Kleine Fluchtversuche

…das sind ungeplante Wege ohne Karte, diktiert von Signalstörungen und anderen Unwägbarkeiten im Berlin-Brandenburger Verkehr.

Weiße Robinie und Heckenröslein

14. Mai 2018, kleine Runde vor der Stadt, 6 km

Vom Zug aus leuchten die Robinien in strahlend weißer Pracht.
Die süß schmeckenden Blüten lassen sich leicht von den Trauben streifen. Für das Essen sollte der kleine Stiel entfernt werden. Bis auf die Blüten gilt die Robinie als giftig. Aber ich möchte diese Leckerei ohne viel Federlesen: ein paar Löffel Mehl mit Wasser zu Pampe gerührt, die Blüten mit Stumpf und Stiel hinzu gegeben…
Die jetzt schon verblühten Heckenrosen reichen keinesfalls für Konfitüre – also rein in den Teig…
Im Nu braten die kleinen Kleckse in der Pfanne knusprig.

Robinienblüten
Robinienblüten
Pfannküchlein
Pampe und Pfannküchlein

Das Golmer Luch

17. Mai 2018, 6 km von Werder bis Golm

Zwei Tage später: flächendeckend sind die Robinienblüten welk. Die Bäume versinken schmutzig gelbgrau im übrigen Grün. Gelbgrau sieht auch bereits das “Hühnchen des Waldes” an den sterbenden Weiden aus, der Schwefelporling.

Vom Bahnhof Werder führt ein Radweg über die Eisenbahnbrücke und den Großen Zernsee, dann breit zwischen zwei urwaldartig bewachsenen Abzugsgräben hindurch. Von den Wiesen ist daher wenig zu sehen. Naturinteresse hegt sowieso niemand außer mir: es wird gejoggt, geradrennt, ab und zu fährt ein Auto.

Großer Zernsee
Großer Zernsee – mitten hindurch fließt die Havel
Golmer Luch
Golmer Luch. Hinter Gut Golm  grüsst dann schon der begrünte Damm zur ehemaligen Deponie – die Landschaft tut nur gesund…
Pestwurz
Pestwurz, links darunter Labkraut und  das gelb blühende Schöllkraut. Häufig am Graben Töpapier, einmal flattert sogar grün gefärbtes umher – ökologisch gedacht…

Am Gut Schloss Golm eine alte Auseinandersetzung: private Inanspruchnahme des Ufers. Außer kurz aufs Wasser schauen, ist nichts gestattet. Ich habe Glück: unter bezogenem Himmel und bei ziemlich frischer Brise lässt mich alles abschreckende Bemühen kalt.
Vielleicht wäre fürs Baden der hinter der Eisenbahnbrücke nicht markierte Weg günstig gewesen. Aber es gibt Schöneres in Brandenburg.

Badestelle
Badestelle seitlich vom Gut Schloss Golm. Die Bohlen im Wasser sind von Kormoranen besetzt
Bussard über dem Luch
Bussard über dem Luch und der Kuckuck ruft laut von weither…

Jetzt geht es nur zurück vom Gut. Der drecksgrau staubige Weg Richtung Marquardt verleidet mir die Idee, in Bornim und Neumanns Erntegarten die ersten Erdbeeren zu pflücken.
Also Golm*. Bis dahin wäre die Fahrradstrecke auch für Kinder geeignet – wenn Golm außer der Uni und dem Bahnhof noch irgendein anderes, nettes Ziel zu bieten hätte. Aber die Eigenheimbebauung boomt an allen Ecken und nimmt die Landschaft in Beschlag. Die Sehnsucht nach Berlin packt mich. Der Bus fährt nahtlos bis Potsdam Hauptbahnhof durch den Häusle-Speck.

*Fundort eines Kultwagens der Lausitzer Bronzezeit und eines Silberschatzes.
Wer sich so etwas im Brandenburger Museum ansieht, den interessiert die Herkunft nur selten im Sinn regionaler Besonderheit.
Sowieso hat sich → Golm (pdf, mit topograf. Karten!) brachial verändert; die dort neue Studentengeneration
sieht in solchem Umfeld die später eigene Vermarktung inklusive Eigenheime wohl in trockenen Tüchern –
in Berlin gibt es dagegen aktuell Hausbesetzungen: Bezahlbarer Wohnraum für alle!

Stoppt die zerstörende Flucht in die Natur! Natur ist Kultur!

Zum “Männertag” im Plagefenn

Etwa 20 km und 6 Stunden Solo ins Plagefenn und zu den Plageseen zwischen Chorin und Liepe 

Warum die Mönche Kutten mit Kapuzen tragen und ich 2x im Amtssee bade

Der Amtsseee in Chorin
Der Amtsseee in Chorin
Noch Mücken verjagen oder schon Haare trocknen?
Noch Mücken verjagen oder schon Haare trocknen? Bis jetzt ist FKK hier keine Sünde – den beiden Unbekannten danke für die Einladung!

Dass Chorin seine Existenz und seinen Ruf dem Zisterzienserkloster verdankt, muss ich nicht ausführen. Inwieweit Mönchskutte und Kapuze – in meinem Fall eine zu abgespeckte, moderne Variante – nichts als einen noch nie und von niemandem in Erwägung gezogenen Schutz vor teuflischem Getier haben, wäre eine Überlegung jenseits aller christlichen Interpretationen wert…

sssssssss klatsch sssssssssss klatsch ssssssss sssssss klatschklatsch sssss klatschkratz ssssssssssssssss sssss ssssssss sssssssssssss ssssssss klatsch klatsch ssssssssssssss ssssssssssssssss egal…

Muecke
Wenigstens gewährt der Amtssee wohltuende Kühlung nach dem ersten Begrüßungsstechen und zuletzt eine schlussendliche Entledigung fast* aller versteckten Blutsauger zwischen Hemd und Hose.
Welcher Waldwinkel im gesamten Amt der fleißigen Mönche aber genau den Namen “Mückenwinkel” verdient, habe ich nicht herausgefunden. Wehe, der Fuß gerät an den Rand der breiten, splittigen Wanderwege oder den der schmalen, alten Straßen mit ihrem Kopfsteinpflaster. Es könnte sich jenseits aller Moorleichenangst bewahrheiten:

Wer sich in die Natur begibt, kommt darin um.

Sumpfwald
Sumpfwald
Ideale Kleidung: Mönchskutte mit Kapuze
Es war einmal: Mönchskutte (Hände unter den Ärmeln) mit tief gezogener Kapuze

Vom Plagefenn zum Großen und Kleinen Plagesee und mehr dergleichen

An den Sümpfen und Wasserstellen selbst sind die Mücken rar. Und auch wenn mir die Idee zu dieser Wanderung der Herrentag eingab: die Plagen haben ursächlich nichts mit dem männlichen Geschlecht zu tun. Plage bedeutet vom slawischen plaviti abgeleitet alles mögliche um die Begriffe schwimmen, flößen, Ufer etc.

Plagefenn
Irgendwo im Plagefenn
Irgendwo im Plagefenn
Schattenspiele

Als Fenn wird im Brandenburgischen ein versumpfter oder vertorfter Binnensee, auch ein Teich – immer ohne festen Boden – bezeichnet. Nix mit Füße rein und planschen… Schon in Ufernähe versteckt sich unter den Blättern manch tiefes Schlammloch. Das Naturschutzgebiet verbietet das Betreten außerhalb der Wege ohnehin. Die Vorschrift hat eine glückliche Ausnahme: jenseits der mit Wanderzeichen geführten Route sind Wege kaum mehr kenntlich und haben natürlich kein ausdrückliches Ziel, schon gar kein von Mannsleuten ersehntes. Ich bin naturnah einsam. Total einsam bis auf flüchtige Begegnungen an drei Wegkreuzungen. Und eine Begegnung der schlimmsten Art: Richtung Liepe ein Bier- Schnaps- und Tütenrestetisch – ohne Menschen.

Am Wanderweg
Am Pflaster- und Wanderweg
Mitten im NSG - ehe es im Sumpf landet, nehme ich es mit
So süüüß… mitten im NSG – ehe es ganz im Sumpf schwimmt, nehme ich es mit; die andernorts demonstrativ platzierte Flaschenbar übersteigt meine Kapazitäten.

Meine Wanderstrecke kann ich nicht beschreiben. Wo zwischen Chorin und Brodowin oder aus Richtung Nettelgraben die Wege an den “Plagen” vorbei führen, da ist nicht mehr als “vorbei”. Jetzt aber bin ich wie mittendrin gefangen zwischen unzähligen kleinen Waldsümpfen, Brüchen, Hoch- und Tiefmooren, Wasserlöchern oder tiefen Kuten (Gruben) – ununterbrochen sich aneinander reihend. Irgendwann gerate ich auf eine Halbinsel. Doch: es geht ein schmaler Erdsteg weiter! Keine Karte scheint diese Wege zu verzeichnen. Nicht einmal die von kaum mehr lesbaren Wegweisern – Wurzelweg, Fennweg.  Mich reizt sowieso nur das unbekannte Dazwischen.
Es gibt allerdings Führungen durch das Plagefenn.

Plagefenn
Das Wasser: zu dieser Zeit wohl überall weitflächiger und tiefer als sonst
Fließ zwischen Seen
Künstliches Fließ zwischen sonst abflusslosen Seen

Jedes feuchte Biotop hat seine ganz eigene Oberfläche: Farbigkeit, Bewuchs und Ausstreckung – alles unterschiedlich. Wer das Revier mehrmals begeht, hat wohl keine Schwierigkeit, sich zu orientieren. Wahrscheinlich sind sogar manche meiner Fotos topografisch zu identifizieren. Aktuell weiß ich nur: mein Weg führt unablässig und immer an, meist sogar zwischen diesen Wasserflächen hindurch – eine erstaunliche Erfahrung in diesem trotz allem ringsum hügeligen Gebiet, geologisch als eine Mulde vom Lieper Endmoränenbogen beschrieben.

Inselbildung
Schwimmende Inseln
Wasserlinsen
Wasserlinsen

Außer Mückengesumm, Vogelgezwitscher und vereinzelten Kranichrufen: → Stille. Erst im Sumpf bei Liepe gibt es ein Froschkonzert, das wie unablässig pumpende Maschinen klingt. Quaken kombiniert mit dem Platsch unzähliger, kleiner Sprünge?
Einmal fliegt erschreckt ein Stockentenpaar auf. Die Blumenbinse trägt bereits ihre kugligen Wuschel und die weißen Blüten der Wasserfeder leuchten unerreichbar für ein gutes Foto.

Ein seltener Farbtupfer zwischen unendlich vielen Grüntönen
Ein seltener Farbtupfer zwischen unendlich vielen Grüntönen
Wurzelkadaver
Wurzelkadaver oder die Qual des Sterbens

Trotz der Stille – als sich der Himmel bewölkt und die Zeit reichlich fortgeschritten ist: o schaurig ist’s, in Gedanken an Annette von Droste-Hülshoff weit entfernt von sicheren Wegen durchs Moor zu gehn… weh, weh, meine arme Seele…

Der geflügelte Mooralb
Ist es der gespenstische Gräberknecht? Die gebannte Spinnlenor? Wo saugt dieser  geflügelte Mooralb?
Frische Wurzelwunde
Tiefe Wunde, frisch fließendes, rotes Wurzelblut – der Anblick wirkt unmittelbar als ureigener, brennend körperlicher Schmerz

und konkret bei mir selbst vom 11. bis 12. Mai schmerzlich juck kratz juck kratz kratzkratzkratz
*…die Zecke hat weiter gebissen…

MueckeWas wäre noch anzumerken? Wie üblich eine Wochenendausnahme: S-Bahn-Schienenersatzverkehr zwischen Buch und Bernau. Nicht verbreitet wird, dass auch die Regionalbahnen in Bernau einsetzen bzw. enden. Wer die versteckte Busabfahrtsstelle in Buch nicht schnell findet oder Platzangst in dem nur einen Bus bekommt, hat 20 Minuten zu warten.

 

Zur Hochwaldbaude

20 km Wanderung mit Hans-Jürgen Deutschland und den Cöpenicker Wanderfreunden ins Zittauer Gebirge.
Rundum schauen – genießen – zügig wandern – mehr ist eigentlich nicht zu sagen.

Das erste Ziel in der Ferne: die Napoleonslinde
Von Zittau aus das erste Ziel in der Ferne: die prächtige Napoleonslinde
Weitblick
Weitblick bis ins Böhmische zum Jeschken
Kletterfelsen
Kletterfelsen (ohne uns)
Schnell oder langsam, es ist egal
Schnell oder langsam, es ist egal

Am Fuß der Berge angekommen kurz den Geldsteinweg, dann noch etwas höher aufwärts – an Kletterfelsen vorbei – Felsengasse bis Aussichtspunkt Lubisch-Höhe – von der Zweigstelle Kammloch zwischen den Grenzsteinen C und D steinig und steil zur Hochwaldbaude.

Das coole Ziel
Das coole Ziel
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude

Fernsehnsucht entwickeln, al Gusto Einkehr oder → Kräuter (nur als Popupfenster!) sammeln und geradewegs auf sicherem Weg zum Bahnhof Oybin.
Die Dampflok kommt fauchend und pfeifend – die Kinderherzen hüpfen und die alten auch: es geht wie in früheren Zeiten mit dem Bähnle zurück nach Zittau.

Bahnhof Oybin
Bahnhof Oybin – seit 1890
Zufriedener Wanderleiter
Hat alles nahtlos geklappt: ein zufriedener Wanderleiter

Bergsichten und Konditionstest: wieder einmal völlig anders als Brandenburg mit insgesamt ca. 14 Stunden (für mich allein von Bett zu Bett) unterwegs  – mit geradezu fliegenden Anschlüssen allerorts (manchmal reagiert die Bahn flexibler als ihr Fahrplan – danke an die ODEG). Das hat gelohnt – für die Wiederholungstäter und für die Neulinge!
Außerdem Sonne satt mit strahlend blauem Himmel und kühlendem Wind – ein kräftiges Schattenspiel nicht nur im Wald:

Zugkopplung
Wagenkupplung der Zittauer Dampf- und Schmalspurbahn
Die Straße
Wußtet ihr, was euer Kniegelenkknorpel kann und können muss? Das war Straßenrennen, -springen und -hüpfen von der Hochwaldbaude abwärts nach Oybin

 

Mai

Zum "Männertag" im Plagefenn
Zum “Männertag” im Plagefenn
Mai Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
5. Zittau – Oybin Cöpenicker Wanderfreunde Sehnsuchtsaussichten von der Hochwaldbaude 20
10. Chorin Solo Zum Männertag ins Plagefenn ca. 20
14.
+
17.
Kleine Fluchten Solo ungeplant jeweils
ca. 6
22. Deetz und Götz Solo bummeln, schwimmen, flitzen 15
24. Bagow – Riewend – Wachow – Gutenpaaren Solo Der slawische Burgwall bei Riewend
mit Sonnenbrand
ca. 16

 

Spargelabdeckung bei Krielowim Oktober
Spargelabdeckung bei Krielow im Oktober

2. Mai 2018: Deutscher Erdüberlastungstag

Gesund ernährt mit → Spargel?
Spargelabdeckung bei Groß Kreutz (Havel) im Oktober 2017 – den ganzen Waldrand entlang…

Der → Erdüberlastungstag zeigt, wann wir rein rechnerisch jährlich und national die Menge an natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die sich im gleichen Zeitraum bezogen auf unsere Größe wieder regeneriert. Ökologisch gesehen nutzen wir ab heute bis zum Rest des Jahres natürliche Ressourcen, die den kommenden Generationen fehlen werden.

 

Buntes Blumen-Schachbrett­muster

Blumen-Schachbrett
.

30. April 2018: im Bus Richtung Ziesar ein ununterbrochen small-talkendes Damenpaar. Aha: so funzt das. Kann ich nicht. Dafür trällere ich nachher den Kühen ein Lied.

Aber zuerst flitze ich zur  Schachbrett­blumen­wiese.
Die möchte ich erst einmal für mich allein haben. Gut so, auch wenn mich das Ganze nicht so wie eine Schlüsselblumenwiese begeistert. Unnatürlich von Weizen eingekesselt lässt mich die alljährlich akribisch gezählte Menge der Schachbrettblumen* kalt. Nur mit entsprechender Sonneneinstrahlung heben sich die Blüten farbig hervor.

Schachbrettblumenwiese Ziesar
Schachbrettblumenwiese Ziesar
Schachbrettblume im Sonnenlicht
Schachbrettblume im Sonnenlicht

Die Damen knien bereits vor den ersten Blumen. Ich entschwinde hinter den Bäumen und in den breiten Furchen eines Feldes Richtung Autobahn. Ein Reh erhebt sich, springt vor, lauscht, läuft zurück und verschwindet wie weggezaubert in dem grünen, kniehohen Getreide.

Weizenfeld mit "meinem" Reh
Weizenfeld mit “meinem” Reh

Der Burgen­wanderweg über Köpernitz nach Görzke

Hintergrund Burger King Raststätte Buckautal
30.4.2018: Teufelei im Hintergrund von Burger King Raststätte Buckautal und an der Autobahn insgesamt

Bald schon stoße ich auf einen der Burgen-Rundwanderwege, um ihn auf einem wilden Schlaf-Parkplatz für Fernfahrer gleich wieder zu verlieren.
Aber die Burger King Raststätte Buckautal müsste einen Übergang haben. Unerfahren mit fahrenden Objekten stolpere ich im Staub an Einzäunungen entlang. Über unsäglichen → Abfall.
Zurück. Nach Köpernitz führt der Weg ganz einfach unter einer Straßenbrücke hindurch. Bis zur Ziegelei Buckautal laufe ich glücklich durch Blumenwiesen und Kuhweiden – sehe zu wie die goldgelb leuchtenden Löwenzahnblüten in rasender Geschwindigkeit weggekaut werden.

Wiesen im Fläming
Wiesen und Felder bis zum Horizont
Stille, Wiesen und Felder bis zum Horizont
Ganze Teppiche mit dem kleinen, weiß blühenden Ackerhornkraut
Der Wind braust in den Ohren, Regenwolken ziehen heran
Der Wind braust in den Ohren, Regenwolken ziehen heran

Der Raps leuchtet gelb und weithin der magentarote Rhododendron an der „Ziegelei“. Ein Wegweiser zeigt nach Grebs oder Görzke. Meine Karte liegt bei meinem → Tuch… Schade, ich laufe an Buckau vorbei und ebenso an Abzweigungen Richtung Gräben und Verlorenwasser.
Der Burgenwanderweg aber führt stur und langweilig auf zerfahrenen Sandwegen durch Nutzwald. Der Wind knackt die Ästchen und Äste von der dürren Monokultur. Ab und zu ein alter Laubbaum oder junger Forst, eigenartig auch mit Lärchen, die in dieser Landschaft nichts zu suchen haben. Endlich der Abzweig Dahlen mit altem Mischwald und über die Straße hinweg mit Kaffee und Kuchen. Ich hab für mich bereits eine Tüte Grünfutter gesammelt. Also tourismusgelenkt und wieder sandig weiter zur → Wüstung Dangelsdorf. Wahrscheinlich kenne ich doch nur die Kirchenruine von Schleesen/Stackelitz. Hier fehlt mir der in Erinnerung gebliebene Brunnen. Und die Stabilisierung der Feldsteine mit Ziegel mag zwar für die Denkmalpflege eindeutige Datierung bedeuten – fürs Auge sticht das Ziegelrot zu heftig in das dunkle Grün des Waldes.

Wüstung Dangelsdorf, Ruine der Kirche
Wüstung Dangelsdorf, Ruine der Kirche

Mit Sturm von vorn kämpfe ich mich letztendlich auf dem Nonnenheider Weg nach Görzke, dem Töpferdorf. Die Felder scheinen beidseitig gedüngt mit braun glasierten Scherben.
In der Ferne fahren Busse. Fahrpläne gibt es trotz Haltestellen erst in der Mitte von Görzke. Schon am Halt Abzweig Dahlen grüßte ein Bus nur rückwärts mit mehrmaligem Blinken – was immer das bedeuten sollte.
Zur Not wandere ich noch 14 Kilometer bis Wiesenburg. Aber ich bin schon lange lustlos – die Sinnfrage beantwortet sich nicht.
Da kommt er: der Bus nach Bad Belzig.

Von Ziesar bis Görzke waren es gute 20 km in 6 Stunden minus eine Stunde Schachbrettblumenwiese, Wüstung Dangelsdorf und diverses Fotografieren = 5 Stunden. 4 km/h: bin ich sooo langsam?

 

*Schachblume (Fritillaria meleagris), auch Schachbrettblume, Kiebitzei, Perlhuhntulpe oder Kuckuckstulpe genannt

Nicht nur auf dem Turmwander­weg

28. April 2018, mit Bob und einem Team von EarnYourBacon 27 km nicht nur auf dem Turmwanderweg Bad Freienwalde

Bad Freienwalde von oben
Bad Freienwalde von oben

Vier Türme mitten im Brandenburger Bergwald

Zwölf Kilometer lang ist die offizielle Turm-Wanderung. Internet und netter Tourismus-Point vor der Stadtkirche informieren genau. Von irgendwann hab ich die Turm-Diplom-Stempel bereits in der Tasche und sitze gern bei dominanten Hunden und Rucksäcken sowie flottem Wandertempo – für ein 100-Kilometer-wollen-wir-Team eine ganz kleine Trainingswanderung…
Also ohne die überall verbreiteten Beschreibungen einige Höhepunkte der Bergwald-Strecke:

Die Aussicht - mal ohne den Gedanken an Fressen
Die Aussicht vom Aussichtsturm – mal ohne den Gedanken an Fressen
Kurstadtschanze-Helmut-Recknagel
Kurstadtschanze-Helmut-Recknagel – aber das ist wie mit Täve: Recknagel kennen nur noch sportliche Insider
Thüringer Blick in Brandenburg
Thüringer Blick in Brandenburg
Bergauf
Bergauf: für die einen ein Schritt, für die andern drei und bulgarisch so gut wie gejoggt (übrigens ein Waldmeister-Buchenwald!)

Von Höhepunkt zu Höhepunkt – mit geschätzten 500 Höhenmetern insgesamt – anfangs vor allem Treppen über Treppen: einatmen… tief ausatmen… einatmen. Es sind nicht nur die Hunde, die schnaufen und tröstlich auch nicht nur ich.
Bergwandern: mehr als 19 km, vielleicht mit Gepäck und ohne Turm-Zwangspausen – da ginge es für mich ohne Training langsamer hoch (runter problemlos, egal: mit dem Testwandern → Forststeig Sächsische Schweiz wird es wohl nichts, also bleibt es flach für mich).
Der letzte Höhepunkt: die Carlsburg mit Türmen aus Eis und Sahne. In diesem Team bin ich richtig.

Sichtlich Tempo kurz vor dem vierten Turm
Sichtlich Tempo kurz vor dem vierten Turm und weiter so
Der Schwarzblaue Ölwurm oder Maiwurm erweist sich als flink - wird aber als langsam beschrieben
Der Maiwurm erweist sich ebenfalls als flink – wird aber als sich plump bewegend beschrieben – 3,5 cm lang!!!*
Wirklich flink: Kaulquappen im Teufelssee
Wirklich flink: Kaulquappen im Teufelssee

Die Bahn

Bergwandern könnte viel öfter auf den Berliner Wanderplänen stehen, wenn da nicht die Bahn wäre…
Früh genug kann man gar nicht aus dem Haus, um den öffentlichen Verkehr zu bewältigen. In Bernau kippen einige Fahrradfahrer wieder aus dem Zug, sonst gingen die Türen der NEB Richtung Eberswalde nicht zu. Wer es nicht glaubt: Peter Bott (WSV Rotation Berlin, Alleinwanderer auf anderen Wegen) ist Zeuge. Danke für die Kaffee-Erholungspause!

Was aber bringen Zugausfälle, abgespeckte Fahrpläne an den Wochenenden und eingleisige Strecken (seit 1866 – und es war einmal verzweigt) über Wartezeiten und Überfüllung hinaus?

Unscharf - das ist aber wenigstens kein Beweis für die Ordnungshüter
Von mir leider unscharf dokumentiert – wenigstens kein Beweis für die Ordnungshüter (sehr schön alles von anderen auf fb zu sehen)

Erlebnisse der besonderen Art! Die allgemein unbeliebten Gleisüberquerungen getoppt vom neuen Wanderweg am Fuße der Berge im Odertal:  schienenstolprig, aber naturnah zwischen zwei Gräben und moorigem Gelände geht es kurz und gerade wie Bahn und ätzende Bundesstraße 167 in Richtung Bad Freienwalde.
Der pfeifende Zug hat uns nicht überrollt, sondern erst auf regulärem Wiesenweg überholt. Schlag 18 Uhr stehe ich auf dem Bahnhof und etwa 21 Uhr am Alex. Angeblich prächtige Verbindung – die Fahrzeit dürfte der des 19. Jahrhunderts entsprechen.

Wiesenlabkraut mit Tomate und Paprika kurz gedünstet
Wiesenlabkraut mit Tomate und Paprika kurz gedünstet – keine Gewürze notwendig!

Nicht zu vergessen brachten zwei schnelle Griffe an der Bahnstrecke heute einen köstlichen Wiesenlabkrautspinat!
Ach ja: einige wollten heute „sauber machen“, einige wurden schon gestern sauber. Ich blinzle brillenlos in meine Wohnung und genieße immer noch den gestrigen Tag.

Geschafft und gebadet
Geschafft und gebadet

*Schwarzblauer Ölkäfer, wird auch Violetter Ölkäfer oder Maiwurm genannt.
Besonderheit: komplizierte Hypermetamorphose, von Solitärbienen abhängig, daher bereits selten!

Verloren und verlieren

26. April 2018: gute 25 km ziemlich wegelos am Unterlauf von Verlorenwasser bis Friesdorf, außerplanmäßig nach Grebs, Steinberg, Bücknitz, Eulenmühle, Glienecke – eine Singlewanderung durch die Ausläufer “Hoher Fläming”, manchmal zu Dritt.

Auf den Spuren von Verlorenwasser - im Unterlauf insgesamt absolut kein verlorenes Wasser
Auf den Spuren von Verlorenwasser – im Unterlauf eigentlich reichlich fließend

Das verlorene Wasser

Den Zugang zu Verlorenwasser sollte man kennen: Dank an Herrn Augustin mit dem Hund*! Das schmale Bächlein hätte ich nie als den Fluss identifiziert, der höchstens vier schlängelnde und nasse Wiesenkilometer weiter in die Bücknitz mündet. Verlorenwasser scheint zwischen Grüningen und Wenzlow als wertvolles Gut früherer Ansiedlung vielfach nutzbringend verändert.

Der Damm vom Verlorenwasser in Wenzlow
Der Damm vom Verlorenwasser in Wenzlow

Auf einem künstlichen Damm führt flussaufwärts ein Pfad – wahrscheinlich ein Streitweg zwischen Freizeitanglern und einem Reiher um den Fischgrund. Von Biegung zu Biegung fühlen sich Reiher und ein einsamer Erpel gejagt bis es nur kraxelnd am Ufer unter der Brücke der L93 und unter der Autobahn hindurch weiter geht zu Puffs Mühle: ein abgeschnittener und weitgehend aufgegebener, traurig schöner Ort.

Die einstige Allee zu Puffs Mühle
Die einstige Allee zu Puffs Mühle

Wollen wir nicht schnurgerade und langweilig vorwärts hetzen, geht es noch mühseliger als bisher auf dem überwucherten Damm von Verlorenwasser bis zum verbarrikadierten Anwesen Grüne Aue, einer kleinen, offensichtlich alternativen Landwirtschaft. Hinter einer sumpfigen Wiese, voll mit blühendem Wiesenschaumkraut, verabschiedet sich der Damm in mooriges Gelände. Wir versinken im Unwegsamen.

Verlorenwasser wird völlig unwegsam
Verlorenwasser wird völlig unwegsam

Vielleicht hätte uns eine Pause regeneriert. Aber im rettenden Friesdorf, wo der Burgenwanderweg Hoher Fläming ohne Ortsbezeichnung  mit zwei Richtungen irritiert und sich im Regen keinerlei Sitzgelegenheit für Schirm, Cape, ausgebreitete Karte und Möhrenverzehr bietet, treibt es uns uneinig weiter.
WO geht es zum „Blauen Stein“?
Ich bin im Unrecht: Autobahnlärm braust unerwartet durch die Lüfte. Noch ist eine unbeliebte Streckenänderung nicht beschlossen. Schweigsam durchqueren wir die offene, jetzt sonnige Fläminglandschaft. Nicht konsequent rückwärts krebsend landen wir in Grebs.

Getrennte Wege
Getrennte Wege

Mich ärgert das Malheur nicht. Der weitere Verlorenwasserlauf sieht bereits auf der Karte abenteuerlich aus. Das braucht Zeit. Ich muss gar nichts. Quellgebiet und  Mittelpunkt der DDR habe ich bereits einmal unvergesslich auf einer → Knauer-Wanderung erlebt. Mich locken Bücknitz und Eulenmühle ebenso. Unser Dreiergespann verliert sich auf unterschiedlichen Wegen: Chaussee vs. niemals freiwillig Straße; zielsicher vs. Neugier.
Und der „Blaue Stein“? Das ist wie mit der Blauen Blume und dem Blau des Himmels – die sind schnell verloren.

Auf dem Burgenwanderweg nach Steinberg und mit grünem Punkt nach Bücknitz

...und weiter kommt man ohne ihr... Das passt!
Zweisamkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr… Passt!

Zwischen Wiesen und Wald gehe ich nach Steinberg und noch einmal durch eine grüne Wiesenlandschaft rechts nach Bücknitz oder über Köpernitz nach Ziesar? Nein, ich möchte jetzt auch nicht die kleinste Stadt. Die Wiesen stehen voll Löwenzahn, voller Kräuter jeder Art – für Kühe und Rehe und mich.

Der Burgenweg
Auf dem Burgenwanderweg – hier in den Ausläufern vom Hohen Fläming

Kultur und Natur blühen bunt durcheinander. Sogar ein Tulipan, die türkische Lale, hat sich in die Wiesen verirrt, wenn auch mit verblichener Zuchtfarbe. An das diverse jahreszeitliche Zusammen von Buschwindröschen und rotem Mohn habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Vielleicht gab es das doch schon vor dem Klimawandel. Zumindest Paul Gerhard mixt bedenkenlos Frühling und Sommer: → „Geh aus mein Herz…“.

Autobahnbrücke Richtung Bücknitz
Autobahnbrücke Richtung Bücknitz

Ein pfeifender und heulender Wind wirbelt in meine Ohren und übertönt das Rauschen der Autobahn. Einen Regenguss trägt der Wind auch herbei. Mensch mit Regencape wirkt als Pferdescheuche, aber meine Stimme beruhigt. Wir teilen uns die Möhren.

Pferde im Regen
Pferde im Regen – daher der trübe Schleier über dem Foto

Da ist schon Bücknitz mit dem Industriedenkmal Wassermühle an der Buckau, eine liebe Erinnerung an meine Kindheit und das Mehlmahlen in der  → Dreyse-Mühle von Sömmerda, getrieben von der weitaus mächtigeren Unstrut.

Wassermühle in Bücknitz
Wassermühle in Bücknitz

Die Eulenmühle

In Bücknitz werde ich aufgespürt. Also wieder zu Dritt zur Eulenmühle. Der mittelalterlichen Kirche hätte ich einen längeren Blick schenken sollen – aber drum herum strahlt es so klinisch, alles nur das Bild eines Bildes. Mich zieht es in den fliederbuschigen Weg Richtung Buckau und die lichte Bücknitzer Heide.

An der Buckau - hoffnungsvoll ohne Regen
Über einem echt verlorenen Wasser  zur Buckau – wer weiß, wann hier überhaupt etwas fließt

Vor der Eulenmühle bereits Schafe, Pferde, Esel. Im Wald scharren Hähnchen und Hühnchen. Alle Märchen bekommen wieder einen Sinn jenseits von graslosen Hühnerställen oder gar Legebatterien. Wild springen Ziegen über Wege und Wagen.

Hunde und ein Schaf als Wachhund
Ein Schaf gegen Hunde, der dritte ist bereits kräftig gezielt verstoßen

Die Mühle mit ihrem riesigen, klappernden Wasserrad mahlte wahrscheinlich schon vor dem dreißigjährigen Krieg Korn, obwohl erst 1771 hier die Dörfer von Friedrich II. mit Mahlzwang belegt wurden. Heute wird die Wasserkraft ab und zu zum Sägen von Holz genutzt. Aber vor allem lädt die → Eulenmühle zu einem längeren Aufenthalt ein – lecker, lecker, leider geschlossen.

Das Riesenrad der Eulenmühle
Das Riesenrad der Eulenmühle

Die Entscheidung fällt für die kurze Straße(!) nach Glienecke, nicht den doppelt langen Burgenwanderweg durch Wald und Feld.
Glück gehabt: der Bus kommt so gut wie sofort, sogar das verlorene Wasser kommt – nur jetzt von oben. In Brandenburg kommen die Bahnen. Der Hund ist bei Herrn Augustin richtig einsortiert – leider. Ansonsten haben wir noch alles, wenn auch ich das Hundefutter und Herr Augustin mein Tuch als Handschuh. „Es ist schon vertrackt…

*Mit Spaß assoziiert: Ingo Schulze „Der Herr Augustin“, Berlin Verlag 2008

Heilig, heilig, heilig

21. April 2018
Solo zum Anbaden im Liepnitz- oder Hellsee – mal sehn…

Heilige Wildnis an den drei heiligen Pfühlen
Heilige Wildnis an den Drei Heiligen Pfühlen

Die Drei Heiligen Pfühle

Am denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude Wandlitzsee, an Villen ebenfalls der zwanziger Jahre und diversen Schnuckelhäusern vorbei.  Wer hier wohnt und lebte vor – und vor – Joseph Goebbels Landsitz „Bogensee“ würde mich interessieren. Das alte Wirtshaus „Versunkene Glocke“ blinkt so privat neu, dass ich es kaum identifizieren kann. Erst wo die Straße in den Buchenwald abbiegt, geht es dicht entlang an zumindest zwei der Pfühle. Abseits ein Graben und Brückenbrett zu Anglerparadies, eingezäuntem Besitz, Feld und dahinter ganz verborgen ein paar kleine, bewaldete Kuppeln. Ein Reh springt vor mir auf – so nah und riesig – mit  drei, vier Sprüngen Richtung Moor und Sumpf. Dort ist alles heiliger Zauber.

Fixiert an Zeichen gelingen Naturerlebnis und Freiheit selten.

Maiglöckchen - nicht verwechseln mit Bärlauch!
Maiglöckchen – nicht verwechseln mit Bärlauch!
Wahrscheinlich Hellgrüner Samtläufer – liebt feuchte Orte
Wahrscheinlich “Hellgrüner Samtläufer”
Trocken vortasten zwischen den heiligen Pfühlen
Trocken vortasten zwischen den Pfühlen
Vielversprechend und sicher
Vielversprechend und sicher
Möglich ist vieles, letztendlich nichts
Möglich ist vieles, letztendlich nichts
Versinken und versunken
Versinken und versunken
Hell und lieblich zum Abschied
Hell und lieblich die Grenze
Im Heiligtum der Teufelskreis
Im Heiligtum der Teufelskreis

Regenbogensee und Liepnitzsee

Zivilisiert beschuht geht für mich nichts quer hinüber. Zurück übers Brett und auf leisen Sohlen jenseits der blauen 66-Seenwander-Punkte zum Regenbogensee. Das schallende Froschkonzert und mein Lauern auf die springende Spezies finden ein jähes Ende – Wandergruppe in Sicht.  Die Entscheidung fällt leicht: einsam hoch zum Steilufer Liepnitzsee. Die wenigen Badestellen sind bereits belegt. Die Fähre kommt, ach was – das Stück Straße nach Ützdorf überrenne ich, ebenso den trockenen Kiefernwald Richtung Lanke, unter der rauschenden Autobahn  hinweg und am textilgesitteten Oberseeufer im Eilschritt vorbei.
Manchmal  schimmert die Wandergruppe durchs Laub und schwatzt krake-elend übers Wasser. Aufklärung über das Verhältnis von Schallintensität und Leitfähigkeit auf dem ebenen Wasserweg täte Not – als Kajakfahrerin weiß ich davon ohne Wissenschaften.

Im Falle von Konflikten nehmen Nomaden einfach andere Wege.

Unsere nordischen Birken: heilend und heilig
Unsere nordischen Birken: heilend und heilig
Frühlingsgrüner Buchenwald am Regenbogensee
Frühlingsgrüner Buchenwald
Das Schweigen der Frösche im Bild
Das Schweigen der Frösche im Bild (Videostill)
Die wilde Seite vom Regenbogensee
Die wilde Seite vom Regenbogensee
Im dunklen Wasser ein heller Zauber
Im dunklen Wasser ein heller Zauber
Nicht im Himmel, nicht auf Erden
Nicht im Himmel, nicht auf Erden

Anbaden im Hellsee

Der von unbändiger Natur zurück eroberte Landschaftspark von Schloss Lanke mit blütenreichem Kraut und der frühlingslichte Uferweg am nördlichen Hellsee entschädigen. Badepause mit ausgiebigem Schwimmen. Absolut kein eiskaltes Wasser! Unter brutzelnder Mittagssonne sogar Schnelltrocknung ohne Handtuch.
Trotzdem: bis hierher lohnen eher das südliche Badeufer vom Liepnitzsee, das Durchqueren des Buchenwaldes Richtung Schönower Berge und dann am Ufer vom Hellsee ein Stück zurück nach Lanke. Wer weiter gehend noch das Upstallfließ zu überqueren versucht, muss den Hellsee bis → Spörgelhof oder Lobetal großzügig umrunden.

Wenn dem Ungläubigen etwas heilig sein sollte, dann das Wasser.

Gleich steil in die Tiefe
Gleich steil in die Tiefe
Anbaden – Klamottenbeweis
Anbaden – Klamottenbeweis
Der Hellsee in voller Schönheit
Der Hellsee in voller Schönheit
Kunstwerk Natur im Schlosspark Lanke
Kunstwerk Natur im Schlosspark Lanke

Am Hellmühler Fließ nach Biesenthal

Zu den schönsten Wanderwegen in  Berlinnähe gehört jedoch vom nördlichen Hellsee  ausgehend das tief eingeschnittene und flott plätschernde Hellmühler Fließ bis zu einer kleinen Brücke mit  Wanderbriefkasten vom Naturfreundehaus: natürlich hab ich mich eingetragen, getragen von allen sportlichen Trainingstouren des WSV Rotation Berlin ;)))
Nach den üppigen Buschwindröschen am Fließ noch eine sonnige Wiesenpause, ein Plausch mit einer ordinierten Intensivpilgerin aus Lobetal bis ich die ätzende Biesenthaler Bahnhofsstraße hinunter hetze. Rüdnitz wäre die bessere Alternative – falls man den Fahrplan kennt, es halten dort weniger Züge.
Da kommt auch die Wandergruppe angejappst – samt Hund Lisa. Nett wird zum gemeinsamen Wandern animiert, aber da ich vereinstreu zu breit grinsend ablehne, ist ein Ärgernis spürbar. Ach, ich kenne doch die Heiligkeit der Karnickelställe und Schrebergärtner in Zeiten der Globalisierung und fehlender Wanderleiter – mein Humor ist nicht jedem verständlich…

Nur äußerlich gesehen gehen der einsame Wanderer und eine Gruppe die gleichen Wege.

Hellmühlenweg
Hellmühlenweg
Mäander
Mäanderndes Hellmühlenfließ
Die Farben des Fließes
Die Farben des Fließes
Hellmühlenfließ
Ein Eisvogel jagt vorbei – nur live fürs Auge
Wiesenrast
Wiesenrast
Wie die Bäche enden
Wo die Bäche in Moor und Sumpf übergehen

Ab und zu lohnt es, Bilder mit Klick in einem neuen Fenster vergrößert anzusehen.

Kleine Genießertour zur Tschinka

15.4.2018, Wanderung des WSV Rotation Berlin mit Eckhard Knauer
Lange Anfahrt mit der DB/S-Bahn (nicht anders zu erwarten) plus sehr freundliches Sightseeing mit dem Linien-Bus 727 ab Königs Wusterhausen durch das Dahme-Spreewaldgebiet bis Märkisch Buchholz. Der größere Wandertrupp kurvt anders, aber zusammen kommt was zusammen gehört.

Da fährt mehr oder weniger nichts...
Da fährt mehr oder weniger nichts ins Grüne…

Wanderung durch Bürgerheide, Birkholz, knapp vorbei am Hirsch-Berg (von der Höhe eines Rotwildarsches) und durch das NSG Laie-Langes Luch nach Wutscherogge, einer Verlandungszone des Neuendorfer Sees zum ehemaligen Forsthaus Tschinka, abschließend zum Bus nach Alt-Schadow und von dort nach Lübben zum Zug – wieder ganz und gar nicht zügig…

Pure Schmuckschiene und trotzdem als Ganzes sehr viel zuverlässiger als die DB
Pure “Schmuckschiene” und trotzdem als Ganzes sehr viel zuverlässiger als die DB

Unterwegs: grüner Frühling mit Hochsommerwetter, einiges Getier in allen Größen und ein ganz klein wenig feuchte Aufregung an der Moorsenke vom Langen Luch.

Menschen-Herdenhund Lisa
Geliebter Menschen-Herdenhund Lisa / selbstverständlich bei Fuß im NSG
Zauneidechse
Das prächtige Exemplar einer Waldeidechse
Wiedermal eine Blindschleiche ohne Schwanz
Wiedermal eine Blindschleiche nur mit abgeworfenem Schwanz
Wer hätte das gedacht: Reichlich Überlebens- und Notnahrung aus dem vorigen Herbst
Wer hätte das gedacht: Reichlich Überlebens- und Notnahrung aus dem vorigen Herbst

Das Preiselbeerkompott aus der freien Natur wird am Forsthaus Tschinka – nördlich am Kessel vom Neuendorfer See – ergänzt mit ausgiebigem Essen aus der Gulaschkanone plus selbstgebackenem Stachelbeer- und Kirsch-Hefekuchen. Sogar nach Kaffee schmeckender Kaffee wird dort gekocht! Von all dem Letzteren kein Foto, aber auf beste Empfehlung von Wolfgang Pagel und nun auch mit bester Empfehlung von ca. 20 Wandersleuten hier die Telefonnummer: 0354 7381822

Die Namen Tschinka und Wutscherogge haben längst verraten: wir sind nicht nur im Unterspreewald, sondern vor allem im Lande der Sorben. Auch der Neuendorfer See heißt sorbisch weitaus klangvoller als deutsch “Nowa Wjas pśi jazoru” – ich fühle mich zu Hause → jenseits der abgebaggerten Lausitz.

Alles in allem eine kleine, entspannte Genießertour…

Harzer Grenzweg: Eckertal

14. April 2018
Bevor die Hexen in der Nacht zum 1. Mai durch die Wälder fliegen und dem dann welkenden Bärlauch die Kraft nehmen, schnell noch in den Schimmerwald von Stapelburg! Dort entdeckte ich nach meinem Bergwaldprojekt nicht nur den Bärlauch, sondern auch den “Jungborn”. Bepackt wie ein Harzer Kiepenweiblein war ich von Sankt Andreasberg hinunter gewandert zum Bahnhof Ilsenburg.
Hexerei und Heilsversprechen locken schon wieder in den Harzer HEX!

Stapelburg

Ruine Stapelburg
Ruine Stapelburg

Der Frühling platzt aus allen Knospen. Geradewegs vom Bahnhof Stapelburg geht es diesmal zur weithin sichtbaren Burgruine. Den kleinen Kegel weit umrundend, ist der reguläre Weg trotzdem schneller als gezerrt und gezogen von einigen Kilo Löss.
Auf der → Stapelburg sind die Vorbereitungen für die Saison der Ritter und Biertrinker im Gange. Ich schwöre: die Reise lohnt bereits!

14. April: Geburtstags-Veilchen
14. April: Veilchen zur Erinnerung
Guter Boden: Löß
Mehr Schluff als Lehm – also Löss
Löwenzahn
Saftiger Löwenzahn
Wilde Primel
Bergfrühling: Wilde Primel
Innerer Wall
Innerer Wall
Äußerer Wall
Äußerer Wall
Burghof
Burghof
Burgkeller
Viel versprechend: der Burgkeller in Arbeit
Gehöft in Stapelburg
Gehöft in Stapelburg
Blick in die Ferne mit blühenden Schlehen
Blick in die Ferne mit Schlehenbüschen

Alles Getränk verschmähend, wird mir jenseits der offiziellen Kellereröffnung → ritterlich ersatz- und ausnahmsweise eine historische (Vorsicht Waffengesetz!) Niederwildfalle vorgeführt. Der Begriff “Totschlagfalle” wird freundlichst vermieden. Vom unvorstellbaren Effekt am Beispiel eines Schaufelstiels bin ich höchst beeindruckt und → eingedenk anderer Fuchs-Tode (z.B. Betonrohrfalle? – die hatte ich ahnungslos ignoriert) nachträglich umfassend informiert. Die alten Geschichten von Wilderer- oder Förstertoden bekommen eine andere Dimension.

Die Kraft eines Stück Eisens...
Was ein Eisen bewirkt, war mir so nicht klar
Na ja, denkt der moderne Mensch erst einmal...
Na ja, denkt der moderne Mensch erst einmal…

Der Grenzweg bis Jungborn und der heilende Bärlauch

Flächendeckend Bärlauch
Flächendeckend Bärlauch

Ein großes, gelbes G
Hinter Stapelburg und Denkmal zur Maueröffnung liegt unmittelbar vor der Straßenbrücke der Zugang zum „Grünen Band“Grenzweg einst zwischen zwei deutschen Staaten, jetzt im Harz zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Als Pfad quert er an der Bahnbrücke über die Ecker die seit 1955 stillgelegte Strecke Bad Harzburg – Stapelburg – Ilsenburg – sogar noch mit Schienen, nach einer Info von W. Pagel, WSV Rotation Berlin mit Eisenschwellen – was es alles gab…!!!
Flächendeckend begleiten Bärlauch und Buschwindröschen.

Wehr im Eckertal bei Stapelburg
Wehr bei Stapelburg
Denkmal - demokratisch klein gedacht
Kleine Figürchen – das nenne ich weise…
Schimmerwald mit Grenzstein von 1848
Grenzstein von 1848
Grenzpfahl
Grenzpfahl
Das Ende
Schienenende aus Richtung Bad Harzburg
Brücke ohne Bahn über die Ecker
Bahnbrücke über die Ecker

Taufrischer → Bärlauch jetzt zwischen meinem Knäcke: die Gifte strömen aus dem Leib; mir wachsen Bärenkräfte. Gestärkt lasse ich den verrufenen “Schimmerwald” mit seinen Menschenfresser-Räubern* und der später noch schlimmeren Luftmunitionsanstalt aus. Der Weg biegt auch gleich zum “Jungborn”, dem heiteren Areal der berühmten, einstigen Kur-und Heilanstalt des → Adolf Just. Nicht den obigen Link zum “Bärlauch” vergessen – es gibt in einem früheren Beitrag Weiterführendes!

Licht-Luft-Lehm-Wasser
Licht-Luft-Lehm-Wasser
Keller vom ehemaligen Eckerkrug
Keller vom ehemaligen Eckerkrug
Jungborn Damenpark
Jungborn Damenpark
Paula und Undine
Kur-Lufthäuschen “Paula und Undine”

Beidseitig das Eckertal und vergeblich ins Große Zwießeltal

Die Ecker
Die Ecker

Bis wohin darf ich mich von der knappen Zeit zwischen den beiden einzigen Zügen des HEX treiben lassen?
Fluss aufwärts und linksseitig schreckt der geradlinige Posten- und jetzt Radweg.
Richtung Bad Harzburg: dieser Weg zur Rabenklippe zweigt zu weit entfernt in den Bergen ab.
Aber es ist Wochenende. Nichts fährt im Eckertal zur Papierfabrik, sogar der Planwagen vom “Waldcafé Eckernkrug” biegt ab. Irgendein alter Wanderweg muss sich doch an der Westseite der Ecker finden lassen! Muss nicht. Steinschlagwarnung und steiler Hang mit bindfadendünnen Quellbächlein rechtsseitig. Linksseitig das tiefe Tal der Ecker bis zum Tor der Papierfabrik. Schluss und aus. Es bleibt nur eine steinige, abschüssige Kletterpartie längs, dann in einem trockenen Bett steil hinauf zum still gelegten Wehr im künstlichen Lauf vom Stöttertalbach. Auch der liegt – zurückumgebaut – hier trocken. Das Brauchwasser wird weniger auffällig abgezapft und der Dammweg ist vergessen. Irgendwann wird der wilde Abgang hinunter zur Ecker geradezu erholsam. Das hat Zeit gekostet. Rabenklippe und Luchsgehege dürften bereits überlaufen und überradrennt sein.

Kaum zu beschädigen
Kaum zu beschädigen
Raser auf versiegelten Wegen
Tod auf versiegelten Wegen
Berghang am Grenzweg Eckertal
Berghang am Grenzweg Eckertal
Wehr für das einstige Brauchwasser
Für das einstige Brauchwasser der Papierfabrik

Ich entscheide für den im Vorfeld auf der Karte ausgespähten Wanderweg durchs Große Zwießeltal. Läppische 6 km bis Ilsenburg. Der Wegweiser ist zwar tütenverschnürt, doch solche Forst-Vorsichtsmaßnahmen sind üblich. Es ist windstill und sonnig, anfangs etwas “grenzwertig”. Romantisch schlängelt der Weg am Bächlein – allerdings aufwärts.
Plötzlich auch baumauf. Endlos. End-end-endlos dicht an dicht die Stämme bis zum Taleinschnitt zwischen den Bergen am Horizont…

Der Wegweiser ohne das Große Zwießeltal
Der Wegweiser ohne das Große Zwießeltal
Brücke zum Zwießeltal
Brücke zum Zwießeltal
Beton im Zwießeltalbach
Beton im Zwießeltalbach
Elektrik zur einstigen Grenze
Elektrik zur einstigen Grenze
Zwießeltalweg April 2018
Zwießeltalweg April 2018
Zwieseltalhang
Zwießeltalhang ohne Ende
Das war wohl der Borkenkäfer
Hier war es wohl der Borkenkäfer
Mitgerissen
von allen Seiten mitgerissen

Auf dem Besenbinderstieg nach Ilsenburg

Gescheiterter Versuch, mit wenigstens 3km/h weiter zu kommen. Hier wird es auf Jahre hinaus keinen Weg mehr geben. Also doch den Postenweg zurück Richtung Jungborn, vorbei am Rest einer mittelalterlichen Erzschlackenhalde. Ihrer Giftigkeit sind nur schwermetalltolerante Krustenflechten, Strauchflechten und Moose gewachsen. Früher auf natürlichen Erzlagerstätten, muss jetzt der geschützte Haldenbereich frei gehalten werden für diese Seltenheiten.

Scharlach-Becherflechte
Scharlach-Becherflechte
Becherflechten
Becherflechten zwischen grauen Strauchflechten
Buchenwurzeln am Waldümpel
Buchenwurzeln am Waldtümpel
Gesunde Buchen und zerstörte Kiefern
Gesunde Buchen und zerstörte Kiefern

Kurz dahinter zweigt der Besenbinderstieg Richtung Ilsenburg ab – unbedingt dem breiten, langweiligen Ilsenburger Stieg vorzuziehen!
Durch den frühlingshaften Buchenwald plätschern die Bächlein derzeit gern auch im Weg. Kaum zu glauben, wenn von einer sommerlichen Hitze 1845 erzählt wird als alle Quellen versiegten und Tiere und Menschen verschmachteten.
Nach 2,5 Kilometern liegt Ilsenburg zwischen saftigen Weiden im Tal.

Ilsenburg im Tal
Ilsenburg im Tal

Es war ein wunderbarer Frühlingstag. Aber das Wandern blieb mir beim Aufstehen eigentlich im Hals stecken. Nachts um 3 wurde Damaskus völkerrechtswidrig bombardiert. Gibt es keine Frühlingsblumen, keine Baumblüten in den Regierungsgärten dieser Welt?

*Leider ist → diese gruslige, aber glaubhafte Sage (als wahrscheinlich neues Fenster – popup funzt nicht!) in voller Länge nur gedruckt zu finden.

Die Bilder sind mit Klick zu vergößern.

Zweites Ostern am Gräninger Spring

8. April 2018, das frühlingshafte, orthodoxe Osterfest!
Gelockt vom Gräninger Spring – ca. 25 km von Rathenow aus wild über und durch Wasser, Wald, Wiesen und Felder.

Als Naturdenkmal und artesischer Brunnen angepriesen, kocht der Gräninger Spring auf einem undatierten Foto eindrucksvoll aus dem Sand. Das möchte ich sehen! Google maps verspricht pur Landschaft und verlaufssichere Strecke entlang von Waldrändern. Das schaffe ich! Auf wilden Wegen nach meinem Gusto ohne Karte!

Bestes Wetter, am relativ frühen Morgen eine Hand voll Menschen bis zum Blockhaus am Wolzensee. Dann gehört die Welt mir.

Bank am Wolzensee
Bank am Wolzensee
Wolzensee
Wolzensee
Laich - der Frühling regt sich
Laich – der Frühling regt sich
Die ersten Buschwindröschen
Die ersten Buschwindröschen

Bamme lasse ich aus. Die Bockwindmühle gehört ins Spezial vom WSV Rotation. Der Gräninger Spring dagegen stand zu meinen Zeiten noch nie auf einem Plan.
Nach dem See also gleich Südost. Hoch und runter geht es im preußischen Brandenburg oft, militärisch oder dämmend oder beides, man weiß es nicht immer. Hier kommt nach den künstlichen Höhen und Tiefen Niederung, Bach und viel Wasser – so viel, dass es nicht weiter geht. Meine ersten Buschwindröschen in diesem Jahr: Knipps. Das Handy streikt. Und gerade jetzt ist alles urwüchsig und wild! Nichts passiert – kein gänzliches Aus, absolut nichts. Das Teil wird heiß, ich laufe heiß ohne Foto.

Irgendwie schon wieder zwischen zwei Bächen gefangen – zurück, immerhin zu einem slawischen Burgwall, dann Richtung jenseitiger Waldrand über offenes Feld und Wiese. In der Ferne ein Traktor: die Gräben sind also zu überwinden. Das Handy meldet sich endlich ab und ich neu an – der Tag und dieser Beitrag sind gerettet.

Gelbstern
Gelbstern
Summende Oase
Summende Oase
Graben am Feld, sauber melioriert
Sauber melioriert am Feld
Slawischer Burgwall bei Bamme
Slawischer Burgwall bei Bamme

Quer geht es übers Feld, halb um den “Großen Berg” – dort müsste der Spring quellen. Es wird sommerlich warm und trocken sandig hier am Kiefernwald, keine Gegend für Quellen. Am Hang unten ein Hügel und immerhin ein Wasserreservoir mit Echo. Mauerreste und junge Brennnesseln – bald wird hier nichts mehr begehbar sein.
Mein Versuch, von neuer Höhe aus tiefer zu schauen, bringt neue Verwirrung: besser noch weiter unten entlang und Hals und Beinbruch bis sich ein Tal öffnet mit Blick auf zwei ellenlange Stallzeilen in der Ferne. Höchst rätselhaft. Google maps verrät später: Nennhof, das Karten-Waldstück davor ist real weggesäbelt. Klar ist: wieder West, um unterhalb des “Großen Berges” das zweite Laubwaldstück anzusteuern – die einzige, verbliebene Möglichkeit für den Spring.

Bunker oder Reservoir
Bunker oder Reservoir
Echo
Echo
Fundort: Spring und Hopps
Fundort: Spring und Hopps
Wegweiser ohne Weisung
Wegweiser ohne Weisung

Hat geklappt! Und für alle, die an Engel und egal welchen Osterhasen glauben: am Bänkchen hat wahrhaftig einer etwas vergessen!
Der artesische Brunnen allerdings hat sich als pure Sprudelei unter einer Wurzel hervor verabschiedet, immerhin mit so reichlich Wasser, dass sich ein munteres Bächlein in der kleinen Schlucht bildet. Breit versickert es als Bachschwinde irgendwo im Gebüsch. Oberhalb das Wasser zum Quellteich gestaut: das zauberhafte Reich der Waldnixe.

Es war einmal ein Spring
Es war einmal ein Spring
Die Theorie
Gefährdete Natur – nur Bild scheint von Dauer
Zum Quelltümpel
Zum Quelltümpel
Bachschwinde
Bachschwinde
Das Reich der Waldnixe
Das Reich der Waldnixe
Verzaubert
Verzaubert

Zurück nach Rathenow: die verpasste Foto-Strecke findet sich nicht wieder. Mit einer Biege wird es trotzdem abwechslungsreich – plus feucht unter den Füßen. Vorwärts und zurück. Vorwärts und zurück. Im Blick ein kleiner Damm. Geschafft. Allerdings fließt oder besser steht davor ein unergründlicher Bach. Endlich, endlich ohne Gruppenverweigerung eine Überquerung! Iyengar-Yoga: Beine hoch, Arsch hoch und auf den Armen vorwärts stemmen und schweben! Funzt. Und das morsche Stück hält! Das war mittig meine größte Angst – oder gepfählt von den Asthaken…

Grabensystem
Grabensystem
Märkische Heide
Märkische Heide
Bis zum Horizont
Bis zum Horizont
Geht nicht
Geht nicht
Hangelstamm
Hangelstamm
Damm in Sicht
Damm in Sicht
Die Knochen
Die Knochen (Lineal beachten!) – ich spüre meine!
Letzte Gefahr, nicht etwa Armlänge!
Nicht etwa Armlänge und nicht flach!

Noch etwas urig bis das Ufer vom Wolzensee erreicht ist, dann – nach 9 (neun!) Stunden steige ich mit gesunden plus riesigen, fremden Knochen in den Zug gen Berlin… Es war supi!!!

Iyengar-Yoga: Üben lohnt sich!
Iyengar-Yoga lohnt  sich auch weniger perfekt!

Die Bilder sind mit Klick zu vergrößern, die Knochen gibt es größer höchstens aus dem Mesozoikum 😉

Ostern im Dr°EI°ländereck

Anreise 29.3.2018, Wanderungen bis 2. April im Dreiländereck Tschechien, Sachsen, Bayern
Die Tradition österlicher Mehrtageswanderung mit Wolfgang Pagel, WSV Rotation Berlin

Drei Kreuze
Drei Kreuze

Schwefel, Schlamm und Schlemmen plus drei Sühnekreuze zum Karfreitag

Wandern zur Burg Seeberg
Die Höhenburg Seeberg: eine der ältesten Wehranlagen im Egerland. Vom Bergsporn aus geht es über einen schroffen Taleinschnitt zur Kirche St.Wolfgang. Der gemächlichere Weg entpuppt sich als Umweg (so ist der Teufel), immerhin vorbei an einem kleinen Mühlen-Wasserfall und passend zum Karfreitag: das hoch aufragende Kreuz mit den Initialen INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – Majestätsbeleidigung nach dem Gesetz der Römer und mit Kreuzigung zu ahnden.

Seeberg
Seeberg
Wehranlage Burg Seeberg
Wehranlage Burg Seeberg
Brücke zu St. Wolfgang
Brücke zu St. Wolfgang
INRI
INRI

Durch mooriges Land
Wanderung streckenweise auf der Via Porta Richtung Abtei Waldsassen: Ziel Franzensbad – zum Karfreitag eher ein Bruch abendländischer Tradition. Die Fleisches- und Süßgelüste werden denn auch im Voraus vom Teufel gefeiert mit schlammigen Fahrrinnen, moorigen Gründen und blubbernd, vielleicht direkt aus der Hölle (Magmatismus im böhmischen Cheb-Becken!!!).
Im Vogelparadies kreischen die Möwen und verhacken mit Angriffsflügen Silberreiher, Gänse und Schwäne – auch Hitchcock lässt grüßen.

Folgsam
Folgsam
Sollte es das sein?
Sollte es das sein?
Teuflische Wege
Teuflisch
Bodenlos
Bodenlos
Reservat Naturschutz
Reservat Vogelschutz – am ehesten hörbar
Sprudelquell
Hier gast wer sporadisch aus der Tiefe

Filmkulisse Franzensbad
Kurz vor Franzensbad ein Gesundbrunnen, mit was wohl? Schwefel und Gestank. Uns ist sowieso nicht mehr zu helfen. Franzensbad lockt die Mehrheit mit seinem pieknoblen Versprechen und weniger mit Goethe und Faust, Beethoven und Mozart oder gar → Božena Němcová, für die tschechische Sprache so bedeutend wie Luther, Goethe und die Grimms zusammen.
Sonnengelber Fassadenspaziergang – die geschmückten Menschen zur Osterzeit allerdings rar – vielleicht auch nur zum Karfreitag noch in Sack und Asche.

Filmkulisse
Von außen eher Filmkulisse
Spielzeugland
Franzensbad, Františkovy Lázně
Franzensbad mit Patina
Selten: Franzensbad mit Patina
Die Straße mit Faust und Goethe
Die Straße für Faust und Goethe, aber ohne beide
Kur ist anders
Kur ist anders
Božena Němcová
Božena Němcová

Hoffnung stirbt zuletzt und erscheint am Ende aller Wege mit drei Sühnekreuzen.
Ach ja: das Erleben einer Wanderung kann höchst verschieden ausfallen…

Samstag: Kapellenberg rundum

Ein Wiesenbachtal entlang der früheren Staatsgrenze – urig bis zum Schönberger “Säuerling”, einer eisenhaltigen Waldquelle mit Kohlensäure: lecker, lecker, lecker! Dem Grenzgebiet sei Dank: noch ist alles Natur. Doch Mineralquellen sind endlich und → das Begehren kennt ohne Grenze keine Grenzen.

Die höchst gelegene Quelle am Kapellenberg, der “Schwarze Teich”, bildet bereits ein Hochmoor: Huminsäure tötet alles Leben.
Und bevor wir die “Rommersreuther Schweiz” längs ihrer (lt. Internetgeologie) Quarzfelsen durchqueren, gibt es das Quellgeplätscher der Weißen Elster – vor 50 Jahren etwa bin ich auf ihr von irgendwo bis Leipzig gepaddelt: was für unvorstellbare Mengen von Wasser (und Zeit…).

Woher kommen wir
Woher kommen wir…
Wohin gehen wir
Wohin gehen wir in schrecklichem Eimerrot?
Der Säuerling
Schönberger Säuerling mit Radongehalt
Im Wiesental
Das Wiesental
Grenzwald
Grenzwald
Deutlich eisenhaltig
… und deutlich eisenhaltig
Wo Wasser, da Schlamm
Aber wo Wasser, da Schlamm
Und manchmal fast eine Alm
Manchmal fast eine Alm
Bäume im Wasser
Bäume im Wasser
Wir im Wasser
Wir am Wasser
Die Quelle der Elster
Reich sprudelnde Quelle der Weißen Elster
Der Schwarze Teich
Der Schwarze Teich
Weitsicht vom Kapellenberg
Weitsicht vom Kapellenberg
Gradmessungsäule
Gradmessungsäule
Bunte Steine
Bunte Steine aus allen Richtungen
Quarzfelsen im NSG Rommersreuther-Schweiz
NSG Rommersreuther-Schweiz

Ostermärsche am Ostersonntag

Ungeplante Ostermärsche* auf dem quälenden Beton der unendlichen Grenzwege, vorbei an den Resten von Panzersperren, dem Beton für Pflichterfüllung und trotz EU mit zeitlich begrenztem Übertritt der Staatsgrenze. Das alles ist kaum zu umgehen in dem “Ascher Ländchen”, das den zipfligen Verlauf der deutsch-tschechischen Grenze bildet.

*die jährliche, pazifistische Demo in Deutschland: Stopp von Rüstungsexporten, Abschaffung der Atomwaffen und dringend Abrüstung!

Zur Landesgrenze
Zur Landesgrenze
Panzersperre
Panzersperre
Blick nach Deutschland
Blick nach der anderen deutschen Seite: Hohenberg an der Eger
Grenzweg Tschechien - Deutschland
Blick nach Oberfranken
Brücke über die Eger
Brücke über die Eger
Staatsgrenze Übergang
Staatsgrenze Übergang
Osterfrühling an der Eger
Osterfrühling an der Eger
Wildwasser Eger
Wildwasser Eger (tschechisch Ohře)
Das schwarze Schaf von H., W. und G. inspiriert
.

In den hohlen, finstern Löchern,
stecken Ostereier noch und öchern…
Zufrieden jauchzen alle nett,
vor allem Schokoei macht fett.

Das schwarze Schaf von H., W. und G. inspiriert
und mit Foto von Kirsten

Frohe Ostern in alle Lande!
Frohe Ostern in alle Lande!
Suchet so werdet ihr finden
Suchet so werdet ihr finden
Pflicht ohne Sinn
Pflicht ohne Sinn
Tinker - einmal nicht von Schleich
Unterwegs: Tinker – einmal nicht von Schleich
Unendlich schmerzhaft
Unendlich und schmerzhaft heimwärts
Grenzkapelle
Grenzkapelle

.

Ein Montag der etwas abenteuerlichen Überraschungen

Zaghaft führt unser Gastwirt an dem eigentlichen, tschechischen Osterfeiertag den Peitschenbrauch vor. Gejagt werden wir mit den jungen Weidenzweigen nicht. Unsere sichtlich schwindende Lebenskraft lohnt die Liebesmüh nicht. Das köstliche Osterwasser aller Quellen des Egerlandes haben wir zu früh und schnöde zerredet. An Slivovic hat keiner gedacht und der bulgarische Selbstgebrannte ist jenseits hiesiger Tradition bereits geleert. Uns ist nicht zu helfen und junges Blut braucht für die letzte Wanderung keine zusätzliche Kraft.

Irgendwann rutschen wir bereits abkürzend, aber abenteuerlich entlang eines Abbruches → Richtung aufgegebene Ortschaft Markhausen/Pomezná – versinkend in glitschigem Kalkmergel. Von ehemaliger Sandgrube keine Spur. Um die Schuhe legt sich eine weiße Hülle – Erinnerung bis Berlin. Wegelos über kleine Wassergräben mit steilen Ufern, unterhalb ein Staudamm als für den Blick undurchdringliche Vegetation. Der einzige Anwohner ist auskunftsfähig: die westliche Hälfte des Stausees durchfließen nur noch einzelne Wasserarme, ausgehend von der einstigen Mühle Pomezná.

Es wird sogar sonnig
Es wird sogar sonnig
Hinter dem Morgendunst eine Ahnung von gutem Wetter
Hinter Morgendunst die Ahnung von gutem Wetter
Selbst ist die Frau
Selbst ist die Frau
Der Hang aus weichem Mergel
Der Kalkmergel-Hang
Festungsruine Markhausen
Festungsruine Markhausen
Rutschige Gräben
Rutschig hohe Gräbenufer
Das blaue Lungenkraut
Volksheilkunde: Lungenkraut zur Wundheilung
Der schreckliche Tod
Ohne Kenntnis: 10m höher wächst Lungenkraut!

Das Rundum-Erklimmen der mächtigen Burg Liebenstein wird nur von einer rasenden Minderheit versucht. Die Burg wird gegenwärtig restauriert. Umgeben von Bauzaun und Schutt ist der gewaltige Eindruck am ehesten mit einem alten Stich einzufangen.
Die angepeilte Gastwirtschaft in Libá hat merklich die Nase voll von allen deutschen Grenzgängern. Wir wandern von Zeit und Unruhe gepeitscht zurück in bekannter Gegend (nicht jeder erinnert sich) nach Hazlov. St. Wolfgang ade. Heiden glauben nicht an gute Fügung. So ist das mit Glaube, Hoffnung und Zuversicht.

Der Legende nach warf der Regensburger Bischof Wolfgang 975 auf der Flucht vor politischen Wirren durstig seinen Stab ins Tal. Eine Quelle wurde in Nähe des heutigen Ortes St. Wolfgang erweckt. Im quellreichen Egerland war St.Wolfgang ebenfalls der Dank gewiss.

Mühlgraben vor Liebenstein
Vor Libá: zu schnelle Wanderin aus falscher Richtung
Die einstige Mühle
Einstige Mühle von Markhausen
Burg Liebenstein restauriert
Burg Liebenstein restauriert
Burg Liebenstein
Liebenstein – inzwischen von Betonstraße umgeben
Ein letzter Blick
Letzter Blick Richtung Burg Seeberg
Richtung Hazlov
Richtung Hazlov

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Farm in besten Händen und bester Erinnerung
Farma v nejlepších rukou a v nejlepší paměti

Im Dreiländereck, am Rande des nordwestlichen Zipfels des böhmischen Beckens: die sehr herzliche, wunderbare → Unterkunft in Polná mit allem Haus- und Hofgetier was man sich denken kann! Zwei bequeme Kilometer weiter ein uriges, lecker tschechisch beköstigendes Restaurant – ideal vor allem für den abendlichen Verdauungsspaziergang mit → Ostermond (allerlei aus meiner ehrenamtlichen Zeit, sonst nirgends und keinesfalls zu finden!). Was wollen wir mehr? Na ja: wandern! Das wurden an insgesamt vier Tagen über 100 abwechslungsreiche Kilometer bei gutem Wetter der diversen Art.

Hofgebäude
Hofgebäude
Ökofarm Polná, Tschechien
Ökofarm Polná, Tschechien
Die Tiere
Groß, klein und ganz klein
Geräte
Meine Sehnsuchtsarbeit Holz hacken
Österlicher Fleiß
Österlicher Fleiß
Geliebte Tiere 2
Geliebte Tiere
Geliebte Tiere 1
Geliebtes Tier – Dank an A. für das Foto!
Bauernschrank
Liebe zur Natur ergibt Kunst
Die tschechische Ostertradition
Tschechische Tradition am Ostermontag
Das himmlische Osterei
Das himmlische Osterei
Transporter zum Bahnhof - neu
Zum Bahnhof modern
Die Wagen
Der Fuhrpark

Hin- und Rückfahrt mit deutschen Bahnfahrzeugen wie üblich: hinzu unabsehbarer Aufenthalt wegen Personen auf einer Brücke – nächtliche Ankunft. Die Rückfahrt nach Berlin mit 15 km/h: der Lokführer repariert den ICE???, dann streikt die Strecke selbst, zuletzt fallen die Stellwerke aus und auf der S-Bahn ein Notarzteinsatz…

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