Januar

Überraschungsei 2018
Überraschungsei

Ganz herzlich und sehr persönlich
(merkt ihr, dass das auch mit diesem Medium bestens geht?)
für jeden Einzelnen meiner alten, neuen oder verlorenen Freundschaften,
für alle Mitwanderer und alle um mich herum aus anderer Beziehung,
nicht weniger – eher mehr an euch gedacht als mit einer Mail,
jetzt unterschiedslos für alle zsamm:
meine allerbesten Wünsche für Gesundheit und Glücklichsein an den 365 Tagen von 2018
– sehr gern gemeinsam –
1.1.2018

Nobody knows what is coming, go out and enjoy nature!

Jan. Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
6. Oehna
Weidmannsruh
Solo
65+Ticket
Neujahrskonzert mit den Jagdhornbläsern aus Langenlipsdorf ca.10
10. Baruth – die Grube – Pechhüttner Weg – Klasdorf Solo
65+Ticket
mit Boulette von Fleischerei Neumann
ohne Karte
im Zickzack Richtung Wildpark
15
11. Von Saarmund nach Wildenbruch E. Knauer
WSV Rotation Berlin
Brandenburger Berge 15
12.
20h

13.
GPS Nachtstrecke
50 km von Gesundbrunnen
bis Falkensee,
tags 15 km weiter über Hahneberg bis Stößenseebrücke
25. Berliner Polarnacht
W. Pagel
WSV Rotation Berlin
ein Erlebnis der Extraklasse an viel Wasser entlang (Wasser = Helligkeit), unter/über unterschiedlichste Brücken, mit Temperaturmessung “Eiskeller”: -1°
und 13.1., 11h Mitfahrgelegenheit:
DANKE Bob vom Mammutmarsch!
65
von 100
25. Berliner Polarnacht. Über die Brücken.
25. Berliner Polarnacht. Über die Brücken.

25. Berliner Polarnacht
Nein, nicht ICH verrückt: anfangs 55 Polarsuchtnächtige und am Ende der Nacht noch 23.
Es gibt drei Pausen einschließlich gemütliches Frühstück Punkt 6:30 in der Bäckerei Thonke in Falkensee. Die stimmungsvollste Pause ist nach 43 km im Spandauer Forst bei der Temperaturmessung “Eiskeller” – ein Kältepol von Berlin. Eng gequetscht auf den Bänken eines Unterstandes werden wir empfangen mit heißem, leckerem Kräutertee!
Ärgerlich: nach etwa 60 km bin ich plötzlich steif in den Knien. In diesem Tempo geht nichts mehr. Quäle mich hinter frischen Tageswanderern und dem zähen Nachtwanderrest nur noch bis zum Rupenhorn, darf nämlich mein knackig laufendes “Mitfahrauto” nicht verlieren…

Diese Gelegenheit gestattet mir schon 13 Uhr: heißes Bad
16 Uhr: wieder voll bewegungsfähig
Einen Tag später: keinerlei Nachwirkung – was soll ich mit diesem wunderschönen Tag ohne Plan machen? Alles was ich lustvoll recherchiere, fällt wegen “nur an Schultagen” aus. Und 65 km (geschafft!) nochmal hin und zurück zu Fuß – dann doch auf einen Schultag warten…

17. Im Gränert
Teil II
Solo
65+Ticket
Traumhafte Winterlandschaft ca.18
20. Berlin Hauptbahnhof
Wirtschaftsministerium Invalidenstr.
Brandenburger Tor
mit dem Bergwaldprojekt 11h – 14h
“Wir haben es satt”
Demo gegen die Agrarindustrie und Massentierhaltung
4,80
21. Von Melchow nach Finowfurt E. Knauer
WSV Rotation Berlin
auf verwunschenen Pfaden die Finow abwärts 20
23. Zum 3. Mal im Gränert Kleinstgruppe
65+ Ticket
5 Stunden
Wild gezielt zur Silberquelle ca.20
27. Oranienburg – Gedenkstätte Sachsenhausen – Schleuse
Lehnitz – Gedenkort Klinkerwerk – Grabow-See – Schmachtenhagen
WSV Rotation Berlin “Wi(e)der das Vergessen!?” Wanderung am Tag des Gedenkens und der Mahnung.
Zum 1.Mal am Gedenkort Klinkerwerk Hafen
11
28. Wusterwitz – Plaue – Kirchmöser Solo
65+Ticket
3 Stunden
Wegen Heizungsausfall bei Deutsche Wohnen und Signalstörung bei Deutscher Bahn: ganz anders und schrecklich bunt durch Dunkeldeutschland ca. 12

2018

Spiegelwelt Spree II

29. Dezember 2017: zwei Stunden Rundkurs im Spreewald
ab Lübbenau Südumfluter, Freiheitskanal II, Bancerova, Hauptspree, Quodda, Moorige Tschummi, Tschummi (Eschenfließ), Lehder Graben, ein Ministück Hauptspree, Südumfluter

Lübbenau, Kajaksport Richter
Lübbenau, Kajaksport Richter
Am Ufer geschichtet
Am Ufer geschichtet

Die letzte Sonne des Jahres ist angesagt. Wo wäre sie am ehesten zu genießen? Auf dem Wasser!
Punkt 10 bei Bootsverleih Richter, Lübbenau brennt bereits ein wärmendes Feuer für eine Kanu-Winter-Erlebnistour. Solo im Einerkajak bin ich aber schon in wenigen Minuten auf dem Wasser entfleucht. Das Winterhochwasser steht über den Stufen der Stege. Das Paddel zieht wie durch Blei. Angeblich gibt es aber wegen des hohen Wasserstandes sogar weniger Strömung als sonst. Bin ich so schwach? Manchmal jedoch wirklich auch ein leichter Gegenwind!

Die Morgensonne durch die Bäume
Morgensonne durch die Bäume

An den Ufern liegt das Geäst der von Orkan Xavier umgebrochenen Bäume gestapelt.
Tief am Horizont leuchten in hellem Gold die Wolken. Ich schrubbe den Südumfluter vorwärts, möchte diesem Gold näher kommen. Aber es ändert sich wenig. Die Sonne selbst zeigt sich erst während meiner Zug-Rückfahrt an azurblauem Himmel. In Berlin blitzt sie ab und zu zwischen den Betonklötzen hervor: die einst berühmten, von Bäumen bestandenen Berliner Straßen mutieren im rasanten Takt von Baumaschinen zu Schattenschluchten.

Morgenhimmel
Sonne unter Land

Was für ein Unterschied zu diesem Spreewalderlebnis – selbst unter bedecktem Himmel!
Bin ich meilenweit, bin ich Jahrhunderte von diesem Hauptstadtmoloch entfernt?

Überschwemmte Wiesen
Überschwemmte Wiesen
Brücke
Die zeitweilige Brücke
Winterhochwasser
Winterhochwasser
Sturmschaden
Sturmschaden

Auf dem zweiten “Freiheitskanal” komme ich mir vor wie auf einer Erstbefahrung. Bin heilfroh, die Strecke gut zu kennen. Frühestens einen Meter vor einer Biegung – aha, hier entlang… Eigentlich rechts und links, ringsum nur Wasser und Stille. Mein Boot gleitet leise durch diesen gar nicht gezähmt wirkenden Spreewald. Obwohl hier im Sommer die Wiesen fürs Heu sind, für Schafe und Kühe, jetzt denke ich nur an früheste Zeiten: wo die wilden Wenden wohnen… Und nichts könnte besser daran erinnern als die sorbischen Namen.

Spiegelwelt
Spiegelwelt
Am Freiheitskanal II
Ockerfarben im Sumpf
Wasserwiesen
Trügerische Flächen
Baumgewirr
Alles zwischen Tod und Leben
Vermoost
Vermoost
Wurzelballen
vgl. Karlas Wanderwahn, Oktober

Quodda – das Geräusch der Füße, wenn man einen nach dem anderen schwer aus blubberndem, schwarzem Schlamm zieht. Die Moorige oder dann die Eschenfließ-Tschummi – leichten Fußes wie ein fliehendes Reh durch das Wasser gesprungen und geschwommen – tschub tschub tschub – könnte man hier vielleicht doch zum anderen Ufer kommen. Die Bancerova – schnörkellose Dame, der alte Semisch – wer möchte so einen nicht zum Großvater haben, die gute Dobrola, Huschepusch – dort, wo der wuschelwuslige Kobold haust… Der Spreewald ist ein Wald zum Märchen spinnen.

Das feuerrote Holz der Erle
Das feuerrote Hexenholz der Erle
Mittagsruhe
Zur Zeit der Mittagsfrau
Baumpilz
Das Zu-Hause vom Bludnik
Baumpilz an einem alten Quittenstamm
Kleine Irrwische an Richters ehemaliger Quitte

Ein Specht hämmert, ein Schwarzspecht fliegt von Baum zu Baum, ein Bussard, ein Reiher und über mir eine spitz gewinkelte Schar Gänse. Die Enten haben die Weihnachtsbratenjagd überstanden und heben nur selten einmal den Kopf aus dem Gefieder. Die in anderen Jahreszeiten überfüllten Gaststätten sind geschlossen, auch viele Häuser sind nichts als Ferienhäuser – winterfest unbewohnt. Auf wenigen Gehöften wird gearbeitet – die das Jahr über noch bäuerlich wirtschaftenden Höfe sind wahrscheinlich an einer Hand abzuzählen.

Fischkasten, Lehde
Fischkasten, Lehde
Heuschober
Heuschober
Wirklich glückliche Hühner!
Wirklich glückliche Hühner!
Dieeinst prachtvollen Hortensien des Sommers
Die einst blauen Hortensien des Sommers

Die Fotos können mit Klick in neuem Fenster vergrößert werden.
→ Spiegelwelt Spree I, Juli 2017

Lebenselixier Natur

1.Weihnachtsfeiertag 2017
Ab Zehdenick zwischen Havel und Tonstichen entlang, durch die Schorfheide bis Vogelsang:
das traditionelle Klostergeflüster mit Wolfgang Pagel / WSV Rotation Berlin

Kalter Hund
Eine Tradition: fest verbunden mit RotinFam
Weihnachtswunsch
Internationaler Wunsch, gern weitergegeben!
Zehdenick
Auf alten Wegen um Zehdenick
Die Tür zur Stille
Grünes Klostergeflüster an der Tür zur Stille

Längst hat sich die über 100 Jahre lang boomende Ziegeleindustrie um Zehdenick wieder zu ländlichem Charakter gemausert. Unter griesegrauem Himmel ist der Charme der entstandenen Wasserlandschaften allerdings nur zu erahnen – in anderer Weise in der Bade-, Angel- und Sportboot-Hochsaison auch…

Tonstich bei Zehdenick
Kuhlemeier-Tonstich bei Zehdenick
Biberspuren
Biberspuren
Wasser
Wasser
Wasser und Weg
… und Weg

Einiges aber macht sogar diesen tristen Dezembertag grün: das Gras unter winterlich hohem Wasserstand, noch giftig grüner die Algen auf einer Tramete (im Internet werden gelungene Farbfotos dieser Spezies vermarktet) und: die saftig dunklen Kugeln der immergrünen Mistel. Doch ihr ringsum starker Befall dürfte das Absterben der Bäume ankündigen. Eigenartig wurden der Mistel dagegen seit der Antike geheimnisvolle Heilkräfte zugesprochen; für den Menschen sind sie → belegt.

Invasion der Misteln
Invasion der Misteln
Die wundersamen Farben der Pilze
Die wundersamen Farben der Pilze
Zwischen Havel und Tonstichen
Zwischen Havel und Tonstichen
Unter Bäumen
Unter Bäumen

Nach 14 wanderlosen, deprimierenden Tagen genieße ich und GEHE einfach nur in dem befriedigenden und glücklichen Gefühl:

   Natur ist ein Lebenselixier!!!

Und ein gutes Essen → “Fährkrug”, Burgwall* ist eine Gottesgabe – manchmal von Heiden… DANKE!

nach den Stürmen II
Immer noch nach den Stürmen: harte Linie
nach den Stürmen I
oder auf Biegen und doch Brechen
Ziegeleipark
Ziegeleipark ohne Event
Das Erwecken der Sehnsucht
Das Erwecken der Sehnsucht

Auf dem Rückweg durch die Zehdenicker Heide dunkelt es. Fotos gelingen nicht mehr, obwohl der Wald angenehm licht wirkt, dazwischen einzelne, uralte Bäume. Nördlicher und tiefer gelegen breitet sich anderer Wald aus: als unbetretbar deklariert. Dort verfällt wohl die neben Wünsdorf größte russische, militärische Liegenschaft. Wild und verwilderte Tiere sollen das Terrain erobert haben, wo bis 1988 Nuklearraketen lagerten.

Ich wünschte sehr, Menschen mit politischen Ambitionen, Workaholiker, Konsumabhängige, Geringverdiener und anders Unglückliche gingen auch öfter einige Stunden nur und nur in die Natur.

*Vorsicht am Steg! Hier wohnen im Sommer gern Wespen!

Im Zootzen und Bruch

6.Dezember 2017
Auf den Spuren von Karl May im Friesacker Zootzen und Bruch

Landstraße von Friesack in den Zootzen
Landstraße von Friesack in den Zootzen

Der Straße von Friesack in den → Zootzen ist nur mit Gedanken an den phantasiereichen Karl May etwas abzugewinnen. Immerhin hält ein Auto mit dem Angebot „wohin“, was bei der absehbaren Länge eine Gelegenheit bedeutet. Aber ich will → Karl May, Suteminn und Dietrich von Quitzow folgen, auch wenn der Weg jeder Gefahr entbehrt.

Alter Rhin
Schon nach dem Kanal, am alten Rhin, werde ich belohnt.
Dürer-Landschaft, 6.12. 2017
Es wird mittelalterlich wie auf einer Dürer-Landschaft, 6.12. 2017

Der Zootzen ist – glücklicherweise ohne die von Karl May aufgezählten Biester – genau so wie beschrieben. Zwar sollen die Wege nicht verlassen werden und sind in einfachster Weise kartiert, die Realität der diesjährigen Oktoberstürme ist darüber hinweggefegt. Bis auf Ausnahmen ist es ein relativ junger Wald, trotz allem: hier ist derzeit Urwalddickicht.

Friesacker Zootzen, 6.12.2017
Friesacker Zootzen, 6.12.2017
Der Friesacker Zootzen
Karl May selbst war im Friesacker Zootzen sicher so wenig wie an den Orten seiner anderen Abenteuer

Wege sind streckenweise nicht mehr auszumachen. Ringsum knarren und knarzen einzelne Bäume für mich unangenehm zwischen diesen umgeworfenen Stämmen. Mehr Karl May werde ich im Zootzen niemals wieder finden. Von meinen Fotos ist allerdings kein einziges Panorama gelungen.

Baumkronen auf den Wegen
Undurchdringlich: Baumkronen auf den Wegen

Die Schwedenschanze aus dem Dreißigjährigen Krieg an der Straße zwischen Friesacker und Klessener Zootzen, einen altslawischen Burgwall und eine slawische Fluchtburg, beide aus dem 9. Jahrhundert, verfehle ich: von ausgeschilderten Wanderwegen ist wohl kein Baum mehr erhalten.

Umgestürzte Bäume
Die Lust auf einen Weihnachtsbaum ist mir angsichts der umgestürzten Bäume vergangen

Eine kurze Wanderung über den Bruchboden“ gehe ich ebenfalls à la Karl May, wenn auch nicht in Richtung Dechow, sondern zurück über Kressener Zootzen wieder zum Bahnhof Friesack. „Kein Problem, alles Plattenweg“, klärt mich ein Dorfbewohner angesichts meiner Gummistiefel auf. Platte und auch sonst schutzlos platt: ein starker Westwind orgelt mich an.

Fliederhorst

Die Platten führen schließlich zur Straße, die ich hinzu parallel gegangen war. Das muss nicht sein, geradeaus geht der Weg ebenfalls – bis zum Bahndamm und eine Schneise durch eine unglaubliche Müllkippe zum letzten Haus am Bahndamm. Zwei seltene Enten im Stall, ein wilder Hund und etwas graue (offensichtlich ökologisch korrekt) Wäsche auf der Leine. Ich kann mich durchs Gebüsch drücken – so wie bei Karl May beschrieben: „…da das dicht verschlungene Gewirr der Gesträuche der unerbittlichen Kälte hatte weichen müssen.“ Ich lande wegelos vor der Bullenweide. „Lebensgefahr“ las ich vorhin, das Gatter war aber offen. Nix wie durch zur Straße in der Ferne und im steten Wechsel von Grasbüschel und tiefem Schlammloch. Tief meint stiefeltief oder knietief, ca. 40 cm exakt ausgemessen: Ich stecke im Sumpf mit einem Stiefel und leichter Panik fest. Die ist berechtigt, denn Bruch ist nur die veraltete Bezeichnung für → Gleye mit vielleicht bis zu 80 cm Tiefe.

Fußabdruck im Bruch
Fußabdruck im Bruch

Vor mir springen graubraune Haufen (weniger panisch als ich) wie schneeweiße Blumen davon. Meine Augen sind nicht mehr für die Jagd geeignet. Immerhin sage ich mir: wo diese Blumen durchkommen, komme auch ich durch; einen Ausgang können die Gräben von mehr als 2 m Breite nicht gänzlich versperren. So ist es.
Den Rest des Tages rutsche ich freilich in meinem Stiefel in schlabbriger Schlammsuppe herum: über den Bruch sollte man auch heutzutage nur bei hart gefrorenem Boden gehen.

Trügerische Weide
Trügerische Weide

Den Zug habe ich knapp verpasst. Friesack anzusehen, ist nicht zu schaffen. Bis zum Mühlenberg, von wo aus die „faule Grete“ 1414 die Burg der Quitzows in Schutt und Asche geschossen hat, sind es 3,5 km. Die → Burg lag vom Bahnhof aus gleich rechter Hand auf einem heute mit einigen alten Bäumen bestandenen, weder als Berg noch als Burg erkennbarem Hügel.

Bahnhof Friesack, 6.12.2017
Bahnhof Friesack, 6.12.2017

Der griesegraue Himmel wird dunkler. Ich vertreibe mir die Zeit so wie die Zeit hier alles ins Nutzlose vertrieben hat. Ein Hund verbellt mich von einem anscheinend noch bewohnten Haus am Bahnhof im Nirgendwo. Bellende Hunde gibt es auf all diesen verlassen wirkenden Gehöften. Die Leute sind zur Arbeit außerhalb, zu den anderen kommt der Pflegedienst. Der Mann in Kressener Zootzen erklärte es mir mit leichter Alkoholfahne, nicht betrunken, aber genau so wie hier wohl viele den Tag zu überstehen versuchen. Ich glaube das Land von Erzählungen meiner Großmutter noch anders zu kennen. Die märkische Sprache aber ist unverkennbar die gleiche – klangvoll im Vergleich zur polternden thüringischen und dort als fremd ausgegrenzt. So klein war die Welt einmal. Auf solchem Bahnhof ist sie mir gänzlich abhanden gekommen. Ich tauche mit → Karl May ab.

Im Mühlenbecker Land

2. Dezember 2017
Wanderung zur Jahresendfeier des WSV Rotation Berlin (es war insgesamt und für einige wenige die 40.)

Mit körperlicher und vor allem geistig guter Verfassung sind 25 km ab Hermsdorf zu wandern. Sagen wir mal zur Wahrung eines positiven Selbstbildes: die Störfelder der ständigen Maulwurfs-Ersatzfahrpläne schränken das Reaktionsvermögen ein. Ich fahre viele, viele (falsche) Kilometer, kann daher nur 16 km wandern… Dieses Mal mit 10 Wanderleitern im Team geht es von Schönfließ am Toten See vorbei, am Waldrand und über die schmale Autobahnbrücke (vielleicht ein letztes Mal, die Autobahn wird sechsspurig und die Brücke verschwindet) zum Tegeler Fließ (ja, auch hier heißt das noch so) und zum Mühlenbecker See über Rennebruch und Bahrenbruch bis in den „Heidekrug“ in Zühlsdorf.

Wandern im Mühlenbecker Land
Konkurrenzen

Zu dieser thematisch speziellen und internen Jahresendfeier-Wanderung wollte ich keinen Beitrag liefern. Aber: plötzlich bleibe ich wie Buridans Esel zwischen den von mir favorisierten Wanderleitern im Laub stecken. Der Anblick einer gemeinsamen! Wanderung zweier FÜHRENDER Wanderleiter mit grundverschiedenen “wanderphilosophischen” Ansätzen muss einfach unserer sportlichen Nachwelt erhalten bleiben: rechts der Wild-Wanderer mit Fans, links der exakte Mathematiker-Wanderer mit seinen Anhängern zur gleichen Zeit mit gleichem Ziel… Solches ist bisher nur getrennt dokumentiert!

Über dicke Stämme
Über dicke Stämme (Tegeler Fließtal)
Über Baumstämme
Über viele Stämme (olympisch geturnt)
Mühlenbecker Land, nicht geräumter Wald
Durch nicht geräumten Wald
Durchs Gebüsch
Durchs Gebüsch

Ergänzend nun auch Bild-Erinnerungen an die dieses Mal ungewöhnlich gehäuften, aber sichtlich gewohnt sportlichen Einsätze beim Übersteigen, Überklettern und “Überfallen” diverser Bäume, beim Überqueren schlammiger Gründe und dem Balancieren am Rande zerfahrener Waldwege – in hilfsbereiter Gemeinsamkeit. Zu schön, um nicht eine ganze Folge zu zeigen (tut mir leid, mir gelingt hier keine Slideshow):
bedächtig |verzittert|olympisch geturnt|Balance suchend|stürmisch|abgesichert

Durch Schlick und Schlamm im Mühlenbecker Land
Durch Schlick und Schlamm
Mühlenbecker See
…zum Mühlenbecker See
Der Verfall von Schloss Dammsmühle, 2.12.2017
Der Verfall von Schloss Dammsmühle, 2.12.2017
Berg hoch
…den Berg hoch

Gesund sind wir angekommen, sowohl beim netten Wirt im “Heidekrug”* als auch bei fast Vollmond später in den Betten. Mag sein, dass die “ganz alten” Vereinsmitglieder ihren großen Zeiten und eng verbundenen Sportsfreunden im Stillen nachtrauern, irgendwie sind wir doch auch wieder eine ziemlich gute Gesellschaft geworden!!!

Becherling im Buchenwald vom Mühlenbecker Land
Ein kleines Wunder: Becherling
Mond über Zühlsdorf
und zum Schluss der Mond über Zühlsdorf, 2.12.2017

*Gaststätte Heidekrug: nur für Veranstaltungen und Catering.
Vergrößerung der Fotos in neuem Fenster: Klick auf ein Bild!

Dezember

Wintergebetsdurcheinander Lieber Gott, ich liege im Bett. Ich weiß ich wiege seit gestern zu viel Pfund. Halt uns trotz Glyphosat gesund. Und mach die Spree mit Eis ganz zu. Die Schlittschuh harren in der Truh. Lieber Ringelnatz, recht gute Nacht. Ich hab noch schnell Pipi gemacht, nach einem Abendbummel. Ich stelle mir die Hölle vor wie vorm Brandenburger Tor den Weihnachtsrummel. Nimm meine Worte freundlich hin, weil ich ziemlich müde bin.
1. Dezember 2017 (Foto an der Spree, o.J.), © K.G.Brandler, verknittelt geknüttelt nach Ringelnatz

 

Dez. Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
2. Ins Mühlenbecker Land WSV Rotation Berlin

Weihnachtswichtel-Leckerli
Mit Leckerli
16
6. Durch den Friesacker Zootzen und den Bruch Solo
65+Ticket
Versackt auf den Spuren von Karl May ca.15
7.

Froschbrücke
Löcknitztal von Fangschleuse nach Erkner, u.a. die Froschbrücke
WSV Rotation Berlin
E. Knauer;
ego in Erkner
abgebrochen
Das Löcknitztal: schönster, kurzer Naturpfad im C-Bereich, immer ganz nah am Wasser ca.10
10.
ff.
alles geht schief, nicht quer, aber verquer und gar nicht
25. Von Zehdenick zu Havel und Tonstichen, über Burgwall nach Vogelsang WSV Rotation Berlin
W. Pagel
Wasser, Wald und Weihnachten mit kaltem Hund und wildem Schwein 25
29. Spreewald Solo
65+Ticket
2 Stunden Kajak ca.10
traurig Oehna, Jüterbog ABGEBLASEN
2018
am 6.1.
Silvester im Wald
+ Neujahrskonzert mit den Jagdhornbläsern aus Langenlipsdorf
Mit sportlichem Gruß zum Weihnachtsfest, © Karla Brandler, Häkelkunst unbekannter Herkunft
…wieder derselbe und das Gleiche

Vorbei, verweht, viel zu schnell wieder…

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Albtraumselfie im Silvester-Zelt
Albtraumselfie im Silvester-Zelt

31.12.2017
FEINSTAUBALARM
→ wieder aktuell für Großstadt-Singles,
Hunde und Katzen.
Warum gibt es kein Innehalten???

.

Morgens 4h, 31.12.2017
Morgens 4h, 31.12.2017

Hoffnungsvoll klarer Nachthimmel in Berlin.
Gepackter Rucksack.
In der Calauer Schweiz soll es nicht regnen. Aber es regnet.
NEIN: nicht auf allen Vieren im Schlamm…

Im Kiez seit 14 h Bombenabwurfs-Stimmung. Leuchtkugeln am Himmel: hoher Pfeifton, Zischen, Knistern. Natur sowieso scheissegal. Die Wohnung ist nicht gefahrlos zu verlassen. NEIN, weder spinne ich, noch bin ich krank (solange ich jetzt nicht das Fenster öffne…)

Und im Riesengebirge liegt Schnee!
Das war’s dann.

Nüchtern betrachtet: der Gränert

28.11.2017, durch den Gränert bei Kirchmöser
3 1/2 Stunden, ca. 10 Kilometer quer (meist bin ich schnell, also weiter – schwierig messbar)

Blick zum Großen Wusterwitzer See
Blick zum Großen Wusterwitzer See

Viele Wünsch-dir-was in einem noch nie gewanderten Gebiet: die Mündung der Plane, die Mündung Verlorenwasser, die Mündung der Buckau. Alles für den heutigen Tag zu weit entfernt. Am Horizont müsste der Wald um Ziesar zu sehen sein. Von dort aus wurde Brandenburg befriedet, wurden die Quitzows besiegt. Die Heerstraße Brandenburg – Magdeburg wollte ich ansehen, aber die scheint es nicht wie die Bernauer zu lohnen.

Weg von Westen Richtung Gränert
Weg von Westen Richtung Gränert

Ich komme von Westen, auf einem überwucherten, dammartigen Weg von sparrigem Obstbaumbruch gesäumt, teilweise ein Feldweg, ein Pfad, stellenweise mit Beton ausgegossen, die frühere Nutzung ist unklar. Auf dem Feld kreischen einige versprengte Kraniche. Vom Zug aus waren bei Krielow ganze Felder besetzt. Am Waldrand vom Gränert eine Einzäunung, den Betonweg im Wald versuche ich zu meiden, ohne die Richtung zu verlieren. Das kostet Zeit.

Der Gränert urig
Der Gränert urig

Immer wieder Senken, stellenweise alter Baumbestand. Die Sonne wärmt: ein guter Pilzwald. Immerhin noch drei Maronen landen am Abend in meiner Pfanne. Unterwegs ein Kirchmöser auf dem Rad. Seine Wegbeschreibung zum Habakuk* begreife ich nicht und die Silberquelle soll kein Wasser mehr führen. Und ja, die Maronen sind alle schon madig (bis auf meine 3) und Pfifferlinge waren die letzten an Stellen wo sonst niemand hinkommt. Ach ja, ins Moor sollte ich besser auch nicht und im Ernstfall anrufen. ??? Die 112. Traut er mir alles oder nichts zu?

Geheimnisvoller Wegweiser, © Karla Brandler
Nüchtern bleiben!

Also bis zur Heerstraße. Nach meiner Karte könnte es schon die Mahlenziener sein. Ins Naturschutzgebiet gehe ich nicht mehr. Der Sinn von “Wo sonst niemand hinkommt” erschließt sich: Das Naturschutzgebiet wirkt zumindest an den Rändern der Straße von Zivilisationsabfall belastet. Bis dahin kommt “man”. Ich bin bereits über zwei Stunden unterwegs und hab kein Gefühl, wie weit der Rückweg sein wird.

Hexenwacht
Hexenwacht im Sonnenlicht

Kurz vor Kirchmöser stoße ich auf dieses schon auf der Karte ominöse, natürlich verbarrikadierte Gelände: Vorsicht Hunde. Es regt sich nichts. Hier wäre der gerade, wegelose Weg Richtung Kirchmöser. Fatal, die Hunde sind aufgewacht. Das klingt nicht gut. Mit noch weniger Weg also durch zur Straße Richtung Bahndamm und See.

Bewachte Hinterlassenschaft
Bewachte Hinterlassenschaft

Ein letztes Stück dort im Wald hindurch gestolpert: eine Frau verschwindet über die Schienen auf die Seeseite. Nein, ich nicht: da braust der RE1 durch, dem bin ich schon einmal leichtsinnig bei Werder von der Schienenschippe gesprungen.
Meinen Zug kurz vor 14h erreiche ich knapp.

Nur unter Lebensgefahr zum Moeserschen See
Nur unter Lebensgefahr zum Moeserschen See

*Gebrüder Grimm, Der Räuberbräutigam – das heimliche Lieblingsmärchen meiner Kindheit, eine ausgeschmückte Variante zur Sage vom Räuberhauptmann Habakuk Schmauch aus dem Gränert. Heimlich: dass solcher Lustgewinn nicht zur Kindheits-Vorstellungswelt der Erwachsenen passt, weiß ein Kind.
Später: Vorsicht vor solchen abartigen Omas!

Ergänzung: Die Wanderung habe ich am 17.1.2018 im NSG Gränert fortgesetzt.

Prignitz ohne Knieperkohl

23.11.2017 Liebenthal – Heiligengrabe – Bölzke (südlich von Hoheheide) mit E.Knauer, WSV Rotation Berlin und als Single von Bölzke nach Heiligengrabe (nördlich von Hoheheide), 20 km

Pilzpfanne vers. Knieperkohl, 23.11.2017
Pilzpfanne vs. Knieperkohl, 23.11.2017

Beginne ich doch einfach einmal rückwärts: also in der Pfanne liegen gebraten zwei kleine Parasol, ein Tintling (danke für die Spende – auf dem Hinweg hab ich unangemessen und peinlich viel geschwatzt ohne Blick für die Natur) und zwei spätherbstliche Versuchsobjekte, die zumindest keine Knollenblätterpilze sind. Das Internet spuckt so schnell wie die Pilze braten keine passende Bestimmung aus. Für Frostschneckling fehlt der kleine Buckel, der ist konkav wie bei Trichterlingen*. Geschmack lecker mild. Fundort zwischen Kiefern am Nadelbach. Zwei fast durchsichtige Mini-Pilze zerbröseln mir schon im Wald in der Hand (trotzdem gerettet, aber wegen fragwürdig bitterem Geschmack liegen sie nun unverbraucht) – keine Zeit mehr für vorsichtiges Verstauen im Rucksack: der Zug fährt lt. Wanderfreundinfo stündlich 54. Mit 5,5km/h ist das zu schaffen, ab Heiligengrabe manchmal etwas zulegen. An der Biegung zum Pfad durch den Klosterwald blökt eine schwarze Kuh wie ein Zugsignal (inwieweit wirklich ein Zusammenhang besteht, könnte verhaltensbiologisch untersucht werden).

Heiligengrabe, 23.11.2017
Stimmbegabte Kuh, Heiligengrabe, 23.11.2017

Vor mir rast ein durchtrainierter Sportsmann. Auch Zug? Ich rase vorbei. 42, 44, 45? tönt es von hinten, nicht 54… Der Pfad führt erst einmal durch Wiese oder besser gesagt eine Art Wiesenentwässerung. Im Fall der Zug fährt 42, werde ich noch einmal überholt – Sportsmann will den Zug anhalten – haha. Letztes Aufgebot. Wir schaffen es – es muss wirklich erst einmal jemand am Bahnhof sichtbar stehen, nur Hineinspringen funktioniert bei Bedarfshalten nicht. Wieder was gelernt…

24.11.2017. Dritter Tag ohne Heizung bei “Deutsche Wohnen” (aufregen sinnlos, etwas unternehmen auch), draußen Regen. Adios Borgsdorfer Nelke.
Erst demnächst mehr!

 

Zisterzienserinnenkloster
Zisterzienserinnenkloster
Kloster Stift zum Heiligengrabe
Kloster Stift zum Heiligengrabe

Langsam mehrt sich jetzt der Text trotz allem, wenn auch anspruchslos ohne Fakten: “…suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.” (Bibel, Lukas 11,9 oder Matthäus 7,7). Für Kloster- und Architekturgeschichte suchet im Internet oder im Dehio-Denkmälerhandbuch oder lasset euch führen, wie es die Bibel mehrfach empfiehlt: Das Zisterzienserinnenkloster Heiligengrabe (1287 gegründet) ist bis heute fast vollständig erhalten und nicht nur für Konzerte ein lebendiger Ort.
Wir pilgern ab Liebenthal hierher, eine keinesfalls empfehlenswerte Route auf Asphalt, neben Industriehallen und wummernden Lastwagen. Allerdings alle, die das Kloster längst kennen, sehen wohl zum ersten Mal die zum Dorf gehörende lange Straße.

Kneipp-Bad am Nadelbach, 23.11.2017
Kneipp-Bad am Nadelbach, 23.11.2017
Wegscheide, Möglichkeiten von und nach Bölzke, 23.11.2017
Wegscheide bei Hoheheide, 23.11.2017
Bölzke, 23.11.2017
Bölzke, 23.11.2017
Bölzke, der Pilgerweg
Bölzke, der Pilgerweg

In Bölzke trenne ich mich von der zum Knieperkohlessen strebenden Wandergruppe. An der kleinen Fachwerkkirche erinnere ich mich: den Annenpfad, einen Pilgerweg (22km jährlich am Gründonnerstag) damals noch ohne Wegweisersteine, bin ich schon einmal in Gänze gegangen. Die Telefonzelle mit den kostenlos “ausleihbaren” oder doch besser einzutauschenden Büchern ist sogar noch funktionstüchtig. Der Wert von Buchinhalten ist eben keiner mehr…
Ich nähere mich einem Hof, um den Protest gegen Windkraft im Wald zu fotografieren. Ein Fenster wird aufgerissen, was ich wolle – nur das Plakat fotografieren. Wortlos schließt sich das Fenster. Also bitte weder Windräder noch Menschen. Früher guckte man im Dorf gar nicht oder hinter der Gardine. Wie und wonach sehe ich eigentlich aus? Ich verziehe mich grübelnd gen Wald. Ein einziges Mal höre ich noch eine Krähe, sonst völlige Ruhe.

Das Sterben der Eiche, 23.11.2017
Eichen-Mandala, 23.11.2017
Der Weg zum Wald
Der Weg zum Wald
Heidnische Vergangenheit
Heidnische Vergangenheit
Stein an Stein
Stein an Stein
an Stein gereiht
an Stein gereiht
Geheimnisse der Natur
und die geheimen Zeichen der Natur

Gefunden habe ich speziell zu diesen Steinen am Weg keine Information (hinter der Autobahn nördlich von Heiligengrabe ist eine Hügelgräberkette erhalten). Dass sie zu einem frühgeschichtlichen Gräberfeld gehört haben, dürfte auf Grund von relativ gleicher Größe und Form sicher sein. Solche Steinpackungen wurden als Hindernis für die bäuerliche Wirtschaft immer abgeräumt und unwiederbringlich als Geschichtsquelle zerstört – in Nähe des christlichen Klosters unbedingt.
Nicht erst jetzt, wo die Sonne den Stein warm zum Leuchten bringt, ist mir beim wilden Wandern diese weit zurückliegende Zeit mit ihren Menschen so viel näher als die vermutlich höchst Gott gefällige der Stiftsdamen.

Für das große Fressen
Für das große Fressen, Hohe Heide 23.11.2017
und für das kleine Pilzfressen
und für das kleine Pilzfressen am Abend
Winterpilz zwischen Kiefern
Gut bekommen: unbekannter Pilz zwischen Kiefern
Zum Nadelbach bei Hoheheide
Zum Nadelbach bei Hoheheide

Brücke über den Nadelbach
Brücke über den Nadelbach
meine Bachliebe
Wegen meiner Bachliebe…

Nadelbach
einmal mehr der Nadelbach…
Jetzt bitte schwimmen
Jetzt bitte schwimmen (doch kein Wanderpfad!)
...trotz allem glasklares Wasser
…trotz allem glasklares Wasser
und Farbe, Farbe, Farbe
und Farbe, Farbe, Farbe

Der Wald am Nadelbach war gesperrt an den abzweigenden Wegen Nähe Kneippanlage. Aber wegen dieses mäandernden Bachlaufes wollte ich schon immer hierher. Aus Richtung der zweispurig gepflasterten Straße – bis auf wenige Meter ist das alte Kopfsteinpflaster nicht mehr erhalten – ist der Bach nicht einmal zu ahnen. Am Forsthaus Hoheheide fließt er mit viel Wasser unter der kleinen Holzbrücke. Es geht kein Weg entlang. Ich versuche nach den drei oder vier Häusern von Hoheheide nach unten zu krauchen – unmöglich. Einige Meter weiter scheint aber ein Pfad gewesen zu sein. Die Oktoberstürme haben gewütet und Bäume wahrscheinlich das Bachbett gestaut. Ich stolpere und rutsche über zur Seite geräumtes Astholz. Der Nadelbach präsentiert sich als Kleinod.

Windbruch an der Straße
Windbruch längs der Straße
Zweige und Flechten, 23.11.2017
Zweige und Flechten
Windbruch
Mit schnellem Schritt nach Heiligengrabe,
Schneller Schritt
mit Blick nach oben lieber als auf die Straße
Abendhimmel 23.11.2017
Vom Zug aus der Abendhimmel,
...ein goldenes Zaubermeer
ein goldenes Zaubermeer , alles am 23.11.2017

Hinter der Weide mit den schwarzen Kühen geht gerade die Sonne unter. Schon nach Liebenthal beginnt der ganze unendliche Horizont zu glühen. Der Zug fährt durch ein goldenes Zaubermeer mit den Silhouetten von verwunschenen Inseln, riesigen Felsen und unüberwindlichen Gebirgszügen. Hoch darüber leuchtet ein scharf umrissener Halbmond. Meine Fotos geben von dieser Reise in die Welt der Träume nichts, wirklich nichts wieder.
Erst in der Nähe von Berlin wird es wirklich dunkel.

25.11.2017 00 Uhr

*13.12.2017: ich habs!!! Weichritterling (Melanoleuca)

Der Himmel über der Uckermark

20 km Wanderung am 19.11.2017 mit Wandersportverein Rotation Berlin / Eckhard Knauer ab Wilmersdorf – über die Brücke A11 – Stegelitz – Birkbusch – Haus-See, Ostseite – Suckow – Fergitzer Kirche mit Turmbesteigung – Großer Potzlow-See, Westseite – Potzlow mit Roland auf dem Marktplatz – Seehausen

Der Himmel über der Uckermark, 19.11.2017
Himmel über der Uckermark, 19.November 2017, © K.G.Brandler

Viel zu früh bin ich auf dem gewohnt zugigen Bahnhof Lichtenberg. Zur Auswahl stehen Werneuchen, Schwedt, Bad Freienwalde, Nonnenfließ, Angermünde und Umgebung. Nur kein früher Zug nach Wilmersdorf.
Regen ist angesagt, der Himmel in und um Berlin bedeckt und düster.
Am Zugfenster gleitet eintöniger Wald vorbei, für meine augenblickliche Verfassung bis zum Abwinken bekannt. Also zurück – wieder mit vielfältigen Ausstiegs- und Wandermöglichkeiten, sogar mit der Alternative häuslicher Wärme… In Bernau dann doch mit Hoffnung auf heitere Gruppenstimmung noch einmal ein akzeptables Warten auf den wanderplanmäßigen Zug und – Erschrecken: Kopf an Kopf ragen über alle Sitze Wandersleut. Egal…

Berlin zwischen Warschauer und Ostkreuz von der S-Bahn aus gesehen, 30.9.2017
Berlin zwischen Warschauer und Ostkreuz, 2017
Bahnhof Wilmersdorf, Uckermark, 19.11.2017
Bahnhof Wilmersdorf, Uckermark, 19.11.2017
Pflasterweg Richtung Stegelitz, 19.11.2017
Pflasterweg Richtung Stegelitz, 19.11.2017
Buchenwald in der Uckermark, 19.11.2017
Buchenwald in der Uckermark, 19.11.2017

Der Ziel-Bahnhof Wilmersdorf liegt wie die Mehrzahl aller deutschen Land-Bahnhöfe verlassen. Und wie die Wurst hat die Bahnbrücke zwei Enden, eines allerdings für ausschließlich Schienenbetrieb. Auch egal: allesamt rüber, Graben runter, allesamt Graben hoch, buschige Wildnis, Felder. Ein alter Pflasterweg führt zwischen tiefen Senken über die schmale Autobahnbrücke unerwartet urwüchsig weiter bis Stegelitz.

Buchenwald, 19.11.2017
Buchenwald, 19.11.2017
Uckermark, 19.11.2017
Uckermark, 19.11.2017
Frühstück in der Regennot, Stegelitz, 19.11.2017
Frühstück in der Regennot, an der Kirche Stegelitz
Suckow in Sicht, 19.11.2017
Schloss Suckow in Sicht, 19.11.2017

Die Holzschuppen neben der Kirche von Stegelitz bieten Unterschlupf während des plötzlich heftigen Regens. Die Gruppe ist auffällig geschrumpft. Aber das “Prinzip Knauer” kennen doch die Fehlenden…???

Nach dem Regen noch einmal durch Feld und Wald, vorbei an kleinen Gewässern bis über dem Haus-See Schloss Suckow in Sicht ist. Später ist auch der wichtige Fahrkartenträgerrest am rückwärtigen Horizont zu ahnen und trifft auf die nun Wartenden.

Von Suckow nach Fergitz, 19.11.2017
Von Suckow nach Fergitz, 19.11.2017
Abgestorbene Misteln
Stachlig wirkende Kronen abgestorbener Misteln
Herbstfeuer, 19.11.2017
Gemeiner Schneeball / Steinbeeren: ungenießbar
Weide in der Uckermark, 19.11.2017
Alte Weide mit typischem Stammausschlag

So vielfältige Landschaft in diesem Biosphärenreservat der Uckermark! Die Sonne überstrahlt mit ihren Spots zwischen den dahin rasenden Wolken mal diesen, mal jenen Flecken.
Atemlos geht es weiter über die Endmoränen nach Fergitz und Potzlow: stehenbleiben, staunen, rundum blicken, für den Anschluss powerwalken.

Die Endmoränenlandschaft der Uckermark
Endmoränenlandschaft
Dunkle Wolken ziehen vorüber
Dunkle Wolken ziehen vorüber
Typisch Uckermark, 19.11.2017
Typisch Uckermark, 19.11.2017
Seen-Blick Richtung Prenzlau, 19.11.2017
Seen-Blick Richtung Prenzlau

Den Regen, noch einmal vor Potzlow, tragen dunkle Wolkenmassen heran. Vom Wind gejagt über diese weite Endmoränen-Landschaft dauert es nicht lange bis das Wolkenschauspiel sekundenschnell zwischen blau, grau und weißen Ballen oder Fetzen, Schatten und Sonne wechselt: ein herrliches Licht bis zum Abend. Und bevor die Straße an der Kanalbrücke über die Ucker nach Seehausen abbiegt, tritt aus den Wolken plötzlich noch einmal die Sonne als gleißend weißer Ball hervor.

Reste eines alten Uhrwerks, Kirche Fergitz 2017
Reste eines alten Uhrwerks, Kirche Fergitz
Glockenstuhl der Kirche Fergitz 2017
Glockenstuhl der Kirche Fergitz
Der Roland von Potzlow, 19.11.2017
Der hölzerne Roland von Potzlow, 19.11.2017
Straße nach Seehausen, 19.11.2017
Richtung geografischer Mittelpunkt der Uckermark

Letzter Unterschlupf vor der Zugabfahrt (wehe, wer Richtung Stralsund möchte: V I E L Verspätung): das Seehotel Huberhof in Seehausen. Ach, was macht doch eine nette Bedienung wieder wett, wenn das Essen teuer und das Getränk erbärmlich minderwertig… Jedenfalls dürften die berühmten, gezählten Zuckerstückchen in einer Cola nur halb so hoch geschichtet sein wie beim Inhalt von “Große Tasse Schokolade / ohne Sahne”. Hallo Uckermark! Nach 20 Jahren doch auch westlicher Ess-Kultur: Trinkschokolade ist mehr als Kakao und Kakao mehr als ein Färbemittel! Billigster Pulvermix im Seehotel Huber. Achtung: echt BÄÄÄÄH für fast 4 Euro! Aber es war zu ahnen: Schokolade wird nie in großen Tassen serviert…

Unglaubliches Blau, 19.11.2017
Unglaubliches Blau, 19.11.2017
Ringsum unvorstellbare Weite, 19.11.2017
Ringsum unvorstellbare Weite
Bahnhof Seehausen, 19.11.2017
Bevor die Sonne noch einmal aufleuchtet, 19.11.2017
Bahnhof Seehausen, 19.11.2017 © K.G.Brandler
Bahnhof Seehausen, 19.11.2017 16:00h

Ankunft 17:24h im dunklen und nassen Berlin: undenkbar ist hier solch ein Tag, solch ein Himmel!

Blühende Landschaften

Kurzer Beitrag zu einer langen Wanderung im Braunkohleabbaugebiet der Lausitz
Wandersportverein Rotation mit Wolfgang Pagel, 30 km von Schleife nach Weißwasser am 18.11.2017

Braunkohleabbaugebiet Tagebau Nochten, 18.11.2017
Am Tagebau Nochten, 18.11.2017

HIER → der offizielle Beitrag von Vattenfall zum Tagebau Nochten
Dass die hochgelobte Erzeugung von Biomasse sehr endlich ist, wird nicht gesagt. Das ist schließlich auf dem Wanderweg im Braunkohleabbaugebiet zu sehen für die, die sehen wollen. Dass Spreeverockerung und Sulfatbelastung grenzwertig sind, muss Berlinern auch nicht extra mitgeteilt werden. Wer alle Auslassungen mitdenkt, Fragen stellt, hat einen informativen Film gesehen… Immerhin: Langsam werden wir kältestarren Wanderer nach etwa der Hälfte unserer wenig das Herz erfreuenden 30 Kilometerstrecke vom Boxberger Braunkohlekraftwerk im Bistro Aussichtsturm “Schwerer Berg” (d.h. früher schwer mit Fuhrwerken zu erklimmen) erwärmt.

Wald und Holz, Braunkohleabbaugebiet Tagebau Nochten, 18.11.2017
Wald und Holz, Tagebau Nochten, 18.11.2017

Tröstlich im Vergleich zum Blick über das inzwischen vollständig überbaggerte Naturschutzgebiet “Urwald Weißwasser” (→ Video von 2011) klingt zunächst das Zitat von der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie : “Die Stromversorgung in Deutschland wird Jahr für Jahr grüner.” Passend glaubt man mit der Saubermanns-Zukunftsvision des Internetauftritts 2017 zu bebildern:

Zukunftsvorstellung
Zukunftsvorstellung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Bildzitat von deren Internetseite 2017!

Alle Karten von den vorhandenen und den geplanten Trassenverläufen für die angepriesenen, ökologischeren Stromvarianten zeigen: dieses Bild ist kein Wunschbild, sondern wird länderübergreifend nach Bundesbedarfsplan durch Gesetz von der Bundesnetzagentur verwirklicht. Die wohnortnahen Angebote zum regionalen Bürgerdialog verhindern groß gedachte, nachhaltige Ansätze und Lösungen des Gesamtproblems.
Für Akzeptanz der städtischen Bevölkerung gemäß ihrer Struktur (zumindest der gegenwärtigen und zukünftigen Berliner) braucht es nicht einmal eine Anreizregulierungsverordnung. Wie auf dem Bild soll es aussehen für Scater, Jogger, Biker, Segwayfahrer etc.; nur nicht in Berührung mit Spinnen, Käfern, Brennnesseln, Fuchsbandwurm etc. kommen. Insofern zeigt das Bild vorgreifend verkehrs- und menschenfreie Landschaft, die zum Schutz der verbliebenen Natur nur noch virtuell erlebt werden soll/kann/wird.

Das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert aktuell DEN Wald. Weiß die Hand was die andere tut? Gibt es zwei Hände, damit eine immer vorzeigbar sauber scheint?

Nicht Braunkohle vs. Windkraft und Deutschland umgeben von AKW, sondern eine Möglichkeit nicht nur für den Einzelnen:

ANDERS LEBEN!

Und die blühenden Landschaften?

Raureif, 18.11.2017
Raureif, 18.11.2017

Am Morgen des 18.11. hat der erste Raureif die herbstliche Landschaft überzuckert.
Am Waldrand leuchten überreife rote Preiselbeeren direkt neben ihren noch weißen, kleinen Blüten.

Preiselbeeren, 18.11.2017
Preiselbeeren, 18.11.2017

Wie im Märchen drücken schneeweiße Damhirsche ihre Schnauzen vertraulich durch das Gitter.

Weißer Hirsch
Weißer Hirsch, Damwild, Mühlrose, 18.11.2017

Wie im Märchen…

und fest gefrostet wie im Tiefkühlfach von diesen Waldrändern hinter Schleife: 7 große Röhrlinge, die ich nicht genau bestimmen konnte. Für eine Art Rotkappe waren sie zu gelbbraun, dem Stiel fehlten die schwarzen Schüppchen. Erst am 21.11. morgens mit Appetit als Pilzpfanne verzehrt! (Nachtrag vom 21.11.2017)

Lausitz bei Schleife, 18.11.2017
Lausitz bei Schleife, 18.11.2017

Das sorbische Miłoraz zeigt sich von der friedlichsten, gepflegtesten und gartengrünsten Seite, die man sich denken kann. Doch schaut genau auf die Art der Gärten, auf die Art der Häuser!

Mühlrose, 18.11.2017
Dorfstraße in Miłoraz, 18.11.2017
Mühlrose, 18.11.2017
Miłoraz (Mühlrose), 18.11.2017

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. 50 Jahre, 40 Jahre, 20 Jahre? Für wen? Für was? Wie lange? Manche behaupten, zweifelsfrei zu sein. Es geht um Klimawandel, unsere Erde, die einzigartige Kultur (jenseits von exclusiver Seenlandschaft) dieser und nicht nur dieser nationalen Minderheit. Ein weites Feld.

Fernsicht auf Karthane und Elbe

12.11.2017 von Bad Wilsnack über Hinzdorf nach Wittenberge,
mit Überquerungen der Karthane und auf dem Elbdeich entlang: 20km

Wandersportverein Rotation Berlin mit Eckhard Knauer

Nach dickem Haferflockenbrei am Morgen und mit einem Liter Smoothie aus Fenchel, Broccoli, Möhre, Apfel, Quark plus einer Tüte Erdnüsse werde ich das lukullische Wanderziel “Hinzdorfer Pfannkuchen” auslassen und Hinzdorf als Dorf entdecken.
Am Alex zu viel Zeit, um sinnlos zu warten, ich fahre zum Einsatzbahnhof. Der Zufall lässt mich anstelle einer Zuganzeige einen Wanderfreund entdecken: ich will es nicht glauben, aber es ist glaubhaft: andere Streckenführung. Noch einmal falsche elektronische Fahrpläne am Hauptbahnhof inklusive 10 Minuten nicht angesagter Zugverspätung: so bekommt die DB prächtig Ordnung ins permanente Chaos…

Die Fotos sind mit Klick zu vergrößern:

Bad Wilsnack
Hinter uns Bad Wilsnack
Eichenbruch
Eichenbruch

Vom Bahnhof Bad Wilsnack nicht Richtung Kristalltherme und nicht weiter zur Karthane im Wald, die dort mit ihrem unberechenbaren, eigentlich schnellen Wasser urig alles beherrscht: Wir biegen nördlich ab zur Brücke über die von der alten Wassermühle schon gezähmte Karthane. Durch die Felder führt ein von Eichen gesäumter Weg Richtung Wald. Die Silhouette von Dorf und Kirche dürfte zu Groß Lüben gehören, der Kirchturm also nicht zur berühmten Pilgerstätte Wunderblutkirche.

Kiefernbruch
Kiefernbruch
Eichen am Waldrand
Eichen am Waldrand

Die tief wurzelnden Eichen haben in den diesjährigen Herbststürmen riesige Mengen Bruchholz produziert. Wenn es die stärksten Äste betraf, musste wohl auch schon der ganze Baum weichen. Aber auffällig bleibt die Stieleiche des vorherrschenden, sogenannten Hartholzauwaldes und natürliches Vorkommen an diesen gelegentlich übeschwemmten und eingedeichten Standorten.

Eichenallee
Rest einer beeindruckenden Eichenallee
Begradigte Karthane
Begradigte Karthane

Am Waldrand entlang zur Eichen-Alleenstraße: es wäre auch durch den Wald gegangen, aber die Eierkuchen verlangen (mit Recht wie sich bei der Verköstigung von 26 Wanderern später herausstellt) geradewegs einen scharfen Schritt.
Die Auen werden hier von einem tristen Grabensystem entwässert, bevor es noch einmal über die Karthane geht. Der üppige Eichenwaldrand ist Kulisse, dahinter jüngerer, ungepflegter Kiefernforst.

Die Karthane
Viel Platz ist dem Naturschutz hier nicht gelassen
Durchblick zur Elbe
Seltener Durchblick zur Elbe

Ein Naturschutzschild weist auf Reste der Auenbewaldung und das begradigte Bett der Karthane. Auf google maps sind die alten, sich olivgrün abhebenden Verzweigungen des Flusses noch deutlich zu erkennen. Aber geregelte Überschwemmung ist auf diesen kaum über dem Meeresboden liegenden, landwirtschaftlich seit jeher wichtigen Auen überlebensnotwendig.
Richtung Scharleuk geht es auf den Elbdamm. Wanderer sind gezwungen, zwischen bewaldeten Binnendünen auf der Elbchaussee zu laufen: Das Ufer ist fest im Griff von Privatbesitzern. Die Elbe blitzt an ein, zwei Stellen von der Ferne durch die Bäume, landeinwärts einige Viehweiden. Ab und zu führt ein Stichweg zum regelmäßig gezähnten Sandbankufer. Da nun liegen nicht die Häuslebesitzer oder nur das Gebüsch davor, sondern schon wieder mehlgewichtig die allgemein lockenden Hinzdorfer Pfannkuchen… in gewöhnlichem Deutsch: Eierkuchen, allerdings diverser Art.

Hinzminz in Hinzendorf
Hinzminz in Hinzendorf
Wächter des Hauses
Wächter des Hauses

Das einstige Sperrzonengebiet zwischen zwei deutschen Staaten und die Zwangsaussiedlungen haben in Hinzdorf hinterm Deich einige verwilderte Gehöfte hinterlassen. Etliche Ziegelbauten, darunter das Pfannkuchenhaus und eine nur sommers betriebene Bauerngarten-Gaststätte wurden und werden aktuell gerettet. Die blühenden Baumarktlandschaften ziehen hoffentlich nicht regionstypisch vespätet ein.

Erinnerung an das Dorf im ehemaligen Grenzgebiet
Das ehemalige Grenzgebiet lässt grüssen…
Robinienwäldchen
Robinienwäldchen

Unter manchem Grün versuchen sich kleine Müllplätze zu verstecken – angenehmer als ein betonierter Parkplatz, den es auch gibt fast in Dorfmitte. Immerhin wage ich trotz Rasen- und Holperwegen nirgends meine Erdnussschalen zu verstreuen. Auf einem beräumten Feld hinter einem Moos überwucherten, traditionellen Walmdachhaus ein Robinienwäldchen: die Gewöhnliche Robinie, die an solchen Orten so wie die Brennnessel unweigerlich an die Tragödien und Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts erinnert – unseres Jahrhunderts in nie gedachter Fortsetzung.

Doppelhaushälften
Doppelhaushälften
Gedenken und Mahnung
Gedenken und Mahnung

Mit spezieller Erlaubnis sehe ich in Hinzdorf endlich auch hautnah die Elbe, den größten Strom in dieser norddeutschen Tiefebene. Was für eine Weite, was für ein herrlich, still dahin fließender Strom! Was für eine Vielfalt unnachahmlich farbiger Grautöne zwischen Himmel und Wasser!

Unerreichbares Elbufer
Unerreichbares Elbufer
Die privilegierte Aussicht
Die privilegierte Aussicht
Gekaufte Natur
Gekaufte Natur
Das klare, private Wasser der Elbe
Das klare, private Wasser der Elbe

Ja, ich bin dankbar für dieses Erlebnis am Strom. Aber: Lieber Privatbesitzer und Steuerzahler für xxl-lange Meter, genehmigungspflichtiges, also eigentlich unbetretbares Elbufer: Dein Sand ist aus meiner geliebten sächsisch-böhmischen Schweiz hierher getragen worden! Was sind das für Zeiten, wo so etwas einfach käuflich ist? Gemeinnützigkeit jenseits von Geschäft: undenkbar. Die friedliche Revolution war anders gemeint.

Karte: Von Hinzdorf nach Wittenberge
Karte: Von Hinzdorf nach Wittenberge
Blick vom Elbdeich
Blick vom Elbdeich

Flussabwärts hinter Hinzdorf führt der Elbdeich weitab vom Fluss durch die Aue. Die viereckigen Vertiefungen vor oder hinter dem Deich sind alte Ton- und Lehmkuhlen, aus denen früher Material für den Deichbau oder für Ausbesserungen des Deiches gewonnen wurde. Langsam wachsen sie wieder zu. Der breite Strom ist nur als dünnes Band zu erkennen bis sich unter der Wittenberger Elbdeichbrücke Karthane und Stepenitz vereinen und ihr Wasser in die Elbe leiten.

Elbebrücke bei Wittenberge
Elbebrücke bei Wittenberge
Mündung von Stepenitz und Karthane
Mündung von Stepenitz und Karthane
Das Blaue Wunder von Wittenberge
Das Blaue Wunder von Wittenberge
Zynischer Doppelsinn
Zynischer Doppelsinn im verwahrlosten Bahnhof

Auf der Rückfahrt komme ich etwas geradliniger als bei der Hinfahrt nach Hause. Trotzdem kein Wunder, dass ein korrekter, ökologischer “Fußabdruck” für die meisten Menschen eine Zumutung bedeutet.

Gesucht und gefunden: SOLAWI

5.November 2017 im Barnim
Eine kurze Wanderung und ein kurzweilig langer Tag

Morgensonne in Bernau, 5.11.2017
Aufgehende Sonne in Bernau, 5.11.2017

Überwindung gehört dazu, im Dunklen aufzubrechen aus Berlin und die Umständlichkeiten der permanenten Nahverkehrsprobleme mit Gleichmut wegzustecken.

Morgensonne auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017
Morgensonne auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017

Der Ackerweg um Rüdnitz ist ein Umweg, dafür erspare ich mir die eintönig lange Bahnhofstraße.
Am Ortsende eine “Wilde Gärtnerei”: sympathisch beschränkt man sich auf die notwendigsten Tätigkeiten, schließlich ist Unkraut essbar. Eine Möglichkeit gleich über den Bach weiter finde ich nicht. Zwar hab ich Stiefel an, aber immer noch am Anfang meines Weges möchte ich kein Risiko eingehen. Also regulär und stracks nach Lobetal: ein kleines Paradies von Friedrich von Bodelschwingh gegründet.

Lobetal, 5.11.2017
Lobetal, 5.11.2017

Das Begegnungszentrum in Lobetal erinnert mich an Fröbels “Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt”, von dem Vater des “Kindergartens” als “Erziehungstal” in Keilhau (Thüringen) angelegt – sommersonnige Ferien-Kindheitserinnerungen wie diese Architektur.

Herbst im Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Herbst im Biesenthaler Becken, 5.11.2017

Und der Herbst zeigt sich heute an diesem Rand des Biesenthaler Beckens von seiner prächtigsten Seite.

Weide und Pfaffenhütchen, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Weide und Pfaffenhütchen, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Am Rand des Buchenwaldes, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Zwischen Buchenwald und Upstallwiese, 5.11.2017

Nach einer kurzen, aber landschaftlich abwechslungsreichen Wanderung gesucht und gefunden: die SOLAWI, Solidarische Landwirtschaft.

SOLAWI, die Felder vom Spörgelhof, 5.11.2017
SOLAWI, die Felder vom Spörgelhof, 5.11.2017

Ungefähr 50 Menschen versorgen sich von diesem SOLAWI-Hof am Rand des Biesentaler Beckens mit Gemüse. Die Ackerfläche wird nach den Prinzipien der Permakultur/Fukuoka bearbeitet.

Solidarisch ernten, 5.11.2017
Solidarisch ernten, 5.11.2017

Um ungewünschte Rückstände aus der Tierhaltung zu vermeiden, werden die Grünabfälle sofort wieder als Düngung eingesetzt.

Möhrenernte, 5.11.2017
Möhrenernte, 5.11.2017

Sogar die Erde wird vorsichtig abgestreift, nicht für das sachgemäße Lagern, sondern guter Boden ist mitten im Wald rar.

Abgeerntet und glückliche Kinder, 5.11.2017
Möhren, Rote Bete, Pastinaken sind abgeerntet, 5.11.2017

Die Felder sind leer gewühlt und nicht nur die Kinder gehen glücklich nach Hause.
Im Programm des Hofes steht: “Wir versuchen, ein resilientes Gemeingut zu organisieren.” Schon die Kleinsten haben heute davon profitiert.

Rückweg durch den Wald, vorbei am Bunker der Kriegsmarine, 5.11.2017
Rückweg durch den Wald, vorbei am Bunker “Koralle”, 5.11.2017

Vieles dieser Gegend war früher militärisches Sperrgebiet. In meiner Erinnerung standen wir in der näheren Umgebung von Berlin ständig mit unseren Fahrrädern vor Sperrzäunen. Jetzt gruseln die Hinterlassenschaften. Aber dieser Tag in mehr als nur “netter” Gemeinschaft hat mich stabilisiert: ich werfe wenigstens einen kurzen Blick in diese Abgründe vor der künstlichen “Felswand”.

Gesplittertes Holz und völlig versperrter Weg, 5.11.2017
Gesplittertes Holz und völlig versperrter Weg, 5.11.2017

Dann muss ich abbiegen. Hier kann seit Xavier kaum jemand gegangen sein: der Weg ist über weite Strecke unkenntlich verbarrikadiert von allen möglichen Baumarten. Das Umgehen kostet Zeit.

Wurzelballen, 5.11.2017
Wurzelballen, 5.11.2017

Kein Ende abzusehen – nervös verwackle ich alle Fotos, vielleicht ist es auch bereits zu dunkel für ein gutes Foto zwischen übereinander getürmten Stämmen und noch dicht belaubten Ästen. Etwas dunkler und ich müsste zurück gehen.

Einbrechende Nacht auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017
Einbrechende Nacht auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017

Der graue Himmel beginnt winzige, gar nicht kalte Regentröpfchen zu versprühen. Aber was macht das schon nach einem so herrlichen Sonnentag. Brandenburger, schon gar nicht Berliner Wetterberichten sollte man selten trauen, zu unterschiedlich wirken die geographischen Besonderheiten auf Wind und Wolken.

Bahnhof Rüdnitz, 5.11.2017
Bahnhof Rüdnitz, 5.11.2017

Im Regen in einer Nische des verfallenen Bahnhofgebäudes. Schade, Rüdnitz ist ein richtig schönes Dorf. Aber die Menschen fahren hier wohl alle Auto. Mit dem ÖNV geht zu viel schief. Auch der abendliche Ticker lässt Schlimmes ahnen, für wie lange wird nicht angezeigt.

Gemeinsam gewandert bin ich zwar nicht, aber sehr sympathische Gemeinsamkeiten haben doch diesen Tag bestimmt.