Geliebte Pilze

Schlaubetal, Oktober 2019
Schlaubetal, Oktober 2019

Fast jeder essbare Pilz kann zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen. Etwa 40 % aller Pilzvergiftungen entfallen auf unechte Vergiftung, also bloße Pilzunverträglichkeit, die nach dem Verzehr auch nur von panischer Angst ausgelöst werden kann.
Über Pilze ist im Internet alles Wissenswerte zu finden. Praktisch wichtig:
1.Die vielgestaltige Pilzwelt ist selten sicher!
2. Unbekannte Pilze niemals umstoßen, eventuell mit Poren bzw. Lamellen nach unten zum Auskeimen wieder ablegen.
3. Feste Pilze dicht über dem Erdboden abdrehen, ohne das Myzel-Geflecht zu zerstören.
4. Reste von abgeschnittenen Pilzen verrotten natürlich, wenn die Stelle wieder abgedeckt wird.

Leider seit Ende 2019 nicht mehr möglich: Pilzwanderungen mit Dr. Kurth, Experte für Heilpilze.
Bestes Wissen online zu finden: → Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.

Die größte Gefahr für die heimischen Großpilze besteht in der intensiven Forst- und Landnutzung. Anhaltende Überfrachtung mit Nährstoffen beeinträchtigen die Pilze nicht nur im Boden, sondern auch über die Luft – und das sogar in Schutzgebieten. Die Bedeutung der Pilze im ÖkoSYSTEM wird selten gesehen oder gar berücksichtigt.


Mein tierisches Lauern: Bild oder Beute?

Beuteort 23.11.2017, Nähe Forsthaus Hoheheide

Weichritterling, 23.11.2017
Mein Bauch sagt: Bild UND Beute, 23.11.2017

→ aus dem Internet gefischt: … leider wirst Du Dich mit der Aussage, dass es ein Weichritterling ist, begnügen müssen. Sick. Diese Gattung ist schwierig in der Bestimmung, ohne Mikroskop geht gar nichts… die Gattung ist immer noch nicht gut bearbeitet und es gibt viele UngereimtheitenBei Melanoleuca muss ich allerdings sagen, dass nur die Sporen zu mikroskopieren nicht reicht… rate ich mit “leichteren” Gattungen zu beginnen…
Dazu → Gegenprobe ohne Mikroskop. Danke, danke, ICH bin sicher! Meine Pilze haben geschmeckt, jetzt, im Nachhinein noch mehr. Das reicht.


Sonnenschirme

Schirmling am Waldrand bei Krippen
Kleiner Schirmling am Waldrand bei Krippen, 15.10.2017

Der Parasol, ein Champignon-verwandter Riesenschirmling ist von Juli bis November an Waldrändern und auf Wiesen häufig zu finden. Mit seinem Hut von einer Größe bis zu 35 cm ernährt sein Auftreten problemlos eine ganze, pilzgierige Wandergruppe.
Und immer ohne Maden… bis plötzlich auf den erhitzten Hüten schwarze Drahtwürmer tanzen und mir Kamikaze-artig aus der Pfanne entgegen schnellen. Seither inspiziere ich die blütenweißen Lamellen.
Von getrockneten Parasol ist nirgends zu lesen – die Stiele allerdings werden gern zu Pilzmehl verarbeitet. Ich hatte auf einer einzigen Wiese zu viele Prachtexemplare gefunden, dass sie notwendig vor sich hin trockneten. Es ging schnell, bis sie dürr zerbröselten und seither meinem Essen einen deutlichen Pilzgeschmack verleihen.

Bei allen Riesenschirmlingen ist der Ring verschiebbar. → Unverwechselbar? Beim grobschollig bedeckten Safranschirmling bleibt das Fleisch nicht strahlend weiß wie beim Parasol, sondern läuft rötlich an. Und am Heidereuter-See bei Erkner fand ich – begeistert von der Menge – sehr helle Schirmlinge, der Hut nicht größer als 15 cm. Klein oder jung? Sie rochen unangenehm. Zwar ist guter Geruch keinerlei Garantie, aber umgekehrt ist nicht anzunehmen, dass sich ein widerlich riechender Pilz in eine schmackhafte Speise verwandelt.


Blau, so blau…

Pilz,blauer oder violetter Lacktrichterling

Schorfheide, Liebenthal, 13.9.2017
Der blaue oder violette Lacktrichterling liebt feuchtes Laub. Sowohl Stiel als auch Hut haben diese sehr kräftige Färbung. Die Farbe ist so auffällig, dass der Blick in ein Bestimmungsbuch unweigerlich erfolgt. Siehe da, es ist ein guter Speisepilz. Kennengelernt habe ich ihn vor vielen Jahren in der Oberlausitz, wo er massenhaft im Buchenwald wuchs. Im Alter oder bei Trockenheit blasst die Farbe bis fast weiß aus. Dann sind die minikleinen Pilze kaum zu identifizieren.


Krause Glucke

Krause Glucke, 2017 Nähe Försterei Berkholzofen11.9.2017, Fundort: Rheinsberger Rhin, Försterei Berkholzofen.
Wandern viele gemeinsam zur Pilz-Zeit, gibt es auch viele Meinungen zu Essbarkeit, Geschmack und Zubereitung. Die Menge der Funde bleibt trotzdem schonend begrenzt bei im Schnitt 5 km/h. Die ertragreichsten Fundorte ergeben sich mit niedrigem Blickwinkel bei Gesundheitspausen im Busch.
Hier nicht meine köstliche Entdeckung mit Dank für das großzügige Teilen. Durchsetzen sollte sich allerdings im eigenen Beutel wenn schon nicht das eigene Finden, dann doch das eigene Wissen.
Auch der klügste Apotheker verkauft im Wald schnell einmal einen Lamellenpilz als Rotkappe…


Winterpilz: Austernseitlinge

Austernseitlinge
Austernseitlinge

Januar 2018, Nähe “Große Freiheit Plaue” wuchsen Austernseitlinge, vgl. den Blog-Beitrag → “Plaue-Pop”. Ich nehme an, die schwarzen Flecken waren getrocknete Schimmelflecken. Habe auf den Verzehr verzichtet.

Nachtrag 22.10.2019: natürlich hatte ich NUR Glück → an meinem 20.Oktober. Zum ersten Mal taufrische, schwarzgraue Austernseitlinge gefunden, gebraten, gegessen. Ohne jede Zutat, um Geschmack und Konsistenz zu prüfen. Perfekt!


Winterpilz: Goldgelber Zitterling

Goldgelber Zitterling
Bei Düppel: Goldgelber Zitterling

→ Im Beitrag “Gezielt wild zur Silberquelle”: der Goldgelbe Zitterling und das Judasohr.

Den Goldgelben Zitterling auf dem nebenstehenden Bild am 16.2.2018 am Krummen Fenn in Düppel entdeckt, leider stark verschmutzt. Häuser und frei laufende Hunde waren zu nah, um die immunstärkenden “Gummibärchen des Waldes” auszuprobieren.
Aber was für eine Augenweide in dieser trostlosen, dreckbraunen Stadtlandschaft!
Inzwischen häufig entdeckt, immer allerdings vereinzelt. Und wenn er dann so richtig frisch leuchtete, hab ich ihn sofort roh verzehrt: ein eigenartig lieblicher Genuß! Ein feuchtes Küssen.

Für einen Vergrößerungsklick unbedingt zu empfehlen, mein Fund vom 16.2.2020 im Booßener Gehege, Rosengarten Frankfurt (O).
Allerdings auch nicht essbar: ein faustgroßer Glibberklumpen und zwei relativ trockene Fruchtkörper trotz Regen.

Goldgelber Zitterling, 16.2.2020. Stadtwald Frankfurt (O)
Und warum ich ihn auch vertrocknet liebe: er ist eine feurige Schönheit! Hier der jüngste Fund vom 22.3.2020, Belziger Busch.
orangeroter Zitterling


Winterpilz: Gemeiner Samtfußrübling

Gemeiner Samtfußrübling, Havelländisches Luch bei Paulinenaue, Dezember 2019
Gemeiner Samtfußrübling, Havelländisches Luch bei Paulinenaue, Dezember 2019

Bisher darüber gestolpert im Spreewald und → im havelländischen Luch. Einer der leckersten Speisepilze!


Scharlachroter Kelchbecherling

29.2.2020, Scharlachroter Kelchbecherling im Stadtwald Frankfurt(O), Rosengarten, am Wildpark.

Die scharlachroten Kelchbecherlinge (Sarcoscypha coccinea) zeigen sich nach der Schneeschmelze. Seit es die nicht mehr gibt, tut ihnen wohl der 2020 regenreiche Februar in Brandenburg gut. Sie werden nicht größer als 3 cm bis 5 cm, trotzdem leuchten sie unübersehbar unter den am Boden liegenden Zweigen hervor. Sie gelten als nicht gefährdet und könnten wahrscheinlich sogar roh gegessen werden. Aber so versteckt im verfaulenden Blättermatsch hebe ich mir die Kostprobe für Notzeiten auf.

Scharlachrote Kelchbecherlinge, Stadtwald Frankfurt(O), Rosengarten, am Wildpark

→ Birkenporling und Tschaga

Birkenporling und Tschaga

Zwei Parasitäre an der Birke

Birkenporling mit Walnüssen
Birkenporling mit Walnüssen

Der Birkenporling schmeckt den meisten Menschen bitter. Aber wer die richtige Frische des Baumpilzes abgepasst hat, kann möglichst heiß ein fleischbrühartiges Getränk genießen, dem starke, gesundende Kräfte zugeschrieben werden. Nach Sibirien Verbannte sollen mit Hilfe der Einheimischen und dieses Tees bei Krankheiten überlebt haben.
Der Birkenporling ist häufig, wenn auch selten in bestem Zustand mit strahlend weiß leuchtender Röhrenschicht.

Porlinge die auf Birken wachsen, entfalten eine heilende Wirkung auf Grund der antibakteriellen Birkensäfte, mit denen die Birke während des ganzen Jahres Parasiten zu bekämpfen versucht.

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Baumpilz Tschaga, bei Hangelsberg, 26.8.2017
Tschaga,bei Hangelsberg, 26.8.2017

Eher eine Seltenheit und meist in enormer Höhe ist der Tschaga oder Chaga / Pakurikääpä (finnisch) / Inonotus obliquus: der Schiefe Schillerporling. Falls er erreichbar ist, so doch nicht einmal mit dem schärfsten Messer zu ernten. Sein Name kommt aus dem Russischen bzw. Sibirien, wo er als → Heiltee verwendet wird. Die wenigen Krümel, die ich abkratzen konnte, reichten mit viel schwarzen, äußeren Rückständen (die sollen die meisten Oxidantien enthalten) für eine Kostprobe: ein Tee, schwärzer als Kaffee. Meiner war trotzdem zu dünn und daher wohl geschmacklos.

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Tschaga am Fuß einer Birke
Tschaga am Fuß einer Birke

Ein großer Fund am Fuß einer Birke – mit einem Tritt abgespaltet. Allerdings kann dem Tschaga, der unter einer Höhe von ca. 5 Metern wächst oder gar in Erdnähe, immunstärkende Wirkung nicht bestätigt werden. Die dafür zuständige Betulinsäure entstammt der Birkenrinde und ist nur bei entsprechender Rindenstärke nachweisbar. Betulinsäure besitzt nachweislich die Fähigkeit, entartete Zellen anhand ihres veränderten pH-Wertes zu erkennen und in ihnen den Zelltod (Apoptose) auszulösen. Damit kann Betulinsäure Krankheiten u.a. der Leber, Autoimmunerkrankungen, Schuppenflechte oder Hautkrebs beeinflussen.
Geschmacklich ist kein Unterschied festzustellen. Ca. 5 kleine Würfel ergeben schwärzesten, bestens mundenden “Kaffee”.

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Baumkrebs an einer Birke, bei Lobetal, 5.11.2017
Baumkrebs an einer Birke bei Lobetal, 5.11.2017

Der Tschaga wächst erst unter der Baumrinde und bricht diese während des Wachstums auf.
Zu unterscheiden ist davon die Infektion der Rinde und des Holzes mit Bakterien oder Pilzen, die den sogenannten Baumkrebs hervorrufen. Der infizierte Baum versucht mit starker Bildung von Wundgewebe zu reagieren und die Wunde zu überwallen. An Zweigen, Ästen oder am Stamm entstehen Wucherungen, die eine beträchtliche Größe erreichen können.