Sonntag, 15.07.2018 bei herrlichstem, verträglichem Sommerwetter: 21 km, vier Seen und ausgedehntes Schwimmen in dreien. Ein vielseitiges und total erholsames Wandererlebnis mit Eckhard Knauer und dem WanderSPORTverein Rotation Berlin von Gransee an der Stadtmauer entlang (eine seltene Route) direkt ins Grüne hinein, zum Großen (Bade-) und zum Kleinen Dölchsee, auf dem Uferpfad vom Huwenowsee zur zweiten Badestelle, am Verbindungsfließ zum kühlenden Abschlussbad im Wutzsee und nach Lindow mit Klosterkirche und Eis, Eis, Eis…
Mehr ist zu diesem Tag nicht zu sagen (auch wenn zu manchen Orten einiges bemerkenswert Historisches gesagt wurde):
Glücksgefühl und sommerliches Wohlbefinden!
Mit sehr herzlichem Dank an die mit meinem Handy Dokumentierenden!
Nach zwei Stunden vom Alex bis Hangelsberg unterbreche ich genervt die Zugfahrt. Mein spontanes Vorhaben: Fürstenwalde mit Badepause in Trebus.
Für 45 ha Friedwald fehlt mir die Lust. Ich beginne oberhalb im rechtwinkligen Zickzack durch ein schnurgerades Wegenetz zu schlendern. Muss nur oft genug abbiegen, um die Vielfalt dieses Waldes genießen zu können. Maiglöckchen und Farne als seine Besonderheiten sind schon welkend. Auf allen Nebenwegen wuchert das Grün. Meine Schuhe waren für blühende Heide ausgewählt, im Nu bekomme ich nasse Füße. Wenn nur wenigstens der Weg weiter führen würde… Trotz „Friedwald“ (wieso, weshalb, warum plötzlich hier?) stehe ich vor undurchdringlicher Natur, schlage mich nach links durch dichtes Gebüsch.
Hinter einer feuchten Senke wäre wieder ein Parallelweg zu erwarten. Die Senke stellt sich als lang gezogener, einstiger Bachlauf (einst der Trebuser Graben?) heraus, durch genau einen Lebensraum von Wild. Ich schleiche parallel auf trockenen, deutlichen Pässen entlang. Es ist vorwärts zu kommen. Der Fuchs scheint hier Rehwild vom Luderplatz verspeist zu haben, die gebleichten Knochen haben eine zu stattliche Größe, um eigene Beute zu sein. Wie erwartet: ich kreuze einen der perfekten Hänsel-und Gretel-Wege aus Kies und weißem Staub. Nein, weder solchen, noch einen von den maschinengemähten zu den Ansitzen – verlockend in natürlichen Biegungen, doch man läuft im Kreis.
Also weiter auf tief gefurchten, überwachsenen Wegen und voller Brombeerschlingen. Die Gegend wird auffallend hügelig. HIER bin ich noch nie gewesen, obwohl ich schon häufig den Trebuser See aus dieser Richtung angesteuert habe. In feuchten Senken steckt mit Sicherheit Wild drin, zum Glück keine Anzeichen von Wildschweinen. Nur Wechsel von Rehen und Ausstiege vom Fuchs. Die Fäzes auf dem Weg dampfen fast noch: das war Beerenschmaus. Stehenbleiben ist unmöglich: Mit jedem Schritt störe ich Schwärme winzigster, durchsichtiger Insekten auf. Sirrende Gnitzenweibchen: die brauchen mein Blut für die Entwicklung ihrer Eier.
Ich bin in einen Kessel jetzt ausgetrockneter Gewässer geraten, vielleicht verbirgt sich noch ein Restgewässer. Ich schleiche umher und suche den Weg. Ein Hochsitz und einer der von mir ungeliebten Unterstände mit weit offener und trotzdem keinesfalls einladender Tür.
Das mache ich ungern und selten: Umkehr. Über einen völlig trockenen Bachlauf, dort endlich führt ein dammartiger Weg geradeaus. Bin knülle vom vielen Vor und Zurück, den Brombeeranken und dem tiefen, feuchten Gras: jetzt will ich nur noch den Waldrand erreichen.
Die Gnitzen verschwinden. Ich komme weit hinter Jännickendorf aus dem Wald, muss zurück, hügelig über Trockenrasen, nach rechts zum Kopfsteinpflasterweg 4 km bis Trebus, zum See etwas mehr. Der Name des fischreichen Sees (altslawisch zu Trebiti = Roden) ist erstmals 1285 nachgewiesen. Über einen Kilometer lang erstrecken sich einige kaum besuchte, kleine Badestellen.
Am Ende fließt ein kleiner Bach aus dem See, der in alten Forstakten „Hangel“ genannte „Trebuser Graben“. Dieses Hangelfließ ist Zufluss und Abfluss und mündete einst in die Müggelspree.
Wahrscheinlich bin ich anfangs durch genau den Graben trockenen Fußes gegangen.
Zuletzt noch einmal etwa 5km bis zum Bahnhof Fürstenwalde. Ich springe nach wahrscheinlich mehr als 25 km gerade noch in den Zug kurz vor 16 Uhr.
Zu Haus, auf der Karte sehe ich: mitten zwischen Löckmitztal und Trebuser Graben liegt das Forsthaus Plaat und ein Höhenzug, der Hangel, 1217 erstmals erwähnt als „hangende Berge“. Von einstigem Gewässer ist nichts zu erkennen. Ob das Haus noch steht, weiß ich nun nicht. Ruinen gibt es in diesem Forst und auch Wasser führende Gräben an denen urplötzlich die Wege enden, das weiß ich von früheren Wanderungen. Man muss alles nur wiederfinden…
August 2017: Sandgrube und Teufelssee für Berliner Langschläfer
Wieder ist der Regio kurzfristig anders gefahren und überhaupt, der Tag ist halb vorbei. Also kehrt Marsch in den Grunewald zu Sandgrube und Teufelssee.
Auf meiner Wegevariante ist immer auch „Holzaktion“, es wird gebaut und gesägt: der Grunewald ist ein Wald für die echten Berliner.
In der Sandgrube darf jeder zum Kind werden. Siehe da, ein seltsames und seltenes Tier: Ein Sandohrwurm. Labidura riparia, mit etwa 25 mm ist er die größte heimische Art der Ohrwürmer. Die Männchen haben an ihren leicht gekrümmten Zangen einen kleinen Innenzahn, die Zangen der Weibchen sind gerade. Das müsste ein Weib sein.
Diesem hellfarben zarten Ohrwurm glaubt man sofort, dass seine Art niemals das Bedürfnis hat, in Ohren zu kriechen. Er frisst am liebsten Insekten. Sandohrwürmer kommen von Mai bis November vor, paaren sich bis September, legen 60−90 Eier ab und pflegen sie sorgfältig. Ich fürchte, das Weibchen weiß nun nicht mehr, wo seine Wohnröhren liegen: überall wuseln kleine Menschenkinder, schaufeln und graben Loch an Loch.
Zum eiszeitlichen Teufelssee gibt es viele kleine Wege. Eine Blindschleiche sonnt sich. Ich greife schnell zu, um noch ein Foto zu machen. Sie schlängelt sich ins Dunkel meines Ärmels. Ärmel haben zwei Löcher und so rutscht sie behend ins Kraut: meine eigene Reaktionsgeschwindigkeit ist kläglich.
Im Teufelssee, umgeben vom Naturschutzgebiet Teufelsfenn, darf nackt gebadet werden. Ab und zu springt ein Fisch aus dem Wasser. Das Gefühl, dass Fische sich auch um meine Beine und meinen Körper tummeln, werde ich nicht los.
In das sandige Ufer haben Enten ganze Morgensterngedichte geschrieben und die jungen Bitterlinge jagen umher. Noch im Juli waren es riesige Schwärme. Die adulten Bitterlinge mit ihren rot gefärbten Flossen schwimmen einzelner, aber sie huschen bei der geringsten Bewegung des Wassers weg. Nur ihre Schatten kann ich erjagen. Bitterlinge benötigen lebende Teichmuscheln zum Ablaichen und finden in Berlin und Brandenburg immer weniger Lebensraum. Hier im Teufelssee sind die Winzlinge Futter für die ebenfalls streng geschützten Ringelnattern.
An warmen Tagen liegen die Ringelnattern schläfrig auf den Zweigen vom Gebüsch und sonnen sich.
Aber das Gebüsch sieht in diesem Jahr gefleddert aus. Erst im Ökowerk kann ich eine dünne, sicher junge Ringelnatter beobachten: Sie taucht langsam unter dem Blatt auf, um sich elegant und geschwind durch den Teich zu schlängeln. Die beiden Minifrösche, die ich auch noch erspäht habe, sind ihr entwischt.
Weder richtig dicke Kröten, noch fette Frösche sind zu entdecken. Eine Libelle hält mich zum Narren, wenn sie wie ein Hubschrauber in der Luft steht, bei geringster Bewegung aber sofort abdreht.
Ich beäuge noch den Schierling, bin aber nicht sicher, ob ich ihn wirklich ohne Warnschild von ähnlichen Kräutern unterscheiden kann. Also nie etwas mit diesen weißen Dolden sammeln…
Drei, vier erholsame Stunden sind im Nu vorbei.
Die fehlenden Kilometer ersetzt das Schwimmen bestens.