, wunderbare → Unterkunft in Polná mit allem Haus- und Hofgetier was man sich denken kann! Zwei bequeme Kilometer weiter ein uriges, lecker tschechisch beköstigendes Restaurant – ideal vor allem für den abendlichen Verdauungsspaziergang mit → Ostermond (allerlei aus meiner ehrenamtlichen Zeit, sonst nirgends und keinesfalls zu finden!). Was wollen wir mehr? Na ja: wandern! Das wurden an insgesamt vier Tagen über 100 abwechslungsreiche Kilometer bei gutem Wetter der diversen Art.
HofgebäudeÖkofarm Polná, TschechienGroß, klein und ganz kleinMeine Sehnsuchtsarbeit Holz hackenÖsterlicher FleißGeliebte TiereGeliebtes Tier – Dank an A. für das Foto!Liebe zur Natur ergibt KunstTschechische Tradition am OstermontagDas himmlische OstereiZum Bahnhof modernDer Fuhrpark
Hin- und Rückfahrt mit deutschen Bahnfahrzeugen wie üblich: hinzu unabsehbarer Aufenthalt wegen Personen auf einer Brücke – nächtliche Ankunft. Die Rückfahrt nach Berlin mit 15 km/h: der Lokführer repariert den ICE???, dann streikt die Strecke selbst, zuletzt fallen die Stellwerke aus und auf der S-Bahn ein Notarzteinsatz…
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