Waldumbau im Forstbezirk Eibenstock

7. – 13. Oktober 2018 ein BERGWALDPROJEKT im Forstbezirk Eibenstock, Staatsbetrieb Sachsenforst
Einzelschutz für die Weißtanne

Ankunft in Johanngeorgenstadt: feuchter Nebel. Ein letztes Mal am frühen Morgen, danach Sonne, Sonne und klarer Sternenhimmel
Ankunft in Johanngeorgenstadt: feuchter Nebel. Ein letztes Mal am frühen Morgen, danach Sonne, Sonne und klarer Sternenhimmel

Auf der Suche nach dem dunklen Smaragd

Meine Bahn schlängelt an der Zwickauer Mulde entlang, durch das Tal des Schwarzwassers nach Johanngeorgenstadt. Ab Aue nur noch Wald, Wald – zumeist tiefgrüner Fichtenwald. In Zeiten des Klimawandels drängt der Waldumbau. Für Pflanzungen in die Fichtenreinbestände ist in diesem Jahr der Boden zu trocken. Das Bergwaldprojekt wird eingesetzt zum Einzelschutz junger Weißtannen. Deren Knospen sind lecker für das Wild: der Trieb weich wie Butter im Vergleich zu den kratzigen jungen Fichten.

Mehrfach über den Bach
Mehrfach über den Bach
Arbeit am Hang
Arbeit am Hang

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Die schönste Mittagswiese
Die schönste Mittagswiese
Mit Puscheln sicher
Mit Puscheln sicher

Alles Biologische und Forstwirtschaftliche ist im Internet nachzulesen oder mit einer Waldführung zu erfahren. Während der Arbeit kommt es eher darauf an, die oft Minipflänzchen und versteckten Bäumchen unter Farn, zwischen Brombeeren und Fichten, in tiefen Löchern und jenseits gerader Reihen zu finden. Und es ist allerhand anderes dabei zu entdecken von Orchideen bis zu Steinen.

Goldsucher
Goldsucher oder was?
Feldspat,Quarz, Glimmer mit schwarzem Turmalin
Feldspat,Quarz, Glimmer mit schwarzem Turmalin

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Waldkoralle
“Waldkoralle”
Minifichten und Flechten am Stein
Minifichten und Flechten am Stein

Unbewusst oder gezielt gehen nach Farbe. Keine andere Pflanze hat dieses glänzende, leicht blau wirkende, dunkle Grün: Malachit und Smaragd, grünes Gold. Dieser Farbklecks ist inmitten der tausenderlei  Grün- und Erdfarben zu entdecken, ehe dann zur Sicherheit die flache Nadel untersucht werden kann. Der Farbton sagt das meiste aus. Ganz selten drehe ich einmal ein Zweiglein junge Fichte (oder Douglasie?) durch die Finger. Das Licht hat mich dann einen kurzen Moment zum Narren gehalten: Licht, das den Wald und seine Farben ständig verändert oder blendet oder alles zum Lodern bringt.
Die Computeraugen erholen sich.

Versteckt oder sichtbar - das ist die Frage
Futter oder hier gerade nicht? Wie denkt das Wild?
Flachwurzler Fichte: wenig Halt, kaum Humusbildung
Flachwurzler Fichte: ohne H2O, wenig Halt, kaum Humusbildung,

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Wie das Rotwild dem Nutzwald schadet
Wie das Rotwild dem Nutzwald schadet
Teil des Ökosystems: Bodendüngung und Nahrung
Paradebeispiel Ökosystem: Bodendüngung + Nahrung für Nager

Wieviele Kilometer wir gelaufen und geklettert sind, weiß ich nicht.  Manchmal eine Herausforderung – sonst wäre es kein Bergwaldprojekt. Manchmal ist das Wild zuvor gekommen. Irgendeine Knospe eines solchen Bäumchens wird es trotzdem schaffen – hoffen wir.

19.10.2016 5 Uhr morgens, alles was ich wissen wollte und gerade gefunden habe:
Das Verbissprozent – eine Kontrollgrösse im Wildmanagement:
mit weiterführenden Links und Kommentaren eine supergute Ergänzung zu unserer Arbeit!!!

Puscheln als Technik

Störend für das übersättigte Auge finde ich seit jeher den eigenartigen Schmuck von jungen Bäumchen im Wald. Aus meinem Gedächtnis hab ich mehr zu bieten als aus meinem Fotofundus:
1. Pink, Neongrün, Zinnober, BASF-Blau oder Weiß aus der Spraydose oder mit Pinsel aufgetragen
2. Plasteklammern ebenfalls in diesen Farben
3. Die sogenannte Drahthose – ab und zu liegt solches Drahtnetz am Wegesrand.

Tschechien: Plasteklemme orange
Plasteklemme orange, Tschechien Februar 2018
Plasteklemme blau, Tschechien Februar 2018

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Gepinselt weiß
Gepinselt? Februar 2018
Gesprüht orange und giftgrün
Gesprüht? Februar 2018

4. Zart aquagrün schimmernde Plasterohre (Fachbegriff Terminaltriebschutzmanschetten?) bilden ganze Wäldchen und umhüllen junge Laubbäume. Irgendwann splittert die harte Plastik und verteilt sich in Stücken am Boden. Angeblich verrottet das Zeug. Das war wohl eine Behauptung vor dem Entsetzen über Mikroplastik in der Umwelt.

Manschetten
Manschetten, Erzgebirge Februar 2018
Die Öko-Spender
Die Öko-Spender (hier im Fläming)

5. Die Variante Schafwolle – verwendet vom Bergwaldprojekt – wird als zu dezent leicht übersehen. Da hat halt ein Tier ein Stück Fell im Nadelwald verloren – manchmal schwarz, manchmal weiß. Manchmal rötlich. Färbt die stark fettende Wolle, dann kann auf Blut oder Kacke getippt werden. Auch Hanffaser soll funktionieren, obwohl sie nicht zusätzlich mit Geruch abschreckt. In jedem Fall ökologisch und der Natur gemäß.
Doch die Terminaltriebknospe, die nach oben das gerade Wachstum des Baumes ermöglicht, braucht nur ein Jahr, bis im Frühjahr ein neuer Trieb mit Knospe manchmal viele Zentimeter hoch schießt. Keine Schutzmaßnahme wächst mit. Das Wild beißt wieder zu.

Bergwaldprojekt Eibenstock, die Gier nach Schaf
Die Gier nach Schaf
Bergwaldprojekt, Arbeitsanleitung
Arbeitsanleitung

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Bergwaldprojekt Eibenstock, weiße Puschel
Weiße Puschel
Bergwaldprojekt Eibenstock, schwarze Puschel
Schwarze Puschel

Jahr für Jahr müsste der Einzelschutz erneuert oder höher versetzt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Waldumbaus zu garantieren. Ein Forstwirt wird dafür aus Kostengründen ungern in den Wald beordert. Auch fühlt sich das starke männliche Wesen in der Regel unterfordert, gelangweilt, beschämt.
Bei Widerspruch verweise ich auf die Arbeit der Gartenämter. Frauen rechen. Männer pusten mit viel Benzin und Kraft die Blätter samt den letzten Insekten der Welt mit Freuden und stolz geschwellter Brust ins Nirwana. Da ist man wer.
Vergleichbar schließe ich: zumindest der Verbiss-Schutz aus der Sprühdose garantiert ein höheres Maß an abgeführtem Testosteron als ein Schafwollpuschel.

Oder jagen. Aber das ist ein anderes → Thema.
Arbeiten wir für natürliche Waldverjüngung, die eines Tages massenhaft und ohne Ende produzieren wird!

Ausflüge ins Hochmoor “Kleiner Kranichsee” und auf den Auersberg

Zwei After-Work-Ausflüge: Das Hochmoor „Kleiner Kranichsee“ gilt als eines der am besten erhaltenen Moore in Sachsen. Der Moorkiefernwald bereits von erheblicher Höhe, dicht und ohne Birken. Die nassen, aus vorwiegend Niederschlägen gespeisten Flächen kleinteilig überschaubar – ein sehr nordisches Märchenbild, dessen feuchtes Dickicht Mumins und Trolle im Dämmerlicht durchstreifen. Bei uns ist es noch sonnig.

Hochmoor Kleiner Kranichsee
“Gefressen” vom Hochmoor
Märchenhafter Kleiner Kranichsee
Märchenhafter Kleiner Kranichsee

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Die Beeren des Moores: schwarzblau und rot
Die Beeren des Moores: schwarzblau und rot
Wollgras - fast mit Einzelschutz zu verwechseln
Wollgras – fast mit Einzelschutz zu verwechseln

Den 1019 m hohen Auersberg mit Aussichtsturm und Radarstation erreichen wir ebenfalls mit kurzem Abzweig. Den Asphalt hinauf, bis zum Horizont wie mit dem Lineal gezogen. Oben also vor allem Autos, denn so möchte niemand laufen, auch nicht für die schönste Aussicht. Die ist es nicht. Angepriesen wird der Kammweg Erzgebirge – Vogtland. Ich entscheide mich für Heimfahrt ohne Wandern. Erzgebirge bedeutet wohl doch eher Weihnachten und Schnee.

Blick vom Auersberg
Blick vom Auersberg
Radarstation Auersberg
Auerhuhn längst tot, Radarstation dreht

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Faszination Bergwerk. Im “Glöckl” Johanngeorgenstadt

Eine Führung durch das → Schaubergwerk möchte ich sehr, sehr empfehlen – genehmigt ab 5 Jahren. Auch für Menschen, die schon viele Bergwerke kennen: die “Wismut” ist besonders.

Das Fahrzeug in die Grube
“Einfahren” in die Grube geht auch laufend
Hunte
Moderne Hunte

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Erzkiste
Erzkiste
Kumpel
Kumpel

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Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht
schon angezündt, schon angezündt.

Für alle, die für alte Männer, die Bergbautradition und das Erzgebirge keine Sympathie empfinden können: wenigstens für den musikalischen Spaß hier eine → Version mit Angelika Niescier, Saxophon (gibt’s auch militärisch 🙁 oder mit dem → Kumpelverein Aue und → FC Schalke 04).
Bergleute waren die ersten, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts zu gemeinnützigen und auf gegenseitige Unterstützung orientierte Bruderschaften unter dem Namen Knappschaft zusammenschlossen – historisch bedeutsam und seither mit der Muttermilch aufgesogen. Da musiziert man auch gern z’samm.

Ergänzend meine Vorab-Gedanken plus zeitnaher Nachtrag (öffnet in neuem Fenster).

Alter Schacht
Alter Schacht
Bohrungen
Nach der Versuchsbohrung Zitterhändchen?

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Maschinenraum und Mettensaal
Maschinenraum, heute Mettensaal
Die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute
Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute

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Wer jemals als Kind vor einem sich mechanisch bewegenden, vielstöckigen Miniaturbergwerk gestanden hat, in dem die Hunte rollen und kleine Bergmänner hämmern, wird sein Leben lang immer wieder einfahren wollen – wenigstens ein bisschen. In diesem Bergwaldprojekt habe ich sehr gespürt, wie eine Landschaft, ihre Tradition prägen – das Zentrum Freiberg, Sachsen, der Harz, das Mansfelder Land, Thüringen: fließende Übergänge seit Jahrhunderten.

s’ is Feieromd

Die Abendmahlzeit. Drei Gänge Überraschung: in jedem Fall vegetarisch, auf Wunsch vegan in extra Töpfchen.
(…nee, nich Vesper, das is in Mittel-Ost-Deutschland der Gang zum kirchlichen Abendmahl mit einem einzigen Schluck Wein…)

Bergwaldprojekt Lukullus
Bergwaldprojekt Lukullus
Bergwaldprojekt Zauberkunst
Bergwaldprojekt Zauberkunst

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Radieschenmäuse gab's auch
Nach den Radieschenmäusen die Kerfe am Blatt
Kunst im Alltag
Kunst im Alltag

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De Sonn steigt hinnerm Wald drübn nei
Besaamt de Wolken rut
A jeder legt sei Warkzeig hi
Un schwenkt zem Gruß sann Hut

´s is Feieromd, ´s is Feieromd
Es Togwerk is vollbracht
´s gieht alles seiner Haamit zu
ganz sachte schleicht de Nacht

Un übern Wald a Vögela
Fliegt noch sann Nastel zu
Von Dörfel drübn a Glöckel klingt
Dos mahnt: Legt eich zur Ruh
´s is Feieromd, ´s is Feieromd

Text und Musik: Anton Günther (1909)
Geht gar nicht heutzutage? → geht vielleicht doch… ***

Zum Feieromd Spiele, das funzt schon seit der römischen Kaiserzeit. Nix gewinnen außer Lachen. Und kuscheln – manche immer, manche manchmal.

kuscheln
Haselmausersatz
daddeln
´s is Feieromd. Danke für den Tipp: gehört bereits mir!

*** Problematische “Volkskunst”: manches verboten in der DDR, wieder problematisch wie der Text der deutschen Nationalhymne von A.H.H. von Fallersleben – der historische Kontext kann nicht mitgesungen werden. Kommentare sind für entsprechendes Liedgut im Internet deaktiviert. Lieber auch nicht wissen, was da zu lesen war… → Sachsen 1933- 1945: der historische Reiseführer. Ch.Links Verlag, Berlin, siehe auch Heimatwerk Sachsen, Wikipedia.

Medial aufbereitet (immer etwas zu gefühlig gesäuselt) trifft nicht jedermanns Geschmack, → hier ein Erzgebirgsüberblick. Das, was das Erzgebirge heute ausmacht, wird angesprochen; mit kurzem Filmausschnitt “Sonnensucher”.

 

Die Bilder sind vergrößert mit Klick in neuem Fenster zu öffnen.

Entlang der Łužiska Nysa

15.9.2018: rund 20 km mit den Cöpenicker Wanderfreunden und Hans-Jürgen Deutschland von Krzewina zum Kloster Marienthal, entlang der polnisch-deutschen Łužiska Nysa – der Oberlausitzer Neiße – bis Hirschfelde

Einmal um Krzewina nach Ostritz

Mit den Cöpenicker Wanderfreunden von Krzewina Zgorzelecka nach Ostritz
Mit den Cöpenicker Wanderfreunden auf der polnischen Seite bei Krzewina

Die Bahnstrecke Cottbus – Zittau führt vom Bahnhof Krzewina Zgorzelecka bis Hirschfelde über polnisches Territorium. Die Neiße als Grenzfluss erzwingt seit der Westverschiebung Polens nach dem Zweiten Weltkrieg ein kurioses Miteinander.

Krzewina: ein Dörfchen mit einem typisch polnischen Lebensmitteladen (alles Notwendige vorhanden), einigen Oberlausitzer Umgebindehäusern, wenigen noch-Bauernhöfen – wie überall auf der Welt nicht von Reichtum gesegnet.
Auf dem Feldweg Richtung Neiße: die Hagebutten riesig, die Bäume knackevoll mit Birnen und überreifen Äpfeln jeglicher Sorte. Berlin ist zu weit, um Länder überspringend am Öko-Lifestyle der Großstadtmenschen zu partizipieren.

Das Traumhaus in Krzewina Zgorzelecka
Das Traumhaus in Krzewina
Kropka - Punkt
Kropka – “Punkt” für gute Ware für gutes Essen

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Obstschwemme am Wege
Zu kleine Rucksäcke für die Obstschwemme
Sortenprüfung
Sortenprüfung – sauer ist gut, nur nicht unterwegs

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Stehe still mein lieber Wandersmann..., Grunau, © K.G.Brandler
Stehe still mein lieber Wandersmann…
Spätsommer östlich der Neiße
Spätsommer östlich der Neiße

Stehe still mein lieber Wandersmann,
Betracht, was ich für dich gethan;
Siehe an meinen blutgen Schweiß,
Alsdann verrichte deine Reis’,
Im Namen unseres Herrn.

Errichtet von Franz Eisler, Gutsbesitzer in Grunau, 1837

Ostritz, auch ein Traumhaus
Ostritz, auch ein Traum(a)?
Nichts ist mehr wie es war...
Nichts ist mehr wie es war…

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Ostritz, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Ostritz, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Zum Erntedankfest in Ostritz, © K.G.Brandler
Zum Erntedankfest

Ostritz – normaler Weise interesselos durchfahren – überrascht mit einem versammelten Häuflein Polizei. Ach ja, da war doch was bei den liebenswürdigen, gemütlichen Sachsen, die sich ihre Heimat nicht kaputt machen lassen wollen von Rechts. Unmissverständlich und riesig zum Empfang an die Hauswand gesprüht: “…Nationalisten ertränken”. Als Ortsfremde lese ich langsam und brauche einige Zeit vom einsamen, polnischen Feldweg auf deutsche Kleinstadtidylle umzuschalten. Für ein Foto zu spät.
Nicht selten künden auf dem Weg nun die Wasserstandsanzeigen von 2010: Mittelmeer ist vorstellbar. Zwischen ertrinken und ertränken gibt es einen einzigen Buchstabenwechsel. Lechts und rinks sind schnell velwechsert. Über das kreisrunde Loch im Fensterglas am Markt mache ich mir nun doch Gedanken.
Aber: es gibt schnucklige Häuser in Ostritz.*

Von Ostritz zum Kloster St. Marienthal

Collage: Zisterzienserkloster Marienthal, Bild aus der Kirche (Bernhard von Clairveaux) und Inschrift nach der Überschwemmung 2013 über einem Portal, © K.G.Brandler
Collage: Bildnis Bernhard von Clairveaux aus der Klosterkirche plus Bittschrift über dem Portal der ehemaligen Wagenremise

Das um 1230 gegründete Kloster St. Marienthal ist das älteste, ununterbrochen existierende Nonnenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. In der Niederung in unmittelbarer Nähe zur Neiße angelegt, wurden die Gebäude 1683 durch einen wütenden Brand niedergelegt, später von den Hussiten und 2010 vom Hochwasser zerstört. Inzwischen vollständig saniert, beeindruckt das Architekturensemble mit seinem schweren, böhmischen Barock.

Papst Johannes und der wiederbelebte Kontakt nach Polen
Geliebt: Papst Johannes Paul II – Karol Józef Wojtyła
Kloster Marienthal hinter der Mauer
Kloster St. Marienthal hinter der Mauer

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Mitgliedsbetrieb beim ADFC und Oberlausitz per Bus
Radwander-Paradies
Stille, Andacht, Festlichkeiten und auf facebook ist das Kloster auch
Stille, Andacht, Festlichkeiten

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Klosterkatze - sie hat den Sinn verinnerlicht
Ohne Zweifel: der Sinn eines Klosters ist verinnerlicht
Der Weinberg
Der Früchte tragende Weinberg Gottes…

Das Leben aber scheint für das Kloster auch ohne Flut und Eroberungen höchst virulent. Es gibt vieles zu kaufen. Man kann und darf vieles – vom Gast-Wohnen bis zum Schlemmen und natürlich heiraten. Es gibt ein Schau-Sägewerk, einen Garten der Bibelpflanzen, einen Wein-(Bibelpflanz-)Berg, einen Kalvarienberg und zu allem Führungen, Seminare, Workshops. Kloster St. Marienthal – Mitgliedsbetrieb beim ADFC und bei Oberlausitz per Bus. Auf facebook ist das Kloster auch. Nur die Pflaumen vor der Mauer fallen ungenutzt von den Bäumen.

Entlang der Łužiska Nysa – der Oberlausitzer Neiße

Das derzeit "zahme" Wildwasser der Neiße - für Schlauchbootfahrten eine Herausforderung, © K.G.Brandler
Das derzeit “zahme” Wildwasser der Neiße

Zu Fuß das Neißetal entlang bis Hirschfelde ist nach der Flut und Freigabe des neuen Radweges kein uneingeschränktes Vergnügen. Dass die Orte vor neuem Wasser geschützt sind durch Spundwände, ist in Zeiten des Klimawandels notwendig. Die durchgehende Versiegelung des Talweges aber hat nichts als den Kloster-Touri im Blick: Wachstum um jeden Preis – das wildromantische Tal von einst ist zur Parklandschaft mutiert. Der noch heimische Feuersalamander wird erFAHRungsgemäß bald den rasenden Radlern auf dem glatten Asphaltgeschlängel zum Opfer fallen.

Hinweistafel
Hinweistafel. Suchet so werdet ihr finden
Die Entdeckung des Wunderbaren, St.Marienthal, © K.G.Brandler
Die Entdeckung des Wunderbaren

Die betagten Ordensfrauen freilich werden unbeschwerlicher als über blank geschliffene Basaltsteine oder schlichte Waldwege den Felsen am Höllbach mit dem “verlassenen Kreuz” erreichen. 1774 errichtet, durfte dorthin mit 1870 verschärften Klausurregeln einige Zeit lang nicht gepilgert werden. Vor wenigen Jahren hat der Gekreuzigte den legendären Ort noch endgültiger “verlassen”: das blecherne Kleinod wurde ganz gottlos geklaut.

Das Neiße-Wehr am Kloster Marienthal
Das Neiße-Wehr am Kloster Marienthal
Polnisches Ufer der Neiße vor Marienthal
Rest der Neiße-Brücke vor Marienthal

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Zum Andenken an König Albert von Sachsen, Kaiser Friedrich III und Wilhelm I
Gedenktafel für König und Kaiser
Heilquelle-Rastplatz am Neiße-Radweg, © K.G.Brandler
Heilquelle-Rastplatz am Neiße-Radweg

Nur wenige Flusswindungen hinter dem Höllenbach fließt ein Bächlein den meist steilen, durchgehend bewaldeten, westlichen Hang hinab – wahrscheinlich das Rinnbörnel – hier als „Heilquelle“ bezeichnet. Zusätzlich kleine “Bommeln” bergauf zu laufen, könnte zur lohnenden Entdeckertour werden – so wie die Gedenktafel “Zum Andenken an König Albert von Sachsen, Kaiser Friedrich III und Wilhelm I” eigentlich nur auffällige Markierung ist für das dahinter liegende Felsgebilde aus Rumburger Granit – eine geologische Besonderheit.
Kurz vor Rosenthal ein “Wolfsgraben”. Die neuen Wölfe haben sich glücklicher Weise und gottgefällig aus dem Klosterwald in die weitläufigeren Wälder der Niederlausitz verzogen.

Tunnel - geheimnisvolle Wegeführung am östlichen Ufer
Tunnel-Suchbild, geheimnisvoller Weg am östlichen Ufer
Geschützter Hangwald
Klosterwald: geschützter Hangwald

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Mauer am Steilhang des östlichen Ufers der Neiße, unterhalb ist der blühende Knöterich zu sehen
Befestigungsmauer des östlichen Ufers, unterhalb ein blühendes Knöterichdickicht
Durch den Staudenknöterich hindurch kaum noch zu sehen: die Brücke über die Neißeschleife, © K.G.Brandler
Durch den Staudenknöterich hindurch ist diese Brücke über die Neißeschleife kaum zu sehen

Anderes beunruhigt im Landschaftsschutzgebiet “Neißetal und Klosterwald”: auffällig überwuchern urwaldartige Bestände des Staudenknöterichs die Ufer der Neiße. Der über zwei Meter hohe Neophyt hat flächendeckend beidseitig, weit ins Wasser ragend alle einheimische Pflanzen verdrängt. Stellenweise sieht das östliche Ufer nicht mehr begehbar aus.

Bahnbrücke über die Neißeschleife, © K.G.Brandler
Bahnbrücke
Angst-Brücke über die Neiße, © K.G.Brandler
Angst-Brücke

Schon die Zerstörung der einstigen Brücken Richtung Kloster hat der Durchgängigkeit ein Ende bereitet. Zwischen der Fußgängerbrücke am Bahnhof Ostritz und einer Brücke in Zittau gibt es wahrhaftig nur die Möglichkeit, die enge Schlucht der Neiße mit dem Zug zu queren. Wieder habe ich auf der Rückfahrt verpasst: queren wir eine oder zwei Brücken? Der Radweg schlängelt sich unter zweien entlang. Hilf, Maria hilf: von unten bestens sichtbar – wirkt zumindest eine der Brücken erschreckend verbogen und instabil.
Mir war das Überfahren mit dem Blick nach unten nie geheuer.

Wir opfern uns als Vergleichsmaßstab
Wir opfern uns als Vergleichsmaßstab
Die Neiße verblockt
Die Neiße verblockt

Zwei voll besetzte Schlauchboote juchzen heran.  Ja, es kann von Hirschfelde nach Marienthal gepaddelt werden. Nach mehr als einer Stunde hängen die Boote – vom Zug aus zu beobachten – immer noch zwischen den Steinen der durchaus auch tückisch strömenden Neiße. Das sieht weniger lustig aus…

Oberlausitzer Umgebindehäuser und Industriekultur

Umgebindehäuser in Hirschfelde, © K.G.Brandler

Nie hätte ich gedacht, noch einmal einen Ort mit so vielen, aneinander gereihten, unverfälschten Umgebindehäusern zu entdecken. Die Traumhäuser meiner Kindheit! Lebensgefühl: Geborgenheit.
Wahrscheinlich liegt die Ästhetik dieser Häuser im Reiz des unterschiedlichen Naturmaterials und der nachvollziehbaren Funktionalität einer Kombination von Block-, Fachwerk- und Steinbau.

Rosenthal - Industriebauten II
Rosenthal – palastartig
Rosenthal - Industriebauten 1
Geheimnisvolle Industriebauten mit Patina

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Straße in Rosenthal
…mit südländischem Flair
Rosenthal bei Hirschfelde, © K.G.Brandler
Sächsische Lebensqualität – einst

Ähnlich begeistert der erste, heute nur flüchtige Blick auf die Bauten des “Historischen Hirschfelder Industriepfades”.
Erstaunlicher Weise gibt es in diesen Grenzorten im Dreiländereck noch viel, viel zu entdecken, bevor die seltenen Überbleibsel hinter perfektionistischer Restaurierung und angepasst an unsere gehobenen Bedürfnisse verschwinden werden. Vielleicht gehen sie auch endgültig verloren, weil weder Landschaft noch Bauten tätig und langsam wachsend, wieder belebt werden können. Klaro – orientalisch und südländisch liebten es die Sachsen schon immer. Hier und heute wäre manches zu schaffen. Mit rasanter Globalisierung ist allerdings nichts zu haben außer teure Billigkeit mit Austauschbarkeit und Charakterlosigkeit aller Dinge.

Hirschfelde: Bahnhof in Sicht! © K.G.Brandler
Hirschfelde: Bahnhof in Sicht!
Bienenweide oder die Geschichte vom verlorenen Schlüsselchen
Bienenweide oder die Geschichte vom verlorenen Glück

Sehnsüchtig und nostalgisch, voll mit unerwarteten Eindrücken: icke.
*→ Energie autark, ein anderer Blick auf Ostritz

Die Bilder sind mit Klick scharf zu vergrößern.
Sehr Danke für zusätzliche “Menschenfotos”!

Zur Hochwaldbaude

20 km Wanderung mit Hans-Jürgen Deutschland und den Cöpenicker Wanderfreunden ins Zittauer Gebirge.
Rundum schauen – genießen – zügig wandern – mehr ist eigentlich nicht zu sagen.

Das erste Ziel in der Ferne: die Napoleonslinde
Von Zittau aus das erste Ziel in der Ferne: die prächtige Napoleonslinde
Weitblick
Weitblick bis ins Böhmische zum Jeschken
Kletterfelsen
Kletterfelsen (ohne uns)
Schnell oder langsam, es ist egal
Schnell oder langsam, es ist egal

Am Fuß der Berge angekommen kurz den Geldsteinweg, dann noch etwas höher aufwärts – an Kletterfelsen vorbei – Felsengasse bis Aussichtspunkt Lubisch-Höhe – von der Zweigstelle Kammloch zwischen den Grenzsteinen C und D steinig und steil zur Hochwaldbaude.

Das coole Ziel
Das coole Ziel
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude
Auf der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland: Gipfelkreuz Hochwaldbaude

Fernsehnsucht entwickeln, al Gusto Einkehr oder → Kräuter (nur als Popupfenster!) sammeln und geradewegs auf sicherem Weg zum Bahnhof Oybin.
Die Dampflok kommt fauchend und pfeifend – die Kinderherzen hüpfen und die alten auch: es geht wie in früheren Zeiten mit dem Bähnle zurück nach Zittau.

Bahnhof Oybin
Bahnhof Oybin – seit 1890
Zufriedener Wanderleiter
Hat alles nahtlos geklappt: ein zufriedener Wanderleiter

Bergsichten und Konditionstest: wieder einmal völlig anders als Brandenburg mit insgesamt ca. 14 Stunden (für mich allein von Bett zu Bett) unterwegs  – mit geradezu fliegenden Anschlüssen allerorts (manchmal reagiert die Bahn flexibler als ihr Fahrplan – danke an die ODEG). Das hat gelohnt – für die Wiederholungstäter und für die Neulinge!
Außerdem Sonne satt mit strahlend blauem Himmel und kühlendem Wind – ein kräftiges Schattenspiel nicht nur im Wald:

Zugkopplung
Wagenkupplung der Zittauer Dampf- und Schmalspurbahn
Die Straße
Wußtet ihr, was euer Kniegelenkknorpel kann und können muss? Das war Straßenrennen, -springen und -hüpfen von der Hochwaldbaude abwärts nach Oybin

 

Rund um die “Krone des Erzgebirges”

Zwei Wanderungen mit Wolfgang Pagel und dem WSV Rotation Berlin am 10. und 11. März unter dem Motto
“Frühlingserwachen im Sternmühlentag”

Schloss Augustusburg

Seitliches Tor
Seitliches Tor
Alte Mauer von Schloss Augustusburg
Alte Mauer von Schloss Augustusburg

Eine Bahnanreise von Berlin nach Augustusburg hat ihre Tücken. Davon schweige ich und belasse auch anderes als nicht meine, sondern die Bürden eines Wanderleiters. Alles ist buchbar in und auf dem nigelnagelneu restaurierten Schloss Augustusburg und alles findet sich in diesem prächtigen Bilderbuchzustand als Foto. Weithin und aus allen Richtungen sichtbar schimmert und glänzt nun der imposante Renaissancebau im Morgendunst ebenso wie in der Mittagssonne oder des Nachts wirklich als Krone auf seinem Vulkankegel. Trotzdem, etwas nostalgisch denke ich an meinen ersten Besuch 1967 auf dem freilich herunter gekommenen Schloss, an die noch vorhandene Präparatorenwerkstatt, die gerade erst sichtbar gewordenen Hasen des Dresdner Hofmalers Heinrich Göding – hauchzart und eher transparent über dem Putz liegend. Einige Gemächer sind immer noch in Arbeit, letzte Spuren, schwindende Historie…
Restaurierung kann nur annäherungsweise sein. Überaus authentisch und gruselnd in jedem Fall das technische Meisterwerk des Schlossbrunnens, auch wenn das Wasser anstatt herauf gezogen nur hinein geschüttet wird.

 

Zum Kunnerstein und ins Sternmühlental

Blick vom Kunnerstein
Blick vom Kunnerstein
Zschopau und Bahngleise
Zschopau und Bahngleise

Das Können der erzgebirgischen Bergleute hat die Landschaft geprägt. Technische Denkmale wie Brunnen und Schächte, Brücken und Uferbefestigungen begegnen dem Wanderer im Erzgebirge häufig. Auch die Standseilbahn Erdmannsdorf – Augustusburg zählt zu diesen Attraktionen – ansonsten läuft man 2 km mit 240 Höhenmetern auf- oder abwärts zur Burg*.

Wir laufen. Vom Schloss aus geht es perfekt abgesichert am bewaldeten Südhang des Schellenberges zum Kunnerstein mit Blockhüttenveranda, Höhle und Ausblick auf das Zschopautal (richtiger wohl Zschopental). Der Fluss windet sich weitgehend natürlich und mit wildem Wasser entlang der Bahnstrecke und Straße.

 

Überdachte Holzbrücke Hennersdorf
Überdachte Holzbrücke Hennersdorf, erbaut 1840
Holzbrücke über die Flöha bei Hohenfichte
Holzbrücke über die Flöha bei Hohenfichte – eigentlich erst vorbei gekommen während der 2. Wanderung.
Große Frage: Welchen Zweck hat der Betonpfeiler neben dem alten Mäuerchen?

Spuren des Bergbaues sind immer noch zu finden. Am Berghang vom tief gelegenen, lieblichen Sternmühlental findet sich ein Mundloch zum Augusta Stolln, bezeugt als Winterquartier für Fledermäuse. Dass diese nun beneidenswert an Silber oder Gold hängen, kann eindeutig verneint werden. Gefunden wurde ein graphitähnlicher Ton, der gerade einmal zum Schmieren der Chemnitzer Spinnmaschinen taugte. Insofern ist der weibliche (kaiserliche) Name weder für feministische Statistiken noch die gegenwärtig auflebenden Debatten zu gebrauchen. Nach Gold wurde zwischen 1576 und 1597 und noch einmal 1717 erfolgreich in den fließenden Gewässern des nahe gelegenen Euba geschürft. Zwischenzeitlich dürfte da einiges wieder an die Oberfläche gekommen sein!
Aber gegen Mittag beginnt die Gruppe sportlich schnell zu werden – warum wohl… Irgendwo greife ich wenigstens einen der silbrig glänzenden Phyllitsteine, der sicher mehr nach Erz aussieht als es so direkt aus der Erde je Silber oder Gold könnten.
Letztlich ist alles bis hin zu den riesigen, alten Steinbrüchen längst wieder bewaldet. Höchstens an Straßen- und Wegrändern oder unter entwurzelten Bäumen tritt noch Gestein zu Tage.

Augusta-Stolln
Bergbauspuren: Mundloch zum Augusta-Stolln
Phyllitschiefer, der Muskovitanteil ezeugt den seidenartigen Glanz
Phyllitschiefer, der Muskovitanteil ezeugt den seidenartigen Glanz. Unten rechts, nicht schiefrige Bruchfläche: Quarz.
Gestein im Stadium der Verwitterung
Gestein im Stadium der Verwitterung, die Schieferung ist noch zu erkennen
Der Schwarzbach im Sternmühlental
Der Schwarzbach im Sternmühlental
Brücke zur Sternmühle
Brücke zur Sternmühle. Es war ein Baum und nicht dieser Winter!

 

Der weiße Wolf vom Adelsberg

In Höhe der namensgebenden, pikobello Sternmühle wechselt der Weg über den Schwarzbach und das Tal hinweg in den Schwarzwald. Es lohnt nicht, hier dem Holländer-Michel oder dem Glasmännlein nachzuspüren. Ohne weitere Waldesblicke zu verschwenden, stimuliert das mittägliche Hungergefühl die schlaffen Glieder – vielleicht sogar auf einem Teilstück des Alten Böhmischen Steigs – zur → Ausflugsgaststätte Adelsbergturm. 508m liegt der Turm hoch, kaum 100 Höhenmeter werden es gewesen sein. „Waidmanns Dank“ kann hier entrichtet werden in Gestalt von feinem Wildgulasch mit in Butter und Mandelsplittern geschwenktem Rosenkohl und hausgemachten Semmelknödeln, serviert zwischen Borstenviehschwarte, Elchkuhbalg und Geweihtrophäen. Einzig die Jagd auf den weißen Wolf hinterließ kein Fell. Sie war stets misslungen, bis der kinderliebe Weiße als Retter vor einem umher streifenden grauen Wolfsrudel sein Gnadenfleisch verdient hatte. Bis heute steht für seinen Nachkommen eine Schüssel bereit. Das aber ist eine der vielen Geschichten vom Adelsberg, die wie manches Geheimnisvolle, das der Jagd- und Kampfestradition anhaftet nicht jedem behagt und mancher verdrängt oder bezweifelt – aus welchen Gründen auch immer.

Der weiße Wolf vom Adelsberg
Der weiße Wolf vom Adelsberg

 

In der Gegenwart durch die Vergangenheit

Zurück nach Schloss Augustusburg geht es über viel freies Feld in kaltem Wind. Die Dörfer haben ihren erzgebirgischen, bescheidenen Charakter weitgehend abgelegt und die Baumärkte haben verdient. Ein alter Hof erinnert mich an → Clara Mosch. So etwa sah es damals aus – oder doch größer? Verkehrte Hasenwelt. Auch Besitz kann lästig sein. Anderenorts stehen von den einst mächtigen Fabriken nur noch Hüllen. An den Flüssen sind vor allem die verfallenden Brettmühlen, Öl- und Mahlmühlen zu entdecken und jetzt ringsum vereist.

Gehöft im Chemnitzer Land
Gehöft im Chemnitzer Land
Mühlen aller Art, jetzt verfallen
Mühlen aller Art, jetzt verfallen
Vereist
Vereist
Der Wassergraben deutet an: auch das könnte eine Mühle gewesen sein
Der Wassergraben deutet an: auch das könnte eine Mühle gewesen sein
An der Flöha-Brücke Erdmannsdorf
An der Flöha-Brücke Erdmannsdorf – noch träumt das Haus…
Das Erbe war sicher in dieser Gegend klein und reicht eben nicht über den Tellerrand
Das Erbe war sicher in dieser Gegend klein und reicht eben nicht über den Tellerrand
Das sozialistisch enterbte Erbe
Das sozialistisch enterbte Erbe. Die Jugend geht – egal wie – immer dahin… (mit kollektivem Dank als Erinnerung für H.Otto)
Das große und das kleine Erbe
Das große und das kleine Erbe

Es sieht nach Krieg aus – oder DDR und Heimat?, ist aber Globalisierung oder irgendetwas in dieser Art. Man lebt jetzt von touristischen Aktivitäten, also der Philosophie des sächsischen Kurfürsten hinterher: auch Schloss Augustusburg wurde ja nur nach Lust und Laune genutzt. “Biker willkommen”. „Wanderwege anspruchsvoll, besonders fürs Rad“ lese ich. Das mag sein. Dem Fußwanderer beweist sich der Mittelgebirgscharakter eher dem Auge als den Beinen. Die Länge der Natur belassenen Strecken ist auf Verdauungsspaziergang ausgelegt. Variantenreich, jenseits von Beton, Split und breiten Forstwegen funktioniert wenig.
Wir aber haben am Ende 31 km mit je 900 auf- und absteigenden Höhenmetern geschafft und mit Sicherheit an diesem Tag einen erzgebirgischen Wanderlatschen verdient – sofern der irgendwo als Anhängerchen zu erwerben wäre.

Der Wanderlatsch
Der Wanderlatsch

 

Die Hetzdorfer Schweiz und der Eisenbahnviadukt

Da kein Winter mehr, aber auch kein Hauch des erhofften Frühlings, stauben die Waldwege trocken laubbraun sofern sie nicht zerfahren und steingrau gefroren sind. Die nachts sichtbar gewesenen Schneereste waren versprengter Kanonenschnee von der Rodelbahn.
Die zweite Wanderung geht flott vonstatten mit 19 Kilometern und je 400 auf-und absteigenden Höhenmetern. Im Tal der Flöha und der Großen Lößnitz entlang geht es auf einen Höhenweg der Hetzdorfer Schweiz, die sich auch mit einem “Bastei”-Felsen schmückt. Von dort ist der Ausblick auf den → Hetzdorfer Viadukt zu genießen, einst Eisenbahnbrücke einer Fernverbindung Schlesien – Süddeutschland, seit einigen Jahren begehbar. Wieder also überstrahlt die alte Technik, diesmal die Steinmetz- und Brückenbaukunst alles: das Naturabenteuer steht in dieser Gegend einfach nicht an erster Stelle.

Höhenweg über dem Fluss
Höhenweg über dem Fluss
Eisenbahnbrücke über die Flöha zwischen Leubsdorf und Hohenfichte
Eisenbahnbrücke über die Flöha zwischen Leubsdorf und Hohenfichte
Ufermauer an der Flöha, Richtung Hetzdorfer Schweiz und Viadukt
Ufermauer an der Flöha, Richtung Hetzdorfer Schweiz und Viadukt
Hetzdorfer Viadukt von der Bastei der Hetzdorfer Schweiz gesehen
Hetzdorfer Viadukt von der Bastei der Hetzdorfer Schweiz gesehen
Am Fuß des Schellenberges, das Schloss Augustusburg schimmert durch die Bäume
Am Fuß des Schellenberges, das Schloss Augustusburg schimmert durch die Bäume (auf dem Foto nicht zu erkennen)

Vom Abschiedsschlemmen berichte ich nicht, obwohl die Erinnerung an die kulinarischen Exzesse des kurfürstlichen Sachsen in und um Augustusburg offensichtlich jetzt maßvoll und doch höchst kultiviert weiterleben. Da heißt es: selbst den Kuchen probieren!

Foto W.Pagel
Danke für dieses Foto!

* Tracks und Höhenmeter sowie eine Fotodokumentation stellt W.Pagel, WSV Rotation, seinen Mitwanderern stets zur Verfügung.

Zu diesen beiden Wanderungen gibt es zwei Exkurse:
Das Liebesleben der Natur
Das Ende der Eiszeit oder der Klang vom Großen Tauen

Sächsische Schweiz

Sebnitz, ca. 1979
Sebnitz, Kinderzeichnung ca. 1979

Sebnitz, ein wunderbarer Ausgangspunkt für Wanderungen in der Sächsischen Schweiz. Mitten durch das Städtchen führt tief in das Felsgestein geschnitten der Bach Sebnitz. 2010 stieg sein Hochwasser unvorstellbar und überschwemmte die Stadt bis zum Markt hin.

Elbsandsteingebirge
Elbsandsteingebirge, Kinderzeichnung ca. 1979

Die Sächsische Schweiz ist sicher die beeindruckendste Landschaft, die wir in Ostdeutschland – also der abgesperrten DDR – hatten. Dort zu wandern ist bester Ersatz für jegliche Sehnsucht nach Afrika oder Amerika (Karl May lässt grüßen…). Dass ein Kind die horizontalen, oft ganz gelben Sandsteinablagerungen allerdings als “Scheiblettenkäse” bezeichnen konnte, lag wohl weniger an der Versorgung aus Konsum oder HO, sondern an netten “Westpaketen”. Jenseits der Erinnerung: gab es um 1980 überhaupt Scheiblettenkäse in der DDR? Vielleicht doch, denn höchst beliebt war “Karlsbader Schnitte”, Brot mit Käse überbacken, die opulente Gaststätten-Variante zum häuslichen “Armen Ritter” oder gebratener Schnitte mit Knoblauchzehe bestrichen.

Vereiste, abschüssige Brücke mit Metallgitter im Kirnitzschtal
Vereiste, abschüssige Brücke mit Metallgitter im Kirnitzschtal, Kinderzeichnung ca. 1979

Dass die Sächsische Schweiz durchaus Gefahren birgt, haben wir eindrücklich erlebt. Der breite, damals sandige Weg entlang der Kirnitzsch (heute so weit ich weiß, versiegelt) war eine einzige, abschüssige Eisfläche zwischen Fels und Brückengeländer zum mehrere Meter tiefer liegenden Fluss. Und das eiserne und eisig kalte Brückengeländer eben ein Geländer zum Festhalten in Höhe der Arme, aber zum problemlosen Durchrutschen. Es war die ureigene, sportliche Höchstleistung und der Überlebenswille meiner Tochter, sich dort sofort wieder hochzuhangeln. Schnelle Hilfe war unmöglich.
Ein zweites Mal: mitten in der Nacht mit zwei Kindern verlaufen. Ein einsames Forsthaus – der Förster hat uns nachts mit dem Auto nach Sebnitz gefahren.
Ich liebe die Sächsische Schweiz bis heute!
Zeitweise fuhr in der Sommersaison ein durchgehender Zug von Berlin aus. Sogar in noch früheren Zeiten gehörten die Sächsische Schweiz bis hin zum Riesengebirge zu den Ausflugszielen der Berliner.
Traurige Zeiten des öffentlichen Verkehrs im 21. Jahrhundert, aber viel Gerede um Klimaabkommen…