Zukunft Giga-Wachstum – ergänzt!

4. Januar 2020, mit Ausgangspunkt Bahnhof Fangschleuse zwei Stunden im Regen auf eintönigen Nutzwald-Wegen. Die zukünftige Karte zeigt: hier führt nichts zu Gesundung. DAS wird ein Krebs in der Landschaft.
Ergänzt nach dem Sichten von Highway- und Megacityfotos im Internet.

Fangschleuse: vom Bahnhofs-Verfall zum Wirtschaftsstandort?

Die Dimension der Planung und meine Vision siehe “Waldspaziergang gegen Tesla”.

Zwischen Fangschleuse und Freienbrink: Giga-Tesla-Land
Fangschleuse, historischer Bahnhof im Verfall
Fangschleuse, Wanderwege

Homo ludens vs. Giga und Goliath

Wenige Schritte: ein kleiner Talismann, durch den ich nun diesen Wald sehe, der rasant verschwinden soll.

Tesla-Land aus Vogelperspektive
Wer weiß, ob noch Zeit bleiben wird, die schon mächtigen Kiefern zu verwerten. Auf google maps sieht der Nutzwald schäbig aus. Allerdings nicht schäbiger als andernorts im einst militärgestressten Ostdeutschland. In Zeitungsartikeln werden Menschen interviewt, die von Fichten sprechen: ahnungslose Interessenvertreter, hoffende – wahrscheinlich Neubürger – Teilhaber eines unbegrenzten Wirtschaftswachstums.

Tesla-Land bei Fangschleuse, gepflegter Nutzwald
Viele Bäume aber sowieso am Ende ihres nutzbaren Wachstums.

Forst Tesla: zerfahren und verfahren

Nur das Problem Wasser…

Zusätzlich ist auf dem Gelände (oder in Nähe?) der Tesla-Gigafabrik eine Abwasserbehandlungsanlage mit einer Kapazität von 252 m3/h vorgesehen.

Tesla-Land, Wasser des Lebens
Natürlich hat ein Normalbürger so wenig wie irgendein Vöglein unter Gottes Himmel oder wie ich selbst eine Vorstellung von dieser Menge. Was ich weiß: vor dem Zustand als Abwasser muss solches notwendig als Grundwasser oder Spreewasser eingespeist werden. Aber wir haben ja reiche Erfahrungen mit unseren Braunkohletagebauen.

Teslagelände, Blick Richtung Autobahn
Eigentlich ist alles bereits perfekt aufbereitet.

Bahnstrecke Erkner - Frankfurt/Oder
Die Hoffnung platzt bei den nächsten Generationen.

Zukunft unserer Kinder und Enkel: wenn schon kein Platzen, dann zumindest die Luft raus

Wo die kleinen Wunder wachsen

Traumvogel vor Buchenpflanzung
Verschwommen im Regen der stellenweise bereits mit Buchen aufgeforstete Kiefernwald. So naiv bin ich nicht, dass ich glauben würde, diese Tesla-Giga-Fabrik könnte noch von irgendetwas verhindert werden. Hierher verläuft sich ein Spaziergänger so wenig wie ein schützenswertes, wahrscheinlich mit Instinkt sogar “intelligenteres” Tier. Keine Vogelstimmen, nur mein Holzvöglein.

Trameten leuchten in Cyan-Blau
Gleichmäßig das Geräusch der Tropfen, die schwer in meine Jacke sinken. Der übliche, sichtbare und unsichtbare Staub hinweg gespült. Knallige Farbenpracht am tief dunklen Waldboden. Das dunkle Cyan-Blau der Trameten: fauliges Nass, eine biochemische Reaktion.

Baumpilze
Abgesehen von den jagdlichen Einrichtungen in der Nähe der Birkenporlinge im Laub endlich Zeichen der vorhandenen Mini-Fauna: Fraßstellen. Für viel Befruchtung werden die Verursacher nicht gesorgt haben.

Birkenporlinge und Insektenfraß am Laub
Auffällig der im Kiefernwald üppige Moosboden: neongrün leuchtend und weich.

Moosteppich vs. Versiegelung

Mobilitätswende

Frei gelegt von irgendwelchen Begehern der künftigen Radikalvernichtung: ein längst vergessener, von der Autobahn abgeschnittener Weg aus Richtung Erkner-Kabutzhöhe geradewegs nach Störitzsee. Wahrscheinlich schon damals unbeliebt weil gewöhnlich sandig unbequem.  Der Naturliebhaber wandert an der Löcknitz hinter der Bahnlinie. Diesseits Störitzsee: das Ziel einer jeden Berliner Kita oder Schule, natürlich mit Bussen von Tür zu Tor.

Meilenstein Tesla

Nun also Teslas E-Autos: die Brandenburger Modell-Lösung für die Energiewende und den Ausstieg aus der Braunkohle, öko-politisch als Weltenrettung propagiert. Verkehrswende allerdings ohne Reduktion des Individualverkehrs. Der schwarze, streng begrenzte Krebs auf der Karte wird sich weiter in den Wald hinein beißen, jenseits aller Straßen mit neuen Verkehrslösungen, unermesslichem Güterverkehr, Wohnungsbau mit rettenden Einnahmen für die schwächelnden Siedlungs-Kommunen.

Demonstrieren wir weiter freitags gegen die globalen Fehlentwicklungen, die Vernichtung des Regenwaldes. Für unser eigenes Wirtschaftswachstum, für Bevölkerungszuwachs mit neu erwachenden Konsumgelüsten, für Bestechungsgelder aus den Energiekonzernen. Tricksen wir die veschlafenen Hirne unserer eigenen Autoindustrie aus.
Freuen wir uns auf die Expansion von Tesla, wenn zu den kahlen Flächen der Windräder und Stromleitungen die vorgedachten Rohrsysteme unsere Erde vertunneln werden. So sehen schon immer futuristische Kinderzeichnungen aus und lange schon die Highways der USA, von Dubay, Peking, in Japan. Und gerade gegoogelt: Nanjings Kraftfahrzeug-Teststrecke.

Highway-Konstruktion, lizenzfrei

Vergesst den Wald.
Vergesst diesen piefigen Blogpost.
Zukunft tickt anders.

auf der anderen Seite von Fangschleuse: das Löcknitztal.
Gegenwärtig so weit von Berlin und Erkner entfernt, dass noch von Idylle die Rede sein kann.
→ zum Flächenverbrauch aktuell auf der Seite des Umweltministeriums.
Schwierig, DEN Link zu finden, der für die Traumfabrik Zukunft und nicht das pure Entsetzen steht. Einfach mal umfassender als nur Auto → HIER (Highway gibt es auch)

Nachtrag vom 28.1. (auch wenn manche denken werden, das wäre ein anderes Thema):
HIER vor allem als Video von Architects4Future
und HIER

Umweltverträglichkeitsprüfung, öffentlich ausgelegt vom 06.01. – 05.02.2020
Alle Auswirkungen “gering” bis “mäßig”. Keine Ahnung, was Greta dazu sagen würde.

Paulinenaue, Havelländisches Luch

Letzte Dezemberwanderung 2019: Zug Richtung Wusterwitz vermasselt, neues Ziel: Ribbeck und das Havelländische Luch. Doch ich werde Ribbeck mit Ausgangspunkt Paulinenaue nicht erreichen in den berechneten vier Stunden. Darüber mag der Wanderprofi lächeln. Nicht einmal Genusswandern kann ich es nennen, jedenfalls tut es noch immer weh: nein, nicht der Körper.

Paulinenaue, klassizistischer Bahnhof, 28. Dez. 2019
Paulinenaue, klassizistischer Bahnhof

Paulinenaue

Wahrlich, es gibt einiges zu entdecken: hier wirkte der berühmte Eilhard Alfred Mitscherlich** im „Institut für Grünland- und Moorforschung“, später „Institut für Futterproduktion“: beides Forschungen, denen erneut Aufmerksamkeit beschieden sein sollte.
Eine feierabendmüde Frau hetzt mir entgegen. Ich kenne diesen sichtbaren Zustand aus meiner Nachbarschaft: Altenpflege. Die versorgenden Hände wohl nicht aus unseren Landen. Zeitdruck hinter den wunderschönen Fassaden. Ein offener Platz „betreutes Wohnen“ wird per Anschlag geboten.

Paulinenaue, Onkel Walters Scheune
Nicht nur das pikobello sanierte Gutshaus wurde einem neuen Zweck zugeführt.

Industrieruine mit prächtigem Turm
Zweck  heiligt erfreulicherweise den Erhalt: prächtiger Turm über einer fast schon malerischen Industrieruine. Gepflegte Kleingärten ohne Zaun schließen sich an. Gegenüber nigelnagelneu Privates. Alles und mehr auf der “Professor Mitscherlich Allee”, die einst eine Sichtachse zum Gutshaus gewesen sein dürfte.

Paulinenaue, Professor Mitscherlich Allee
Am anderen Ende des Ortes freundliche Begegnungen am Wegesrand. Sogar Vertrauen mit offenen Toren und glücklichen, leider nicht geschäftsfähigen Hühnern.
Eine Kirche mit Rundturm.

Paulinenaue, Dorfkirche
Zum Abschluss wieder der Bahnhof in seinem allseits beklagten Zustand. Das Kleinod ist verkäuflich.

Paulinenaue, Giebel am Bahnhofsgebäude

Bahnhofsgebäude mit Turm
Paulinenaue vom Blockhausneubau bis zur Industrieruine aus meiner Tagessicht ein chaotischer “Unort” mit “städtebaulichem Zentrum Bahnhof“. Das Leben tickt jenseits dieser Äußerlichkeiten. Ausdrücklich empfehle ich zur objektiven Beurteilung und zum Stöbern den Blog „Paulinenaue“***.

Havelländisches Luch

Zuvor aber Richtung Ribbeck. Die Wege durch das Lindholz werden von Anwohnern als nicht gangbar bezeichnet. Daran glaube ich nicht, aber der Flugplatz… nix für Wandersleut. Der naturnah klingende Bienenfarmer Weg entpuppt sich als viel befahrene Landstraße.

Holunder vor Pflanzung
Entlang von Ackerwiese gerate ich auf den alten Plattenweg Richtung Pessin. Vor Selbelang werde ich im Luch abbiegen. Links von mir die Äcker und trocken gefallene Gräben, das Schilf bis auf Reste abgeräumt. Rechter Hand erinnern einzelne Eichen und Erlen an uralte Hutezeiten.

Wald im Havelländischen Luch
Selten mehr als ein schmaler Saum Bäume, dichtes Unterholz und Windbruch im Schattengeäst.

Wald im Havelländischen Luch bei Paulinenaue
Alles genau richtig, um die kalt weiß strahlende, heute andernorts rare Sonne zu genießen.

Weide mit einsamen Kranich
Stille. Ein einsamer Kranich – warum nur schreiend? Später weiß ich: ein Kranich des Ibykus.

Am Selbelanger Damm

Baumpilze, Winterpilze

Judasohr am Holunderstamm, essbarer Pilz
Ich spezialisiere mich auf Augenschmaus. Judasohren, unerreichbar am Holunder – grad so mit hoch gestreckten Armen zu fotografieren.

Judasohr an Holunderästen, essbarer Pilz

Mein Pilz erster Wahl (noch vor Fliege): der Goldgelbe Zitterling. Erstes Trockenstadium, aber je nach Blickwinkel in vielfältigster Form. Ach, wie mir das kleine, schleimköpfige Ungeheuer um Liebe bettelnd entgegen kriecht…

Goldgelber Zitterling, essbarer Pilz

An bemoosten Baumstümpfen viel Trameten. Hier die Erfindung des Rades durch Schichtpilze. Wir sollten uns nicht allzu viel auf unseren Intellekt einbilden.

Schichtpilze an Eichenstamm

Große Lamellenpilze mit Stiel und in den unterschiedlichsten Zuständen.

Schüpplinge
Ich würde sagen: eine Art Schüppling. Auf jeden Fall nicht essbar.

Schüpplinge
Natürlich der Zunderschwamm – sehr gewöhnlich, es sei denn, Gänse ziehen etwas ungewöhnlich für diese Jahreszeit über den Himmel.

Zunderschwamm an Weidenstamm mit Gänsen am Himmel

Dann, kaum zu glauben: der Gemeine Samtfußrübling en masse. Nur einmal hab ich diesen unverwechselbaren Winterpilz im Spreewald entdeckt.

Samtfußrübling, mit Klick zu großer Ansicht

Von November bis März wächst er an Totholz besonders von Weiden oder Pappeln. Ich hänge mit dem Fotohandy zwischen und über dichtem Geäst. Weit unter mir – leider nein, die lassen sich alle nicht greifen.

Gemeiner Samtfußrübling

REGIONAL groß geschrieben

Der Pilzblick schult. Schaun wir nun doch insgesamt genauer. Vorgebohrt wurde.

Geheimer Durchblick

Lange hab ich über „Kleinigkeiten“ aller Art hinweg gesehen. Bei manchen weiß ich, dass ich sie nicht übersteigen sollte.

Jagdrevier
Wahrhaftig: ein Schuss. Aha, der Kranich des Ibykus. Vor einigen Minuten hab ich tölpelhaft mit kurzem Halt das wohl einzige Reh in dieser Landschaft vor die Flinte getrieben.

Richtung Ribbeck
Ich begegne der Jagdgesellschaft erst an der Biege nach Marienhof und Ribbeck. Denen hinterher nun keinesfalls.

Hochsitz im Havelländischen Luch
Wer weiß, welche der zahllosen Ansitze noch besetzt werden. Und auf den Speisekarten der gepriesenen Havellandküche steht solches Wild auch nicht sofort. Also: am Flugplatz Bienenfarm Kehrtwende.

Jagd heißt: sitz!
Die Muße des Rückweges kehrt sich nun aber auch mit anderer Aufmerksamkeit der schon erwanderten Landschaft zu. Undenkbar, dass der Blick nicht auf all den Müll neben den Platten fällt. Den regionalen Jagdgeschwadern fehlt sichtlich das Verantwortungsbewusstsein für die gepachtete Umwelt. Zu viel Bequemlichkeit beim immer lauernden Sitzen und Fahren? Ein Halt, zwei Schritte, ab auf den Hänger…? Ganz egal, wer das geworfen hat. Entlang der Plattenwege um den Gänselakengraben überall Fundstücke.

Virtuelle Sammlung
Hab mir die Mühe gemacht, virtuell zu “versammeln”. „Schnelle Vorbeifahrten“ von Kulturverein und Radtouristen lassen wenig Entdeckung befürchten.

Schnell vorbei

Ich werde neugierig auf die Wahlergebnisse 2019 in Paulinenaue. Die grünen Engel, die ihre blauen in den Gräben entsorgen, entsprechen sicher nicht vom Wähler gewünschtem Mitwirken, keinem Menschenverstand und keiner Redlichkeit. Über die Statistik hinaus lohnt es, auf mehr als die jeweilige Parteibibel zu sehen.

Blauer Engel im Grünen
Wer zählt zu den Gerechten und wer zu den Scheinheiligen? Zufälliges, Altlast oder von Fremden liegt nicht im Busch.

Stop! Keine Verrottung von Plastikmüll im Luch!

 

** Eilhard Alfred Mitscherlich bei Wikipedia
*** hier geht es zu diesem Blog
siehe auch Zootzen und Bruch
siehe auch Bahntrasse mit Kranichen

Berliner Schafstag

Berlin, 15. September 2019: 14.00 Uhr Start einer Schafsdemonstration am Haus der Kulturen der Welt. Ich: in Art eines jappsenden Hütehundes begleitend vor und zurück mit Schafsherde zum Hansaplatz, Kundgebung. 18.00 Uhr Heimkehr: mit Hin- und Rückweg ca. 14 flotte Wander-Kilometer.

Schwarzköpfiges Fleischschaf

ACHTUNG: dieser Text ist unabhängig MEINE Schilderung MEINES Erlebnisses und mit MEINEN Gedanken zum Thema!
In Erinnerung an meine Kindheit, in der Wanderschäfer in Thüringen und im Harz selbstverständlich waren; mit Schafwollsocken an den Füßen von Prignitz-Elbeschafen, gesponnen und gestrickt in Bengerstorf bei Boizenburg.

Die Wanderroute

Zum Schafstag am Carillon Berlin
Zumindest mit Blick Richtung Carillon und Haus der Kulturen der Welt zeigen die Schafe Interesse an Berliner Kultur.

Vor der Schafstag-Demo im Gatter
Dann endlich ab auf die Wiesen im Großen Tiergarten

Schäfer demonstrieren in Berlin
Hier ist alles irgendwie Regierung und Schafe hat Berlin sogar eigene. Zusätzlich demonstrieren vom 15. Sept. bis 15. Okt. 2019 fünf Schafe auf der Wiese neben der Hansabibliothek für ihre Art.

Schafs-Demo am Schloss Bellevue
Erinnert an viel Geschichte, wenn die Herde am Großen Stern und den Militärpuppen vorüber getrieben wird.

Schafs-Demo am Grosen Stern in Berlin
Falls jemand glaubt, Schafe hüten wäre eine besinnliche Arbeit…

Berliner-Schafstag
…im Laufschritt ist die ganze Herde plus Hirten und Hunde veschwunden…

Berliner-Schafstag am Bellevue-Ufer

…zumindest dort, wo kein Gras wächst.

Berliner Schafstag 2019
Achtsam, aber wenigstens einmal dagegen pissen… Die intelligenten Schafe wissen, dass E-Scooter nur “grün” angemalt sind.

Berliner Schafstag mit E-Roller
Hoppla: gut gemästet und am Ende des Tages und der Tour immer noch höchst beweglich!

Berliner Schafstag mit Hürdenlauf

Der Schafstag: für und nicht gegen

Die Demo „Schafstag “ thematisiert die prekäre Situation der Wanderschäfer, die fatale Situation, wo dem Auto mehr Platz gegeben wird als dem Menschen, geschweige denn dem Tier. Demo für Lebensraum – auch mit Wolf – sofern sein Schutz nicht in total verkehrter Welt endet. Es geht um Biodiversität und um nichts weniger als den Erhalt unserer Erde.

Schafwolle - auch für den Baumschutz zu verwenden
Nur mit Schafen, Ziegen, Hund
bleibt das Grünland artenreich bunt.

Stehn keine Schafe auf den Deichen
wird das Land im Wasser weichen.

(so etwa …)

Weideprämie für Schafe und Ziegen!

Das wird ein Schafspelz für den Wolf
Es braucht keine hoch kochenden Wolfs-Angriffe – weder auf das Tier, noch auf differenziertes Rundumdenken. Wolfsbissig empfehle ich theoretisch das, was mit Erfolg bereits im Land Brandenburg getan wird: → Herdenschutz.  Nur die Kosten sind enorm und viel zu hoch, um nicht nur ziemlich schwarze Schafe zu züchten, sondern auch mit schwarzen Zahlen wirtschaften zu können. Diese Situtation ist Anlass der Demo! Und nicht etwa der Wolf!

Hütehund bei der Arbeit
Im Bild ist nur der Hütehund und nicht die Lerche zu sehn.

…so vielfältig gemeint wie Artenvielfalt erwünscht: die Karla im Schafspelz

Stecken und Stab

„Und müsst’ ich auch wandern in finsterem Tal, ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stab und dein Stecken, die sind mein Trost.“ (Psalm 23, Vers 4)

Stab und Stecken

Die schon biblische Tradition der Wanderschäferei zeigt sich nicht zuletzt an Stock und Stab, beidseitig nützlich und zweifelsfrei Eigentum des jeweiligen Schäfers. Die untere Metallschippe multifunktional zur Abwehr oder zum Ausstechen von Disteln.

Staffelstab vom Europäischen Hirtenzug

Staffelstab als Erinnerungsstück vom Europäischen Hirtenzug, eine Initiative des europäischen Hirten-Netzwerkes, dem „European Shepherd Network“.

Geschnitzter Hirtenstab aus Hasel
Beeindruckende Stöcke sind selbst geschnitzt, aus einem einzigen Stück Haselnusskloben mit langem Stock.

Geschnitzter Hirtenstab
Der Haken, um die Hammelbeine lang zu ziehen – d.h. um zu lenken oder aufzurichten.

Hirtenstab
Notfalls funktionieren dünne Stöckchen mit Wedelchen.

Hirtenstab
Schäfer Kucznik aus Altlandsberg: an diesem Tag zum Schutz der Schafe als Dirigent vor allem des Publikums.

Hirtenstab in Funktion

Schäfchen zählen

Sieht nicht einfach aus, die massigen, schwarzköpfigen Fleischschafe in den dreistöckigen Transporter zu bugsieren. Muskelkraft plus wirklich alle Stäbe und Stöcke mit allen Enden sind gefragt.

Schäfchen zählen
Die Auskunft nach Art und Herkunft des Transporters wird etwas zögerlich beantwortet. Diesmal nicht Ziel – na ja, es soll friedlich ablaufen. Und Berlin als Hochburg der jungen Vegetarier fühlt sich natürlich sehr verbunden mit Herbivoren.

Schaf-Transporter
Gerade vor einigen Tagen hatte ich es wieder auf diesem Blog versucht zu thematisieren: blumige Wiesen und Bio-vegan allein werden das Insektensterben nicht stoppen. Artenvielfalt retten: ohne Schafe, ohne Kühe auf der Weide? Ökosysteme funktionieren in komplexen Wechselbeziehungen.

Schäfer aus Müncheberg
P. Correctness bringt uns dazu, die Übernutzung unserer Erde immer nur in Teilaspekten und unsäglich konträr zu diskutieren. Mit einer Sache ist nicht alles gesagt.

Müssen und Machen

Schafstag
In meiner Kindheit ließen Schafe nur runde, trockene Köttel fallen. Im Tiergarten entstanden Mini-Kuhfladen. ???

Abfall vom Schafstag
Ebenso wie dem Wanderer mit brennenden Füßen bereiten der Wanderschäferei kilometerlange Asphaltstraßen ohne Feldwegalternative natürlich mit solchem Abfallprodukt nicht nur EINEN “Haufen” Probleme.

Abfallentsorgung
Aber die im gegenwärtigen Antitütenrausch ausgesparte Plastikentsorgung täglich von 16 Millionen Hunde-Haufen (acht Millionen registrierte Hunde) in Deutschland dürfte mehr Abfall produzieren als der Dung(!) der bei uns noch existierenden Schafherden.

Schäfertasche
Hoffen wir trotzallem, dass keine Wanderschäfer→innen (Bergwaldprojekt-Erinnerung mit Bild) mehr den Beutel abgeben, sondern dass sich im Gegenteil wieder viele Menschen zumindest unterstützend für diesen Beruf begeistern.

Schäfchenwolken über dem Haus der Kulturen der Welt
Dafür gab es nicht nur Schafslosung und Schäfchenwolken nach dem Tierparkgrasen, sondern begleitend auch  Transparentlosungen, deren Überzeugung ich mich  fromm und frei anschließe:

Wir schafen das!

Wir schafen das!

 

Neun km Berlin mit Roller

18.03.2019 Jahresversammlung Wandersportverein Rotation Berlin e.V., 9 km von Taut zu Taut, durch Böcklerpark, Görlitzer Park, Schlesischen Busch, Spreeufer, Rummelsburger Bucht, Max-Taut-Schule in der Fischerstraße

Berlin, in West und Ost geteilte Spree
In West und Ost geteilte Spree. Dort die Eastsidegalerie: aus meiner Sicht ein Stück “Kolonisation”. Es gab hier immer nur weiße, erst nach der Wende bemalte Sperrelemente ohne Rohr, dahinter Lagerhallen vom Osthafen, erbaut 1913 und auch während der DDR-Zeit in Betrieb. Ein anderes Thema ist das bittschön öffentlich zugängliche Ufer.

Täglich vor Augen das denkmalgeschützte Hauptkinderheim von Max Taut, 1963 entworfen, heute ein Komplex zusammen mit der zinnoberroten Waldorfschule in der Berliner Ritterstraße, zeitweise ähnlich oft vorbei gegangen an Max Tauts Warenhaus der Konsumgenossenschaft am Oranienplatz – heute an der Ecke das fsk-Kino mit besonderem Programm – da nutze ich die Gelegenheit, nach bereits jahrelangem Einigeln gegen den Ausverkauf von Berlin: schaun wir mal…

Mein Berlin?


Kreuzberg scheint das alte zu sein, wenn ich ausblende, dass eben dieses Konsumkaufhaus von Taut irgendwann verkauft wurde. Entsprechender Ärger mit Atelierkündigungen geisterte durch die Presse. Keine Ahnung wie es endete. Wim Wenders wohnte an die 10 Jahre dort, es entstand sein Film “Himmel über Berlin” – alles schon nostalgisch.
Böcklerpark wirkt noch wie eh und je. Das Eckhaus in der Kohlfurter flaggt noch immer Widerstand gegen alles. Der Görlitzer Park sieht so aus wie ich mir Afrika vorstelle – Afrikaner ohne Arbeit.


Am Schlesischen Busch überschreite ich die Grenze nach Treptow – schon vor der Wende ein gepflegter Stadtteil. Nur die Spree war auf diesem hier sichtbaren Stück noch nicht zugänglich. Der Molecule Man des amerikanischen Bildhauers Jonathan Borofsky am Schnittpunkt der drei Ortsteile Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain ist also eine Art Enheitsdenkmal, zeitnah 1999 geschaffen und voraus schauend: es wird ziemlich geschoben und gedrückt und gezerrt…


Wie es hier einst aussah, hab ich nur in meiner Erinnerung gespeichert.  Täglich mit der S-Bahn über die Spreebrücke und in der Kurve Ostkreuz vorbei an der Stralauer Glashütte,  19. Jahrhundert-Backsteinbauten einer Brauerei und in der Ferne der Speicher. Stralau war Fischerinsel, besiedelt von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis ins Mittelalter – die Spitze der Insel ein geheimnisvoller Ausflugsort. Was davon übrig blieb – ich möchte hier nicht noch einmal entlang gehen…

Stralau und Rummelsburger See


In der Rummelsburger Bucht anstelle romantisch verfallener, alter Zillekähne mit Geranien aktuell alles global bunt. Das Jugend-Freizeitschiff ist verschwunden.


Auf Facebook gefunden: „wir kündigen an, uns erhoben zu haben und wir machen es … sichtbar“.  “Berlin ist unser Zuhause und bleibt uns wichtig! Daher tragen wir eine Mitverantwortung für diese Stadt und sollten sie nicht länger ausbluten lassen.” Die Grafik von Käthe Kollwitz “Ins Wasser” kommt mir in den Sinn. Unser Wohlstand hat unter Umständen humanere Freiheiten.


Der “Wasserpark” hat nirgends Park gelassen. Von den Preisen der Luxuswohnungen ganz zu schweigen. Vielleicht sind manche aber sogar durchmischt dank sozialer Leistungen – wer zu spät kommt, den beglückt manchmal das Leben. Ich sympathisiere mit dieser Initiative “gegen den Bebauungsplan Ostkreuz”. Aber schaut auf dieses Ufer – es dürfte hoffnungsloser Widerstand in dem angeblich “grünen” Berlin sein.


Es ist eben etwas anderes, Bäume zu zählen, Gebüsch abzuholzen, um Drogenverstecke zu verhindern oder mit Kindern auf einer Wiese am Ufer zu liegen. Na ja – der Treptower Park – schon mal an einem sonnigen Tag dort gewesen???, also wie ein chinesischer Badestrand ist es noch nicht ganz.

Max-Taut-Schule

Max Taut bedeutet soziales Bauen. Der riesige Schulkomplex Ecke Schlichtallee/Fischerstraße wurde nach einem Wettbewerb 1927 nach Plänen von Max Taut als Pilotprojekt in der Weimarer Republik umgesetzt.

Städtisches Bauland war sichtlich noch kein Problem. Ein Jahr nach Fertigstellen der Schule 1932 gab es ein anderes Problem. Max Taut wurde von der Beteiligung an allen öffentlichen Bauvorhaben ausgeschlossen.


Für diese Fotos und für einen geringen Sportvereins-Jahresbeitrag anstelle einzelnes, fast gleich “günstiges” Wander-Ticket neun Kilometer durch die Stadt gerollert.
Nee, zurück hätt ich mich in der aufkommenden Dunkelheit durch die Parks nicht getraut. Außerdem: strömender Regen in Kreuzberg.
Aber: die Stadt-“Fahrt” 18. März hat sich gelohnt.
18. März 1848: Die Märzrevolution endet auf den Barrikaden – der lange Weg zu Freiheit und Demokratie…
Ich übernehme die Forderung aus der Petition “Rummelsburger Bucht retten!”: Gegen den Ausverkauf der Stadt!
Und das meint mehr als bezahlbare Mieten.

Grad entdeckt, 15.03.19 rbb:  → Rummelsburger Bucht Bürgerinitiative stellt alternativen Bebauungsplan vor.
Lesenswert auch die Kommentare.

→ B-Plan Rummelsburger Bucht

Zum 1. Mai 2019
Berliner Bezirksverordnete für Aquarium statt Bäume

29.4.2019: Bezirksverordnete in Lichtenberg stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Für wen sitzen diese Berliner in der Bezirksverordnetenversammlung?

29.4.2019 Bezirksverordnete stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Vergrößerung mit Klick ins Bild

Sind diese Abgeordneten überhaupt Berliner? Mit Herz und Verstand keinesfalls.
Diese Abstimmung der Lichtenberger richtet sich auch gegen Friedrichshain-Kreuzberger!
Wo sitzen / leben diese Abgeordneten an klimaheißen Sommertagen?
Wie soll auf der “Dialog-Plattform Aquarium” über Zukunft geredet werden, wenn die Natur bereits platt gemacht ist? Korallen an der Rummelsdorfer Bucht erhalten keine Korallen in den Weltmeeren. Im Gegenteil!

Was für kurzsichtige, kleingeistige und neoliberale Vorstellung von Zukunft haben diese Entscheider?
Soll Berlin hier noch mehr und wie überall auf der Welt aussehen?
Diese Abstimmung richtet sich gegen die Zukunft meiner Enkel!

 

Gefrorenes Feld

Solo von Werneuchen bis Bernau vier Stunden unter Umgehen jeglichen Waldes ausschließlich! über gefrorene (ab 13 h aufgeweicht) Felder in strahlender Sonne  plus am Anfang (früher ging es gleich über die Schienen) und am Ende insgesamt etwa eine Stunde auf unausweichlicher Straße: ca. 20 km

Vier Stunden pur Feld

Schneegraupel
Schneegraupel auf dem Weg. In der Ferne Wolkenberge
Steinhart gefroren
Steinhart gefrorene Ackerfurchen
Richtung Willmersdorf
Richtung Willmersdorf
Vor dem Wald die Kraniche
Vor der kleinen Waldecke still und ruhig eine Ansammlung von Kranichen. Obwohl ich weiträumig umkreise, bin ich bemerkt.
gen Papenpfuhl
Langsam ziehen die Vögel gen Papenpfuhl, dann ein kurzer, niedriger Flug. Ab und zu einige Rufe.

Aus der Nähe gesehen bei Willmersdorf

Herdentier nimmt Kontakt auf
Sichtlich echt naturnahe Gewinnung von Energie aus Boden, Wasser, Luft. Aber für mehr als zwei Schafe reicht es nicht mehr auf dem Land.
Das ist der Daumen - der pflückte nicht die Pflaumen
Da war kein Daumen, der pflückte die Pflaumen
Fundehand
Fundehand
Ja, ja: da lang
Ja, ja: da lang. Nee, auch Windräder. Also weiter Kirschenweg Willmersdorf

Der Weg der weinenden Kirschbäume

Kirschenweg Willmersdorf
Knorrig und gequält auf dem einsamen, einzigen Weg Richtung Nord. 5 m mal 1 km Naturschutz
Diamanten aus Blut und Tränen
Diamanten aus Blut und Tränen
Kirschenweg Willmersdorf
…einen ganzen, langen Weg entlang
Kirschenweg Willmersdorf
…bis die Windräder alles in Beschlag nehmen
Kirschenweg Willmersdorf
Die weinende Maske
Kirschenweg Willmersdorf
Die letzten Bäume

Windpark-EntsetzenDie Windräder nehmen nach Willmersdorf kein Ende mehr. Ein Habicht kreist dazwischen, ich möchte gar nicht hinsehen. Um Haaresbreite drückt er sich mehrmals aus dem Sog der rotierenden Flügel. Das Radio meldet gerade jetzt beim Bloggen einen verletzten, irgendwo auf der Straße hüpfenden Raubvogel.
Planierungen lassen vermuten, dass im Windeignungsgebiet Willmersdorf – Tempelfelde weitere Windräder aufgestellt werden. Mein Fotohandy streikt. Aber wie saubere Energieerzeugung flächendeckend aussieht, wissen wohl die meisten (nicht).
Augen zu und durch bis Bernau.
Am Waldrestrand sogar eine Wegmarkierung gelber Querstrich. Geführt sind Wanderer leicht zu betrügen mit scheinbar intakter Natur.

Zwischen Treuenbrietzen und Rietz

14.11.2018, Erlebnishunger treibt mich noch einmal nach Treuenbrietzen: Findlinge finden.
Muss es unbedingt der Bischofstein sein? Ja, es muss. Absolutes Ziel der Wanderung in Begleitung mit gleichem Interesse.

Funde und Fundstellen

Am Straßenrand
Am Straßenrand

Der Weg von Treuenbrietzen nach Rietz oberhalb des Mühlbaches an einem sonnigen Novembertag durch Felder, Wiesen und Wald.
Zunächst finden wir anderes als Steine: Achtlosigkeit, Ignoranz, Unverantwortlichkeit – ursächlich menschengemacht.

Kuhweide in Rietz bei Treuenbrietzen
Kuhweide in Rietz bei Treuenbrietzen. Wer es nicht glaubt: doch, das ist flächendeckend →lest dazu vom blauen Plastiksack!

Kuh

Ansonsten präsentiert sich Rietz pikobello und gepflegt mit viel Kulturangebot, wahrscheinlich gibt es aktuell grad keines und wir werden ungewollt und unerwünschte Zeugen vom Alltag jenseits des eigenen Vorgartens.

Landwirtschaft Rietz
Landwirtschaft Rietz bei Treuenbrietzen, um die Ecke kullert es anders in der Landschaft…

Später im Wald ein Feuerlöschteich mit offenem, nachlässig nicht wieder eingehängtem Tor. Der blaue Himmel im Wasser verlockt – und ein Stein… Genauer sollte man nicht hinsehen. Das Tor einzuhängen schaffen wir nicht, wenigstens lehnen wir es schräg an.

Im Wald

Findlinge

Eine saaleeiszeitlich geformte Landschaft, der Wald mit hauptsächlich Kiefernmonokultur selten naturnah, einzelne Flecken oder Waldränder erinnern mit alten Eichen an die ursprüngliche Waldgesellschaft. Überdauert haben die riesigen → Findlinge. Ein geologischer Lehrpfad müsste uns sicher führen: die Steintour 2 (Nr. 1 ist im westlichen Teil des Hohen Flämings zu finden) – vorbei an etwa 8 in den Landkarten* eingetragenen Findlingen.

Könnte der Schoenichenstein sein: 250 Schritte westlich des Bischofsteines
Könnte der Schoenichenstein sein: 250 Schritte westlich des Bischofsteines – in dieser Größe gibt es etliche

Uns führt der Weg vor allem “vorbei”: etliche Male verlieren wir ihn, einige Male finden wir ihn wieder, lustlos, nun wieder nach rückwärts zu gehen. Namenlose Findlinge geraten in unser Blickfeld. Nur nicht der Bischofstein. Aber: wir wollen, wollen, wollen ihn finden.

Schwedensteine am Magdeburger Heerweg
Schwedensteine am Magdeburger Heerweg

Überrascht stehen wir am Heerweg (aha!) an den Schwedensteinen, die nach anderen Quellen angeblich auch (mit der Elle gespaltener) Schneiderstein heißen und daher von uns mehrfach gesucht werden, aber eben nur so gefunden.

Eigenwillig - links davon, links davon im Wald!!!
Nicht nur wir eigenwillig gedreht bis links davon, links davon im Wald…

Ein Wegweiser zum Bischofstein führt zunächst zum Oken – was immer das sein könnte. Vom Stein ist dort nicht mehr die Rede. Hinter Neu-Rietz im Wald drehen wir einige Kreise. Endlich der inneren Stimme folgend, haben wir ihn – also wohl doch ein Stein mit geheimen Kräften…

Bischofstein
Bischofstein

Grau verschmutzt sieht er aus, vom Granit ist unter der Kruste nicht viel zu sehen. Mehrere christliche → Zeichen, sogar noch ein heidnisches und die Jahreszahl 1590 sollen zu erkennen sein. Die Kreuze wirken nachgekratzt, die beiden Näpfchen auf der oberen Kante – nun ja, Kerzenhalter?
Vor lauter Begeisterung – mehr über unser Finden als über den Stein – vergessen wir den Quittenlikör “frutta de la jutta” zu opfern.**

Bischofstein, eins von den zwei Näpfchen
Bischofstein, eins von den zwei Näpfchen

…nichts mehr zu suchen, das war unser Sinn

An einem der nächsten Wegweiser sollen es noch 22 km auf der Steintour bis Treuenbrietzen sein. Wir sind umsonst tapfer mit insgesamt drei Taschenlampen im Gepäck. Schlussendlich landen wir an der Gasleitung – irgendso einem Verdichterhäuschen, was mich auf der vorherigen Wandergruppentour (ohne Bericht) die Bohne interessiert hatte, jetzt aber meine Warnlampen aktiviert: keinesfalls nach rechts! Denn in schlechtester Erinnerung: rücksichtslos zerfahrene Waldwege parallel zu Rietz, Rietz-Bucht und Rietz-Ausbau – absolut unmöglich zu gehen.

Mühlenhexen, Foto: Jutta Gehring
Mühlenhexe, Foto: Jutta Gehring

Also schrammen wir wieder einmal 500 m am Luisenstein vorbei mit Blick auf die vermaledeite Landwirtschaft von Rietz, erreichen querfeldein den romantischen Mühlenweg und landen verführt von der verschmusesten Katze, die ich in meinem ziemlich langen Katzenverehrungsleben kennen gelernt habe…

Buschmühle Richtung Himmel
Buschmühlenteich Richtung Himmel

…auf dem riesigen Gutsgelände der alten Buschmühle: Teiche und Gräben noch von einer früheren Forellenzucht, zwei alte Mühlsteine.

Buschmühle Richtung Wasser
Buschmühlenteich Richtung Wasser

Eine herzliche Bekanntschaft mit nicht nur 9 Katzen endet mit einem Erntegeschenk. Etwas querfeldein geht es weiter bald auf bekanntem Weg. Einen struppigen Rassehund mit seinem Frauchen begrüßen wir auch zum zweiten Mal. Und der Zug kommt wie gerufen: adios Treuenbrietzen.

Patisson und Hokkaido - beide mit Schale zu essen
Patisson-Ufo, Hokkaido und eine dekorative Warzenkeule

*In Rietz gibt es eine von Wein überwucherte Lageskizze als Wandmalerei.
Wir sind unterwegs mit 2 unterschiedlichen Wanderkarten, einer dem Internet entlockten Beschreibung, einem Kompass. Es wird trotzdem eine Menge Schlauberger geben, die uns als wandernde Greenhornes belächeln. Bittschön, → hier ist noch eines.

**Ich würze mit dem Teufelszeug jetzt das Schreiben dieses Berichtes – höchst animierend zu später Stunde…

Bruch, Rosdunk und Zingelheide

8. November 2018, knappe 15 km durch das Bruch zwischen Brandenburg, Göttin und Schmerzke, entlang am Bruchwald Rosdunk und durch die Zingelheide zurück

Siedlungsgebiet Stadt Brandenburg

Brandenburg an der Havel, Bahnübergang Richtung Bruch
Brandenburg an der Havel, Bahnübergang Richtung Bruch

Richtung Schmerzker Busch (Zingelheide) führt erst einmal nur Autostraße. Entgegengesetzt Richtung Göttin bin ich vor ewig langer Zeit einmal gegangen. “Ewig” bezieht sich in der Erinnerung auch auf den Weg entlang der zersiedelnden Kleingartenhäuslebauten. Mal sehn.

Letzte Spuren der Vergangenheit
Letzte Spuren der Vergangenheit

Auf der vergessenen, südlichen Bahnhofsseite gehen alt und neu, klein und groß, arm und reich, einheimisch und zugezogen durcheinander. Aber es wird. Vielleicht bald mehr als gewünscht in der ländlichen Idylle, vielleicht auch nicht, denn hier beginnt das Landschaftsschutzgebiet Mittlere Havel.

Mit Geld wird manches teuer
Mit Geld wird manches schön und teuer

Das Breite Bruch lässt keine Wahl, obwohl manchmal die Traktorspuren durch die Wiesen locken. Entlang Pumpergraben auf Beton quer durch, etwas an der Bahnlinie entlang, dann unterhalb der alten Strecke Richtung Reckahn.

Pumpergraben
Pumpergraben

Da die Natur im Bruch sowieso keine ursprüngliche Natur ist, kann ich mich auch am ruinösen Beton erfreuen: unser Zeitalter geht mit seinen Errungenschaften schneller zu Ende als irgendein mittelalterliches Objekt zerfällt.

Lebensdauer Beton
Lebensdauer Beton

Weit entfernt steht ein Reiher, fast bewegungslos im kurzen Riedgras. Das dichte Schilf könnte sein Domizil sein. Aber die stehen gelassene Schilfinsel ist bereits einen Meter breit ringsum dezimiert und neu eingegrenzt durch Mähen. Methode Störfall Baum? Entasten bis ein Telegrafenmast steht und das Gesetz nicht mehr greift?

Schilfinsel
Inselartiger Schilfbestand

Mehrfach ziehen Gänse am Himmel, ein einziges Mal noch Kraniche. Der Zaunkönig fliegt so oft wie man ihn während der dicht belaubten Zeit nie sieht. Meist flattern aber nur Krähen auf und erinnern trotz der milden Temperatur an den November.

Rohrkolben
Rohrkolben

An den Wegrändern Plastik-Tüten und -Behältnisse. Drei Farbeimer nicht viel mehr als 500 Meter vom frisch gestrichenen Haus. Hätte ich solche Unverfrorenheit geahnt, hätt ich wohl alles bis dorthin zur Tür getragen. Alle Gassigeher aus Richtung Göttin sind sicher schon einige Male bis zu diesem letzten Gebüsch gekommen bevor die Wiesen sich bis zum Horizont erstrecken. Ich belasse es bei einem anderen Bild, farblich und mit wahrscheinlich kräftigem Wurf fotogen arrangiert.

Plastik in allen Farben
Aus den Augen aus dem Sinn im Plastiksack

Google maps, das nie so will wie ich laufe, zeigt etwas über 5 km.  Jetzt aber möchte ich den Bruchwald Roskund sehen. Wegweiser übrigens Fehlanzeige. Nach Südost überquere ich zweimal den Bruchgraben mit nirgends verzeichneten Möglichkeiten.

Der Graben
Graben im einstigen Niedermoorland. Was für ein Eintrag ist DAS?
...schaffen das!
…schaffen das!

In der Ferne sind die beiden Naturschutzgebiete Bruchwald Rosdunk und Zingelheide als bewaldete Hügel zu sehen. Die  Landwirtschaft ist an diesem Wochentag mit viel Maschinen zu Gange. Flächendeckend die Gräben mit frischem Aushub.  Muscheln müssen nicht abgesammelt werden: der Schlamm rabenschwarz, alles Pflanzliche abgestorben. Die keinesfalls schonende Entwässerungsmaßnahme entzieht den Wiesen völlig das Wasser. In den Trockenzeiten unseres Klimawandels wird das kein Futter geben. Was für Tatsachen sollen hier schnell noch geschaffen werden? Wie umdenken? 2017 lag das Gewässerentwicklungskonzept „Mittlere Havel“*** noch nicht vor. 2018?

NSG Bruchwald Rosdunk und Zingelheide

Trockengelegt
Der Schilfgürtel von Holunder und Krautschichten okkupiert

Der Bruchwald Rosdunk ist von einem einzigen Weg durchzogen, von außen nicht begehbar. Ringsum ein Graben, das Überqueren wäre nordwestlich möglich: die Grundwasserabsenkung ist extrem durch das trockene Jahr und die nun neu, tief und breit ausgehobenen Gräben. Der Schilfgürtel gestört, in den Erlenbestand wuchert eine Krautschicht. Die Auseinandersetzungen zwischen Naturschutzbehörden und tradierter Landwirtschaft kann man sich unschwer vorstellen…

Die Grenze zum Bruchwald Rosdunk
Die Grenze zum Bruchwald Rosdunk einseitig, aber tief ausgehoben
Torfboden am Bruchwald Rosdunk
Schwarzbrauner torfiger Boden am Erlen-Bruchwald Rosdunk
Pappelbruch
Pappelbruch. Der Baum, hier mittig zwischen den beiden Naturschutzgebieten, gehört nicht in diese Waldgesellschaft
Geschälte Bäume
Geschälte Kiefern inmitten gelungener Aufforstung, s.u. Waldumbau oder bereits Ersatzpflanzung?
Brunftplatz
und ein Brunftplatz – unglaublich was in der Nähe unserer Wohnplätze zu finden ist!
Vom Wald in die Wiesen Richtung Schmerzke
Vom Wald in die Wiesen wechselt in der Dämmerung das Wild

Ab und zu werfe ich auch hier einen Blick in den Schlammaushub der umlaufenden, geräumten Gräben. Zwischen 2010 und 2012 wurden am Rand der Schmerzker Heide (Zingelheide) Rastplätze der Havelländischen Kultur erforscht. Nicht seit jeher war nämlich die Talsandebene von gestautem Grundwasser vermoort. Aber in dem schwarzen Flüssigbrei ist mit den Augen niemals etwas zu entdecken.

Die Bauern und das liebe Vieh

Zutrauliche Schafe
Wer bist du?

Nein, ich gebe keine Daten zum Standort dieser handzahmen Tiere, die allesamt zutraulich mich Menschen beehren. Die Schafe und Ziegen werden von den Gänsen bewacht, das Truthahnpaar ist auch nicht von schlechten Eltern. Autos und Fahrräder, offene Türen mit zumindest schwerhörigen Bewohnern – wenn überhaupt. Ich fühle mich aus der Zeit gefallen – hinter dem Bruch also ist noch manches möglich.

Zahmes Geflügel
Handzahm und aufgewecktes Geflügel, ich selbst bin ohne Futter eine Enttäuschung
Rinderherde
und eine etwas träge-tumb wirkende Rinderherde

Über den Neujahrsgraben hinweg liegt geradeaus der Bahnhof Brandenburg, die Straße Richtung Schmerzke und eine weitere Rinderherde. Geradeaus wäre die optimale Möglichkeit, die ich auf dem Hinweg nicht gefunden habe.

Melioration flächendeckend
Maschinenmelioration im Hintergrund; die Gänse am Himmel sind wild

Es geht optimal, allerdings durch Elektrozäune und den Privatbauernhof mit Rinderstall. Ein Boxer – Bulldogge? – springt mir entgegen, um mich Wild(erin) zu packen. Wahrscheinlich ist der Hund artgerecht fürs Treiben des Viehs abgerichtet. Ich werde zum Herrchen geleitet: eine alteingesessene Bauernfamilie, wenngleich ein sonnengegerbt über Achtzigjähriger gerade als einziger mit einem Gleichgesinnten ackert. Ja – alles um die Wirtschaft drum herum nur noch im Bereich des eigenen Zaunes denkend…
Ich kann das nur bestätigen, hab es während meiner Wanderung gesehen. Was ich von Beruf gewesen bin – ach so… aber ab und zu pflanze ich Bäume – wenigstens…

Herbstfeuer
Herbstfeuer – Kartoffelfeuer war einmal, aktuell ist es der nicht endende, übliche Abfall unserer hochgelobten Zivilisation

Jetzt darf ich mich neben dem sich flussbreit schlängelnden Jakobsgraben ebenfalls in die Siedlung schlängeln. Noch vor dem Bau der Eisenbahn dürfte das ein Nebenarm der Havel gewesen sein. Ich denke die historische Zeit in dieser Osthavelniederung: eine sich ständig verändernde, märkische Heimat.

Der Wächter der Heveller
Umsonst?

***demnächst vielleicht ein Link: die Dokumente sind informativ – geradezu spannend, aber im Bereich mittlere Havelniederung finde ich nicht diese zu Potsdam-Mittelmark gehörenden Flächen. Für geschickter gegoogelte oder spezifische Hinweise bin ich dankbar.

10.11.2018, meinerseits kein Bedarf mehr nach Information, ich hab’s:
Ausbau der B102 zwischen Schmerzke und der Autobahn 2

zitiert nach MOZ.de, 26.01.2017 “Die gute Nachricht zuerst! Die Ortsumfahrung des Brandenburger Ortsteils Schmerzke wird gebaut… Verkehrsaufkommen von 23600 Fahrzeugen am Tag, darunter 2600 LKW… Das Vorhaben verursacht anlagebedingt Waldrodungen auf einer Fläche von 16.540 m² mit einem Anteil von 3.900 m² Wald mit Schutzfunktion. Die Fällung von 132 Bäumen soll durch 346 Neupflanzungen kompensiert werden. Weiterhin werden hochwertige und sehr hochwertige Grünlandbiotope beansprucht. Etwa 4.455 m² artenreiche Frischwiesen und 2.080 m² Seggenrieder fallen den Baumaßnahmen zum Opfer. Insgesamt werden durch das Vorhaben 53.400 m² von Böden allgemeiner Bedeutung neu versiegelt. Die Vorbereitungen und umfangreichen Rodungen haben schon begonnen.”
Baubeginn 2020. Die Reaktion Schmerzker Bürger: “Na, dann haben wenigstens unsere Kinder was davon.”
Fragt sich nur was. Vom Sessel ins Auto. Lärmschutzwände am Haus – an die Landschaft angepasst. Lärm. Ich kenne den vom Wandern zwischen Bad Saarow und Rauen. Und nicht nur das.
Wollten wir nicht notwendig anders leben?

Durch das Booßener Gehege

25.10.2018, mit Eckhard Knauer und dem Wandersportverein Rotation Berlin von Wüste Kunersdorf aus durch den Frankfurter Stadtwald, das Booßener Gehege: Erlebnisdichte auf 15 Kilometern.

Ausgangspunkt Wüste Kunersdorf

um Wüste Kunersdorf

Tja, bei diesen speziellen Wanderungen von Eckhard Knauer bleibt erst einmal alles Geheimnis, abgesehen von Ziel und Zwischenzielen. Wie und wo die Wandersleut laufen: mal sehn, wo es geht.
Aus Richtung Frankfurt/Oder bis Wüste Kunersdorf liegt der bisher so noch nicht angesteuerte Ausgangspunkt ins “Booßener Gehege”. Rechts vom Bushalt der Linie 968 schon die Lebuser Berge. Die Oder auch längs in dieser Richtung. Dahinter gab es 1759 im “Siebenjährigen Krieg” die berühmte, verlorene Schlacht von Kunersdorf und das “Mirakel” des Hauses Brandenburg: die Habsburger ließen Berlin “links” liegen.

Sumpf um Wüste Kunersdorf

Mit dem Gelände hatte der olle Friedrich damals auch zu kämpfen. “Ungangbares Weideland” verzeichnet eine historische Karte. Das gibt es auch westlich, wo wir nun sehr geradewegs wandern und daher erst einmal nur für’s Auge unglaublich wild. Nach dem zweiten Kreuzen einer alten, preußischen Ostbahntrasse eine dammartige Straße Richtung Wulkow. Überraschend naß rechts und links nach diesem Sommer: der Mühlbach – vom fleißigen Meister Bocker als Domizil erkoren?

die Landschaft der Biber

Nach alter Mühlenkultur sieht es nicht mehr aus. Die flächendeckenden, spitzen Stammreste, alle in der gleichen Höhe, können fast nicht anders als vom Biber genagt sein.

Wulkow auf dem Weg nach Booßen

Alzheimer setzt bei unserer Spezies insbesondere an den politischen und militärischen Meßtischen früh und unbemerkt ein: ein Soldatenfriedhof in Wulkow. Nicht von 1759.  Dieser Friedhof von 1945 war aber sicher ebenso schnell belegt – die Marken (in Kriegen ist der Mensch nicht mehr wert als ein Hund, das vergessen die Begeisterten) waren damals wie neu. Die hier vor allem deutschen Namen entsprechend einfach zu ermitteln. Die Gedenktafeln ebenfalls fast neu: die vorherigen, kleinen, individuellen Täfelchen waren eines Tages verschwunden. Metall als Wertstoff – wird live berichtet; der Friedhof wird aktuell gepflegt.

Soldatenfriedhof, Welzow bei Lebus

Der unmittelbar anschließende Gutspark wegen mangelnder “Verkehrssicherheit” gesperrt. Selbst die Absperrungen präsentieren sich in diesem Zustand der eindringlichen Warnung. Hinter dem kleinen Guts-Kirchhof: oh Gott – wendet sich die Büste mit vergeblicher Flucht- oder Bittbewegung zwischen hohen Abfallbergen gen Himmel. Vielleicht hätte ich die nicht auf dem Foto ausblenden sollen. Aber die Verwahrlosung reicht auch so.

Welzow bei Lebus, oh Gott

Das Grufthaus ist dagegen perfekt saniert – in zarten Pastelltönen. Da sind Gelder geflossen. Echt zarte Gefühle erstarren ohne solchen Strom offensichtlich schneller als Farbe hält. Das Schloss steht bereits im Zustand der unsanierbaren Immobilie, alles andere als romantisch.

Welzow bei Lebus, Schloss

Das Konzept der ökologischen Dorferneuerung mit einem gemeinnützigen Ökospeicher und viel Kultur wurde 1994 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Nur am trüben Herbsttag und dem geschlossenen Kulturspeicher kann es nicht liegen, dass Wulkow über 20 Jahre danach einen trostlosen Eindruck hinterlässt.
Die Lust ist mir vergangen, die angepriesenen Internetseite zu inspizieren: www.oekospeicher.de, www.lebendige-doerfer.de

Welzow bei Lebus, Gutspark

Mit Romantik dienen der überwucherte Kräutergarten und der Weg durch den Gutspark, wohl auch vom geschützten Biber unter Wasser gesetzt. Dann das Niedrigenergiehaus als Ferienhaus zwischen meterhohem Gras – an dieses Ufo wird sich jeder Besucher erinnern, auch nach noch so langer Zeit. Nur merken sollte man sich: Wulkow bei Lebus. Es gibt in Brandenburg viele Wulkows…

Mit Klick ins Bild kann das Ufo-Haus in neuem Fenster aus der Nähe gesehen werden.
Mit Klick ins Bild kann das Ufo-Haus in neuem Fenster aus gepflegter Nähe gesehen werden.

Steine im Booßener Gehege

Ja, es ist Herbst. Ein feuchter, griesegrauer Oktobertag. Wind, dunkle Wolken: Richtung Booßen feinster, aber dichter Regen. Endlich einmal “Wetter” nach Monaten bewegungsloser Hitze.

Richtung Booßen, Regen

Im Wald gibt es Schutz, an den Rändern stäubt die Nässe in grauen Schwaden aus allen Richtungen.
Die blaue Tüte im Regenwind – ich hab nur meinen kleinen Rucksack, aber noch einen Ersatzrucksack für Pilze (danke, danke für alle verzichtenden Spender) und ein Vogelnest. Vielleicht kann ich diese Umweltverschmutzung doch beseitigen, obwohl blöd: durch den ganzen, riesigen Wald ist das noch zu tragen. Ich greife zu. Meine Hand ist augenblicklich übersät mit Miniflocken blauer Plasteteilchen, die an mir wie magnetisch und giftig kleben. Nein – unter diesen Umständen will ich die Welt jetzt nicht retten. Ich wedle, wische, schmiere im nassen Gras ab, bin entsetzt. Diesen Zustand der Auflösung hatte ich bisher noch nie zu spüren bekommen.
Die Gruppe ist dem Blick schon entschwunden.

noch nicht ganz Mikroplastik, aber fast schon

Die Hügellandschaft erinnert mich an die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung dieser Gegend. Hier auf einem Feld fand ich schon einmal unzählige Feuersteinknollen und Abschläge. Jetzt fallen Riesensteine ins Auge – keine Lesesteine. Zerstörte Gräberfelder? Oder wurde gezielt nach Stein als Baumaterial gegraben?

Granit Turmalin bei Booßen

Ja, diese sind eindeutig bergbaumäßig aus der Erde geholt: links noch mit deutlich sichtbaren Spuren der spaltenden Bearbeitung, rechts davon – ich kann es kaum glauben: der Zwilling meiner gerade erst → erzgebirgischen Entdeckung: rosa Feldspat, Quarz, Glimmer und schwarzer Turmalin. Hier aber mit Sicherheit einst vom Eis aus Skandinavien hergeschoben.

Steine bei Booßen

Dann direkt im Booßener Gehege einem der schönsten, von Berlin aus schnell erreichbaren Waldgebiete: eine äußerst vielfältige Gesellschaft von Bäumen – einheimische Baumarten durchmischt mit  fremdartigem Gehölz, das seinen Platz wie natürlich gewachsen einnimmt. Davon erzähle ich diesmal nicht. Eine andere Besonderheit: einige einzeln stehende, riesige Findlinge – alle nicht leicht zu finden. Vergeblich war während einer der letzten Begehungen die Suche nach dem “Näpfchenstein”. Den haben wir dies Mal bewundern können. Wild durch den Wald heißt nie nicht völlig irrend ;))

Schalenstein, Näpfchenstein, Booßener Gehege

Infotafel: Grauroter mittel- grobkörniger Migmatit (Gneisgranit). Komponenten: Quarz, Plagioklas, Orthoklas, Biotit, flaserig = Korngefüge gelängt, eingeregelt = parallel. Heimat: Skandinavien. 2.80 x 2.00 x 1.45 Meter. Gewicht ca. 11 Tonnen
Dieser Näppchenstein ist zu akkurat technisch bearbeitet, um auch nur einen Hauch von Opferstein auszustrahlen. Es handelt sich um ausgearbeitete Vertiefungen zum Zerlegen des Steines mit Hilfe von Holzkeilen. In die riesigen Vertiefungen getriebene Hartholzkeile wurden mit Wasser getränkt und sprengten aufgequollen den Stein. Auf diese Art und Weise wurde Baumaterial gewonnen, Steinblöcke, wie sie an den alten Dorfkirchen der Umgebung zu sehen sind.

Pilzstein im Booßener Gehege

Direkt dran vorbei – am Pilzstein: dunkelrotgrauer, mittel- bis grobkörniger Granit aus den Komponenten Quarz, Plagioklas, Orthoklas – ein Feldspat, Biotit = Glimmer und Hornblende. Heimat: Skandinavien. 2.10 x 1.80 x 1.80 Meter, Gewicht ca. 9 Tonnen. Der geologische Begriff “Wollsackverwitterung” dürfte auch passen.

Die Katzen von Wupis Tränke

Wupis Tränke – seit Jahrzehnten beliebtes Ausflugsziel im Frankfurter Stadtwald, beliebter Imbiss, beliebter Spielplatz, heute sogar mit Kindergeburtstag. Ausreichend Platz findet sich immer irgendwie zwischen etwas Chaos.

Wupis Tränke
Wupis Tränke – von der Bauaufsicht zur Zeit eingeschränkt, aber nach wie vor mit provisorischem Charme

Und hier hab ich sie endlich: die Nachfahren der Falbkatzen (Felis silvestris lybica), die sowohl aus dem alten Ägypten als auch aus dem Gebiet der heutigen Türkei stammen und sich seit der römischen Kaiserzeit auch in unserem Gebiet verbreiteten. Anhand von DNA-Proben analysierten Forscher die Überreste von Katzen aus steinzeitlichen Fundstätten, Mumien aus dem alten Ägypten und Überreste aus Wikingergräbern.***

Die Hauskatzen von Wupis Tränke

Der Fund einer rechten Katzen-Beckenhälfte in einer germanischen Siedlung bei Wüste Kunersdorf (1968) hat bewiesen: die Hauskatze wurde auch bereits um 300 u. Z. ziemlich genau hier gehalten. Sie wurde in dem altslawischen Burgwall bei Fichtenberg, Kreis Liebenwerda (8. bis 9. Jh.), nachgewiesen, ebenso in Berlin-Köpenick und Tornow, Kreis Calau.

Die stolzen Minitiger von Wupis Tränke scheinen von ihrer Abstammung zu wissen. Hund wird ignoriert und reagiert seinerseits allerhöchst irritiert. In jeder Beziehung chancenlos gegen das Dreiergespann.

Im Hundeblick drei Hauskatzen

Ein gepolsterter Stuhl ist nur mit roher Gewalt frei zu machen. Katze ist beleidigt und lässt ihre Kräfte eingedenk der erst einmal schwächeren Position demonstrativ am Baumstamm aus. Als Wärmekissen von oben her kann solcher faux pas der Gäste zum gegenseitigen Nutzen allerdings gut gemacht werden.

Wupis Tränke mit Katze

*** der ursprüngliche Link http://public.bibliothek.uni-halle.de/index.php/hercynia/article/viewFile/1222/1297 funktioniert leider nicht mehr (Nov. 2019).
Vielleicht klappt es auf längere Dauer mit → Zur Geschichte der Wild- und Hauskatzen, ansonsten bitte zu “Katze in der frühen Neuzeit” googeln.

Ein sehr, sehr großes Dankeschön an den wagemutigen und immer waage-ausgeglichenen Eckard Knauer zum 26.10.2018

Vorab zwischen A und B

Unterwegs in Berlin bis ich mich vom 7. – 13. Oktober im BERGWALDPROJEKT in Eibenstock / Erzgebirge körperlich und  geistig von Abraum bis Berg mit Aufbäumen ABarbeiten werde

.

Seit jeher: sie wissen und sie tuen nichts
Briefmarke, Ausgabetag 23.4.1969. Seit jeher: Wasser predigen und Wein trinken

.

6. 10. 2018 Demo im Hambacher Wald ABgesagt. Polizei Ach-en verbietet Großdemo.

STOP RODUNG – VERBOT AUFGEHOBEN – STOP RODUNG – VERBOT

Freiheit und Demokratie, die ich meine: Globalisiert denken anstelle Globalisierung.
Aber (das berüchtigte ABER) niemand sollte glauben, dass Stromnetz- und Trassenausbau von N nach S in Kürze nicht ebenfalls ausschließlich gewinnbringend und wachstumsorientiert durchgepeitscht werden.

Anders denken? Im Martin Gropius-Bau Berlin wird in der Ausstellung “Bewegte Zeiten” bis 6. Januar 2019 gezeigt, was für Entdeckungen gemacht werden, bevor alles Land versiegelt wird für Straßen- und Wohnungsbau, Energiegewinnung und die unersättlichen Bedürfnisse einer wachsenden Welt-Bevölkerung. Hab sogar unter dem Titel Berggeschrey eine Haspel, eine Fahrt (Leiter), Pochsteine und Geleucht aus dem Erzgebirge entdeckt – nicht so spektakulär wie die Himmelsscheibe von Nebra – eins der wenigen Fundstücke nicht aus einer Siedlung, sondern direkt (leider illegal) und ohne Baumfällung aus dem Waldboden gewühlt.

Und noch eins: ohne vorherige ABholzung und Bergbau – von Archaeopteris und Archaeopteryx hätten wir keine Ahnung!
Das is doch ein – aeh – Aequivalent für Bäume?

Bewegte Zeiten - eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin, bis 6. Januar 2019
Bewegte Zeiten – eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin, bis 6. 1. 2019, erstmal Stillstand: der Zug fällt aus… also doch B-ewegung mit A?

.

Von A nach B im unendlich Problematischen gelandet

Die nahe gelegene Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin zeigt ebenso passend zu meiner Fahrt ins Erzgebirge ein unterhaltsames “ABC des Reisens”. Das Ende der Kunst ist noch nicht gekommen, wird am Ende des Ausstellungssaales behauptet. Könnte sein: Berlin zwischen Kunstforum, Philharmonie und Staatsbibliothek präsentiert sich rechts und links und mittig christoverpackt und experimentell. Clean oder chaotisch, das ist die Frage nach unserer städtebaulichen Zukunft. Aktuell fliehe ich beides mit geklautem Ausstellungstitel für ein “ABC des Wanderns” (AB und WANDERN!).

Kulturforum Berlin 2018 - clean
Clean: Kulturforum Berlin 2018, mit Bildklick Blick ins lokale Chaos

A

wie Album.  Aufstieg und Abstieg. AtomAusstieg fließt noch glatter von den Lippen. Ab Montag: Aufbäumen. Alternative gibt es nicht.

B

wie Bericht, bei mir als gespannter Bogen Richtung Bergwaldprojekt.
Weiter komme ich nicht. Meine ABC-Wandergedanken verheddern sich: Atomausstieg – ABraumhalde – ABdeckung. Ich bleibe mit Auto in diesem Erzgebirge stecken, denn: gegenwärtig herrscht dort wieder „Berggeschrey“ mit Bohrungen von internationalen Bergbauunternehmen. Lithium und Kobalt sind unverzichtbar geworden beim Bau von Batterien für E-Autos und plötzlich heiß begehrt.

Kobalt
Die späteren, synthetischen Farben haben nicht die dunkle Leuchtkraft wie hier das Porzellan oder das Glas

Kindheits-Erinnerung Blau: festlich gedeckte Tische, kobaltblauer Porzellanzauber, streng geometrisch geschliffenes Kristall,  der schönste Römer glitzerte rubinrot, zwei in dunklem Blau. “Strahlendes” Annagrün war auch dabei.
Kobalt wurde seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge abgebaut. Wenn im Gestein das Silber weniger wurde, narrte dieses ähnlich aussehende „Silberräuber-Scheißerz“ – der „Kobolt“. Als entdeckt wurde, dass sich daraus Farbe gewinnen ließ, wurde der Abbau eine „Goldgrube“ für sächsisches Kobalt- und Blaufarbwesen.

Nach 1945 gab es im atomaren Wettlauf der Großmächte den Run auf Uran, die bis dahin weitgehend nutzlose „Pechblende“.
Als chemisches Element mit dem Namen Bismut ist es mit W geschrieben ein Albtraum geworden. Der gesundheitsschädliche Uranbergbau wurde im Herbst 1989 bei der “Wismut” eingestellt.

 

Ein sinnloses Stück Asphalt oder Abdeckung?
Johanngeorgenstadt
Wiesenweg-Asphalt. →Warum???

Noch immer sind diese Umweltzerstörungen nicht vollständig saniert, auch wenn nun seit langem renaturiert wurde. Reicht die Abdeckung von Abraum und Schlämmen gegen die Strahlung? Bäche und Flüsschen sind mit Arsen und Salz belastet.
Die seltenen Erden haben noch keinen so schlechten Ruf wie die Braunkohle. Wird das so bleiben?
Wird es wieder einen Boom geben in den erzgebirgischen Orten? Was wird aus dem Wald? Wieder eine Haldenlandschaft? Aufbäumen gegen die Montanindustrie und das E-Auto?
Bin gespannt.
Bis bald!
Psalm 96.12.:

Lasset rühmen alle Bäume im Walde

Demo, Berlin, 20.1.2018
Demo gegen Insektensterben, Massentierhaltung, Umweltzerstörung…, Berlin, 20.1.2018

Nach erfolgreichem Bergwaldprojekt und einer spannenden Führung im Schaubergwerk von Johanngeorgenstadt:
Kein Uran ohne Kobalt und kein Kobalt ohne Uran. So knallehart auf den Punkt gebracht, ist das sonst nirgends geschrieben.
Und die hier noch lebenden Nachfahren der Bergleute? Einmal Bergmann, immer Bergmann.
Ich kann den Kitzel nachfühlen. Erzgebirge, Mansfelder Land, Harz, Thüringen – nirgends ein Ort ohne Sagen aus dem Berg. Feengrotte, Baumannshöhle, Frau Venus, die Zwerge, die glitzernden Schätze, die blaue Blume und das heilige Licht in der Dunkelheit… Von der Geologie, der Formen- und Farbvielfalt des Gesteins und der Mineralien ganz zu schweigen.

Man bricht Stollen durch die Felsen, und alles, was kostbar ist, sieht das Auge. Man wehrt dem Tröpfeln des Wassers und bringt, was verborgen ist, ans Licht. Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht?

Hiob 28,1-28

In der Rhön blüht es blau, so blau…

BERGWALDPROJEKT

17.6. – 23.6.2018 in der Bayrischen Rhön

Das <strong>BERGWALD</strong>PROJEKT, Kulturlandschaft Bayrische Rhön
Kulturlandschaft Bayrische Rhön

Nur rund ein Drittel der Rhön ist mit Wald bedeckt, das ist weit weniger als in anderen Mittelgebirgen.
Das Bergwaldprojekt trägt durch Entnahme der Lupinenstaude zum Schutz der bunten Wiesenmatten und zum Erhalt der überlieferten, kleinteiligen Landschaftsstruktur der “Langen Rhön” bei. Notwendig ist der Arbeitseinsatz über drei bis fünf Jahre. Nach sieben Jahren stirbt die Pflanze. Aber jede Staude entwickelt eben auch ca. 2.000 Samenkapseln, die sich im Umkreis von 3 – 4 Metern ausstreuen…

Ursprünglich stammt die Lupine aus Nordwestamerika und ist erst im 19. Jahrhundert nach Europa gelangt.
Die Lupine ist erst im 19. Jahrhundert aus Nordwestamerika nach Europa gelangt.
Die Lupine droht die einheimische Vegetation zu vernichten.
Die oft schon flächendeckende, blaue Lupine begeistert die Touristen, droht aber die ganz seltene, einheimische Natur gänzlich zu vernichten.

In der Rhön wurde die Lupine im Rahmen von Industriealisierung, Fremdenverkehrs- und Landwirtschaftsförderung nach 1933 durch den Reichsarbeitsdienst als Untersaat in Fichten-Aufforstungen (auch die sind hier nicht heimisch, sondern in Thüringen!) eingeführt. Das Großvorhaben gehörte zu den Aufbauplänen für Notstandsgebiete, denn die Stickstoff liebende Pflanze hat bodenverbessernde Eigenschaften, die rasch “fette” Wiesen entstehen lassen. Lupine verdirbt allerdings das Heu und nur Schafe können unentbitterte Lupinen vertragen.
Für genaue Informationen zu dieser → Pflanze und → zur Geschichte verweise ich alle Rhön-Interessierten auf das detailreiche Online-Lexikon www.rhoen.info/lexikon/.

In der "Langen Rhön" wurde die Lupine durch den Reichsarbeitsdienst eingeführt und als Untersaat in Fichten-Aufforstungen verwendet, um ihre bodenverbessernden Eigenschaften zu nutzen.
Spontan-Pose für die Daheimgebliebenen: das kollektive Gedächtnis lässt grüßen… (RAD Werbeplakat. Quelle: http://www.calvin.edu/academic/cas/gpa/posters/rad.jpg + a bissel Text geklaut von TAZ/Antifa)
Mit Mäh-Aktionen und per Hand werden die Lupinen noch vor dem Samenwurf entfernt, um die offene Wiesenlandschaft der Langen Rhön zu erhalten.
Mit Mäh-Aktionen werden die Lupinen noch vor dem Samenwurf auf größeren Flächen entfernt.
Fast Gartenarbeit, wären nicht die Flächen riesig und die halsbrecherischen Steinriegel stark verwachsen
Fast Gartenarbeit, wären nicht die Flächen riesig, die halsbrecherischen Steinriegel verwachsen und Samenschoten plus Staude als Masse von beträchtlichem Gewicht
Die starken Krautmassen müssen stehen bleiben - in diesem jahr haben die frühreifen Samenstände und Blüten den Vorrang
Das Kraut muss in diesem Jahr zwischen den Steinriegeln und in seinen “Nestern” stehen bleiben.  Die frühreifen Samenstände und Blüten haben absoluten Vorrang. Sicheln und Häulein bleiben im Auto. Kraftvolle Handarbeit ist gefordert.
Freigeschnitten beeindruckt vor allem der Türkenbund mit oft reichen Blütenständen
Freigeschnitten beeindruckt vor allem die Türkenbundlilie mit oft reichen Blütenständen
Bergflockenblume
Bergflockenblume. Berg-Mähwiesen und Trockenrasen sind besonders artenreich und natürlich voller Insekten.
Schlangenknöterich
Schlangenknöterich – mit Dank für täglich blumige Vorführungen der Projektleiterin,  Naturschutz- und Landschaftsgärtnerin Katja 🙂
Großer Wiesenknopf
Großer Wiesenknopf, Wirtspflanze für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling, *lohnender Link unten – falls Katjas Schilderung doch einmal vergessen wird!!!
Im Kampf gegen die Lupinen: Safari durch die Rhön
Jeden Morgen die Lupinen-Safari auf die Bergwiesen der “Langen Rhön”
Am Ende leuchten die Wiesen als Flecken mit unterschiedlichem Gelb und hellem Grün in der Ferne
Das bedeutende Wiesenbrütergebiet in der bayerischen Rhön kann erst ab Ende Juni bearbeitet werden. In der Ferne der Thüringer Wald; die gemähten Wiesen leuchten in der Sonne malerisch als geometrisches Fleckenmuster in unterschiedlichsten Gelb- und Grüntönen
Der Wetterumbruch kommt rasant und heftig
Weiße, unruhige Wolken flattern hier ständig am Himmel. Der Wetterumbruch kommt rasant und heftig mit peitschendem Wind
Was nun? Weiter - ohne Pause...
Was nun? Weiter, immer weiter – wir entscheiden: ohne Pause…
Im Sonnenschein sah das anders aus...
Im Sonnenschein sah der Mittag anders aus…

Gerissen, gezupft, gemäht, geschleppt, zu Haufen und Reihen geschichtet, haben wir die prachtvolle, vitale Pflanze von morgens 8 bis abends 17 Uhr.  Direkt gewandert sind wir in dieser Zeit nicht. Warum also hier im Wander-Blog? Ohne Frage dürften wir täglich etliche Kilometer mit “Lupinengepäck” im Biosphärenreservat geschafft haben!

Hab's gefunden unter Wikipedia: Zwitscherschrecke oder Zwitscherheupferd
Wikipedia weiß es, Klick vergrößert: Zwitscherschrecke oder Zwitscherheupferd

* Der Wiesenknopf und der Wiesenknopf-Ameisenbläuling – eine seltene Fortpflanzung und Symbiose

Nach der Arbeit sieht es so aus → im BERGWALDPROJEKT in Hillenberg
→ HIER ein Kurzbericht von der Exkursion ins “Schwarze Moor”

→ Wandern von der Langen Rhön nach Tann
→ Fortsetzung von Tann nach Vacha
→ Heimwärts-Exkurs Vacha – Eisenach – Berlin, Regiobus nach Eisenach und Flixbus bis Berlin

 

Fliehen, fliegen, flöten gehn

18. März 2018, Sonntag 12 Uhr. Alexanderplatz Berlin
Kaltes Blau am Himmel. Ich friere äußerlich, innerlich. Kein Wandern, kein Ziel.

Bahnsteig Alexanderplatz. Es zirpt, flötet, singt. Stare tippeln umher, hocken auf Bänken, Stangen und schmal zwischen den Spießen gegen die Tauben. Mit sicherem Instinkt lassen sie sich aus der Hand füttern. Um Fliegen oder Zecken zu schnabulieren, sind sie es gewohnt, auf Schafen oder Rindviehchern zu sitzen. Nur gibt es in diesem urbanen Raum eben Weißmehlprodukte anstelle Insektenprotein dann für die Jungvögel.

Gefieder mit weißen Perlen
Die weißen Spitzen der dunkelbraunen Federn leuchten wie Perlen, stellenweise das Gefieder metallisch grün.
20. Januar 2018, Demo in Berlin gegen Insektensterben, Massentierhaltung, Umweltzerstörung
20. Januar 2018. Demo in Berlin gegen Insektensterben, Massentierhaltung, Umweltzerstörung…
Das Insekt auf Stelzen erinnert mich an meine Lieblings-Florfliege – vor Jahren fast eine Plage an meinem Fenster, längst gar nicht mehr gesichtet.
Beide Geschlechter haben nur zur Brutzeit einen gelben Schnabel
Was bist du??? Ich schätze: zu dreist für ein Weibchen…
Beide Geschlechter haben (nur!) zur Brutzeit einen auffällig gelben Schnabel, dessen Basis beim Star unten hellblau und beim Weibchen leicht rötlich ist.

Seit zwei, drei Jahren haben die Stare in der Brutsaison den Bahnhof Alex okkupiert. Irgendwo in den Mauern scheinen sie Hohlräume zum Nisten zu finden.
Der Eindruck der guten Anpassung täuscht. Die riesigen, abendlichen Schwärme über dem Nachwende-Schlossplatz gibt es nicht mehr (lt. Nabu seit 2014), obwohl die Vögel in den milden Wintern kaum mehr “weitwandern”.
Nabu und Vogelschutzbund haben den Star wegen seines schwindenden Lebensraumes zum Vogel des Jahres 2018 gewählt.

 

In so vielen Menschenleben sieht die Stadt auch wie das Zuhause aus und ist letztlich ein Locus terribilis.
Soll ich aufzählen, was wir hier an uns und der Umwelt für Sünden begehen?

 

Zum Insektensterben siehe auch → “Nichts kommt überraschend” von 1999 / 2019.

Blühende Landschaften

Kurzer Beitrag zu einer langen Wanderung im Braunkohleabbaugebiet der Lausitz
Wandersportverein Rotation mit Wolfgang Pagel, 30 km von Schleife nach Weißwasser am 18.11.2017

Braunkohleabbaugebiet Tagebau Nochten, 18.11.2017
Am Tagebau Nochten, 18.11.2017

HIER → der offizielle Beitrag von Vattenfall zum Tagebau Nochten
Dass die hochgelobte Erzeugung von Biomasse sehr endlich ist, wird nicht gesagt. Das ist schließlich auf dem Wanderweg im Braunkohleabbaugebiet zu sehen für die, die sehen wollen. Dass Spreeverockerung und Sulfatbelastung grenzwertig sind, muss Berlinern auch nicht extra mitgeteilt werden. Wer alle Auslassungen mitdenkt, Fragen stellt, hat einen informativen Film gesehen… Immerhin: Langsam werden wir kältestarren Wanderer nach etwa der Hälfte unserer wenig das Herz erfreuenden 30 Kilometerstrecke vom Boxberger Braunkohlekraftwerk im Bistro Aussichtsturm “Schwerer Berg” (d.h. früher schwer mit Fuhrwerken zu erklimmen) erwärmt.

Wald und Holz, Braunkohleabbaugebiet Tagebau Nochten, 18.11.2017
Wald und Holz, Tagebau Nochten, 18.11.2017

Tröstlich im Vergleich zum Blick über das inzwischen vollständig überbaggerte Naturschutzgebiet “Urwald Weißwasser” (→ Video von 2011) klingt zunächst das Zitat von der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie : “Die Stromversorgung in Deutschland wird Jahr für Jahr grüner.” Passend glaubt man mit der Saubermanns-Zukunftsvision des Internetauftritts 2017 zu bebildern:

Zukunftsvorstellung
Zukunftsvorstellung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Bildzitat von deren Internetseite 2017!

Alle Karten von den vorhandenen und den geplanten Trassenverläufen für die angepriesenen, ökologischeren Stromvarianten zeigen: dieses Bild ist kein Wunschbild, sondern wird länderübergreifend nach Bundesbedarfsplan durch Gesetz von der Bundesnetzagentur verwirklicht. Die wohnortnahen Angebote zum regionalen Bürgerdialog verhindern groß gedachte, nachhaltige Ansätze und Lösungen des Gesamtproblems.
Für Akzeptanz der städtischen Bevölkerung gemäß ihrer Struktur (zumindest der gegenwärtigen und zukünftigen Berliner) braucht es nicht einmal eine Anreizregulierungsverordnung. Wie auf dem Bild soll es aussehen für Scater, Jogger, Biker, Segwayfahrer etc.; nur nicht in Berührung mit Spinnen, Käfern, Brennnesseln, Fuchsbandwurm etc. kommen. Insofern zeigt das Bild vorgreifend verkehrs- und menschenfreie Landschaft, die zum Schutz der verbliebenen Natur nur noch virtuell erlebt werden soll/kann/wird.

Das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert aktuell DEN Wald. Weiß die Hand was die andere tut? Gibt es zwei Hände, damit eine immer vorzeigbar sauber scheint?

Nicht Braunkohle vs. Windkraft und Deutschland umgeben von AKW, sondern eine Möglichkeit nicht nur für den Einzelnen:

ANDERS LEBEN!

Und die blühenden Landschaften?

Raureif, 18.11.2017
Raureif, 18.11.2017

Am Morgen des 18.11. hat der erste Raureif die herbstliche Landschaft überzuckert.
Am Waldrand leuchten überreife rote Preiselbeeren direkt neben ihren noch weißen, kleinen Blüten.

Preiselbeeren, 18.11.2017
Preiselbeeren, 18.11.2017

Wie im Märchen drücken schneeweiße Damhirsche ihre Schnauzen vertraulich durch das Gitter.

Weißer Hirsch
Weißer Hirsch, Damwild, Mühlrose, 18.11.2017

Wie im Märchen…

und fest gefrostet wie im Tiefkühlfach von diesen Waldrändern hinter Schleife: 7 große Röhrlinge, die ich nicht genau bestimmen konnte. Für eine Art Rotkappe waren sie zu gelbbraun, dem Stiel fehlten die schwarzen Schüppchen. Erst am 21.11. morgens mit Appetit als Pilzpfanne verzehrt! (Nachtrag vom 21.11.2017)

Lausitz bei Schleife, 18.11.2017
Lausitz bei Schleife, 18.11.2017

Das sorbische Miłoraz zeigt sich von der friedlichsten, gepflegtesten und gartengrünsten Seite, die man sich denken kann. Doch schaut genau auf die Art der Gärten, auf die Art der Häuser!

Mühlrose, 18.11.2017
Dorfstraße in Miłoraz, 18.11.2017
Mühlrose, 18.11.2017
Miłoraz (Mühlrose), 18.11.2017

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. 50 Jahre, 40 Jahre, 20 Jahre? Für wen? Für was? Wie lange? Manche behaupten, zweifelsfrei zu sein. Es geht um Klimawandel, unsere Erde, die einzigartige Kultur (jenseits von exclusiver Seenlandschaft) dieser und nicht nur dieser nationalen Minderheit. Ein weites Feld.