10. Januar 2019, egal wie viele Kilometer, aber 5 Stunden und pro Stunde 3.600 Augenblicke des Glücks auf und neben dem W 70 im Fläming-Winterwald
Berlin Moritzplatz: hier fängt der Tag niemals lustig an und er hört hier nicht lustig auf.
Berlin Alexanderplatz: Das Gestreusel auf meinem Laugengebäck reicht für das Glück des ansässigen Starentrupps. Stare sitzen auf meinem Rucksack, neben mir auf der Bank, picken mir aus der Hand. Ihr Glück wird mir hold sein – ich weiß es nun.
Brück, Baitz, Belzig: längst scheint die Sonne am strahlend blauen Himmel. Hoffnungsfroh registriere ich die kleinen Schneereste an den Bahndämmen.
Ab Borne: Zu zarten Mintgrünflächen hat der Schnee Wiesen und Felder überzuckert.
Medewitz: Es ist Winter in den rund 150 Meter hohen Bergen! Jetzt ohne Ziel und ohne Absicht einfach nur jeden Augenblick des Glücks genießen!
Medewitz: Schranke öffne dich!
Die Springer Rummel südlich
Kleinste Schätze an großen
In Gedanken und mit herzlichem Gruß an das → Bergwaldprojekt, an Katarina, die so begeistert war von den Moosen im Labyrinth, an denen ich vorüber gegangen war mit Blick nur für große Spalten, an Katja, das schlaue Füchslein, und Veronika aus Biberach, die gar nicht wissen können, wieviel ich profitiert hab von der “kleinen Welt am Wegesrand”.
Eindeutig hier vielleicht das Gemeine Weißmoos. Sternmoos, Schönes Widertonmoos, Schönes Frauenhaarmoos – ohne lateinische Bezeichnung ist keine Verständigung möglich – hab ich gelernt… Zwei Fotos eines Lebermooses, im Mittelalter als Heilpflanze nach der Signaturenlehre similia similibus curentur (Ähnliches heilt Ähnliches) benannt. Gekostet und für gut befunden, denkbar: wir kaufen es demnächst industriell gezüchtet für den Supermarkt – leider auch dann noch schwierigst zu ernten so völlig ohne Stiel wie Moose → (auch für anderes zu nutzen) nun einmal sind.
Fläming-Winterwald
Begrüßung und Abschied
Mit nachträglich großem Dank an Eckhard Knauer vom WSV Rotation Berlin, der in einem feuchten Sommer durch die Wildnis der Springer Rummel unvergesslich und nicht wiederholbar jenseits der Einzäunungen führte.
oder der Klang vom “Großen Tauen” in den vorerzgebirgischen Flusstälern
Exkurs zu den Wanderungen mit Wolfgang Pagel/WSV Rotation Berlin am 10. und 11. März unter dem Motto “Frühlingserwachen im Sternmühlental”
Nachdem von Frühlingserwachen wenig zu merken ist, nun wenigstens das “Ende der Eiszeit” in den tief eingeschnittenen Flusstälern von Zschopau, Schwarzbach, Großer Lößnitz und Flöha. Die kleinen Zuflüsse von den Bergen verharren noch völlig vereist mitten im Lauf. Doch schon mit einem Aufblitzen unter den Sonnenstrahlen formen sich die kantigen Schneekristalle leise zu Wassertröpfchen. Kostbarkeiten, die von Licht, Luft und Erde sofort aufgesaugt werden.
Und an steilen Hängen schleuderte Wasser irgendwann kurzzeitig, aber wuchtig über die Felsen und estarrte zu mächtigen, zusammengebackenen Eiszapfen. Weit und breit kein Schneerest mehr, nur diese Zapfen weichen langsam wässrig-grau auf und sickern unmerklich in das ringsum kältetrockene Laub.
Das bis zu seiner Verwandlung blendend weiße Eis, das sich in Töne von Plätschern und Rauschen auflöst – das bleibt unvergesslich. Schwarze Bäche schießen dann durchs Eis und brechen die zarten Spitzen der gefrorenen Ränder, werden wieder zum Fluss. Letzte zackige Eisschollen oder dünnes Spiegelglas schwimmen langsam davon bis sich wieder eine schneeweiße Fläche von Ufer zu Ufer ausbreitet. In den geöffneten Schlünden zwischen dem Schnee, schwarz wie die Pforten zur Unterwelt, hat das heitere Mittagsblau keine Chance.
Doch dort, wo es nahe an den Fluss geht und genau zu sehen ist, wie das Wasser seinen Weg stürmisch bahnt, wird die Lust wach, mit dem Strom in seiner rasenden Schnelligkeit vorwärts zu treiben. Das waren auch die Natur-Kraft-Wege der frühen Menschen als jedes Land weitaus gefährlicher war. Kraftproben. Das Ende der Eiszeit. Verwandlung. Das kann Frühling bedeuten, aber auch den Beginn eines leichtsinnigen Verlustes der innigen Beziehung zu diesem Urelement (ihr wisst schon: alles was so im Meer landet…).
Die Bilder werden natürlich mit Mausklick in Extrafenster vergrößert. Und echten Klang gibt es zwar bei mir als mp4, aber ich fürchte (ohne Erfahrung) mit der Datenmenge den Blog zu verlangsamen.
17. Februar 2018 im Eilschritt durch Ilsenburg, schlitternd durch das Ilsetal, auf vereistem Pfad abenteuerlich hoch zur Hermannsklippe, jappsend auf dem Hirtenstieg zum Kleinen und Großen Brocken
Steinmassen und Menschenmassen im Frühjahr, Sommer und Herbst. Im Winter sind die Menschen auf Schusters Rappen selten. Man sieht sich und erkennt sich auf dem Rückweg oder der Rückfahrt im HEX wieder.
Die Wetterstation grüßt in voller Pracht vom Brocken.
Die Ilse plätschert neben mir mit weit weniger Wasser als vor zwei Wochen. Anstelle der hängenden Eiszapfen sitzen auf den Steinen nur noch breite Eiskappen. Manche Steine tragen ganz und gar schon eine frühlingshafte, kreisrunde Tonsur für ihren Sonnengott.
Hals- und Beinbruchgefahr allerdings beidseitig im Ilsetal: Stöcke haben keine rettende Funktion. Die Schuhe rutschen rückwärts und auf dem Rückweg ständig erschreckend vorwärts.
Auf schmalem Pfad gen Brocken erweist sich am sichersten das Steinbett eines flachen Bächleins oder der Tiefschnee, von dem man selten ahnt, wie tief er ist.
Drei und eine halbe Stunde haben die lt. google maps angezeigten rund 13 Kilometer ab Ilsenburg Bahnhof zum Bergscheitel gekostet. Nur zwei Stunden dagegen abwärts bis zum Ortseingang – das dürften bis zur Stempelbuche 6 km/h gewesen sein. Die Straße nach Ilsenburg aber wurde wieder zum Seiltanz.
Ab Hirtenstieg läuft es sich flott auf getretenen Spuren – falls die Kondition trainiert ist und falls man auf Fahrrad oder Langläufer verzichtet hat…
Der Panzer-Betonplattenweg ist unter Schnee begraben, weitgehend auch die Granitbrocken des “Blocksberges”. Die Notdurft zu verrichten erweist sich als schwierig, nahe am Weg sind die Bäume rar. Ich rutsche ab und mache ein Sitzbad – eine interessante, gar nicht betrübliche Erfahrung mit nacktem Hintern bei wahrscheinlich keinem einzigen Minusgrad.
Schneebehangner Scheitel,
Den mit Geisterreihen
Kränzten ahnende Völker.
Johann Wolfgang Goethe, aus “Harzreise im Winter”.(1749 – 1832), G.Poetische Werke (Berliner Ausgabe), Band 1. Berlin und Weimar 1972
Der Gipfel zeigt sich harmlos. Fast windstill wirkt es. Die Handschuhe lohnt es nicht hervorzukramen. Um den Berg wechselt neblig dichte Atmosphäre unmerklich mit offenen, weiten Wolkenlöchern. Die Sicht ist unspektakulär gut bis zur Eckerntalsperre mit einer wahrscheinlich dünnen Eisschicht. Ringsum dunkle Wälder.
Es war wohl das letzte, weiße Winterwochenende im Harz.
Die Sehnsucht nach dem wieder ausgefallenen Winterzelten, nach Schlittschuhlaufen auf einem See oder der Spree mischt sich mit der Melancholie des Abschieds.
Lob des Winters
Verzeiht, ihr warmen Frühlingstage,
Ihr seid zwar schön, doch nicht vor mich.
Der Sommer macht mir heiße Plage,
Die Herbstluft ist veränderlich;
Drum stimmt die Liebe mit mir ein:
Der Winter soll mein Frühling sein.
…
Der Winter bleibt der Kern vom Jahre,
Im Winter bin ich munter dran,
Der Winter ist ein Bild der Bahre
Und lehrt mich leben, weil ich kann;
Ihr Spötter redet mir nicht ein;
Der Winter soll mein Frühling sein.
Johann Christian Günther, 1695 – 1723, Gesammelte Gedichte. München, Wien 1981
Der Brocken im Winter
oder der Tag als der Hex über den Brocken fuhr
Anruf-Konversation im Zug: “Wo warst du?” “Auf dem Brocken.” “Was hast du dort gemacht?” “Nichts.”
Reaktion der mithörenden Wanderer: “Gute Frage!”
Der HEX – wenigstens er an diesem Abend von den Geistern geritten – möchte in diesem Moment zu einem berichtenswerten Event beitragen. Er hebt sich mit Donnergetöse kurz hoch aus den Gleisen, kippt leicht samt allen lose und locker liegenden Dingen, wirft die Schlummernden aus dem Schlaf. Die Schreckensnachricht verbreitet sich: keine Verletzten, keine Felsbrocken auf den Gleisen, aber der Brocken eines wilden Schweines wurde platt gemacht. Nothalt und Inspektion des Zuges in Brandenburg. Schnell entschlossene Anwohner können ihre Fahrzeit mit Sprung verkürzen – hatten die das Schwein bestellt??? Ansonsten kleben wohl nur einige blutige Borsten am Zuglack.
8. Februar 2018 im Nationalpark Unteres Odertal zwischen Schwedt und Criewen.
Wie sieht es denn im Polder aus?
Ein Winter-Highlight unter Führung von Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin
Polder sind eingedeichtes Gelände, um den Wasserstand – hier der Oder – bei Hochwasser zu regulieren. Bei anhaltendem Frost bildet sich eine relativ einbruchsichere Eisdecke. Ursprüngliche, kleine Fließe können allerdings gefährlich werden, ebenso tiefe Senken. Auf eigene Gefahr in jedem Fall und nur mit restlosem Vertrauen kann dem Wanderführer gefolgt werden. Dass noch weitere Kenner dieser Gangbarkeit leben, bezweifle ich.
Liegt der Wasserspiegel der Oder unter dem der Polder, wird Wasser wieder in den Fluss abgelassen. Dann bleibt über dem entstehenden Hohlraum die Eisdecke erhalten. Von was aber gehalten???
Unter den Füßen knackt, zerbirst oder bricht es. Das Adrenalin steigt rasant.
Geschieht das Vereisen schnell, bildet das abfließende Wasser um vorher überschwemmte Bäume riesige Kristall-Lüster. Cristian Andersen wusste nur zu gut, wie Eis in solch zauberhafter Gestalt nicht nur den Blick fesselt. Sogar die Seele verliert sich in solcher Landschaft – von den sich direkt auf dem Fluss auftürmenden Eisschollen à la Caspar David Friedrich ganz zu schweigen.
Die Situation in diesem Jahr entspricht jedoch dem Regen in unseren Landen. Die Polder sind geflutet. So weit das Auge reicht: ausgedehnte Wasserflächen. Das Abfließen dürfte noch ein, zwei Wochen dauern. Anhaltender Frost ist nicht in Sicht. Entsprechend wandern wir dieses Jahr nicht kreuz und quer, sondern auf schnurgeradem Damm zwischen Oder und Polder von Schwedt über Zützen nach Criewen. Manchmal zweigen alte, wesentlich niedrigere Deiche ab. Genau wie der Wiesenweg unterhalb am Wasser enden sie auf dünnem Eis oder trügerischem Gras, das unter den Schuhen versinkt.
Alles Weiß gleißt in der Sonne. Nur wer ganz genau schaut, entdeckt in den hoch gewachsenen Kristallen en miniature das eisige Reich der Schneekönigin.
Im Schlosspark Criewen (das ist aber schon eine andere Geschichte) laufe ich allein noch ein Stündchen unter Sonne, ganz ohne Wind in knackiger Luft. Der „Weg der Auenblicke“ ist gesperrt, hier ist noch nicht offiziell frei geschnitten. Dafür wird im Park gekappt, gesägt und melioriert.
Am Himmel ziehen in hohen Tönen rufende Gänse. Kommt jetzt der Winter? Auf den Storchennestern liegt Schnee als duckten sich darin die Vögel. In Brandenburg wurde der erste Storch bereits gesichtet. Was mag ihn getrieben haben?
Kurz noch in der „Linde“ in Criewen. Dort weiß man sogar, wie Soljanka mit Zitrone und saurer Sahne zubereitet wird. Alles andere hinterlässt ebenfalls zufriedene Gäste bis der Bus von Criewen nach Bahnhof Angermünde bringt.
In Berlin glaubt niemand an den so nahen, echten Winter unter strahlender Sonne.
Ein Tag, der glücklich macht: raus aus der Berliner Tristesse und mit dem HEX günstig hin und zurück in den HARZ. Freudig erwartungsvoll und entspannte Stimmung, eine andere Gemeinsamkeit als mit der DB. Der Zug proppenvoll mit Skiern, Schlitten, Hunden. Alle kleinen Menschen verschlafen den Sonnenaufgang und abends wieder den Sonnenuntergang. Aber die Zeit dazwischen!!!…
Ein Jahr früher mit einer zielsicheren Brocken-Gruppe in Hast die Ilse entlang – ohne zu fotografieren. Das möchte ich nachholen. Gelungen ist es nicht, diesen kurzen, aber vielleicht schönsten Harzer Wanderweg festzuhalten. Die Ilse rauscht, tost, plätschert zuallererst in und für die Ohren und entwindet sich weniger als zarte Prinzessin, denn als ein listiger Kobold in Sonnengefunkel oder tiefem Dunkel.
Wie muss sich diese Ilse anhören zur Zeit der „Wilden Jagd“, mit Blitz, Donner und Orkan über Wald und Wasser hinweg, wenn ringsum die Bäume wie Streichhölzer knicken?
Ilse gurgelt unter den Stämmen und die deutsche Sprache bringt mich zum Grübeln.
Am Anfang ist „die“ Quelle, dann wird es „der Bach“. „Das“ Bächlein besitzt dazu eine gewisse Logik, bald aber ist der Bach zwar „der“ Fluss, statistisch jedoch eindeutig eher eine „sie“ als ein „er“.
Auch den zart besaiteten (glaubt man seinen Gedichten) Heine* hat DIE leise plätschernde Ilse verlockt, zur „Blümchenzeit“ allerdings und mit Flausen in seinem jungen Kopf. Der schmale Pfad entlang der Ilse heißt heute touristisch lockend „Heinrich-Heine-Weg“.
Die Ilse zur jetzigen, frühen Jahreszeit gleicht eher einer Loreley als einer süßen Gefährtin. Auf fast neun Kilometern stellt sich Prinzessin oder auch Wasserfee Ilse als das Gegenteil dar von dem, was kleine Mädchen in perlenbestickten Spitzenkleidchen erträumen. Wenn die Sonne mit ihrem weißen oder goldenen Licht das Wasser schmückt, mag eine Erinnerung daran aufblitzen. Aber die Ge-fähr-tin birgt deutlich eher Gefahr. Ilse gleitet nirgends seidenweich über das Gestein, manchmal entzieht sie sich leicht kräuselnd. Dann aber schlägt ihr Wasser schroff gegen die Steine, jagt und sprudelt hier hinab und da prallt es gegen das Ufer, zerstäubt in Tröpfchen langsam zu Eiszapfen, wenn nicht wieder das Wasser von und mit allem fortreißt. Der Fluss wühlt und schäumt mit Getöse in seinem (oder ihrem?) Bett wie der erymanthische Eber, den erst Herkules besiegen konnte.
Heine wurde wohl eher becirct von einer täuschenden Ilsebilse…
Bis zu den oberen Ilsefällen und der Bremer Hütte reicht mir. Weg und Anstieg zum Brocken sind mühselig. Also noch einmal die Ilse abwärts, diesmal bis zum Ortsausgang bei den ehemaligen Hüttenwerken, wo Wanderer selten hinfinden.
Vorher lohnt das Abbiegen auf die Berge über Ilsenburg und zu dem über 1.000 Jahre alten Kloster hoch über dem Tal des Flüsschens. Das Kloster befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Jagdpfalz Elysynaburg, vermutlich von König Heinrich I.** gegründet. Elysium als sofortige Assoziation, die Insel der Seligen, vom Okeanos oder eben der Ilse und den vom Brocken her ziehenden Nebeln umflossen… Als an dieser Stelle das Benediktinerkloster*** entstehen sollte, wurde die Burg auf den Ilsenstein verlegt.
Seit 2000 werden die Klostergebäude saniert. Die Architektur ist sehenswert, aber weder ad hoc noch mit dem überreichten, dilettantischen Wegezettel zu erschließen. Im Dormitorium ein informativer Raum zur Reform der Wernigeröder Forsten**** und das Modell der Straße der Romanik, beides würde lohnend mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Die Klosterkirche als letzte Station des Rundganges trotz baulicher Veränderungen in ihrer strengen, großartigen Einfachheit ein in vieler Hinsicht bedeutendes Erlebnis .
Über der Apsis eine Ende 16. Jh. datierte barock bemalte Holztonne – wie der bewegte Himmel über dem Harz, darunter eine geschnitzte Altarwand von bedeutender Qualität und Pracht und ohne Fassung, Kanzel und Taufengel dagegen farbig. Teile des Estrichs sind mit Ritzzeichnungen erhalten: lebensgroß wirkend ein Hirsch mit anspringendem Hund.
Inzwischen glüht der Himmel goldfarben über den Bergen von Ilsenburg und spiegelt sich in allen Pfützen und Gewässern. Ein letzter Blick auf die Ilse von der Stahlwerkbrücke hinter dem Bahnhof. Die Brücke wurde um 1905 zusammen mit dem Siemens-Martin-Stahlwerk gebaut, das wurde bereits 1911 wegen Unrentabilität wieder stillgelegt.
**Heinrich I. (der Vogler) war Herzog von Sachsen und von 919 bis 936 König des Ostfrankenreiches.
Geboren: 876 n. Chr., Memleben
Gestorben: 936 n. Chr., Memleben; bestattet: Stift Quedlinburg
Memleben ist MIR wichtig: die Pfalz wurde regelmäßig während der Pfingstwanderfahrten auf der Unstrut besichtigt.
**** um 1765 in Ilsenburg Gründung der ersten deutschen Forstlehranstalt als Meisterschule
durch Hans Dietrich von Zanthier
Die Ilse hat mich genarrt, ich finde in den Bildern nur Stückwerk, der Fluss wirkt zerbrochen/gebrochen wie das Holz, aber sie war doch ständig ganz lebendig neben mir!?
17.1.2018
Kreuz und quer auf den Schleichwegen von *Räuber Habakuk durch das Naturschutzgebiet Gränert bei Kirchmöser
Der Tag verspricht Himmelsgrau und dustere, braunschwarze Eintönigkeit – natürlich mit Regen, eventuell Schneeregen (auch nicht besser). Ich operiere an meinem Wanderplan: verkürzt auf geradem Chausseeweg in den Gränert, einmal den Weg mit rotem Kreuz auf weißem Grund rund und nach ca. 10 Kilometern nix wie bis Mittag zurück sein in Berlin. Das wäre die Ergänzung zu meiner ersten Wanderung auf den Spuren von Habakuk im Gränert.
Ab Werder überzieht die Felder ein leichter Schneefilm. Dann vielleicht doch die offene Landschaft von Wusterwitz? Vor Brandenburg plötzlich sind die Bäume und der Wald weiß.
Waaahnsinn! Ich hab den Winter erwischt!
Plus Sonne!
Direkt an dem alten, natürlich auch verfallenden Bahnhofsgebäude von Kirchmöser kurz durch eine dörfliche Straße geht es zum Möserschen See. Wen interessiert dieser Winter? Eine junge Frau nutzt das Smartphone, zwei Hunde halten Frauchen und Herrchen fit. Dann beginnt Einsamkeit. Das alles wird im Sommer anders sein, sogar an den verschwiegensten Stellen werden Angler hocken.
Auf dem See wimmeln schattenschwarze Blesshühner. Ihr weißer Schnabel hebt sich in der Helligkeit des Tages nicht ab. Ein Reiher auf Lauer, Gänsesäger, Graugänse, Schwäne und in der Ferne eine Kolonie Silberreiher.
Der Weg biegt ab und verspricht nicht viel parallel zur Bahn. Hinter einer kleinen Brücke entlang des Bachufers nur die Ahnung eines Pfades auf diese Halbinsel oder Landzunge wo die Silberreiher stehen. Klar, da gehe ich!
Der Pfad verliert sich sofort zwischen umgestürzten Bäumen, Tümpeln, wässrigen Senken. Das Gebiet gehört zum Gränert. Riesige Brettwurzeln alter **Ulmen erinnern an Mammutbäume. Wilderes in unseren Landen kann ich mir in diesem Moment nicht vorstellen. Ein Wildschwein rast auch durchs Gebüsch – ich höre es nicht trotz seiner Schnelligkeit. Ohne Schnee hätte ich es niemals zu Gesicht bekommen. Irgendwann stolpere ich über Ziegel und Grundmauern (ein früheres Forsthaus). Die Silberreiher habe ich wohl vertrieben. Zwei Kraniche mitten auf einer Wiese schreien als würden sie abgewürgt, erheben sich erst spät, aber so niedrig vor dem Hintergrund der Bäume, dass sie sich trotz Nähe für ein Bild nicht deutlich genug abheben.
Über den Hechtgraben geht es ein Stück zivilisiert bis zur Mündung der Buckau in den Breitlingsee. Jetzt gibt es die Wahl: weiter betoniert, wegelos die Schienen überqueren oder unter der Brücke hindurch. Ob es am Ufer der Buckau überhaupt weiter geht, ist fraglich – ein Blick über den Bahndamm und dann natürlich gleich auch drüber…
Ich wusste es: die Buckau ist ein naturbelassenes Flüsschen wie ich es liebe. Das Wasser strömt flott und hoch bis an die Kante des Uferpfades. Nichts ist freigeschnitten von den letzten Stürmen.
Aus den zwanziger Jahren gibt es ***Berichte von Befahrung mit Kajak; inzwischen ist dieser Abschnitt der Buckau dafür gesperrt.
Der Gedanke tut weh: nicht viel weiter westlich quält sich die Plane kanalisiert durch ihre seither eintönige Umgebung. Sicher, erst die Entwässerung hat in diesen sumpfigen und moorigen Gebieten die Ansiedlung (Deutsche vs. slawische Heveller) möglich gemacht. Längst wäre der Rückbau solcher mittlerweile Sünden fällig – es bietet sich an als Ausgleich für Windkraftanlagen. Den Landschaftsschändern fällt halbherzig vom Schreibtisch aus jedoch nur unaufwändig Naheliegendes ein, gern eine schnurgerade Hecke…
Wo der Magdeburger Heerweg die Buckau kreuzt, geht es schräg hinein wieder in den Gränert. Moore Bäche, Hügel, Hänge, Laubmischwald und der Diebesgrund, das Versteck vom Habakuk. Bis auf kurze Strecken alles wegelos, wahrscheinlich ist auch wegen des Schnees nichts zu erkennen. Nur der nicht sehr einladende, rings um den Gränert führende Hauptweg ist beräumt.
An der Spitze von Gränertweg und Heerstraße steht eine kleine Natursteinpyramide – der alte Quitzow würde sich im Grabe rumdrehn: von hier aus haben die Hohenzollern Brandenburg übernommen, erobert, zivilisiert oder weiß der Geier was – bitte das Problem mit ****Fontane erörtern…
Die Silberquelle war trotz der Geradlinigkeit des Wegweisers nicht zu finden – immerhin soll sie in Stein eingefasst sein. Der bezeichnete Weg führt forstmäßig breit zum Gränertweg und biegt einzig zwei Mal dorthin ab – das kenne ich von meiner ersten Suche. Der Wegweiser muss verdreht sein, obwohl der Pfahl fest wirkt. Nun gut, ohnehin soll die Quelle nicht mehr Wasser geschweige denn Silber sprudeln.
Erinnert sich noch jemand an eine Ski-Wanderung zu Silvester durch tief verschneiten Wald und mit den Kirchenglocken aus dem Tal? Mehr gab es nicht. Dennoch ist es meine wunderbarste Silvestererinnerung. Später eine immer verschreckte Katze unterm Bett und viele Jahre Kindergeburtstagsfeiern…
Na ja, die vereinte Menschenmenge am ersten Silvester nach der Wende am Brandenburger Tor war hoffnungsvoll symbolisch auch beeindruckend.
Wer bietet Erlösung aus Glitzerrummel, knallendem Moloch, rauchiger Luftverpestung und Berliner Problem-Hochhaus? Suche Jahr für Jahr ca. vom 25.12. – 1.1. stille, einfache Stätte in wanderbarer Gegend. Abgelegen, aber naturgesetzeskonform, überfall- und WOLFSSICHER wenigstens ein Zeltplätzchen…
WOLFS-NACHTRAG 12. Februar 2018
→ 12.2.2018 MAZ: Die Wölfe bei Steinberg – Märchen oder was???
Dazu passend meine diversen Wolfsängste beim einsamen Wandern oder gar einem Biwak im Fläming…
Nicht weit her geholt!!! Im Gränert bei Kirchmöser wurde voriges Jahr auch schon ein Wolf geortet.
Ausgepowert am Abend und verschwitzt nach einer Wanderung: ich muss nicht mal ein Wolf sein, um mich mit einem Schaf zu verwechseln… Und spät abends zur Fütterung der Wölfe in den Tierpark Kunsterspring gewandert, das werde ich auch nicht vergessen: → heulende Wölfe bereits lange im Voraus im dunklen Wald. Die üblicher Weise Motorisierten mussten es vom Tonband hören, mit dem Fleisch vor der Nase gab es die angekündigte Tierpark-Ruhe und Entspannung… Ja, es lässt sich trefflich auf dem Sofa schwärmen von Wölfen.
Eigentlich wollte ich mir folgenden Link aufsparen für einen anderen Beitrag. Nun füge ich ihn an als eine meiner absoluten Lieblingsseiten im Internet, mit seltenem und akribisch recherchiertem Wissen: ***Wolfsziegel / tuile à lupe / the Wolf-Tile***,
schwierig zu finden hinter all den Links zum Film und einigen weniger zum Buch “Der Wolfsziegel” von Jean-Marc Soyez, u.a. 1977 in buchkünstlerischer Ausgabe des Paul-List-Verlages erschienen.
Nutztierrissen in der Agrargenossenschaft Ziesar, bei privaten Muttertierhaltungen und im Streichelzoo von Eulenmüller Otto Schmücker, dem acht Schafe gerissen wurden! Das letzte Kamerunschaf der kleinen Herde fand vor wenigen Tagen am helllichten Tag den Tod.
Dort auf der wunderschönen Wiese der einsam gelegenen → Eulenmühle ist es möglich und wollte ich im August mit meinem Enkel zelten. Hat nicht geklappt. Das wär eine nette Nacht geworden…
6.9.2018wolfsinteressiert herumgelesen:
Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Grundriss der vergleichenden Verhaltensforschung, überarb. Aufl.1999.
Aha, Säuger leiden unter “Dichtestress” (S.571 ff).
Das berechtigt auch mich zu märkischer Wolfsangst und erklärt meinen Metropolenstress.
Um hier einen Link einzufügen, google ich: 2014 in der Schweiz zum Unwort des Jahres gewählt. “Rassistisch”. “Rechtspopulistisch”. Hätt es mir denken sollen – die Gedanken sind bei keinem Thema mehr frei.
19.1.2017: Von Bad Belzig nach Hagelberg und zurück.
Im Fläming liegt dicker Schnee. Kein knackender Zweig, der Schnee schluckt jeden Laut. Ich hinterlasse einsame Spuren und komme kaum vorwärts: überall verwunschener Schnee-Elfenwald.
Selten erhebt sich lautlos ein Raubvogel und fliegt über den Weg zum Feld. Ein geschäftiges Rotkehlchen ignoriert mich völlig.
Stehen irgendwo noch Bäume aus den Kriegsjahren um 1813?
Ganz leise soll es gewesen sein im Wald bis zum Anbruch der Schlacht bei Hagelberg. Durch den Belziger und Lübnitzer Busch musste man erst einmal durchkommen, um ohne Hindernisse losschlagen zu können.
Auf den historischen Karten führen nicht mehr Wege als heute durch den Wald.
Aus unzugänglichen, kleinen Gründen tönt der Schreckruf von Rehwild. Auch im Wald ist niemand sicher. Von Kriegszeiten künden in allen deutschen Landen Namen wie Streitholz oder Schreiholz, Schanzen und wüste Dörfer. Ich versuche mir die Gefechte vorzustellen, das Schicksal der Landwehr.
Am Waldrand, um Bäume gruppiert: mittelgroße Feldsteine. Das sind keine Lesesteine. Zeichen alter Gräber? Tiefer im Wald hätte zwischen Wurzeln nicht schnell genug ein Grab ausgehoben werden können. Es ist nirgends beschrieben, wo die Ermordeten begraben wurden.
Abwärts nach links stolpere ich wegelos, um aus Richtung Klein Glien direkt auf das neue, architektonisch gedachte Denkmal von 1955 zuzumarschieren. Es soll speziell an die deutsch-russische Waffenbrüderschaft erinnern. Die Landwehr war international, mit Kosaken,Schweden, polnischen Ulanen, auch gepressten oder welschen Franzosen.
Dann stehe ich auf der Bergkuppe vom Hagelberg mit seinem schlichten Gipfelkreuz und einem weiten Blick ringsum. Direkt auf dem Berg saßen die napoleonischen Truppen.
Texte getextet, wahrscheinlich je nach Zeitenlauf variiert. Unterhalb des Berges ist das alte Denkmal von 1849 zu finden. Als Kolbenschlacht ging die Schlacht bei Hagelberg in die Geschichte ein: man metzelte sich aus nächster Nähe mit Gewehrkolben und Bajonetten nieder, weil das Pulver im Regen nass geworden war. Freiheit oder Tod als Losungswort.
Das war an einem heißen Augusttag. Der damals blutrot gefärbte Teich im Dorf: heute ein trüb dunkles Wasser ohne Eigenschaften.
An einer Kreuzung hinter dem Bahnhof Bad Belzig temporäre Kunst: ein Christus im Leiden und ein sündenlos Auferstehender im Angesicht Gottes.