Brandenburger Höhenluft

10.04.2019, mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer von Trebbin in die
Löwendorfer Berge, zum Flugplatz Schönhagen. Individuell anstatt Einkehr weiter nach Ahrensdorf in Kleinstgruppe: insgesamt gute 17 km

Trebbin

Die Dorfstraße ein einziges Blütenmeer!

Trebbin
An der Nuthe-Brücke zwischen Trebbin und Löwendorf: Misteln, Misteln, Misteln…

Misteln an der Nuthe-Brücke

Die Löwendorfer Berge

Hund Lisa

Warum kommt mein Rudel nicht? Weil es total steil den Vorderen Löwendorfer Berg hoch geht!

Löwendorfer Berg, Blick vom Aussichtsturm
103 Meter plus Aussichtsturmstufen: mit Adlerauge ist im hellen Dunst der Berliner Fernsehturm zu erkennen.

Löwendorfer Berg, Aussichtsturm
Nächstes Ziel: noch ein Löwendorfer Berg mit Turm. Eine eingezäunte Funkanlage inmitten des Kiefernwaldes.

Löwendorfer Berg mit Funkanlage
Bergauf, bergab – Brandenburg hat Höhen- und Tiefenmeter zu bieten.

Feuchtgebiet in den Löwendorfer Bergen
Längs von Feuchtgebieten oder direkt in trockenen Talrinnen geht es hinab und wieder hinauf und hinab…

Der Kienberg

Kienberg, Löwendorfer Berge
Auf dem Kienberg alles Sandheide-Trockenbiotop: Zwergstrauchheide, Besenginster, Flechten.

Kienberg, Löwendorfer Berge
Vom Gipfel – immerhin 90 Meter – geht es gerade hinunter zum Verkehrslandeplatz Schönhagen.

Am Verkehrslandeplatz Schönhagen

Schönhagener Verkehrslandeplatz

In den Wolken von Schönhagen
Über die Luftschadstoffemissionen will ich jetzt nicht nachdenken. Der Höhenflug fasziniert.

Schönhagener Verkehrslandeplatz
In Ostdeutschland ist es der Verkehrslandeplatz mit höchstem Verkehrsaufkommen, innerhalb Deutschlands liegt er an zweiter Stelle. Im Minutentakt erheben und landen die kleinen Flieger. Eigentlich recht leise, nur der Hubschrauber knattert battabattabatta – sieht manchmal aus wie Käpt’n Nemo im Untergang: wahrscheinlich Flugschulung.

Schönhagener Verkehrslandeplatz

Wetzstein-Berg und Ritterberg

Gipfelkreuz Wetzstein-Berg
Nicht mehr als eine flache Welle in einem grasreichen Wald ist der Wetzstein-Berg mit irgendetwas um die 50 Meter.

Ritterberg

Der Ritterberg dürfte kaum höher sein. Sein Gipfelkreuz ist nicht zu finden unter der Blätterschicht eines recht jungen Buchenwaldes. Ringsum und bis zur Kuppe hinauf wachsen die Buchen.
Insgesamt haben wir also fünf Berge bestiegen – jeder völlig anders.

Vom Gutshof Schönhagen bis Ahrensdorf

Gutshof Schönhagen

Am ehemaligen Gutshof Schönhagen ein prächtiger Baumbestand. Die Wandergruppe wandert zur Einkehr. Eine Minigruppe zweigt Richtung Ahrensdorf ab – nix wie hinterher…
Nach den naturbelassenen Sand- und Waldwegen geraten wir ohne die bestens ausgesuchte Wanderleiterroute auf fahrrad- und skaterperfekten Asphalt – durchgehend bis Trebbin. Anders geht es nicht. Forcierter Straßenbau = Fortschritt? Fort vielleicht, für militärischen Schritt auch, aber schlecht für’s Wandern.

Glyphosat? bei Ahrensdorf
Uns fliegen im Wind die Abdeckungen der Spargelfelder um die Ohren und auf der anderen Seite die Düngemittel. Hecken und Feldgehölze: Fehlanzeige. Aber wir sind ein fröhliches Minitrüppchen. In Ahrensdorf wird mir eine informative Unterhaltung über Gott und die Welt mit einem netten Einwohner in bester Erinnerung bleiben. Und diese höchst abwechslungsreiche Wanderung ebenfalls.

Eine ca. 5 km lange Fortsetzung der Höhenwanderung ist durch die → Nutheniederung möglich.

Alles Fake-Faust oder Krabat?

6. April 2019, 28 km von Hoyerswerda zur Krabat-Mühle in Schwarzkollm mit dem WSV Rotation, Leitung A. und E. Böhringer

Wo die Oberlausitz sich irgendwie falsch anfühlt

Hoyerswerda: Region Oberlausitz, sieht landschaftlich aus wie Niederlausitz. Sogar das 65+ Ticket funktioniert einige Kilometer jenseits der Grenzziehung Brandenburg – Sachsen. Böhmen, Preußen, Schlesien, Thüringen. Leipzig, Dresden, Görlitz, Bautzen, Spreewald, Berlin. Historisch verbandelt. Aktuell wird die Lausitz vorzugsweise als Seenland vermarktet. Noch gibt es aber auch das Teichland.


Kein Braunkohletagebau, sondern ein Fischteich mit abgelassenem Wasser! Von der sorbischen Sagengestalt Krabat wird inzwischen erzählt, er wäre von einer düsteren Stimme in den Tagebau “Schwarze Pumpe” gerufen und verwandelt worden für das Abbaggern der sorbischen Dörfer. Ohne Krabat als Zahnrad würde die Maschinerie so wenig funktionieren wie einst die Schwarze Mühle ohne den zwölften Gesellen.


Einst soll es Krabat gewesen sein, der die Moorlandschaft durch Gräbenziehen in fruchtbares und reiches Land verwandelt hat. Auch gegen das Fieber aus den Sümpfen. Hinter Krabat folgte ein zweiter Pflug, ein dritter… “Jeden scheint Krabat zu führen”, so beendet Jurij Brězan die Geschichte.


Im Teichland ist nach wie vor Fisch fast ein Grundnahrungsmittel. Jod tropft noch nach Generationen förmlich aus  den Poren. Für den Erhalt von Fröschen und Störchen muss sehr viel mehr getan werden. Würde Krabat heute sterben, müsste als Anzeige für das außergewöhnliche Ereignis kein Schwan bemüht werden, ein inzwischen ebenso seltener Weißstorch täte es auch.

Wenn es Ostern wird

In diesem zeitigen Frühling und in Zeiten des Klimawandels sieht alles nach glücklicher Lausitz aus – die blühenden Magnolien nun doch eher sächsisch.


In Dörgenhausen putzen die Alteingesessenen ihr “Němcy” – in trauter Einigkeit Sorben und Deutsche, Katholiken und Evangelische. Seit Urzeiten ist Gemeinschaftssinn vor allem zwingend für die Regulierung des Wasserstandes im Land.


Und: das Osterfest steht vor der Tür. Ostern in der sorbischen Lausitz übertrifft in gewisser Weise Weihnachten.


Ich habe Osterreiten und Waleien*** 1950 in Bautzen erlebt und nie vergessen. Die Dörgenhausener nehmen teil an der Wittichenauer Osterreiterprozession. Vielleicht auch vorbei an diesem Wegekreuz.


In der Pfarrkirche von Wittichenau wurde „Johann von Schadowitz“, begraben. Er gilt als die historische Vorlage für die Sage von Krabat, dem “sorbischen Faust”. Groß-Särchen wird in der „Chronik Wittichenau“ als Gut des kroatischen Heeresobristen Jan Sadovic genannt, wo er als der “Krabat” auch 1704 starb.
1950 sah es allerdings nicht aus als hätte in Groß-Särchen oder gar bis Hoyerswerda hinein ein Krabat gewirkt.

Groß Särchen, um 1950

Ziemlich echt: Wittichenau und Mühle

Kirche in Wittichenau

Wie von Krabat liebevoll verzaubert: der Marktplatz von Wittichenau, im Hintergrund die besagte Pfarrkirche.

Die Krabat-Stele: Hans Eickworth (1930 – 1995) als Künstler wird selten genannt. Freilich wäre die Stele als Volkskunst bunt wie ein sorbisches Osterei.


Diese farbenfrohen Ostereier gibt es nur noch museal. An den Bäumen klimpert grelle Plaste. Ein Ei wie das andere. Ach Krabat, flüstere den Sorben doch ein, dass die Tradition mit Edding-Stift als ebenfalls nur andere Technik nicht brutal gebrochen werden müsste.

Die Eleganz des Wanderns
Wir gelangen inzwischen elegant zur einzigen, in dieser Gegend noch erhaltenen Wassermühle am Schowtschickweg.

Der Mühlteich der Schowtschickmuehle
Einst waren es fünf Wassermühlen. Die im Landschaftsschutzgebiet unter Denkmalschutz stehende Schowtschick-Mühle wurde um 1500 erbaut.

Gehöft der Schowtschickmuehle
Zwar klappert es nicht mehr, aber zumindest rauscht es noch kräftig.

Mühlrad an der Schowtschickmuehle

Geheimnisse im Dubringer Moor

Im Biosphärenreservat “Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft” fällt das Naturschutzgebiet “Dubringer Moor” als riesiges Niedermoor, teilweise mit Hochmoorcharakter, auf jeder Landkarte auf.


Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Wir haben einen trocken heißen Tag erwischt. Der Gedanke an brennende Moore liegt näher als der an das Versinken in wässrigen, trügerischen Oberflächen.


Im südlichen Teil des Dubringer Moores, auf dem Weg von Wittichenau nach Dubring, liegt das “versunkene Schloss”. Die Sage erzählt von seinen Besitzern als höchst grausamen Menschen. Der Burgwall ist erkennbar, der Sumpf nicht. Das dumpfe Heulen aus der Tiefe bleibt uns erspart – 32 Wanderer waren wohl zu beängstigend für das Personal.

Sage vom Schloss
Der Wald wird hügelig. Ein Stein am Fuße des Gerichtsberges erinnert an einen verunglückten Forstarbeiter. 182,4 Meter über Normalhöhe erklimmen wir noch diesen höchsten Punkt der Blaubeergegend, mit Feuerwachtturm und Resten eines Vorgängerturms.

Gerichtsberg

Gespielte Heimat

Straßengerade und gefühlt verirrt stoßen wir wie der Hirtenjunge Krabat auf die Schwarze Mühle. Krabat erlernt dort (aber nicht hier – das ist Filmkulisse) nicht nur das Müller-, sondern ebenso das Zauberhandwerk. Gefangen und nur als Raben frei ins Land entlassen, verfällt jährlich eine der zwölf Schülerseelen dem Zauberer. Was soll’s mit der Seele im Zeitalter der Eventkultur. Wir fühlen uns gerettet mit schwarzem Bier und schwarzem Eis.


Krabat-Mühlenkulisse

Raben ohne Ende

Am Ende sind wir noch vollzählig. Aber ich schwöre: Richtung Bahnhof Schwarzkollm, an der langen Straße mit riesigen Dreiseiten- und Vierseitenhöfen, sitzt ein schwarzer Rabe am anderen.

***Ich werde mein Ostereigeschenk nie vergessen. Nie wieder hab ich ein so kunstvolles gesehen: blau-weiß, gekratzt. Es wurde gegessen (natürlich, 1950…). Nur eine halbe Schale gerettet und lange aufgehoben.

Was ist das? Kann weg.

So ist das, wenn jemand als Rabe bei den Hühnern aufwächst.

 


Nichts kommt überraschend

Dubringer Moor - wie wir das ganz seltene Blitzen von Wasser schon im April 2019 mit Erschrecken gesehen haben
Bulten im Dubringer Moor und wie wir das ganz seltene Blitzen von Wasser schon im April mit Erschrecken gesehen haben

Sofern es nicht um das angesagt sportliche Wandern geht, sondern um meine Umwelt und die meiner Enkel, brauche ich – anstatt zu wandern – nur noch in die “Kiste” zu greifen. ARD Info-Nacht 3. Mai 2019: das Dubringer Moor in Gefahr! Trockenheit. Sogar die Moorfrösche bleiben aus. Die Bewässerung des Moores aus dem Vincenz-Graben, den wir auch bei dieser Moor-Wanderung überquert haben, scheitert an der Grenze Brandenburg : Sachsen. Kleinstaaterei im 21. Jahrhundert. Der Link zu diesem Ranger-Interview ist nicht zu finden. Einzig und allein touristische Angebote in eine heile Welt. Das politische Brandenburg hat sich 2019 die Förderung des Tourismus auf die Fahnen geschrieben.

Fahrn wir doch nochmal schnell mit dem Auto hin!
der Umwelt-Paparazzi

April

Nach dem Vollmond, der auf die Tagundnachtgleiche im Frühjahr folgt, wird Ostern gefeiert. Sucht zum Ostervormittag den abnehmenden Mond als “Mondei” am Himmel! Und in den dunklen Flecken des Mondes ist ein Hase zu entdecken.

Ich wünsche mit mehrfachem Vollmond und vielfachen Hasen ein frohes Osterwandern!

Egal wo ihr seid, die Mümmelmänner immer etwas anders gedreht: ich wünsche mit mehrfachem Vollmond und meinen vielfachen Hasen ein hoppliges Osterwandern!

April Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
6. Hoyerswerda – Dubringer Moor – Schwarzkollm WSV Rotation Berlin
mit Böhringers
Krabat, “der sorbische Faust” 28
10. Trebbin – Löwendorfer Berge – Flugplatz Schönhagen – Ahrensdorf WSV Rotation Berlin
mit Eckhard Knauer
Brandenburger Höhenluft 17
Ostern vorzugsweise in Tschechien
19.
20.
21.
22.
Jizerskohorské bučiny
Ořešník und Stolpichfall
Smrk / Tafelfichte
Isergebirgsvorland
WSV Rotation Berlin
mit Wolfgang Pagel
Vier Wanderungen im Isergebirge bei Lázně Libverda / Tschechien 25
20
21
16
28. Wunderbares, frühlingshaftes,
für Gemütliche höchst fotogenes
Strausberger Wald- und Seengebiet
GPS 32, 42, 50km Strecken
Berliner Wanderverband
Leitung: W. Pagel
Berliner Frühlingswanderung,
7 Stunden, gefühlt sportlich schnell + etwas zusätzliche Verlaufsmeter + morgens ungewöhnliches Joggen zu den üblichen Berliner Bahnkatastrophen
32 +

 

27. März 2018. Am 8. April wird offiziell die Spargelsaison in Brandenburg eröffnet.
27. März 2018. Am 8. April wird offiziell die Spargelsaison in Brandenburg eröffnet.

Wanderer, der Lenz ist da
Die Märker singen tralala
Die ganze Welt ist wie verhext
in Brandenburg der Spargel wächst

Adonisröschen und Bahntrassen

30. März 2019, ungeplantes Solo zu zweit: schaun wir mal an den Pontischen Hängen, ob die Adonisröschen blühen. In voller Schönheit! Dann eine Runde Lebus und bis Rosengarten mehrfach auf altem Gleisbett.

Das Odertal nördlich von Frankfurt/Oder

Durch die Auen, nicht auf Asphalt.

Bäume im Odertal

Borke der Silberweide

Silberweiden (Salix alba) zunächst als junge Kopfweiden, am Ende gespenstergleich, gequält von ständig brutalen Schnitten, knollig flehend. Letztes, wütendes Aufgebot mit neuen Spieß-Trieben.

Die Rinde der Weide enthält das schmerzlindernde und fiebersenkende Salicin: als würde der hoffnungslose Kampf gegen Krankheit und Tod in der tief gefurchten Borke zu sehen sein .

Zwischen Frankfurt und Lebus wären auch slawische Burgwälle zu finden. Unvorbereitet erinnere ich mich nicht an deren Lage. Die bewaldeten Hänge westlich der Oder sind jetzt nicht mehr zu erreichen. Aber der Schilfgürtel nach Osten sieht ausgetrocknet aus, dahinter ebenfalls viel versprechender Wald. Neugier bringt oft Ergebnisse.

Schilfgürtel
Hier nicht. Nur die alte Oder, vorgelagert der Strom-Oder…

die alte Oder
Also weiter bis der Wiesenweg an einer schmalen Stelle über ein Fließ abbiegt zu den verbuschten Moränenhügeln.

Odertal

Adonisröschen an den Pontischen Hängen

Noch vor zwanzig Jahren galt die Blütezeit der Adonisröschen von Ende April bis Anfang Mai. Heute leuchten schon von weit her die Blüten an den Trockenhängen.

Adonisröschen

Pontische Hänge mit Adonisröschen

Hang mit Adonisröschen

Adonisröschen
Unverwechselbar unterschieden zu der goldgelben Steppenpflanze auf dem grau wirkenden Trockenrasen blühen im satten Grün Scharbockskraut und gelbe Sternblumen – vergleichsweise miniklein. Veilchen in dunkel- und hellblau, weiß.

Mittagszeit. Ein Kaffee ist in Lebus nirgends zu haben. Wir entscheiden uns ohne Priesterschlucht und ohne Reitwein für eine Rückwegs-Erkundungstour nach Rosengarten. Eine unserer Fahrkarten gilt sowieso nur auf der Frankfurter Strecke.
Erst einmal eine Günter-Eich-Straße bergauf zum Friedhof und der deutschen Kriegsgräbergedenkstätte, die sowjetische am anderen Ende der Straße.***

Lebus

die Oder

Lebus, Kirche

Oder, mein Fluß,
in Tropfen sickert es
aus Gebirgen von Zeit,
Wasser, das nach Kindheit schmeckt.
Oder, mein Fluss,
eine Breite, um Holüber zu rufen,
ein November für Regen.
Schleier, über die Rübenäcker gezogen,
nicht unterscheidbar Wiesenufer und Bergufer,
Stimmen auf Buhnen und Treidelweg,
bei den strähnigen Weiden und Schilfrohr,
Glocken aus Frankfurt
und die Sagen der Reitweiner Berge,
die Fähre in Lebus
und das Haus rechts der Oder, wo ich
geboren bin.

Günter Eich 1907 – 1972, in Lebus geboren

Lebus, Burg

Am rechten Ufer steht nicht allzu viel. Dass Lebus aber nicht nur das kleine Städtchen um Kirche und Burgberg ist, ahnten wir nicht. Unendlich zersiedelt, zwischen keinem Siedlungshaus auch nur ein halber Meter frei gelassen in die freie Natur. Verwinkelte Sack-Wege – der historische Begriff Sackgasse verbietet sich angesichts der aneinandergereihten, piefigen Vorgärtchenkultur.

Auf Bahntrassen

Wir weichen auf ein altes Gleisbett aus. Die ätzende Eintönigkeit von Bahntrassen ist nicht zu leugnen. Eine Überraschung gelingt: der Frühling begleitet mit dem betäubenden Duft der Veilchen.

Eisenbahnbruecke

Nach langer Langeweile Stop. Tief unten fließt etwas. Mir ist in der Gegend kein Fluß bekannt. Wagehalsig ginge es zur Not über diesen mächtigen Viadukt. Aber ich hab das Trauma aus der Kindheit: Eisenbahnbrücke mit fehlenden Schwellen über die Unstrut. Unten ist ein Weg in Sicht.

Eisenbahnbruecke

Eisenbahnbruecke

Digital wird der Mühlengraben genannt. Den hab ich nicht als Fluss im Gedächtnis gespeichert und versumpft in Erinnerung. Auch würde ich nicht nach rückwärts links abbiegen, sondern westwärts vorwärts. Nun, wir sind zu zweit. Erkundung meint nicht immer wegelos und schon gar nicht die Suche nach Wegen. Der Stimme aus dem Nirgendwo habe ich nichts Beweiskräftiges entgegen zu setzen.

Aber im Nachhinein: die richtige Art des Wanderns bleibt für mich jenseits vorgegebener Routen. Mag sein, dass an “verlorenen Orten” manchmal die Zweifel von einer digitalen Führungsstimme ausgeräumt werden. In der Regel ist die Lenkung für den Fußwanderer nichts als einfallslos. Kleine Pfade, viele abenteuerliche Möglichkeiten bleiben unerkannt. Den Bullen auf dem Weideweg sieht die Stimme schon gar nicht.

Siehe da, wir geraten am Zusammenfluss von Altzeschdorfer und Booßener Mühlengraben wieder auf eine Bahntrasse, obwohl es nicht die gleiche wie über die Brücke sein kann.

Aktuell fließt so gut wie nichts mehr. Oder genauer gesagt: mehr als zu anderen Zeiten und an anderer Stelle mit ziemlicher Strömung. Millimeter noch, dann ist der Weg weg…

drohende Ueberschwemmung

Berghang bei Wüste-Kunersdorf

Wir stehen am Berg. Es duftet nach Almwiese, dort immer weiter westwärts. Doch ich beuge mich der eigenartig anderen Richtung – vom Booßener Wald ist gleich nichts mehr in der Ferne zu sehen.
Quer übers Feld, dann ein tief liegendes Gleisdreieck, das die beiden unterschiedlichen Strecken erklärt. Nachgelesen: es müsste eine Bahnstrecke Küstrin-Kietz über Lebus nach Frankfurt gewesen sein, seit 1996 stillgelegt und 2006 erst die Schienen demontiert. Ja, der Beton an den Strecken sah nicht alt aus. Die zweite Strecke dürfte “Grube Vaterland” (gewesen) sein.
Wir marschieren zur Straße. Dort stoßen wir auf die vertrauensvoll angepeilte Komoot-Route.


Omma versteht weder Welt noch Weg. Sind wir richtig? Immerhin Kliestow. Da war ich noch nie. Wieder ein toller Viadukt – was für ein Aufwand für diese einstigen Nebenstrecken!  Das tiefe Tal des Schlossparkes (das Schloss als Ruinensilhouette), Straße, Feld. Ein runder Hügel im flachen Land. Eine Motte! Mit Ring, Graben, Einfahrt von Osten. Ich krauche begeistert im Gebüsch. Nur meine Aufzeichnungen zu Haus bestätigen es nicht. Diese eindeutig künstliche Hügelformation am Kleinen Kliestower See ist nicht der erwiesene Burgwall nordöstlich von Kliestow. Eigenartig – wie eine Abraumhalde von einem der einstigen Kohlebergwerke dieser Gegend sieht es auch nicht aus.

Rätsel der Vergangenheit bei Kliestow

Omma nervt mit erneuten Zweifeln am Weg. Zwei Bahnbrücken.

Kulturhaus Völkerfreundschaft, Deutsche Reichsbahn

An der Straße Birnbaumsmühle: das “Kulturhaus Völkerfreundschaft” 1952-1954 für die Deutsche Reichsbahn erbaut.  Wir ziehen zunächst Architektur des dritten Reiches in Betracht…

Straße durch die Nuhnen-Vorstadt, vorbei an einer Stasi-Aufarbeitungszentrale (riesig, sicher sicherer Arbeitgeber in der Sicherheitsnachfolge), eine gesprengte Bahnbrücke – ja, sieht auch aus wie vor- und frühgeschichtlicher Hügel. Chaussee bis zu einer Kreuzung in den Booßener Wald – da ist er also. Wir müssen links nach Rosengarten. Stolpern besser übers Feld als unter Räder zu kommen.

Erratischer Block

Zwillingsstein, Rosengarten

Am Ortseingang Rosengarten noch eine Entdeckung: durch Frostsprengung zweigeteilter “Zwillingsstein”. Ablage in der Weichseleiszeit vor ca. 18 800 Jahren, grobkörniger bis porphyrischer Granit mit Gneisxenolithen. Ca. 70 Tonnen, in der Liste der größten Findlinge Brandenburgs auf Platz 18 (3,65 x 4,85, ca. 2,50 m tief).

Und im Kopf hab ich jetzt eine wunderbare Wanderstrecke per pedes: anders entlang…

***zu Kriegsgräber-Gedenkstätten auf einer → Extraseite

Richard Dehmel und Kremmen

27. März 2019, Solo in und einmal um Kremmen herum mit Extraseiten
a)  zum Friedhof Kremmen und b) zum Bootshausviertel von Kremmen

In der historischen Altstadt Kremmen habe ich das besichtigt, was neben dem Scheunenviertel*** meist zu kurz kommt. Doch mein Wandern soll keine Stadtführung werden. Also Bericht ab Ruppiner Chaussee Richtung Sommerfeld. Links führt der Dehmelweg ins Abseits der “schönen wilden Welt” des Richard Dehmel (1863 – 1920). Ein Dichter, den angeblich kaum noch jemand kennt. Mag sein. Aber die Gedichte von Paula Dehmel, seiner ersten Frau, kannten die Bilderbuch-Kinder in der DDR und davor bereits die aus den Kindergärten in der Tradition von Fröbel und Henriette Goldschmidt. Der Name “Dehmel” hat sich mir früh eingeprägt und später in eine schöne wilde Welt aufgefächert. Nun also speziell in Gedanken an Richard Dehmels Gedichte, die wie so vieles in jedem Leben aus der Kindheit her rühren. Einzelne seiner Sätze, kurze Zeilen aus dem Zusammenhang gerissen, so wie erst aus der Summe der erlebten Landschaft und des ganzen Lebens ganze Gedichte entstehen.

Schöne wilde Welt

Märzlied

Im März,
da gruneln die Dornen am Zaun.
Im März,
da fängt der Fuchs an zu rauhn.
Im März,
über Deutschlands Äckern und Aun,
da fliegt durch Wolken und Licht und Sturm
eine erste Schwalbe von Turm zu Turm:
wird Frühling?

Kremmen, versunken im Sumpf

und wieder kreisen
um mein klirrendes Fenster
die öden Wiesen

Kremmen, Luch mit zwei beim Tanz gestörten Kranichen
… und von der Erden
ringt jung ein Duft
sich durch die Luft: –
will’s Frühling werden?

Kremmn, Gräben oder Moor

Schrill winselt’s im Schilf, hohl röchelt’s im Rohr.

zwischen Schilf und Rohr

Hui! zischt es und pfeift’s in den Binsen.

zwischen Kleiner Graben und Kremmener Rhin

der Wind weint in den Bäumen:
wir träumen – träumen

zum Kremmener See

im grauen Wasser, schwarz, verschwand
der starren Weiden zitternd Bild.
Und knirschend stieß der Kahn ans Land

Wald- und Seegut Kremmen, am See

wo sind die Bienen

Es ist nun einmal so,
seit wir geboren sind;
die Blumen blühen wild und bunt,
wir aber mauern Wände
gegen den Wind.

Kremmen, Luch - Lehrbuch der Zentralperspektive

Milchviehanlage Kremmen, Asylbewerberheim
Schwalben hab ich noch nicht gesehen, aber der Storch flog niedrig über meinen Kopf und die Kraniche tanzten – leider gestört: ich konnte nicht ausweichen.

Auf der Suche nach dem alten Forsthaus

Richard Dehmel, als Sohn eines Försters bei Wendisch Buchholz geboren, verbrachte seine Kindheit in Kremmen. Der Vater hatte die Stelle des Stadtförsters inne. Logisch erwarte ich das alte Forsthaus am Dehmelweg. Ein einziges Haus käme in Betracht, vom Jugendstil beeinflusst, der ist nur noch zu ahnen. Was fehlt, ist der in manchen Biografien erwähnte Eichenhain um das Haus. Nichts als Bruchwald, Sumpf, Luch, Gräben – also die eben gesehenen Bilder.

Kremmen, Dehmelweg

“Dort wo die Russen ihre Munition abgeworfen haben?”** – eher eine eigenartige Frage als eine Antwort. An weiteren, zu befragenden Menschen mangelt es. Spärlich sind die Angaben zur Lage des elterlichen Forsthauses: an der Straße nach Sommerfeld. Am genauesten im illustrierten Literaturführer durch die Mark Brandenburg von 1998: Ruppiner Chaussee 60a. Das Haus am Hörstegraben würde heute noch als Dehmel-Haus bezeichnet. 1998 ist lang her.

Es könnte das kleine Haus mit der breiten Toreinfahrt gewesen sein. Eichen fehlen, vielleicht haben die Besitzer der beiden anschließenden Häuser tüchtig gefällt.

..der Wind:

Ein Häuschen umheult er am Heiderand
und schüttelt die Pfosten der rissigen Wand
und reißt an den Haspen und Sparren,
dass sie kreischen vor Frost und knarren


Nee, mir soll meine Romantik nicht abhanden kommen. Der Waldweg jedenfalls erinnert an forstmännisches Wirken.

Gegen den Hörstegraben ein Damm – oder Militärisches? Bei Kremmen gab es wenig bekannte, verlustreiche, letzte Gefechte Ende des Zweiten Weltkrieges.
Dann: ich traue meinen Augen nicht: egal was es jemals war – für mich IST ES DAS, das alte Forsthaus im Eichenhain.


Einmal von der rechten Seite…

und einmal von der linken Seite.

Die kleine Brücke verrammelt. Ich muss zum nächsten Übergang des Hörstegrabens, dort zurück.
Der Wald steht voller Buschwindröschen, an einigen Stellen bereits als leuchtender, weißer Blütenteppich.

Traumhaus
Das Haus ist nur über Wiese zu erreichen. Spaziergänger aus den Lauben oder Wochenendhäuschen kennen es nicht. Gut so.
Bitte für eine zweite Ansicht auf das Bild klicken – ich konnte mich nicht entscheiden – ich bin verliebt; ein drittes Bild öffnet hier in einem neuen Fenster.

Haus der Träume

Lied an meinen Sohn

Der Sturm behorcht mein Vaterhaus,
mein Herz klopft in die Nacht hinaus,
laut; so erwacht ich vom Gebraus
des Forstes schon als Kind.
Mein junger Sohn, hör zu, hör zu:
in deine ferne Wiegenruh
stöhnt meine Worte dir im Traum der Wind.

Einst hab ich auch im Schlaf gelacht,
mein Sohn, und bin nicht aufgewacht
vom Sturm; bis eine graue Nacht
wie heute kam.
Dumpf brandet heut im Forst der Föhn,
wie damals, als ich sein Getön
vor Furcht wie meines Vaters Wort vernahm.

Horch, wie der knospige Wipfelsaum
sich sträubt, sich beugt, von Baum zu Baum;
mein Sohn, in deinen Wiegentraum
zornlacht der Sturm – hör zu, hör zu!
Er hat sich nie vor Furcht gebeugt!
horch, wie er durch die Kronen keucht:
sei Du! sei Du! –

Und wenn dir einst von Sohnespflicht,
mein Sohn, dein alter Vater spricht,
gehorch ihm nicht, gehorch ihm nicht:
horch, wie der Föhn im Forst den Frühling braut!
Horch, er bestürmt mein Vaterhaus,
mein Herz tönt in die Nacht hinaus,
laut – –

Richard Dehmel besuchte in Kremmen die Schule. Quer durch die Wiesen ist es nicht weit bis zum Kirchplatz, vielleicht sogar schneller als inzwischen der Weg bis dorthin aus dem Neubauviertel. Die Kirchenglocken klingen ganz nah.

Die alte Schule gegenüber der Kirche ist zum großen Mietshaus umgebaut. An den sicherlich schönen Ziegelbau erinnern noch die Tore.

 

**→ von wo die Munition gekommen ist

Ergänzend die → Friedhöfe der Stadt Kremmen im Ortsteil Orion

*** das berühmte Scheunenviertel ist touristisch erschlossen. Sehr viel jünger, aber mich ähnlich beeindruckend, fand ich die noch unverfälscht originalen ‎→ Bootshäuser am Stichgraben zum Kremmener See.

Die Sperenberger Gipsbrüche

20.03.2019, mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer von Neuhof zu den Sperenberger Gipsbrüchen

Wir haben ihn!

Den Frühling! Der beginnt auf der Nordhalbkugel am 20. März 2019. Der astronomische, auch kalendarischer Frühlingsanfang genannt, richtet sich nach der Lage der Sonne. Die liegt an diesem Mittwoch prächtig am Himmel.


Nachdem der Winter hexenmäßig ausgetrieben an den Gehöften von Haschenland vor sich hin stirbt, sind die Hasch-mich-ich-bin… Vorbereitungen vor Sperenberg bereits weit gediehen.
An den Gipsbrüchen begrüßt der Blütenfrühling.

Das Baden wird in Erwägung gezogen. Immerhin kommen wir vorbei am Großen Wünsdorfer See, am Bars See, kriechen zwischen Faulem See und Faulem Luch hindurch, machen Mittag am See.

Die Sperenberger Gipsbrüche

Auf dem Boden-Geo-Pfad geht es ins NSG Sperenberger Gipsbrüche und auf der Kante entlang mit Blick in die Seen, durch eine Schlucht, vorbei an dem Gipsgestein Anhydrit, am Abhang hinunter bis zur Gedenktafel für ein Bohrloch im See, das Technikgeschichte schrieb.

Spezielle Webseiten zu allem auf diesem → Boden-Geo-Pfad, bitte lesen – sehr informativ!

Anhydrit

Anhydrite sind Sedimentgesteine aus der Gruppe Salzgesteine. Das weiche Gestein  lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Schmeckt aber nicht nach Salz! Mit blossem Auge sind die Kristalle und Kristallwachstumsflächen erkennbar. Das Gestein hat eine graue bis bläuliche Farbe.

Aufstieg und Abschied

Zum Schluss noch eine Runde hoch zum Aussichtsturm auf dem 80m hohen Gipsberg. Das sollten 15 km geworden sein. Ich aber hetze mit einem Kilometer weniger zunächst umsonst, insgesamt aber rechtzeitig die Gipsstraße bis Ecke Klausdorfer zu Bus und Bahn nach Berlin zu zwei lohnenden Filmen von Andreas Goldstein***.


*** Andreas Goldstein “Adam und Evelyn”, nach einem Roman von Ingo Schulze und “Bilder meines Vaters”,
in gewisser Weise beide Filme auch Wanderungen, die großen im Leben.

Neun km Berlin mit Roller

18.03.2019 Jahresversammlung Wandersportverein Rotation Berlin e.V., 9 km von Taut zu Taut, durch Böcklerpark, Görlitzer Park, Schlesischen Busch, Spreeufer, Rummelsburger Bucht, Max-Taut-Schule in der Fischerstraße

Berlin, in West und Ost geteilte Spree
In West und Ost geteilte Spree. Dort die Eastsidegalerie: aus meiner Sicht ein Stück “Kolonisation”. Es gab hier immer nur weiße, erst nach der Wende bemalte Sperrelemente ohne Rohr, dahinter Lagerhallen vom Osthafen, erbaut 1913 und auch während der DDR-Zeit in Betrieb. Ein anderes Thema ist das bittschön öffentlich zugängliche Ufer.

Täglich vor Augen das denkmalgeschützte Hauptkinderheim von Max Taut, 1963 entworfen, heute ein Komplex zusammen mit der zinnoberroten Waldorfschule in der Berliner Ritterstraße, zeitweise ähnlich oft vorbei gegangen an Max Tauts Warenhaus der Konsumgenossenschaft am Oranienplatz – heute an der Ecke das fsk-Kino mit besonderem Programm – da nutze ich die Gelegenheit, nach bereits jahrelangem Einigeln gegen den Ausverkauf von Berlin: schaun wir mal…

Mein Berlin?


Kreuzberg scheint das alte zu sein, wenn ich ausblende, dass eben dieses Konsumkaufhaus von Taut irgendwann verkauft wurde. Entsprechender Ärger mit Atelierkündigungen geisterte durch die Presse. Keine Ahnung wie es endete. Wim Wenders wohnte an die 10 Jahre dort, es entstand sein Film “Himmel über Berlin” – alles schon nostalgisch.
Böcklerpark wirkt noch wie eh und je. Das Eckhaus in der Kohlfurter flaggt noch immer Widerstand gegen alles. Der Görlitzer Park sieht so aus wie ich mir Afrika vorstelle – Afrikaner ohne Arbeit.


Am Schlesischen Busch überschreite ich die Grenze nach Treptow – schon vor der Wende ein gepflegter Stadtteil. Nur die Spree war auf diesem hier sichtbaren Stück noch nicht zugänglich. Der Molecule Man des amerikanischen Bildhauers Jonathan Borofsky am Schnittpunkt der drei Ortsteile Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain ist also eine Art Enheitsdenkmal, zeitnah 1999 geschaffen und voraus schauend: es wird ziemlich geschoben und gedrückt und gezerrt…


Wie es hier einst aussah, hab ich nur in meiner Erinnerung gespeichert.  Täglich mit der S-Bahn über die Spreebrücke und in der Kurve Ostkreuz vorbei an der Stralauer Glashütte,  19. Jahrhundert-Backsteinbauten einer Brauerei und in der Ferne der Speicher. Stralau war Fischerinsel, besiedelt von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis ins Mittelalter – die Spitze der Insel ein geheimnisvoller Ausflugsort. Was davon übrig blieb – ich möchte hier nicht noch einmal entlang gehen…

Stralau und Rummelsburger See


In der Rummelsburger Bucht anstelle romantisch verfallener, alter Zillekähne mit Geranien aktuell alles global bunt. Das Jugend-Freizeitschiff ist verschwunden.


Auf Facebook gefunden: „wir kündigen an, uns erhoben zu haben und wir machen es … sichtbar“.  “Berlin ist unser Zuhause und bleibt uns wichtig! Daher tragen wir eine Mitverantwortung für diese Stadt und sollten sie nicht länger ausbluten lassen.” Die Grafik von Käthe Kollwitz “Ins Wasser” kommt mir in den Sinn. Unser Wohlstand hat unter Umständen humanere Freiheiten.


Der “Wasserpark” hat nirgends Park gelassen. Von den Preisen der Luxuswohnungen ganz zu schweigen. Vielleicht sind manche aber sogar durchmischt dank sozialer Leistungen – wer zu spät kommt, den beglückt manchmal das Leben. Ich sympathisiere mit dieser Initiative “gegen den Bebauungsplan Ostkreuz”. Aber schaut auf dieses Ufer – es dürfte hoffnungsloser Widerstand in dem angeblich “grünen” Berlin sein.


Es ist eben etwas anderes, Bäume zu zählen, Gebüsch abzuholzen, um Drogenverstecke zu verhindern oder mit Kindern auf einer Wiese am Ufer zu liegen. Na ja – der Treptower Park – schon mal an einem sonnigen Tag dort gewesen???, also wie ein chinesischer Badestrand ist es noch nicht ganz.

Max-Taut-Schule

Max Taut bedeutet soziales Bauen. Der riesige Schulkomplex Ecke Schlichtallee/Fischerstraße wurde nach einem Wettbewerb 1927 nach Plänen von Max Taut als Pilotprojekt in der Weimarer Republik umgesetzt.

Städtisches Bauland war sichtlich noch kein Problem. Ein Jahr nach Fertigstellen der Schule 1932 gab es ein anderes Problem. Max Taut wurde von der Beteiligung an allen öffentlichen Bauvorhaben ausgeschlossen.


Für diese Fotos und für einen geringen Sportvereins-Jahresbeitrag anstelle einzelnes, fast gleich “günstiges” Wander-Ticket neun Kilometer durch die Stadt gerollert.
Nee, zurück hätt ich mich in der aufkommenden Dunkelheit durch die Parks nicht getraut. Außerdem: strömender Regen in Kreuzberg.
Aber: die Stadt-“Fahrt” 18. März hat sich gelohnt.
18. März 1848: Die Märzrevolution endet auf den Barrikaden – der lange Weg zu Freiheit und Demokratie…
Ich übernehme die Forderung aus der Petition “Rummelsburger Bucht retten!”: Gegen den Ausverkauf der Stadt!
Und das meint mehr als bezahlbare Mieten.

Grad entdeckt, 15.03.19 rbb:  → Rummelsburger Bucht Bürgerinitiative stellt alternativen Bebauungsplan vor.
Lesenswert auch die Kommentare.

→ B-Plan Rummelsburger Bucht

Zum 1. Mai 2019
Berliner Bezirksverordnete für Aquarium statt Bäume

29.4.2019: Bezirksverordnete in Lichtenberg stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Für wen sitzen diese Berliner in der Bezirksverordnetenversammlung?

29.4.2019 Bezirksverordnete stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Vergrößerung mit Klick ins Bild

Sind diese Abgeordneten überhaupt Berliner? Mit Herz und Verstand keinesfalls.
Diese Abstimmung der Lichtenberger richtet sich auch gegen Friedrichshain-Kreuzberger!
Wo sitzen / leben diese Abgeordneten an klimaheißen Sommertagen?
Wie soll auf der “Dialog-Plattform Aquarium” über Zukunft geredet werden, wenn die Natur bereits platt gemacht ist? Korallen an der Rummelsdorfer Bucht erhalten keine Korallen in den Weltmeeren. Im Gegenteil!

Was für kurzsichtige, kleingeistige und neoliberale Vorstellung von Zukunft haben diese Entscheider?
Soll Berlin hier noch mehr und wie überall auf der Welt aussehen?
Diese Abstimmung richtet sich gegen die Zukunft meiner Enkel!

 

Grundmühle und Gruselwald

Sonntag, 10.03.2019, 20 km von Grüneberg zur Grundmühle und durch etwas Gruselwald zum Bahnhof Beetz-Sommerfeld mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin

Vom Deetzsee zum Fließgraben

Ausgeschlafen. Wir sind daher viele. Die Fahrt gestaltet sich bequem und kurz. In Grüneberg geht es unerwartet gepflegt vorbei am Deetzsee, der sich hinter aufgewühltem Wildschweinterrain verbirgt.

am Deetzsee

Wildschweinparadies

Ohne Risiko artig auf der Straße bis zum Überqueren der 96. Ein tief gelegter Bach erzwingt etwas umwegige Versuche: geschafft!

Straße

Fussangel

Nun mit weitem Blick über Wiesen und Weiden mit allerlei Kleinstwundern.

blaue Blume

Wer dem Wanderleiter zu schnell hörig folgt, bekommt die üblichen Spezialitäten. Es geht ausnahmsweise auch einmal anders und ermöglicht Bilder von diversen sportlichen Höchstleistungen.

Wandersport

Nach dem Bach geht es schlecht weiter,
auch die Pferde schaun nicht heiter.

Typisch dieser Wanderleiter... Wandersport

Am Abflussgraben vom Lindesee zum Fließgraben der Grundmühle ist der Biber täglich zu Gange, sonntags der Grundmühlenbesitzer. Die Idylle hat sozusagen einige problematische Seiten.

Grundmühle

Fließgraben an der Grundmühle

Pferde bei der Grundmühle

Jenseits von Wanderwegen

Der Wald: abwechslungsreich mal so, mal so. Nach der Mittagspause sollte man wenigstens halbwegs ahnen, zu welcher Art Überraschung solche Wege, Schneisen oder Fährten führen.

Das Geheimnis eines radialen Waldkunstwerkes

Google maps zeigt bei Sommerfeld einen geheimnisvollen Wald im Wald: einen radialen, kunstvollen Grundriss von quadratischen Linien umspannt. Was für ein formvollendetes Bauwerk ist hier bis auf die Grundmauern zerstört und vergessen? In Gedanken lege ich barocke Gärten und Pläne über das wuchernde Grün.

Grundriß Invalidendom Paris

Auf die einzig nahe liegende Lösung komme ich nicht selbst: Militär. S 75 “Wolchow”, Stellung der 41. Fla-Raketenbrigade, Fla-Raketenabteilung 4124 (FRA 4124) bei Sommerfeld, gedacht zur Luftverteidigung Berlins durch die Russen**.

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Sechs solche Startplattformen sind um einen zentralen Gefechtsstand angelegt. Zu erkennen sind im Hintergrund die Reste zur Tarnung mit einem Rolldach.

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

So abwegig waren meine ersten Gedanken nicht. Militär- und Verteidigungsbauten haben nicht erst und nicht zuletzt Leonardo dauerhaften Ruhm, Ansehen und gutes Geld verschafft. Und selbst diese sehr einfache, kleine Anlage beeindruckt mit ihrer Symmetrie. Trotzdem: ein Grusel der Vergangenheit, in der Gegenwart und für alle Zukunft…

Vom Beetzer See nach Sommerfeld

Die ersten Regentröpfchen fallen. Gleich hinter dem Beetzer See liegen bereits die Sana-Kliniken Sommerfeld, erbaut als „Waldhaus Charlottenburg“ zwischen 1912 und 1914. Wenn schon kein Schweizer Zauberberg, dann doch wenigstens alpine Landhäuser für die mehrheitlich sozial schwachen Tuberkulosekranken aus der Stadt – die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war hoffnungsvoll.

Sommerfeld, denkmalgeschützte Klinikgebäude

Ein etwas lungenkrank gefärbter Gedenkstein erinnert an den  langjährigen Doktor und Direktor Hellmuth Ulrici.

Sommerfeld, Gedenkstein für H. Ulrici

Bei der Tuberkulosetherapie gibt es immer wieder Apostel,
die an die Ausrottung der Tuberkulose glauben,
aber leider träumen sie nur einen schönen Traum.
Hellmuth Ulrici
1876 – 1950

Bahnhof Beetz-Sommerfeld

Die Wandergruppe hat sich geteilt in ein Minihäufchen Gesättigte und eine Masse hungriger, durstiger Rehabedürftiger oder wer weiß.
Die Anzeige am Bahnhof Beetz-Sommerfeld*** warnt entsprechend der Wetterlage vor eventuellen Zugausfällen. Aber pünktlicher geht’s nicht – das rundum gesättigte und zufriedene Minihäufchen fährt.

 

 

** Ursprünglich hatte nicht nur ich auf “Zweiter Weltkrieg” getippt. Nach meiner → Wanderung um Kremmen herum, bin ich gefühlsmäßig (auch wenn das zum Thema nicht passt) sicher, dass hier nur ein bereits existierendes Militärgebiet übernommen wurde. 1940 fusionierten die Deutsche Pyrotechnische Fabriken AG (Depyfag) mit den Orion-Metallwerken (Schusswaffenproduktion) zu einem Gesamtunternehmen innerhalb der Sprengstoffgruppe DAG/WASAG/Ligose. Die Produktion war den Munitionsanforderungen des Zweiten Weltkriegs angepasst und auf Leucht- und Signalmunition umgestellt worden.  “Irgendwo soll es auch noch die Abschussrampen geben, von denen aus bei Tests die Leuchtmunition ins Kremmener Luch geschossen wurde.” – vermutet die Gerüchteküche im www. Also was ist mit meinem Gefühl??? Ich vermute einfach nur eine andere Zäsur nach der Wende.

 

Bahnhofsgebäude mit Emblem der Deutschen Reichsbahn 1933 - 1945

*** Nachtrag mit unscharfem Detail. Ich selbst hab die Vorderfront des Bahnhofs scharf gesehen. Über dem Eingang eisig silbern der Ärmeladler, das militärische Emblem der Deutschen Reichsbahn 1938 -1945. Der Lorbeerkranz ausgespart. Da war allerdings niemals was anderes drin als …
Warum nicht das Flügelrad – das pefekt gestylte Emblem der Eisenbahn seit der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn Nürnberg-Fürth 1835? 1898/99 entstand der Haltepunkt Beetz-Sommerfeld an der Strecke Kremmen–Meyenburg, das Bahngebäude sicher lange vor 1933.
Denkmalschutz, mir graut vor dir…

Die Gerechten von A.

4. März 2019, Solo von Angermünde nach Zuchenberg, zur Adlerquelle am Wolletzsee und zurück durch den Buchenwald.
Aber eigentlich ist es eine ganz andere Wanderung:

Die Sehne am Fußknöchel warnt. Der Wetterbericht warnt. Trotzdem möchte ich etwas „sehen“. Etwas, was ich beim üblichen Wandern nicht gesehen habe und nie gesehen hätte.

Angermünde vor den Toren

Angermünde - der Stolz seiner Bürgerinnen und Bürger
Angermünde aus dem Bilderbuch – der Stolz seiner Bürgerinnen und Bürger

Ins Bilderbuch-Touristenstädtchen mit dem Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“ geht es vom Bahnhof aus geradewegs. Das Internet bietet dazu → Angermünde von A – Z. Wer Richtung Wolletzsee und Blumberger Mühle wandert, geht aber durch den Bahntunnel. Für Angermünder ein täglicher Weg in ihre farbenfrohen Neubauten, notgedrungen mit unausweichlichem Blick auf einen immer stärker verfallenden Ziegel-Fachwerkbau. Trotzdem, seit jeher erfreue ich mich an seiner unverfälschten Patina.

Angermünde, hinter dem Bahntunnel
Angermünde, hinter dem Bahntunnel

Die Häuserfronten Puschkinstraße erstrahlen neu. Vielleicht bin ich zu früh gekommen. Vielleicht aber gerade noch richtig, um im März 2019 zu sehen, wie manches jenseits von offizieller Förderung aussieht, denn es tut sich etwas. Vielleicht gehören die neuen Gitter im oberen Bild dazu.

Angermünde, Puschkinstraße 3, Durchgang
Angermünde, Puschkinstraße 3, der Durchgang

Zwischen Puschkinstraße 3 und 4 ein schmaler Durchgang. Rechts alte Backsteinbauten, links die lange, fensterlose Hausmauer des angrenzenden Mietshauses und ein Anbau Eigenheim. Am Ende des Ganges ein kleiner Backsteinbau und eine Gedenktafel.

Angermünde, jüdischer Friedhof
Angermünde, nein, nicht die Feuerwehr, sondern der jüdische Friedhof – alles neu  in nettem Bildausschnitt

Die Lichtverhältnisse sind leider wie der Wetterbericht, einige Fotos ebenso. Will ich hier eigentlich scharf sehen? Ja. Bevor ich weiter wandere  → der Link zu meiner dokumentarischen Extraseite, die mir am Herzen liegt. Gewidmet den Gerechten von A.*** bis Z.

Fachwerkhaus des Sirup-Fabrikanten Klatt
Fachwerkhaus des Sirup-Fabrikanten Klatt

Dann die Birkenallee mit noch weit entferntem, aber unmittelbar mit dem Friedhof zusammenhängendem Ziel “Adlerquelle”, vorbei am klinisch sauberen Schnuckiputzi-Ehm-Welk-Literaturmuseum. Im Vorfeld noch etwas traurig – aber man kann in Angermünde wirklich nicht an alles denken oder alles finanzieren… auch wenn andere → den zähen Sirup einer einseitigen “Stadtkernförderkur” anmahnen.

Ein kleines Stückchen Uckermark

Wellblechdach im Baum
Betäubender Krach: das Wellblechdach hängt im Baum

Sternfelder Straße, am Park Flucht vor alles mit sich reißenden Sturmböen. Graupel. Später knallen auch die Regentropfen schneeballhart ins Gesicht. Geradlinig ginge es hoch zur Gehegemühle, aber alle Wege überackert, die Felder durchweicht. Die Straße nach Zuchenberg zieht sich. Das Wetter verzieht sich nicht.

Junggesellenschwäne
Die versammelten Junggesellenschwäne (nachzulesen in Fontanes Wanderungen)

Am Gut biegt der markierte Weg rechts ab – sanft schmiegt sich Hügel an Hügel. Doch: Zuchenberg liegt auf Bergen! Zum Wolletzsee geht es steil hinunter durch den Wald. Und vorher:

Wetterwechsel!
Unglaublich, dieser Wetterwechsel!

Die Adlerquelle am Wolletzsee

Adlerquelle am Wolletzsee

In strahlendem Sonnenschein die Adlerquelle am Wolletzsee. Ein Teil der Grabsteine des Angermünder jüdischen Friedhofs wurde zur Befestigung der Quelle verwendet – wahrscheinlich zeitlich nicht allzu lange vor dem jetzt sichtbaren Zustand. Haus des Lebens oder Wasser des Lebens. Vielleicht ist der Ort tröstlich.

An der Adlerquelle

An der Adlerquelle
Umdrehen kann ich die wenigen einzelnen Steine nicht. Einmal eine Kante mit ungewöhnlichem Profil, aber Zeit und Wasser haben wohl alles verschliffen.  Letztes Verwischen der Erinnerung an die Erinnerung.


Das Memento mori der Steine.
Zeitenwende: vom Grabmal seit Urzeiten zum Riesenspielzeug in Schlachten und zum steinernen Herzen im pflegeleichten Vorgarten.

Es reicht

Buchenwald am Wolletzsee
Buchenwald am Wolletzsee

Den Wolletzsee zu umrunden werde ich zeitlich nicht schaffen. Ich kenne die Strecke, biege an der Verzweigung Altkünkendorf – Luisenfelde scharf nach links. Das Weltkulturerbe Grumsiner Forst scheint strenge und enge Grenzen zu haben: die Forstwirtschaft ist zu Gange. Tief eingefahrene Spuren weisen die richtige Richtung zurück nach A. Der Stolperfallenweg endet als Maschinenspur urplötzlich auf dem Berg.

Gipfelkreuz für ca. 100 Meter
Gipfelkreuz für ca. 100 Meter

Immerhin ein steineres “Gipfelkreuz” – wer weiß, was ich für einen Hunderter bestiegen habe… Der Buchenwald hat zu dieser Jahreszeit den Vorteil der Durchsichtigkeit. Die Gefahr kleiner Tümpel kalkuliere ich ein.

Tümpel im Wald am Wolletzsee
Tümpel im Wald am Wolletzsee

Außer total steilem Auf und Ab auf allen Vieren geht alles gut.
Frühlingsluft. Ein intensiver anderer, einmaliger Geruch steigt mir in die Nase. Als Frau kenne ich den zu gut: Blutgeruch, wie er für alle Säugetiere charakteristisch ist.
Dann rot leuchtend – ich bin altersbedingt eher weitsichtig…

Blutgeruch
Rehbock. Beeindruckend in den Bilddetails → mit Extraansicht!

Keine Ahnung, wie solche Verletzung zustande kommen kann. Kein Kehlbiss. Trotzdem ein Gefühl, dass ich hier beobachtet werde. Oder hab ich zufällig auf dem Hinweg das schlechte Gewissen von zwei Hundehaltern (gerade nicht haltend) beobachtet?

Nein, nicht noch einmal hinunter, sondern nach rechts
Es reicht. Nein, nicht noch einmal hinunter

Es reicht. Kurz auf einer wenig befahrenen Straße, abseits stoße ich wieder auf den Wanderweg von Zuchenberg. Mein Credo: nirgends zweimal. Also am Feldrand entlang – ich will Licht.

4. März 2019, nach Sturm und Graupel in der Uckermark bei Angermünde
Im Wolkenwind grelle Farb- und Schattenspiele

Quer über lehmschwere Felder, glücklicher Weise ein Brett mit Geländer über einen meliorierten Bach – ach, das ist der unerreichbare, von Sternfelde aus sichtbare Gehölzstreifen und schnelle Weg zur Gehegemühle.

Kraniche am Himmel
Kraniche am Himmel

Wolken und Kraniche in Bewegung. Wieder in Sternfelde, schräg nach Angermünde durchgewuselt. Blöd am Stadion vorbei – das wäre nur aus Richtung Blumberger Mühle abgekürzt gewesen. Am Bahnhof seit 17 Uhr wieder ein kleines Unwetter.

Neues Unwetter in Sicht
Neues Unwetter in Sicht

***in Erinnerung an den vielsagenden Titel eines Buches von Ehm Welk

März

März Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
4. Angermünde – Zuchenberg – Wolletzsee, Adlerquelle – Angermünde Solo mit schmerzendem Knöchel Mit Exkurs → memento mori ca. 18
10. Dreetzsee – Grundmühle – Militärgelände – Beetzer See – Waldhaus (Sana-Kliniken) – Sommerfeld WSV Rotation Berlin
mit E. Knauer
Aufgebot aller Highlights des Wanderleiters 20
18. Berlin: Böcklerpark, Görlitzer Park, Schlesischer Busch, Spreeufer, Rummelsburger See, Bruno-Taut-Schule Solo genau 9 km  – nicht der Rede wert, aber:
mit Roller
9
20. Sperenberger Gipsbrüche WSV Rotation Berlin
mit E. Knauer
Frühlingsanfang 15
27. Rund um Kremmen Solo “Schöne wilde Welt”
von R. Dehmel
20
30. Frankfurt/O – Lebus – Kliestow – Rosengarten Solo zu zweit Die Adonisröschen blühen! ca. 30

 

Zerschnittene Landschaft

24.02.2019 mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin, als Wandergruppe vom Bahnhof Althüttendorf zum Tiefen Bugsin, zum Hunger-See und Sassenpfuhl, über Senftenhütte zum Katzenberg, auf getrennten Wegen Solo zum Bahnhof Chorin

Niemand will eine Landschaft zerstören

Großer Bugsinsee
Eine halbe Runde Tiefer Bugsinsee*. Der See ist zerschnitten vom Damm der beliebten Schorfheide-Bahn – eingleisig kein Fremdkörper mehr in der Landschaft
Zerschnittene Landschaft: Autobahnbrücke
Zerschnittene Landschaft: Autobahnbrücke. Mensch und Tier auf ewig verloren.
Zerschnittene Landschaft: die L23
Keine Chance – die L23 mit den Autobahnzufahrten

Seenkette Hunger-See und Sassenpfuhle

Abwärts zum Hunger-See
Jenseits der Autostraßen ein uriger Wald. Es geht abwärts zum Hunger-See
Frühstück am Hungersee mit naturnahem Personenschutz
Frühstück am Hunger-See, personenbezogen naturnah datengeschützt…
Überraschender Farbklang
Farbig leuchtend in der ganztägig strahlenden Sonne
Einer der drei Sassenpfuhle
Einer der drei Sassenpfuhle, die zur Seenkette gehören. Wir biegen nach Südost ab.

Berglein auf, Berglein ab und quer nach Senftenhütte

Geharzte Kiefer
Geharzte Kiefer** – als die Bäume gewinnbringend gequält wurden. In heutiger Konsumgesellschaft gern ganz “zerschnitten”…
Den Wanderleiter im Blick
Gut beraten: den Wanderleiter im Blick
Am Waldrand von Senftenhütte
Am Waldrand von Senftenhütte
Die Dächer von Senftenhütte - fast unverfälscht dörflich
Die Dächer von Senftenhütte – fast unverfälscht dörflich. In Sichthöhe das ganze Dorf mit Keramik verkunstet…
Einstige Agrarlandschaft
So ist das eben, wenn sich professionelle, aber mühselige Agrarwirtschaft in Spaß- und Freizeitgesellschaft auflöst. Es gibt allerdings auch noch richtige Tiere!
Schneeglöckchen bei Senftenhütte
Am Anfang eines langen, romantischen Weges zwischen Hang und Senftental im wilden Wald: Schneeglöckchen in voller Blüte.

Katzensolo ins Biberrevier

Abschied aus Richtung Katzenberg
Am Katzenberg winke ich in die Ferne Abschied, steige bergan und querwaldeinwärts, dann ins Tal
Biberdamm
Überraschungs-Sperr-Riegel: ein labiler Biberdamm vor dem Faulen Bruch
kleine Biberburg
Kleiner Biberbau, im Hintergrund der einsame Schwan. Ich hoffe mit ihm auf seine verspätete Partnerin
Kein Einzelstück
Kein Einzelstück
Biberfraß bis hoch auf den Berg
Biberfraß bis hoch auf den Berg
Wenigstens der Bach ins Faule Bruch ist zu überqueren
Wenigstens der untere Bach ins Faule Bruch ist auf befestigtem Weg zu überqueren

Chorin in Sicht

Hinter dem Wald die Weiden, bald nur noch für die Rinderherden
Hinter dem Wald die Viehweiden, bald stehen hier die Rinderherden. Die Kraniche rufen aus den tiefer liegenden, sumpfigen Wiesen
Letzter Blick zurück auf meinen Lieblings-Wiesenweg
Letzter Blick zurück auf meinen Lieblings-Wiesenweg***
Am Bahnhof Chorin
Am Bahnhof Chorin

Niemand will eine Landschaft zerstören. Aber ein bisschen, ein bisschen kann doch überall abgezwackt werden…

Böden werden zubetoniert mit Straßen, Parkplätzen und Gebäuden. Allein in Deutschland werden täglich rund 60 Hektar Forst- und Landwirtschaftsareal zu Siedlungs- und Verkehrsflächen.

www.zeit.de/2019/, Wie geht es dem Boden?

*Naturcamping Schorfheide

**Harzgewinnung

***Chorin, am Faulen Bruch im Regen

An der Zanze in Polen

23.02.2019, mit Eckart Böhringer, WSV Rotation Berlin. Wanderung in die Neumark/Polen von Górki Noteckie/Gurkow entlang an der Santoczna/Zanze nach Zdroisko/Zanzthal, Santoczno/Zanzhausen und Łośno/Lotzen

 

Zdroiskie Buki – die Buchen von Zanzthal

Warnung im Voraus: von Berlin aus zum Bahnhof Górki Noteckie (Gurkow) zu gelangen, ist eine logistische Herausforderung.
Vom Halt Górki Noteckie aus ist das Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki dann aber zu Fuß schnell erreicht. Der Buchenwald zieht sich von den bergigen Höhen bis in das tiefe Tal der Santoczna/Zanze. Die Santoczna/Zanze schlängelt sich hier in ihrem natürlichen Lauf, durchfließt oberhalb von Santoczno/Zanzhausen – unserem nördlichen Ziel – mehrere Seen und mündet bei Górki Noteckie im ehemaligen Sumpfland des Netzebruchs kanalisiert.

Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki (Buchen von Zanzthal)
Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki (Buchen von Zanzthal)
An der Zanze entlang
An der Zanze auf einem alten Wanderweg für die Ausflügler einst aus Landsberg an der Warthe
Die mäandernde Santoczna/Zanze
Tief im Tal begleitet die mäandernde Santoczna/Zanze

Zeitgemäß zwischen Zdroisko und Santoczno

Zdroisko/Zanzthal erstreckt sich mit neuen Feriensiedlungen bis ans Ufer der Santoczna/Zanze. Ob sich dort wenigstens ein Trampelpfad Richtung Santoczno/Zanzhausen entlang windet, erkunden wir nicht. Aus Zeitgründen sicherer ist die wenig befahrene Straße, wenn auch nicht zu jeglicher Zeit…

Nutzwald oder Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki??
Nutzwald oder Wald- und Landschaftsreservat Zdroiskie Buki?
Strasse nach Santoczno
Wanderwege sind zwischen der Feriensiedlung Zdroisko/Zanzthal und der kanalisierten Zanze bei Santoczno rar
Strasse nach Santoczno - zum Rasen geeignet
An der Strasse nach Santoczno: Erinnerung und Mahnung

Die Zähmung der Santoczna/Zanze

Wir erwischen einen Abzweig geradewegs ins Sumpfland. Trotzdem Glück gehabt mit leicht gefrosteter Tiefe und noch der Trockenheit des vergangenen Jahres: es geht über den tückischen Boden gefahrlos. Noch etwas wegeloses Gestrüpp und dann weiter am jetzt kanalisierten Zanzeufer – gebaut für den Betrieb des einstigen Hammer- und Hüttenwerkes in Santoczno/Zanzhausen.

Santoczna/Zanze: kanalisiert für das ehemalige Hüttenwerk
Santoczna/Zanze: kanalisiert für das ehemalige Hüttenwerk
Wanderwege sind im Abschnitt der kanalisierten Zanze rar
Ein Schlupfloch hat die Zanze gefunden. Aber nicht erst von uns ist sie ausgetrickst für eine Abkürzung

Polnisch – europäisch – global

Santoczno/Zanzhausen punktet mit Laden und integrierter Gaststätte, gegenüber der quietschbunte Spielplatz im sogenannten Park. Und undenkbar ist Polen ohne die überall in diversen Bauzuständen befindlichen Einfamilienhäusle. Schade, kaum ein Haus in Zdroisko oder Santoczno hat Charakter. Ganz “nach eigenem Geschmack”: zusammengestellt aus dem globalen Deko- und Hobby-Baumarkt. Das kennen wir.

Santoczno/Zanzhausen: es wird urbar gemacht für den Erholungsort
Santoczno/Zanzhausen: es wird urbar gemacht für noch mehr Erholungsort
Santoczno/Zanzhausen: Bauboom
Santoczno/Zanzhausen: Bauboom Urlaubsdorf – es herrscht bereits Einheitseuropa

Santoczno – Zanzhausen: das Hüttenwerk

Vom einstigen, wohl riesigen Hüttenwerk Zanzhausen ist wenig erhalten: die besagte Kanalisierung der Zanze sowie die Fachwerkkirche, die als Umbau eines Lagerraumes mit einem ungewöhnlich breiten Mittelschiff und den wenigen, schmückenden Details die ehemalige Hütte erinnert. Eine gusseiserne Platte zeigt das Modell der ersten deutschen Dampfmaschine, für die in Zanzhausen Teile hergestellt wurden.

Santoczno/Zanzhausen, Kirche
Santoczno/Zanzhausen, Kirche
Erinnerungstafel an das Huettenwerk Zanzhausen/Santoczno
Erinnerungstafel an das Hüttenwerk Zanzhausen/Santoczno
Brücke am "Wasserfall" der kanalisierten Zanze/Santoczna
Brücke am “Wasserfall” der kanalisierten Zanze/Santoczna, ganz neu gemauert, leider ohne Fischtreppe

In memoriam

Das Lapidarium am Fuß des einstigen deutschen, evangelischen Friedhofs aus dem 19. Jahrhundert wurde “2006 durch die Bürger von Santoczno in ehrenamtlicher Arbeit gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Landsberg (Warthe) Stadt und Land e. V. errichtet.” So der Gedenkstein.

Lapidarium in Santoczno
Lapidarium in Santoczno
Ehemaliger evangelischer Friedhof Zanzhausen in Santoczno
Ehemaliger evangelischer Friedhof Zanzhausen in Santoczno

Das ist Geschichtsaufarbeitung wie sie seit mehreren Jahren überall in Polen stattfindet.
Am Ortsausgang eine Fahrzeugsammlung der polnischen Armee, die hier während des 2. Weltkrieges und seit 1945 konzentriert war. Das eine sollte wohl nicht ohne das andere gedacht werden.

Militärfahrzeuge der 2. Polnischen Armee
Militärfahrzeuge der 2. Polnischen Armee

Von Łośno und Gorzow-Wielkopolski ziemlich direkt nach Hause

Noch einmal durch Mischwald und Buchenwald. Ein Sandweg wie mit dem Lineal gezogen; in der endlich herrlich wärmenden Sonne ist die Marschroute aber vergessen.
Łośno/Lotzen lässt als Ortschaft noch ganz die Struktur der frühen Kolonisation der Neumark erkennen: verstreute, einzelne Gehöfte. Die Kirche auf der einzigen Erhebung in dieser weiten Ebene dürfte ein künstlicher Hügel sein, wahrscheinlich eine verfallene Glashütte wie sie durch intensive Holznutzung die Bewirtschaftung als Ackerboden erst ermöglichte, gleichzeitig aber die Grundlage der eigenen Arbeit vernichtete.

Łośno/Lotzen
Łośno/Lotzen

Es braucht einige Geschichtsbesessenheit, um von der Neumark begeistert zu sein – sogar wenn sie sich so naturschön wie im Zanzetal gibt. Ansonsten erinnern zumindest mich der preußische Fleiß, die preußischen Tugenden und der entsprechende wirtschaftliche Aufschwung ständig an eine Ostexpansion, die mit Blut- und Bodenargumenten gar kein Ende mehr nehmen wollte und der das schrecklichste Ende folgte.

Gorzow-Wielkopolski / Landsberg an der Warthe
Gorzow-Wielkopolski / Landsberg an der Warthe in der Nachmittagssonne