Paradies durchschnitten

7. Sept. 2019, an einem regnerischen Tag ca. 14 km von Frankfurt (Oder) nach Tzschetzschnow-Güldendorf und einmal drum herum*

Richtung Tzschetzschnow

Frankfurt (O), einst reiche Handelsstadt und mit Unterbrechung Universitätsstadt seit 1506: kaum mehr einem Haus ist das Alter am Stein anzusehen, nicht aus wieviel Trümmern die Stadt wiedererstanden ist. Am Bahnhof ein Schwenk nach rechts, dann begleitet die Bilderbuchpracht lange auf dem Weg nach dem eingemeindeten Tzschetzschnow-Güldendorf.

Frankfurt Oder, Lindenstraße
Eigentlich Lindenstraße, aber auch von der Gubener Straße aus sichtbar: das “Türmchenhaus” von 1785. Es diente Peter Imanuel Hartmann (1727–1791), Professor für Pathologie, Therapie, Chemie, Botanik und mit Interesse für Astronomie, als Sternwarte: der allerersten in Frankfurt.

Frankfurt (O)
Am Buschmühlenweg reihen sich vor allem Villen, sanierte, repräsentative Mietshäuser (auf der Gubener noch bezahlbar) dicht aneinander.

Frankfurt (O)
Eine seltene Erinnerung die beiden Ruinen, kurz nach 1870 errichtet. Viele Villen stammen aus diesen Gründerjahren.

Frankfurt Oder, Villen Buschmühlenweg

Im Hintergrund dieser Vorzeigearchitektur begleitet ein steiler Hang den langen, geraden Rad-Wanderweg Richtung Tzschetzschnow.

Frankfurt Oder
Ich bin neugierig auf dieses überall verschlossene → Waldgeheimnis.

Frankfurt (O)
Nach rechts und links müsste da oben nicht nur ein Blick möglich sein, auch ein Weg ins “Mühlental” von Tzschetzschnow-Güldendorf. Aber die erste von nur zwei Möglichkeiten: “Treppenschäden. Brücke gesperrt.” Treppe egal. Was für eine Brücke?

Frankfurt (O)
Mit Lärmschutzwand auf der gegenüberliegenden Seite, mit Fahrradweg und ausgebauten Straßen diesseitig hat sich der Übergang wohl für immer erledigt.

Frankfurt (O)

Zu sehen: am Mühlenweg (richtig, richtig…) der Wasserturm von 1874. Im Wassertank wurde 1978 ein Planetarium eingerichtet.

Frankfurt (O)
Alles Gute liegt in weiter Ferne. Auch die südlichere “Schöne Aussicht”. Die Stufen weisen einen vegessenen Verbindungsweg. Risiko heut bitte nicht, also zurück.

Frankfurt (O)

Hinter der Eisenbahnbrücke zweigt “Am Zwickel” ab. Um ins Mühlental zu kommen und über den Mühlenberg nach Tzschetzschnow, wäre das richtig gewesen.***

Frankfurt (O)

Ich bin ohne Karte, möchte weder im weitläufigen Neubaugebiet Neuberesinchen landen, noch rückwärts laufen, obwohl einer der gerühmten Bäche von Tzschetzschnow sich verlockend staut.

Frankfurt (O)

Tzschetzschnow im Zwickel

Tzschetzschnow – Güldendorf
Tzschetzschnow – Güldendorf: die Pforte zum Paradies?

Nächster Abzweig: Seestraße, durch den Tunnel, dann  die Pferdegasse auf der Suche nach irgendetwas vom ursprünglich sorbischen Dorf und noch einmal nach → der Tzschetzschnower Schweiz.

Tzschetzschnow – Güldendorf, der Mühlberg
Das Hochplateau Müllerberg

Vom Müllerberg aus ringsum kahle Fläche: Einheitsacker bis zur Baumgrenze vom Mühlental.

Tzschetzschnow wird zu Güldendorf
Pferdeweg. Tzschetzschnow ist sichtlich zu Güldendorf geworden

Das ausgewiesene Landschaftsschutzgebiet schrammt in diesem Zipfel wohl gerade grenzwertig vorbei.

Güldenddorf, der Ehrenfriedhof
Güldendorf, der Ehrenfriedhof, 1975 angelegt

HIER RUHEN ÜBER TAUSEND BÜRGER EUROPÄISCHER VÖLKER ZU TODE GESCHUNDEN IN ZWANGSARBEIT DURCH DIE FASCHISTISCHE BARBAREI IN DEN JAHREN 1939 – 1945

Güldenddorf, Autobahnbrücke
Güldendorf, Autobahnbrücke

Um Tzschetzschnow-Güldendorf ist alles Zipfel, aber alles auch zumindest aus Sichtweite, was die Naherholung stören könnte.

Güldendorfer Seeterrasse
Güldendorfer Seeterrasse, im Hintergrund Felder mit der jetzt von der Autobahn zerschnittenen Güldendorfer Straße nach Frankfurt

Die Seeterrassen auf der Ansicht von 1913 – noch aus der Tzschetzschnower Zeit. Neues Hoffen, ähnliches Ziel aktuell für das zuckergussfeine Gebäude.

Tzschetzschnow, Kirche
Markant auf einem Hügel die frühgotische Kirche auf Findlingen erbaut, ca. 2. H. 13. Jh.

Vielleicht finde ich 2019 sogar mehr ursprüngliche Natur als mir der Ort 1913 geboten hätte. Zumindest Pflaumen schon hier.

Tzschetzschnow, hinter dem See
Hinter dem See ein Urwald

Der Wanderweg “Tzschetzschnower Schweiz” am hohen Südufer des Sees: kleine Häuser säumen den Hang, manche Vorgärten mit dem Charme alter Bauerngärten, ab und zu ein altes Stallgebäude – kein Reichtum. Die Paradiese liegen immer nur in unserer Kindheit.

Tzschetzschnow - Güldendorf, Richtung Frankfurt
Tzschetzschnow – Güldendorf, zerschnitten und zerhackt

Der Märkische Naturgarten

Wer die angriffige Geste als Einladung interpretiert, wer die engen Grenzen nicht kennt und mit eigenem, kleinen Wuchs den Überblick zwischen Berg und Tal verliert, der findet auf den verschlungenen Pfaden im Märkischen Naturgarten sein Paradies.

Märkischer Naturgarten
1926 mit einem Baumpflanztag der Kinder von Tzschetzschnow begründet, zerhackt und zerschnitten für den Krieg (der Wald, die Kinder oft genug auch) und in Nachkriegs-Notzeiten, bestimmen gegenwärtig Robinien und Efeu den Forst.

Märkischer Naturgarten, Plan

Immer sind die ausgewiesenen Schutzgebiete zu klein bemessen. Wie hier später gezwackt und geschnitten wurde, ist andeutungsweise zu sehen, manchmal zu hören.

Märkischer Naturgarten
Pfuhl ohne Bach. Der ist ausgetrocknet. Die Hitzejahre allein haben das nicht verschuldet.

Märkischer Naturgarten
Das Profil des Naturgartens ist auf engstem Raum so zerklüftet, dass die Einkesselung vergessen wird.

Märkischer Naturgarten
Manchmal wird das Auf und Ab als Tzschetzschnower Schweiz bezeichnet.

Märkischer Naturgarten
Ich registriere den Park als Möglichkeit, mit wackelnden Beinchen und über 90 noch einmal einen Hauch von Gebirge erhaschen zu können.

Märkischer Naturgarten
Doch ich bin aktuell fit… und so künstlich angelegt, sollte das die Tzschetzschnower Schweiz sein?

Märkischer Naturgarten
„Die Bedeutung Güldendorfs für die Naherholung und Freizeitgestaltung ist weiter auszubauen. Dazu ist die Einbindung des Natur- und Landschaftsschutzes (z.B. beschränkter Zugang in das NSG) wichtig als attraktivitätssteigerndes Potential“.*

Märkischer Naturgarten

Weinberge und Hospitalmühlenfließ

Tzschetzschnow - Erinnerung an das Bauernland
Tzschetzschnow – Erinnerung an Bauernland

Das Wanderwegzeichen hab ich verloren. Aber Hospitalweg ist richtig, besser gesagt: könnte früher richtig gewesen sein. Jetzt gilt wohl “beschränkter Zugang”.

Tzschetzschnow - die Hügel der Endmoränen
Tzschetzschnow – die Hügel der Endmoränen

Die Einzäunung beziehe ich auf den flächendeckenden Mais.

Tzschetzschnow - am Maisfeld
Rechts: Benzinmaisfeld – wozu sonst das in seiner Pracht vertrocknete Zeug?
Tzschetzschnow, verstecktes Quellgebiet
Verstecktes Quellgebiet
Tzschetzschnow - Jagd lohnt wohl nicht
Es war einmal…
Tzschetzschnow - das war also nicht der Wanderweg
Solche Ecke kenne ich – eine von mehreren! Und die Sperre???

Das ist zumindest nicht der Wanderweg Tzschetzschnower Schweiz. Aber auch nicht der Hang an dem ich im August entlang geseppt bin. Diesmal fließt Wasser im Grund. Und nach dem zweiten Waldeszipfel plus Maisfeld gibt es mittig über die Absperrung hinweg einen gangbaren Weg: “Weinberge” sagen später die globalen Maps.

Tzschetzschnow
DAS ist der Wanderweg erst recht nicht

Ich lande am plätschernden Bächlein an abschließend privatem Gehöft. Nix mehr mit Weg zu Quellen. Asphalt in Fließrichtung. An den “Weinbergen” die Laubenpieper. Die Romantik ist futsch. Das smarte Fotophone hat wieder versagt an diesen entscheidenden Punkten. Noch einige Meter bis zum Hohlen Grund – angeblich die derzeit einzige Möglichkeit, aus dem Hospitalmühlental zu entfleuchen.

Tzschetzschnow - Hospitalmühlenfließ
Hospitalmühlenfließ
Hospitalmühlenfließ zwischen Wildnis und Kultur
Hospitalmühlenfließ zwischen Wildnis und Pflaumenkultur
Tzschetzschnow, das Tal vom Hospitalmühlenfließ
Das Tal
Tzschetzschnow, Weiher am Hohlen Grund
Weiher am Hohlen Grund

Der ebenso einzige Weg von der Ziegelstraße aus hoch in meine gesuchte Schweiz sieht verwachsen aus. Mein Verzicht dürfte richtig gewesen sein: am Tunnel in die Freiheit mündet nichts ein bis auf ein zwischen Schilf untergegangenes Brücklein: unerreichbar.

Knoblauch statt Gold

Wo Tzschetzschnow zu Güldendorf wurde
Tzschetzschnow wurde zu Güldendorf

Ich mag es nicht dieses “Güldendorf”, daher von mir meist sorbisch ursprünglich Tzschetzschnow genannt. Kackgülden die NS-Zeit. “Gülden” und Gold. Die Götzen unserer Zeit. Der Straßenbau wird die letzten Hürden für die goldenen Kälber beseitigen. Das wollen wir, denn wir haben ein Häusel im Paradies.

Tzschetzschnow, Tunnelbau
Tzschetzschnow am Ende

Ich verlasse auf verbotenem Wege den Ort. Sieht einfacher aus als es ist: die Rohre reichen bis zur Brust, ihren Umfang hab ich unterschätzt.

Tzschetzschnower-Schweiz
Letztes, erstes oder einziges Haus noch der Tzschetzschnower-Schweiz?

Aber im letzten Haus vor dem Tunnel hab ich gerade noch einen Hauch Paradies für mich selbst erwischt: eine Kostprobe Rukolablatt. Und erst der Knoblauch… davon schwärmt die fast 100jährige Mutter. Es klingt nach meinem gesuchten Paradies. “Tschecznaw”, so lässt sich Tzschetzschnow aus dem Slawischen ableiten, benennt einen Ort, an dem Knoblauch wächst. Äpfel und Pflaumen sowieso: für Pflaumenhefekuchen, Pflaumenpfannkuchen, Pflaumenmus, Hefeklöße mit Pflaumen, Hefetaschen mit Pflaumenmus, Pflaumenschnaps. Die Sorben lassen grüßen!

Äpfel, Pflaumen, Rucola - sorbisch
Erinnerung an das Paradies

*Wer anstelle meiner subjektiven Eindrücke, Vorlieben und Ansichten lieber Fakten beurteilen möchte, lese → Rahmenplan Güldendorf von 1999, um so spannender: wie ich NACH der eigenen Wanderung.

***→Bilder vom Abstecher ins Güldendorfer Mühlental

Diktatur vs. Natur

24.8.2019, ca. 22 km. Frankfurt (O) – NSG Eichwald – Oderaue, Viehtrift – Lossow Burgwallstraße – Seufzerschlucht – Lossower Burgwall – Lossow, Güldendorfer Weg –Tzschetzschnower Schweiz oberhalb  des Hospitalmühlenfließes am Hang entlang – fast wieder in Lossow, Waldrand oberhalb der Lindenstraße, Abhang – Buschmühlenweg – Ziegenwerder

NSG Eichwald, Spinnennetz

NSG Eichwald, Beinwell mit Mottenschildläusen, d.h. weißen Fliegen

Im Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet der Oder (Natura 2000): leider an Bahn und Autobahn der Naturschutz ohne Lärmschutz. Aber neulich wurde erzählt: Wiesenbrüter sind Nutznießer der unerreichbaren Ecken in der Verkehrsödnis. Vielleicht kleben daher an den Autoscheiben keine Insekten mehr: alles Futter.
Hier allerdings gibt es in der Wanderkartenundurchsichtigkeit nur undurchsichtigen Wald und genutzte (für was? – Vieh nicht vorhanden) Wiesen.

Baumhöhle im NSG Eichwald

NSG Eichwald

Beim Schreiben des Blogs meldet das Radio Demos gegen den Weiterbau der A 49 in Hessen***. Weit weg: ja. Ich lese zeitgleich die Geschichte von Tzschetzschnow / Güldendorf. Sehr speziell, doch in mancher Sache dürfte es kalt den Rücken runterrieseln: die Diktatur des Autos, der Gesellschaft, des Staates, der Bürokraten, der Technokraten – sucht euch aus, was passt.

Meinerseits daher wenig Worte zur Natur dieser Wanderung – nur schöne Wanderwege verkleistern auch das Gehirn.

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

NSG Eichwald

Alles Weg

NSG Eichwald

NSG Eichwald, der endende Weg

…weg oder was?

NSG Eichwald

NSG Eichwald
Zauber, zauber: ein rettendes Band hinter Brennnesseln und Kletten. Rechts müsste Höhe Güldendorf der Buschmühlenweg zu finden sein. Nee, da hängt das gelbe E-Zaunschild. der Meliorationsgraben führt sogar Wasser und die Wiesen sehn nach echtem Sumpf aus. Also kehrt und links.


Wohin und wen führt so eine unendlich weiß-rote E-Absperrung mitten im Wald? Ohne Anfang und ohne Ende!

24.8.2012, Halali im NSG Eichwald

Einer hat schon aufgegeben. Die Wildschweine hab nur ich kurz gestört.

NSG Eichwald, Pfuhl

Dieser herrliche Fluss!

Endlich. Vor mir liegt die Oder. Weiter Blick: deutlich hebt sich die “Steile Wand” am Horizont von der bewaldeten Umgebung ab. Einen Uferweg allerdings gibt es nirgends.

Oderaue bei Lossow

Oderaue bei Lossow

Grenzbeton

zur Brendelquelle?

Grenze Deutschland - Polen

Oderaue

Oder bei Lossow

Schwarzsehen mit Seufzern

Absperrung hin, Absperrung her: von Weidebetrieb keine Spur, auch nicht von der Brendelquelle. Neben der Röhre deutet sich ein inoffizieller Weg Richtung “Steile Wand” an.

Lossow, Triftweg
Aber die Leitschnüre führen auf dem Triftweg nach Lossow, parallel zum Burgwallweg – zu Recht als von Obst gesäumt angepriesen. Den also wieder hoch, in die Seufzerschlucht hinunter, auf fußbreitem – sagen wir mal “Pfad” – lt. Beschreibung zu einem Tunnel – wiedermal. Die Weidenquelle: ein paar rund gelegte Steine. Mein smartes Phone kocht, hat den Geist aufgegeben. Ein Wiesel quert. Duster schwarz öffnet sich ein völlig verwachsenes Loch. Gruslig, SEHR gruslig. Nein danke. Ich krauche den Hang hoch. Weder von Steiler Wand noch von Oder irgendwas zu sehn… aber steil wie die Opferschächte vom einstigen Burgwall dürfte es sein.

Lossow, Triftweg mit Weiden

Spillinge ohne Fliege, ohne Wespe, ohne Schmetterling

Wegelos auf dem Acker zurück. Jetzt den Burgwall. Mehr als eine halbe Runde um eine beeindruckend große Fläche geht nicht. Ich hab’s satt und bin satt. Die Spillinge rumoren. Im Dorf meldet sich das Foto-Phone wieder.

Oberhalb Tzschetzschnower Schluchten

Aus Richtung Lossow führt nur der Name, nicht der Weg nach Güldendorf. Zeitlich hab ich mich verrechnet. Um die tiefen Schluchten der “Tzschetzschnower Schweiz” zu erkunden, eventuell wieder nach oben zu müssen, fehlt mir die Kraft. Im Nachhinein weiß ich: es wäre richtiger gewesen. So grüßt nach dem Stolpern am Waldrand und auf unendlich sonnenheißem Schlängelweg zwischen Abhängen und Maisfeld wieder Lossow in nächster Nähe.

Tzschetzschnower Schweiz

Tzschetzschnower Schweiz

Zwischen Lossow und Güldendorf

Tzschetzschnower Schweiz, zwischen Wald und Feld

Buschmühlenweg
Versteckt präsentiert sich endlich der Buschmühlenweg östlich der Bahn. Alles richtig. Ich kam allerdings westlich den Hang der Lossower Berge (wahrscheinlich noch zur “Schweiz” zu zählen) gerutscht. Die Radroutenserpentinen sind noch lebensgefährlicher zum Wandern – hab sie manchmal von oben gesehen und gehört.

Richtung Frankfurt (O)

Im zerklüfteten Gebiet der Tzschetzschnower Schweiz sollen mehrere Quellen sprudeln. Die Wassermengen reichten bis ins 20. Jahrhundert für mehrere Mühlen. Von solchen Quellen war auch an den Oderhängen von Lossow die Rede. Ich hab nach mancher Suche nicht mehr daran geglaubt. Aber hier plätschert ein Wiesenbächlein. Wohin es verschwindet, ist nicht zu ergründen. Ich lasse die Richtung Mühlenweg aus.

Güldendorf
Gerade durch geht es auf dem Rad-Wanderweg bis Frankfurt. Pausenbrotpünktlich erwarte ich auf dem Ziegenwerder die Vorführung gefährdeter Artenvielfalt. Aber sie steht wohl eher auf den Buchseiten von Ernst Paul Dörflers “Nestwärme” als zu diesem Zeitpunkt dort. Im NSG Eichwald stachen mich wenigstens die Mücken. Eher nützlich als theoretisch habe ich also meinem in den Ohren tönendem Geschlecht geopfert und wenigstens zwei, drei neuen Mückengenerationen zum Leben verholfen.

Ziegenwerder

Adios Oder! Ich habe südlich von Frankfurt eine ausgesprochen schöne Landschaft für mich entdeckt: jenseits der allgemeinen, skeptisch-pessimistischen Nachdenklichkeit absolut zu empfehlen. Wie ursprünglich von mir geplant, auch mit “Steiler Wand” und Mühlental gut zu bewältigen.

*** Trotz aller Vernetzung: wir kennen unsere Erde nur vom Papier her. Ausschnittweise.
Denkt jemand auf den grün abgeschirmten und bequem schnellen Autobahnen an Hessen (oder googelt irgendein anderes, verborgenes Biotop)? Wer hat Recht und wer bekommt es? Verkehrswende JETZT!
etc.etc.

Ultraschreie in der Natur

 

19.8.2019, 14 km fachlich kommentarlos: Waldschäden zwischen Michendorf, den ausgetrockneten Feuchtgebieten NSG Caputher See und Neubaugebiet Bahnhof Potsdam-Rehbrücke

 


Sensibilisiert nicht nur durch Fledermäuse während einer abgeschiedenen Woche “Bergwaldprojekt”, genervt von Klimawandel-Radio, Berliner und ökologischer Tagespolitik, raffe ich mich auf zu: schaun wir mal, was die Pilze bei so schwül-nassem Wetter machen. Unnatürlich nichts.

Waldschäden
Dafür machen die Bäume alles, was über Trockenstress und Baumkrankheiten aktuell bekannt ist. Am einfachsten ist es – wenn auch zu kurz gedacht – sich selbst zu verzehren: sieht mächtig vital aus.
Die hoffnungsvolle Strauchschicht aus der Nähe betrachtet: zu spät. Auch der Laie erkennt mit leichter Fußbewegung den Bodenwassergehalt.

Waldschäden
Mögen die Fachleute über spinnerte Omma-Förster-Lektüre lästern und die Realisten über die Romantik: ich sehe die Bäume unter dem Trockenstress schreien. Dazu unbedingt bitte mit den vorhandenen Links zur Kenntnis nehmen: https://baumsicht.de/der-klang-der-baeume/.

Waldschäden
Und ich mach mich mal zum Gespött mit dem Abendlied von Matthias Claudius (nix für E-Roller und Konsumnaturen)… es wird schneller Nacht als man denkt.

Waldschäden
Der Mond ist aufgegangen
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar:
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Robinien
Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

NSG Caputher See
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

NSG Caputher See
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.

NSG Caputher See
Gott, lass uns dein Heil schauen,
Auf nichts vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Lass uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

NSG Caputher See
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon’ uns Gott mit Strafen,
Und lass uns ruhig schlafen,
Und unsre kranken Bäume auch!

Waldschäden
Viel Sand im Getriebe aller vermeintlich konstruktiven 100%-Lösungen,

Potsdam-Rehbrücke Rehwald retten
… eingedenk aller Metropolen- und Speckgürtelinteressen, unserer eigenen, menschlichen Parasitennatur und aller Selbstgewissheiten so traurig und so blöd…

Waldkita, Potsdam Rehbrücke

Seht ihr das Kind dort spielen,
in Staub und Plastik wühlen?
Und spielt so gern damit…
Was int’ressiert die Spinne
für so geformte Sinne,
denn später fliegt es auf den Mond.

ich

Bergwaldprojekt Jasmund

4. – 10. August 2019, Moorwiedervernässung durch das Bergwaldprojekt in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Jasmund.
Liebe Wandersleut, versucht euch einmal! Mehr und alles genau zu erfahren im → Bergwaldprojekt

Jagdhütte Forsthaus Werder
Mitten im Nationalpark Jasmund, abgeschnitten von der digitalen Welt, leben wir in unseren Zelten rings um eine einfache Jagdhütte. Längst schuften wir im Wald, wenn die Autokarawanen vorbei brausen.

Projekteinstieg Moor­wieder­vernässung

Arbeit gegen den Klimawandel: Moorböden können zehnmal mehr Kohlenstoff speichern als Wälder. Aber mit Zahlen kann hin und her geschoben werden. Fakt ist: Moore sind unwiederbringliche, besondere Lebensräume. Nichts belebt ein über Jahrhunderte gewachsenes, gänzlich trocken gelegtes Moor wieder. Aktuell geht es um den Erhalt unserer letzten Moore und die Biodiversität unserer Landschaften.

Einstieg in die Moorwiedervernässung mit dem voran gegangenen Bergwaldprojekt
Letzte Arbeiten an einer Moorwiedervernässung noch von der voran gegangenen Projektwoche: die Mühsal des gesamten Ablaufes ist kaum zu ahnen. Locker, locker feste fest treten…
Wer großes Glück hat, findet sogar ein tief schwarzes Knochenstück. Weder dieses noch der frischere Knochen stammen von einem Menschenopfer. Immerhin: ein Stück Schulterblatt eines Rothirsches. Das Alter ist unklar.

Moor­wiedervernässung I

Eine Moorwiedervernässung von Anfang bis Ende miterlebt, sorgt für ungefähre Kenntnis des Ablaufes. Der stellt an jedem Standort immer und immer wieder bisher so noch nicht gelöste Probleme.***

Moorwiedervernässung
Die Werderwiese Richtung Süd. Hinter dem Wald liegt die einstige Oberförsterei, ein repräsentativer Backsteinbau vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Moorwiedervernässung
Steine im Boden mit späten Bohrungen: also wohl ein früheres Brücklein über den Entwässerungsgraben. Und noch früher? Die ausgewiesenen slawischen und germanischen Bodendenkmale auf Rügen stellen einen Bruchteil des einst Vorhandenen dar.

Copyright Udo Steinert
Foto: Udo Steinert

Am Vortag cm-genau abgestochen, ausgehoben und ausgeschöpft: der Graben zieht unendlich Wasser – das Trockenlegen einst war sichtlich erfolgreich.

Moorwiedervernässung
Wassereimerkette zu Sisyphos… und dann zerstoßenes, wasserundurchlässiges, reines Kreidegestein als Grundmasse.

Moorwiedervernässung
Im denkbar schmalsten Arbeitsschacht entsteht das Holzbauwerk mit Präzision: eine Nut-Feder-Verbindung.

Moorwiedervernässung
Die Sperre steht: jetzt das Mixen eines aus Sägespäne, Aushub und Wasser bestehenden, künstlichen Moorbodens.

Moorwiedervernässung, Foto: Titus Selzer
Foto: Titus Selzer

Moor­wiedervernässung I, Endphase

Letztendlich das Bepflanzen mit Binsen. Eine nette Arbeit, wär da nicht im Vorfeld die Schufterei des Ausstechens in einer auf immer ausgetrockneten Fläche. Dumpfer Ton: der Wiedehopfhacke stellt sich das alte Nadelholzgewurzel quer und störrisch entgegen.

Moorwiedervernässung, das Feld der Binsen
Moorwiedervernässung, Bepflanzen mit Binsen
Moorwiedervernässung, der einstige Grabenlauf
Moorwiedervernässung
Hoffen wir das Beste für die Werderwiese. Besorgnis erregend tragen die Buchen ringsum schwer an ihren Früchten. Da sprachen die Bauern früher von einem kommenden, harten Winter. Ich denke an das Phänomen “Notblüte”: verzweifelter Versuch des Überlebens durch Nachkommenschaft.

Moor­wiedervernässung II

Moorwiedervernässung
Moorwiedervernässung
Moorwiedervernässung

Regengüsse – Zeitverzug

Augustnässe 2019
Ach ja – “einfache Jagdhütte”. In etwas mehr als Bodenhöhe in der feuchtnassen Atmosphäre mag “einfach” sogar übertrieben sein.

viel nasser Dreck, August 2019
Aber: mit beheiztem Holzofen und Blick in den reichhaltig bestückten Trophäenwald fühlt sich der Fluchtort eher exklusiv herrschaftlich an.

gehörnt gegen die Nässe

Moor­wiedervernässung II – fast der Endzustand

Moorwiedervernässung
Wenn ich selbständig höchstens noch mein Bein ohne Stiefel aus dem Schlamm retten kann und vor Schwäche nur noch wackelnd fotografiere, da springen andere fast (aber nur fast) mühelos ihre Stampfrunden. Bitte diese Kunst mit Klick ins Bild (in neuem Fenster) so gut wie live genießen!

Moorwiedervernässung

Frischer Schwung zur Exkursion

Yoga oder Wäschetrocknen
Yoga oder Wäsche trocknen? Beides eine empfehlenswerte Art, die Glieder zu lockern. Meist stellt sich erst zum Ende einer Projektwoche heraus, dass alle Teilnehmer/innen zusammen durchaus ein meditativ ausgerichtetes Kampfsportteam bilden könnten.

Durch den Nationalpark Jasmund

Eine frische Brise gibt es glücklicher Weise nicht zur Exkursion mit Dr. Ingolf Stodian vom NP Jasmund. Ansonsten lauert wohl ständig der Tod, wenn nicht der eigene, dann doch der aller besonders prächtigen “Mutterbäume” – deutlich umringt von ihren wesentlich jüngeren Nachkommen.

MEGABAUMGEFAHR

Megabaumgefahr

Weißfäule
Die Weißfäule ist sichtbar, die Braunfäule wächst eher versteckt im Holzkern.

Schadbilder

Schadbild Brandkrustenpilz

Schadbild Brandkrustenpilz
Viel Halt haben die auf der undurchlässigen Kreide notgedrungen flach wurzelnden Riesenbäume ohnehin nicht. Vom Wassermangel ganz zu schweigen. Mit ständigem Knacks und Krach in die Waldesstille bohren die Bäume ihre vertrockneten Äste wie Speere (hoffentlich) neben die ahnungslosen Wanderer.

Direkt auf der Kreide kaum Humus, also flacher Wurzelballen

Bodendenkmale

Etwa 550 Bodendenkmale sollen auf Rügen noch erhalten sein. Die ausgewiesenen sind bis auf die Highlights nur mit kundigem Auge zu entdecken: eine alte Köhlerstelle mit spärlich entstehender Terra Preta zwischen der dünnen Humusschicht, ein Mahlstein, ein Opferstein mit schalenartiger Vertiefung und Näpfchen, der experimentell archäologische Versuch einer Bestattung.

NP Jasmund, Köhlerstelle

NP Jasmund, Mahlstein

Opferstein, NP Jasmund

Bestattung

Schluss und Aus

Strand am Kieler Bach
In der Ostsee ein letztes Bad. Zum Abschlussessen hat ausnahmsweise nicht der Bergwaldprojekt-Koch den “Vogel” abgeschossen.

Wildschwein am Spieß

Glücklich isst,
wer vergisst,
dass er Vegetarier ist…

 

***Nein: ich werde das weder beschreiben noch besingen. Für ersteres zeichnet Lutz Rohland im Bergwaldprojekt verantwortlich, lesenswert im “bergwaldjournal” 2016, Ausgabe 15 – ein bestgestaltetes Heftchen für Fördermitglieder. Hier nur Bilder – keineswegs von allen Arbeitsgängen: Hände und Kopf sind selten frei zum Fotografieren.
Singend: → Ernst Busch, die authentischste Version des von Hans Eisler vertonten Moorsoldaten-Liedes.

→ Im Einsatz für den Moorschutz, Nationalpark Jasmund

 

Dreadlocks
Nachtrag: Teilnehmer ziemlich naturwissenschaftlich geprägt. Mit Ausnahmen.

Jasmund

1. August 2019 ff., fast 100 km insgesamt vor und nach dem Bergwaldprojekt “Moorwiedervernässung Nationalpark Jasmund”. Einiges mehrfach genießend, daher hier routenunabhängig, ohne wandertaugliche Angaben. Suchet, so ist sehr viel mehr als der Königsstuhl zu finden!

Beinhart geht das ab hier…

Lietzow – Sagard – Sassnitz: 12 km; Sassnitz – Lohme 10 km; Lohme – Sagard 10 km.
So bin ich nicht gelaufen. Aber so wäre Jasmund zu umrunden.

An der Grenze zum Nationalpark Jasmund. Ein unübersehbares Schild gibt es auch.
An der Grenze zum Nationalpark Jasmund. Ein unübersehbares Schild gibt es auch.

Zweimal begegne ich auf Kopfsteinpflaster im Schneckentempo nicht einheimischen Autos.
Starrer Blick durch die Frontscheibe. Hilfloser Blick der Beifahrerin aufs Navi. Kurbel kurbel – zum Königsstuhl?
Ich komme zwar auch gerade vom Weg, der kein Weg ist, aber gezielt sicher: Leute, hier ist Nationalpark!

Nationalpark Jasmund - urwüchsig

Immer is was mit die bucklichen Wege.
Kauf dich mol ein Fahrrrad!

Für Rad und Fuss ein kurzes, angenehmes Stück am Rande vom NP Jasmund
Für Rad und Fuss ein angenehmes Stück plus historisches Pflaster, sicher unter Verwendung einstiger Hügelgräberstätten

Es ist cool KEIN Auto zu haben! Ratzfatz und Hanomag-Konzept gibt es. Jetzt fehlt nur das Autoverbot für die Touris: aber in MeckPomm gehn die Uhren noch langsamer als in allen Ministerien.

Beinhart Jasmund. Dystopie
Dystopie
Beinhart Jasmund. Rad-Wanderweg: Nein danke. Eine Zumutung.
Rad- und auch Wanderweg: BEINHART. Nein danke. Eine Zumutung.

Wer kann lesen? Ich lese hier nicht. Ich gucke Bäume und gehe artig Wege.

Eindeutiger Weg
Eindeutiger Weg aus Richtung Birkengrund
Der eindeutige Weg zweideutig
Der eindeutige Weg zweideutig
ein deutlicher Weg endet hier
…endet hier. Noch ist oberhalb junger Buchen ein Durchkommen, hinter einem  Springkrautteppich der rettende Radweg.

Es gibt blau, rot und gelb – unklar – markierte Wege. Und niedergelegte Reitwegweiser.

Jasmund, Hinterland. Begegnung der bockigen Art
Im Hinterland auf der Straße: Begegnung der bockigen Art

Selten Einheimische, die sich wundern: “hier kommt sonst niemand” und hilfsbereit nicht mehr existente Wege ihrer Jugend weisen.

Einwohner-Einkaufsweg Sassnitz
Geheimtip für Rucksackträger: der Einwohner-Einkaufsweg Sassnitz

Die Sagarder Brunnenaue

Bücherbahnhof Sagard
Überraschung:  Friedrich Daniel Schleiermacher, Heinrich von Kleist und Wilhelm von Humboldt lassen grüßen.
Brunnenaue Sagard, der Schleiermacher-Blick
Brunnenaue mit Schleiermacher-Blick – hier saß er mit seiner Verlobten

Pastor und Landarzt, die mit diesen Namen noch etwas anzufangen wussten, sind wohl nicht mehr vorhanden. Die Gemeindebücherei wurde mit nur einer Gegenstimme geschlossen: der Medienbestand der Bibliothek als veraltet bezeichnet. Der Bücherbahnhof dürfte geerbt haben: trotz meines steinschweren Rucksackes schleppe ich gern 2 kg zusätzlich.

Das letzte Wasser im Quelltopf
Ein letzter Wasserrest in einem Quelltopf der Sagarder Brunnenaue – nach regenreichen Nächten
Sagarder Bach
Sagarder Bach

Wenn auch keine der Quellen fließt, ein schlämmkreideweißer Bach mäandert flott durch sein Tal. Woher, wohin ergünde ich erst zu Haus: lt. google maps geradewegs und dann in natürlichem Lauf aus dem Kreidetagebau.

Oberhalb der Brunnenaue Sagard
Oberhalb der Brunnenaue unsere versiegelte Thuja-Zeit. Der Friedhof von Sagard schließt direkt an…

Geheimnisvolle Hügel und Moore

Magisches Zeichen
Magisches Zeichen

Die auf der Karte eingezeichneten, mich lockenden Hügelgräber sind selten bis gar nicht zu finden, zumindest nicht so lange der Mais wächst. Aber es gibt ja über 500 Bodendenkmale auf Rügen. Einige sind in jedem Fall zu entdecken.

Hünengrab bei Sassnitz
Romantik pur
In Sichtweite und weiter wie auf einer Linie ausgerichtet zwischen den Krampaser Bergen und dem nördlichen Hochufer
In Sichtweite und weiter, wie auf einer Linie ausgerichtet vom Krampaser Wald bis zum nördlichen Hochufer
Das in Reiseführern erwähnte Hünengrab in den Krampaser Bergen
Das in Reiseführern erwähnte Hünengrab in den Krampaser Bergen

Mit den Mooren sieht es schlechter aus. Die werden erst seit wenigen Jahren vom → Bergwaldprojekt wiedervernässt.

Außerhalb vom NP: am Lanckener Torfmoor darf bald die Brücke mit Asphalt esetzt werden...
Lanckener Torfmoorzipfel, außerhalb vom NP: warte, warte nur ein Weilchen –  bald  kann Asphalt die Brücke esetzen… und ich hab wieder nicht gelesen.
Ein nur scheinbar üppig feuchtes Moor - mit nicht heimischem Nadelholzstandort. Dem geht es wohl bald wiedervernässend an den Kragen
Ein üppig feuchtes, kleines Moor? Nein. Aber mit Nadelholzentnahme und Wiedervernässung zu regenerieren.
... sieht aus wie Moorwiedervernässung!
Kiek an: DAS sieht aber aus wie Moorwiedervernässung!
Frische Spuren
Matsch, matsch. Stimmt: frische Spuren. Jemand hat besichtigt. Mit großem Hund.

Ziemlich alles, was auf der Karte leuchtet, ist in diesem August unter Vergiss-das-Blau abzubuchen.

Sumpfgürtel um Borrien
Blick zum Sumpfgürtel um Borrien

Kreide und Feuerstein

Die Ostsee: die ist ringsum noch da. Und wunderweiße Kreideabbrüche sind sogar im Hinterland zu finden: längs der Krampaser Berge, am Kreidesee bei Dargast,

Kreidesee Dargast
Der Kreidesee Dargast

mit Blick in den Kreidetagebau bei Promoisel, am Kleinen Königsstuhl bei Gummanz.

Kreidetagebau Jasmund
Kreidetagebau Jasmund
Am Reitweg Gummanz
Ungewollt auf den Reitweg Gummanz geraten…

Die eigentliche Kreideküste wird sooo viel fotografiert. Auch ich kann mich nicht bremsen, vor der Kante allerdings sehr wohl.

Kreideküste Sassnitz
1, 2, 3 im Sauseschritt rutscht das Bäumchen und wir mit
Klick und nur mit Glück ohne Knack
Klick und nur mit Glück ohne Knack

Mit schnellem Schritt und achtsamen Blicken auf die Wände stolpere ich über die Feuersteine: schließlich hat nicht jeder neben dem Hochuferweg einen rettenden Engel bei sich.

...immer ein einziger Augenblick...
…immer einzige Augenblicke
Beinhart der Steilküstenweg
Beinhart der Steilküstenweg

9. August 2019, Nationalpark Jasmund, Strand an der Mündung vom Kieler Bach

Lange Abschiede

Zurückdenkend auf dunklem Waldweg, vor allem an dieses ganz besonders liebenswürdig funktionierende → Bergwaldprojekt Hand in Hand mit dem Nationalpark Jasmund… NEIN?!?! Unmöglich ist nichts: noch einmal Kathi – ein gutes Omen für die Zukunft. Irgendein Bergwaldprojekt hoffe ich doch wieder machen zu können.

Treffpunkt Wald
Treffpunkt Wald

DAS hatte ich vor meiner Abreise nach Rügen glattweg samt allen Kommentaren verpasst: die Bundeslandwirtschaftsministerin (bisher nicht gerade mit dem Umweltministerium konform) will eine halbe Milliarde Euro in die Wiederaufforstung in Deutschland investieren. Jetzt ziehen sicher auch die Greta-FreitagsdemonstrantInnen praktisch nach. Wahrscheinlich wird das Bergwaldprojekt aus den Nähten platzen. ;))

Eiche und Buchen
Konkurrenzen. Eiche und Buchen

eine Unterkunft im Birkengrund
Lets wörk togesser: TORFROCK und TORFMOOR and MORE. Gemeinsam sind wir stark.
Dat matscht so schön… Die Projektleitung Moorwiedervernässung suchte abschließend ein animierendes Foto unserer Tätigkeit. Über dem Tellerrand hängt immer irgendwo eine fette Nudel: zukünftig wären →”Tough Mudder”-Anhänger sogar leichte “Opfer” für Moor-Aktionen – hab ich schon getroffen bei einem Bergwaldprojekt (NP Harz) – mit herzlichem Gruß, falls sie es liest.

Aber nun zum eigentlichen Anlass meines Rügen-Aufenthaltes → Bergwaldprojekt Nationalpark Jasmund, Moorwiedervernässung

September 2019

Boitzenburg 2016, eine Entdeckung Berliner Schulkinder: mit Schäleisen gegen den Borkenkäfer
Boitzenburg 2016, mit Schäleisen gegen den Borkenkäfer

Es muss nicht immer nur Wandern sein.
Die Entdeckung Berliner Schulkinder während einer Klassenfahrt: Schäleisen.
So etwas bleibt in Erinnerung.

Sept. Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
Ich fürchte, das Wandern mit fetten Massentierhaltungs-Wurstbroten in der Büchse und kostengünstiger Einkehr entspricht nicht der Notwendigkeit, wenigstens für sich selbst einen nachhaltigen Lebensstil durchzusetzen.
 7. Kurvig um und in Tzschetzschnow/Güldendorf Solo Brücke und Tunnel gesperrt: die Ergänzung zum 24.8. wiedermal ungewollt wirr ca. 14
Frankfurt (O) Klenksberg, Pfingstberg und
→ Mühlental
zwischen → Verwahrlosung und Romantikresten ca. 10
15. Berlin, Großer Tiergarten Solo in Gemeinschaft Schafstag ca. 14
18. Melchow – Schwärzesee – Schwärzetal – Spechthausen – Eberswalde WSV Rotation Berlin mit
E. Knauer
Abbaden im Schwärzesee.
→ plus ca. 5 km s.u.
ca. 16
Herthafließ und Schwärze ab Spechthausen Solo zu zweit Folgewanderung
plus Zoo Eberswalde
ca. 5

August 2019

Aug. Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
1.

2.

3.

4.

Sassnitz -Birkengrund.

Buddenhagen – Promoisel – Hochuferweg – Kreideküste.

Birkengrund –  Sassnitz.

Werder – Wissower Klinken.

Solo Wegesuche zwischen Buchenwäldern, Mooren und Kreidefelsen
– mit guter Karte und stracks ist kaum ein Ziel weiter als 2 km entfernt!
ca. 4

ca. 30

ca. 14

ca. 9

4. – 10. Nationalpark Jasmund Solo in Gemeinschaft Moorwiedervernässung mit dem → Bergwaldprojekt xx
10.

11.
Birkengrund – Werder
Sagard
Werder – Sassnitz
Solo Hinterland Jasmund,
siehe Text und Bilder vom 1.- 4.8.
ca. 25

ca. 9

19. Michendorf – Caputher See -­P.-Rehbrücke Solo Trockenstress mit Ultraschreien 14
24. Frankfurt (O) – Eichwald – Lossower Burgwall -Tzschetzschnower Schweiz – Ziegenwerder Solo Supertour, nicht ganz wie geplant 22
Das heute beginnende G-7-Treffen der Staats- und Regierungschefs in Biarritz wird überschattet von den Waldbränden im Amazonas-Regenwald. “Die Welt erlebt den Triumph der Wirklichkeit über das Wollen.” (Zitat Online Focus)

Die Nacht der geöffneten Augen

20.7. – 21.7.2019, der Kölpinsee in Götschendorf, Uckermark.
In Zusammenhang mit zwei freudig geplanten Wanderungen mit dem WSV Rotation Berlin, aber eigen und zufällig doch eher Solo. Am Samstag über 20 km, am Sonntag etwa 10 km – diese allerdings gefühlt anstrengend.

Alles ist möglich

Schlafen und träumen, Götschendorf, copyright Karla Brandler
Am (oder an?) Gotts See hab ich sie gefunden: die Feder, die ins Märchenland führt und in eine Nacht am Kölpinsee, in Stille und Sicherheit. Zusätzlich sammle ich Rainfarn gegen das zu erwartende, sirrende Getier aus den Feuchtwiesen.

Es wird Abend am Kölpinsee

Badestelle am Kölpinsee, Götschendorf UM
Gegen Abend ein einsames Bad mit Blick auf die Insel im Kölpinsee. Schwimmend sehe ich das grau verfallene Schloss von Götschendorf vor mir. Ein Sehnsuchtsort für die Phantasie: wo gibt es solche Orte schon noch in unserer perfekten Kulissenwelt…

Der Sänger abends und morgens
Abendstille. Nein, es singt weder die Nachtigall noch die Lerche, sondern vom Segelmast ein Pieper (oder doch eine Bachstelze?): eindringlich laut und ausdauernd. Dann das großartige Schauspiel des Abendhimmels. In Sekundenschnelle wechseln die Bilder.

Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM
Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM
Der dunkelste Himmel leuchtet noch strahlend blau. Plötzlich Wind. Die Wellen klatschen dröhnenden Applaus. Weniger rhythmisch wummern die Boote gegen den Steg. Ich verziehe mich immer weiter unter das Dach.

Nachtwind am Kölpinsee, Götschendorf UM

Mit voller Wucht prasseln in eine völlige Windstille Regentropfen kerzengerade aus einem gleichmäßig düster grauen Himmel.
Wetterleuchten erhellt ab und zu strukturlos Himmel und See, beide ununterscheidbar. Schwaches Donnern.  Keine wirklichen Blitze. Nur Rauschen, mächtiges Rauschen. Wasser. Nichts als Wasser. Ich fühle es nah und gefährlich wie auf einem Schiff in den Wellen.

Gewittrig und Regen, nachts vom 20. zum 21. Juli 2019
Ein Schiff in den Wellen des unendlichen Meeres. Ich sehe kleine Flüchtlingsboote vor mir, längst nicht mehr den Kölpinsee. Ich spüre die Wellen über Bord schlagen. Eine Nacht, in der meine offenen Augen auch das Herz öffnen. Ja, bis zu diesem Moment hab ich einzig und allein mit dem Verstand und im rationalen Abwägen aller Argumente an das Mittelmeer denken können.
Was unsere Komfortzone mit uns macht… und seien es nur unsere Betten, unsere im Sturm nie geöffneten Fenster.

Der Morgen am Kölpinsee

Morgensonne am Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Ein Morgenbad im grauen, stillen See. Es gibt keine Sonne, nur später ein Lichtloch: im Himmel und im Wasser.

Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Wieder singt der Pieper vom Segelmast. Der kohlschwarze Hahn kräht aus dem noch verschlossenen Hühnerstall.

schwarzer Hahn, copyright Karla Brandler

Mit sehr, sehr herzlichem Dank an alle im Kloster St. Georg, die so großzügig diese Ausnahmenacht für mich möglich gemacht haben.

St. Georg-Kloster auf Facebook
Wanderung von Ringenwalde nach Götschendorf, Kloster

Streesee und Rabenluch

13.07.2019, Natur von Menschenhand: Wiesenpflege / Heuernte im NSG Biesenthaler Becken mit dem Wandersportverein Rotation Berlin, Leitung Wolfgang Pagel, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Barnim

Die zweite Mahd

Eine Sage erzählt vom untergegangenen Dorf Stresow an der Stelle des Streesees.

am Streesee 2014
Und sagenhaft lange schon (oben im Bild und mehr dazu ganz unten) wird die Wiese des dortigen Quell- und Durchströmungsmoores in Zusammenarbeit von Wandersportverein Rotation Berlin und →  Naturpark Barnim gepflegt.

Streesee, Sensenprobe. Copyright W.Pagel
Untergehen war in jedem Jahr aufs Neue in der mit Gräben trocken gelegten Wiese angesagt. Verbliebene Untiefen waren berüchtigt, aber dann auch bekannt.

Streesee, ein Bein gerettet. Copyright K.G.Brandler
Erfolgreiches Wiedervernässen macht häufiger und überraschend akrobatisches Können unumgänglich.**

Streesee, Durchströmungsmoor
Egal ob Mensch, Plane oder Baum: unser Arbeitgeber ist beim Ziehen Spitze!***

Streesee, Quellmoor
Leichtfüßig schwebt der Europäer eben selten. Erstaunlich sind solche kulturellen Unterschiede manchmal sogar am Schuhwerk abzulesen.

Streesee mit chinesischen Füßchen. Copyright K.G.Brandler
Dem Arbeitsziel zuträglich: Forken-Akrobatik in Vollkommenheit.

Streesee, Arbeit mit der Forke

Abtransport in den Erlenwald. Bis vor ein, zwei Jahren wurde das Schilf noch zum Verfüllen der Gräben gebraucht. In den nächsten Jahren könnte es vielleicht zur Materialquelle werden.


So gut wie geschafft und “geschafft”.

Streesee, Naturpark Barnim. Copyright K.G.Brandler

Sahne extra

Die süße Kaffee- und Kuchenpause
Zum Abschluss: süße Spende für alle.

Vorschau Rabenluch

Die Zeit reicht für einen Abstecher ins Kesselmoor Rabenluch. Weithin Verbuschung. Das soll sich ändern. Kiefern und Birken geht es an die Wurzel.

Rabenluch, Biesenthaler Becken. Copyright K.G.Brandler
Erst einmal bezieht sich der Himmel. Dann prasseln kurz dichte, warme Tropfen cm-groß auf uns nieder.


In vergangenen, weniger heißen Jahren, verottete das Holz schnell auf der Moorfläche.

Rabenluch, Totholz. Copyright K.G.Brandler
Dazwischen der ungeliebte Faulbaum, der sich mit den stärksten Widerständen verwurzelt. Nicht einmal vom Wild wird er verbissen: also raus!

Rabenluch, Faulbaum. Copyright K.G.Brandler

Von gezupften Handsträußen bis zu gedrungenen, dickstämmigen Birken reicht der Einsatz: hacken und ziehen.

Rabenluch, hacken und ziehen. Copyright W.Pagel

Die braune, lockere Masse des Torfbodens liegt bis zu dem Meter, den wir mit den größten Birken aushebeln, trocken. Rückstoß und Versinken erlauben mehr Heiterkeit als im Quellmoor Streesee.

Rabenluch, gehackt und gezogen. Copyright W.Pagel
Eine Mooreidechse, aufgestöbert an ihrem Baumwurzelversteck, verschwindet – ohne Foto – noch flinker im Gras.

Rabenluch, Bonsai-Verbiss einer Birke. Copyright K.G.Brandler
Problem Wildverbiss. Es könnte eine Mär sein, dass Reh- und Rotwild allen Jungwuchs schändend durch die Wälder streifen. Die Tiere haben ihr 5-Sterne-Lieblingslokal zur Bonsai-Kugel gezüchtet. Im Umkreis darf alles wachsen wie es möchte.

Die Frage nach dem Sinn

Nicht alles gelingt, vor allem den Moorprojekten. Gegen die Nährstoffbelastung durch landwirtschaftliche Einträge oberhalb des Streesees ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht hätte der einstige Quergraben entlastet. Warum nicht die Verursacher zum Umdenken zwingen? Im Zeitalter des Klimawandels gibt es das “Naturgeschrey”. Aber politisch geschieht alles ohne Haftung und im reichsten Land der EU das meiste oder besser das wenige für die Natur ehrenamtlich.

Streesee, Wiesenblumen im Juli nach einer ersten Frühjahrsmahd. Copyright K.G.Brandler

Beispielhaft vor der zweiten Mahd: im Verlandungsbereich am Streesee ein üppiger Wiesenwuchs als Insektenparadies: Blutweiderich, der gelb blühende Sumpf-Hornklee, rechts die vertrocknete Blütentraube einer Binse.

Rote Sumpfschrecke, Streesee. Copyright K.G.Brandler
Ringsum die wiedererweckte Moorwiese. Was für Argumente gäbe es gegen das Wiederbeleben solcher Artenvielfalt?

Streesee, Moorlöcher

…und die Frage nach dem Nutzen

Das Rabenluch als Kesselmoor mit völlig anderer Flora und Fauna.
Verblühtes Wollgras: schwarz verklumpt, kaum erahnbar die weiße Flockenpracht im Frühling.

Rabenluch, welkes Wollgras
Auffällig der buschartige Sumpfporst, manchmal als große Fläche, hier im Bild neben Pfeifengras.

Rabenluch, Pfeifengras und Sumpfporst. Copyright K.G.Brandler
Sumpfporst: eine wunderschöne Pflanze mit einem angenehm herben Duft, an Lavendel erinnernd, daher vielleicht früher ein Mottenmittel.

Rabenluch, Sumpfporst. Copyright K.G.Brandler

In den Tiefen zwischen den Bulten die Polster von Sumpftorfmoos in braunen, gelben, roten Farbtönen. Sonnentau ist seit Jahren verschwunden, obwohl gerade solche Flecken verdammt nach seinem Vorkommen aussehen.

Rabenluch, Sumpftorfmoos. Copyright K.G.Brandler
Aktuell reifen die Moosbeeren.

Copyright K.G.Brandler

Die Moore Streesee und Rabenluch sind klein mit kaum mehr als 10 ha. Während über die Ursache des Klimawandels immer wieder sinnlos gestritten wird – hier ist es augenfällig: die ringsum reinen Kiefernnutzwälder sind menschengemachte Umweltsünde. Nichts tun, alles der Natur überlassen? Dem ist verantwortungsbewusst alles nur irgend mögliche entgegen zu setzen.

Bedingungsloser Einsatz
…fast um jeden Preis unser Einsatz für das Moor

**Dank an unseren Wanderleiter Wolfgang Pagel, der jede Gefahr ignorierend, eine wunderbare Dokumentation zur Verfügung gestellt hat. Daraus 3x “ego” mit seinem copyright.

***Für die fachlich kompetente Begleitung in jeder Lage und Situation herzlichsten Dank von uns allen an den unermüdlichen Volker vom Naturpark Barnim!

Quellmoor Streesee seit 2008

Streesee 2008, erster Wiesenstreifen, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2008, erster Wiesenstreifen
Streesee freischneiden, copyright Wolfgang Pagel
Streesee, freischneiden – seit 2008
Streesee, Jahr für Jahr fällt etwas Erlenwuchs, copyright Wolfgang Pagel
Streesee, Jahr für Jahr fällt etwas Erlenwuchs
Streesee 2009, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2009, Wiesenstreifen hinter der Birke
copyright Wolfgang Pagel
Wiedereinbringen natürlicher Pflanzenarten
Streesee 2013, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2013, mit Birke und Schuppen
13. Juli 20119: Quell- und Durchströmungsmoor am Streesee, Wiesenpflege
Standort etwa wie das Foto 2014: Juli 2019
Streesee 2014, copyright Wolfgang Pagel
Streesee 2014 usw.

Diese Bilder sind mit Klick zu vergrößern! Kaum mehr wiederzuerkennen, stimmt’s!?

 

Himbeerwald und Kloster

7. Juli 2019 mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer: von Ringenwalde zum Kloster St. Georg in Götschendorf

Was ist das hier?

Romeo und Julia. Copyright K.G.Brandler
Was ist das hier? Ein Blättchen, festgeklemmt
in meines Trauten Pfote? – Gift, seh ich,
war sein Ende vor der Zeit. – O Böser! alles
zu fressen, keinen güt’gen Bissen
mir zu gönnen, der mich zu dir brächt’? –
Ich will dir das Schnäuzlein küssen. Ach, vielleicht
hängt noch ein wenig Gift daran, und lässt mich
an einer Labung sterben.

Frei nach Shakespeare, Romeo und Julia

Im Himbeerwald

Libbesicke-See

Weniger tragisch, eher als Glücksfall erweisen sich Wald und verwunschene Wege durch die Endmoränenlandschaft Ringenwalde mit Libbesicke-See, Stabs-See, Lübelow-See und Kessel-See.

Eichen an der Oberfoersterei Reiersdorf
Ein Pausenplatz, umgeben von liebevoll gehegten Eichen – verantwortlich zeichnet die Oberförsterei Reiersdorf. Vier Häuser, mehr offensichtliches Menschenwerk sehen wir bis Götschendorf auf unseren 18 Kilometern nicht.

Himbeerwald

Egal ob Mischwald, ob verlandender See, ob der Weg breit oder das Gebüsch dicht: rosarote Himbeeren hakeln sich mit ihren Trieben lockend in die Klamotten. Meist eher mini, aber süß und ausreichend für knapp 30 Wandersleut. Wer nach Maden sucht, hat selbst Schuld. Gewöhnung an die zukunftsweisende Massentierhaltung der kleinen Art täte gut.

alte Buchen

Vom Abwechslungsreichtum des Waldes hier nur zwei miteinander (wie?) verwachsene Buchen vor dem Hintergrund eines Sees

Robinie. Copyright K.G.Brandler

und zerklüftete Stämme von uralten Robinien kurz vor Götschendorf.

Alle guten Gaben

Pellkartoffel
Und was ist das? Ein Pellkartoffel-Geschenk. Abgesehen davon, dass genau dieses ein besonders leckeres – avancierte die Kartoffel von Friedrichs sättigender Wohltat für die preußische Bevölkerung aktuell zu einer Beilage, die als einzelne Knolle unter Umständen bereits eine einzelne Banane im Preis übertrifft.

Zur Kloster-Küche Götschendorf

Wen wundert’s, wenn die Mentalitäten dann höchst verschieden ausfallen – je nach dem, woher man kommt…

Götschendorf

Gegrüßet seist du, Beschützer der Wanderer

Götschendorf
Götschendorf, mit einem russisch-orthodoxen Kloster unter dem himmlischen Patronat des St. Georg und dem weltlichen von Moskau – weltweit agierend.

Götschendorf

Wie die wachsenden Beete ist das Klosterensemble  jenseits von Steuern für einen Euro mit Eigenleistung wohl noch eine Weile im Bau.

Klosterkomplex St. Georg, Götschendorf
Unter einem Zeltdach die Glocken, das sichtbare gehört aber zum Garten; ein Denkmalskreuz, am Sockel St. Georg als Drachentöter.

Götschendorf, Bronzekreuz, St.Georg
St. Georg: Schutzherr der Reiter (auch der Krieger im Dienst des Erlösers der Welt), der Pferde und des Viehs, der Artisten, Sattler, Schmiede, Bauern und: der Wanderer!

Götschendorf, Bronzekreuz, Relief von Sergey Isakov. Copyright K.G.Brandler

Wie einst die Pforten der Kirchen bebildert wurden mit bronzenen Reliefs, so findet sich mittig an der Weltenkugel unter dem Kreuz eine kleinteilige, umlaufende Erzählung von den Schrecken der Kriege,  künstlerisch bemerkenswert zwischen historischem Stil und moderner, gebrochener Form.

Götschendorf, Klosterkirche

Bewundernswerte Schönheit in der Nachfolge der byzantinischen Ästhetik, jenseits von Zeitlichkeit.

Lang möge eure Lebenszeit sein.

 

Feuchtwiesen Atterwasch

Nach dem heißesten Juni seit den Wetteraufzeichnugen am 3. Juli 2019, ca. 17 km entlang am Schwarzen Fließ und im NSG Feuchtwiesen Atterwasch

Gerettetes Land

Wenige Meter nach Bahnhof Kerkwitz: vorbei an einer Brandruine, das dörfliche Pflaster verliert sich unwegsam.

Kerkwitz, der verlorene Weg
Hat jemand zu früh aufgegeben? Der Braunkohletagebau Jänschwalde sollte nördlich fortgeführt werden bis hart an die Grenze NSG Schwarzes Fließ.

Kerkwitz, wegelos
2017 erfolgte der Abbau-Stop und fortgesetzter Waldumbau. Noch knirscht jeder Schritt auf den bröslig trockenen Kienäppeln wie Pulverschnee.

Kiefernwald

Weitgehend aber Mischwald und das Gefühl: hier gibt es die Lausitz in ursprünglicher Gestalt. Offene Flächen züngeln aus Richtung Schwarzes Fließ – wahrscheinlich Quellgebiete. Ein tiefer Graben, bewachsen mit Robinien und Kiefern – undenkbar, dass hier jemals Wasser geflossen sein könnte.

Ist das der Seegraben?

Vor Atterwasch ein kleiner Acker, ich muss quer über die trockene Fläche. Erst vor den letzten Kiefern ein Fleckchen Sauerampfer und dunkle Grashalme: in dieser Gegend wurde mit über 38° gerade ein deutscher Hitzerekord gemeldet.

Landwirtschaftliche Flächen vor Atterwasch

Dennoch irgendwann hinter puren Sandhügeln: ein erstes Moor mit einem kleinen Glanz Wasser in Sicht!

Erste Feuchtigkeitsanzeiger

Der Niederungsbereich nördlich von Atterwasch

Vorwerk Bärenklau
Am Vorwerk Bärenklau sprudelt ein Bächlein aus den Wiesen.

Trocken gefallener Niederungsgraben
Ursache für die unterschiedlich trockenen Wiesen ist ebenso unterschiedlich oder als Mix: landwirtschaftliche Nutzung, fehlender Regen und sinkender Grundwasserspiegel (mit unterschiedlichen Ursachen).

Von Trockenheit gestresste Weide
Die Weide jedenfalls hat Schaden gelitten. Der schmale Randstreifen, auf dem sie wurzelt, führt schon lange kein Wasser mehr.

trockene, einstige Feuchtwiese
Weit hinten links eine satte Weide für Kühe, ansonsten die unterschiedlichsten Gräser, junger Baumwuchs, kaum mehr Schilf.

NSG Feuchtwiesen Atterwasch
Das kleine Springkraut und Brennnesseln besiedeln massenhaft unbegehbare Uferzonen.

Springkrautgürtel vor dem Schwarzen Fließ
Doch dann: auf trockenem Boden von Rehwild niedergelegtes, hohes Schilf.

Wo das Rehwild lagert. Copyright K.G.Brandler
Wenige Schritte weiter aus dem Hangweg sprudelt eine Quelle, eigenartig in heftiger Bewegung mit einer Rückschlagklappe. Das Wasser fließt glasklar, aber: es stinkt. Undefinierbar.

Rückschlagklappe in einem Quellbereich

Im Aufstau ist eine ganze Gruppe kleiner Gewässer entstanden.

Teichgruppe nördlich von Atterwasch

Gereiht wie auf einer Perlenschnur blinken diese Teiche durch das satte Grün.

Versteckter Teich nördlich von Atterwasch. Copyright K.G.Brandler

Noch ein Zufluss, nicht unbedingt naturnah anzusehen…

Wasserzufuhr. Copyright K.G.Brandler

Hinter dem duftenden Mädesüß die dunklen Erlenwälder, die Wiesen gemäht.

Mädesüß, NSG Feuchtwiesen Atterwasch. Copyright K.G.Brandler
Ab und zu ein früherer Entwässerungsgraben, jetzt aufgefüllt. Trotzdem, jenseits der ungemähten Grabenränder stehen die Wiesen trocken.

Gemähte Teilfläche im NSG Feuchtwiesen Atterwasch

Kleine Welt am Wegesrand

ausgebleichtes Astgebein
Der Übergang vom feuchten Grünland der Niederung zum höheren, sandigen Standort mit Kiefernwald erfolgt abrupt, trennend nichts als der Wanderweg. Ausgebleichte Astknochen wie im Wüstensand.

Auffällige, riesige Spinnennetze
Fast meterbreite Spinnnetzteppiche bedecken das Gras. Nahrungsmangel? Nahrungsüberfluss? Überbevölkerung einer wärmeliebenden Spezies?

Scherben mit kupfergrüner Bemalung aus einer Bodenprobe
Aus einer Bodenanalyse stammt der kupfergrün bemalte Scherben. Die Umzäunung gilt dem Absammeln kleiner Reptilien: Maßnahme des Umweltschutzes. Aber was wird entstehen? Trockenrasenbiotop oder wasserwirtschaftliches Objekt?** Keine Ahnung. Die verbreitete Hoffnung, es würde der Grundwasserspiegel natürlich ansteigen nach Stilllegen der Braunkohlegrube Jänschwalde teilen jedenfalls nicht alle.

aus der Familie der Bläulinge
Einer aus der großen Familie der Bläulinge am Rande der ungemähten Gewässerstreifen und eine Feder auf der gemähten Feuchtwiese, die verdächtig nach längst verblühten Orchideen aussieht. Ein Kranichpaar schreit kilometerweit hörbar.

Federfund
Aus undurchdringlichem Gebüsch am Waldrand springt ein Reh. Ich fresse ihm die letzten oder einzigen, einsamen Himbeeren weg – bitte im Vergleich mit den Grassamen bewerten. Zu naschen und nippeln gibt die Trockenheit kaum etwas her.

stark vergrößerte Himbeeren. Copyright K.G.Brandler

Die Dörfer vor Guben

Schwarzes Fließ an der Straßenbrücke Richtung Atterwasch
Am Horizont, hinter dem jetzt meliorierten Schwarzen Fließ liegt Atterwasch. Die Markierung gelber Strich hab ich verloren als sie gebraucht worden wäre. Quer über die Straße und querfeldein: da ist sie. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, die Autobahn zu queren.

Klapperstorch und Todesengel
Alt Deulowitz empfängt mit Klapperstorch und Todesengel. Edward mit den Scherenhänden lässt entlang der Birkenallee grüßen. Zur Ehrenrettung wahrscheinlich der letzten echten Sorben in alten Gehöften des echten, sorbischen Dorfes: Mohn und Sonnenblumen hab ich auch entdeckt…

Scherenhände im Gelände
Bis Altsprucke/Guben zieht sich die Birkenallee hin als unbefestigter, staubiger Durchfahrtsweg. Fliegen und fliehen als einzige Rettung.

Rosenkäfer. Copyright K.G.Brandler
Die beste Möglichkeit: den Abzweig Kaltenborn nutzen und nach links sich durchschlagen bis Altsprucker Mühlenweg.
Ein Trampelpfad von maximal 20 cm Breite entlang des Schwarzen Fließes kann ansonsten gesucht und vielleicht gefunden werden.

Blick in das Schwarze Fließ
Letztes Fließen hier unter einem in den Wiesen endenden Brücklein. Von Altsprucke aus durchsteht das Wasser den Gubener Stadtpark, schwärzer und vermüllter als ich es zeigen möchte.

Stadtpark und Bahnhof Guben

Pop-Melonenkunst, Stadtpark Guben
Schachmatt für die farblos, steinerne Stadtparkkunst. Und auch der Bahnhof Guben schlägt die aufwändigste Landschaftsgestaltung Fürst Pücklers kostengünstig und überdimensional.

Gartenkunst Bahnhof Guben. Copyright K.G.Brandler

Abgesehen von der Qual des Bahnhofberges, der bei Berechnung der Zugabfahrten eine Rolle spielt, führt der Weg am Schwarzen Fließ fast durchgängig hierher. Sogar bis zu einer lebendigen, für Ersatzverkehre auskunftssicheren Schalterbeamtin. Alles andere: Nostalgie.

Es war einmal, nicht nur in Guben

Mein Zug, ein Durchläufer zwischen teilweisem Schienenersatzverkehr Richtung Frankfurt/Oder (aus was für Gründen auch immer), fährt durch den verbrannten Wald zwischen Wiesenau und Ziltendorf.

Nachmachen dieser Wanderung lohnt!

**Wohin führt uns das Leben? Gerade las ich wiederholt “Ameisen” von Maurice Maeterlinck, Nobelpreis für Literatur 1911. Unvergesslich auch ein kleines Ameisenbüchlein für Kinder aus der DDR und natürlich hier im Blog → Fabre. 6. Juli, Wiederholung einer Radiosendung über → Ameisenschutz und Rettungsumsiedlungen. Könnte und sollte hier ein neues Heim entstehen? Als Ameise würde es mir südlich allerdings zu schnell feucht.

Juli 2019

30. Juni 2019, mein bewegungseingeschränkter Blick in den Saharawind
Juni – Juli 2019, mein bewegungseingeschränkter Blick in den Saharawind. Plus a bissel Rauch wie nach einem silvestrischen Lustfeuerwerk.

29. Juli, der → Earth Overshoot Day 2019. Alle natürlichen Ressourcen (Wasser, Land, Holz, Luft) sind für dieses Jahr von der Menschheit aufgebraucht. Aber is ja nur rein theoretisch seit 2006 berechnet.
Jeder Einzelne denkt bereits darüber nach. Das schaffen wir (nächstes Jahr noch früher).

Juli Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
3. Kerkwitz – Feuchtwiesen Atterwasch – Guben Solo lohnend: so gut wie nur Natur 17
6. Die sächsische und tschechische Montanregion wurde als Zeugnis einer 800-jährigen sächsisch-böhmischen Bergbaugeschichte als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Dazu bereits 2018 → Bergwaldprojekt Johanngeorgenstadt / Eibenstock
7. Ringenwalde – Götschendorf WSV Rotation Berlin mit E.Knauer ein Highlight durch pur Natur zum Kloster 18
13. Streesee und Rabenluch WSV Rotation Berlin, W.Pagel und Naturpark Barnim Wiesenpflege NSG Biesenthaler Becken K.o.
20.
21.
Kölpinsee, UM ein bissel WSV Rotation Berlin, aber als Erlebnis Solo Regennacht am Kölpinsee ca. 20
ca. 10

30. Juni 2019. Im gesamten Großraum Berlin/Brandenburg Waldbrandgefahrenstufe 5. Googelt selbst zu Wassermangel, Bodentrockenheit.
Zu Munitionsberäumung (immer historisch) → Heideflächen Ostdeutschlands. Im Bereich Cottbus, Niederlausitz, Elbe-Elster Ausfall von Zügen wegen Lokführermangel – Fachkräftemangel im (noch) Braunkohleabbaugebiet? Und der Haushaltsausschuss des Bundes bewilligte von 408 Anträgen zur Sanierung von Schwimmbädern ganze 67 (deutschlandweit). Egal, die Brandenburger haben über 3000 Seen. Alles Sonne oder was? Total überraschend vor allem!

Juni 2019

19. Juni 2019, NSG Sandgrube im Jagen 86 des Grunewaldes
Berlin, 19. Juni 2019. NSG Sandgrube im Jagen 86 des Grunewaldes – wegen übermäßiger Wassererosion erweiterte Abzäunung des Südhanges.
Nachtrag 30. Juni: gebrannt hat es auch schon im Grunewald.

 

Juni Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
8.
9.
10.
Zwischen Goslar und Ilsenburg Solo zu zweit Ein gelungenes Pfingstabenteuer xx
11. Borgsdorf und Briesetal Solo zu zweit kurze Strecke, vielfältig gelaufen 12
21.

22.

Boitzenburger Land – Heilige Hallen

Kunsthaus Koldenhof;
Stabeshorst – Lychen

Solo Liebliche Uckermark vs. multiple Intelligenzen der Kunst;
kein dritter Tag ohne Bleiberecht
35
15

Boitzenburger Land

21. – 22. Juni 2019, ca. 35 km im Boitzenburger Land grenzüberschreitend nach Mecklenburg und ca. 15 km heimwärts

Boitzenburger Land, Mutterkuhhaltung

Zwischen Feld und Ferien das Boitzenburger Land Richtung Warthe – nicht wie google maps verlangt, sondern in Jakobshagen am Kirschbaum auf den landwirtschaftlichen Besitz einbiegen!

Boitzenburger Land, Heckenweg bei Jakobshagen

Das ist mit freundlicher Hilfe eines Uckermärkers gefunden: einige Meter Beton, Viehzucht, dann schlängelt sich ein Laubengang zum Waldrand.

Boitzenburger Land, Richtung Stabeshöh

Parallel verläuft der Weg Stabeshöhe zum Großen Warthesee. Zu früh biege ich ab, laufe einen unsinnigen Bogen, lande an den unzugänglichen Privatdatschen und am flachen, südlichen Ufer. Auch in Bröddin Suche Richtung Wüste Mühle Karow: neben der roten Markierung ist privat überbaut, verbarrikadiert mit Riesenjeep. “Das ist nicht mehr öffentlich” weiß man am Dorfende.

Boitzenburger Land, Bröddin
Die Viehwirtschaft liegt darnieder, also dort im großen Bogen zum Rathenow See, quer über Feld und Wiese.

Boitzenburger Land, Blickrichtung Rathenowsee
Mahlendorfer Weg, eine Asphaltstraße ohne Zugang zum Stoitzsee – wer sucht auch hier nach Hügelgräbern… Überall völlig überwachsen. Dekorativ liegen einige Steine an den Straßenrand gepackt – dem Zeichen in den Wanderkarten ist Genüge getan.

Boitzenburger Land, am Stoitzsee
Ein kleiner Abzweig zum Schleusengraben, um die Straße auszusparen, kurz vor Mahlendorf wieder hoch:

Kröte im Wald am Schleusengraben

durch den Sumpf führt der Weg nur für Kröten.

Lupinen Nähe Düster Möll

Am Abzweig Düster Möll eine prächtige Eichenallee. Auf den Wiesen – ich seh mit Schrecken, beginne automatisch zu reißen – sinnlos: die Samenstände der blauen Lupine voll ausgereift! Von der künftigen → Invasion scheint man nichts zu wissen.

Boitzenburger Land, Düster Möll
Düster Möll: seit den vielen Jahren, die mir das Boitzenburger Land ans Herz wachsen ließen, reizt dieser Name voller Gruselgeheimnis. Friedlich in der Sonne ein Mühlenschloss ohne Mühlrad – besser noch einmal unter düsterem Novemberhimmel…

Boitzenburger Land, Allee der europäischen Lärchen
Die anschließende, 2,3 km lange “Allee der europäischen Lärchen” geht sichtlich ihrem standortfremden Ende entgegen. Eigentlich sollen Lärchen im Boitzenburger Land als nicht heimisch sogar entnommen werden. Begründet wurde die Allee 1798 durch einen Graf von Arnim: ursprünglich 1171 Stück, erhalten 374, Durchschnittshöhe 35 m.

Boitzenburger Land, über 200 Jahre alte Lärchen

Richtung Thomsdorf eine Irgendwas-Ruine verpasst. Aus dem Nichts kommend, hetzend und jappsend begleitet mich ein Hund. Wohin, wohin mit dir? Ach, die Elli aus Brüsenwalde, so ein artiger Hund… Im Vergleich zu den drei Drachendackeln aus dem Haus am Wald allerdings! Mich rettet eine fremde Leine vor dem Besitz eines treuen Hundes.

Boitzenburger Land, Elli von Brüsenwalde

Grenzüberschreitung

Neuorientierung in Thomsdorf Richtung Mecklenburger Dreetzsee. Am Wegesrand (Boitzenburger Land 53.288912, 13.4496846) auf keiner Karte verzeichnete ovale Steinsetzungen.

Der Rundweg aber zeigt nur verkrautet rund. Ich kreisle vorbei am Campingplatz (oh neeeee) – die Zeit zum Baden wird zu knapp. Doch es läuft sich herrlich durch den Buchenwald auf der Höhe bis zur – verflixt und zugenäht – Krüseliner Mühle. DAS sagte der Pfad nirgends.

Uferweg Krüselinsee

Also teilweise auf dem → Klaus-Borrmann-Weg über Dorfwüstung Krüselin, beides nicht auf meiner Karte. Krüselin: mehr oder weniger erst gestern erinnert. 13. Jh. Kirchdorf der deutschen Ostkolonisation, 1724 Meierei, 1908 Försterei, 1945 als Rückzugsort der deutschen Wehrmacht zerstört. Das nahe Ravensbrück und der Nazi-Krieg. Flucht, Vertreibung, Tod – ungesagt, zusammenhangslos inmitten einer Idylle**.

Klaus-Borrmann-Weg, Wüstung Krüselin

Thanatos und Hypnos

In Laeven hinter der Kartenmarkierung Kirche links. “Hier gibt es keine Kirche.” Ruf Richtung Haus: “Gibt es hier eine Kirche?” “Nein”. Aber hinter dem Friedhof, dort geht der Waldweg nach Koldenhof. Niemals käme ich auf die Idee, es könnte etwas weiter die Forststraße gemeint sein.

Jagdrevier bei Laeven. Copyright K.G.Brandler

Lange Schatten. Nach Art der Musterhäuser reiht sich noble Jagdkanzel an Jagdkanzel, hingestellt wie vom Premium Revierservice für Jagdreisen. Zwei Kraniche bequemen sich erst spät, im Tiefflug zu verschwinden. Ein Rehlein – roter Punkt inmitten der Locksaat – sichert, schreitet, springt ab. Wenig später schaurig lautes Brüllen, minutenlang, die Stellung kaum ändernd wie bereit für forkelnden Überfall, zuletzt heiser bedrohlich mit verlängerten Pausen ausgestoßen: Böh Böh.
Ich tippe auf kapitalen Zwölfender. Erst zu Haus sagt mir Google: Rotwild schreckt nicht. Wahrscheinlich eine Ricke, die sind am lautesten. Unglaublich. Im Internet ist nur → der übliche, kurz abgehackte Bell-Laut zu finden.

Köhlereiche bei Lüttenhagen

Endlich: vor Lüttenhagen eine Stieleiche, ca. 350 Jahre alt, die “Köhlereiche”, Rast- und Versammlungsplatz der Köhlereiarbeiter. Frisch gemäht ein Kessel zum dicht verwachsenen Sumpf. Tisch und Bank. Im äußersten Wiesenzipfel klemmen die Reste einer Baumleiter. Der uralte Pflasterweg ohne Autos (so etwas wäre Alarmsignal für eine Ansitzjagd). Nur einmal noch Kinder auf Nachtwanderung: also ein perfektes Plätzchen für splittblutige Füße in Sandalen und der Grauzone des Unerlaubten.

Rastplatz Köhlereiche bei Lüttenhagen
Licht aus, Sterne an. Leider mäßig, es bleibt hell. In der Ferne fiept es. Knallt. Knallt wieder. Knallt, knallt. Woher, wohin – links, wo das Herz sitzt. Hocken und Warten ist die “Hauptbewegung” des Jägers. Und meine. Nach mehr als einer Stunde eine Kanonade – mein Gott, was machen die? Stille. Weit nach Mitternacht aus dem Sumpf ein kurzes Schrecken. Noch ein Wilderer auf Mondpirsch? Beruhigend quaken ein paar Frösche zu völlig falscher Zeit.

Die Nacht der Jäger

Die Heiligen Hallen

Noch einmal frühmorgens müde zwei tiefe Böh Böh. Am Sumpf wendet sich ein Reh ab.

Heilige Hallen bei Lüttenhagen
Ich wandere durch die Heiligen Hallen bei Lüttenhagen, entstanden durch Naturverjüngung aus einem Buchenbestand des 30jährigen Krieges (1618 – 1648). Ein Hauch Zigarette weht in die Nase. An der Köhlereiche lag ein Stummel, gestern noch nicht – ich äuge mit allen Sinnen.

Totalreservat Heilige Hallen bei Lüttenhagen
Eine Runde Totalreservat reicht. Beeindruckende Solitäre, aber die optimale Phase des Baumbestandes als Halle eines gotischen Domes endete bereits Mitte des 19. Jahrhunderts.

Feldberger Seenlandschaft, Heilige Hallen, Solitäre

Das Vergessen und das Erinnern

Landschaft ist das Vergessen. Feldberger Seenlandschaft; später als gerechnet, erreiche ich das Kunsthaus Koldenhof. Verschwinde ich zu anderen Gelegenheiten vergrämt von Ungenügen und Anmaßung sofort wieder in der göttlichen Schöpfung – bin ich am Ziel: → „Hans-Hendrik Grimmling. Malerei”

Hans-Hendrik Grimmling, Der kleine Gärtner, Detail
Das immer Große in ausnahmsweise kleinen Bildern, hier zu sehen zwei Details. Unerklärliches sinnlich werden lassen. Das wilde Denken des kleinen Gärtners vs. sich bescheidendes Denken. Vielschichtige Kommunikation im Ausstellungsgespräch als Monolog.

Hans-Hendrik Grimmling, Engel, Detail

Die kleinen Stiche

Die aufgewiegelten Gedanken sind der rasenden Heimfahrt nicht gewachsen. Stabeshorst, ja Stabeshorst: an den Boitzenburger Seen liegen und eine Sommernacht genießen. Aber Stabeshorst ist nicht Stabeshöhe. Wieder so weit das Auge reicht: liebliche Uckermark, Schafe ohne Hirte, Stab und Hunde, ohne Wehr und Waffen. Sehnsucht nach Bleiberecht.

westliche Spitze Oberpfuhlsee
TouristensommerAber das nahe Lychen – weg, nur weg und heim. Ein schnelles, einziges Bad in unserem Land der 3000 Seen. Ich quäle mich durch einen bunten, einfältigen Touristensommer. Peu à peu und insgesamt bediene auch ich das Klischee mit 5 Kugeln Eis:  Fürstenberg oder Templin sind samstags wie eh und je nur 2 x täglich (oder Straße, Straße) zu erreichen*.

Der Berliner Morgen mit juckenden Schwellungen am Kopf, im Gesicht. Mückenschwärme gab es nirgends und zu keiner Zeit. Also doch erst vom rattengiftgetränkten, nächtlich-metropolen Ungeziefer?***

*Bundestags-Wahlversprechen 2017 in leichter Sprache (so etwa von allen Parteien):
“Wir wollen, dass die Menschen gut von einem Ort zum anderen kommen.”

**“Unsere Geschichte” im NDR

***Als Reaktion auf das Sekret der Grasmilbenlarven-Bisse bilden sich erst nach ca. 24 Stunden stark juckende, rote Quaddeln. Der Juckreiz kann bis zu zwei Wochen anhalten. Schlafend unter meinem Mesh, ohne Angst vor nachsuchenden Hunden, Querschlägern oder was weiß ich, wär das wohl nicht passiert.